Sintfluten am Mittelmeer

Regenfälle von selten gesehenem Ausmaß haben in den letzten zwei Tagen Teile des italienischen und französischen Mittelmeerraumes und des Zentralmassivs getroffen. Dafür ist das Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren verantwortlich. Einer der wichtigsten Akteure ist der (Ex-)Hurrikan „SAM“, der sich zu diesem Zeitpunkt östlich von Neufundland auf dem Atlantik befand. Dort begann die zunehmende Eingliederung in die Westwindzone. Eine günstige Lage der Druckgebiete mit einer zunächst zonal ausgerichteten Höhenströmung sorgte dafür, dass rasch sehr viel Luftfeuchte von „SAM“ über den Atlantik Richtung Europa transportiert wurde, wo der Anschluss an ein zentrales Tiefdruckgebiet vor Norwegen erfolgte. Einmal verbunden konnte dieses Tief vor Norwegen immer weiter Luftfeuchte von Hurrikan „SAM“ quer über den Atlantik pumpen – es bildete sich ein sogenannter Atmosphärenfluss. Mit einem neu formierten Trog auf dem Atlantik wanderte dieser Fluss zusehends südwärts, sodass die Feuchte in Richtung Mittelmeer gelangen konnte. Klimatologisch betrachtet wird deutlich, wie herausragend dieses Ereignis ist, denn der absolute Feuchtegehalt der Luft betrug das doppelte des um diese Jahreszeit üblichen Wertes. Dies spiegelte sich auch in den Werten des niederschlagbaren Wassers wieder, die im Mittelmeerraum um 40 Millimeter betrugen.

Im Zusammenspiel mit der Kaltfront des vor Norwegen liegenden Tiefs konnte dieses Feuchteband nun abregnen. Zunächst lag diese Kaltfront am vergangenen Sonntag (3.10.2021) unter anderem über dem Zentralmassiv. Dort herrschte vorderseitig und bodennah eine kräftige Südostströmung, die frontal auf die Gebirgskette des Zentralmassivs prallte. Zusätzlich sorgte ein Bodentief in Verbindung mit Frontogenese für zusätzlichen Hebungsantrieb. So wurde direkt vor der Kaltfront Konvektion ausgelöst, die sich über Stunden hinweg immer weiter intensivierte und so den außergewöhnlich hohen Feuchtegehalt der Luft direkt in Starkregen umsetzen konnte. So regnete es anschließend über etwa gut 12 Stunden hinweg mit Raten zwischen 20 und 60 l/m² pro Stunde. Aufsummiert kamen so an einigen Stationen am Ostrand des Zentralmassivs Niederschlagssummen von weit über 100 l/m² in 24 Stunden zusammen. Die höchsten Mengen wurden im Ort Villefort gemessen. Dort fielen bis Sonntagabend 459 l/m² innerhalb von 24 Stunden, davon 251 l/m² innerhalb von 6 Stunden.

Am gestrigen Montag (4.10.2021) verlagerte sich das Geschehen mit dem Vorankommen der Luftmassengrenze und des Feuchteflussbandes dann weiter nach Osten an die italienische Mittelmeerküste nach Ligurien. Dort traf die Luftmasse auf die dortige Steilküste. Gleichzeitig sorgten die vorhandene Trogvorderseite sowie ein Bodentief über Oberitalien für Verstärkung der durch die Geländebeschaffenheit bereits erzwungene Hebung, was im Zusammenspiel mit der extrem feuchten Luft zu intensiver Konvektion führte. Es bildete sich ein quasistationäres Starkregencluster, das sich in einem Zeitraum von etwa 12 bis 18 Stunden über die dortige Region ergoss. Verbreitet wurden Mengen zwischen 100 und 200 l/m² registriert, an einzelnen Stationen wurden diese Werte aber weit übertroffen. Den Rekord hält voraussichtlich die Station in Rossiglione mit atemberaubenden 848 l/m² in 24 Stunden – ein Wert jenseits jeder sonst gebräuchlichen Skala. 700 l/m² fielen davon innerhalb von 12 Stunden. Vereinzelt wurden in der Region auch Stundensummen von 150 l/m² erreicht. Folgen dieses Extremereignisses waren unter anderem heftige Sturzfluten und Murenabgänge. Vermutlich wird man in den kommenden Tagen in den Medien noch einiges über die Unwetter in der dortigen Region hören.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.10.2021

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Warum bei Südföhn Nordwind weht

Warum geht bei Süd-Föhn am Alpennordrand Nordwind?

Rund um den Föhn gibt es viele Mythen, falsche Annahmen und leider auch immer noch zuwenig Fachwissen. Aber ein paar Dinge lassen sich recht leicht erklären, zum Beispiel an der Wetterlage am 3. und 4.10.2021.

Am Sonntag den 03.10. wehte extrem guter Föhn und der Kochelsee ging den ganzen Tag. Was unter anderem auch daran lag, das wir einen Föhn hatten der nicht klassisch vom Genuatief kam, sondern von einem Hoch im Mittelmeerraum und das Tief lag über dem Europäische Nordmeer und Nordatlantik, daher findet dann der Luftmassenaustausch auch über eine weite Strecke hin statt, die Isobaren waren entsprechend dicht bei uns gedrängt, so eine Lage sorgt für ordentliche Belüftung, wie auf den Bildern gut zu sehen ist.

Viele von euch nutzen die Föhndiagramme um zu entscheiden an welchen Spot Sie fahren, ob da genug Wind geht. Am Achensee wird das Diagramm gerne für Nordwind genommen, obwohl es von der Position der Wetterstationen und der daraus folgenden Hochrechnung der Daten dafür eher weniger geeignet ist. pgradient de

Da der Nordföhn im südl. Österreich und Norditalien u.a. auch von den aus W-NW kommenden Kaltfronten am nördlichen Alpenrand erzeugt wird, ergibt sich trotzdem häufig eine Korrelation zwischen Diagramm und Nordwind.

An Tagen wie heute aber nicht!

Daher kommt hier die Erklärung und warum der Blick auf singuläre Wetterdaten, Diagramme ohne Berücksichtigung des großen Ganzen selten gut funktioniert. 🙂

Wie man schon im ersten Bild erkennen kann, kommt von Westen her eine Kaltfront, diese Kaltfront sorgt dann am Montag für den Nordwind und zwar im Zusammenspiel mit dem Südwind! Die Kaltfront sorgt wie der Name schon sagt für kalte Luft, kalte Luft hat eine höhere Dichte, ist schwerer, daher sinkt die zu Boden sprich der Luftdruck ist dort höher.

ZAMG Isobarenkarte BK BodAna Sat 2110031200

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Addicted Sports Webcam Kochelsee

Gleichzeitig weht aber Inneralpin immer noch der Föhn und sorgt bis in das Inntal für warme und damit leichte, aufsteigende Luft, daher ist der Luftdruck dort niedrig. Siehe Abbbildungen von Wettteronline zum Druck und Windrichtung.

Die Natur will immer für Ausgleich sorgen, die Kalte und schwere Luft strömt immer vom hohen zum niedrigen Druck, vom Hoch zum Tief. Die Alpen sind aber ein massives Hinderniss, also sucht sich die Luftmase den einfachen Weg und der geht über den Achenpass in das Inntal bzw. generell über Einschnitte, Täler in den Alpen.

Beim klassischen Föhn geht das meist zwischen 1 und 3 Stunden, denn die kalte Luft fließt nur so lange bis das Inntal mit kühlerer Luftmasse aufgefüllt ist und kein Luftmassenaustausch mehr erfolgt bzw. nur mehr ein schwacher Fluß plätschert der keinen guten surfbaren Wind mehr erzeugt. Zudem bricht dann der Föhn zusammen und es regnet. Kommt der Regen ist der Spaß vorbei.

Wenn aber wie aktuell das Hoch südl. der Alpen liegt und ständig weiter warme Luft ins Inntal schaufelt, kann sich die frischeingeflossen Kaltluft auch immer wieder erwärmen und es dauert länger bis sich das Inntal füllt bzw. abkühlt, der Wind weht deutlich länger. So wirkt sich der Föhn der nicht mehr bis ins Voralpenland reicht, positiv auf den Nordwind aus obwohl der Achensee ein klassisches Föhntal ist und viele eher Föhn als Nordwind erwarten würden.

Addicted Sports Webcam Achensee Nordwind

Es lohnt sich also immer nicht nur auf einen Wetterdienst oder eine App zu schauen, sondern das System im ganzen zu betrachten und was es vorhat, was passieren wird. Isobarenkarten mit eingezeichnten Kaltfronten sind da unabdingbar und der Blick auf aktuelle Wetterdaten zum Abgleich wie gerade der tatsächliche Stand zur Prognose ist, schadet auch nicht.

Mehr Informationen über den Föhn findet Ihr auch im Newsarchiv:

https://www.windinfo.eu/die-klassische-foehntheorie/

https://www.windinfo.eu/hydraulische-foehntheorie/

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Bilder: ZAMG, Wetteronline, Windfinder, Addicted Sports

Luftdruck Oesterreich
Wind D Aut
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Der Herbst zeigt zunächst seine ungemütliche Seite. Goldener Oktober ab dem Wochenende?

Das Wetter in Deutschland wird derzeit von einem großräumigen Tiefdruckkomplex über dem Nord- und Nordostatlantik dominiert. Dabei tritt das Tief BENNI westlich von Norwegen als steuernde Einheit auf und schickt zudem seinen Tiefausläufer über Mitteleuropa hinweg bis in den nördlichen Mittelmeerraum, um dort an das Tief CHRISTIAN anzudocken. Zudem nähert sich vom Atlantik das Randtief DIDI, welches mit der Strömung Richtung Nordsee geführt wird und sich dabei auch prächtig entwickeln kann. Starke Hochdruckgebiete haben dagegen keinen Zugriff auf Mitteleuropa. Das Azorenhoch kann allenfalls das Wetter auf der Iberischen Halbinsel beeinflussen, das starke Hoch LIOBA über Nordwestrussland vergrößert nur ab und an seinen Hoheitsbereich bis nach Südosteuropa.

Somit bleibt Deutschland zunächst Spielball der Tiefdruckgebiete. Am heutigen Montag und auch in der Nacht zum Dienstag sorgt schließlich der Tiefausläufer von BENNI in Kooperation mit Prozessen aus höheren Luftschichten vom Südwesten bis in den Nordosten für Regenwetter. Denn im Umfeld der Front sowie auch im Bereich der Tiefs steigt die Luft auf, kühlt sich ab und generiert durch Kondensation sowie Tropfenwachstumsprozessen Regen. Zwischen dem Tiefausläufer und dem Tiefdruckkomplex über dem Atlantik kommt es allerdings zu kompensierendem Absinken. Wenn die Luft aufsteigt, muss sie aufgrund des Massengleichgewichts auch irgendwo absinken. Dies geschieht heute im Nordwesten und Westen Deutschlands sowie den Beneluxstaaten, wo die Sonne auch mal länger scheinen kann.

Ab Dienstag übernimmt dann das Tief DIDI das Wetterzepter. Während der Ausläufer von BENNI langsam nach Polen abzieht, rauscht DIDI in die südliche Nordsee. Auch er hat auf seiner Südseite einen Tiefausläufer im Gepäck, der ab Dienstagmittag von Westen auf Deutschland übergreift. Neben teils kräftigen Regenfällen bläst er vor allem in der Westhälfte auch ordentlich, sodass die Regentropfen durch die Luft peitschen. Weil es dem Tief über der südlichen Nordsee gut gefällt, macht es dort auch länger halt und wirbelt bis Donnerstag immer wieder Regenwolken über da Land hinweg. Etwas bevorzugt ist ab Mittwochabend allenfalls der Osten, der zwischen DIDI und dem Ausläufer von BENNI über Polen liegt. Hier kann z.B. das beschriebene kompensierende Absinken wieder wirken und die Wolken teilweise auflösen.

Außerhalb unserer Reichweite kann sich das Azorenhoch bis Mittwoch bis nach Frankreich vorarbeiten und schließlich das Tief DIDI in der Folge nach Norden Richtung Skandinavien schieben. Ab Donnerstag nimmt der Azorenhochableger Kontakt zum mächtigen Hoch LIOBA über Osteuropa auf und bildet schließlich eine Hochdruckbrücke von der Iberischen Halbinsel bis nach Osteuropa aus. Unter Hochdruckeinfluss beruhigt sich auch das Wetter in Deutschland. Auf die Regenfälle in der ersten Wochenhälfte folgt dann überwiegend trockenes, teils freundliches, teils aber auch nebliges trübes oder hochnebelartig bewölktes Herbstwetter. Die Temperaturen passen sich dabei ebenfalls dem Herbst an und erreichen nur noch selten und lokal begrenzt die 20-Grad-Marke. Mit der voraussichtlichen Wetterberuhigung zum Wochenende und somit häufigeren nächtlichem Aufklaren rückt dann der Bodenfrost wieder in den Fokus.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.10.2021

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DWD Der Herbst zeigt zunaechst seine ungemuetliche Seite. Goldener Oktober ab dem Wochenende

Feiertagswetter – damals und heute

Am heutigen Feiertag schauen wir etwas in die meteorologische Vergangenheit zurück: zum ersten Tag der Deutschen Einheit am 03. Oktober 1990. Eventuell kann sich der eine oder andere mit einem besonders ausgeprägten Langzeitgedächtnis sogar noch an die damalige Witterung erinnern. Allerdings war diese nicht wirklich spektakulär, denn Anfang Oktober 1990 befand sich Mitteleuropa am Rande eines Hochdruckgebiets mit Schwerpunkt über Osteuropa. Im Westen des Kontinents bestimmte dagegen ein Tief mit Kern zwischen Island und Schottland das Wettergeschehen. In höheren Atmosphärenschichten näherte sich außerdem ein sogenannter „Trog“ von Westen her an, erreichte das Bundesgebiet aber noch nicht. Diese Konfiguration sorgte in den meisten Regionen Deutschlands für eine sehr milde, stellenweise fast schon spätsommerliche Witterung.

Der Randbereich des Hochs bürgte dabei für viel Sonnenschein, allerdings gab es Regionen mit für die Jahreszeit typischen zähen Nebel- oder Hochnebelfeldern. Besonders von den zentralen Mittelgebirgen bis zur Donau hatte es die Sonne schwer sich gegen den Nebel durchzusetzen. Das vorhin erwähnte Tief bzw. der Trog lenkte generell sehr warme Mittelmeerluft in unser Gebiet, sodass die Temperatur vielerorts Höchstwerte zwischen 17 und 25 Grad erreichte. Im Südwesten konnten örtlich sogar etwas mehr als 25 Grad gemessen werden. In den erwähnten nebligen Regionen war beim Temperaturanstieg jedoch schon bei Werten knapp unter 15 Grad Schluss. Zudem machte sich der Wind bevorzugt in der Nordhälfte etwas bemerkbar mit einzelnen steifen Böen, an der Nordsee auch stürmischen Böen. Im Süden war es dagegen fast windstill. Erst in der Nacht zum 04.10.1990 griff von Nordwesten her eine markante Kaltfront auf die westlichen Landesteile über, die eine Wetterumstellung mit deutlich kühlerer Meeresluft einleitete.

Wie ist die meteorologische Situation nun am diesjährigen Feiertag? Auf den ersten Blick ergeben sich deutliche Übereinstimmungen mit der Wetterlage von vor 31 Jahren. Über Ost- und Nordosteuropa dominiert das umfangreiche Hoch LIOBA, nördlich von Schottland tummelt sich das kräftige Tiefdruckgebiet BENNI. Wie am ersten Tag der deutschen Einheit greift ein umfangreicher Trog (Abbildung 2a) langsam von West- auf Mitteleuropa über. Allerdings ist dieser schon etwas weiter nach Osten vorangekommen als im Jahre 1990, außerdem greift er auch deutlicher nach Süden aus. Folgerichtig ist die damit verbundene Wetterumstellung zum einen etwas „früher dran“ als am ersten Tag der Deutschen Einheit, zum anderen wird nochmals wärmere Luft in den Südosten des Landes geführt (Abbildung 2b). Die Kaltfront von Tief BENNI erreicht bereits in den Vormittagsstunden den Nordwesten Deutschlands und bringt dort leichten bis mäßigen Regen. Im weiteren Verlauf des Tages weitet sich dieser Regen langsam zur Mitte aus, erreicht aber weite Teile des Südens und den Osten nicht.

Außerdem frischt der Wind in deutlich mehr Regionen Deutschlands auf als am 03.10.1990. Im Westen und Nordwesten muss mit steifen bis stürmischen Böen gerechnet werden, außerdem kommt am Alpenrand Föhn (Sturmböen in den Hochlagen, schwere Sturmböen auf den Gipfeln, starke bis stürmische Böen in den klassischen Föhntälern) und in Sachsen Böhmischer Wind auf. Sonst spielt der Wind jedoch keine große Rolle. Die Föhnströmung sorgt auch dafür, dass die Sonne im Süden und Osten Bayerns von früh bis spät scheinen wird, während die Wolken sonst recht dicht sind oder sich weiter verdichten.

Am Ort der Feierlichkeiten zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit in Halle (Saale) werden bei bis zum Abend trockenen Bedingungen Höchstwerte von etwa 24 Grad erwartet, allerdings frischt der Wind vorübergehend etwas auf. Im Alpenvorland wird es sogar sommerlich warm mit bis zu 27 Grad, im Nordwesten ist es dagegen deutlich kühler mit maximal 17 bis 19 Grad.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.10.2021

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DWD Feiertagswetter damals und heute

 

 

Deutschlandwetter im September 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im September 2021*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 17,5 °C — Abweich. 2,2 Grad

2. Platz: Bad Bergzabern (Rheinland-Pfalz) 17,4 °C — Abweich. 2,5 Grad

3. Platz: Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 17,2 °C — Abweich. 1,6 Grad

Besonders kalte Orte im September 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 11,9 °C — Abweich. 2,2 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 11,9 °C — Abweich. 2,1 Grad

3. Platz: Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) 12,3 °C — Abweich. 1,0 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im September 2021**

1. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) 176,6 l/m² — 117 Prozent

2. Platz: Benediktbeuern (Bayern) 149,9 l/m² — 118 Prozent

3. Platz: Holzkirchen (Bayern) 125,2 l/m² — 99 Prozent

Besonders trockene Orte im September 2021**

1. Platz: Schlüsselfeld-Hohn am Berg (Bayern) 4,6 l/m² — 9 Prozent 2. Platz: Weiden (Bayern) 4,6 l/m² — 8 Prozent 3. Platz Wernberg-Köblitz-Neunaigen (Bayern) 5,8 l/m² — 12 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im September 2021**

1. Platz: Ulm-Mähringen (Baden-Württemberg) 249 Stunden — 142 Prozent

2. Platz: Stuttgart-Echterdingen (Baden-Württemberg) 245 Stunden — 144 Prozent

3. Platz: Münsingen-Apfelstetten (Baden-Württemberg) 242 Stunden — 151 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im September 2021**

1. Platz: Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) 101 Stunden — 68 Prozent

2. Platz: Leck (Schleswig-Holstein) 111 Stunden — 80 Prozent

3. Platz: Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern) 111 Stunden — 74 Prozent

oberhalb 920 m NN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse.

Meteorologe Denny Karran

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.10.2021

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Oktober – Die Mischung macht’s

Deutschlandweit betrachtet schloss der September um rund 1,9 Grad zu warm ab, vergleicht man ihn mit dem langjährigen Klimamittel von 1961-1990. Selbst mit der neuen, schon wärmeren Klimaperiode von 1991-2020 fällt der Vergleich eindeutig zu Gunsten des diesjährigen Septembers aus. Die Anomalie beträgt hier noch immer gut +1,4 Grad. Der eher sommerliche als herbstliche Charakter des Monats lässt sich auch anhand der Anzahl der Sommertage belegen. Die 25-Grad-Marke wurde vor allem im Südwesten besonders häufig erreicht oder überschritten. Den ersten Platz teilen sich mit 13 Sommertagen die Stationen Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz), Waghäusel-Kirrlach und Bad Mergentheim (Baden-Württemberg) sowie Kitzingen (Bayern). Der September hat somit sogar den August übertroffen, der nur maximal 11 Sommertage aufbieten konnte. Selbst ein Hitzetag wurde am 9.9. im Lee des Harzes an der Station Huy-Pabstdorf (Sachsen-Anhalt) mit 30 Grad registriert.

Markant war neben der Wärme durch häufig vorherrschenden Hochdruckeinfluss auch ein größeres Niederschlagsdefizit. Mit nur 35 l/m2 fehlten landesweit im Schnitt rund 50 Prozent Regen in den Messtöpfen für eine ausgeglichene Bilanz. Regional zeigen sich aber doch deutliche Unterschiede (siehe Abbildungen der Gesamtniederschlagsmenge a) absolut und b) relativ zum vieljährigen Mittel abgeleitet aus Radardaten). So schlossen etwa einige Regionen im Norden durchschnittlich, lokal auch überdurchschnittlich ab. Einen großen Beitrag lieferten dabei zum Ende der ersten Septemberdekade kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen. Auch ein weiterer etwas nasserer Streifen zwischen den Alpen und Sachsen-Anhalt ist auf ein teils gewittriges Starkregenereignis in den Abend- und Nachtstunden vom vergangenen Sonntag auf Montag (26./27.09.) zurückzuführen.

Vom Rückblick in die Gegenwart. Der heute eingeläutete Oktober ist der 10. Monat im gregorianischen Kalender. Der Name geht auf die Römer zurück, die ihren achten Monat im Kalender „mensis october“ (lat. octo = acht) nannten. Im Mittelalter galt der Oktober als heiliger Monat, in dem bevorzugt viele Hochzeiten stattfanden. Auch das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest, geht etwa auf eine königliche Vermählung zurück. Auch sonst wartet der Oktober mit allerlei festlichen Tagen auf. Darunter fallen etwa Erntedank und der Tag der deutschen Einheit sowie zum Ende des Monats der Reformationstag und der inzwischen zum Teil praktizierte Halloween-Brauch. Der Oktober kann noch mit einer weiteren Besonderheit glänzen. So ist er der längste Monat des Jahres. Zwar hat auch der Oktober nur 31 Tage. Allerdings wird er durch die Zeitumstellung von Sommer- auf Normalzeit um eine Stunde länger.

Klimatisch kann der Oktober vielseitig sein. Häufig neigt er zu ruhigen und andauernden Hochdrucklagen. Sind dabei auch milde Luftmassen und viel Sonnenschein wirksam, dann ergibt sich mit der zunehmenden Blätterfärbung der Laubwälder ein goldener Farbton. Daraufhin ist oftmals vom „Goldenen Oktober“ die Rede. Hochdruckwetter im Herbst hat allerdings auch seine „Schattenseiten“. So kühlt bei klarem nächtlichem Himmel die Temperatur oft bis auf den Taupunkt ab, bei dem die Luft mit der maximal möglichen Menge an Wasserdampf gesättigt und die relative Feuchte 100 Prozent ist. Es entsteht Nebel, der sich mit schwächer werdender Sonneneinstrahlung auch tagsüber zäh halten kann.

Andererseits kann der Oktober aber auch mit windigem oder gar stürmischem und unbeständigem Wetter aufwarten. Nach beständigem Hochdruckwetter sieht es für das Wochenende und auch zu Beginn der neuen Woche derzeit jedenfalls nicht aus. Im Gegenteil, es nehmen im Gegenteil die Tiefdruckgebiete das Zepter in die Hand. Im Westen und Nordwesten ziehen bei böig auffrischendem Süd- bis Südwestwind schon zum Samstag dichte Wolken heran und bringen ersten Regen. Der Rest des Landes hingegen darf sich noch auf ein meist trockenes Wochenende freuen. Dabei hat vor allem der Südosten die Nase beim Sonnenschein vorn, sodass hier bei Höchstwerten zwischen 21 und 27 Grad zumindest vorübergehend von einem Goldenen Oktoberbeginn die Rede sein kann. Bei einer ausgiebigen Wandertour in den Alpen ist jedoch gerade am Sonntag mit aufkommendem stürmischen Südföhn Vorsicht geboten. Auf den Alpengipfeln kann der Föhn mit schweren Sturmböen, in einigen anfälligen Föhntälern stürmisch daherkommen. Zum Montag wird die Föhnlage wohl an den Alpen ein Ende finden. Dann sinkt mit einer markanten Kaltfront die Schneefallgrenze zumindest vorübergehend auf 1800 bis 2000 m ab. In den Alpen ist im Oktober erster Schnee bis in die mittleren Lagen (um 1000 bis 1500 m) nichts Außergewöhnliches, auch wenn dieser meist noch nicht lange liegen bleibt.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.10.2021

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DWD Oktober Die Mischung machts

 

YOGI geht langsam die Luft aus – Was bisher geschah.

Im Thema des Tages vom gestrigen Mittwoch wurde bereits ausgiebig über die erwartete Entwicklung von Tief YOGI berichtet. Unter anderem eine unruhige Nacht wurde in diesem Zusammenhang besonders den Bewohnern in Nordseenähe attestiert – zumindest, was das Wetter angeht. Schauen wir mal, was YOGI bisher zu bieten hatte.

Bereits tagsüber schickte YOGI einen Ausläufer von West nach Ost durchs Land, der für teilweise kräftige Schauer, viel Wind und vereinzelt auch Blitz und Donner sorgte. Beispielsweise wurden in Düsseldorf und Paderborn an einer Schauerlinie 83 km/h gemessen. Ebenfalls kräftige gewittrige Regengüsse gab es bereits im Vorfeld im Osten und Nordosten, die allerdings nicht mit YOGI, sondern mit dem Ausläufer eines weiteren Tiefs in Verbindung standen. Diese brachten gebietsweise immerhin 10 bis 20 l/m² innerhalb von zwei bis drei Stunden.

Doch zurück zu YOGI. Das Tief zog im Tagesverlauf langsam ostwärts und erreichte am späten Abend Nordfriesland. Doch noch bevor der eigentliche Sturm losging, wurde ihm durch ein anderes deutlich kleinräumigeres Windereignis bereits „die Show gestohlen“. Etwa gegen 17.45 Uhr zog ein Tornado über Teile von Kiel hinweg, der mitunter große Schäden verursachte und Medienberichten zufolge leider auch mindestens sieben Personen verletzte.

Derweil nahm der Wind an der Nordsee allmählich Fahrt auf. Um 20 Uhr wurde auf Spiekeroog mit 83 km/h die erste Sturmböe gemessen und nur zwei Stunden später die erste schwere Sturmböe (94 km/h). So ging es dann auch die Nacht über weiter: Verbreitet wurden besonders auf den nord- und ostfriesischen Inseln Böen bis 100 km/h gemeldet, vereinzelt auch mal knapp darüber. Dazu gab es kräftige Regenfälle mit Mengen von vielfach 15 bis 30 l/m², um die Elbmündung herum sogar um 40 l/m².

Während der Wind an der Nordsee in den Frühstunden allmählich nachließ, nahm er an der Ostsee mehr und mehr zu. Allerdings wurden dort nur ganz vereinzelt und sehr exponiert schwere Sturmböen verzeichnet. Ansonsten hielten sich die Böen in einem Korridor zwischen 65 und 85 km/h auf.

Im heutigen Tagesverlauf lässt der Wind allmählich nach, denn YOGI zieht nordwärts ab, wo er sich langsam auflöst. Die Wetterberuhigung weilt aber nur kurz – zumindest an der Nordsee. Denn bereits in der kommenden Nacht zum Freitag verschärft sich der Druckunterschied zwischen einem großräumigen Tief südöstlich von Island und dem in weiten Teilen des Landes wetterwirksamen Hoch MERLE erneut. Eine weitere (aber nicht mehr ganz so) stürmische Nacht steht den Nordseeküstenbewohner also bevor.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.09.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD YOGI geht langsam die Luft aus Was bisher geschah.

Sturm in Norddeutschland dank „Yogi“

Die Verbindung zwischen dem Azorenhoch mit seinem Ableger „Merle“ über der Biskaya und dem Hoch „Lioba“ über Westrussland bekommt eine Schwachstelle über Mitteleuropa. Diese wird rasch vom kleinräumigen aber starken Tief „Yogi“ über der Nordsee gefüllt, das heute und morgen für eine recht windige Wetterepisode in Teilen Deutschlands sorgt.

Am heutigen Mittwoch gibt es im Vergleich zum gestrigen Tag deutlich weniger Sonne, dafür aber vielerorts Regen. Das liegt einerseits an einer „Regenwurst“, die von Niederbayern über Sachsen bis nach Vorpommern ausgreift, um dann im Laufe des Nachmittags weiter ostwärts zu ziehen. Dabei regnet es zum Teil kräftig und hier und da treten auch einzelne Gewitter auf. Andererseits ziehen von Frankreich und Benelux die Wolken des Tiefs „Yogi“ heran und weiten sich rasch auf das ganze Land in Form von Schauern aus. Vor allem in der Nordwesthälfte sind auch Gewitter dabei.

Tief „Yogi“ hat nicht nur Regen, sondern auch viel Wind im Gepäck. Dieser ist heute tagsüber besonders in der Westhälfte Deutschlands und im Bergland deutlich spürbar. Dabei muss mit steifen Böen bis 60 km/h und in Schauer- bzw. Gewitternähe sowie in den Kammlagen der Mittelgebirge auch mit Sturmböen bis 80 km/h gerechnet werden.

Aber Tief „Yogi“ hat ein „Ass im Ärmel“, denn es kann sich über der noch relativ warmen Nordsee etwas vertiefen, bevor es über Dänemark an Land geht. Das bedeutet für die Nordseeküste und im angrenzenden Binnenland eine deutliche Windverstärkung. Zunächst auf den ostfriesischen, später auch auf den nordfriesischen Inseln und auf Helgoland treten häufig schwere Sturmböen um 100 km/h auf. Einzelne Orkanböen bis 120 km/h sind ebenfalls wahrscheinlich. Im angrenzenden Binnenland weht der Wind nicht ganz so stark, jedoch muss mit stürmischen Böen um 70 km/h gerechnet werden. Dazu gibt es schauerartigen, teils gewittrigen Regen. Eine unangenehme Nacht steht also der Deutschen Bucht bevor. Der große Rest Deutschlands erlebt eine deutlich ruhigere Nacht, denn die meisten Schauer klingen rasch ab und der Wind flaut ab.

Am Donnerstag geht „Yogi“ etwas die Luft aus und zieht nach Nord-Nordost in Richtung Oslofjord und Südwestschweden. In Norddeutschland bleibt der Wind ein Thema mit steifen Böen bis 60 km/h in der Norddeutschen Tiefebene und stürmischen Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h an den Küsten. Zwischen Schleswig-Holstein und Rügen sind weitere Schauer unterwegs.

Die Mitte und der Süden Deutschlands profitieren dagegen von der Wiederherstellung der Hochdruckbrücke zwischen dem Azorenhoch und dem Hoch über Russland mit viel Sonnenschein und schwachem Wind. Aber in der Nacht zum Freitag bedeutet dies dort bei längerem Aufklaren häufig Frost in Bodennähe bis -3 Grad und stellenweise Luftfrost bis -1 Grad.

Am Freitag hält die Hochdruckbrücke in der Südhälfte des Landes und nach kalter Nacht erreichen die Höchstwerte mit Sonnenunterstützung häufig die 20-Grad-Marke. Bei längerem Nebel – vor allem an der unteren Donau – bleibt es kühler. Im Nordwesten dagegen hält unter Tiefdruckeinfluss das windige und regnerische Wetter an.

Am Wochenende nehmen die Sturmtiefs über dem Nordatlantik den nächsten Angriff auf die Hochdruckverbindung über Süddeutschland vor. D.h. die dazugehörigen Regenwolken weiten sich – wenn auch nur langsam – ostwärts aus. Am Samstag regnet es nur im Westen und Nordwesten. Am Sonntag erreicht der Regen große Teile Deutschlands. Lediglich in Bayern und Sachsen bleibt es noch trocken mit sonnigen Abschnitten. Dazu ist es vor allem im Westen und Norden sehr windig bis stürmisch, aber auch an den Alpen, wo sich eine Föhnlage einstellt. Mit der südlichen Anströmung wird dabei sehr milde Luft herangeführt, sodass die Temperaturen tagsüber in der Südhälfte und im Osten auf über 20 Grad ansteigen und die Nächte frostfrei bleiben werden.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.09.2021

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Wasser marsch! – Mediterrane Unwettersaison im Herbst

Die ersten Bundesländer starten am kommenden Wochenende in die Herbstferien. Viele nutzen die freie Zeit unter anderem für eine Reise in die Urlaubsdestinationen rund um das Mittelmeer. Aber auch die heimische Nord- und Ostseeküste ist auch im Herbst noch ein beliebtes Reiseziel. Grund genug einen Blick auf die aktuellen Wassertemperaturen in den europäischen Gewässern zu werfen, um gegebenenfalls einen Kälteschock bei der vermeintlichen Abkühlung zu vermeiden.

Die Wassertemperatur wird an den Badestränden normalerweise an Bojen und Stegen gemessen. Für eine gesamteinheitliche Abbildung der Meeressoberflächentemperaturen stößt man jedoch mit dieser Methode rasch an Grenzen. Abhilfe schafft hier die Kombination aus Satellitenmessungen und Modellprognosen. Im infraroten Strahlungsspektrum werden die Ozeane abgetastet und deren Ausstrahlung – sprich die oberflächennahe Temperatur -zeitlich hochaufgelöst erfasst. Allerdings bringt diese Methode auch Nachteile mit sich. So sind die Messungen nur für die obersten Millimeter des Meeres oder der Ozeane repräsentativ. Dagegen entspricht per Definition die Meeresoberflächentemperatur eigentlich der Temperatur des Wassers in einem Meter Tiefe. Hinzu kommt, dass die Satellitenmessungen durch eine Wolkendecke gestört werden und daher selbst Inkonsistenzen aufweisen können, falls diese Störungen nicht ausgeglichen werden. An diesem Punkt kommen dann Modellprognosen zum Zuge. Das beim DWD verwendete Vorhersagemodell ICON rechnet dafür zunächst eine Vorhersage, die anschließend mit den aktuellen Satellitenmessungen abgeglichen wird. So ergibt sich ein vollständiges Abbild der Meeresoberflächentemperaturen rund um den europäischen Kontinent.

An der deutschen Nordseeküste liegt die Wassertemperatur derzeit zwischen 17 und 19 Grad. Für Badenixen braucht es daher schon einiges an Überwindung, um in die Fluten zu springen. An den Stränden der Ostsee ist es sogar noch eine Spur kälter. Hier weisen die Messungen aktuell Werte um 16 Grad aus. Schweift der Blick zum Mittelmeer, dann nehmen die Rottöne deutlich zu, was höhere Temperaturen signalisiert. Im westlichen Mittelmeer von der spanischen Küste bis hin zur Adria liegen die Wassertemperaturen bei badetauglichen 21 bis 25 Grad. Im östlichen und südlichen Mittelmeer ist das Wasser mit 25 bis 29 Grad sogar noch deutlich wärmer.

Allerdings sollten besonders im Herbst bei Mittelmeerreisen die Wetterprognosen im Auge gehalten werden. Denn diese Jahreszeit ist im Mittelmeerraum die gewitterreichste des Jahres. Bei uns in Mitteleuropa hingegen geht die Hauptgewittersaison durchschnittlich von Mai bis August. In den Sommermonaten ist die Luft aufgrund des höheren Wasserdampfgehalts energiereicher und der hohe Sonnenstand sorgt tagsüber für eine Erwärmung der Böden und somit auch der untersten Luftschichten. Dies hat eine Labilisierung der Atmosphäre zur Folge. Südeuropa liegt dagegen im Sommer häufig im Einflussbereich der subtropischen Hochdruckgebiete, welche sich von den Azoren und Nordafrika ausbreiten. Dies sorgt für trockenes und heißes Sommerwetter, wie es sich etwa bei der anhaltenden Hitzewelle im Juli und August zeigte. Das Mittelmeer wirkt dabei durch das noch eher kühle Wasser zusätzlich stabilisierend. Im Spätsommer und Herbst verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit von Mitteleuropa immer weiter südwärts. Diese Verschiebung zeigt beispielsweise die Analyse der Blitzdichte von 2008 bis 2012 im Juli und Oktober (siehe Grafik).

Die Zunahme der Gewittertätigkeit im Mittelmeerraum geht einher mit der langsamen Verlagerung des Jetstreams nach Süden, wodurch die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels nach Nordafrika abgedrängt werden. Die Tiefdrucktätigkeit nimmt zu, weshalb sich im mediterranen Raum der Herbst, regional betrachtet auch der Winter als die nasseste Zeit des Jahres erweisen. Das nun sehr warme Mittelmeer liefert zusätzliche Auftriebsenergie für kräftige Gewitterentwicklungen, denn das Wasser ist bei Kaltluftvorstößen wärmer als die Luft.

Besonders prädestiniert für Unwetter mit extremem Starkregen ist Italien. Zum einen erhält Italien vom umliegenden Mittelmeer oft mit viel Wasserdampf angereicherte Luft. Zum anderen liegt im Golf von Genua eine wichtige Geburtsstätte für Tiefdruckgebiete. Des Weiteren ergeben sich durch die geographische Form Italiens immer Gebiete mit auflandigem Wind, wodurch sich an den Apenninen sowie an den Alpen zusätzlich Staueffekte ergeben. Aber auch die Küstenregionen Südostspaniens, Südfrankreichs sowie vom Balkan bis nach Anatolien sind immer wieder von Sturzfluten betroffen.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.09.2021

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DWD Wasser marsch Mediterrane Unwettersaison im Herbst

Tag des Schals

Aktuell ist es sehr mild. Bei einer Frühtemperatur von 11 bis 16 Grad muss der Schal nicht dabei sein. Auch tagsüber denkt man bei Höchstwerten von um oder über 20 Grad nicht an Winterkleidung. Aber der Herbst schreitet voran, die ersten Blätter fallen von den Bäumen, es ist zunehmend neblig und die Tage werden merklich kürzer. Der Winter kommt also, wenn auch noch mit kleinen Schritten.

In dieser Woche ist der Bedarf an Winterkleidung gering. Zwar werden die Nächte allmählich frischer, aber Frost ist noch keiner in Sicht. Lediglich in Bodennähe kann sich in der Nacht zum Freitag über der Südosthälfte des Landes leichter Frost mit Werten bis -1 Grad einstellen. Grund dafür sind die westlichen bis südwestlichen Winde, die milde Atlantikluft zu uns wehen.

An der eher westlich geprägten Strömung ändert sich auch zu Beginn der nächsten Woche nicht viel. Die Temperatur bleibt also auf einem milden Niveau. In der zweiten Wochenhälfte kann sich (allerdings je nach Modell unterschiedlich) in der Höhe etwas kühlere Luft aus Nordeuropa zu uns schieben. Bei bis zu -2 Grad in 850 hPa (ca. 1500 m) könnte es einen deutlichen Rückgang der Temperatur geben, allerdings wäre Frost immernoch kein Thema.

Der Blick auf die langfristigen Trends bis zum Ende des Monats Oktober lässt eine eher milde Witterung erkennen. Die Anomalie der Temperatur sowohl am Boden als auch in 850 hPa (Abweichung der Modelle zum Klimamittel) liegt fast ausschließlich im positiven Bereich. Für Süddeutschland gibt es in der letzten Oktoberwoche einen schwachen Trend hin zu etwas kühlerer Witterung, ein Wintereinbruch ist aber auch da nicht zu erkennen.

Die Langfristtrends des EZMW (Europäisches Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage) deuten für den November einen Schwung zu normal temperiertem Wetter an. Dezember und Januar sind nach den Trends aber schon wieder milder als im langjährigen Klimamittel. Aus diesen groben Trends lässt sich der Einsatz eines Schals freilich schwer ableiten. Sicher ist aber: Insgesamt wird es kühler. Man könnte also die mit der Zeitumstellung am 31.10. wieder gewonnene Stunde nutzen, um die Wintersachen aus den hintersten Ecken zu holen, es eilt aber aller Voraussicht nach nicht.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.09.2021

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