Wie wird der Winter?

Wenn am morgigen Dienstag die erste Tür des Adventskalenders geöffnet werden darf, sind es nur noch 23 Tage bis Weihnachten (schon alle Geschenke besorgt?). Für die Meteorologen beginnt allerdings auch der Winter, während der astronomische Winteranfang erst am 21.12.2021 um 16:59 Uhr ist. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee (“Arctic Outbreak”).

Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine größere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.

Der Deutsche Wetterdienst stellt dann in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie z.B. unter, dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein etwas zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig rosa- oder ockerfarbene Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,2 bis 0,5 bzw. von 0,5 bis 1 Grad an (Stand: 07.11.2021).

Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien). Diese sagt mit Stand 01.11.2021 für die Mitte und den Süden für DJF (Dezember, Januar und Februar) eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad vorher. Im Norden ist allerdings kein Signal vorhanden, womit die Temperatur dort genau im Mittel der Jahre 1993 bis 2016 bleiben soll. Diese Vorhersage ähnelt der Vorhersage des deutschen Modells.

Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an. Für Deutschland  wird mit der neuesten Vorhersage eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.

Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass sich bei Evaluierungen von Jahreszeitenvorhersagen in der Vergangenheit zeigte, dass diese über Europa bisher kaum zuverlässige Ergebnisse liefern. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten noch nicht vollumfänglich erfasst werden können. Immerhin gibt es in diesem Winter über Deutschland einige große Punkte (siehe Grafik), weshalb die Vorhersagegüte besser als das beobachtete Klimamittel ist. Über Europa allerdings sind die großen Punkt deutlich in der Minderheit (siehe erster Link, dort Region auf Europa ändern), was in diesem Bereich eine geringe Vorhersagequalität offenbart. Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert es allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: “Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter”. Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten Trends begnügen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.11.2021

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DWD Wie wird der Winter

 

 

Warum Wasser von oben nach unten gefriert und Eisberge nicht untergehen

Das erste Adventswochenende zeigte sich vor allem in höheren Lagen von seiner winterlichen Seite: Während es in tiefen Lagen oft ungemütlich und nasskalt war, präsentierten Taunus, Schwarzwald, Thüringer Wald und viele weitere Erhebungen weiße Schneelandschaften – was Erwachsene zum Winterspaziergang animierte und Jüngere (oder Junggebliebene) zu Schneeballschlachten oder Schlittenfahren lockte. Schlittschuhlaufen auf zugefrorenen Seen dürfte jedoch hierzulande nicht auf dem Sportprogramm gestanden haben, braucht es dazu doch eine längere Frostperiode, um das Wasser eines Sees in ausreichender Dicke gefrieren zu lassen. Eine physikalische Besonderheit des Wassers sorgt dafür, dass das Wasser dabei von oben nach unten gefriert: Die sogenannte Anomalie des Wassers. Doch was ist daran so ungewöhnlich?

Normalerweise steigt die Dichte einer Flüssigkeit, wenn die Temperatur sinkt. Das tut sie zwar bei Wasser auch – aber nur bis zu einem Temperaturrückgang bis 4 Grad Celsius (siehe Grafik). Bei dieser Temperatur besitzt Wasser seine größte Dichte, ist also am schwersten. Kühlt man es weiter ab, wird es wieder leichter. Das kühlere Wasser schwimmt dann also auf dem vergleichsweise wärmeren Wasser, bevor es an der Oberfläche zu Eis gefriert.

Normalerweise ist eine Flüssigkeit also leichter als ihre erstarrte Form, Eis jedoch ist leichter als Wasser! Das ist auch der Grund dafür, warum kleine Eiswürfel im Sommer in der Limo schwimmen oder große Eisberge in den Meeren nicht untergehen.

Gäbe es die Anomalie des Wassers nicht, würde das kältere Wasser auf den Grund des Sees absinken und das Gewässer von unten nach oben (statt von oben nach unten) zufrieren. Da die vor weiterer Luftkälte schützende Eisschicht auf dem Wasser fehlen würde, könnten die Gewässer dann tatsächlich von unten nach oben vollständig zu Eis erstarren. Für die tierischen Seebewohner wäre das wohl ein Todesurteil…

Zurück zum Thema “Schlittschuhlaufen”, für das es noch eine weitere Eigenart des Wassers bedarf: Während sich normalerweise Flüssigkeiten unter Anwendung äußeren Drucks verfestigen, ist dies beim Wasser genau umgekehrt. Durch den Druck der Schlittschuhkufe verflüssigt sich das Eis, sodass der Eisläufer auf einer hauchdünnen Wasserschicht gleiten kann. Bei den Autofahrern ist dieser Effekt meist gefürchtet, denn das allgemein bekannte Aquaplaning sorgt auf Straßen für unerwünschte Pirouetten.

Die bevorstehende Milderung durch Tief CHRISTIAN (die am morgigen, turbulent stürmischen Dienstag Schnee in Regen übergehen lässt, siehe Thema des Tages vom 28.11.) ist zwar nur von kurzer Dauer. Aber auch mit der sich anschließend wieder durchsetzenden kälteren Luft dürfte es für zugefrorene Seen wohl noch nicht reichen. Aber Geduld ist eine Tugend und der Winter (der zumal aus meteorologischer Sicht erst übermorgen beginnt) noch lang 🙂

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.11.2021

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DWD Warum Wasser von oben nach unten gefriert und Eisberge nicht untergehen

 

 

Westwetterlage bringt Sturm und Regen

Am Wochenende zeigten sich hierzulande bereits vielerorts die Vorboten des Winters. Doch ab Dienstag ändert sich die Wetterlage. Die ersten Winterstürme erwarten uns. Dabei setzt sich vom Atlantik mildere Luft durch. Die Ursache dafür ist eine sogenannte Westwetterlage. Doch was macht eine Westwetterlage aus? Und wie geht es danach weiter?

Bei einer typischen Westwetterlage bilden sich zumeist in der Labradorsee Tiefdruckgebiete, die in rascher Abfolge eingebettet in eine kräftige West-Ost gerichtete Höhenströmung überwiegend zwischen dem 50. und 60. Breitengrad ostwärts ziehen. Vom Nordatlantik kommend überqueren sie häufig die Britischen Inseln, ziehen weiter zur Nord- und Ostsee und anschließend nach Osteuropa. Dabei beeinflussen ihre Frontensysteme auch Mitteleuropa. Dadurch ist die Witterung besonders im Norden Deutschlands recht unbeständig, im Süden herrscht hingegen häufig auch besseres Wetter. Phasen mit zahlreichen Schauern und längeren Niederschlägen wechseln sich mit kurzen trockenen Perioden ab. Im Winter bleibt es bei Westwetterlagen relativ mild. Schnee fällt dann nur zeitweise in den Mittelgebirgen. Denn die Luft kommt dann vom relativ warmen Atlantik. Aufgrund der größeren Luftdruckgegensätze bilden sich bei Westwetterlagen im Winterhalbjahr häufig kräftige Sturmtiefs. Nahezu alle großen Sturmlagen lassen sich in Mitteleuropa auf Westwetterlagen zurückführen. Im Sommer bleibt es bei Westwetterlagen eher kühl.

Am häufigsten traten Westwetterlagen im Juli und August auf und sorgten für den typischen mitteleuropäischen wechselhaften Sommer. Doch in den vergangenen Jahren war dies kaum noch der Fall. In den 90er Jahren waren die Wetterlagen noch die vorherrschende Großwetterlage. Seit etwa 20 Jahren hat ihre Anzahl jedoch deutlich abgenommen.

Auch in den nächsten Tagen erwartet uns wieder eine Westwetterlage, die uns vorübergehend Milderung und auch die ersten Winterstürme bringt. Denn das derzeit uns beherrschende Tiefdruckgebiet namens ANDREAS, das auf seiner Rückseite kühle Polarluft zu uns brachte, zieht nach Osten ab. Es macht den Weg frei für ein schwaches atlantisches Sturmtief mit dem Namen CHRISTIAN, das von Montagabend bis Dienstag von den Shetlandinseln zur Ostsee zieht. Seine Warmfront erreicht in der Nacht zum Dienstag den Nordwesten. So kommt dort Regen auf, der sich südostwärts ausbreitet, dabei aber auf die kalte Polarluft trifft, die durch die Warmfront nur langsam ausgeräumt wird. So muss man am Dienstagmorgen in der Mitte ab Vormittag auch im Süden und im Osten mit einer weißen Überraschung rechnen. Denn die Niederschläge fallen zunächst bis in tiefe Lagen als Schnee. Dabei können einige Zentimeter Neuschnee fallen. Dazu frischt der Wind mit starken bis stürmischen Böen deutlich auf. Im Bergland kommt es bei kräftigeren Schneefällen und teils schweren Sturmböen zu Verwehungen. Von Westen setzt sich im Tagesverlauf aber Milderung durch, sodass die Schneefallgrenze deutlich ansteigt und somit am Abend nur noch im Osten und Südosten? oberhalb von 1000 m Schnee fällt.

Am Mittwoch kommt dann schon das nächste Sturmtief (voraussichtlich DANIEL), das von der Nordsee über Dänemark ostwärts zieht und besonders dem Norden Deutschlands Sturmböen bringt. Es bleibt dabei ziemlich mild und regnerisch.

Ab Donnerstag baut sich auf dem Atlantik ein kräftiges Hoch auf, dass die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete vorübergehend blockiert. An seiner Ostflanke stößt mit nordwestlicher Strömung wieder kühlere Polarluft Richtung Mitteleuropa vor. Zumindest im Bergland wird es dann wieder winterlich.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.11.2021

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DWD Westwetterlage bringt Sturm und Regen

 

Oben weiß, unten grün

Verantwortlich für den ersten, zumindest im Bergland richtigen frühwinterlichen Einbruch zeigt sich vor allem Tief ANDREAS. Es wurde gestern quasi über der Nordsee geboren und zieht nun über Mitteleuropa seine Kreise. Dabei schaufelt es feuchte und kalte Luft polaren Ursprungs in unsere Gefilde. Da die Nordsee allerdings noch recht warm ist, reicht es im Flachland meist nur für nasskaltes Schmuddelwetter. Ganz anders dagegen in den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen. Dort hat der Winter Einzug gehalten. Allerdings sind die Mengen meist noch recht überschaubar.

In der vergangenen Nacht kamen vor allem im Hunsrück, Rothaargebirge und Schwarzwald oberhalb von etwa 500-600 m teilweise über 10 cm Neuschnee vom Himmel. Zu nennen wären hier die Wetterstationen Börfink-Thranenweier im Hunsrück (585 m) mit 12 cm Neuschnee, Berleburg, Bad-Stünzel im Rothaargebirge (615 m) mit 15 cm Neuschnee oder auch der Kleine Feldberg im Taunus (826 m) mit 8 cm Neuschnee. Eine große Ladung Neuschnee bekam letzte Nacht der Kniebis im Nordschwarzwald ab. Die dortige Wetterstation, die etwas westlich von Freudenstadt (863 m) liegt, verzeichnete ganze 25 cm Neuschnee. Dies ist für die dortige Region allerdings nichts Außergewöhnliches, denn der Kniebis ist ein wahres Schneeloch im Winter und ein beliebtes Ausflugsziel. Aber auch im benachbarten Freudenstadt (797 m) heißt es bei etwa 12 cm Neuschnee, Schneemann bauen und Schlittenfahren ausdrücklich erlaubt. Die Kinder freut es sicherlich und auch die Erwachsenen werden zu Beginn des Winters hoffentlich noch nicht zu sehr übers Schneeschippen schimpfen. Ansonsten reichte oftmals sogar der Besen, um Gehwege und Einfahrten freizubekommen. Mehr als ein bis drei Zentimeter kamen nämlich in einigen Mittelgebirgsregionen oder auch in Teilen Bayerns kaum zusammen. Unterhalb von 300 m blieb sowieso weitestgehend kein Schnee liegen, da Temperaturen am Erdboden einfach zu warm waren oder schlichtweg Regen bzw. Schneeregen vom Himmel kam.

Daran ändert sich auch am heutigen Samstag nichts. Während es in den mittleren und höheren Lagen immer wieder leicht flockt, fällt unten bei nasskalten Temperaturen überwiegend Regen. Der Schwerpunkt der schauerartigen Niederschläge liegt dabei im Norden und an den Alpen. Mehr als 1-3 cm kommen aber selbst in den Staulagen der Gebirge nicht zusammen. Ab dem Nachmittag verstärken sich dann aber am Alpenrand die Schneefälle etwas und auch in der kommenden Nacht schneit es dort dann länger anhaltend leicht, teils mäßig, sodass bis morgen früh 10-15 cm vor allem in Berchtesgaden bis 20 cm Neuschnee zusammenkommen. Außerdem gibt es im Norden schauerartige Niederschläge, die aber maximal als Nassschnee vom Himmel fallen. Meist bleibt es jedoch bei Regen. In den anderen Gebieten sind nur einzelne, überwiegend unergiebige Schneeschauer, im Tiefland Regenschauer unterwegs.

Am Sonntag und Montag folgen dank ANDREAS, der es sich über Mitteleuropa gemütlich macht, weitere schauerartige Niederschläge. In Lagen oberhalb von etwa 300-400 m gehen diese als Schnee nieder, während es darunter meist bei Regen, Schneeregen oder allenfalls nassem Schnee bleibt. Wer also eine Rodelpartie oder Schneeballschlacht plant, sollte in die höheren Lagen der Mittelgebirge fahren oder hinaufwandern. Ab etwa 400-600 m akkumuliert sich dort die Schneemenge je nach Lage auf 2-10 cm, an den Alpen ist deutlich mehr Neuschneezuwachs möglich.

Auch wenn das Wetter heute und in den kommenden Tagen nicht unbedingt zum Spazierengehen einlädt, der Kreislauf wird sich freuen, denn Bewegung fördert bekanntlich die Durchblutung und anschließend kann man sich bei Tee und frisch gebackenen Plätzchen drinnen wieder aufwärmen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.11.2021

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DWD Oben weiss unten gruen

ANDREAS und die (nassen) Schneeflocken

Drei Hauptakteure sind aktuell auf der Wetterkarte auszumachen: Ein kräftiges (namenloses) Hoch über dem Atlantik, das sich von Grönland bis zur Biskaya erstreckt; Tief ANDREAS, das in die Nordsee zieht; und Tief YILMAZ über Italien.

Während YILMAZ aktuell Süddeutschland beeinflusst, indem es feuchte Luft über die Alpen führt und für ein paar Schneeflocken südlich der Donau sorgt, rücken zunehmend die beiden erstgenannten Akteure in den Fokus:

ANDREAS ist aktuell (11:00 Uhr) gerade erst ein paar Stunden alt und doch zeigt er schon eine markante Charaktereigenschaft: “Mit dem Strom schwimmen” scheint nicht so seins zu sein und so hat er sich ungefähr bei den schottischen Orkney-Inseln von der Höhenströmung abgekoppelt (im Meteorologen-Jargon nennt man das “Cut-Off-Prozess”). Just in diesem Moment mausert er sich zu einem eigenständigen Tief, das zunächst in die Nordsee zieht, bevor es in den kommenden Tagen wohl Gefallen an den deutschen Gefilden findet.

Da sich das kräftige Hoch über dem Atlantik naturgemäß im Uhrzeigersinn dreht und ANDREAS genau andersrum, schaufeln diese beiden Kumpanen wie zwei Zahnräder kalte und feuchte Luft polaren Ursprungs zu uns. Diese kalte Luft setzt sich in Deutschland fest und so steigt am Wochenende zunehmend auch die Chance für Schneeflocken bis in tiefe Lagen. Dort wird es ihnen aber rasch an den Kragen gehen, sodass in tiefgelegenen Regionen insgesamt eher der Eindruck “nasskalt” dominiert. Anders sieht es in den Mittelgebirgen aus: Oberhalb von 400 m kann sich durchaus eine Schneedecke ausbilden, die umso dicker wird, je höher man kommt. Sprich: Wer am 1. Advent Schlitten fahren möchte (und etwas mehr Gewicht als ein Kind auf die Waage bzw. den Schlitten bringt), sollte in die höheren Mittelgebirge fahren – oder eben in die Alpen).

Eine erste weiße Überraschung (die ja nun eigentlich keine mehr ist…) kann es schon morgen früh im Bereich der westlichen und zentralen Mittelgebirge geben, also von NRW und Rheinland-Pfalz/Saarland über Hessen, Thüringer Wald, Franken bis zum Schwarzwald. Oberhalb 600 m reicht es bei bis zu 10 cm gewiss für einen kleinen Schneemann, in tieferen Lagen wohl eher nur für eine “Anzuckerung”.

Und da sich ANDREAS so wohl fühlt bei uns, kommt es in den kommenden Tagen immer wieder zu zeitweiligen Schauern und Niederschlägen, wobei man grob sagen kann, dass sie oberhalb 400-600 m durchweg als Schnee fallen, unterhalb als Regen oder Schneeregen. Die Temperaturen liegen dabei im nasskalten 1-bis-5-Grad-Bereich, im Bergland herrscht leichter Dauerfrost.

Und wer bei diesen Aussichten nun schon kribbelnde Finger und strahlende Augen bekommt, dem sei ein Blick in die Mittelfrist empfohlen: Denn am Dienstag könnte es Schneestürmchen geben, wenn eine Warmfront auf Deutschland übergreift. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser (und die ein oder andere geschmolzene Schneeflocke) den Rhein hinunter…

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.11.2021

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DWD ANDREAS und die nassen Schneeflocken

Die Low-Level SWC

Die Low-Level Significant Weather Chart (Low-Level SWC) ist eine Vorhersagekarte, die dem Luftverkehr dient. Sie soll es den Pilot:innen erleichtern ihre Flüge zu planen. Die Karte erstreckt sich dabei von den Britischen Inseln bis zum Balkan und von Nordspanien bis zum Baltikum. Auf der Karte sind die Wetterverhältnisse im Luftraum zwischen dem Boden und FL245 (Flightlevel 245; englisch für Flugfläche 245; in ca. 7 km Höhe) für einen bestimmten Zeitraum abgebildet. Von Relevanz für den Flugbetrieb sind dabei signifikante Wettererscheinungen wie beispielsweise Schnee, Regen, Gewitter usw., Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete sowie Fronten samt ihren Zugrichtungen. Weiterhin wichtig ist die Lage der Vereisungs-, Starkwind- und Turbulenzgebiete. Außerdem stecken in der Karte Informationen zur Lage der Nullgradgrenze, den Sichtverhältnissen, der signifikanten Bewölkung sowie Warnungen zur Ausbreitung von radioaktivem Material oder auch Angaben zu Vulkanaktivitäten. Die Veröffentlichung der Low-Level SWC erfolgt alle vier Stunden und damit sechs Mal am Tag. Es gibt dabei eine aktuell gültige Karte sowie einen Outlook (Vorhersage). Erstellt werden die Karten von den Flugwetterberater:innen der Flugwetterzentrale in Frankfurt und einmal am Tag auch in Hamburg. Gibt es eine signifikante Änderung der Prognose, so muss die aktuell gültige Karte korrigiert beziehungsweise berichtigt werden. Widmen wir uns nun ein paar Parametern der Low-Level SWC.

Zuallererst sind die Wettergebiete von Interesse, die durch grüne Wellenlinien in den Karten gekennzeichnet sind. Sie beinhalten Angaben zu signifikantem Wetter, der Sichtweite, Wolkenunter- und obergrenzen und dem Auftreten von signifikanten Wolkenarten. Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, um diese Wettergebiete in die Karte einzuzeichnen. Außerdem kann unterschieden werden zwischen den Grundbedingungen im betrachteten Gebiet und Abweichungen, die nur in einem bestimmten Teilgebiet auftreten. Gebiete, in denen Vereisung erwartet wird, werden mit einer roten strich-punktierten Linie gekennzeichnet. Es sind dann Informationen enthalten, wie stark die Vereisung sein wird und in welchem Höhenbereich es zur Vereisung kommt. Ähnlich verhält es sich mit den Turbulenzgebieten. Sie werden mit einer blau-gestrichelten Linie abgegrenzt. In diesen Gebieten gibt es Informationen zur Intensität der Turbulenz und zum Höhenbereich. Die Angaben zur Turbulenz beinhalten Wolkenturbulenz (außer bei Konvektion), Low-Level Turbulenz und Clear Air Turbulenz (Turbulenz bei klarer Luft). Sowohl bei der Vereisung als auch bei der Turbulenz gilt, dass mindestens eine mäßige Intensität erreicht werden muss, damit die Gebiete in der Karte erfasst werden. Des Weiteren wird die Nullgradgrenze in Hektofuß über Normalnull angegeben. Liegt die Nullgradgrenze am Boden, so wird SFC (engl. Abkürzung für surface, was Boden bedeutet) als Untergrenze verwendet. Es kann durchaus sein, dass es beispielsweise im Winter bei einer aufziehenden Warmfront mehrere Nullgradgrenzen gibt. Dann werden die höchste Nullgradgrenze sowie die signifikanten negativen Temperaturbereiche darunter angegeben. Auch das Windmaximum (im Normalfall der Jetstream) ist auf der Karte abgebildet und zwar als dick ausgezogene Linie mit Richtungspfeil. Es sind auf der Linie dann die Maximalgeschwindigkeit als Windpfeil sowie die Höhe des Windmaximums in Flightlevel angegeben. Eine Darstellung des Pfeils erfolgt erst ab einer Windgeschwindigkeit von mindestens 80 Knoten (etwa 148 km/h). Dies waren nun nur einige der wichtigsten Parameter, die auf der Low-Level SWC abgebildet werden. Sie sehen also, dass so eine Karte durchaus sehr komplex aufgebaut ist und sehr viele Informationen beinhaltet. Es erfordert also ein umfangreiches meteorologisches Sachverständnis auf Basis der Flugwetterberatung sowie eine sehr gute dreidimensionale Datenlage.

Eine solche Low-Level SWC wird dabei nicht nur in Deutschland erstellt, sondern es gibt beispielsweise auch eine spezifische Low-Level SWC für den Alpenraum, eine SWC für ganz Europa, die in London erstellt wird, eine SWC für Europa und den Nordatlantik, die in Washington angefertigt usw. Die Prognosekarten bilden dabei neben verschiedenen Regionen auch jeweils unterschiedliche Höhenbereich ab.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.11.2021

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DWD Die Low Level SWC

“Ganz schön Wetter” in Europa

Bereits in den vergangenen Tagen wurde an dieser Stelle im Thema des Tages auf den anstehenden Wetterwechsel in Deutschland hingewiesen. Hoch “Walpurga”, die in den vergangenen Tagen für das “grau in grau” verantwortlich war, verabschiedet sich heute allmählich über Osteuropa in Richtung Zentralasien und macht somit den Weg über Deutschland zunehmend frei für tiefen Luftdruck. So steht am kommenden Wochenende pünktlich zum ersten Advent zumindest im Süden teilweise Neuschnee bis in tiefste Lagen auf dem Programm. Die Details dazu können Sie im gestrigen Tagesthema nachlesen.

Aber nicht nur in Deutschland hat das Wettergeschehen in den kommenden Tagen einiges zu bieten. Tief “Zeus” zeigt sich aktuell bereits mit einem nicht zu verachtenden Kerndruck von rund 984 hPa zwischen Island und Norwegen (Stand: 08:00 Uhr MEZ) und erreicht am Donnerstag Südschweden. Bereits im heutigen Tagesverlauf zeigt “Zeus”, was in ihm steckt. Vor allem die Färöer- und die Shetlandinseln, ab dem Abend aber auch der Nordosten Schottlands werden kräftig durchgeschüttelt. “Zeus” hat nämlich für diese Regionen Orkanböen im Gepäck. Auf seinem Weg nach Südschweden schwächt sich der “höchste aller griechischer Götter” aber allmählich ab, sodass es an der deutschen Nordseeküste allenfalls für stürmische Böen reichen sollte. Allerdings ist es mit dem Sturm in diesen Regionen dann nicht vorbei. Ein weiteres Tief, welches am morgigen Donnerstag erst noch im Lee von Grönland geboren wird und den Namen “Andreas” tragen soll, erreicht am Freitag dann ebenfalls die Nordsee und sorgt erneut für Böen bis Orkanstärke. Auf den Shetlands sowie an exponierten Küstenabschnitten Schottlands können die Böen womöglich extreme Orkanstärke mit Windgeschwindigkeiten von über 140 km/h annehmen. Wer es also so richtig stürmisch mag, dem wäre ein Kurztrip in den Norden Schottlands “wärmstens” zu empfehlen. Ein kleines Extra: Besonders in der Nacht zum Samstag wird dort eine signifikante Wellenhöhe von rund 10 m vorhersagt.

Lässt man den Blick ins Mittelmeer schweifen, zeigt sich auch dort bereits schon heute ein Tief namens “Yilmaz”. Dieses bringt im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs bereits heute schon einiges an Regen. Da die Schneefallgrenze im nördlichen Spanien sowie im Bereich der Pyrenäen um 1000 m schwankt, sehen diese Regionen bereits heute schon Neuschnee. “Yilmaz” zieht jedoch am Freitag in Richtung Norditalien bzw. in die Adria ab. Nachfolgend stellt sich dann eine nördliche Strömung ein. Und hier kommen die bereits oben angesprochenen Tiefdruckgebiete “Zeus” und das noch zu gebärende Gröndlandtief “Andreas” ins Spiel. Diese Tiefdruckgebiete schwächen sich auf ihrem Weg nach Mitteleuropa zwar ab, sorgen jedoch dafür, dass polare Kaltluft recht weit nach Süden vordringen kann. Somit sinkt die Schneefallgrenze mit am Wochenende aufkommenden Niederschlägen allmählich weiter ab. Dabei schwankt diese dann besonders im Norden Spaniens bzw. im Bereich der Pyrenäen zwischen 600 und 1000 m. Die Gebirgsketten stehen der einfließenden Luftmasse mit ihrer West-Ost-Ausrichtung im Wege, wodurch es zu einem nördlichen Anstauen der Niederschläge kommt. Da die höchsten Gipfel über 2500 m im Kantabrischen Gebirge und über 3000 m in den Pyrenäen hoch sind, kann man nun recht einfach eins und eins zusammenzählen: Es wird in Berglagen einiges an Neuschnee zusammenkommen. Akkumuliert man die Neuschneemengen bis Montagfrüh auf, so zeigen die Modelle beachtliche 90 bis 150 cm, lokal sind sogar Mengen um bzw. über 200 cm drin.

Um nun aber “Yilmaz” nicht aus den Augen zu verlieren, werfen wir auch noch einen Blick ins zentrale und östliche Mittelmeer. Denn dieses wird im Laufe der Woche dann ebenfalls von “Yilmaz, der vor nichts zurückweicht” (Namensbedeutung), heimgesucht. Dieser zieht, wie oben angesprochen, über Korsika und das Ligurische Meer in den Norden Italiens und kann sich dabei sogar aufgrund zunehmender Antriebe aus höheren Luftschichten noch etwas verstärken. An seiner Südflanke “drückt Yilmaz” ab Donnerstag mit einer kräftigen westlichen Strömung feuchte Mittelmeerluft ans Festland, wo sich diese in Form von kräftigen Schauern und Gewittern entlädt. Besonders im Fokus stehen dabei die italienische Westküste, etwa von Latium bis Kalabrien sowie die Küstenregionen der östlichen Adria von Südkroatien bis Nordalbanien. Bis Montagfrüh können dort regional 100 bis 250 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Vereinzelt sind sogar 300 bis 400 l/qm drin, lokal muss dann durchaus mit Überschwemmungen gerechnet werden. Im Laufe des Wochenendes sind dann auch zunehmen Griechenland und die Türkei von den Niederschlägen betroffen, wenngleich die Mengen dort geringer ausfallen sollen. Dazu muss in vielen Mittelmeerregionen besonders am Wochenende mit Sturmböen gerechnet werden, teilweise sind auch schwere Sturm- oder orkanartige Böen möglich. Es steht also in Teilen Europas eine spannende zweite Wochenhälfte vor uns!

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.11.2021

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DWD Ganz schoen Wetter in Europa

Winterlicher erster Advent

Im Thema des Tages vom gestrigen wurde bereits der Wetterwechsel zum Ende der Woche angekündigt. Nun pünktlich zum ersten Adventswochenende und kurz vor Beginn des meteorologischen Winters am 1. Dezember gibt es den ersten nennenswerten Schnee in Deutschland, zumindest in den mittleren und höheren Lagen. Die ruhigen Hochdruckwetterlagen mit Nebel- und Hochnebel gehören demnächst der Vergangenheit an. Stattdessen werden wir es häufig mit Tiefdruckgebieten zu tun haben: Niederschläge und Wind sind dann die häufigeren Wettererscheinungen. Die Alpen sowie die Mittelgebirge bekommen endlich nennenswerten Schnee. Die Alpen und der Bayerische Wald profitieren als Erste von den Schneefällen. Am Freitag sorgt nämlich ein Tief, das sich von Oberitalien bis in die Slowakei erstreckt für Niederschläge, die oberhalb von 300 bis 500 m als Schnee fallen. Dabei werden je nach Modell 5 bis 10 cm Neuschnee erwartet, stellenweise auch mehr. Am ersten Adventswochenende bringt ein weiteres ausgeprägtes Tief, das von der Nordsee nach Deutschland zieht, oberhalb von 300 bis 500 m Schnee zunächst in die westlichen Mittelgebirge, später auch in den Süden, in die Mitte und eventuell auch nach Ostdeutschland. Dabei werden bis Sonntagabend in den Mittelgebirgen 1 bis 5 cm, stellenweise bis 10 cm Neuschnee erwartet. Im Schwarzwald, auf der Alb sowie an den Alpen muss mit 5 bis 10 cm, stellenweise bis 20 cm Neuschnee gerechnet werden. Wer an seinem Auto noch keine Winterreifen montiert hat, für den ist es höchste Zeit, dies zu tun. Denn vor allem in den mittleren und höheren Lagen muss man sich auf winterliche Straßenverhältnisse einstellen. Selbst in tieferen Lagen kann es in den Nachtstunden und bei kräftigen Niederschlägen vorübergehend durch Schneematsch glatt werden.

Auch in der nächsten Woche bleibt es mit großer Wahrscheinlichkeit sehr wechselhaft und teils auch stürmisch. Vor allem im Bergland oberhalb von 500 bis 800 m deutet sich weitere Schneefälle an.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.11.2021

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Wetterwechsel in Sicht

Nach wie vor herrscht beim aktuellen Wetter ein relatives Einerlei. Immerhin sorgt der Durchgang einer schwachen Kaltfront zwar seit dem gestrigen Sonntag von Norden her für ein wenig Abwechslung: Das Dauergrau wurde zum heutigen Montag von Norden her durch häufigeren Sonnenschein abgelöst. Nach Süden hin überwiegt allerdings im “Restfrontbereich” noch starke Bewölkung mit zeitweilig leichtem Regen, im Bergland auch mit Schneeflocken.

Nachfolgend setzt sich nun erstmal wieder Hochdruckeinfluss durch. Am Rande des Hochs liegt wie so häufig in letzter Zeit der Norden Deutschlands, der von Frontensystemen skandinavischer Tiefs gestreift wird. Dort ist daher wieder mehr Grau als Blau angesagt ist und ein paar Regentropfen fallen. In den restlichen Landesteilen sorgen eine relativ feuchte atmosphärische Grundschicht und Hochdruckeinfluss wieder für nächtliche Nebelbildung und gebietsweise auch tagsüber zähe Nebelfelder – gebietsweise also wieder Dauergrau.

Die kurzfristigen Aussichten sind also weiterhin zwar spätherbstlich mit Nachtfrösten, Nebel und streckenweiser Glättegefahr, aber doch relativ ruhig. Mittelfristig, also zum Ende der Woche deutet sich nun aber eine Umstellung der Wetterlage an. Tiefdruckgebiete beeinflussen zunehmend das Wetter in Deutschland und es kommt immer wieder zu Niederschlägen. Dies beginnt bereits im Laufe des Donnerstages bzw. in der Nacht zum Freitag, wenn ein Tief südlich der Alpen seine Fühler in Richtung Süddeutschland streckt und Niederschläge von Süden her aufkommen lässt. Im weiteren Verlauf etabliert sich insgesamt tiefer Luftdruck über großen Teilen Europas und mit einer großräumigen Strömung, die mehr und mehr auf nördliche Richtungen dreht, sickert peu à peu Polarluft ein. Nach aktuellem Stand der Prognosen pendelt sich die Schneefallgrenze dann so auf 300 bis 500 m ein. Ein Wintereinbruch bis in die tiefen Lagen ist nach derzeitigem Vorhersagestand diese Woche also nicht in Sicht. Zum Wochenende werden aber durchaus die mittleren bis höheren Berglagen “angezuckert” werden, zunächst im Süden, später dann auch in den zentralen Mittelgebirgen.

Spannend wird es dann möglicherweise zum Monatswechsel, wenn von Westen ein Frontensystem auf die bei uns lagernde Kaltluft triff… – warten wir’s ab, die Unsicherheiten diesbezüglich sind noch groß.

Dipl.-Met. Sabine Krüger

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.11.2021

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Wie viel Niederschlag gab es bisher im November?

Und täglich grüßt das Murmeltier, könnte man beim Blick aus dem Fenster meinen. Eine einheitlich graue Suppe prägt das Himmelsbild in einigen Teilen Deutschlands nun schon seit längerer Zeit. Ausführlich wurde dazu im Thema des Tages vom 18.11.2021 eingegangen. Doch heute soll es darum gehen, wie viel Niederschlag aus dieser grauen Suppe denn tatsächlich schon gefallen ist? Zwar nieselte es in den vergangenen Tagen zeit- und gebietsweise immer wieder, aber erkleckliche Mengen kamen dabei sicherlich nicht zustande. Es reicht zwar, dass die Böden feucht und tief sind, was man sicherlich an sämtlichen Naturrasenplätzen im Land feststellen kann, aber Pfützen auf den Straßen oder Seenlandschaften auf den Feldern findet man derzeit nicht. Schuld daran sind die umfangreichen Hochdruckgebiete Silvi, Tilda, Uta und Valentina, die sich seit Wochen quasi die Klinke in die Hand drücken. Hochdruckgebiete in den Herbstmonaten sorgen häufig dafür, dass sich eine ausgeprägte Inversionswetterlage einstellt. Dann ist es zwar in den Niederungen oft grau, aber die Wolkendecke ist nicht mächtig genug, damit sich ausgeprägter Niederschlag bilden kann. Meistens reicht es nur für Sprühregen, der dann aus der Hochnebeldecke ausfallen kann. Dann nieselt es zwar über Stunden hinweg, mehr als 1 l/qm kommt dabei insgesamt jedoch kaum zusammen.

Ein Blick auf die Grafik der absoluten Gesamtniederschlagsmenge. zeigt jedoch, dass es in Deutschland sehr wohl Regionen gibt, in denen im bisherigen November teilweise 60-80 l/qm gefallen sind. Dies ist zum einen der Osten des Landes in etwa von der Uckermark bis zum Erzgebirge und Teile des Alpenrandes. Im Mittel fallen im gesamten November beispielsweise im Leipziger Raum um 40 l/qm, in der Uckermark um 45 l/qm und im Raum Dresden um 50 l/qm. In Leipzig-Schkeuditz (Sachsen) und Angermünde (Brandenburg) wurden diese Niederschlagsmengen bereits innerhalb eines Tages am 4.11.2021 registriert. Verantwortlich dafür war Tief Peter, das sich auf einer Vb-artigen Zugbahn von Oberitalien in Richtung Finnischen Meerbusen bewegte. Es führte feuchte Mittelmeerluft in den Osten und Süden des Landes, wodurch es anfangs des Monats dort teils ergiebig regnete. Auch am Alpenrand kam es zu Beginn des Monats durch eine schleifende Kaltfront zu stärkeren Niederschlägen. Die Niederschlagsmengen im Südwesten, vor allem entlang der Mosel und in Rheinhessen, sind auf ein nahezu stationäres Niederschlagsband Anfang des Monats zurückzuführen. Im Norden des Landes sorgte Tief Rudolf am 6./7.11. für nennenswerte Niederschläge.

Betrachtet man nun die relative Niederschlagsmenge, bei der die bisher gemessenen Niederschläge ins Verhältnis gesetzt werden zu den bis zum 21. November im vieljährigen Mittel zu erwartenden Niederschlägen, dann stechen einem zwei Regionen ins Auge. Das ist zum einen der Nordwesten des Landes. Dort fielen teilweise nur 5-15 % des im Mittel erwartbaren Niederschlags. Es ist also viel zu trocken. Ganz anders das Bild im Osten. Dort beträgt die relative Gesamtniederschlagsmenge 200 % und mehr. Es fiel also gebietsweise bereits mehr als das Doppelte an Niederschlag, was bis zu diesem Zeitpunkt normalerweise üblich ist. Dies ist wie zuvor bereits erwähnt auf den Anfang des Monats zurückzuführen. Die Niederschlagsverteilung in Deutschland ist in diesem November also auch prozentual gesehen sehr inhomogen.

Heute und in den kommenden Tagen kommt an Niederschlag nicht mehr allzu viel hinzu. Zwar regnet es an einer nach Süden durchschwenkenden Kaltfront zeit- und gebietsweise. Mehr als 5 l/qm dürften aber kaum zusammenkommen. Danach setzt sich erneut Hochdruckeinfluss durch und niederschlagsarmes Wetter ist die Folge. Erst zum Monatsende hin deutet sich eine durch Tiefdruckeinfluss geprägte Wetterlage ein, die vermehrt für Niederschläge sorgen könnte.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.11.2021

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