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Zu mild und feucht

Es ist Mitte Februar, aber von Winter keine Spur. Frost gibt es nur nachts im höheren Bergland oder in geschützten Tal- und Muldenlagen. Schnee fällt nur in den Lagen oberhalb von 1000 Metern. Und als wäre das nicht alles schon genug, kommt in der zweiten Wochenhälfte ein echter Wärmenachschub aus Südwesten.

Auf einer Höhe von etwa 1400 Metern (meteorologisch auf einer Höhe von 850 Hektopascal) erwarten uns ab Donnerstag Temperaturwerte von 5 bis 10 Grad. Am Boden steigt die Temperatur verbreitet in den zweistelligen Bereich. Nur an den Küsten bei auflandigem Wind (aus Süden) und auf den Inseln ist es aufgrund der kühleren Meere weniger warm. Im Westen und Südwesten sind aktuell Höchstwerte über 15 Grad in den Prognosen zu finden. Und das trotz wenig Sonne und bei leichten Schauern.

DWD Zu mild und feucht

Der obige Vergleich der normalen Mitteltemperatur im Februar (links) mit der prognostizierten Mitteltemperatur für Donnerstag (rechts) lässt Rückschluss auf eine positive Abweichung von etwa 6 bis 10 Kelvin zu. Es ist also bis zu 10 Grad wärmer als normal. Als Referenzperiode für die Mitteltemperatur gilt der Zeitraum 1971 bis 2000.

Betrachtet man die bisher im Februar gefallenen Niederschläge (abgeleitet aus Radardaten), so lassen sich vor allem im Norden und Osten Regionen ausmachen, in denen bereits jetzt mehr Niederschlag gefallen ist als normalerweise in einem ganzen Februar. Dort kommen in dieser Woche auch noch einige Liter Regen hinzu.

DWD Zu mild und feucht 1

Gebietsweise kann aber auch noch durchaus einiges an Niederschlag zusammenkommen, bevor die Abweichung ein deutliches Plus aufweist. Vor allem Richtung Alpen ist bis Stand heute Früh deutlich weniger Niederschlag gefallen als normal zu erwarten wäre. Besonders gut passen beide Bilder in den Mittelgebirgsregionen zueinander, in denen staubedingt bei skaligen (also flächigen) Niederschlagsereignissen mehr Niederschlag fällt.

Bis zum Wochenende bleiben uns milde und zeitweise feuchte Luft erhalten. In der kommenden Woche könnte es von Nordwesten her nachhaltig etwas kühler werden. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Nachtfrost an, tagsüber bleibt es aber weiterhin zu mild für die Jahreszeit.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Rosenmontagswetter – 2024 und früher

In diesem Jahr kann sich Petrus irgendwie nicht so richtig entscheiden, ob er den Karnevals- bzw. Faschingsjecken Freude beim Wetter bereiten möchte oder nicht. Ob es während der großen Rosenmontagsumzüge in den berühmten Hochburgen am Rhein gänzlich trocken bleibt, wird wohl bis zuletzt so überraschend bleiben wie die Frage, welche Stadt die besten Motto-Wagen präsentieren wird. Tief PAULINA III und das dazugehörige Regengebiet zieht im Tagesverlauf zur Ostsee ab. Aus Südwesten setzt sich dann langsam Zwischenhocheinfluss durch, für störungsfreies Wetter reicht das aber noch nicht aus. Zwar gibt es ab und an auch mal Wolkenlücken mit ein paar Sonnenstrahlen, dennoch ziehen immer wieder Schauer übers Land.

Für die Rosenmontagsumzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf bedeutet dies, dass man mit ein wenig Glück die Umzüge bei trockenem Wetter genießen kann. Längerer Dauerregen ist dort nicht zu erwarten. Dennoch ist es wohl empfehlenswert, einen Regenschirm mit in der Tasche zu haben, denn die eine oder andere Regendusche kann es durchaus geben. Zum Nachmittag hin nimmt die Schauerneigung von Westen her zwar ab, einzelne Schauer können aber auch dann nicht ganz ausgeschlossen werden. Eine wasserfeste Kopfbedeckung bei der Kostümwahl könnte also von Vorteil sein. Dicke Winterjacken oder warme Kostüme können aber im Kleiderschrank oder in der Kostümkiste bleiben, mit 10 oder 11 Grad wird es nämlich entlang des Rheins recht mild und Wind ist auch kein größeres Thema.

Am Veilchendienstag (Faschings- oder Karnevalsdienstag) spaltet sich über Mitteleuropa eine eigenständige Hochdruckzelle ab. Der Hochdruckeinfluss verstärkt sich also, sodass die Wolkenlücken größer und die Sonnenanteile mehr werden. Einem recht freundlichen Faschings- bzw. Karnevalsausklang steht fast nichts mehr im Wege – fast, da einzelne schwache Schauer nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. In den meisten Orten bleibt es aber trocken bei weiterhin milden Temperaturen. Alles in allem ist das Wetter in den kommenden beiden Tagen also ganz passabel, wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern.

In vergangenen Jahren und Jahrzehnten hatte das Wetter am Rosenmontag schon mal mehr zu bieten. Von Frühlingswetter bis hin zu schweren Stürmen oder Schnee ist in der närrischen Zeit so gut wie alles möglich. Picken wir also ein paar Jahre heraus, an denen das Wetter an Rosenmontag besonders war.

Gehen wir nur ein knappes Jahr in die Vergangenheit. 2023 war der Rosenmontag (20. Februar) vor allem in der Südwesthälfte außergewöhnlich mild. An Rhein und Neckar, im südlichen Alpenvorland und nördlich der Schwäbischen Alb stieg die Temperatur auf 15 bis 17 Grad, also noch deutlich höher als am morgigen Rosenmontag.

Im Jahr 2021 gab es am Rosenmontag (15. Februar) in weiten Landesteilen eine Schneedecke. Vom Münsterland über Südniedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen lagen selbst in tiefen Lagen mit 15 bis teils über 30 cm beachtliche Schneemengen. Die Niederungen im Westen und somit auch die Karnevalshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf waren allerdings bei Höchstwerten um 5 Grad schneefrei.

Noch winterlicher präsentierte sich der Rosenmontag im Jahr 2010 (15. Februar). Damals lag selbst das Rheinland unter einer mehrere Zentimeter dicken Schneedecke und die Umzüge in Köln und Düsseldorf fanden bei Flockenwirbel statt. Weite Teile Deutschlands waren tief verschneit, vielerorts betrug die Schneedecke 15 bis 30 Zentimeter. Von Ostholstein über Mecklenburg-Vorpommern bis nach Nordbrandenburg sowie in Teilen Ostbayerns türmte sich der Schnee selbst in tiefsten Lagen auf 30 bis 60 Zentimeter und in Mittelgebirgen lag verbreitet ein halber bis ein Meter Schnee.

Sturmtiefs bescherten in den Jahren 2016 und 2019 den Veranstaltern der Rosenmontagsumzüge einiges an Kopfzerbrechen. Viele erinnern sich sicherlich noch an 2016, als zahlreiche Umzüge (u.a. auch die Großen in Mainz und Düsseldorf) wegen Sturmtief RUZICA (8. Februar) abgesagt wurden. Stürmische Winde fegten über das Land, teils gab es sogar schwere Sturmböen, zum Beispiel auch bei Düsseldorf.

Noch turbulenter war es mit Sturmtief BENNET am Rosenmontag 2019 (4. März). Verbreitet gab es Schauerwetter mit stürmischen Böen und Sturmböen, selbst schwere Sturmböen bis ins Flachland waren keine Seltenheit. Auch Gewitter mit Graupel und orkanartigen Böen waren mit von der Partie und machten Aufenthalte im Freien zu einem gefährlichen Unterfangen. Der heutige Autor hatten hingegen Schicht und kann sich noch gut daran erinnern, dass die Telefone in der Vorhersagezentrale in Offenbach und an einigen Außenstellen nicht stillstanden. Viele Umzüge wurden abgesagt, die großen Umzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf fanden allerdings statt, obwohl BENNET noch heftiger war als RUZICA drei Jahre zuvor.

Nicht nur viele Bürger, sondern auch das Wetter kann an Fasching bzw. Karneval ganz schön närrisch sein, wobei sich zumindest das Wetter dieses Jahr zurückhält.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schwere Unwetter in Kalifornien

Kalifornien ist bekannt für seine landschaftliche Vielfalt. Neben Mammutbaumwäldern und bizarren Wüstenformationen geht es von den Küstenregionen hinauf ins mächtige Hochgebirge der Sierra Nevada. Besonders bekannt dürfte wohl neben den Großstädten San Francisco, San Diego und Los Angeles auch das Death Valley in der Mojave-Wüste sein, der trockenste Ort der USA.

Der drittgrößte Bundesstaat der USA wurde jedoch in den vergangenen Tagen von kräftigen Niederschlägen heimgesucht. Nachdem bereits am vergangenen Mittwoch und Donnerstag (31.01. bzw. 01.02.2024) kräftige Regenfälle auftraten, zog dann am vergangenen Sonntag und Montag ein weiterer unwetterartiger Sturm über Kalifornien hinweg. Zunächst traf es den Großraum San Francisco, bevor das Unwetter im Laufe des Montags weiter nach Süden in Richtung Santa Barbara und Los Angeles zog. Dort wurden auch die höchsten Niederschlagsmengen registriert. Zwischen 120 und 250 Liter pro Quadratmeter sollen dort innerhalb von nur 48 Stunden niedergegangen sein.

Auslöser für diese heftigen Regenfälle war ein Wetterphänomen, das auch als “Atmosphärischer Fluss” bekannt ist. Dieses Phänomen beschreibt eine kräftige Strömung, eine Art Fließband, welches sehr feuchte Luft vom Pazifik zur kalifornischen Küste transportiert. Da die Luftmassen meist aus Richtung Hawaii stammen, erhielt dieses Phänomen speziell in Kalifornien den Namen “Ananas Express” (weitere Informationen zum “Atmosphärischen Fluss” im). Dieser führte in den vergangenen Tagen selbst am trockensten Ort der USA, dem Death Valley (Jahresniederschlag im klimatologischen Mittel rund 50 Liter pro Quadratmeter; zum Vergleich Deutschland mit 790 Liter pro Quadratmeter pro Jahr) zu einer Warnung vor Sturzfluten und geschlossenen Straßen.

DWD Schwere Unwetter in Kalifornien

Das Unwetter nahm sogar ein historisches Ausmaß an: Laut des amerikanischen Wetterdienstes hat es im Großraum von Los Angeles so viel Regen innerhalb von 48 Stunden seit 150 Jahren nicht mehr gegeben. Vielerorts kam es zu massiven Überschwemmungen, Sturzfluten und Erdrutschen. Schätzungen zufolge waren zwischenzeitlich rund 850.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen. Selbst am gestrigen Dienstag mussten mehrere Zehntausend Menschen weiterhin ohne Strom ausharren. In acht Bezirken wurde der Notstand ausgerufen.

Aber nicht nur der kräftige Regen spielte eine maßgebliche Rolle. Am Südrand des Tiefdruckgebiets formierte sich ein kräftiges Sturmfeld, das örtlich sogar Böen bis Orkanstärke im kalifornischen Binnenland verursachte. Dabei sorgten umherfliegende Trümmer für erhebliche Schäden, 3 Menschen mussten aufgrund umstürzender Bäume sogar ihr Leben lassen. Weiter landeinwärts gingen die Niederschläge dann im Bergland in Schnee über, wo es zu einem Neuschneemengenzuwachs von 30 bis 60 Zentimeter kam. In einigen Gipfellagen kamen rund 100 Zentimeter in weniger als 72 Stunden zusammen. Der böige Wind verfrachtete zudem den neugefallen Schnee, wodurch es in höheren Lagen zu weiteren Behinderungen kam.

DWD Schwere Unwetter in Kalifornien 1

Zwar wird sich das Wettergeschehen in Kalifornien etwas beruhigen, dennoch bleibt es zunächst wechselhaft mit weiteren Regenfällen. Es stehen keine Unwetter mehr ins Haus, aufgrund der aufgeweichten und gesättigten Böden sind aber auch weiterhin Überschwemmungen und Erdrutsche denkbar. Im höheren Bergland kann es zu vorübergehenden Starkschneefällen kommen. Und auch der Wind kann zeitweise noch stürmisch wehen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch?

Schon seit einigen Tagen befinden wir uns in einer recht eingefahrenen Wetterlage. Dabei herrscht hoher Luftdruck über Südwesteuropa und tiefer Luftdruck über Skandinavien. Dazwischen hat sich eine milde und teils auch sehr feuchte westliche bis nordwestliche Strömung eingestellt. Da die Luftmassen bei dieser Konstellation vom milden Atlantik herangeführt werden, hat der Winter hierzulande keine Chance. Ganz im Gegenteil. In den kommenden Tagen erwarten wir im Süden, der bis zur Wochenmitte immer noch unter leichten Hochdruckeinfluss liegt, vorfrühlingshafte Temperaturen um 15 Grad. Auch in den Tagen darauf bleibt uns diese Wetterlage erhalten.

DWD Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch

Am kommenden Wochenende dehnt sich ein markanter Langwellentrog über Westeuropa bis weit nach Süden bis nach Algerien aus. Dabei kommt es über der Iberischen Halbinsel zu einem markanten Kaltlufteinbruch samt kräftiger Niederschläge. Gleichzeitig bildet sich über dem westlichen Mittelmeer tiefer Luftdruck aus. Da wir uns in Deutschland vorerst noch auf der Vorderseite des Troges befinden, dreht die Strömung auf Südwest, womit die Temperaturen nach einer vorübergehend leichten Abkühlung zur Wochenmitte sogar nochmals etwas ansteigen werden. Damit sind zu Beginn des Wochenendes in der Südwesthälfte Deutschlands voraussichtlich erneut Höchstwerte um 15 Grad zu erwarten. Im weiteren Verlauf schwenkt der Trog weiter nach Osten. Dabei gibt es allerdings bereits größere Unsicherheiten in der Modellwelt. Während das amerikanische Wettermodell den Trog recht rasch über Mitteleuropa überschwenken lässt, simuliert das europäische Modell diesen wesentlich weiter im Westen mit Zentrum über Benelux. Zudem wird dieser im europäischen Wettermodell intensiver berechnet. In der ersten Variante würde uns im Verlauf ein Schwall maritimer Polarluft erreichen. Damit wäre vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge Winterwetter möglich. In der zweiten Variante würde uns dagegen unbeständiges und nasskaltes Wetter mit kräftigen Niederschlägen, die allerdings nur in den Hochlagen der Mittelgebirge als Schnee fallen, erwarten.

DWD Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch 1

Auch die Ensemblevorhersage zeigt bis zum 14. Februar nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für einen Wintereinbruch mit Schnee bis ins Flachland. Das Mittel der Berechnungen zeigt in 850 Hektopascal (etwa 1500 m Höhe) im Verlauf der übernächsten Woche Temperaturen um -5 Grad . Da die Luftmasse gut durchmischt ist, reicht es dabei im Flachland tagsüber für deutliche Plusgrade. Somit wäre richtiges Winterwetter dort vorerst kein Thema. Für die etwas höheren Lagen der Mittelgebirge schaut es nach aktuellem Stand allerdings gar nicht so schlecht aus, dass sich zumindest vorübergehend eine Schneedecke bilden kann. Für alle Wintersportfans besteht ab Mitte Februar also durchaus Hoffnung.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer ( Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Vom Winde verweht

Und wieder einmal ging in vielen Regionen Deutschlands das Weihnachtsfest bzw. der Jahreswechsel schneearm über die Bühne. Der Winter hat aber noch genügend Zeit, um seine Krallen erneut auszufahren, hat er doch im Dezember z.B. im Süden Deutschlands gezeigt, wozu er fähig sein kann. Doch es braucht keine Schneemassen, um z.B. den Autofahrern die Sorgenfalten ins Gesicht zu treiben. Neben der beinahe alltäglichen, in deren Dimension jedoch sehr unterschiedlich ausfallenden Glätteproblematik stehen Verwehungen ebenfalls weit oben auf der Liste der störenden winterlichen Faktoren. Diese können bereits bei einer geringen Schneehöhe und beständigem Wind auftreten.
Dabei betrifft das nicht nur die Autofahrer, sondern bei entsprechender Dimension auch Hausbesitzer, die verzweifelt versuchen die gesetzlich vorgeschriebene Räumungsmission z.B. ihrer Gehwege erfolgreich zu bewältigen, wenn sich hohe Schneeverwehungen vor ihnen auftürmen, die mit der Zeit die Tendenz haben, immer fester zu werden.

DWD Vom Winde verweht

Ach ja, unter dem Begriff “Schneeverwehung” ist nicht die seitliche Verfrachtung des Schnees durch den Winterdienst gemeint, die nicht selten zielgerecht auf den Gehwegen landet. Auch können Schweißperlen auf der Stirn von Statikern erscheinen, weil Gebäude sehr ungleichmäßig von mächtigen Verwehungen beeinflusst werden. Den Einwand, dass dies bevorzugt Themen für das Bergland sind kann man zwar einwerfen, sollte sich dann aber z.B. das Ereignis Anfang Februar 2021 über der nördlichen und östlichen Mitte Deutschlands nochmal in Erinnerung rufen, wo es auch im Tiefland beachtliche Neuschneemengen gab. Auch aktuell treten in Teilen Dänemarks und Südnorwegens erhebliche Schneemassen auf.

Doch nicht genug, dass sich Schnee anhäuft, nein, er hat auch die Eigenschaft bei entsprechend kalten Temperaturwerten aufgewirbelt zu werden, was zu teils erheblichen Sichteinschränkungen führen kann (englisch “blowing snow“).

Doch wie wird der Schnee überhaupt verfrachtet?

Der Hauptinitiator dafür ist natürlich der Wind, doch im Grunde muss die gesamte Schneephysik mit einbezogen werden, um über die “Verfrachtungsfreude” des Schnees Auskunft geben zu können. Handelt es sich um frischen, “puderzuckerweichen” Neuschnee mit einer Dichte von 50 bis 70 Kilogramm pro Kubikmeter, oder aber um einen sehr feuchten Nassschnee mit einer Dichte irgendwo zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Kubikmeter? Frisch gefallener Schnee kann bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h (Bft 3 bis 4) bewegt werden, während derselbe Schnee mit einer gefrorenen Kruste erst ab Sturmböen (Bft 9) erodiert. Und es geht noch weiter mit den Fragen. Handelt es sich um älteren Schnee, frisch gefallenen Neuschnee, wie sieht das vertikale Temperaturprofil der Schneedecke aus, wie ist die Luftfeuchte bzw. die Windgeschwindigkeit beim Fallen des Schnees gewesen, wie entwickelten sich Temperatur und Taupunkt seit dem Schneefallereignis und so weiter und so fort.

Diese unvollständige Aufzählung zeigt einige der Punkte, die entscheiden, ab wann die kritische Windgeschwindigkeit erreicht wird, um den Schnee anzuheben. Bei entsprechend starken Winden kann auch eine verkrustete und gesetzte Schneeoberfläche regelrecht abgerieben werden mit dem Ergebnis, dass auf einmal Verwehungen eintreten. Wenn es darum geht die Entwicklung von Schneeverwehungen zu verhindern, dann müssen auch klimatologisches bzw. Lokalwissen, z.B. der bevorzugten Windrichtung oder lokaler orografischer Verstärkungseffekte des Windes, mit einfließen.

Es beginnt alles mit dem sogenannten “Rollen, Kriechen” bzw. englisch “creep” und das bei Windgeschwindigkeiten im soliden Bft 4 bis 5 Bereich (20 bis knapp 40 km/h). Die oben aufliegenden Kristalle (oder nennen wir sie lieber allgemein “Schneepartikel”, da sie beim Rollen über den Boden ihre Statik und Aussehen rasch durch Abbruch etc. verändern) beginnen sich zu bewegen. Auch wenn sie bei solchen Windgeschwindigkeiten grundsätzlich nicht weit kommen, so macht es hier die Dauer des Windereignisses aus, sodass permanent Schneepartikel freigesetzt werden. Kleinste Hindernisse können hier zur Bildung von Verwehungen gut sein, wie z.B. der eigene Fußabdruck im Schnee, der bereits ein ausreichendes Hindernis darstellt. Die Höhe des aufgewirbelten Schnees ist mit rund 1 cm für den Straßenverkehr vernachlässigbar. Ein Beispiel dieses Vorgangs kann im Bild 2 bestaunt werden, wenngleich der Übergang der Verfrachtungsschritte fließend und somit eine klare Trennung nicht selten schwer möglich ist.

Der nächste Schritt der Verfrachtung beginnt im Übergangsbereich von Bft 5 zu Bft 6 (30 bis 50 km/h) und fand unter dem englischen Namen “saltation” Eintrag in die meteorologische Enzyklopädie. Bei diesen Windgeschwindigkeiten beginnt der Wind zunehmend auch unter die Kristalle zu greifen bzw. diese anzuheben, sodass diese nun beginnen zu schweben. Dabei legen sie den Wind- und Gravitationskräften folgend deutlich weitere Strecken zurück, wenngleich letztendlich die Gravitationskraft noch überwiegt und somit die Trajektorien immer zur Erdoberfläche zeigen (sie hüpfen). Dieser Prozess sorgt für eine Verfrachtungshöhe von bis zu 1 m über Grund mit einer entsprechenden horizontalen Verlagerung. Wenn die Partikel wieder auf die Schneeoberfläche auftreffen, werden zusätzliche Partikel freigesetzt: Es findet also somit eine Vervielfachung der Partikel statt. Die Sichteinschränkung fällt je nach Flughöhe meist nur gering aus, dennoch können die Konturen, z.B. der Straße, teils verschwinden.

DWD Vom Winde verweht 1

Zuletzt setzt bei Windgeschwindigkeiten ab Bft 7 (ab 50 km/h) die sogenannte “Suspension” oder “turbulente Diffusion” ein, die auch verantwortlich für das “blowing snow“-Kriterium ist. Dieses Kriterium lautet bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA: Anheben des Schnees auf mindestens 1.8 m über Grund. Die nun zunehmend turbulente Strömung hebt die Partikel in die Luft, zumeist bis rund 2 m über Grund, wobei proportional die größte Schneeverfrachtung bis 1 m über Grund beobachtet wird.
Wenn nun die Strömung z.B. hinter Hindernissen abreißt, kann es zu einer verstärkten Ablagerung der Partikel und somit zur Bildung von Schneeverwehungen kommen. Fragen Sie sich doch das nächste Mal bei der Sichtung einer Verwehung in der Nähe eines Hindernisses, woher der Wind kommen musste, um diese Verwehung zu formen.
Bei solchen Bedingungen möchte man sich nicht mehr auf einer abgeschiedenen Landstraße aufhalten, denn die Sichteinschränkungen können erheblich sein, wie in der folgenden Bildcollage zu erkennen ist.

DWD Vom Winde verweht 2

Neben der Bildung von Schneeverwehungen sorgt der aufgewirbelte Schnee auch für erhebliche Sichteinschränkungen, was u.a. daran liegt, dass der Wind während eines Ereignisses in der Grenzschicht stark variiert (bei Messungen mit Werten von 30 bis 50% des Mittelwindes festgelegt). Das bedeutet bei einem Wind von 60 km/h mit einer Variabilität von 40% eine Sichtschwankung zwischen 16 m und 1100m. Dies zeigt, wie gefährlich so eine Situation werden kann und man immer wieder mehr oder weniger orientierungslos der Naturgewalt ausgesetzt ist.

Ob nervig oder schön zu beobachten, ohne Schnee klappt es nicht. Doch lange muss man nun nicht darauf warten. Bereits heute fällt im Norden und am Wochenende auch im Süden mehr oder weniger Schnee, sodass man wenigstens dort den Wandel der Schneedecke beobachten kann.

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahresvorausschau 2024

Tja, was 2024 mit sich bringt, ist eine gute Frage – insbesondere beim Wetter. Lassen Sie uns an dieser Stelle einfach mal wieder den Verstand ausschalten und vogelwild drauflos spekulieren – natürlich wie immer mit einem dicken Augenzwinkern 😉

Januar:
Wintereinbruch in Teilen Deutschlands. Zur Reduzierung von Materialverschleiß greifen bei der Heim-EM der Handballer einige Teams im Training auf Schneebälle zurück.

Februar:
Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,
der Name ist doch sch…-egal.
Viel wicht’ger ist, ja sonnenklar:
Das Wetter, das wird wunderbar!

März:
Der DWD plant den operationellen Einsatz von KI in der Vorhersage für in 5 Jahren. “Das entspricht ja der aktuell erwarteten Restentwicklungszeit!” wird man in 8 Jahren feststellen.

April:
Ein Ruck geht durch Politik und Gesellschaft! Weltweit werden effektive Maßnahmen getroffen, dem menschgemachten Klimawandel gemeinsam und zügig entgegen zu wirken. – April, April…

Mai:
Kühles Schmuddelwetter in Deutschland, noch nie dagewesene Wärme in Nordosteuropa. Beim European Songcontest in Malmö zeigt das Außenthermometer selbst zu später Stunde noch über 20 °C. Icke Hüftgold holt mit “Klima find ick prima” sensationell den 3. Platz.

Juni:
Zu Ehren des 200. Geburtstag des britischen Physikers William Thomson, 1. Baron Kelvin beschließt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für ein Jahr sämtliche Temperaturangaben in Kelvin anzugeben.

Juli:
Extreme Hitzewelle in Deutschland. Vielfach werden Höchstwerte um 313 Kelvin verzeichnet. Das Endspiel der Fußball-EM zwischen Schottland und England in Berlin wird in den kühleren September verlegt.

August:
Fortdauer der Hitzeperiode in weiten Teilen Europas. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommt es bei den Wasserdisziplinen immer wieder zu Unterbrechungen aufgrund von sogenannten “Plantschern” (Pendant zu “Flitzer”).

September:
“Der Laubbläser kommt!” schallt es durch die Medienwelt. Tatsächlich sorgt der erste Herbststurm in der Nordhälfte verbreitet für (schwere) Sturmböen. Das Endspiel der Fußball-EM wird in den Oktober verlegt.

Oktober:
Verfrühtes Winterintermezzo im Osten des Landes. Bei Schneematsch und Temperaturen um 273 Kelvin gewinnt Schottland auf nahezu unbespielbarem Platz das Finale der Fußball-EM im Elfmeterschießen mit 1:0.

November:
Mehrwöchige Hochdrucklage! Die Folge: Auf den Bergen Sonne ohne Ende, im Tiefland dagegen oftmals neblig-trübe Tristesse. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Donau verzeichnen Apotheken und Supermärkte einen Rekordumsatz bei Vitamin-D-Tabletten.

Dezember:
In einer erneut sehr aktiven atlantischen Wirbelsturmsaison leitet Ex-Hurrikan Tony das traditionelle Weihnachtstauwetter in Deutschland ein. “Problem”: Es gibt gar nichts zum Wegtauen. “Was soll’s…” sagt man sich auf den zahlreichen Weihnachtsgrillpartys.

Soweit zum nicht wirklich ernstgemeinten Ausblick auf 2024. Ernst wird es dagegen am Dienstag und Mittwoch für einige Teile Deutschlands, wenn teils ergiebiger Dauerregen und Sturm auf der Agenda stehen.

Nun wünscht der Autor Ihnen aber erst einmal – auch im Namen des gesamten Thema-des-Tages-Teams – einen guten und vor allen Dingen gesunden Rutsch ins neue Jahr!

DWD Dipl. Met. Tobias Reinartz

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Weiße Weihnachten?!

Der Traum von weißen Weihnachten ist allgegenwärtig und bereits Wochen vor dem Fest laufen die ersten Anfragen beim Deutschen Wetterdienst auf. Der Definition nach spricht man von “weißen Weihnachten”, wenn am 24., 25. und 26. Dezember an einer Wetterstation jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird. Dass wir dies in den meisten Teilen Deutschlands in der Regel nicht erreichen, ist sehr wahrscheinlich. Denn “pünktlich” zum Fest am Jahresende setzt mit einigermaßen zuverlässiger Regelmäßigkeit das Weihnachtstauwetter ein. Selbst zuvor gefallener Schnee schmilzt dann meist wieder ab. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist – je nach Region – mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten.

In diesem Jahr fällt das Weihnachtsfest in Deutschland wie gewohnt “grün” aus. In der Tat fließt am heutigen Heiligabend und am morgigen 1. Weihnachtsfeiertag mit einer westlichen Strömung sehr milde Atlantikluft zu uns. Insbesondere im Stau des Erzgebirges wagte Frau Holle am gestrigen Samstag zwar noch den Versuch auf ein weißes Weihnachtsfest – dort fielen innerhalb weniger Stunden punktuell rund 40 Zentimeter Neuschnee -, aufgrund der Milderung und des Regens werden diese Schneemassen jedoch rasch wieder abgetaut. Wer also nicht auf die weiße Weihnacht in Deutschland verzichten möchte, muss ins höhere Bergland der Mittelgebirge oder der Alpen hinauf.

DWD Weisse Weihnachten 2

Aber wie sieht es denn in anderen Ländern der Welt aus? Wo gibt es die hierzulande jedes Jahr aufs Neue herbeigesehnten weißen Weihnachten? Wir begeben uns auf eine kleine Reise durch die Welt.

Um große Schneemengen genießen zu können, muss man gar nicht so weit weg aus Deutschland. Denn insbesondere in den Alpen in Frankreich, der Schweiz und in Österreich gab es in den vergangenen Tagen einiges an Neuschnee. Zwar wurden die Mengen im Vorfeld von den Wettermodellen etwas überschätzt. Dennoch liegen dort im höheren Bergland teilweise über 2 Meter an Schnee. Zusammen mit der sich häufiger zwischen den Wolken durchschiebenden Sonne sollten die Weihnachtsfeiertage dort durchaus ein Genuss werden.

Gut eingeschneit finden sich derzeit auch die nördlichen Regionen Europas wieder. In den vergangenen Tagen kamen in Skandinavien stellenweise rund 50 Zentimeter Neuschnee zusammen. Mit Ausnahme einiger Küstenbereiche befinden sich Norwegen, Schweden und Finnland derzeit unter einer dichten Schneedecke. Dies ist aber wenig verwunderlich, denn dort sind weiße Weihnachten deutlich wahrscheinlicher als bei uns in Deutschland. Diese beträchtlichen Schneemengen dienen heute sicherlich unter anderem zur Abkühlung nach dem an Heiligabend obligatorischen Saunagang. Zudem ist weiterer Schnee über die Weihnachtsfeiertage in Sicht. Im Südwesten Norwegens können sogar rund 60 Zentimeter an Neuschnee zusammenkommen. Nur im äußersten Süden Schwedens wird es dafür etwas zu mild sein. Dort muss man sich mit Regen zufriedengeben.

DWD Weisse Weihnachten 1

 

Wenig winterlich startet der Heiligabend auch in den USA. Dort liegt aktuell lediglich im höheren Bergland Schnee. Über die Feiertage wird es aber auch da noch einiges an Neuschnee geben. Insbesondere in Nebraska und South Dakota können mehr als 10 Zentimeter Schnee zusammenkommen. Dennoch wird es sicherlich auch ungemütlich. Neben teilweise unwetterartigen Neuschneemengen (punktuell auch mehr als 30 Zentimeter in nur wenigen Stunden) muss auch mit einem stürmischen Wind gerechnet werden. Entsprechend warnt der amerikanische Wetterdienst aktuell bereits vor wintersturmähnlichen Bedingungen.

Auf der anderen Seite des Pazifiks in Japan belächelt man die Schneemengen aus Deutschland in der Regel. Im sogenannten “Yukiguni”, was übersetzt so viel wie “Schneeland” bedeutet und im Nordteil der größten japanischen Insel Honshu liegt, fallen in Staulagen über 3700 Zentimeter (37 Meter!) an Neuschnee pro Jahr! Der Grund: kalte sibirische Luftmassen, die über dem verhältnismäßig warmen Japanischen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen können, treffen auf eine über 3000 Meter hohe Gebirgskette: die japanischen Alpen. Die Schneehöhe kann dort allerdings nicht gemessen werden. Denn wenngleich die schneereichste Region der Erde nach Schneehaubenidylle und einem heftigen Muskelkater für Frau Holle klingt, ist diese Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station, die dem japanischen Wetterdienst (JMA) nach pro Jahr die höchsten Schneefallmengen misst, steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und Badeort Sukayu Onsen im Norden von Honshu. Dort werden “nur” 1764 Zentimeter im Jahr an Neuschnee registriert. Zurzeit zeigen sich dort laut den japanischen Kollegen allerdings lediglich 187 Zentimeter, womit wir mit 265 Zentimetern auf der Zugspitze definitiv mithalten können. Japans Vorhersage für die Feiertage: Insbesondere im Nordteil der japanischen Inselkette kommen bei Dauerfrost gebietsweise nochmals 20 bis 40 Zentimetern an Neuschnee hinzu!

Deutlich anders sieht es auf der Südhalbkugel aus. Dort herrscht derzeit Sommer! In Rio de Janeiro an Brasiliens Küste trägt man am heutigen Heiligabend zum Barbecue bei Höchstwerten von etwa 30 Grad wahrscheinlich eher luftige Sommerbekleidung statt dicker Winterjacke. Landeinwärts können die Temperaturen sogar teils über 40 Grad betragen. Statt Dauerregen- und Tauwetterwarnung wird dort vor extremer Hitze gewarnt!

Im namibischen Windhoek werden heute ebenfalls über 30 Grad erwartet. Im nahe gelegenen Mariental sind sogar bis zu 40 Grad möglich. In dem Vielvölkerland wird Weihnachten durchaus unterschiedlich gefeiert. Die dort beheimateten Menschen mit deutschen Wurzeln feiern Weihnachten meist an Heiligabend, die anderen Bevölkerungsgruppen jedoch erst am Morgen des ersten Weihnachtstages.

In Australien findet Weihnachten in diesem Jahr sogar bei Temperaturen von örtlich über 45 °C statt. Und selbst in Küstennähe kommt es gebietsweise zu Temperaturen von über 30 Grad. Häufig verlegt man dort das Fest dann kurzerhand an den Strand oder Pool. Entsprechend kann man Weihnachtslieder à la “White Christmas” höchstens etwas ironisch belächeln, wobei damit auch einfach weißer Sand gemeint sein könnte. Bei solch “arbeitsunwürdigen” Wetterbedingungen darf “Santa Claus” seine dicke, rote Jacke auch gerne einmal gegen Bade- oder Surfshorts eintauschen.
Und mit dieser kurzen Weltreise wünschen wir, die Meteorologinnen und Meteorologen aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Turbulente Vorweihnachtswoche

Eines ist sicher, der heutige Montag wird wettertechnisch der ruhigste Tag der Woche. Über dem Süden und der Mitte verweilt das Hochdruckgebiet FIONA, das sich von der Iberischen Halbinsel bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Aufgrund einer sehr ausgeprägten Inversion kann sich dort aber nicht überall die Sonne durchsetzen. Gebietsweise halten sich vor allem in den Flussniederungen mitunter dichte Nebelfelder und dazu ist es mit Temperaturen um 1 Grad feuchtkalt. Ungewöhnlich mild ist es auf den Bergen. Aktuell (14 Uhr MEZ) werden beispielsweise in den höheren Lagen Süddeutschlands Temperaturen um 13 Grad erreicht. Der Norden liegt hingegen unter schwachem Tiefdruckeinfluss und das Wetter gestaltet sich leicht wechselhaft, aber auch mild.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche

In der kommenden Nacht weiten sich Nebel- und Hochnebelfelder im Süden wieder aus. In den tiefen Lagen droht dann auch wieder Frost und regional Reifglätte. Der Regen vom Tage kommt im Laufe der Nacht südwärts voran und erreicht in den Frühstunden auch die nördliche Mitte. Unter den kompakten Wolken bleibt es mit 9 bis 2 Grad frostfrei.

Am Dienstag nimmt der Tiefdruckeinfluss auch in der Mitte langsam zu, während sich im Süden noch länger schwacher Hochdruckeinfluss halten kann. Sonnenschein ist jedoch nicht garantiert, denn Nebel- und Hochnebelfelder lösen sich mitunter nur zäh auf. Der Südwestwind legt mit Ausnahme des Südens langsam etwas zu.

Ab Mittwoch liegt dann ganz Deutschland wieder unter dem Einfluss von Tiefdruckgebieten, die sich über Nordwest- und Nordeuropa tummeln. Von besinnlicher Vorweihnachtszeit hält das Wetter überhaupt nichts. Gebietsweise viel Regen sowie eine beginnende Sturmlage stehen auf dem Programm.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche 1

Der erste Höhepunkt ist wohl am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag zu erwarten. Verbreitet kommt es dann bis ins Tiefland zu (schweren) Sturmböen zwischen 70 und 90, örtlich auch um 100 km/h (Bft 8-10). Auf den Bergen und an den Küsten treten orkanartige Böen und Orkanböen zwischen 110 und 130 km/h (Bft 11-12) auf. Es sollten also sich im Freien befindliche geschmückte Weihnachtsbäume und sonstige Dekorationen auf jeden Fall gesichert werden!

Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Niederschlag. Immer wieder kommt es insbesondere ab Mittwoch zu teils länger anhaltenden Niederschlägen, die nur in den höheren Lagen zeitweise als Schnee niedergehen. Vor allem in den Weststaulagen der Berge und gebietsweise in der Nordhälfte werden vom heutigen Montag bis Samstagabend in der Fläche 40 bis 70, lokal auch über 100 l/qm prognostiziert. Das entspricht teils mehr als dem Monatsniederschlag, womit Hochwasser weiterhin ein Thema bleiben wird. Auch in den restlichen Regionen wird es mit Mengen zwischen 15 und 40 l/qm recht nass.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche 2

Ein Ausblick auf die Weihnachtstage zeigt, dass es spannend bleibt. Die Wetterlage bietet großes Überraschungspotential. Von zeitweiligem schauerartigen Schneefall, über eine Sturmlage bis hin zu Dauerregen ist alles möglich. Eine nachhaltige Schneedecke bis ins Flachland ist aber eher unwahrscheinlich. Doch mehr dazu in den kommenden Themen des Tages.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

“Zurück in die Zukunft” beim Wetter

Am morgigen Freitag wird in den USA der “Gib-vor-ein-Zeitreisender-zu-sein-Tag” begangen. Dieser findet seit dem Jahr 2007 immer am 08. Dezember statt. In gewisser Hinsicht sind wir MeteorologInnen tagtäglich Zeitreisende, denn wir versuchen, in die Zukunft zu blicken. Dabei ist das Ziel, das Wetter mit seinen Eigenschaften wie Temperatur, Niederschlag oder Wind an einem bestimmten Ort möglichst weit in die Zukunft bestmöglich vorherzusagen.

In welches Jahr oder zu welchem Zeitpunkt würden Sie gemäß dem Filmtitel “Zurück in die Zukunft” gerne reisen? Jede und jeder hat sicherlich Momente in seinem Leben, zu denen man gerne zurückreisen und sich möglicherweise anders entscheiden würde. Manchmal würde man auch gerne wissen, was morgen oder übermorgen passieren könnte (bei uns MeteorologInnen schon allein berufsbedingt). Aber wenn man das Angebot bekommen würde, tatsächlich einmal in die Zukunft zu reisen, dann ist es durchaus fraglich, ob man dieses Angebot letztendlich annehmen würde.

Wenn man am heutigen 07. Dezember in der Geschichte zurückreisen würde, käme man bei dem ein oder anderen historischen Ereignis heraus. Da wäre beispielsweise der japanische Angriff auf Pearl Harbor im Jahr 1941. Bei diesem Ereignis ist allerdings zu bezweifeln, dass man dahin gerne zurückreisen würde. Der Kniefall von Warschau im Jahr 1970 wäre dahingehend schon etwas Anderes.

Doch nun zum Blick in die Zukunft beim Wetter. Wettervorhersagemodelle benötigen für ihre Berechnungen, was in der Zukunft wettertechnisch passieren könnte, einen Anfangszustand. Dieser sollte möglichst präzise den aktuellen Gegebenheiten entsprechen. Beste Voraussetzungen hierfür liefert eine gute Datengrundlage, die sich aus den Messungen von Wetterstationen, Flugzeug- und Schiffsmessungen, Radiosondenaufstiegen sowie Radar- und Satellitendaten speist.

Wenn man den Anfangszustand am heutigen Donnerstag beschreiben müsste, so fasst “ein ruhiger Wettercharakter” das Ganze für Deutschland sehr gut zusammen. Das Vorhersagegebiet befindet sich nämlich unter Zwischenhocheinfluss. Das Hochdruckgebiet EVANGELIA sorgt in Anlehnung an das Evangelium zumindest in der Südwesthälfte für eine “Frohe Botschaft”, denn dort hat man es heute mit einem Mix aus Sonne und Wolken zu tun. In einigen Flussniederungen sowie im Norden und Osten sieht es allerdings eher nach einem Tag mit Dauergrau aus. Örtlich kann auch etwas Sprühregen oder Schneegriesel aus der “grauen Masse” fallen. In diesen Regionen kreisen die heutigen Höchstwerte um die 0-Grad-Marke. In den mit etwas Sonne verwöhnten Regionen klettern die Temperaturwerte immerhin auf bis zu 6 Grad.

Bereits das Wetter in der kommenden Nacht stellt die Vorhersagemodelle vor Herausforderungen. Das Tiefdruckgebiet UDO sorgt für etwas mehr Würze in der Wetterküche. Auf die Wetterlage an sich wurde bereits im gestrigen Thema des Tages  eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UDO Wolken in den Westen und Südwesten lenkt, aus denen nachfolgend Niederschläge fallen. Ganz im Westen sowie in den Niederungen handelt es sich meist um Regen. Im Bergland fällt der Niederschlag oft als Schnee. Der Regen ist allerdings aber auch teils gefrierend und es kommt gebietsweise zu Glatteisbildung. Die Warnmeteorologen werden vorzeitig und großflächig mit Warnpolygonen vor markantem Wetter (ockerfarbene Warnungen) hantieren. Lokale Unwetterwarnungen (rote Warnungen) sind dabei nicht ausgeschlossen. Ob eine Warnung “hochgestuft” wird, wird man dann im sogenannten Nowcasting anhand der Temperaturen in Bodennähe und anhand der Niederschlagsmenge beurteilen.
Wie glatt es ganz lokal bei jedem Einzelnen tatsächlich wird, gleicht dabei allerdings einem Blick in die Glaskugel. So oder so gilt vor allem zur Hauptverkehrszeit höchste Vorsicht. Egal ob per Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß sollte man sich den örtlichen Begebenheiten dementsprechend anpassen.

Vergleicht man in den Vorhersagemodellen das prognostizierte signifikante Wetter (erste Abbildung: Vorhersage von Mittwoch, 06.12.2023; zweite Abbildung: Vorhersage von Donnerstag, 07.12.2023), so sieht man deutliche Unterschiede hinsichtlich Niederschlagsphase und Verlagerung. Ob die aktuelleren Modellläufe eher der Realität entsprechen, wird sich zeigen.

DWD Zurueck in die Zukunft beim Wetter

DWD Zurueck in die Zukunft beim Wetter 1

Diese Niederschläge ziehen in den darauffolgenden Stunden und im Laufe des Freitags dann weiter ostwärts. Nach Durchzug des Niederschlagsgebiets setzt dann auch sukzessive eine Milderung von Westen ein. Werden am heutigen Donnerstag am Niederrhein noch die oben erwähnten 6 Grad erreicht, so steigen die Temperaturwerte am zweiten Adventssonntag dort auf bis zu 11 Grad. Nach Osten hin hält sich die kühlere Luft noch etwas länger. Ab spätestens Sonntag setzt dann aber auch dort die Milderung ein. Bei teils kräftigem Südwestwind und viel Regen am Sonntag und Montag, der an den Alpen teils langanhaltend fällt, gehören die bestehenden Schneedecken vergleichsweise schnell der Geschichte an.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2023

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Die milde Luft klopft an die Tür

Der Winter hat gerade erst begonnen (der 1. Dezember ist der meteorologische Winteranfang), zeigt uns aber schon mal, was er draufhat: Nach dem Schneechaos im Südostdeutschland hat sich das Wetter dank des Hochs DUNJA zumindest vorübergehend beruhigt. Unter teils klarem Himmel sind die Temperaturen durch die mächtige Schneedecke im Südosten des Landes auf Gefrierfachniveau gesunken mit Werten häufig zwischen -12 und -19 Grad.

Von Westen “klopft” jedoch die milde Atlantikluft mit Tief SANI mit Kern über dem Ärmelkanal an. Da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, hat die Atlantikluft viel Arbeit vor sich, um die eingeflossene Kaltluft wegzuräumen. Dies geschieht nicht immer glimpflich. Wenn ein Tief ins Spiel kommt, kann es dann zu einer Glatteislage führen.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer

Im Laufe des Montagnachmittags weiten sich die Niederschläge von Tief SANI von Südwesten nordostwärts aus. Bis Dienstagmorgen bleiben nur der äußerste Nordosten und Südosten noch trocken.

Zunächst fällt nur Schnee, ab dem Nachmittag mischt sich aber auch zunehmend Regen darunter. Das liegt daran, dass in höheren Luftschichten von Westen wärmere Luft herangeführt wird. Am Boden hält sich aber zum Teil weiter die Kaltluft. Es kommt also gebietsweise zu einer erhöhten Glatteisgefahr, vor allem im westlichen Bergland und je weiter man nach Osten kommt. Besonders gefährdet sind ab den Abendstunden bis Dienstagfrüh die Regionen zwischen Main und Donau. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Glatteissituation vereinzelt auch unwetterartig ausfällt. Nach Norden und Nordosten fällt etwas Schnee. Nur entlang des Rheins und ganz im Westen bleiben die Temperaturen in der Nacht zum Dienstag über null Grad, ansonsten liegen sie meist in den Frostbereich. Im Südosten Bayerns kann es erneut strengen Frost auftreten.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 1

Zu erwähnen ist auch der Wind: Mit der Annäherung des Tiefs SANI frischt der südöstliche Wind vor allem in den Kammlagen der Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln auf. Es werden zwar keine hohen Windgeschwindigkeiten erwartet, aber in Kombination mit dem noch lockeren Schnee kann es zu Schneeverwehungen kommen.

Am Dienstag liegt der Kern des Tiefs über Nordwestdeutschland. Dabei fließt wieder etwas kältere Luftmassen ein. Im Bergland oberhalb von 400 bis 600 m fällt dann wieder Schnee. In tieferen Lagen entspannt sich bei positiven Temperaturen um 5 Grad die Glättesituation. Lediglich im Nordosten und ganz im Norden sowie ganz im Südosten fällt bis unten Schnee. In der Nacht zum Mittwoch bleiben wir immer noch unter dem Einfluss von Tief SANI. Dabei werden weitere Niederschläge erwartet, die teils bis in tieferen Lagen als Schnee fallen. Entsprechend muss mit Glätte durch überfrierende Nässe oder Schnee gerechnet werden.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 2

Zur Wochenmitte zieht das Tief langsam nach Polen ab und von Westen macht sich ein Zwischenhoch bemerkbar. Entsprechend verlagern sich die Niederschläge mehr in den Osten. Die Milderung setzt sich aber nur zögerlich durch. Ganz im Osten und Südosten hält sich die kalte Luft mit Temperaturen um 0 Grad, ansonsten werden Höchstwerte zwischen 3 und 7 Grad erreicht. In der Nacht zum Donnerstag gibt es aber verbreitet Frost zwischen 0 und -7 Grad. Dabei bleibt es meist trocken.

Am Donnerstag versucht ein neues “mildes” Atlantiktief auf Deutschland überzugreifen. Gegenüber steht aber das “kalte” Hoch über Russland. Es bleibt spannend, in wie weit sich die milde Luft nach Osten durchsetzt und wie nachhaltig wird sie sein. Es gibt auch Modellprognosen, in denen die Kaltluft relativ schnell zurückkehrt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst