Island Games Rügen 2022

Island Games Rügen 2022 – Freestyle Contest im Frühjahr

Der Monstertornado von El Reno – Teil 1

Vor genau neun Jahren, am Freitag, dem 31.05.2013, wütete ein denkwürdiger Tornado in Oklahoma, USA. Mit einem Durchmesser von bis zu 4,2 km (!) ging er als größter bisher aufgezeichneter Tornado in die Geschichte ein.

Er entwickelte sich am frühen Abend etwa 13 km west-südwestlich von El Reno, einer knapp 17000 Einwohner umfassenden Kleinstadt, rund 40 km westlich von Oklahoma City. Deshalb ist er weithin auch als “El-Reno-Tornado” bekannt. Aufgrund der Nähe zu dieser Metropole und der günstigen Tageszeit (noch lange hell und Feierabend vor Wochenende) waren zahlreiche Sturmjäger unterwegs. Sturmjäger liefern durch ihre Beobachtungen dem National Weather Service bzw. dem Storm Prediction Center wichtige Zusatzinformationen für das dortige Warnmanagement und tragen somit zum Schutz der Bevölkerung bei.
Gleichwohl gibt es natürlich gerade in Metropolregionen wie Oklahoma City auch immer viele Laien und Schaulustige, die sich bei entsprechenden Lagen am Straßenrand positionieren, um ein tolles Foto zu machen. Dabei verursachen sie mitunter Staus, behindern die wirklichen Jäger und bringen sich zum Teil selbst in Gefahr – unbewusst. Wie dem auch sei, aufgrund der Vielzahl an Beobachter verwundert es nicht, dass es sich beim El-Reno-Tornado um einen der am besten dokumentierten Tornados aller Zeiten handelt. Nach Abschätzung aus Dopplerradarbildern erreichte er Windgeschwindigkeiten von bis zu 480 km/h, was der höchsten Stufe auf der Enhanced Fujita Skala entspricht: einem EF5. Diese beginnt bereits bei 323 km/h.

Der National Weather Service stufte den Tornado im Nachgang jedoch auf einen EF3 herab (entspräche 218-265 km/h). Ausschlaggebend für die Einteilung sind offiziell nämlich nicht die Geschwindigkeit, sondern die aufgetretenen Schäden, die demnach “nur” im EF3-Bereich lagen. Allerdings muss bedacht werden, dass der Tornado “nur” über ländliche Regionen und daher oft schlicht über freie Felder zog. Was passiert wäre, wenn der Tornado direkt über El Reno oder gar Oklahoma City gewütet hätte, möchte man sich gar nicht vorstellen. Mit Sicherheit wäre ihm dann aber der EF5-Status erhalten geblieben.
So wie dem EF5-Tornado, der knapp zwei Wochen zuvor, am 20.05.2013, über Moore, einem Stadtteil im Süden von Oklahoma City, fegte. Schwerste Verwüstungen und leider auch über 20 Tote sowie hunderte Verletzte waren dort damals die Folge. Verletzte und Tote gab es leider auch beim El-Reno-Tornado zu beklagen. Unter den acht Todesopfern befanden sich unter anderem Tim Samaras, Tornadoforscher und einer der weltweit erfahrensten Sturmjäger, sein Sohn Paul sowie Carl Young, Meteorologe und Freund Samaras’. Dass selbst solche Profis ihr Leben lassen mussten, lag unter anderem daran, dass die etwa 26 km lange Zugbahn des Tornados sehr untypisch war. Der Tornado änderte mehrfach sowohl seine Zugrichtung als auch seine Zuggeschwindigkeit. Letztere variierte zwischen nahezu Stillstand und knapp 90 km/h. Eine Vorhersage der Zugbahn war somit unmöglich, was vielen Jägern zum Verhängnis wurde. Letztlich unterschätzten manche auch einfach die Gefahr bzw. ihnen wurde zu spät bewusst, in welcher Gefahr sie sich eigentlich befanden. Ganze 40 Minuten tobte der Tornado, ehe er sich südöstlich von El Reno wieder auflöste.

Im morgigen Thema des Tages (01.06.2022) blicken wir genauer auf die mitunter dramatischen Geschehnisse dieser knappen dreiviertel Stunde.

DWD Der Monstertornado von El Reno Teil 1

Der Tornadoausbruch am 20.05.2022 – Analyse und Einordnung

Vor zehn Tagen gab es in großen Teilen Deutschlands die bisher stärkste Gewitterlage der Saison 2022. Schon weit im Vorfeld wurde über die sozialen Medien und die Wetter- und Warnlageberichte davor gewarnt und es war klar, dass etwas “Größeres” bevorstehen würde. Eine befürchtete Begleiterscheinung waren Orkanböen, die sich in der Fläche erst über Tschechien entfalten konnten. Aber auch auf das erhöhte Potential für Tornados wurde immer wieder verwiesen. Insofern war es dann am Ende nicht wirklich überraschend, dass diese aufgetreten sind. Wir wollen in der Folge die Lage etwas näher einordnen und auch schauen, warum man schon im Vorfeld das hohe Tornadopotential erkennen konnte.

Zunächst einmal sei ein Blick auf die Statistik geworfen. Dazu gab es bereits am 19.07.2021 ein Thema des Tages. Zudem gab es vergangenen Herbst einen Vortrag zu diesem Thema auf dem Extremwetterkongress. Alle Tornadoereignisse werden in der Unwetterdatenbank des ESSL (European Severe Storms Laboratory) gespeichert. Robuste Zahlen zur statistischen Untersuchungen von Tornadoereignissen in Deutschland gibt es etwa ab dem Jahr 2000. Nutzt man die Datenbasis von 2001 bis 2020 so wurden im Schnitt jährlich 32 Tornados und knapp 17 Wasserhosen registriert. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr und es ist davon auszugehen, dass es auch noch eine gewisse Dunkelziffer an schwachen Tornados gibt, die nicht in der Statistik auftauchen.

Die Stärke der Tornados lässt sich über die sogenannte Fujita-Skala von F0 bis F5 einordnen. Von starken Tornados spricht man ab einer Stärke von mindestens F2. Starke Tornados gibt es im Schnitt etwa fünf pro Jahr (4 x F2, 1x F3). Noch stärkere Tornados kommen deutlich seltener vor. In den vergangenen Jahren gab es eher unterdurchschnittlich viele starke Tornados (2019: 1xF2, 1x F3, 2020: keiner, 2021: 1x F2). Insofern war es statistisch gesehen “mal wieder an der Zeit”, dass wieder einige starke Tornados auftauchen. An dieser Stelle sei auch nochmal betont, dass sich in den Tornadostatistiken derzeit keinerlei Trend in Bezug auf Anzahl und Stärke von Tornados in Deutschland, finden lässt. Insofern eignen sich Tornados auch nicht für Argumentationen in Sachen Klimawandel. Am 20.05.2022 wurden insgesamt mindestens acht Tornados im Zusammenhang mit der Unwetterlage registriert, einer davon in den Niederlanden in Grenznähe zu Deutschland. Bei einer solch großen Anzahl an Tornados spricht man von einem Tornadoausbruch. Drei dieser Tornados waren starke Ereignisse (Merxhausen, Lippstadt und Paderborn; jeweils F2). Der Tornado von Paderborn wird aktuell immer noch untersucht. Auf Tornadomap.org werden die bisherigen Untersuchungsergebnisse dokumentiert.

Kommen wir nun im zweiten Teil zu den Voraussetzungen für Tornados am 20.05.2022. Die Vorhersager beim DWD arbeiten mit der sogenannten Zutatenmethode. Wir halten also nach Zutaten Ausschau, die zusammenkommen müssen, damit Gewitter und Tornados entstehen können. Für Gewitter brauchen wir zum einen Feuchte und zum anderen eine möglichst starke Temperaturabnahme mit der Höhe (Labilität). Beide Zutaten werden in der verfügbaren Energie für Gewitter zusammengefasst. Diese Energie war für einige Regionen über der Mitte und dem Süden deutlich erhöht. Zudem braucht es noch eine weitere Zutat, die Hebung. Sie ist verantwortlich, dass die Luft gehoben wird, sich dabei abkühlt und sich schlussendlich Gewitterwolken bilden. Für den 20.05. half ein sich kräftigendes Tiefdruckgebiet, dass im Tagesverlauf von Benelux nach Norddeutschland zog und mit seinen Ausläufern ausreichend Hebung lieferte.

Um aus Gewittern auch Unwetter zu machen, braucht man zudem noch ein entscheidendes Gewürz – die Windscherung. Darunter versteht man die Änderung der Windstärke und -richtung mit der Höhe. Für Tornados schaut man ganz speziell auf die Windänderung zwischen Boden und etwa 1 km Höhe. Diese war auch am 20.05. deutlich erhöht. Damit sich ein Tornado ausbilden kann ist es zudem hilfreich, wenn die Unterseite der Gewitterwolke eine möglichst niedrige Höhe hat. Je höher die Wolkenbildung einsetzt, desto schwieriger wird es für den Tornado, sich zu bilden. Auch diese Bedingung war insbesondere über der westlichen Mitte gegeben.

Allein bei der Betrachtung der Zutaten war also schon klar, dass es an diesem Freitag zu Tornados kommen könnte. Wo diese tatsächlich auftreten, lässt sich allerdings nicht im Vorfeld sagen. Möglich ist hingegen eine Potentialabschätzung (siehe auch das Tagesthema vom 19.07.2021) und diese wurde dann unter anderem auch in der Vorabinformation vom Vortag kommuniziert. Als der potentielle Tornado dann mit Hilfe der Wetterradare und Zumeldungen erkannt wurde, tauchte die Begleiterscheinungen schließlich auch in den Akutwarnungen auf.

Zu guter Letzt noch ein paar Dinge für Interessierte. In einer Untersuchung über starke Tornados in Deutschland von 2013 bis 2020 wurden einige typische Bedingungen im Zusammenhang mit Tornadolagen ermittelt. Ein interessanter Aspekt war, dass es häufiger im Vorfeld von Tornadoereignissen bereits Niederschläge gibt, die unter anderem auch zu einer Anfeuchtung und damit einem Absenken der Wolkenunterseite führen können. Dies war immerhin in 12 von 17 untersuchten Ereignissen der Fall. In acht Fällen gab es direkt vor dem Event Schauer oder Gewitter und auch am 20.05. war dies wieder so. Des Weiteren hat man herausgefunden, dass ein und dasselbe Gewitter wiederholt Tornados hervorbringen kann. An acht von zehn Tagen, wo es mehr als einen Tornado gab, brachte ein Gewitter mindestens zwei Tornados hervor. Am 20.05. konnte dies wieder beobachtet werden. Die Gewitterzelle, die zum Paderborn-Tornado führte, hat nachweislich mindestens vier Tornados erzeugt (Lippstadt, Paderborn, Lütmarsen und Merxhausen), davon drei starke.

Zusammengefasst lässt sich die Lage am 20.05.2022 also als klassische Tornadowetterlage einordnen, wobei nach einer mehrjährigen Phase mit verhältnismäßig wenigen starken Tornados, die Statistik wieder zugeschlagen hat und mindestens drei Tornados der Stärke F2 aufgetreten sind. In den nächsten beiden Tagen geht es im Tagesthema in die Tornadohochburg USA, mit einem Blick auf den sich jährenden tödlichen El Reno Tornado.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.05.2022

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DWD Der Tornadoausbruch am 20.05.2022 Analyse und Einordnung 1

Die Hitze kommt zurück, oder?

Mit einer meist nordwestlichen Strömung floss in den vergangenen Tagen kühlere Luft nach Deutschland. Diese stammte ursprünglich aus Nordamerika und Grönland und legte den weiten Weg über den Nordatlantik bzw. das Europäische Nordmeer zurück. Insbesondere im Norden und in Teilen der Mitte kam es dabei zu zahlreichen Schauern und einigen Gewittern, die von einem teils stürmischen Wind begleitet wurden. Auch bei den Tageshöchstwerten machte sich die einfließende kühlere Meeresluft bemerkbar. Bei Freiluft-Aktivitäten war man gut beraten, vorsorglich eine leichte Jacke oder einen Pullover einzupacken.

Am heutigen Sonntag (29. Mai 2022) befindet sich Deutschland nun im Einflussbereich eines insbesondere in höheren atmosphärischen Luftschichten ausgeprägten Tiefdruckgebiets, das nur langsam über Deutschland hinwegzieht. Dabei treten gebietsweise weitere Schauer und einzelne Gewitter auf. Zudem werden voraussichtlich die niedrigsten Temperaturen der Woche gemessen. Vielerorts schafft es das Thermometer heute gerade mal auf 13 bis 15 Grad, was etwas zu kühl für diese Jahreszeit ist. Vom Osten bis in den Südwesten, wo die Schauerneigung geringer ist und sich die Sonne etwas häufiger zwischen den Wolken zeigen kann, werden hingegen bis zu 18 Grad vorhergesagt. Die niedrigen Temperaturen sorgen sogar dafür, dass in höheren Lagen der Alpen etwas Neuschnee fällt. Insbesondere zum Abend kann dann die Schneefallgrenze auf bis zu 1500 Meter absinken. Das sollte man bei etwaigen Bergtouren im Hinterkopf behalten!

Am Montag dreht die Strömung dann mehr und mehr auf westliche Richtungen, am allgemeinen Wettercharakter ändert sich zunächst aber nur wenig. Einer der Kerne des Höhentiefs zieht über den Nordosten und Osten hinweg und sorgt dort noch einmal bei Höchstwerten von 13 bis 16 Grad für Schauer und einzelne Gewitter. Nach Westen und Süden zu gestaltet sich das Wetter etwas freundlicher. Dort werden mit Sonnenunterstützung bereits wieder um 20 Grad erreicht.

Am Dienstag deutet sich der zaghafte Versuch einer Drehung der Strömung auf südwestliche Richtungen an. Insgesamt geht die Schauer- und Gewitteraktivität leicht zurück und die Sonnenanteile nehmen etwas zu. Das schlägt sich dann auch in den Höchstwerten nieder: Im Norden und Nordosten bei 16 bis 19 Grad, im Südwesten werden bis zu 23 Grad erreicht.

Ab Mittwoch geht es recht schnell: Dann erstreckt sich tiefer Luftdruck von Skandinavien bis vor die Iberische Halbinseln. Deutschland liegt dabei auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes in einer west- bis südwestlichen Strömung, mit der zunehmend warme bis sehr warme subtropische Luftmassen zu uns geführt werden. Bereits am Mittwoch sind dann deutschlandweit mit Ausnahme der küstennahen Regionen Temperaturen von 20 Grad und mehr drin, örtlich bis zu 25 Grad.

Der weitere Verlauf wird dann allerdings zunehmend unsicher: Während das europäische Modell immer mal wieder heiße Luft in den Süden führt und dort am Donnerstag Temperaturen nahe 30 Grad vorhersagt, sieht es im deutschen Modell eher nach Temperaturen im gemäßigten Bereich zwischen 22 und 25 Grad aus. Zu allem Überfluss könnte sich im Süden auch wieder Saharastaub in das Wettergeschehen einmischen, der dann eher dämpfend auf das Temperaturniveau wirkt. Auch am Freitag und Samstag soll es vor allem in der Südhälfte sommerlich warm werden. Einzig der Norden scheint in beiden Modellversionen von Hitze verschont zu bleiben. Dort sollen die Temperaturen in einem gemäßigten Bereich liegen.

Eines lässt sich jedoch erkennen: Die einfließende wärmere Luft aus subtropischen Gefilden hat nicht nur höhere Temperaturen zu Folge. Sie beinhaltet auch viel Feuchte. Somit wird sich die Luft vor allem im Süden recht schwül anfühlen. Zudem könnten die Schauer und Gewitter ab Donnerstag (je nach Modell) wieder etwas kräftiger ausfallen. Die genaue Regionalisierung der Gewitter und deren Begleiterscheinungen macht aber aufgrund der Modellunsicherheiten und der chaotischen Eigenschaften der Atmosphäre aus heutiger Sicht noch nicht viel Sinn (was für den Vorhersagezeitraum bei Gewittern durchaus normal ist).

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.05.2022

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Weltspieltag

Bereits im Jahre 1999 erklärte die International Toy Library Association (ITLA) bei einer Konferenz in Tokio den 28. Mai zum Weltspieltag. Auch die UNO und die UNESCO haben den Weltspieltag in ihre Kalender aufgenommen. Das Datum hat seinen Ursprung in der ITLA, die wurde am 28. Mai 1987 in Toronto gegründet.

In Deutschland wird der Weltspieltag jedes Jahr vom Deutschen Kinderhilfswerk e.V. und dem Bündnis “Recht auf Spiel” organisiert und von mehreren Hundert Partnern unterstützt. Das diesjährige Motto des Weltspieltages in Deutschland lautet: “Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam!” Bei einer Umfrage der Forsa zum Thema Draußenspielen und Draußensein gaben zwei Drittel der Erwachsenen an, dass es ihnen äußerst wichtig ist, dass Kinder draußen spielen können. Weitere 30 Prozent fanden es wichtig.

Bei “draußen” kommt der Deutsche Wetterdienst ins Spiel. Das Wetter gestaltet sich heute sehr wechselhaft. Vom Norden bis an den Main und die Saar treten wiederholt Schauer auf, vereinzelt kann es auch Gewitter geben. Dabei besteht die Hauptgefahr in stürmischen Böen und Sturmböen. Starkregen ist selten, da die Luft kühl ist und nicht so viel Wasser aufnehmen kann. Und wenn weniger Wasser in der Luft ist, kann es auch weniger regnen. Der sogenannte “ausfällbare Wasseranteil” liegt heute bei 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Ein normaler Schauer bringt also deutlich weniger als 15 l/m², ein hochreichendes Gewitter könnte maximal 15 l/m² Regen auf den Boden bringen.

Südlich einer Linie Main – Saar ist es heute heiter und weitgehend trocken. Nur an den Alpen gibt es am Vormittag und Mittag dichte Wolken, aus denen es auch regnet. In der zweiten Tageshälfte setzt sich aber auch dort freundliches und trockenes Wetter durch. Zwischen einem Tief über Nordosteuropa und einer Hochdruckzone über Westeuropa, die sich von Grönland bis zu den Britischen Inseln erstreckt, strömt aus Nordwesten ungewöhnlich kühle Luft zu uns. Dies hat zur Folge, dass die Temperatur heute deutlich gedämpft ausfällt. Im Norden liegen die Höchstwerte zwischen 13 und 16 Grad. Über der Mitte werden 15 bis 18 Grad erreicht. Im Süden ist es am wärmsten mit Höchstwerten zwischen 16 und knapp 20 Grad.

In der Nordosthälfte des Landes weht zudem ein kräftiger Nordwestwind. Dabei treten im Landesinneren verbreitet Böen zwischen 50 und 60 km/h auf, in Schauer- und Gewitternähe sind stürmische Böen bis 70 km/h möglich. An den Küsten weht stürmischer Wind mit Böen bis 75 km/h an der Nordsee und 65 km/h an der Ostsee. Bei Schauern und Gewittern sind auch dort vereinzelt höhere Böen möglich.

Wenn Sie sich also zu einer der kostenfrei angebotenen Spiel- und Spaßaktionen aufmachen, dann nehmen Sie im Norden und der Mitte Deutschlands besser eine (Regen-)Jacke mit. Ein Schirm könnte bei stürmischen Böen eher eine Gefahr darstellen als ein Schutzinstrument. Im Süden sollte geeigneter Sonnenschutz nicht fehlen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.05.2022

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Wetterquiz Teil 2 – die Auflösung

Als aufmerksame Leser unseres “Thema des Tages” konnten Sie sicherlich die meisten Fragen beantworten: Die Frage 1 lautete: Wer oder was ist die Lechtalerin?

A: Ein warmer Fallwind im Lechtal. B: Eine Wetterstation im Lechtal. Gibt ersten Hinweis auf Föhndurchbruch bis in die Täler. C: Eine Superzelle (= besonders starkes Gewitter) im Voralpenland.

Einen warmen Fallwind, auch Föhn genannt gibt es zwar in den Lechtaler Alpen, einen speziellen Namen hat dieser dort aber nicht. Auch eine föhnanfällige Wetterstation betreibt der DWD dort nicht. Richtig ist Antwort C: Als Lechtalerin wird eine Superzelle bezeichnet, die bei schweren Gewitterlagen nicht selten im Lechtal entsteht, aus den Alpen herauszieht, häufig die Region um den Ammer- und Starnberger See trifft und von dort aus meist südlich an München vorbei ostwärts ins östliche Oberbayern und südliche Niederbayern zieht. Superzellen sind besonders schwere, rotierende Gewitter. So bringt die Lechtalerin häufig Orkanböen und größeren Hagel. Nicht selten bewegen sich Superzellen auf bestimmten Gewitterzugbahnen. Diese beschriebene Zugbahn ist dabei so markant, dass Sie im Meteorologen- und Stormchaserjargon einen speziellen Namen nach ihrem Entstehungsort bekommen hat. Nähre Informationen zur Lechtalerin gibt es im Thema des Tages vom 27.06.2021:

Die Frage 2 lautete: Die Polarstern… A: …ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts. B: …ist eine norwegische Forschungsstation in der Antarktis. C: …ist komplett falsch! Es heißt DER Polarstern.

Antwort A ist richtig: Die Polarstern ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts. Im Herbst 2019 brach die Polarstern zur größten Arktisexpedition aller Zeiten auf, die MOSAIC-Expedition. Sie ließ sich den Winter über im Packeis einfrieren und sich 10 Monate durch die Arktis driften. Unterstützt wurde die Expedition durch Bordmeteorologen des Deutschen Wetterdienstes. Näheres dazu gibt es im Thema des Tages vom 21.09.2019:

Frage 3 lautete: Unter “Streuselkuchen” versteht man in der Meteorologie umgangssprachlich… A: …das Landschaftsbild nach einem Graupelschauer. B: …das Erscheinungsbild des Büros nach einem ruhigen, “nahrhaften” Nachtdienst. C: …das Radarbild bei klassischem Aprilwetter mit unzähligen Schauern/Gewittern.

Bei Wetterlagen mit hochreichender Kaltluft und starker Temperaturdifferenz zwischen Boden und Höhe, bilden sich tagsüber über dem sich erwärmenden Boden zahlreiche Schauer, die sich in sogenannten Konvektionszellen organisieren. Im Satelliten- oder Radarbild sieht man zahlreiche Schauer, die von wolken- bzw. niederschlagsfreien Gebieten umgeben sind, was an einen Streuselkuchen erinnert. Am häufigsten treten diese Strukturen im April auf. Also ist Antwort C richtig. Die Beschreibung einer solchen Wetterlage finden Sie im Thema des Tages vom 13.06.2021:  Im Mittel 40… A: …Frösche werden beim DWD jährlich zur Wetterbeobachtung herangezüchtet. B: …Tornados treten jährlich in Deutschland auf. C: …Tonnen wiegt eine ausgewachsene Gewitterwolke in unseren Breiten.

Zwar meint man Wolken seien “leicht”, dennoch kann eine Gewitterwolke mehrere Millionen Tonnen Wasser tragen. Mit 40 Tonnen kommt man höchstens bei einer sehr kleinen Cumuluswolke hin. Daher ist Antwort B richtig: Tornados sind bei uns gar nicht so selten. Im Mittel treten 40 bestätigte Fälle in Deutschland pro Jahr auf. Schwere Tornados (mindestens Stärkekategorie 2 von 5), wie kürzlich unter anderem in Paderborn, treten in Deutschland im Schnitt nur 4 Mal pro Jahr auf.

Frage 5 lautete: Ein Schnellläufer… A: …ist ein kleinräumiges, sehr schnell ziehendes Tief. B: …ist ein maximal nur 24 Stunden umfassender Vorhersagelauf eines Wettermodells. C: …bewegt sich meistens in Richtung Toilette.

Modelläufe, die nur den Kürzestfristzeitraum umfassen und fortlaufend in kurzen Zeitabständen aktualisiert werden bezeichnet man als RUC (Rapid Update Cycle). Als Schnellläufer bezeichnet man in der Meteorologie hingegen ein sehr schnell ziehendes oft kleinräumiges Tief, das sich meist an der Kaltfront eines Zentraltiefs bildet. Somit ist Antwort A richtig. Schnellläufer sind in der Meteorologie oft gefürchtet, da die Vorhersagesicherheit durch die schnelle Zuggeschwindigkeit abnimmt und sie nicht selten schweren Sturm bringen. So wurde die große Sturmflut vom 16. Februar 1962 in Hamburg beispielsweise von einem Schnellläufer (Orkan “Vincinette”) verursacht. Eine weitere Beispielwetterlage für einen Schnellläufer wird im Thema des Tages vom 11.03.2021

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.05.2022

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Wetterquiz – Teil 2

Lust auf ein kleines Wetterquiz? Dann sind Sie hier heute genau richtig! Die Auflösung gibt es dann am morgigen Freitag an dieser Stelle. Und nun: Viel Spaß beim Raten und einen schönen Feiertag!

Frage 1: Wer oder was ist die Lechtalerin?

A: Ein warmer Fallwind im Lechtal.

B: Eine Wetterstation im Lechtal. Gibt ersten Hinweis auf Föhndurchbruch bis in die Täler.

C: Eine Superzelle (= besonders starkes Gewitter) im Voralpenland.

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Frage 2: Die Polarstern…

A: …ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts.

B: …ist eine norwegische Forschungsstation in der Antarktis.

C: …ist komplett falsch! Es heißt DER Polarstern.

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Frage 3: Unter “Streuselkuchen” versteht man in der Meteorologie umgangssprachlich…

A: …das Landschaftsbild nach einem Graupelschauer.

B: …das Erscheinungsbild des Büros nach einem ruhigen, “nahrhaften” Nachtdienst.

C: …das Radarbild bei klassischem Aprilwetter mit unzähligen Schauern/Gewittern.

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Frage 4: Im Mittel 40…

A: …Frösche werden beim DWD jährlich zur Wetterbeobachtung herangezüchtet.

B: …Tornados werden jährlich in Deutschland beobachtet.

C: …Tonnen wiegt eine ausgewachsene Gewitterwolke in unseren Breiten.

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Frage 5: Ein Schnellläufer…

A: …ist ein kleinräumiges, sehr schnell ziehendes Tief.

B: …ist ein maximal nur 24 Stunden umfassender Vorhersagelauf eines Wettermodells.

C: …bewegt sich meistens in Richtung Toilette.

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Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.05.2022

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DWD Wetterquiz Teil 2

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Angst vor Wetter

Ein tosendes Gewitter, aufs Dachfenster prasselnde Regentropfen, Wolken in unterschiedlichsten Formationen, vom Himmel rieselnde Schneeflocken… – all das lässt so manch Meteorologenherz höherschlagen und sorgt vermutlich auch bei vielen anderen “Wetterfans” für Begeisterung.

Doch nicht alle Menschen teilen diese Faszination und Leidenschaft fürs Wetter, bei manchen kann es vielmehr ein negatives Gefühl auslösen: Angst. Die Angst vor Gewittern (im Fachjargon Astraphobie genannt) ist vielleicht diejenige, die man als nicht betroffene Person noch am besten nachvollziehen kann. Tatsächlich gibt es aber einige weitere Phobien, die zugegebenermaßen (vor allem für Wetterfans) ziemlich skurril klingen: Neben der Angst vor Wind (Anemophobie) gibt es die Angst vor Wolken (Nephophobie) oder Nebel (Nebulaphobie). Bei anderen bezieht sich die Angst hinegegen auf Regen (Ombrophobie) oder Schnee (Chionophobie).

All diese Phobien zählen zu den sogenannten spezifischen/isolierten Phobien, die nach der internationalen Klassifikation zur Verschlüsselung von Diagnosen ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, die Codes die meist auf einem Arztrezept stehen) folgendermaßen definiert sind:

“Phobien, die auf eng umschriebene Situationen wie Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, (…) Zahnarztbesuch oder auf den Anblick von Blut oder Verletzungen beschränkt sind. Obwohl die auslösende Situation streng begrenzt ist, kann sie Panikzustände (…) hervorrufen.” (F40.2)

Es handelt sich also um objekt- oder situationsbezogene Ängste, von denen es unzählige gibt. Allgemein geläufig sind zum Beispiel die Angst vor Spinnen, mit dem Flugzeug zu fliegen, oder auch Höhenangst. Und während die einen schwitzige Hände, Herzrasen oder Panickattacken beim Anblick einer Spinne bekommen, haben andere diese Symptome beim Erblicken von Wolken (“Nephophobie” kommt übrigens aus dem griechischen: nepho = Wolke, wolkig und phobia = Furcht).

Die Ursache von spezifischen Phobien liegt der Chefärztin Dr. Peggy Guler-Stützer zufolge vielfach in der Kindheit, sie könnten sich aber auch im Erwachsenenalter bilden. Sehr häufig seien frühere Erfahrungen und Erlebnisse Auslöser. Wenn zum Beispiel das Lieblingsspielzeug eines Kleinkinds in den Schnee fällt und nicht mehr zu sehen ist oder zufällig das Zahnen zeitgleich mit Schneefall einhergeht, kann sich daraus eine Angst vor Schnee entwickeln. Aber auch wenn jemand ein Lawinenunglück überlebt hat, ist eine nachfolgende Angstreaktion auf Schnee, eine Chionophobie, möglich.

Während all das für die meisten vermutlich ziemlich seltsam klingt und “Nephophobie” gedanklich höchstens in der Schublade “unnützes Wissen” landet, sind die Betroffenen – vor allem in unseren wettertechnisch abwechslungsreichen Breitengraden – alles andere als zu beneiden. (Findet zumindest die Autorin, die sich beim Schreiben des Textes an rasch quellenden Cumuluswölkchen erfreute…)

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.05.2022

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DWD Des einen Freud des anderen Leid Die Angst vor Wetter

Unwetterwarnungen und ihre Vorgeschichte

Unwetterlagen kommen deutschlandweit jedes Jahr einige Male vor. Das zeitliche Auftreten gestaltet sich dabei hochvariabel. Nach Tagen oder Wochen mit ruhigem Wetter kann es plötzlich über mehrere Tage hinweg wild zur Sache gehen. Insbesondere sich regenerierende Gewitterlagen sorgen im Sommer gerne für Stress beim diensthabenden Vorhersager, aber zum Beispiel auch die Sturmserie im Spätwinter dieses Jahres hatte es warntechnisch in sich.

Nun kommen diese Unwetter für den Vorhersagemeteorologen in der Regel nie aus heiterem Himmel. Je nach zu bewarnendem Parameter hat man oft eine Vorlaufzeit von 24 oder mehr Stunden, um einschätzen zu können, ob eine Wetterlage unwetterträchtig ist oder nicht. Sturmlagen zum Beispiel betreffen oft größere Regionen in ihrer gesamten Fläche und sind dadurch bereits im Vorfeld relativ gut abzugrenzen. Schwieriger wird es dagegen oft bei Gewitterlagen. Anhand diverser Parameter wie zu erwartenden Windböen, Niederschlagsmengen und Hagel- oder gar Tornadopotential lässt sich die Unwetterneigung generell zwar einschätzen, aber das genaue Auftreten der Gewitter und die individuelle Ausprägung einer jeden Gewitterzelle sind dann noch einmal eine Geschichte für sich. Denn es gilt: Nicht jedes Gewitter ist automatisch ein Unwetter, auch wenn das individuell manchmal anders empfunden wird. Es gelten dafür fest definierte Schwellwerte bei Wind, Niederschlag oder Hagelgröße, die dafür in der Regel überschritten werden müssen.

Bewarnt werden diese akuten Wetterereignisse dann jeweils mit einer amtlichen Wetter-, beziehungsweise Unwetterwarnung. Insgesamt sieht das Warnsystem des DWD dabei vier Warnstufen vor, von gelb (Wetterwarnung) über ocker (markante Wetterwarnung) hin zur roten Unwetterwarnung und violetten extremen Unwetterwarnung.

Neben diesen “scharfen” amtlichen (Un-)wetterwarnungen gibt es aber auch noch das Werkzeug der sogenannten “Vorabinformation vor Unwetter”. Dabei handelt es sich nicht – und das scheint oft noch immer missverstanden zu werden – um eine konkrete Warnung im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist eine Vorabinformation Unwetter ein Hinweis für Behörden, Katastrophenschutz und Bevölkerung auf eine bevorstehende Unwettersituation. Dies soll unter anderem die Vorbereitungs- und Reaktionszeit im Vorfeld deutlich erhöhen. Gleichzeitig dient die Vorabinformation als Hinweis darauf, die Aufmerksamkeit auf das kommende Wettergeschehen zu lenken und aktiver als üblich zu verfolgen.

In einer Vorabinformation wird das Gebiet hervorgehoben, in denen das Auftreten von Unwetterereignissen am wahrscheinlichsten erscheint. Es bedeutet aber keineswegs, dass anschließend im gesamten Gebiet auch Unwetterereignisse stattfinden. Die Erstellung einer Vorabinformation erfolgt dabei durch Beurteilung der verschiedenen Modellvorhersagen und den Erfahrungen der Vorhersagemeteorologen. Je nach Ereignis beträgt die Vorlaufzeit dabei in der Regel zwischen 6 und 48 Stunden, in seltenen Ausnahmefällen sogar noch länger. Deswegen gilt es, bei einer ausgegebenen Vorabinformation nicht nur das Gebiet, sondern auch den ausgewiesenen Zeitstempel zu berücksichtigen. Dieser gibt an, in welchem Zeitraum ein Unwetterereignis voraussichtlich zu erwarten ist. Eine Vorabinformation ist dabei nicht in Stein gemeißelt. Gewinnt der Vorhersagemeteorologe neue Erkenntnisse durch aktuellere und bessere Modellvorhersagen, wird eine Vorabinformation auch immer wieder angepasst, vor allem in ihrer Ausdehnung. Das kann unter anderem dazu führen, dass eine Vorabinformation in einem Gebiet auch bereits vor Eintritt des Ereignisses wieder aufgehoben wird, weil zum Beispiel Unwetter in diesem Gebiet zwischenzeitlich unwahrscheinlich geworden sind.

Vorabinformationen für Unwetter werden auch nicht für jedes Unwetterereignis im Voraus ausgegeben. Eine Ausgabe erfolgt üblicherweise immer dann, wenn größere zusammenhängende Gebiete von Unwetter betroffen sein könnten, und die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines Unwetterereignisses hinreichend hoch ist.

Abschließend lässt sich damit zusammenfassen: Nicht für jedes Unwetter gibt es eine Vorabinformation. Eine Vorabinformation ist noch keine Warnung, sondern ein erster Hinweis. Eine Vorabinformation wird immer durch eine “echte” (Un-)wetterwarnung bei absehbarem Eintritt eines Ereignisses ergänzt. Und: Eine Vorabinformation kann sich im Vorfeld immer nochmal ändern.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.05.2022

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DWD Unwetterwarnungen und ihre Vorgeschichte

FINJA sorgt für einen gewittrigen Tag

Hoch ZEUS sorgte am Wochenende in einigen Gebieten noch für recht freundliches und angenehmes Frühlingswetter. Doch nun verabschiedet sich der griechische Göttervater immer mehr nach Osteuropa. Er macht den Weg frei für Tief FINJA. Dieses Tiefdruckgebiet liegt aktuell (13 Uhr MESZ) in etwa über Lothringen und verlagert sich weiter nordwärts über die Benelux-Staaten hinweg in die Nordsee. Die Ausläufer FINJAs erfassen dabei Deutschland, beziehungsweise haben dies schon getan. Rückseitig ihrer Warmfront, die derzeit quer über der Mitte des Landes liegt, ist mittlerweile feuchtwarme Luft in die Gebiete südlich des Mains eingeflossen. Bis zum Abend und eingangs der Nacht kommt die Warmfront noch weiter nordostwärts voran, doch die Kaltfront folgt ihr recht rasch nach, sodass der Warmlufteinschub nur von kurzer Dauer ist.

Mit der Warmluft wird die Luftmasse allerdings auch deutlich angefeuchtet und es kommt zu einer Labilisierung. Dadurch können sich teils heftige Schauer und Gewitter entwickeln. Auf die Zutaten für die Entwicklung dieser Gewitter wurde im gestrigen Thema des Tages bereits genauer eingegangen. Im Bereich rund um den Südschwarzwald konnte sich um die Mittagszeit bereits ein erstes unwetterartiges Gewitter entwickeln. Zwischen 11 Uhr und 12 Uhr wurden beispielsweise an den Wetterstationen Todtmoos und Bad Säckingen am Rhein 17 bzw. 18 l/qm gemessen. In Bad Säckingen fielen dabei knapp 16 l/qm innerhalb zehn Minuten.

Am Nachmittag und Abend erfassen dann von Frankreich sowie aus den Alpen heraus vor allem die Südhälfte des Landes heftige Schauer und Gewitter. Lokal drohen dann schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10). Vereinzelt sind bei linienartigen Strukturen orkanartige Böen um 110 km/h (Bft 11) nicht ausgeschlossen. Durch das viele Laub auf den Bäumen haben diese eine große Angriffsfläche und können daher schnell umzustürzen. Eine weitere Begleiterscheinung wird größerer Hagel sein. Korngrößen bis 3 cm, am Alpenrand und im Vorland auch größer als 5 cm sind durchaus in Betracht zu ziehen. Das schmerzt nicht nur, wenn man sie am Körper abbekommt, sondern es sind ebenso große Schäden in der Vegetation möglich. Des Weiteren spielt heftiger Starkregen erneut eine Rolle. In kurzer Zeit sind durchaus Mengen bis etwa 40 l/qm in einer Stunde nicht ausgeschlossen. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel in Nürnberg im ganzen Monat im Schnitt 64 l/qm fallen, dann wäre dies bereits über die Hälfte der Monatssumme in einem sehr kurzen Zeitraum. Überflutete Keller und Unterführungen sind dann vorprogrammiert.

Im Laufe des Abends erfassen die kräftigen Schauer und Gewitter dann auch die Gebiete vom Emsland bis zum Erzgebirge. Sie schwächen sich auf ihrem Weg nach Nordosten jedoch etwas ab, können aber nach wie vor mit Starkregen, Sturmböen und kleinkörnigem Hagel einhergehen.

Am Dienstag ist der Spuk dann vorbei. Die schwülwarme Mittelmeerluft wird durch allenfalls mäßig warme Atlantikluft ersetzt. Im Nordwesten gibt es allenfalls noch einzelne Gewitter mit stürmischen Böen. Im Südosten regnet es immer wieder und mitunter schauerartig verstärkt. Ansonsten treten nur einzelne Schauer auf. Eine weitere Unwetterlage deutet sich in den kommenden Tagen zunächst nicht an.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.05.2022

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