Der bisher heißeste Tag des Jahres

Im gestrigen Thema des Tages wurde es bereits angekündigt: viele Sommertage und im Südwesten der bisher heißeste Tag des Jahres 2022. Und so ist es auch gekommen. Am Nachmittag kletterte die Temperatur verbreitet über die 25-Grad-Marke. Im Südwesten wurden an der Station Ohlsbach 30,1 und in Worms 30,0 Grad gemessen. Das waren die Spitzenreiter des gestrigen Mittwochs.

Mit 29,9 Grad folgen Waghäusel-Kirrlach und Rheinau-Memprechtshofen. Die Wetterstation in Bad Kreuznach hat eine Höchsttemperatur von 29,8 Grad gemessen. Insgesamt wurde gestern an mehr als 360 Wetterstationen in Deutschland ein Sommertag – also eine Temperatur von 25 Grad oder mehr registriert. Am kältesten war es auf der Zugspitze mit 8,9 Grad. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden 16,6, auf dem Brocken im Harz 17,3 Grad gemessen.

Weitere ausgewählte Stationen:

Saarbrücken-Burbach 29,7 °C

Berlin Brandenburg 29,6 °C

Dresden-Strehlen 29,6°C

Jena (Sternwarte) 29,5 °C

Cottbus 29,4 °C

Frankfurt/Main 29,2 °C

Darmstadt 29,1 °C

Köln-Bonn 29,0 °C

Potsdam 29,0 °C

Magdeburg 28,9 °C

Leipzig-Holzhausen 28,9 °C

Mannheim 28,9 °C

Regensburg 28,8 °C

Stuttgart (Schnarrenberg) 28,6 °C

Freiburg 28,4 °C

Bamberg 28,1 °C

Gießen/Wettenberg 28,1 °C

Kaiserslautern 28,0 °C

Nürnberg 27,9 °C

Würzburg 27,9 °C

Konstanz 27,7 °C

Wolfsburg 27,5 °C

München-Stadt 27,4 °C

Wernigerode 27,1 °C

Celle 26,8 °C

Erfurt-Weimar 26,8 °C

Braunschweig 26,5 °C

Augsburg 26,0 °C

Düsseldorf 25,7 °C

Chemnitz 25,7 °C

Münster/Osnabrück 25,3 °C

Hannover 25,2 °C

Waren (Müritz) 25,0 °C

Ueckermünde 23,4 °C

Bremen 23,2 °C

Hamburg-Fuhlsbüttel 22,3 °C

Emden 20,2 °C

Norderney 17,7 °C

Heute ist es in weiten Teilen des Landes deutlich weniger warm. Nur ganz im Süden wird noch einmal ein Sommertag erreicht mit Höchsttemperaturen zwischen 25 und 28 Grad. Sonst liegen die Höchstwerte bei 16 bis 24 Grad.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.05.2022

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Von sommerlichen und heißen Tagen

In den vergangenen Tagen sorgte eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich in etwa von Südwest- bis Osteuropa erstreckte, mit den Hochs “Volker” und “Wolf” für weitgehend ruhiges Wettergeschehen und in großen Teilen Deutschlands für viel Sonnenschein. Auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes “Xaverine” wurde darüber hinaus warme Mittelmeerluft zu uns geführt.

Dies bescherte uns am gestrigen Dienstag (10. Mai 2022) die bisher höchsten gemessenen Temperaturwerte in diesem Jahr. Die Wetterstation in Genthin (Sachsen-Anhalt) registrierte den deutschlandweiten Spitzenwert von 27,4 Grad, gefolgt von Magdeburg (ebenfalls Sachsen-Anhalt) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) mit jeweils 27,2 Grad. Rekordverdächtig war dies jedoch nicht, da wir vom Temperaturrekord im Monat Mai noch weit entfernt waren. Dieser liegt bei 36,6 Grad und wurde bereits am 23. Mai 1922 in Hamburg-Bergedorf gemessen. Auch der Temperaturrekord in der ersten Maidekade (vom 01. bis 10. Mai), der in Kitzingen im Jahr 2003 (05. Mai) mit 34 Grad aufgestellt wurde, konnte nicht annähernd eingestellt werden.

Im Norden war es nicht ganz so warm. Dort sorgten Ausläufer, die in Verbindung mit dem Tiefdruckkomplex “Xaverine” stehen, für dichte Wolken und teils schauerartigen Regen. Entsprechend schaffte es die Temperatur lediglich auf Werte um 23 Grad, auf Helgoland wurden nur 16,1 Grad gemessen.

Auch am heutigen Mittwoch (11. Mai) liegt der Ausläufer von “Xaverine” noch immer “wellend” über dem Norden und sorgt dort für dichtere Wolken. Dabei ziehen sich die Niederschläge tagsüber auf die Nord- und Ostsee zurück, um am Abend von der Nordsee aus wieder auf Deutschland überzugreifen. In der Nacht breitet sich der schauerartige Regen dann über die gesamte Nordhälfte aus und lässt von Westen her langsam wieder nach. Aufgrund der tagsüber durchziehenden Wolken wird demnach im Norden bei 18 bis 23 Grad kein Sommertag erreicht. Im Rest des Landes können die Höchstwerte im Vergleich zu den Vortagen bei viel Sonnenschein sogar noch etwas zulegen und klettern auf 25 bis 30 Grad, insbesondere in den Flussniederungen des Südwestens sind bis zu 31 Grad möglich. Demnach ist der erste heiße Tag des Jahres (Temperaturen von 30 Grad und mehr) in Reichweite, für Mai allerdings nichts Ungewöhnliches. Der teils stark böige Wind über der Mitte sollte jedoch zumindest dort dafür sorgen, dass sich die Hitze nicht allzu drückend anfühlt. Über dem Bergland können sich im Tagesverlauf allerdings Quellwolken bilden, die Schauerneigung ist aber nur gering.

Am Donnerstag steht dann im Süden ein Wetterumschwung auf dem Programm. Der Tiefausläufer legt sich quer über die südliche Mitte. In den Süden können so feuchtere Luftmassen von Südwesten einfließen, in der sich dann bei Höchstwerten zwischen 24 und 28 Grad im Nachmittagsverlauf von Frankreich und der Schweiz her Schauer und einzelne Gewitter bilden können. Diese breiten sich in der Nacht zum Freitag ostwärts aus, sodass südlich der Donau gebietsweise mit schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden muss. Dabei sind auch einzelne eingelagerte Gewitter denkbar. Rückseitig des Tiefausläufers fließt hingegen mäßig warme Meeresluft in den Norden und die Mitte ein. Ein Sommertag sollte damit nicht mehr gemessen werden, die Temperatur steigt dort “nur” noch auf 19 bis 24 Grad.

Am Freitag ist das Wetter dann dreigeteilt. Im Süden fallen aus dichten Wolken zeitweise noch schauerartige Niederschläge, einzelne Gewitter sind möglich. Über den Norden ziehen ebenfalls dichtere Wolken, Niederschläge sollten dort aber die Ausnahme darstellen. Dazwischen zeigt sich über der Mitte auch mal längere Zeit die Sonne. Während die Temperatur im großen Teil des Landes das sommerliche Niveau nicht mehr erreicht, ist ein vereinzelt gemessener Sommertag (25 Grad und mehr) im Süden möglich.

Am Wochenende übernimmt dann ein weiteres, bisher noch namenloses Hoch die Regie beim Wettergeschehen in Deutschland. Entsprechend nehmen die Sonnenanteile von Südwesten wieder zu, auch die Temperatur kann wieder auf sommerliches Niveau steigen. Im Südwesten stehen am Sonntag in den aktuellen Wetterprognosen wieder die 29 Grad. Nur im Norden bleibt es ein Stück weit kühler, insbesondere die küstennahen Regionen müssen wohl weiterhin auf ihren ersten Sommertag in diesem Jahr warten.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.05.2022

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DWD Von sommerlichen und heissen Tagen

Bisheriger Mai-Regen sehr unterschiedlich verteilt

Ein besonderes Charakteristikum des Frühlings 2022 sind die teils deutlich unterdurchschnittlichen bzw. regional sehr unterschiedlich verteilten Niederschlagsmengen. Beispielsweise wurde im Thema des Tages vom 30.04.2022 besonders auf den deutlich zu trockenen Norden und Osten des Landes hingewiesen. Außerdem machte der darin gegebene Ausblick auf die Niederschlagsentwicklung während der ersten Maidekade für diese Regionen auch nicht die größte Hoffnung auf einen feuchteren Witterungsabschnitt. Nun sind bereits die ersten 10 Tage des Mais 2022 fast vergangen, daher lohnt es sich zu analysieren, inwieweit die Prognose von Ende April auch der Realität entsprochen hat.

Neben der isolierten Analyse von Stationsdaten eignen sich zur flächigen Beurteilung der bisher im Monat gefallenen Niederschläge besonders gut die aus Radardaten abgeleiteten und angeeichten Niederschlagsmengen. Kleinräumige Unterschiede, die das Bodenmessnetz räumlich nicht auflösen kann, können dabei sehr gut erkannt werden. Besonders im Sommerhalbjahr mit lokal begrenzten Niederschlagsereignissen durch Schauer und Gewitter spielt dieses Verfahren seine Stärken aus. Der erste Blick auf die aktuelle Karte (Abbildung 1) verrät bereits, dass sich die regionalen Unterschiede des Aprils auch im Mai fortgesetzt haben. In fast allen Regionen der Nordhälfte sowie teils auch in Teilen der Mitte sind in den ersten Tagen des Mais kaum mehr als 10, vielerorts nicht einmal 5 l/m² Regen gefallen. Ursächlich dafür war der anhaltende Hochdruckeinfluss über Teilen Nord- und Mitteleuropas, der in den Prognosen von Ende April bereits gut absehbar war.

In den südlichen beiden Bundesländern stellte sich die Entwicklung des Niederschlags deutlich anders dar. Besonders ins Auge stechen auf der Karte die roten und violetten Regionen (Abbildung 1) in Oberschwaben sowie im südlichen Alpenvorland. Im Gegensatz zum Norden war dort eine deutlich feuchtere Luftmasse wetterwirksam, die in Kombination mit über die Alpen nach Norden ausgreifendem schwachem Tiefdruckeinfluss teils kräftige Schauer und Gewitter produzierte. Außerdem waren die Verlagerungstendenzen der Schauer durch die schwache Höhenströmung nur gering ausgeprägt, sodass durch länger anhaltende, teils schauerartig oder gewittrig verstärkte Regenfälle gebietsweise deutlich über 70 l/m² zusammengekommen sind. Auch diese Entwicklung war nicht besonders überraschend, denn die Modellsimulationen von Ende April gaben bereits deutliche Hinweise darauf.

Nun sagen aber die absolut gemessenen Niederschläge noch nicht unbedingt viel darüber aus, welche Auswirkungen die Regenmengen auf eine Region haben. Für diese Beurteilung ist die Analyse der Niederschlagsanomalien deutlich besser geeignet, da dabei die gefallenen Niederschläge in einen klimatologischen Kontext gesetzt werden. Auch dafür dienen die aus den Radardaten abgeleiteten Daten als Grundlage (Abbildung 2), nur werden diese nun durch die bis zum Analysetag mittlere langjährige Niederschlagsmenge dividiert. Damit bekommt man einen relativen Wert, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit beschreiben. Wie erwartet, sind bei relativer Betrachtung die Niederschlagsmengen in der Nordwesthälfte sehr deutlich unterdurchschnittlich, wenn man von kleinräumigen Regionen mit Schauern und Gewittern absieht. Nach Süden zu nehmen die grünen Flächen (in etwa die im Mittel erwartbare Niederschlagsmenge) zu oder das Mittel wird sogar deutlich überschritten. Damit wurde die im Süden regional vorhandene Trockenheit gemildert, in den nördlichen Regionen dagegen hat sich diese meist verschärft.

Doch wie geht es nun in der zweiten Maidekade weiter? Immerhin befinden wir uns mitten in der Vegetationsperiode und der Wasserbedarf steigt deutlich an. Die Druckverhältnisse am Boden drehen sich nun um: Im Süden überwiegt in den kommenden Tagen der Hochdruckeinfluss, wohingegen sich der Norden am Rande des tiefen Luftdrucks mit Zentrum über Nordeuropa befindet. Dies ermöglicht nun den atlantischen Tiefausläufern auf das nördliche Mitteleuropa überzugreifen. Allerdings sind diese Ausläufer nicht besonders stark ausgeprägt, sodass die Niederschlagsmengen weitgehend eher gering ausfallen werden. Auch der Blick auf das Wochenende und den Beginn der kommenden Woche verspricht nicht viel Nass von oben, denn einiges deutet wieder auf eine hochdruckgeprägte, teils sehr warme Wetterlage hin. In Abbildung 3 sind die bis zum 19.05.2022 akkumulierten Niederschlagsmengen dargestellt (ECMWF). Darin zeigt sich, dass in weiten Teilen des Landes kaum mehr als 5 bis 10 l/m² erwartet werden, im äußersten Norden eventuell bis 20 l/m². Etwas nasser wird es wieder am Alpenrand, allerdings resultieren die dort erwarteten höheren Mengen aus schauerartigen, teils gewittrigen Niederschlägen von Freitag – sonst bleibt es auch dort häufig trocken. Der übereinstimmende Charakter sowie die Konsistenz der verschiedenen Modelle gibt auch kaum Veranlassung, an der grundlegenden Prognose zu zweifeln.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.05.2022

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DWD Bisheriger Mai Regen sehr unterschiedlich verteilt

Immer mehr Frühlingssonne

An Sonne mangelt es auch in diesem Frühjahr nicht. Das konnte man bereits im Monat März feststellen, als es den sonnigsten ersten Frühlingsmonat seit Aufzeichnungsbeginn 1951 gegeben hat. Mehr dazu finden Sie auch im Thema des Tages vom 30.03.2022. Und auch wenn der April nur leicht überdurchschnittlich war, bewegt sich das Frühjahr in einigen Regionen weiter auf Rekordkurs in Sachen Sonnenscheindauer.

Die Entwicklung im Frühjahr 2022 passt gut ins Bild der Entwicklung Sonnenscheindauer in den letzten Jahrzehnten. Während im Mittel von 1961 bis 1990 im Frühling in Deutschland 467 Sonnenstunden gemessen wurden, waren es nach der neuen Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 bereits 522 h. Dabei hat die Entwicklung seit 2011 nochmal an Fahrt aufgenommen. Betrachtet man nur die Periode 2011 bis 2021, so liegt die Sonnenstundenzahl bereits bei 554 h. Im Deutschlandmittel scheint die Sonne also im Frühling mittlerweile 87 h länger als 1961 bis 1990 – ein Plus von knapp 19 % (!).

Die bisher drei sonnigsten Frühlingsjahreszeiten traten alle in den letzten 15 Jahren auf. Spitzenreiter ist das Frühjahr 2020 mit 709 h (+52 % im Vergleich zu 1961-90). Knapp dahinter folgt 2011 mit 705 h (+51 %) und den dritten Platz belegt 2007 mit immerhin 670 Sonnenstunden (+43 %).

Schaut man etwas detaillierter auf die verschiedenen Bundesländer, dann stellt man fest, dass der positive Trend bei der Sonnenscheindauer deutschlandweit zu finden ist. Die größte Steigerung der durchschnittlichen Sonnenstunden ist im Südwesten zu verzeichnen. Die Zunahme der Periode 2011 bis 2021 liegt dort im Vergleich zu 1961 bis 1990 bei 23 %. Etwas weniger stark fällt der Zuwachs mit 13 % im Nordosten aus.

Betrachtet man die absolute Anzahl an Sonnenstunden, so war der Nordosten im Schnitt in den Frühjahren von 1961 bis 1990 immer ganz vorne (Schleswig-Holstein: 492 h, Mecklenburg-Vorpommern: 516 h oder Brandenburg/Berlin: 507 h). Zwar liegen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin immer noch auf den ersten beiden Plätzen, durch die stärkere Sonnenscheinzunahme im Südwesten im Vergleich zum Nordosten, haben die anderen Bundeländer aber deutlich aufgeholt. In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ist die mittlere Sonnenstundenzahl zwischen 2011 und 2021 schon knapp über denen in Schleswig-Holstein. Man kann es auch so zusammenfassen: Deutschland gleicht sich in Sachen Sonne in den Frühjahren immer mehr an.

Und wie schaut es 2022 aus? Wie bereits erwähnt hat der März bereits einen neuen Sonnenscheinrekord aufgestellt. Der April war zwar weit entfernt von Rekordwerten, lag aber im Vergleich zu 1961 bis 1990 immer noch 24 % höher. Im Mai scheint die Sonnenmaschine in vielen Regionen wieder Überstunden zu leisten. Es sind zwar erst acht Tage vergangen, aber in einigen Regionen konnten schon fast 40 % der Mittelwerte von 1961 bis 1990 auf der Habenseite verbucht werden. Schaut man sich die 2022-Kurve der Sonnenscheindauer im Vergleich zu den Rekordjahren an, so verläuft diese noch knapp drunter. Im Norden, wie z.B. in Schleswig-Holstein, ist die aktuelle Summe sogar höher als 2020. Die Aussichten versprechen aber bis in die dritte Monatsdekade hinein einen deutlichen Zuwachs des Sonnenscheinkontos. Zwar wird es in Teilen des Landes in den nächsten Tagen auch mal dichtere Wolkenfelder geben. Spätestens zur nächsten Woche soll sich dann aber ein kräftiges und beständiges Hoch mit viel Sonne für alle aufbauen. Ob dies am Ende reicht für ein neues Rekordfrühjahr, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber bereits jetzt: Das Frühjahr 2022 wird sich erneut weit oben in der Hitliste bewegen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.05.2022

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DWD Immer mehr Fruehlingssonne

Erster Sommeranlauf des Jahres – lokal heiße Tage in Sichtweite!

In der vergangenen Woche herrschte von Neufundland bis nach Skandinavien mit URTE, VENÜS und WILTRUD tiefer Luftdruck, während über dem Ostatlantik und Westrussland die Hochs TIM, ÜNAL und VOLKER ihre Kreise drehten. Deutschland lag somit “zwischen den Stühlen” im Bereich schwacher Luftdruckgegensätze. Dabei dominierte in der Südhälfte, durch tiefen Luftdruck in höheren Luftschichten induziert, vielfach unbeständiges und zu Schauern und Gewittern neigendes Wetter. Im Norden sorgte dagegen überwiegend absinkende Luft bei nur wenigen Wolken für einen freundlichen, vielfach sonnigen und trockenen Wettercharakter. Da allerdings der hohe Luftdruck mit Schwerpunkt über dem Ostatlantik lag und allenfalls mal einen Keil in die Nordsee schickte, kam die Luft überwiegend aus nördlichen bis östlichen Richtungen nach Deutschland. Diese war dabei noch wenig sommerlich temperiert, was sich vor allem im Umfeld der See bei kühlen Temperaturen von 10 bis 16 Grad bemerkbar machte. Im restlichen Land konnten sich die Temperaturen gepusht von der Sonne auf ein frühlingshaftes Niveau zwischen 17 und 24 aufschwingen. Dämpfend wirkten aber regional die teils kräftigen Schauer und Gewitter.

Am gestrigen Samstag war das an eine schwache Kaltfront geknüpfte Schauer- und Gewittergeschehen vorübergehend mal in der Mitte zu finden, bevor dieses am heutigen Sonntag zunehmend wieder in den Süden wandert. Bei den Temperaturen passiert noch wenig. Allenfalls im Norden bewegten bzw. bewegen sich die Temperaturen nun auch in den angenehmen Frühlingsbereich.

Zur neuen Woche unternimmt dann aber der Sommer einen ersten Anlauf in Deutschland. Das ausgeprägte Hochdruckgebiet WOLF verlagert seinen Schwerpunkt von der Nordsee nach Osteuropa, sodass das Bundesgebiet zunehmend auf die Westflanke gelangt. Entsprechend dreht die Strömung auf Süd- bis Südwest und schiebt so wärmere Luft aus südlichen Gefilden ins Land. Allerdings ist die Strömung nur recht “schwach auf der Brust”, sodass der Hauptfaktor für den Frühsommer die Sonne darstellt. Vor allem am Montag und Dienstag soll mit wenigen Ausnahmen vielerorts die Sonne bei nur wenigen Wolken vom Himmel strahlen. Da zum jährlichen Sonnenhöchststand am 21. Juni nur noch rund sechs Wochen fehlen, hat die Sonne derzeit schon richtig Kraft getankt.

Entsprechend klettern die Temperaturen mit Sonnenunterstützung am Montag zunächst im Westen und Südwesten über die Sommerschwelle von 25 Grad. Am Dienstag soll es mit Ausnahme der Küstenregionen, des Berglandes sowie den Regionen südlich der Donau verbreitet sommertaugliche Temperaturen von 25 bis 30 Grad geben. Dabei verringern allenfalls hohe Schleierwolken die Sonnenausbeute. An der See und an den Alpen dämpfen dickere Wolken die Einstrahlung. Zudem weht an der Nordsee der Wind teilweise auflandig aus West, sodass das Nordseewasser kühlend wirkt. Auch am Mittwoch sind vielerorts Sommertemperaturen Trumpf. In der Mitte und im Süden werden erneut 25 bis 30 Grad erwartet. Am Oberrhein sowie im Rhein-Neckar-Raum könnte es sogar den ersten heißen Tag des Jahres mit Werten über 30 Grad geben. Da haben auch hohe Schleierwolken kaum dämpfenden Einfluss. Kühlend wirkt wohl nur der etwas auflebende Südwestwind. Im Norden und Nordwesten macht sich dagegen schon ein Wetterumschwung deutlich bemerkbar. Zwar kommt auch dort warme Luft aus Südwesten an, doch die teils dichten Wolken mit etwas Regen drücken die Temperaturen wohl unter die Sommerschwelle.

Neben den sommerlichen Höchstwerten sind aber auch erste milde Nächte zu verzeichnen. Konnte vergangene Woche bei klaren Nächten im Norden örtlich sogar noch Luftfrost beobachtet werden, sollen die Tiefstwerte in den kommenden Nächten vielerorts zweistellig sein. Regional sinken die Temperaturen sogar nicht unter 15 Grad ab, sodass lange Abende im Freien ohne eine dickere Jacke möglich sind. Am Donnerstag soll sich der erste Sommervorstoß wieder dem Ende neigen. Ab Mittwoch wird der hohe Luftdruck nach derzeitigem Stand von dem atlantischen Tiefdruckkomplex XAVERINE mit ihren Ausläufern zunehmend nach Süden in den Mittelmeerraum abgedrängt. Somit nehmen die Wolkenanteile im ganzen Land zu. Die sommerliche Luft kann sich am Donnerstag somit nur noch in den Regionen etwa südlich des Mains halten. Dabei mischen aber auch im Süden zunehmend Schauer und Gewitter das Wetter auf. Nach Norden zu sind zwar kaum Niederschläge unterwegs, dafür fließt dort kühlere Atlantikluft ein. Einhergehend stürzen die Höchstwerte im Norden häufig schon unter die 20-Grad-Marke ab.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.05.2022

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DWD Erster Sommeranlauf des Jahres lokal heisse Tage in Sichtweite

Sprühende Funken auf dem Brocken

Der ein oder andere hat vielleicht schon davon gehört, aber nur wenige haben sie schon einmal selber gesehen: Sankt-Elms-Feuer, oder auch einfach nur Elmsfeuer genannt, gehören zu den selten auftretenden atmosphärischen Phänomenen. Sie gehören dabei zur Klasse der sogenannten Elektrometeore, gemeinsam mit – zum Beispiel – den klassischen Gewitterblitzen oder Roten Kobolden (Erläuterungen hierzu finden sich unter anderem im DWD-Glossar). Als Elektrometeor werden alle hör- oder sichtbaren Erscheinungen genannt, die in Folge der atmosphärischen Elektrizität auftreten.

Ein Sankt-Elms-Feuer ist eine länger anhaltende elektrische Lichterscheinung. Dabei handelt sich um funkenähnliche Entladungen, die von – oft metallischen – Gegenständen auf der Erdoberfläche ausgehen. Das können zum Beispiel Fahnenmasten, Blitzableiter oder Schiffsmasten sein. Aber auch auf Tragflächen und Windschutzscheiben von Flugzeugen wurden schon Sankt-Elms-Feuer beobachtet. Benannt ist es nach einem früheren Schutzheiligen der Seeleute, Bischof Erasmus von Antiochia (italienisch “Elmo”), welcher angerufen wurde, wenn Seefahrer durch einen Sturm in Not gerieten.

Auch in den Archiven des Deutschen Wetterdienstes finden sich Berichte über Sankt-Elms-Feuer. So heißt es in der Chronologie zur Wetterbeobachtung auf dem Brocken in einem Ausschnitt: “Am 3. Januar 1949 um 18:25 MEZ (Mitteleuropäische Zeit. +1 h gegenüber dem Nullmeridian in Greenwich, England) trat im Rundfunkempfang das uns für St. Elmsfeuer bekannte charakteristische Rauschen auffallend stark auf. Wir eilten sofort auf den Turm, wo wir Zeugen eines grandiosen Schauspiels wurden. Jede Spitze, vor allem aber jede ‘Blume’ des starken Nebelfrostes war mit einem Flämmchen besetzt. Der vollständig vereiste Windfahnenaufbau war mit Flämmchenbüscheln dekoriert. Sobald wir auf die Plattform heraustraten (23 m über dem Erdboden), waren wir fast im Handumdrehen in eine Glorie eingehüllt. Leicht ausgestreckte Hände waren mit langen Geisterfingern besetzt. Das Knistern und Prickeln war deutlich fühlbar. Ich habe häufig Elmsfeuer auf Bergen erlebt, aber noch keines, wo die positiven Büschel, wie hier, mehr als Mittelfingerlänge aufwiesen! Das Rauschen steigerte sich bei starken Böen bis zu einem hellen Pfeifen und endete um 18:42 MEZ. Witterung: dichtester Nebel, Sicht maximal 20 m. Schauerartig anschwellendes Schneegestöber, grobflockig ohne Graupel, bei stark böigem SW 8, Temperatur -3,6°C.” (aus “Geschichte der Meteorologie” Nr. 11 – 120 Jahre Wetterbeobachtung auf dem Brocken (Harz))

Im April dieses Jahres konnten nun mittels einer in Kooperation zwischen Deutschem Wetterdienst und dem Innovations- und Gründerzentrum Wernigerode eingerichteten Webcam auf dem Brocken auftretende Sankt-Elms-Feuer auch erstmals fotografisch beobachtet werden. Dabei trat ein Sankt-Elms-Feuer gleich an mehreren Tagen auf: einmal am Abend des 5. April 2022 und einmal am 8. April 2022 um kurz nach Mitternacht. Ganz ungefährlich ist dieses Schauspiel dabei nicht, denn beim Auftreten eines Sankt-Elms-Feuer besteht deutlich erhöhte Blitzschlaggefahr. Wirft man einen Blick zurück auf die Wetterlage, so erscheint das Ganze auch ziemlich plausibel. Während dieser Zeit traten wiederholt Schauer und Gewitter auf – unter anderem auch auf dem Brocken.

M.Sc. Felix Dietzsch, mit Material von Anja Juckeland (DWD Leipzig)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.05.2022

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DWD Spruehende Funken auf dem Brocken

Wie Saharastaub die Wolken formt

Wolken sind die wohl vielfältigste Wetterscheinung und schier unendlich facettenreich. Ihr teilweise fast künstlerisch anmutendes Erscheinungsbild regte die Phantasie der Menschen seit jeher wie wohl kein anderes Naturphänomen an. Manchmal nehmen Wolken aber auch erstaunlich akkurate, fast geometrische Formen an. In einer ansonsten chaotischen Atmosphäre vermag man diese indoktriniert wirkenden Muster kaum zu erklären. So ergeht es einem vermutlich auch beim Anblick der Wolkendecke über Süd- und Mitteleuropa vom Morgen des 6. Mai 2022. Von der Satellitenperspektive aus offenbart sich ein ausgesprochen gleichmäßiges “Rippenmuster”. Verantwortlich dafür zeigt sich Mineralstaub aus der Sahara.

Bei bestimmten Strömungsverhältnissen können große Mengen Staub in der Sahara aufgewirbelt werden und in der Troposphäre bis etwa 10 Kilometern Höhe quer über den Globus verteilt werden. Es handelt sich dabei um Mineralstaub, also winzig kleine Schwebeteilchen, sogenannte “Aerosole”. Diese Teilchen sind hygroskopisch. Das bedeutet, dass sie als Kondensationskeime dienen. Wasserdampf aus der Luft kann an den Teilchen also zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung angeregt werden. Nicht selten führen Saharastaubereignisse zu Bildung dichter Schleierwolken, die den Himmel stark eintrüben können. Was für uns also statt eitel Sonnenschein Tristesse bedeuten kann, ist aus Sicht der Meteorologen durchaus problematisch. Denn bis heute haben die Wettermodelle so ihre Schwierigkeiten mit der Vorhersage dieser “staubgeschwängerten” Bewölkung.

Doch wie kommt es nun zu diesem Rippenmuster? Um das erklären zu können, muss man wissen, dass Aerosole nicht nur die Wolkenbildung fördern, sondern auch einen direkten Einfluss auf den Strahlungshaushalt der Atmosphäre haben. Offenkundig ist, dass in der Troposphäre befindlicher Mineralstaub weniger kurzwellige Sonnenstrahlung zum Erdboden durchlässt und dafür sorgt, dass es dort kühler ist. Doch was passiert mit der Sonnenstrahlung, die nicht bis zum Erdboden durchkommt? Nun, ein Teil wird direkt zurück in Richtung Weltraum reflektiert. Der andere Teil wird absorbiert und in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt. Diese führt zu einer Erwärmung im Bereich des Staubes beziehungsweise der damit in Verbindung stehenden Wolkendecke. Die Temperatur nimmt also mit der Höhe weniger stark ab. Die Veränderung des Strahlungshaushaltes durch den Staub führt tagsüber daher zu stabileren Verhältnissen im Bereich der Wolkendecke (siehe Abbildung 2).

Wenn die Sonne abends untergeht, wird die Wärme nach oben in Richtung Weltraum abgegeben. Die Wolkendecke kühlt insbesondere an ihrer Oberseite demnach stärker ab. Das wiederum führt zu einer langsamen Labilisierung, also einer zunehmend starken Temperaturabnahme mit der Höhe. Bei labilen Verhältnissen ist ein Luftpaket, das aus der Wolkendecke nach oben steigt, stets wärmer und damit leichter als seine Umgebung. Es bekommt damit wie ein heliumgefüllter Luftballon Auftrieb und steigt ungehindert weiter nach oben. An seinen Flanken kommt es zu einer ausgleichenden Abwärtsbewegung von Luft. Das Resultat ist eine mehr oder weniger gleichmäßige Wellenform an der Oberseite der Wolkendecke, die vom Satelliten aus gesehen wie ein Rippenmuster erscheinen kann. Wenn die Sonne nun wieder aufgeht und sich die Luftschichtung stabilisiert, geht das zumindest vom Weltraum aus schön anzusehende Rippenmuster allmählich wieder verloren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.05.2022

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DWD Wie Saharastaub die Wolken formt

Kaltlufteinbrüche im Frühjahr – Teil 2: Meister Schnee

Auch wenn aktuell die Gewittersaison vor allem im Süden Deutschlands bereits begonnen hat, so wollen wir uns im heutigen Thema des Tages nochmals den Kaltlufteinbrüchen im Frühjahr und dabei speziell dem Schnee zuwenden. Nachdem wir uns im ersten Teil auf das späteste Auftreten einer Schneedecke konzentriert haben (Link unterhalb des Textes), wo für die Erfassung bereits Höhen von mindestens 1 cm ausschlaggebend waren, liegt der Fokus heute auf den maximalen Schneehöhen. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre zahlreichen Rückmeldungen zu dem Thema, sei es durch das Teilen eigener Erfahrungen, Lob, Anregungen oder auch Kritik. Nach nochmaliger unabhängiger Prüfung der Datenbanken sind dabei nachträglich zwei Erfassungsfehler zutage getreten. Dies betraf die Stationen Husum und Halle. Deren spätestes Auftreten einer Schneedecke wurde nun von ehemals 11.05.1897 (Husum) auf den 27.04.1929 beziehungsweise 10.06.1893 (Halle) auf den 07.04.1956 korrigiert. Wir bitten dies zu entschuldigen. Ein entsprechender Vermerk im Tagesthema vom 03.04.2022 ist in Bearbeitung.

Wie heftig hat es denn nun im Frühjahr in der Vergangenheit nochmal geschneit? Um diese Frage zu klären, müssen wir erst einmal den Zeitraum etwas eingrenzen. In der oberen Hälfte der beigefügten Abbildung ist eine Deutschlandkarte mit dem durchschnittlichen Datum der spätesten Schneedecke im Winterhalbjahr zu sehen. Dies ist ein Flächenmittel über den Zeitraum 1971 bis 2000. Während entlang des Rheins sowie von Ostfriesland bis zur Elbmündung im Mittel teilweise schon im Februar die “Skisaison” endet (orangene Einfärbung), ist es im übrigen Flachland eher Mitte März (grün), in den Hochlagen, je nach Höhenniveau, entsprechend später bis teilweise in den Juni hinein (blau). Wie wir im ersten Teil der Reihe gesehen haben, kann es in Extremjahren aber auch in tiefen Lagen teilweise noch im April und Mai Schnee geben, der (zumindest vorübergehend) liegen bleibt. Um nun die Fälle mit einer bis ins Frühjahr hinein “überlebenden” Altschneedecke auszuschließen, fokussieren wir uns in dieser statischen Auswertung auf den Monat April als “bestmöglichen” Kompromiss. Schließlich möchten wir doch die seltenen Ereignisse filtern, die von “Jetzt” auf “Gleich” beträchtliche Schneemengen brachten. Im Mai und später liegen die Höhen in der Mehrzahl der Fälle mit Müh und Not bei 1 cm, für diese Betrachtung also eher uninteressant.

Im unteren Teil der abgebildeten Grafik sehen Sie nun eine exemplarische Auswahl der maximalen Schneehöhen in Deutschland im April, versehen mit dem zugehörigen Datum. Dies beruht selbstverständlich nicht auf Vollständigkeit und ist ebenfalls stark davon abhängig, wie lang die Zeitreihen der entsprechenden Stationen sind. Auch kann es kleinräumig größere Unterschiede geben. Markant ins Auge stechen vor allem die teils langen und strengen Winter in den 70er und Anfang der 80er Jahre, die vermehrt Rekorde brachten. Auch die 20 cm in Flensburg und Rostock sind sehr bemerkenswert. Gerade im Südwesten Deutschlands wurden jedoch beim diesjährigen Spätwintereinbruch an einigen Stationen Rekorde verzeichnet – wie beispielsweise bei uns vor der Haustür am Offenbacher Wetterpark mit 7 cm. Schreiben Sie uns doch gerne, woran Sie sich noch erinnern. Wie hoch lag einst im April bei Ihnen der Schnee?

Von derartigen “Schneemassen” sind wir aktuell weit entfernt – nun gut, es ist ja auch schon Mai ;). Wozu die doch noch recht langen Nächte bei geeigneter Luftmasse und idealen Abkühlungsbedingungen (klarer Himmel, windstill, trockene/sandige Böden) gut sind, konnte man in den vergangenen Nächten aber im Norden beobachten, wo es hier und da leichten Frost gegeben hat (zum Beispiel in Quickborn/Schleswig-Holstein und Worpswede/Niedersachsen mit -1,5 Grad). Freuen Sie sich daher schon auf den 3. Teil dieser Reihe, der sich dem Thema Spätfröste widmen wird.

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.05.2022

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DWD Kaltlufteinbrueche im Fruehjahr Teil 2 Meister Schnee

Nicht viel Bewegung

Am heutigen Mittwoch herrschen wie bereits auch in den vergangenen Tagen über Mitteleuropa schwache Luftdruckgegensätze. Die Tiefdruckgebiete bleiben weiter fern über dem Nordatlantik bzw. über dem Nordmeer. Gegenüber steht eine Hochdruckzone, die vom Ostatlantik bis zum Baltikum bzw. nach Südosteuropa reicht. Deutschland liegt zwar unter dieser Hochdruckzone, aber das Wetter wird von der vorherrschenden Luftmasse und der Druckverteilung in den höheren Luftschichten gesteuert. Daraus ergibt sich eine Wetterzweiteilung über Deutschland.

Die Nordhälfte liegt dabei meist im Bereich der kühleren und relativ trockenen Luftmasse. Freundliches Wetter ist die Folge und die Sonne zeigt sich neben harmlosen Quellwolken oder durchziehenden Wolkenfeldern häufig. Regen fällt quasi kaum. In den Nächten kann die Luft allerdings stark abkühlen, sodass noch mit Bodenfrost gerechnet werden muss. Frostempfindliche Pflanzen sollten daher abgedeckt werden.

In der Mitte und vor allem im Süden des Landes ist die Luftmasse hingegen feuchter und wärmer. Mit der Sonnenunterstützung und der relativ kälteren Luft in den höheren Luftschichten herrschen die besten Bedingungen für Gewitterbildung. Aufgrund der schwachen Windverhältnisse ziehen die Gewitter kaum. Somit ist die Starkregengefahr hoch und im Vergleich zu den vergangenen Tagen ist das Unwetterpotential noch etwas höher.

Bei einem Platzregen sind dann häufig Mengen 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter (l/m²), vereinzelt auch über 25 l/m² wahrscheinlich. Zudem kann es auch zu Hagelansammlungen kommen. Die Folge sind vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen. Aber wie immer bei solchen Lagen geht in einem Dorf oder einem Stadtteil die Welt unter und ein paar Kilometer weiter bleibt es fast trocken.

In der Nacht zum Donnerstag klingen mangels Sonnenunterstützung die meisten Gewitter ab. Übrig bleiben im Süden und Osten einzelne kleinräumige Niederschlagsgebiete.

Am Donnerstag wiederholt sich die Geschichte in der Südosthälfte des Landes, wobei die Unwettergefahr wieder sinkt. Auch ganz im Westen ist ein Regenguss möglich. An den Alpen kann es dann in der Nacht zum Freitag längere Zeit kräftig regnen.

Am Freitag nimmt der Hochdruckeinfluss über Deutschland zu, sodass nur in Südostbayern noch Schauerneigung herrscht. Der große Rest kann sich über einen meist sonnigen Tag freuen.

Am Samstag überquert eine Kaltfront Deutschland und sorgt für Schauer und einzelne Gewitter. Rückseitig der Kaltfront fließt zwar kühlere, aber trockenere Luft heran, sodass am Sonntag für viele ein sonniger Tag bevorsteht. Lediglich am Alpenrand besteht ein leichtes Schauerrisiko.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.05.2022

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Einzel- und Multizellengewitter

Gewitter unterscheiden sich in ihrer Lebensdauer, in ihrer räumlichen Ausdehnung, ihrer Entstehung und ihrer Dynamik. Man unterscheidet zwischen Einzelzellen, Multizellen, Superzellen und mesoskaligen konvekiven Systemen (MCS), zu denen auch Gewitterlinien (engl. squall lines) gehören. Die unterschiedlichen Arten von Gewitterzellen bringen auch ein stark differierendes Gefahren- bzw. Schadenspotenzial mit sich. Die höchste Gefahr geht dabei von Superzellen aus. Doch heute soll das Augenmerk zunächst einmal auf Einzel- und Multizellen gelegt werden.

Einzelzellen: Sie sind die kleinsten konvektiven Systeme mit einer relativ kurzen Lebensdauer von 30 bis 60 Minuten und entstehen häufig an Sommertagen durch bodennahe Aufheizung als sogenannte Wärmegewitter. Dabei muss die Auslösetemperatur erreicht werden, damit ein Luftpaket ungehindert aufsteigen kann und es somit zur Quellwolken- bzw. Gewitterbildung kommt. Die Auslösetemperatur ist die Temperatur, die man in Bodennähe benötigt, damit ein Luftteilchen aufgrund seiner geringeren Dichte, verglichen mit der Umgebungsluft aufsteigen kann. Die vertikale Scherung des Horizontalwindes, die die Richtungsänderung und die Geschwindigkeitsänderung des Windes in unterschiedlichen Höhen beschreibt, ist bei Einzelzellen gering. Zuerst entsteht bei der Zellneubildung ein einzelner Aufwindbereich (der Updraft), indem bodennahe feuchtwarme Luftmassen aufsteigen. Die Gewitterwolke durchläuft in ihrem Lebenszyklus dabei drei Entwicklungsstadien. Das erste Entwicklungsstadium wird “Cumulusstadium” genannt. Hier bildet sich ein Cumulus Congestus (eine Wolkenart), in dem es zu starken Aufwinden kommt, was dazu führt, dass feuchtwarme Luftmassen in höhere Luftschichten gelangen. Danach folgt das “Reifestadium”, in dem sich starke Abwinde (der Downdraft), hervorgerufen durch ausfallenden und verdunstenden Niederschlag, entwickeln. Durch das rasche Herabfallen von kälterer Luft aus größeren Höhen kommt es im Bereich des Downdrafts am Boden zu einem symmetrischen horizontalen Auseinanderströmen und kräftige Böen sind die Folge. Im letzten Stadium, dem “Dissipationsstadium”, stirbt die Gewitterwolke quasi ab. Anfangs ist die Niederschlagsintensität der Zelle zwar am stärksten, aber durch fehlende Windscherung dreht der Downdraft dem Updraft quasi “den Hahn zu”. Damit wird der Nachschub an feuchter und warmer Luft abgeschnitten und die Zelle stirbt. Einzelzellen bringen kurzzeitigen Starkregen und bei stärkeren Entwicklungen auch stürmische Böen oder kleinkörnigen Hagel hervor.

Multizellen: Sie bestehen aus mehreren, miteinander gekoppelten Einzelzellen, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden. Dafür muss allerdings eine mäßige vertikale Scherung des Horizontalwindes vorliegen, damit Auf- und Abwindbereich der Zelle räumlich voneinander getrennt werden. Da der Wind unterschiedlich stark weht, fließt die Luft im Downdraft nicht wie bei der Einzelzelle symmetrisch und gleichmäßig nach allen Seiten aus, sondern es formiert sich an der warmen Seite des Gewitters eine sogenannte Böenfront. Die hierbei herabfallende schwere und kalte Luft schiebt sich unter die vorgelagerte Warmluft, hebt diese an und dient damit als Trigger für eine Zellneubildung. So entwickelt sich ein System, das durchaus mehrere Stunden Bestand haben kann. In Mutlizellen können heftiger Starkregen, Sturmböen und mittelgroßer Hagel um 3 cm auftreten.

Derzeit treten vor allem über der Südhälfte Deutschlands Einzelzellengewitter auf. Diese verlagern sich allerdings nur sehr langsam (weniger als 10 km/h), wodurch es vor allem zu Starkregen kommt. Dabei können in kurzer Zeit um 20 l/qm, vereinzelt auch etwas mehr fallen. Es trifft aber bei weitem nicht jeden und oftmals bleibt es sogar trocken. Nachts fallen die Gewitter rasch wieder in sich zusammen, da die Sonne als treibende Kraft fehlt und damit die Auslösetemperatur nicht erreicht werden kann.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.05.2022

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