Rosenmontagswetter – 2024 und früher

In diesem Jahr kann sich Petrus irgendwie nicht so richtig entscheiden, ob er den Karnevals- bzw. Faschingsjecken Freude beim Wetter bereiten möchte oder nicht. Ob es während der großen Rosenmontagsumzüge in den berühmten Hochburgen am Rhein gänzlich trocken bleibt, wird wohl bis zuletzt so überraschend bleiben wie die Frage, welche Stadt die besten Motto-Wagen präsentieren wird. Tief PAULINA III und das dazugehörige Regengebiet zieht im Tagesverlauf zur Ostsee ab. Aus Südwesten setzt sich dann langsam Zwischenhocheinfluss durch, für störungsfreies Wetter reicht das aber noch nicht aus. Zwar gibt es ab und an auch mal Wolkenlücken mit ein paar Sonnenstrahlen, dennoch ziehen immer wieder Schauer übers Land.

Für die Rosenmontagsumzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf bedeutet dies, dass man mit ein wenig Glück die Umzüge bei trockenem Wetter genießen kann. Längerer Dauerregen ist dort nicht zu erwarten. Dennoch ist es wohl empfehlenswert, einen Regenschirm mit in der Tasche zu haben, denn die eine oder andere Regendusche kann es durchaus geben. Zum Nachmittag hin nimmt die Schauerneigung von Westen her zwar ab, einzelne Schauer können aber auch dann nicht ganz ausgeschlossen werden. Eine wasserfeste Kopfbedeckung bei der Kostümwahl könnte also von Vorteil sein. Dicke Winterjacken oder warme Kostüme können aber im Kleiderschrank oder in der Kostümkiste bleiben, mit 10 oder 11 Grad wird es nämlich entlang des Rheins recht mild und Wind ist auch kein größeres Thema.

Am Veilchendienstag (Faschings- oder Karnevalsdienstag) spaltet sich über Mitteleuropa eine eigenständige Hochdruckzelle ab. Der Hochdruckeinfluss verstärkt sich also, sodass die Wolkenlücken größer und die Sonnenanteile mehr werden. Einem recht freundlichen Faschings- bzw. Karnevalsausklang steht fast nichts mehr im Wege – fast, da einzelne schwache Schauer nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. In den meisten Orten bleibt es aber trocken bei weiterhin milden Temperaturen. Alles in allem ist das Wetter in den kommenden beiden Tagen also ganz passabel, wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern.

In vergangenen Jahren und Jahrzehnten hatte das Wetter am Rosenmontag schon mal mehr zu bieten. Von Frühlingswetter bis hin zu schweren Stürmen oder Schnee ist in der närrischen Zeit so gut wie alles möglich. Picken wir also ein paar Jahre heraus, an denen das Wetter an Rosenmontag besonders war.

Gehen wir nur ein knappes Jahr in die Vergangenheit. 2023 war der Rosenmontag (20. Februar) vor allem in der Südwesthälfte außergewöhnlich mild. An Rhein und Neckar, im südlichen Alpenvorland und nördlich der Schwäbischen Alb stieg die Temperatur auf 15 bis 17 Grad, also noch deutlich höher als am morgigen Rosenmontag.

Im Jahr 2021 gab es am Rosenmontag (15. Februar) in weiten Landesteilen eine Schneedecke. Vom Münsterland über Südniedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen lagen selbst in tiefen Lagen mit 15 bis teils über 30 cm beachtliche Schneemengen. Die Niederungen im Westen und somit auch die Karnevalshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf waren allerdings bei Höchstwerten um 5 Grad schneefrei.

Noch winterlicher präsentierte sich der Rosenmontag im Jahr 2010 (15. Februar). Damals lag selbst das Rheinland unter einer mehrere Zentimeter dicken Schneedecke und die Umzüge in Köln und Düsseldorf fanden bei Flockenwirbel statt. Weite Teile Deutschlands waren tief verschneit, vielerorts betrug die Schneedecke 15 bis 30 Zentimeter. Von Ostholstein über Mecklenburg-Vorpommern bis nach Nordbrandenburg sowie in Teilen Ostbayerns türmte sich der Schnee selbst in tiefsten Lagen auf 30 bis 60 Zentimeter und in Mittelgebirgen lag verbreitet ein halber bis ein Meter Schnee.

Sturmtiefs bescherten in den Jahren 2016 und 2019 den Veranstaltern der Rosenmontagsumzüge einiges an Kopfzerbrechen. Viele erinnern sich sicherlich noch an 2016, als zahlreiche Umzüge (u.a. auch die Großen in Mainz und Düsseldorf) wegen Sturmtief RUZICA (8. Februar) abgesagt wurden. Stürmische Winde fegten über das Land, teils gab es sogar schwere Sturmböen, zum Beispiel auch bei Düsseldorf.

Noch turbulenter war es mit Sturmtief BENNET am Rosenmontag 2019 (4. März). Verbreitet gab es Schauerwetter mit stürmischen Böen und Sturmböen, selbst schwere Sturmböen bis ins Flachland waren keine Seltenheit. Auch Gewitter mit Graupel und orkanartigen Böen waren mit von der Partie und machten Aufenthalte im Freien zu einem gefährlichen Unterfangen. Der heutige Autor hatten hingegen Schicht und kann sich noch gut daran erinnern, dass die Telefone in der Vorhersagezentrale in Offenbach und an einigen Außenstellen nicht stillstanden. Viele Umzüge wurden abgesagt, die großen Umzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf fanden allerdings statt, obwohl BENNET noch heftiger war als RUZICA drei Jahre zuvor.

Nicht nur viele Bürger, sondern auch das Wetter kann an Fasching bzw. Karneval ganz schön närrisch sein, wobei sich zumindest das Wetter dieses Jahr zurückhält.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2024
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Winter light im Norden, aber Warmluft siegt – mal wieder

Die bereits vor zwei Tagen im Thema des Tages angekündigte, äußerst spannende Grenzwetterlage, bei der kalte Luft polaren Ursprungs aus Norden auf sehr milde Meeresluft im Süden trifft, beschäftigt uns weiterhin. Aktuell (Donnerstagnachmittag) erstreckt sich diese Luftmassengrenze in etwa vom Rheinland bis ins Erzgebirge. Da sich inzwischen über den Britischen Inseln das kräftige Sturmtief PAULINA etabliert hat, setzen über Frankreich und Süddeutschland bereits kräftige Südwestwinde ein, die die Luftmassengrenze allmählich nordwärts verschieben. In diesem Übergangsbereich kam und kommt es zu weiteren, teils länger anhaltenden Niederschlägen.

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder

Schauen wir uns doch einmal kurz die bisherige Bilanz an. In den vergangenen 24 Stunden (Mitte Bild 1) kam es vor allem in einem Bereich von Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis zum Bayerischen Wald zu ergiebigen Regenfällen mit verbreitet 20 bis 30, im Bergland lokal über 40 Litern auf den Quadratmeter. Spitzenreiter ist Baiersbronn im Nordschwarzwald mit 78 Litern in den letzten 24 Stunden. Laut derzeitiger Prognose kommen bis Freitagfrüh nochmal Mengen ähnlicher Größenordnung vom Westen bis zu den östlichen Mittelgebirgen hinzu (siehe linke Seite Bild 1). Daher haben die bestehenden Dauerregenwarnungen in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen (teils bis in den Unwetterbereich hinein) weiterhin Bestand. Etliche Flusspegel reagieren bereits mit Überschreitung erster Meldestufen und zahlreiche Warnungen der Hochwasserzentralen sind bereits aktiv (siehe ).

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder 1

Spannend wird es in der kommenden Nacht zum Freitag am Nordrand des Niederschlagsbandes, wo vorübergehend (oft nasser) Schnee fällt. Vor allem in einem Streifen vom nördlichen Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein über die Altmark und Mecklenburg hinweg bis zur Oder kann es durch Schnee und Schneematsch vorübergehend weiß werden. Im Laufe des Freitags gehen die Niederschläge aus Süden aber rasch in Regen über und es setzt Tauwetter ein. Bereits am Nachmittag ist der kurze “Winterspuk” vielerorts schon wieder vorbei. Lediglich Richtung Rügen und Schleswig hält sich die Kaltluft noch zäh und etwas länger mit Höchstwerten von + 2 bis + 4 Grad. In weiten Landesteilen werden dagegen sehr milde 10 bis 16 Grad erreicht.

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder 2

Wie schaut es nun für die nächsten Tage und dort speziell für die geplanten Umzüge aus, die den ein oder anderen Jeck doch interessieren dürften? Schließlich hat der Straßenkarneval an Weiberfastnacht mit dem heutigen Tag bereits begonnen. Speziell der Samstag sieht recht freundlich und weitgehend trocken aus. Zudem wird es mit Höchstwerten um 15 Grad frühlingshaft mild. An den Alpen sind mit Föhnunterstützung sogar Nachmittagstemperaturen bis knapp 20 Grad möglich. Auch im Norden wird es spürbar milder.

An den Folgetagen (Sonntag/Montag/Dienstag) stellt sich wieder etwas wechselhafteres und nicht mehr ganz so mildes Wetter mit Höchstwerten um die 10 Grad ein. Hin und wieder kann es etwas regnen. Dieses Jahr behindern also weder Sturm, noch Schnee oder Kälte die konkreten Planungen, man sollte lediglich gegen etwas Regen gewappnet sein.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Windig und regnerisch – eine Luftmassengrenze über Deutschland

Zwischen einem umfangreichen Tiefkomplex über Nordeuropa und hohem Luftdruck über dem Südwesten Europas und Nordafrika liegt Deutschland in einer recht flotten, westlichen Strömung. Dabei ist eine überwiegend milde und feuchte Luftmasse wetterbestimmend. Ein Teiltief namens OLGA liegt mit seinem Zentrum aktuell knapp nördlich von Schottland und zieht bis Mittwochfrüh über die Nordsee, Südskandinavien und die Ostsee bis zum Baltikum. Damit gelangt der Norden Deutschlands nun zunehmend in den Einflussbereich des Frontensystems von OLGA und es setzen im Norden teils andauernde Niederschläge ein.

DWD Windig und regnerisch eine Luftmassengrenze ueber Deutschland

Mit allmählicher Südverlagerung des Frontensystems in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch tagsüber bildet sich mehr und mehr eine Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands aus, an der es bis in den Freitag gebietsweise andauernd, vor allem im Bereich der Mittelgebirge auch ergiebig regnet. Entsprechende Dauerregenwarnungen wurden ausgegeben und können auf unserer Homepage bzw. in der WarnWetter-App abgerufen werden. Die Luftmassengrenze trennt eine kühlere Luftmasse im Norden von der sehr milden Luft im Süden. Das führt zum einen nördlich der Luftmassengrenze am Mittwoch und Donnerstag, im Nordosten auch noch am Freitag zu “nur” einstelligen Höchstwerten zwischen 4 und 9 Grad. Außerdem können in der “Kaltluft” die Niederschläge im Laufe des Mittwochs und in der Nacht zum Donnerstag vor allem in den östlichen Mittelgebirgen zeitweise auch in Schnee übergehen. Eine nachhaltige Schneedecke ist allerdings nach aktuellem Stand der Vorhersagen nicht zu erwarten, da die Böden relativ warm sind und auch die milderen Luftmassen bereits im Laufe des Donnerstags von Südwesten wieder recht rasch nordwärts ausgreifen. Vorübergehend kann gegen Mittwochabend bzw. in der Nacht zum Donnerstag aber zumindest eine dünne Nassschneedecke und entsprechend kurzzeitig Glätte auch bis in tiefere Lagen vor allem im Osten bzw. am Donnerstag im Nordosten nicht ganz ausgeschlossen werden.

Vor allem im Bereich der Luftmassengrenze und südlich davon weht der West- bis Südwestwind teils stark bis stürmisch, im höheren Bergland und an den Küsten auch zeitweise mit Sturm- oder schweren Sturmböen, in exponierten Gipfeln treten teils Orkanböen auf. Rückseitig dreht der Wind auf Nordwest und lässt mit Ausnahme des Küstenumfeldes deutlich nach. Auch hier wurden bereits einige Warnungen ausgegeben. Der Schwerpunkt der Windentwicklung liegt am heutigen Dienstag vor allem im Norden und in der Mitte des Landes, am morgigen Mittwoch sind dann weiterhin Teile der Mitte und vor allem die südlichen Landesteile betroffen.

Abgesehen von dem kurzzeitigen Vorstoß kühlerer Luftmassen in die nördlichen Landesteile rückseitig der schleifenden Luftmassengrenze befinden wir uns insgesamt im Zustrom milder bis sehr milder Luftmassen. Besonders im Süden und Südosten werden unter leichtem Hochdruckeinfluss und damit recht freundlichem Wetter am heutigen Dienstag sehr milde Höchsttemperaturen um 17 Grad erwartet. Wenn am Donnerstag die Luftmassengrenze wieder nach Norden “wabert”, dreht die Strömung im Süden zunehmend auf Südwest bis Süd und die teils sehr milde Luftmasse breitet sich wieder zunehmend nord-/nordostwärts aus. Am Alpenrand dreht zum Freitag der Wind auf Süd und es wird föhnig. Im Südwesten und Süden wird es daher zum Freitag und Samstag wieder sehr mild mit Höchstwerten um 16 Grad, am Alpenrand können mit Föhn teils noch höhere Werte um 18 Grad erreicht werden. Am Alpenrand bleibt das freundlich-frühlingshafte, sehr milde Wetter voraussichtlich auch am kommenden Wochenende zunächst erhalten. Der Zusammenbruch des Föhns deutet sich dann für den Sonntag an.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2024
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Orkan “Ingunn” in Norwegen: Einer der stärksten der letzten 30 Jahre!

Teile von Norwegen und Schweden werden seit dem gestrigen Mittwochabend (31.01.2024) von auch für dortige Verhältnisse außergewöhnlich starken Winden heimgesucht. Das zugehörige Orkantief, das auf den international gültigen Namen “Ingunn” getauft wurde, rauschte vom Nordatlantik heran und durchlief über der Norwegischen See eine sogenannte “rapide Zyklogenese”. Bei dieser explosionsartigen Verstärkung sank der Luftdruck in Zentrumsnähe innerhalb von 24 Stunden um 40 bis 50 Hektopascal und erreichte unmittelbar vor der Küste Mittelnorwegens einen minimalen Wert von etwa 940 hPa. Zum Vergleich: der tiefste, jemals über dem Nordaltantik oder Nordeuropa beobachtete Luftdruck lag schätzungsweise bei 912-913 hPa, allerdings im Kern eines weit draußen über dem Nordostatlantik befindlichen Orkantiefs am 14. und 15. Dezember 1986. Dieser Rekordwert war also nicht in Gefahr. Aber viel entscheidender für die tatsächliche Windentwicklung sind die Luftdruckgegensätze – und die waren besonders an der Südflanke des Tiefs extrem groß (siehe Abbildung 1, rechts).

DWD Orkan Ingunn in Norwegen Einer der staerksten der letzten 30 Jahre

Je größer die Gegensätze, desto stärker weht der Wind. Entsprechend kam es vor allem entlang des Küstenstreifens zwischen Ålesund und Bodø verbreitet zu extremen Orkanböen über 140 km/h (siehe Abbildung 2). An besonders windanfälligen Stationen wurden sogar Windgeschwindigkeiten über 180 km/h, im Küstenort Sømna sowie an der schwedischen Bergstation Stekenjokk mehrmals über 200 km/h registriert! Zusätzlich zu den Orkanböen traten zum Teil intensive Regen- und Schneefälle auf. Nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms COPERNICUS gehört Orkan “Ingunn” damit zu den stärksten Stürmen, die Norwegen in den letzten 30 Jahren getroffen haben.

Das Schadensausmaß lässt sich zurzeit noch nicht abschätzen, zu dünn ist die Nachrichtenlage aus den betroffenen Gebieten. Ersten Berichten zufolge gibt es zahlreiche abgedeckte Dächer, eingedrückte Fensterscheiben und Stromausfälle. Teilweise wurden Autos und sogar Busse von den Straßen geweht. Der Schiffs- und Fährverkehr musste zeitweise eingestellt werden und auch Flughäfen blieben geschlossen. Regulärer Schulbetrieb finden an vielen Orten nicht statt.

DWD Orkan Ingunn in Norwegen Einer der staerksten der letzten 30 Jahre 1

Am heutigen Donnerstag zieht “Ingunn” zur Barentssee und schwächt sich ab. Für Skandinavien und besonders Norwegen ist die Sturmgefahr damit aber nicht gebannt. Denn das nächste Sturmtief “Nadine” nimmt unsere nordeuropäischen Nachbarn ab der Nacht zum Samstag erneut ins Visier. Wieder sind Orkanböen möglich, voraussichtlich aber nicht in der extremen Ausprägung wie bei “Ingunn”.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.02.2024
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Böhmischer Wind

Heute widmen wir uns einem winterlichen lokalen Windphänomen, das während Hochdrucklagen häufig in Südostsachsen und Ostbayern an der Grenze zu Tschechien auftritt und deshalb auch als Böhmischer Wind bekannt ist. Die Ursache dafür liegt im Böhmischen Becken, einem relativ niedrig gelegenen Hügelland in Tschechien. Es wird im Westen durch den Oberpfälzer Wald und den Böhmerwald, im Norden durch das Erzgebirge, Lausitzer Bergland, Iser- und Zittauer Gebirge sowie das Riesengebirge begrenzt. Bei einem Hochdruckgebiet über Mittel- oder Osteuropa kann sich im Böhmischen Becken Kaltluft ansammeln, wodurch sich dort ein Kältehoch bildet. Oft entsteht dann auch eine Inversionswetterlage mit Warmluft in der Höhe, die auf dieser bodennahen Kaltluftschicht aufliegt.

DWD Boehmischer Wind

An der Inversion bildet sich nicht selten eine dichte Hochnebeldecke, die sich über das gesamte Böhmische Becken ausbreiten kann. Bei südlichem Wind, wie es bei der aktuellen Wetterlage der Fall ist, entsteht über dem sächsischen Tiefland ein lokales Tiefdruckgebiet. Die Kaltluft strömt nun nach Norden vom Hochdruckgebiet in Richtung des Tiefdruckgebiets aus dem Böhmischen Becken hinaus.

Im Mittleren und Westerzgebirge liegt der Kamm größtenteils über 1000 m und befindet sich damit häufig bereits über der Inversion. Dort wird das Gebirge meist umströmt, wodurch es auf der Nordseite zu einer Durchmischung der Luft kommt und die Inversion sich auflöst. Ähnlich wie beim Föhn in den Alpen kann die Warmluft am Nordrand des Erzgebirges absinken. Bei der aktuellen Wetterlage beträgt die Temperatur -1 °C auf der Böhmischen Seite des Erzgebirges in Medinec und 14 °C in Aue am Erzgebirgsnordrand. Vom Osterzgebirge über das Lausitzer Bergland bis zum Zittauer Gebirge ist der Kamm niedriger und wird von der Kaltluft überströmt.

DWD Boehmischer Wind 1

Durch die Verengung der Strömung der Kaltluft zwischen Inversionsuntergrenze und Gebirgskamm wird die Luft beschleunigt und fällt auf der Nordseite als kalter katabatischer Fallwind in die Täler ab. Dort kann es durch Düseneffekte zu einer zusätzlichen Beschleunigung kommen. Betroffen sind auch häufig das Elbtal bis etwa Dresden und das obere Neißetal. Im Extremfall können die Böen eine Stärke von 10 Bft erreichen, was bei einer Schneedecke zu erheblichen Schneeverwehungen führen kann. Bei östlicher Strömung tritt derselbe Effekt in Westbayern auf.

DWD Boehmischer Wind 2

DWD Boehmischer Wind 3

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Dipl.- Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2024

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Auf Sturm JITKA folgt KATRIN

Mit Sturmtief JITKA schwang sich die aktuelle Sturmserie (siehe dazu auch das ) am gestrigen Mittwoch (24.01.) zu ihrem Höhepunkt auf. Die Analyse des Bodenluftdruckes und der Fronten von 7 Uhr (Abbildung 1) zeigt JITKA als ausgewachsenes Sturmtief mit Kern über der Norwegischen See. Es wies dabei einen minimalen Luftdruck von etwa 970 hPa auf. Ihm gegenüber Stand ein nicht weniger imposantes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Spanien und einem maximalen Luftdruck von über 1040 hPa. Zwischen diesen beiden Hauptdarstellern auf der europäischen Wetterbühne herrschte demnach ein Luftdruckunterschied von rund 70 hPa, wobei sich dieser vor allem auf West- und Mitteleuropa konzentrierte, wie man an der dichten Drängung der Isobaren, der Linien gleichen Luftdruckes erkennt. Gerade dort musste folglich mit der höchsten Sturmgefahr gerechnet werden.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 1

Mit Blick auf Deutschland kann man festhalten, dass es ziemlich verbreitet zu Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h gekommen ist (Abbildung 2). Die stärksten Böen traten mit Passage einer Kaltfront bzw. bei Schauern auf. Im Zuge dessen kam es örtlich zu schweren Sturmböen bis 100 km/h, ganz vereinzelt sogar zu orkanartigen Böen bis 110 km/h. Ähnliche Windgeschwindigkeiten konnten auch an einigen Abschnitten der Küsten beobachtet werden. Auf exponierten Berggipfeln traten vielfach Orkanböen auf. Demnach war es ein nennenswertes, markantes, wenngleich für das Winterhalbjahr kein ungewöhnliches Sturmereignis. Entsprechend “handelsüblich” vielen die Auswirkungen aus: Einige umgestürzte Bäume, blockierte Straßen und Gleise sowie regionale Stromausfälle. Am Mittwochnachmittag kam es an der Nordsee und in der Elbe bei Hamburg zu einer Sturmflut. Am Mittwochnachmittag und -abend ließ der Wind allmählich nach, nur an der Ostsee und im nordostdeutschen Binnenland hielt die Sturmlage leicht abgeschwächt bis zum heutigen Donnerstagvormittag an.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 2

Mittlerweile hat sich JITKA zum Baltikum verabschiedet und verliert weiter an Einfluss auf unser Wetter. So lässt auch der teils noch starke Wind im Nordosten am Donnerstagnachmittag immer mehr nach. Dem Sturmtief JITKA folgt das kleine Zwischenhoch DARIO, das seine Wirkung aber nicht so recht entfalten kann, da die nächsten atlantischen Tiefausläufer im Tagesverlauf bereits von Westen her bei uns aufschlagen. Auf der Vorhersagekarte für Donnerstagmittag (Abbildung 3) erkennt man einen umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nahen Nordostatlantik und Nordeuropa, an dessen Südflanke sich ein kleines Randtief KATRIN bilden soll. Dieses Tief wird sich verstärken und bis Freitagmittag nach Südskandinavien ziehen. Dabei verschärfen sich die Luftdruckgegensätze über uns wieder, womit der Wind wieder einen deutlichen Zahn zulegt und insbesondere in der Nordhälfte Deutschlands in Böen stark bis stürmisch weht. Mit Passage von KATRINS Kaltfront zwischen Vormittag und späten Nachmittag und insbesondere bei teils intensiven schauerartigen Verstärkungen muss vorübergehend mit Sturmböen bis 85 km/h gerechnet werden. Ganz vereinzelt sind sogar schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht auszuschließen. Dann besteht wieder die Gefahr umstürzender Bäume, die Straßen und Schienenwege blockieren können.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 3

Zum Wochenende scheint die Sturmserie dann aber tatsächlich zu reißen. Zum einen zieht KATRIN sehr zügig nach Osten ab. Zum anderen plustert sich das ihr folgende Hoch ENNO über Mitteleuropa so richtig auf und vermag sich – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – erfolgreich gegen die Tiefdruckgebiete zur Wehr zu setzen. Es beschert uns ein ruhiges, trockenes und zumindest teilweise auch freundliches Wochenend- und Freizeitwetter.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2024
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IRIS stellt das Wetter um

Äußerst winterlich präsentierte sich das Wetter in der nun vergangenen Woche. Tief GERTRUD sorgte für allerlei Schlagzeilen und bescherte dem Süden und der Mitte Deutschlands einen wettertechnisch brisanten Mittwoch. Wie bereits in diversen Themen des Tages dieser Woche beschrieben, legte sich eine markante Luftmassengrenze quer über Deutschland. Diese war mit teils kräftigen Niederschlägen verbunden. Auf der kalten Seite fielen diese als Schnee, auf der warmen Seite als Regen. Im Übergangsbereich sorgte gefrierender Regen für spiegelglatte Straßen und Gehwege. Gegenstände und Pflanzen wurden von teils dicken und bizarr wirkenden Eispanzern eingehüllt.
Am Donnerstag wanderte die Luftmassengrenze dann gen Süden und bescherte auch so mancher Region noch eine dünne Schneedecke, die bis dato (fast) nur den (gefrierenden) Regen abbekommen hatte.

DWD IRIS stellt das Wetter um

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Nachfolgend sorgte Hoch CORVIN für eine deutliche Wetterberuhigung. Nur noch wenige Regen- oder Schneeschauer zogen über das Land und die Sonne zeigte sich teilweise länger. So manche Region hatte allerdings auch mit einer zähen Hochnebeldecke zu kämpfen. Wind- oder gar Sturmböen waren allenfalls an den Küsten oder auf einzelnen Berggipfeln ein Thema. Dies ändert sich nun aber pünktlich zum Start in die neue Woche.
Verantwortlich hierfür ist das Sturmtief IRIS, das auf dem internationalen Parkett auf den Namen ISHA getauft wurde. Dieses befand sich am heutigen Sonntagmorgen noch auf dem nahen Atlantik. Nachfolgend schickt es sich aber an, mit seinem Kern den nördlichsten Teil Schottlands zu streifen, um dann weiter in Richtung Norwegen zu ziehen. Die Tiefausläufer beeinflussen dabei das Wettergeschehen in Deutschland.

DWD IRIS stellt das Wetter um

Mit IRIS stellt sich eine zyklonale Westlage ein. Damit verbunden sind neben einer deutlichen Milderung auch Niederschläge. Zudem beschert uns IRIS einen windigen bis stürmischen Start in die neue Woche.
Die Milderung äußert sich bereits in der kommenden Nacht, wenn frostige Tiefsttemperaturen nur noch im Südosten sowie in einzelnen Hochlagen zu erwarten sind. Nichtsdestotrotz können im äußersten Südosten auch noch einmal -10 Grad erreicht werden. Zum Vergleich: In der vergangenen Nacht wurden noch verbreitet Tiefstwerte im Frostbereich verzeichnet. Nur im Küstenumfeld blieb es frostfrei. Im Süden sowie in Teilen der Mitte lagen die Tiefstwerte auch im strengen Frostbereich von bis zu -17,7 Grad im thüringischen Olbersleben.
Am Tage macht sich die Milderung dahingehend bemerkbar, dass die Höchsttemperaturen bereits am morgigen Montag entlang des Rheins und im Nordwesten zweistellige Werte aufweisen. Häufig liegen die Höchsttemperaturen dann bei Werten von mehr als 5 Kelvin über denjenigen am heutigen Sonntag (Temperaturdifferenzen werden in Kelvin und nicht in Grad Celsius angegeben).

DWD IRIS stellt das Wetter um 2

Ab der kommenden Nacht ziehen dann von Nordwesten Regenfälle herein. Diese können zeitweise mitunter kräftiger sein. In einzelnen Kältelöchern der Mittelgebirge sowie morgen Vormittag Richtung Südosten kann der Regen auch gefrierend sein und es kann vorübergehend glatt werden.
Bereits am heutigen Sonntag weht im Nordwesten sowie im Mittelgebirgsraum ein stark böiger Südwestwind. Dieser legt in der kommenden Nacht weiter zu. Am morgigen Montag weht dann im Südosten ein mäßiger, sonst ein frischer bis starker Südwestwind. Verbreitet ist mit stürmischen Böen oder Sturmböen zu rechnen. Im Bergland und an der See sind auch schwere Sturmböen darunter. An der Nordsee sind sogar einzelne orkanartige Böen möglich.

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Durch die milden Temperaturen, den Regen und den Wind setzt Tauwetter ein und es geht den Schneedecken zunehmend an den Kragen. Nur in der Nacht zum Dienstag fallen die Niederschläge in den höheren Lagen teils noch einmal als Schnee.
Diese Winterfreude ist aber auch nur von kurzer Dauer, denn wettertechnisch geht es genauso weiter wie am Montag. Nach vorübergehender Windabnahme am Dienstag legt der Wind zum Mittwoch hin wieder zu. Der Mittwoch präsentiert sich dann abermals windig bis stürmisch. Zudem ist verbreitet wieder mit Regen zu rechnen. Dabei wird es dann insbesondere am Oberrhein bei 14 bis 16 Grad sehr mild.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2024
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Turbulente Zeiten

Mit kräftigen Schneefällen und teils neuen Dezemberrekorden. So startete der meteorologische Winter 2023/24. Verantwortlich hierfür war eine Luftmassengrenze, die sich in den äußersten Süden hereinschob und auf der Nordseite im Alpenvorland ergiebige Schneefälle brachte. Selbst in München fiel dabei insgesamt fast ein halber Meter Schnee. Darauf folgte eine ausgeprägte Westwetterlage mit deutlich ansteigenden Temperaturen und Tauwetter, sodass die dicke Schneedecke schon bald wieder Geschichte war. Zudem kam es immer wieder zu kräftigen Niederschlägen, die bis in die Hochlagen meist als Regen fielen.

Eine besonders brisante Wetterlage stellte sich dann zu Weihnachten und zum Jahreswechsel ein. In einer strammen nordwestlichen Strömung zogen immer wieder Tiefausläufer mit ihren Niederschlagsfeldern über Deutschland. Dabei traten vor allem in den Nordweststaulagen der Mittelgebirge ergiebige Niederschläge auf. Dort kamen innerhalb von wenigen Tagen teils deutlich über 100 Liter pro Quadratmeter zusammen. Auch aufgrund der nassen Vorgeschichte stellte sich daraufhin eine größere Hochwasserlage ein. Vor allem die nordwestlichen Landesteile entlang der Weser und örtlich in den zentralen Mittelgebirgen waren davon besonders betroffen. Örtlich gab es sogar ein hundertjähriges Hochwasserereignis.

Auch im neuen Jahr scheint sich das Wetter nicht so richtig beruhigen zu wollen. Ganz im Gegenteil! Am heutigen Mittwoch stellt sich in Verbindung mit einer Luftmassengrenze erneut gebietsweise eine äußerst brisante Wetterlage ein. Vor allem in einem Streifen vom Hunsrück über das Rhein-Main-Gebiet bis zum Spessart muss in Folge von länger anhaltendem gefrierendem Regen mit extremem Glatteis und erheblichen Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr gerechnet werden. Zudem treten nördlich angrenzend von der Eifel bis zum Thüringer Wald kräftige Schneefälle mit Mengen von 15 bis 30 cm innerhalb 12 bis 24 Stunden auf, in einigen Weststaulagen lokal auch bis zu 40 cm. Aktuelle Informationen dazu finden Sie jederzeit auf unserer  oder in der Warn-Wetter-App.

DWD Turbulente Zeiten

Wie sieht die Entwicklung in den nächsten Tagen aus?
In der kommenden Nacht verlagert sich die Luftmassengrenze allmählich in den Süden zurück, sodass von Nordwesten die Niederschläge entlang des Mains und südlich davon im Verlauf allmählich in Schnee übergehen. Spätestens bis zum Donnerstagabend erwartet uns dann allgemein eine deutliche Entspannung. Dann treten nur noch im äußersten Süden in Alpennähe Schneefälle auf. Ansonsten setzt sich zum Wochenende ruhiges Hochdruckwetter durch. Nur noch vereinzelt treten kurze Schneeschauer auf. Interessanter wird es aber bereits wieder in der kommenden Woche. Denn dann stellt sich die Wetterlage nach derzeitigem Stand um. Es deutet sich eine zyklonale Westlage an. Dabei erwartet uns zumindest vorübergehend eine deutliche Milderung, neue Niederschläge und viel Wind. Auch die Sturmgefahr steigt dann wieder an. Somit wird die Ruhe beim Wetter nur für kurze Zeit sein. Möglicherweise ist das auch nur die Ruhe vor dem Sturm.

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M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2024
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Wetterumstellung

Hoch HANNELORE, welches in den letzten Tagen in Deutschland für ruhiges und teils sonniges Winterwetter gesorgt hat, weicht immer mehr nach Nordwesten Richtung Island aus und macht den Weg für Tief DAVINA über Skandinavien frei. Im Norden und in der Mitte des Landes ist die Umstellung bereits in Form von dichter Bewölkung mit leichten Niederschlägen erfolgt. Schneegriesel und Sprühregen haben zudem in den vergangen Tagen auf dem gefrorenen Boden zu Glatteisbildung auf Gehwegen und Straßen geführt.

DWD Wetterumstellung

Am heutigen Samstag erreichen die Tiefausläufer des Tiefs DAVINA Norddeutschland und bringen neue Niederschläge mit. Mit dem stark auffrischenden westlichen Wind steigen die Temperaturen dort auf Werte zwischen 6 und 3 Grad an, so dass keine Glättegefahr mehr besteht. Lediglich in den Mittelgebirgen, wo sich die Kaltluft hartnäckig hält, kann es stellenweise zu Glätte durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen kommen. Südlich des Mains ist es hingegen unter Hochdruckeinfluss niederschlagsfrei und südlich der Donau zeigt sich sogar die Sonne bei Höchstwerten zwischen +2 und -3 Grad.

In der Nacht zum Sonntag bleibt es im Norden bis zur Mitte stark bewölkt und windig mit zeitweiligem leichtem Regen. In den Mittelgebirgen besteht weiterhin Glättegefahr durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen. Südlich des Mains ist der Himmel teils stark bewölkt, teils auch klar vor allem südlich der Donau. Dabei kann sich stellenweise Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen +4 und +1 Grad, in der Mitte um den Gefrierpunkt und im Süden zwischen -2 und -9, in einigen Alpentälern um -11 Grad.

DWD Wetterumstellung 1

Am Sonntag profitiert der Süden weiterhin von der Sonne. Zudem sorgt der auffrischende westliche Wind für stärkere Durchmischung der Luftmassen, sodass die Temperaturen teils auf Werte über 0 Grad ansteigen. Nördlich der Donau zeigt sich der Himmel meist bedeckt und gebietsweise kommt es zu leichten Niederschlägen, die vor allem im Bergland als Schnee oder gefrierenden Sprühregen niedergehen. Dabei ist es sehr windig, im Bergland sowie an der See stürmisch bei Höchstwerten zwischen 0 Grad in den Mittelgebirgen und 5 Grad an der Nordsee.

Die neue Woche beginnt wechselhaft mit zahlreichen Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Im Nordwesten sind sogar vereinzelte Gewitter dabei. Am Nordrand der Mittelgebirge kann es zudem längere Zeit schneien. Tagsüber liegen die Höchstwerte zwischen 0 und +5 Grad, nachts zwischen 0 und -5 Grad. Dabei muss tagsüber im Bergland und bei kräftigen Schauern sowie allgemein nachts mit Glätte durch Schnee oder überfrierenden Nässe gerechnet werden. Dazu weht ein frischer, in Böen starker bis stürmischer Westwind. Im Bergland und an der See gibt es Sturm.

Nach einer kurzen Wetterberuhigung am Dienstag bahnt sich zur Wochenmitte eine gefährliche Wetterlage an. Denn von Südwesten greifen neue Niederschläge auf die Südhälfte Deutschlands über. Dabei sind starke Schneefälle und gefrierender Regen mit erheblichen Verkehrsbehinderungen wahrscheinlich. Welche Regionen dann besonders betroffen sind kann man noch nicht genau vorhersagen.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Vom Winde verweht

Und wieder einmal ging in vielen Regionen Deutschlands das Weihnachtsfest bzw. der Jahreswechsel schneearm über die Bühne. Der Winter hat aber noch genügend Zeit, um seine Krallen erneut auszufahren, hat er doch im Dezember z.B. im Süden Deutschlands gezeigt, wozu er fähig sein kann. Doch es braucht keine Schneemassen, um z.B. den Autofahrern die Sorgenfalten ins Gesicht zu treiben. Neben der beinahe alltäglichen, in deren Dimension jedoch sehr unterschiedlich ausfallenden Glätteproblematik stehen Verwehungen ebenfalls weit oben auf der Liste der störenden winterlichen Faktoren. Diese können bereits bei einer geringen Schneehöhe und beständigem Wind auftreten.
Dabei betrifft das nicht nur die Autofahrer, sondern bei entsprechender Dimension auch Hausbesitzer, die verzweifelt versuchen die gesetzlich vorgeschriebene Räumungsmission z.B. ihrer Gehwege erfolgreich zu bewältigen, wenn sich hohe Schneeverwehungen vor ihnen auftürmen, die mit der Zeit die Tendenz haben, immer fester zu werden.

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Ach ja, unter dem Begriff “Schneeverwehung” ist nicht die seitliche Verfrachtung des Schnees durch den Winterdienst gemeint, die nicht selten zielgerecht auf den Gehwegen landet. Auch können Schweißperlen auf der Stirn von Statikern erscheinen, weil Gebäude sehr ungleichmäßig von mächtigen Verwehungen beeinflusst werden. Den Einwand, dass dies bevorzugt Themen für das Bergland sind kann man zwar einwerfen, sollte sich dann aber z.B. das Ereignis Anfang Februar 2021 über der nördlichen und östlichen Mitte Deutschlands nochmal in Erinnerung rufen, wo es auch im Tiefland beachtliche Neuschneemengen gab. Auch aktuell treten in Teilen Dänemarks und Südnorwegens erhebliche Schneemassen auf.

Doch nicht genug, dass sich Schnee anhäuft, nein, er hat auch die Eigenschaft bei entsprechend kalten Temperaturwerten aufgewirbelt zu werden, was zu teils erheblichen Sichteinschränkungen führen kann (englisch “blowing snow“).

Doch wie wird der Schnee überhaupt verfrachtet?

Der Hauptinitiator dafür ist natürlich der Wind, doch im Grunde muss die gesamte Schneephysik mit einbezogen werden, um über die “Verfrachtungsfreude” des Schnees Auskunft geben zu können. Handelt es sich um frischen, “puderzuckerweichen” Neuschnee mit einer Dichte von 50 bis 70 Kilogramm pro Kubikmeter, oder aber um einen sehr feuchten Nassschnee mit einer Dichte irgendwo zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Kubikmeter? Frisch gefallener Schnee kann bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h (Bft 3 bis 4) bewegt werden, während derselbe Schnee mit einer gefrorenen Kruste erst ab Sturmböen (Bft 9) erodiert. Und es geht noch weiter mit den Fragen. Handelt es sich um älteren Schnee, frisch gefallenen Neuschnee, wie sieht das vertikale Temperaturprofil der Schneedecke aus, wie ist die Luftfeuchte bzw. die Windgeschwindigkeit beim Fallen des Schnees gewesen, wie entwickelten sich Temperatur und Taupunkt seit dem Schneefallereignis und so weiter und so fort.

Diese unvollständige Aufzählung zeigt einige der Punkte, die entscheiden, ab wann die kritische Windgeschwindigkeit erreicht wird, um den Schnee anzuheben. Bei entsprechend starken Winden kann auch eine verkrustete und gesetzte Schneeoberfläche regelrecht abgerieben werden mit dem Ergebnis, dass auf einmal Verwehungen eintreten. Wenn es darum geht die Entwicklung von Schneeverwehungen zu verhindern, dann müssen auch klimatologisches bzw. Lokalwissen, z.B. der bevorzugten Windrichtung oder lokaler orografischer Verstärkungseffekte des Windes, mit einfließen.

Es beginnt alles mit dem sogenannten “Rollen, Kriechen” bzw. englisch “creep” und das bei Windgeschwindigkeiten im soliden Bft 4 bis 5 Bereich (20 bis knapp 40 km/h). Die oben aufliegenden Kristalle (oder nennen wir sie lieber allgemein “Schneepartikel”, da sie beim Rollen über den Boden ihre Statik und Aussehen rasch durch Abbruch etc. verändern) beginnen sich zu bewegen. Auch wenn sie bei solchen Windgeschwindigkeiten grundsätzlich nicht weit kommen, so macht es hier die Dauer des Windereignisses aus, sodass permanent Schneepartikel freigesetzt werden. Kleinste Hindernisse können hier zur Bildung von Verwehungen gut sein, wie z.B. der eigene Fußabdruck im Schnee, der bereits ein ausreichendes Hindernis darstellt. Die Höhe des aufgewirbelten Schnees ist mit rund 1 cm für den Straßenverkehr vernachlässigbar. Ein Beispiel dieses Vorgangs kann im Bild 2 bestaunt werden, wenngleich der Übergang der Verfrachtungsschritte fließend und somit eine klare Trennung nicht selten schwer möglich ist.

Der nächste Schritt der Verfrachtung beginnt im Übergangsbereich von Bft 5 zu Bft 6 (30 bis 50 km/h) und fand unter dem englischen Namen “saltation” Eintrag in die meteorologische Enzyklopädie. Bei diesen Windgeschwindigkeiten beginnt der Wind zunehmend auch unter die Kristalle zu greifen bzw. diese anzuheben, sodass diese nun beginnen zu schweben. Dabei legen sie den Wind- und Gravitationskräften folgend deutlich weitere Strecken zurück, wenngleich letztendlich die Gravitationskraft noch überwiegt und somit die Trajektorien immer zur Erdoberfläche zeigen (sie hüpfen). Dieser Prozess sorgt für eine Verfrachtungshöhe von bis zu 1 m über Grund mit einer entsprechenden horizontalen Verlagerung. Wenn die Partikel wieder auf die Schneeoberfläche auftreffen, werden zusätzliche Partikel freigesetzt: Es findet also somit eine Vervielfachung der Partikel statt. Die Sichteinschränkung fällt je nach Flughöhe meist nur gering aus, dennoch können die Konturen, z.B. der Straße, teils verschwinden.

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Zuletzt setzt bei Windgeschwindigkeiten ab Bft 7 (ab 50 km/h) die sogenannte “Suspension” oder “turbulente Diffusion” ein, die auch verantwortlich für das “blowing snow“-Kriterium ist. Dieses Kriterium lautet bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA: Anheben des Schnees auf mindestens 1.8 m über Grund. Die nun zunehmend turbulente Strömung hebt die Partikel in die Luft, zumeist bis rund 2 m über Grund, wobei proportional die größte Schneeverfrachtung bis 1 m über Grund beobachtet wird.
Wenn nun die Strömung z.B. hinter Hindernissen abreißt, kann es zu einer verstärkten Ablagerung der Partikel und somit zur Bildung von Schneeverwehungen kommen. Fragen Sie sich doch das nächste Mal bei der Sichtung einer Verwehung in der Nähe eines Hindernisses, woher der Wind kommen musste, um diese Verwehung zu formen.
Bei solchen Bedingungen möchte man sich nicht mehr auf einer abgeschiedenen Landstraße aufhalten, denn die Sichteinschränkungen können erheblich sein, wie in der folgenden Bildcollage zu erkennen ist.

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Neben der Bildung von Schneeverwehungen sorgt der aufgewirbelte Schnee auch für erhebliche Sichteinschränkungen, was u.a. daran liegt, dass der Wind während eines Ereignisses in der Grenzschicht stark variiert (bei Messungen mit Werten von 30 bis 50% des Mittelwindes festgelegt). Das bedeutet bei einem Wind von 60 km/h mit einer Variabilität von 40% eine Sichtschwankung zwischen 16 m und 1100m. Dies zeigt, wie gefährlich so eine Situation werden kann und man immer wieder mehr oder weniger orientierungslos der Naturgewalt ausgesetzt ist.

Ob nervig oder schön zu beobachten, ohne Schnee klappt es nicht. Doch lange muss man nun nicht darauf warten. Bereits heute fällt im Norden und am Wochenende auch im Süden mehr oder weniger Schnee, sodass man wenigstens dort den Wandel der Schneedecke beobachten kann.

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2024

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