Oben hui, unten pfui

Hoch BEATE erstreckt sich vom Ostatlantik über Mitteleuropa bis nach Russland. Doch wer nun verbreitet mit schöner Wintersonne rechnet, der muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Stattdessen hat sich eine stattliche Hochnebeldecke über Deutschland gelegt. Schuld daran ist eine massive Absinkinversion  in etwa 800-1000 Meter über Normalnull. Dort nimmt die Temperatur schlagartig von etwa -3 Grad auf +5 Grad zu, was eine massive Sperrschicht verursacht, unter der sich eine feuchte und zu Nebel und Hochnebel neigende Luftmasse halten kann. Exemplarisch dazu ist nachstehend ein Radiosondenaufstieg der Station Idar-Oberstein um 12 UTC (13 Uhr MEZ) zu sehen.

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Im nachfolgenden Satellitenbild von 12 UTC (13 Uhr MEZ) sieht man sehr eindrucksvoll die kompakte Hochnebeldecke über Deutschland. Nur die allerhöchsten Mittelgebirgsgipfel sowie die Alpen ragen aus dem Hochnebel heraus.

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Um einen Eindruck zu bekommen, wie trüb und trist das Wetter unter der Hochnebeldecke ist, folgen nun ein paar Impressionen dazu.

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Ganz anders hingegen zeigt sich das Bild in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Alpen, denn diese Gebiete liegen über dem kompakten Hochnebel. Ein Dank geht an dieser Stelle an David Bötzel für das Bild aus Winterberg und an foto-webcam.eu.

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Auch in den kommenden Tagen hat es die Sonne schwer, sich gegen die kompakte Bewölkung durchzusetzen. Am ehesten schafft sie dies am morgigen Donnerstagnachmittag ganz im Nordwesten und an den Alpen und am Freitag im Norden und Nordwesten. Im Laufe des Wochenendes findet sie dann auch in den restlichen Landesteilen nach und nach einige Lücken.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2023
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Das richtige Timing

Aktuell sorgt Hochdruckgebiet BEATE für ruhiges, wenn auch nebliges oder hochnebliges Wetter in Deutschland. Nur vereinzelt fällt Sprühregen, besonders dort, wo die Hochnebeldecke tief aufliegt, also im Bergland. Da kann es dann bei Dauerfrost zu Glätte durch gefrierenden Sprühregen oder auch einfach durch überfrierende Feuchtigkeit kommen. Sonst ist es weitgehend trocken. Sporadisch zeigt sich auch mal die Sonne, aber nicht überall. Vor allem die höheren Berglagen, oberhalb von etwa 1000 Meter, gucken oft aus der Hochnebeldecke heraus.

DWD Das richtige Timing

Der Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa hält auch im weiteren Wochenverlauf an. Im Norden Europas ziehen hingegen Tiefdruckgebiete entlang. Einer der Ausläufer erreicht uns im Laufe des Mittwochabends. Er zwingt die liegende feuchte Luft in die Höhe und erzeugt somit Regen und leichte Schneefälle.

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Soweit kein Problem, wären die Böden Ende Januar nicht recht kalt. In den Nächten herrscht teils Frost und das schon seit ein paar Tagen. Wenn nun der Regen auf die kalten Böden fällt, bildet sich schnell gefährliches Glatteis. Sind die Böden hingegen “warm”, weil es zum Beispiel tagsüber eine leichte Erwärmung gibt, dann gibt es keine signifikante Glättegefahr. Das Timing ist also entscheiden.

In der Nacht zum Donnerstag zieht nun eine Kaltfront von Nordwesten herein. Sie weist jedoch keine typischen Merkmale auf, denn mit und hinter ihr wird es milder, zumindest in den unteren Luftschichten. Man spricht in so einem Fall von einer maskierten Kaltfront. Die mildere Luft sorgt dafür, dass der Schneefall zunehmend in Regen übergeht beziehungsweise sich in den unteren Schichten, aus denen der Niederschlag fällt, gar nicht erst Schnee bildet, sondern unterkühlter Regen. Trifft dieser auf kalte Böden, gefriert er schlagartig und es bildet sich Glatteis.

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Die Vorhersage von Glatteis in den Modellen ist schwierig. Dafür bedarf es einer feinen vertikalen Auflösung. Diese kann die unterschiedliche Temperatur der einzelnen Höhenschichten erfassen und in die Berechnung des Wetters mit einfließen lassen.

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Je weiter die Front am Donnerstag landeinwärts vorankommt, umso geringer wird die Niederschlagsintensität und auch die Wahrscheinlichkeit für gefrierenden Regen. Auf der Vorderseite der Front fällt weiterhin hauptsächlich Schnee, der bevorzugt in höheren Lagen für Glätte sorgen kann. Auf der Rückseite erwärmt sich mit Tagesgang der Boden, sodass es zu gewöhnlichem Regen kommt. Im Übergangsbereich fällt Schneeregen oder Regen. Stellenweise Glätte ist nicht ausgeschlossen, Glatteis bildet sich aber voraussichtlich nicht mehr.

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Bleibt festzuhalten, dass in der Nacht zum Donnerstag und in den Frühstunden in der Nordwesthälfte Deutschlands vorübergehend Glatteis auftreten kann. Weiter landeinwärts ist Glätte durch leichten Schneefall möglich.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.01.2023
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Vor über 100 Jahren: Der Wettlauf um die Antarktis

Der 23. Januar ist schon ein besonderer Tag. Nicht nur, dass es der Namenstag von “Hartmut” ist (Liebe Grüße an dieser Stelle an meinen Opa!), nein, teilweise hat er sogar das Prädikat “historisch wertvoll” verdient (also nicht mein Opa, sondern der Tag an sich). So betrat vor über 100 Jahren, am 23. Januar 1895, nachweislich als erster Mensch der Norweger Carsten Egeberg Borchgrevink (1864-1934) das antarktische Festland – und das an einem Punkt, den man vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte. Als jemand, der selbst schon “dort unten” war, käme einem vielleicht doch eher die antarktische Halbinsel in den Sinn. Immerhin sind es Luftlinie von der Südspitze Chiles (Kap Hoorn) über die Drake-Passage bis zur Nordspitze der Halbinsel (Prime Head) nur rund 800 km. Zugegeben, dafür ist die Meeresstraße auch berühmt-berüchtigt für ihre zahlreichen schweren Stürme und die raue See.

Um ein Vielfaches länger ist dagegen die vom Team um Borchgrevink ausgewählte Route auf der gegenüberliegenden Seite. Von Australien aus wurde das Kap Adare auf der gleichnamigen Halbinsel angesteuert, die sich im Viktorialand – einem Teil der Ostantarktis – befindet. Sie grenzt unmittelbar an das Rossmeer an. Dieses ist mehr als zur Hälfte permanent von einer festen, dicken und knapp 500.000 km² großen Eisdecke bedeckt – dem Ross-Schelfeis. Das riesige Areal ist eine der Hauptbrutstätten der Adeliepinguine. Schätzungen zufolge siedeln in dieser Gegend über 250.000 Brutpaare. Die kleinen gefiederten Freunde hegen von Natur aus keine Scheu, sondern eher Neugier gegenüber der noch nie zuvor begegneten Spezies Mensch. Die Begegnung muss ein tolles Schauspiel gewesen sein, vor allem, als Borchgrevink vier Jahre später zurückkehrte, um mit seiner Mannschaft Holzhütten für die erste Antarktis-Überwinterung überhaupt zu errichten.

Doch erstmal zurück zu dessen Vita: Carsten Egeberg Borchgrevink wurde am 1. Dezember 1864 in Oslo (damaliger Name noch Christiania) in eine adlige Familie geboren und interessierte sich schon seit frühester Jugend für geographische Entdeckungen speziell aus dem Gebiet der Polarforschung. Sein Bildungsweg führte ihn als junger Erwachsener sogar nach Deutschland. So studierte er Geologie, Forstwirtschaft und Geodäsie an der Forstakademie im sächsischen Tharandt. Anschließend entschloss er sich nach Australien auszuwandern, um dort als Landvermesser und Geologe zu arbeiten. Zu einer Zeit, da die Unabhängigkeit Australiens immer näher rückte und schließlich 1901 im “Commonwealth of Australia” mündete, heuerte Borchgrevink kurzerhand auf der “Antarctic” an. Dieses von einem Norwegischen Reeder ausgestattete Schiff war allerdings für einen relativ unromantischen Zweck in die Antarktis unterwegs: Zur Erschließung neuer Walfanggebiete.

DWD Vor ueber 100 Jahren Der Wettlauf um die Antarktis

Als sich schließlich am Kap Adare zur Hochzeit des Südsommers eine Bucht mit einem kleinen eisfreien Strand der Crew offenbarte, konnte Borchgrevink den Kapitän Leonard Christensen spontan davon überzeugen, anzulegen. In seichten Wasser angelangt, schwang er sich rasch über Bord, um als Erster das Festland zu betreten. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass bereits Jahrzehnte vor ihm nicht schon andere Walfänger “undokumentiert” vor ihm da waren.

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Von da an war in ihm das Entdeckerfeuer erst recht entbrannt, was 1899 schließlich in der ersten Überwinterung mündete. Trotz Todesfällen in der Überwinterungsmannschaft (Stichwort: Skorbut) und bei den Schlittenhunden unternahm er nach erfolgter Überwinterung noch einen Vorstoß vom Ross-Schelfeis zum Südpol (Southern-Cross-Expedition), den er erst auf knapp 79° Süd abbrach. Ihm zu Ehren sind in der Antarktis die Borchgrevink-Küste, der Borchgrevink-Gletscher und die Borchgrevink-Gletscherzunge im Viktorialand, der Tiefseegraben Borchgrevink-Canyon in der Somow-See, der Borchgrevink-Nunatak im Grahamland und der Gletscher Borchgrevinkisen sowie das Gebirge Carstensfjella im Königin-Maud-Land benannt. Den Wettlauf um das Erreichen des geographischen Südpols machten in der Folge der Norweger Amundsen und der Engländer Scott untereinander aus, wobei erstgenannter am 14. Dezember 1911 rund einen Monat schneller war. Es wäre ein schöner Zufall gewesen, hätte Scott ihn auch an einem 23. Januar erreicht. Es war der 17. Januar 1912.

Und was geschah noch alles an einem 23. Januar? Unter anderem 1896 – also nur ein Jahr später als unsere Geschichte über Borchgrevink – stellte Wilhelm Conrad Röntgen der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft die von ihm entdeckten X-Strahlen vor. Einige Jahrzehnte später startete mit ITOS-1 die NASA 1970 den (zur damaligen Zeit) neuesten Satelliten zur Wetterbeobachtung und Wettervorhersage. Die Maus tauchte 1972 zum ersten Mal in den “Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger” auf und gab der Sendung von da an ihren Namen. 1989 starb an diesem Tag der spanische Maler und Hauptvertreter des Surrealismus Salvador Dali. Und auf sportlicher Seite gewann mit der deutschen Jutta Kleinschmidt 2001 zum ersten Mal eine Frau die Rallye Dakar. Außerdem wurde 2005 die AWD-Arena von Hannover mit dem Spiel Hannover 96 – Bayer 04 Leverkusen eingeweiht. Es endete 0:3 für die Gäste, Torschützen: Andrey Voronin, Dimitar Berbatov und Paul “Slawo” Freier.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.01.2023
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Blick hinter die Kulissen – TV-Studio

Uns erreichen immer wieder Anfragen, ob es möglich ist, den DWD mal zu besuchen und zu schauen, was wir so den ganzen Tag tun und worin unsere Aufgaben bestehen. Möglich ist das zum Tag der offenen Tür, der in den letzten Jahren leider pandemiebedingt ausfiel. Als Gegenstück haben wir in den letzten Jahren immer wieder beschrieben, was wir hier tun und wieso. Zu jeder Schicht in der Warnzentrale in Offenbach lässt sich im Archiv des “Thema des Tages” (mindestens) ein Artikel finden. Bis neulich waren die visuellen Möglichkeiten im Tagesthema eingeschränkt. Nun können wir Ihnen mehrere Bilder zum Thema zur Verfügung stellen.

Deshalb nehme ich Sie heute mit auf einen Gang in unser TV-Studio. Was viele nämlich nicht wissen: Wir produzieren täglich Wettervideos. Veröffentlicht werden sie aber nur im Unwetterfall.

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Bevor es in den Keller ins Studio gehen kann, muss der Medienmeteorologe seinen oder die Medienmeteorologin ihren Clip vorbereiten. Beim DWD verwenden wir dafür die TriVis-Software der Firma ask. In diese werden Wetterdaten und Modelle gespeist, die dann optisch ansprechend aufbereitet werden. Der Meteorologe (das generische Maskulinum steht hier und im Folgenden stellvertretend für alle Geschlechter) passt die Filme und Grafiken seinen Vorstellungen und neuesten Erkenntnissen an. Nötigenfalls kann er selbst Grafiken in TriVis erzeugen oder fertige einladen.

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Wenn alle Grafiken fertig sind, werden diese gerendert und in einen Clip gepackt. Zusammen mit einem Kollegen geht es dann in den Keller, wo der Clip auf den großen Bildschirm gespielt wird. Der Meteorologe nimmt sich ein Mikrofon und einen Handsender, um in den Grafiken weiter zu springen, und stellt sich vor den Bildschirm.

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Der Kollege bereitet im Nebenraum die Aufnahme vor, stellt den Tonpegel auf das richtige Maß ein und kontrolliert den korrekten Stand des Meteorologen. Dann kann die Aufnahme auch schon beginnen.

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Läuft alles gut, ist der Clip nach wenigen Minuten “im Kasten”. Ab und zu muss eine Aufnahme aber auch wiederholt werden. Nach der Moderation wird im “Hinterzimmer” an den Clip noch Intro und Outro angefügt, Ton und Bild werden noch einmal kontrolliert und gegebenenfalls angepasst und schließlich ein fertiges Video in zwei Auflösungen produziert. Diese Aufnahmen werden dann auf verschiedene Laufwerke verteilt. Im Unwetterfall geht der Meteorologe nach Cliperstellung an seinen Arbeitsplatz zurück und lädt den fertigen Film in hoher Auflösung auf YouTube und in niedrigerer Auflösung in die sozialen Medien hoch. Die Verteilung in die App erfolgt per Formular. In allen anderen Fällen landet der Clip ausschließlich im Archiv und auf der Intranetseite des Deutschen Wetterdienstes.

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Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2023
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Ein Schneetief geht, das nächste Schneetief kommt

Ein kleinräumiges Schneetief hat am gestrigen Freitag in Westdeutschland vor allem zwischen der Eifelregion und dem Pfälzer Wald für intensive Schneefälle gesorgt. Teilweise sind in relativ kürzer Zeit über 15 cm Neuschnee gefallen. Siehe Abbildung unten.

Am heutigen Samstag steht das nächste Tief KHANG über Polen vor der Haustür. In Ostsachsen und in Teilen Bayerns schneit es bereits und diese Schneefälle weiten sich im Laufe des Tages und in der Nacht zum Sonntag weiter nach Westen und Südwesten aus. In Sachsen, im Südosten Thüringens, am Harz und an den Alpen fällt teils mäßiger Schneefall. Dabei werden 10 bis 20 cm Neuschnee erwartet, ansonsten liegen die Schneehöhe nur bei 1 bis 5 cm. Zudem frischt der nördliche Wind vorübergehend auf und in höheren Lagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge kann es zu Schneeverwehungen kommen. Vom Niederrhein über Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein sowie an der Ostsee bleibt es überwiegend trocken und schneefrei, denn diese Regionen liegen mehr im Einfluss vom Hoch BEATE über Skandinavien.

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Am Sonntag lassen die Schneefälle immer mehr nach, im Norden kommt die Sonne zwischen den Wolken heraus. Am Abend greift jedoch ein neues Schneefallgebiet auf den Südosten Deutschlands über, das lokal bis 5 cm Neuschnee bringen kann. Das Hoch über Skandinavien verstärkt sich und weitet sich von Norden her aus und beeinflusst das Wetter in der neuen Woche. Niederschläge sind dann keine mehr zu erwarten. Bevorzugt auf den Bergen zeigt sich häufig die Sonne, in einigen Niederungen hingegen können sich Nebel- oder Hochnebelfelder länger halten.

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Es bleibt winterlich kalt mit verbreitetem Nachtfrost und tagsüber wenig über 0 Grad. Das Wasser der tagsüber angetauten Schneedecke kann nachts wieder gefrieren, sodass auch weiterhin zumindest streckenweise mit Glätte gerechnet werden muss.

Ein kurzer Ausblick in die erweiterte Mittelfrist: Ab dem kommenden Mittwoch schwächt sich der Hochdruckeinfluss ab. Von Norden her greift nach heutiger Sicht ein Frontensystem auf Deutschland über, das im Norden Regen und in der Mitte sowie später im Süden Schnee bringt. Im Übergangsbereich kann es zu gefrierendem Regen kommen.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2023
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Schneetiefs nehmen uns in die Zange

Nachdem der Januar in diesem Jahr rekordverdächtig warm gestartet ist, kehrte in der Zwischenzeit der Winter zurück nach Deutschland. Bei niedrigen einstelligen Höchstwerten, teilweise Dauerfrost in Berglagen und nächtlichem (lokal strengem) Frost fallen die aufziehenden Niederschläge häufig als Schnee oder Schneeregen. Entsprechend schnell wurden insbesondere die Mittelgebirge und die Alpen in ein weißes Kleid gehüllt. Teilweise gab es auch bereits in tieferen Lagen eine veritable Schneedecke. Der Winter scheint sich allmählich einzugrooven.

Bereits am heutigen Freitag (20.01.2023) sorgen kleinräumige Tiefs für weitere Schneeschauer. Vor allem vom Niederrhein und der Eifel bis zum Saarland und der Pfalz zieht ein namensloses Tief südwärts und sorgt dabei für einige Zentimeter Neuschnee, insbesondere im Stau der Berglagen kann es auch kräftiger schneien. Zudem drückt eine nördliche Strömung feuchte Luft gegen die Alpen, wo die Schneefälle in der Folge sogar bis in den Sonntag hinein anhalten sollen. Ein weiteres kleines Tief namens “Ingo” über Südschweden sorgt hingegen im äußersten Norden für einige Regen- und Schneeschauer.

DWD Schneetiefs nehmen uns in die Zange

Am Samstag halten die Schneefälle an den Alpen weiter an. Sonst ist es wolkig mit Auflockerungen, teilweise ziehen dichtere Wolkenfelder durch. Meist bleibt es jedoch niederschlagsfrei. Interessant wird es dann im Laufe des Samstagnachmittags: Ein steuernder Tiefdruckkomplex über Südeuropa namens “Jan” treibt ein weiteres Tief namens “Khang” von Griechenland über Rumänien und Polen bis nach Deutschland, wodurch wir von den Tiefs in die Zange genommen werden. Dabei kommt es verbreitet zu Aufgleitniederschlägen, die am Samstagabend den Osten Deutschlands erreichen und dort als Schnee niedergehen. Bis in die erste Nachthälfte zum Sonntag hinein frischt zudem der Wind teils stark böig auf, sodass dort insbesondere im Bergland auch Schneeverwehungen möglich sind.

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In der Nacht zum Sonntag breiten sich die Niederschläge dann bis in die mittleren Landesteile aus und greifen am Sonntag auch auf den Westen über. Im Osten lassen die Schneefälle dann mehr und mehr nach und auch über dem Westen schwächen sich diese im Laufe des Sonntags allmählich ab. So wird sich am Wochenende vielerorts eine dünne Schneedecke zeigen, insbesondere
in den Mittelgebirgen und den Alpen sowie deren Staulagen können die Schneefälle auch kräftiger ausfallen. In Staulagen der Alpen sind örtlich bis zu 50 cm möglich.

Zum Start in die neue Woche nimmt dann der Hochdruckeinfluss am Montag zu und die Niederschläge klingen spätestens im Tagesverlauf vollends ab. Die Temperaturen liegen weiterhin im mäßig-kalten Bereich, in den Nächten muss mit Frost gerechnet werden. Zum Donnerstag kündigt sich dann der nächste Tiefausläufer an, der zumindest für die Mittelgebirge und für den Süden Deutschlands einen Nachschlag an Neuschnee bereithalten sollte.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2023
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Januar bisher im Norden und Westen viel zu nass

Der Winter hat in Deutschland oftmals Einzug gehalten und die Temperaturen haben sich mittlerweile auf ein für Mitte Januar übliches Temperaturniveau eingependelt. Doch mit der Änderung der Großwetterlage von West zyklonal auf Trog Mitteleuropa hat sich die Niederschlagsaktivität deutlich gelegt. Zudem fallen die Niederschläge nun immer häufiger in fester Form. Dadurch kann sich die Hochwassersituation, die sich vor allem an den kleinen und mittelgroßen Flüssen West-, Mittel- und Norddeutschlands (zum Beispiel Lahn, Wupper, Ruhr, Wümme) eingestellt hatte, zunehmend entspannen.

Vor allem über die Nordwesthälfte und Teilen des Ostens zogen in den ersten zwei Januarwochen einige Niederschlagsgebiete hinweg und dieser Niederschlag fiel fast durchweg als Regen. Verbreitet kamen dabei 40 bis 80 l/qm was in etwa der Niederschlagsmenge entspricht, die sonst im gesamten Januar fällt. In einigen Regionen kam somit überdurchschnittlich viel Regen vom Himmel. In großen Teilen Schleswig-Holsteins, im Emsland, in West- und Mittelhessen sowie vom Ruhrgebiet bis zur Mosel regnete es zwischen 90 und 120 l/qm. Den Vogel abgeschossen haben aber das Bergische Land, das Sauerland und der Schwarzwald, denn dort prasselten örtlich über 200 l/qm nieder. Beispielsweise wurden in Meinerzhagen (Nordrhein-Westfalen) bisher 242 l/qm registriert. Aber auch in Wipperfürth (Nordrhein-Westfalen) mit 238 l/qm, in Hückeswagen an der Bevertalsperre (Nordrhein-Westfallen) mit 219 l/qm, oder in Todtmoos (Baden-Württemberg) mit 237 l/qm fiel einiges an Regen. Da verwundert es wenig, dass es in diesen Bereichen zu mittleren Hochwasser kam. Glücklicherweise ging mit den Niederschlägen kein Abschmelzen einer Schneedecke einher, denn sonst hätte überregional eine größere Hochwasserlage gedroht.

DWD Januar bisher im Norden und Westen viel zu nass

Eher wenig Regen gab es hingegen in weiten Teilen des Südens und insbesondere im Großteil Bayerns sowie im Thüringer Becken gab es nur 5 bis 25 l/qm Niederschlag. Da dieser bis in hohe Lagen als Regen fiel, konnte sich für die Wintersportler auch keine brauchbare Schneedecke am Alpenrand ausbilden. Am wenigsten Regen fiel in Gottfrieding (Bayern) mit 6 l/qm, aber auch am Münchner Flughafen wurden beispielsweise nur 9 l/qm gemessen. Dies entspricht nur einem Siebtel bzw. Fünftel dessen, was im ganzen Januar fällt. Ein wenig aufgebessert kann die Niederschlagsbilanz dort noch werden, denn bis zum Ende des Monats ist noch Zeit.

Betrachtet man den prozentualen Anteil des aktuell bis heute Morgen (19.1.2023, 8 Uhr MEZ) gefallenen Niederschlags im Verhältnis zum vieljährigen Mittel, so fällt auf, dass es in Bayern wie vermutet bisher viel zu trocken war. Im Norden, Westen und Osten hingegen fielen bisher schon 200 bis 300 % des bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Niederschlags. Der Januar wird in diesen Regionen also deutlich zu nass ausfallen.

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Interessant ist auch, dass der Schwarzwald, in dem bis verbreitet um 150 l/qm gefallen sind, prozentual gar nicht so sehr heraussticht, denn dort fallen in einem durchschnittlichen Januar bis zu 200 l/qm. Auch die geringen Niederschläge im Thüringer Becken werden relativiert, denn auch dort liegt zum Beispiel in Erfurt die mittlere Niederschlagsmenge im Januar bei gerade einmal 25 l/qm.

In den kommenden Tagen kommt noch weiterer Niederschlag hinzu, allerdings fällt dieser oftmals als Schnee und wird damit gebunden, sodass sich zunächst keine neue Hochwassersituation einstellen dürfte.

Dipl.-Met Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2023
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Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurück

Am heutigen Sonntag ist World Snow Day 2023. Dieser Thementag wurde vom Internationalen Ski Verband 2012 ins Leben gerufen und soll den Wintersport unterstützen. Dieser ist zugegebenermaßen in den letzten Wochen aufgrund der mauen Schneelage doch etwas zu kurz gekommen. Doch nicht nur im Bergland blieben die Skischuhe im Schrank, auch sonst waren eher Gummistiefel als dicke Winterboots angesagt. Passend also zum Weltschneetag meldet sich nun der Winter wieder zurück.
Zur synoptischen Situation:
Ein Langwellentrog erstreckt sich von Skandinavien bis nach Spanien. Der Trog wird im Westen und Osten durch einen markanten Strahlstrom in 300 hPa (also in etwa 10 Kilometern über dem Boden) mit Windgeschwindigkeiten bis zu 180 km/h flankiert. Die starken Höhenwinde sind dabei das Resultat der signifikanten Temperaturunterschiede der subtropischen Luft die sich vom Atlantik über Süd- bis nach Osteuropa erstrecken und der kühlen polaren Luftmasse über dem Norden und Nordwesten Europas. In den Langwellentrog ist am heutigen Sonntag das Sturmtief FREDERIC eingebettet. Dieses zieht am heutigen Sonntag von der Nordsee über Kattegat nach Schweden und führt auf seiner Südflanke die Luft subpolaren Ursprungs auch nach Deutschland. Und das nicht gerade auf leisen Sohlen, sondern eher mit Sprintschuhen. Vor allem im Nordseebereich sind Orkanböen um 120 km/h gemessen worden.
Da Tief FREDERIC bereits eine senkrechte Achsenneigung aufweist, hat es den Höhepunkt seiner Entwicklung bereits überschritten und schwächt sich im weiteren Verlauf ab. Dadurch gehen die Windgeschwindigkeiten in der Nacht zum Montag auch runter. Es wird mit Ausnahme der Ostseeküste und dem Bergland schwachwindig. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer.

DWD Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurueck

Am linken Ausgang des antizyklonal gekrümmten Jetstreams entwickelt sich durch die zunehmende Divergenz mit der Höhe südwestlich von den Britischen Inseln das nächste Tief. Dieses hat bereits in den deutschen Vorhersagekarten den Namen GERO bekommen. International wird er als GERARD bezeichnet werden. Aber egal ob GERO oder GERARD, das Tief wird am morgigen Montag mit seinem Kern über Belgien hinweg Richtung Dänemark schreiten. Südlich des Tiefdruckkerns frischt der Wind durch den starken Druckgradienten wieder auf, sodass es morgen im Südwesten zu steifen Windböen, teils auch Sturmböen kommen wird. Am Feldberg im Schwarzwald muss mit Orkanböen gerechnet werden.
Jetzt zum Winter:
Das was FREDERIC, GERO und nachfolgend auch das nächste Tief HARTO für die Wintersportfans bringen ist kühle Luft. Die Schneefallgrenze sinkt in den nächsten Tagen von zunächst 600 Metern, auf 300 bis 400 Meter am Montag ab. Später auch bis ins Flachland. Allerdings werden die geringen Mengen an Schnee im Flachland auf dem warmen Boden meist schmelzen. Das heißt vor allem die Mittelgebirge und der Alpenraum darf sich über eine Neuschneedecke freuen. Bei den erwartenden Schneemengen lässt sich vor allem im Alpenraum durch den Tiefschnee stapfen. In den Mittelgebirgen sollen laut den Modellen 5 bis 10 cm zusammenkommen. Im Alpenraum sind um 15 cm zu erwarten.

DWD Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurueck

Die Wochenvorhersagen der globalen Vorhersagemodelle (Temperatur-Anomalie ECMWF) deuten für die kommende Woche eine leicht kältere Witterung als im Vergleich zum Modellklima an. Bis Anfang Februar soll es nach den Modellen zumindest nicht signifikant zu warm werden. Es besteht also die Chance, dass der Schnee im Bergland zumindest für eine Weile auch liegen bleibt. Für die Wintersportler könnte sich also das Abstauben ihrer Ski- und Snowboardschuhe diesen Winter doch nochmal lohnen.
Beim Gang vor die Haustür sollte man in den nächsten Tagen aber Vorsicht walten lassen. Und das nicht nur, weil heute auch Tag des Schlaglochs in Großbritannien ist. Vor allem nachts und in den Frühstunden besteht nicht nur durch Schnee wieder Glättegefahr. Bei negativen Minimumtemperaturen können die Straßen und Gehwege auch durch überfrierende Nässe oder Reifbildung teilweise glatt werden.

 

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2023
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Tornado-Outbreak in den USA

Mehrere Tornados sorgten am vergangenen Donnerstag in Teilen des Südostens der USA für Verwüstungen, zahlreiche Verletzte und leider auch sieben Tote. Besonders betroffen davon waren die Bundesstaaten Alabama und Georgia, aber auch aus Kentucky, Tennessee, Mississippi sowie North und South Carolina gingen Tornadomeldungen beim Storm Prediction Center des US-Wetterdienstes (SPC) ein. Abbildung 1 zeigt die Tornadomeldungen als rote Punkte markiert (in blau Sturm- und Orkanböen, in grün Hagel). Insgesamt waren es 50 solcher Meldungen, wobei die tatsächliche Anzahl durch Mehrfachsichtungen ein- und desselben Tornados etwas niedriger liegt. Tatsächlich geht man derzeit von 35 Tornados aus. Zwei davon wurden aufgrund der aufgetretenen Schäden der Kategorie EF3 zugeordnet, was einem Windgeschwindigkeitskorridor zwischen 218 und 266 km/h entspricht.

DWD Tornado Outbreak in den USA

Wie kam es zu diesem Outbreak? Auf der Ostflanke eines Tiefs über Oklahoma, das ost- nordostwärts zog, wurde sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko in den Südosten der USA transportiert. Gleichzeitig ließ ein weiteres, nur in höheren Luftschichten vorhandenes Tief relativ kalte (Höhen-)Luft aus Norden in die Region strömen. Dadurch wurde die Luftschichtung instabil, d.h. die Lufttemperatur nahm mit der Höhe recht stark ab. Zusammen mit einer kräftigen Windscherung konnten sich in der energiegeladenen Luftmasse organisierte Gewitter (Superzellen) entwickeln, die diese Vielzahl an Tornados hervorbrachten.

Tornados sind in den USA selbst im Januar keine Seltenheit. Abbildung 2 zeigt die mittlere Tornadoanzahl im Januar pro Bundesstaat. Demnach treten dabei durchschnittlich 1 bis 4 Tornados im Südosten der USA auf. Der vergangene Tornado Outbreak ist aber trotz alledem durchaus bemerkenswert, liegt die Tornadoanzahl doch meist deutlich über dem Mittelwert. Zudem gab es dort bereits vom 2. bis 4. Januar 2023 Tornadoevents mit rund 20 Tornados pro Tag. Insgesamt kann der Jahresbeginn damit als ziemlich tornadoaktiv angesehen werden. Im langjährigen Mittel tritt der erste Tornado des Jahres in den USA laut US-Wetterdienst übrigens am 11. Januar auf (Zeitraum 1950 bis 2011).

DWD Tornado Outbreak in den USA 1

In den kommenden Tagen sind Tornados in den USA erst einmal kaum mehr ein Thema. Zwar prognostiziert das SPC für den Mittwoch ein geringes Risiko für schwere Gewitter von Osttexas bis nach Mississippi, Tornados sollten dabei aber nur die Ausnahme bilden. Die nächste Tornadolage wird aber kommen, so viel ist sicher.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2023
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Januar – Was uns Bauernregeln verraten

Der Januar startet mit dem Neujahrstag und folgender Regel: “Wenn’s um Neujahr Regen gibt, oft um Ostern Schnee noch stiebt.” In diesem Jahr war der 1. Januar einer der wärmsten der letzten Jahrzehnte. In den Stunden rund um den Jahreswechsel gab es Regen nur im äußersten Norden und Nordwesten. Am 31.12.2022 regnete es im Norden Deutschlands recht verbreitet, nach Süden hin war es meist trocken. Auch am ersten Januar gab es Regen nur im Westen und Norden, im Osten und Süden fiel kaum etwas. Für Schnee an Ostern, dieses Jahr übrigens um den 10. April, kann es nun so oder so ausgehen. Im Süden dürfte nach Bauernregel nichts fallen. Im Norden und Westen stehen die Chancen schon besser. Ungewöhnlich wäre es nicht, denn Tiefdruckgebiete mit Regen ziehen meist vom Atlantik oder der Nordsee her rein. Zapfen sie kalte Luft polaren oder subpolaren Ursprungs an, fällt Schnee. Bei ausreichend kalter Vorwitterung kann der sogar liegen bleiben.

Eine Prognose für den weiteren Verlauf des Winters liefert die Regel am 6. Januar: “Ist bis Dreikönig kein Winter geworden, verdient er bis Ostern auch keinen Orden.” Seit Winterbeginn am 21. Dezember war es mild, teils auch sehr mild und zeitweise nass. Winter hatten wir seither eigentlich nicht. Zwischendurch setzte bis auf 2000 Meter Höhe Tauwetter ein. In dieser Woche geht die Temperatur aber zurück, zeit- und gebietsweise fällt sogar etwas Schnee. Tagsüber gibt es noch leichte Plusgrade, die Nächte werden aber zunehmend frostig. Wie lang der Wintereinbruch andauert, ist noch ungewiss. Die Neuschneemengen sind gering, oftmals taut der Schnee tagsüber wieder weg. Nur in den wirklich hohen Lagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt er länger liegen. Ob so ein Halbwinter einen Orden wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Nach Bauernregel kommt aber kein “richtiger Winter” mehr.

Für den gestrigen 16. Januar gibt es eine Regel, die auf den September abzielt:” Wie das Wetter an Marzellus war, wird’s im September: trüb oder klar.” Der gestrige Tag war in der Osthälfte des Landes recht freundlich, die Sonne schien zwischen 3 und 6 Stunden. Regen kam erst später am Abend und in der Nacht auf. In der Westhälfte hingegen dominierten die Wolken, Lücken waren selten, teils blieb es den ganzen Tag trüb. Dazu regnete es immer wieder. Wenn man das gestrige Wetter auf den September überträgt, so scheint er ein wechselhafter Geselle zu werden. Sonne, Wolken, Regen. Ein typischer Herbsttag also.

Auch für den heutigen Tag gibt es Bauernregeln: “Große Kälte am Antoniustag manchmal nicht lange halten mag.” Große Kälte gibt es heute nicht. Immerhin werden bis zu 7 Grad erreicht. Die Nacht wird allerdings verbreitet frostig. Wie es um den Winter bestellt ist, haben wir oben schon gesehen. Die zwei Regeln unterstützen sich quasi. Eine weitere Regel besagt:” Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt’s ein trockenes Jahr.”. Der Tag startete zumindest in der Nordhälfte des Landes mit Regen und vielen Wolken. Diese verzogen sich allerdings mehr und mehr nord- und ostwärts und vielerorts kam die Sonne zum Vorschein. Im Süden kommen am Nachmittag und Abend dichte Wolken und Regen auf. So ganz klar ist die Luft also nicht. Das stimmt hoffnungsvoll, dass dieses Jahr nicht wieder so trocken wird wie die letzten Jahre, wenn man denn auf Bauernregeln setzt…

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2023
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