Das ist doch ungerecht!

Mit dem gestrigen 04.02.2023 sind nun 66 des 89 Tage andauernden meteorologischen Winters 2022/2023 (01.12.2022 bis 28.02.2023) vorbei. Damit haben wir mehr als zwei Drittel des Winters hinter uns gebracht. In Sachen Schnee fällt das Fazit dazu bisher ziemlich unterschiedlich aus. Während die Schneefans vor allem in den östlichen und südöstlichen Landesteilen bereits häufiger zum Zuge kamen, hatten im Nordwesten Deutschlands vor allem diejenigen Glück, die mit Schnee nichts anfangen können (siehe dazu die Grafik zur Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke im Winter 2022/2023 bis einschließlich 04.02.2023).

DWD Das ist doch ungerecht

So gibt es vor allem zwischen Bremen und Hamburg einen Bereich, in dem die Null für keinen Tag mit einer geschlossenen Schneedecke steht. Vereinzelt gilt das auch für das Emsland und den Niederrhein. Wenn sich dort Schneeflocken zeigten und diese vorübergehend liegen blieben, so waren sie spätestens am nächsten Morgen zum täglichen Messtermin um 7 Uhr MEZ wieder verschwunden (“Stundenschnee”). Schlittenfahren auf den eh meist nur flachen Hügeln in diesen Regionen war damit bisher so gut wie unmöglich, was insbesondere bei Kindern natürlich Frust auslöste (bzw. immer noch auslöst). Für einige jüngere Kinder dieser Regionen ist Schnee ein ziemlich seltenes Ereignis, schaut man sich zusätzlich auch noch die Schneedeckentage vergangener Jahre an.

Ungerechterweise konnte man im Osten und im Südosten Deutschland mehr Schnee erleben. Gebietsweise wurden dort selbst im Flachland eine zweistellige Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke ermittelt. Vom Thüringer Wald bis zur Lausitz beispielsweise lag häufig sogar an mehr als 20 Tagen Schnee. Aber auch im Süden Deutschlands verwandelte der Schnee die Landschaften immer wieder in Weiß, die Straßen dagegen in Rutschbahnen.
Schneesicherer waren natürlich die Berge. 30 bis 60, ganz oben auf der Zugspitze bis zu den maximal möglichen 66 Schneedeckentage zeigen, dass dort meist über längere Zeit Schnee lag und aktuell liegt. Allerdings ist auch noch gut im Gedächtnis, dass es dort Phasen mit wenig Schnee und Tauwetter bis in höchste Lagen gab, vor allem mit dem Weihnachtstauwetter und bis Mitte Januar hinein. Mittlerweile wurden die meisten Berge aber wieder mit Schnee „versorgt“.

Wie geht es nun mit dem Winter bzw. dem Schnee weiter? Nach einem Wintereinbruch mit flächendeckenden Schneefällen bis ins Tiefland sieht es derzeit überhaupt nicht aus, weil Hoch ELISABETH sich über Mitteleuropa legt und letzte Niederschläge am Montag abklingen lässt. Dann herrscht sie mindestens bis zum nächsten Wochenende und verwöhnt uns mit Sonnenschein statt mit weißen Flöckchen. Immerhin werden die Nächte frostig, wobei Reif entstehen kann. Das würde zumindest ein bisschen nach Weiß aussehen.
Für “Ski und Rodel gut” müssen die Hoffnungen also auf den Rest des Februars oder den ersten meteorologischen Frühlingsmonat März gelegt werden. Immerhin gibt es in den Mittelfrist- und Langfristmodellen Anzeichen für eine Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (siehe Lexikon unter

Stichwort „Polarwirbel“), vielleicht sogar für einen sogenannten Split. Damit steigen bei uns die Chancen für demnächst winterlicheres Wetter.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Permafrost in Deutschland?

Von Permafrost (oder Dauerfrost) wird gesprochen, wenn die Temperatur des Bodens in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren ununterbrochen unter null Grad Celsius liegt. Der Untergrund kann dabei aus Gestein, Sedimenten oder Erde bestehen und unterschiedlich große Eismengen enthalten. Meist reicht der Permafrost einige hundert Meter tief ins Erdinnere, im nordöstlichen Sibirien sogar bis zu einer Tiefe von circa 1,6 Kilometer. Grundvoraussetzung für eine solch mächtige Schicht sind eine geringe isolierende Schneedecke und eine fehlende Vereisung. Durch die gute Isolationswirkung tritt Permafrost auch unter Moor und Wald auf. Teilweise erreicht er dort sogar seine größte Mächtigkeit.

Bereits im Jahr 2019 schrieb meine Kollegin Magdalena Bertelmann ein Thema des Tages über die möglichen Auswirkungen, die ein Auftauen der Permafrostböden zur Folge haben könnten (siehe ). Wussten Sie aber, dass es selbst in Deutschland Permafrost gibt?

Nun ist es sicherlich kein Geheimnis, dass es auf der Zugspitze alpinen Permafrost gibt. Allerdings findet man in einer Geröllhalde am Südhang des Berges Dornburg nördlich von Limburg an der Lahn im Westerwald in Hessen ebenfalls „ewiges Eis“. Dabei handelt es sich um ein recht seltenes Phänomen. Dabei wirkt die Geröllhalde wärmeisolierend. In einer Tiefe von etwa 50 Zentimeter bis zu zwei Meter findet man sodann massives Eis. Das darunterliegende Erdreich ist sogar bis zu acht Metern Tiefe gefroren. Natürlich schmilzt das Eis im Sommer ab und der gefrorene Erdboden taut bis zu einer Tiefe von rund zweieinhalb Metern auf. Im Winter bildet sich das Eis jedoch neu und auch der Boden friert wieder vollständig zu.

Aber wie erklärt sich dieser Effekt?
Prinzipiell lässt es sich mit der Neigung der Halde und den Basaltsteinen recht gut erklären. Durch die Steilheit der Halde entsteht ein sogenannter Kamineffekt. Die Steine besitzen hingegen große Lücken, wodurch ein stetiger Luftzug ermöglicht wird. Zudem isolieren sie die Halde nach außen hin. Aufgrund dieser Isolation ist die Luft im Innern der Halde wärmer als die Außenluft und steigt deshalb auf (wärmere Luft ist leichter als kältere). Entsprechend muss von außen kalte und feuchte Luft nachströmen. Diese kühlt wiederum die Steine ab und es bildet sich aufgrund des Wasserdampfgehaltes Eis. Dabei wird erneut Wärme frei (sogenannte latente Wärme), die ebenfalls aufsteigt und der Prozess wiederholt sich.

DWD Permafrost in Deutschland scaled

Im Sommer kehrt sich der Prozess dann um. Die Luft innerhalb der Halde ist aufgrund des kühlenden Eises kälter als die Außenluft. Entsprechend sinkt die Luft ab und tritt am Fuße aus der Halde heraus, wodurch dort dann ein eisiger Luftzug spürbar wird. Von oben strömt nun wärmere Außenluft nach, die in der Folge vom bestehenden Eis ebenfalls abgekühlt wird. Die in der Außenluft enthaltene Feuchte kann dann selbst im Sommer gefrieren und ersetzt so zumindest einen Teil des geschmolzenen Eises.

DWD Permafrost in Deutschland

Seit 1927 ist die Halde Teil des „Naturschutzgebiets Dornburg“. Davor hatte sich eine Brauerei in der Nähe niedergelassen, um diese als Kältequelle zu nutzen. Aber der Westerwald ist nicht der einzige Ort im Bereich der Mittelgebirge, wo sich ewiges Eis hält. Neben dem Harz und der Rhön findet man dieses auch im Thüringer Wald, im Schwarzwald sowie im Böhmischen Mittelgebirge im Norden von Tschechien. Dass diese Blockhalden besonders sind, sieht man nicht nur an ihrem Eis. Es haben auch bestimmte Tierarten seit der Eiszeit dort überdauern können, die sonst nur an Gletscherrändern vorkommen (z.B. Alpenspitzmaus).

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Januar 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Januar 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 6,0 °C +3,5 Grad
2 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 5,8 °C +3,0 Grad
3 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 5,7 °C +4,0 Grad

Besonders kalte Orte im Januar 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Carlsfeld Sachsen -0,8 °C +2,8 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen -0,7 °C +3,9 Grad
3 Neuhaus am Rennweg Thüringen -0,6 °C +3,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Januar 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Meinerzhagen-Redlendorf Nordrhein-Westfalen 266,6 l/m² 175 %
2 Wipperfürth-Gardeweg Nordrhein-Westfalen 253,1 l/m² 192 %
3 Schierke Sachsen-Anhalt 249,6 l/m² 192 %

Besonders trockene Orte im Januar 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Gottfrieding Bayern 7,2 l/m² 17 %
2 Mamming-Schneiderberg Bayern 10,4 l/m² 26 %
3 München-Flughafen Bayern 10,5 l/m² 23 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Januar 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Wielenbach Bayern 65 Stunden 115 %
2 Chieming Bayern 64 Stunden 95 %
3 Rosenheim Bayern 62 Stunden 110 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Januar 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Reichshof-Eckenhagen Nordrhein-Westfalen 10 Stunden 22 %
2 Lennestadt-Theten Nordrhein-Westfalen 12 Stunden 41 %
3 Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen 12 Stunden 31 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Eine turbulente Woche im Winter

Wer kennt es nicht? Man macht sich am Morgen vor dem Spiegel die Haare, verlässt mit einer nahezu perfekten Frisur das Haus und dann passiert es… Eine Windböe jagt durch die Straße und legt die Haare kurzerhand auf die andere Seite der Schädeldecke oder stellt sie kerzengerade auf: Fertig ist die “Sturmfrisur”.

In dieser Woche wird es wahrscheinlich einigen Menschen ähnlich ergehen. Denn nach einem windigen Auftakt am Montag und Dienstag geht es heute mit starken bis stürmischen, teils auch Sturmböen weiter. Auch über das Wochenende hinweg bleibt es windig und wechselhaft. Woran liegt das?

Deutschland befindet sich zurzeit wettertechnisch “zwischen den Stühlen”. Während ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen über Skandinavien und die Ostsee hinwegjagt, hält sich über dem nahen Nordostatlantik vor den Toren Westeuropas tapfer hoher Luftdruck. Am Montag standen sich noch Tief “Nicolas” und Hoch “Beate” gegenüber, heute steigen hingegen Tief “Oleg” und Hoch “Cäcilie” in den Ring.

DWD Eine turbulente Woche im Winter

Wir befinden uns quasi dazwischen in einer strammen nordwestlichen Strömung, die uns gut durchbläst. Eingelagert in diese Strömung sind auch wiederholte schauerartige Niederschläge. Aufgrund der einfließenden milderen Meeresluft fällt dabei meist Regen – es gibt jedoch Ausnahmen. Insbesondere höher gelegene Nordweststaulagen sollten ebenfalls etwas Neuschnee abbekommen. Interessant wird es insbesondere im Bayerischen Wald und an den Alpen. Denn dort können sich die Schneemengen von Mittwoch bis Freitag in höheren Lagen auf 30 bis 80 Zentimeter akkumulieren. Am östlichen Alpenrand sind sogar punktuell 100 Zentimeter drin. Damit nicht genug, am Wochenende stehen dort laut aktueller Modellrechnungen sogar noch weitere Schneefälle an. Das Wetter ist also recht spannend in dieser Woche!

DWD Eine turbulente Woche im Winter 1

Allerdings hängt man als Laie immer ein wenig “in der Luft”, wenn es darum geht, Neuschneemengen oder Windgeschwindigkeiten realistisch einzuordnen. Deshalb kann ein Blick auf die vergangenen Rekordwerte helfen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie heftig das bevorstehende Wetterereignis ausfallen könnte. Selbstverständlich hängt dies natürlich auch immer von den lokalen Gegebenheiten, der Anfälligkeit der Infrastruktur, etc. ab.

Beginnen wir beim Wind: Bereits an den vergangenen beiden Tagen konnten an der Nordsee und Ostsee schwere Sturmböen um 100 Kilometer pro Stunde (kurz: km/h), teils sogar orkanartige Böen bis 115 km/h registriert werden. Für die Küstenregionen stellt dies in der Regel kein allzu großes Problem dar. Bei einem ausgewachsenen Orkantief sehen die Norddeutschen schon mal Windgeschwindigkeiten weit über 120 km/h. Spitzenreiter ist die Station List auf Sylt, die sagenhafte 184 km/h registrierte, als Orkantief “Anatol” über den Süden Skandinaviens und die Ostsee am 03. Dezember 1999 hinweg zog.

Anders sah es gestern in Berlin aus. Dort zog am späten Dienstagabend ein Gewitter auf, das nicht nur mit Blitzen und Donner einherging. Die Station in Berlin-Tempelhof registrierte gegen 20:39 Uhr eine Böe mit einer Windgeschwindigkeit von 99 km/h. Zwar sind dem Autor bisher keine nennenswerten Schäden bekannt, dennoch kann eine solche Böe in einer dicht besiedelten Großstadt natürlich größere Auswirkungen besitzen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Stadt deutlich seltener von solchen Windgeschwindigkeiten heimgesucht wird. Besonders gefährlich sind dann herabstürzende Äste, Dachziegel oder umherfliegende lose Gegenstände. Auch einzelne Bäume können dabei entwurzelt werden.

Und wie sieht es beim Schnee aus? Wie sind die 100 Zentimeter am östlichen Alpenrand einzuordnen?
Der schneereichste Ort Deutschlands im Stationsnetz des Deutschen Wetterdienstes ist – wenig überraschend – die Zugspitze. Allerdings lässt die zurzeit dort gemessene Schneehöhe sehr zu wünschen übrig. Nach einer außergewöhnlich milden Periode ab der zweiten Dezemberhälfte bis in den Januar kommt der höchste Berg Deutschlands momentan lediglich auf eine Schneehöhe von 155 Zentimeter. Um an einem 01. Februar solch niedrige Schneehöhen zu sehen, muss man schon ins Jahr 2007 zurückblicken. Betrachtet man die höchste, am 01. Februar gemessene Schneehöhe, so stammt diese auf dem Jahr 1981 mit 530 Zentimetern. Die Rekordschneehöhe auf der Zugspitze stammt hingegen vom 26. April 1980 mit sagenhaften 780 Zentimeter.

Auch wenn man sich in tieferen Lagen umschaut und beispielhaft die Station Reit im Winkl im Chiemgau herauspickt, so sind die dortigen 15 Zentimeter Schneehöhe derzeit eher schwach. Am 01.02.1963 lagen dort beispielsweise schon 145 Zentimeter, geht man noch etwas weiter zurück, so wurden am 10.03.1945 sagenhafte 221 Zentimeter gemessen. Wie dem auch sei, die Alpenregionen können den Neuschnee auf jeden Fall gut vertragen.

Die Frage ist eben nur, in welcher Zeit solche Mengen niedergehen und wo. Da die Neuschneemengen voraussichtlich nur in höheren Berglagen zusammenkommen, sollten sich die Auswirkungen auf die Infrastruktur meist in Grenzen halten. Höher gelegene Straßen und Wege können jedoch stellenweise unpassierbar werden. Aber auch in einigen Alpentälern ist nicht ganz ausgeschlossen, dass es dort zumindest vorübergehend auch mal bis in tiefe Lagen schneit. 100 Zentimeter sind dann aber nicht drin. Wie dem auch sei, für die Hochlagen sind Mengen bis 100 Zentimeter in 48 Stunden ebenfalls recht selten. Entsprechend laufen aktuell auch Unwetterwarnungen für die entsprechenden Höhen. Dazu kann dort ein stürmischer Wind für größere Schneeverwehungen und Triebschneeansammlungen sorgen, wodurch auch eine erhöhte Lawinengefahr aufkommen dürfte.

Weitere Infos zur Wetterlage sowie stets aktuelle Warnungen finden Sie unter www.dwd.de oder in der WarnWetter-App. Schauen Sie doch mal rein! Denn neben Sturm und Schnee können durchaus auch lokal eng begrenzt Gewitter, Dauerregen, Frost und Glätte auftreten.

MSc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Mit frischem Wind in den Februar

In den vergangenen Tagen herrschte in Deutschland meist der Einfluss von Hoch BEATE vor (Vergleiche auch das Thema des Tages vom 27.01.2023). Die Wolken hingen tief, gebietsweise zeigte sich auch die Sonne. Vereinzelt nieselte es etwas aus dem Hochnebel. Der Hochdruckeinfluss lässt nun zur Wochenmitte nach. Das Hoch zieht sich mehr in Richtung Atlantik zurück und macht so Platz für Tiefdruckgebiete über dem Norden und Osten Europas. Diese erreichen uns zwar nicht, ihre Ausläufer ziehen aber über Deutschland hinweg und bringen Schwung ins Wetter. Zwischen BEATE und den Tiefs OLEG I und II baut sich überdies ein Druckgradient auf, der sich in stürmischem Wind “entlädt”.

DWD Mit frischem Wind in den Februar

DWD Mit frischem Wind in den Februar 1

Der westliche bis nordwestliche Wind frischt ab Dienstagnachmittag von Norden her sukzessive und deutlich auf. Der Höhepunkt wird im Laufe des Mittwochs erreicht. Nach Süden hin wird es vor allem im Bergland stürmisch. In den Niederungen treten dort meist Böen bis 65 km/h (Bft 7 und 8) auf, im Bergland sind Böen bis 80 (Bft 9), im höheren Bergland um 100 km/h (Bft 10) möglich.
Im Osten sind in den Niederungen Böen bis 70 km/h (Bft 8), im Nordwesten bis 80 km/h (Bft 9) zu erwarten. An der Nordsee werden von den Modellen derzeit Böen zwischen 90 und 100 km/h, an der Ostsee Böen zwischen 75 und 85 km/h gerechnet. Vor allem in den freien und exponierten Lagen kann es auch etwas mehr geben. In den zentralen und östlichen Mittelgebirgen sind in den höchsten Lagen orkanartige Böen um 115 km/h (Bft 11) möglich.

DWD Mit frischem Wind in den Februar 2

Am Mittwochabend lässt der Wind von Westen her wieder nach, allerdings treten auch in der Nacht zum Donnerstag noch gebietsweise Sturmböen, an den Küsten teils schwere Sturmböen und im Bergland orkanartige Böen auf.

Neben Wind bringen die Tiefdruckgebiete auch Regen und Schnee nach Deutschland. In den höheren Lagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge sowie in den Alpen fällt nahezu durchgehend Schnee. Sonst schwankt die Schneefallgrenze zwischen 400 und zeitweise 800 Metern. Zum Ende der Woche steigt die Schneefallgrenze von Westen her über 1000 Meter.

Mengenmäßig liegen die Summen am Mittwoch zwischen Nordsee und Alpen bei 5 bis 15 Liter pro Quadratmeter, im Stau der Berge kommen auch mal um 25 Liter in 24 Stunden zusammen. Südwestlich und nordöstlich davon fallen mit 5 bis 10 Litern deutlich geringere Mengen. Vor allem im Norden sind auch einzelne Gewitter mit Graupel möglich.

DWD Mit frischem Wind in den Februar 3

Ähnlich gestaltet sich die Niederschlagsverteilung am Donnerstag. In einem breiten Streifen von der Nordsee bis an die Alpen können 10 bis 20 Liter zusammenkommen. Im Nordosten fällt so gut wie kein Regen. Nach Südwesten hin liegen die Mengen bei 5 bis 10, im Stau des Schwarzwaldes um 15 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. An den Alpen stellt sich eine Dauerregen- beziehungsweise Schneelage ein. In den Lagen oberhalb von 1000 Meter können sich bis zum Freitag Neuschneemengen bis zu 60 Zentimeter in 48 Stunden akkumulieren. Im Berchtesgadener Land und im Allgäu sind auch größere Mengen möglich. Durch den starken Wind ist mit erheblichen Schneeverwehungen zu rechnen.

DWD Mit frischem Wind in den Februar 4

Die zweite Wochenhälfte wird wettertechnisch spannend. Sie können die Warnlage jederzeit im Web und in der WarnWetter App des Deutschen Wetterdienstes verfolgen.

Dipl. Met Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.01.2023
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Der globale Kohlenstoffkreislauf

Der globale Kohlenstoffkreislauf spielt im Erdsystem eine zentrale Rolle. Kohlendioxid (CO2) wird permanent zwischen Atmosphäre, Ozean und Landoberflächen ausgetauscht. Im Ozean sowie in der Vegetation und in Böden wird Kohlenstoff umgewandelt und zum Teil langfristig gespeichert. Messungen von Eisbohrkernen zeigen, dass die CO2-Konzentration während des Holozäns, also der jüngsten 10.000 Jahre seit der letzten Eiszeit bis zu Beginn der industriellen Revolution um 1750 nahezu konstant bei ca. 280 ppm lag.

DWD Der globale Kohlenstoffkreislauf

Seitdem wird der natürliche Kohlenstoffkreislauf durch den Menschen hochgradig gestört. Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, durch massive Änderungen der Landnutzung (z.B. Rodungen von Wäldern) und durch die Herstellung von Zement entstehen gewaltige Mengen CO2, die in die Atmosphäre emittiert werden.

DWD Der globale Kohlenstoffkreislauf 1

Gegenüber dem vorindustriellen Gehalt ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um fast 50% auf über 415 ppm gestiegen; das entspricht einer Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre von 880 Gigatonnen. Ein Teil dieses freigesetzten CO2 wird über den Kohlenstoffkreislauf von den Ozeanen und der Landbiosphäre aufgenommen. Der Rest akkumuliert in der Atmosphäre, verstärkt den Treibhauseffekt und trägt maßgeblich zur globalen Erwärmung des Erdklimas bei.
Genau diese Zusammenhänge, Rückkopplungen und Prozesse des Kohlenstoffkreislaufs werden in der neuen Ausgabe der meteorologischen Fortbildungszeitschrift promet näher beleuchtet. Vom Anstieg der CO2-Konzentration (Abb.1) und welchen Anteil die Verbrennung fossiler Energieträger daran hat (Abb. 2) über die Auswirkungen der zunehmenden Landnutzung weltweit (Abb. 3) bis hin zur Rolle des Ozeans und die Folgen für das Ökosystem Meer.

DWD Der globale Kohlenstoffkreislauf 2

Natürlich wird auch ein Blick in die Zukunft geworfen: Welcher Temperaturanstieg ist zu erwarten, wenn wir weiter so viel CO2 emittieren wie bisher und womit würden wir unter der 2-Grad-Grenze bleiben (siehe Abb. 4)? Auch die viel diskutierten Geoengineering-Verfahren, um CO2 nachträglich aus der Atmosphäre zu entfernen, werden auf Potential, Kosten und Nebenwirkungen untersucht (siehe Abb. 5).

DWD Der globale Kohlenstoffkreislauf 3

Ein vielseitiges und lehrreiches Heft also, das nicht nur für Meteorologen die Kenntnisse über den Kohlenstoffkreislauf vertieft, sondern durch das auch der interessierte Leser bei der nächsten Diskussion über den Klimawandel am Familientisch mit Fachwissen glänzen kann.

DWD Der globale Kohlenstoffkreislauf

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sonnenmystik

Der einen oder dem anderen werden sie schon einmal mehr oder weniger bewusst aufgefallen sein: Lichteffekte, die rund um die Sonne auftreten. Diese werden generell unter dem Oberbegriff “Halo” zusammengefasst und sind teilweise so farbenprächtig wie der allseits bekannte Regenbogen. Das vom griechischen “halos” abstammende Wort bedeutet so viel wie “Scheibe” und beschreibt am Himmel erscheinende helle Ringe, Bögen, Flecken oder Säulen.

Halos entstehen durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an in der Luft befindlichen Eisteilchen. Wer nun davon ausgeht, dass man zur Sichtung der faszinierenden Phänomene auf eisige Temperaturen warten muss, liegt allerdings falsch. Auch in unseren Breiten kommen die Eisteilchen sehr häufig vor, zwar nicht in Bodennähe, dafür aber in Cirrus- oder Cirrostratuswolken in einer Höhe von 8 bis 12 Kilometern. Diese Wolken sind meist sehr zart, gleichen Fasern, Haaren oder schmalen Bändern und lassen öfter den blauen Himmel durch sich hindurch schimmern. Hin und wieder sind sie überhaupt nicht mit dem bloßen Auge wahrnehmbar, Eiskristalle halten sich dennoch in den eisigen Höhen auf.

Man kann Halos prinzipiell das ganze Jahr über beobachten, denn in Höhen, in denen Cirren vorkommen, ist es immer sehr kalt. Allerdings können sich Halos im Winter auch in Bodennähe bei Eisnebel, in der Nähe von Schneekanonen oder im Polarschnee (Entstehung von Eisnadeln aus dem Wasserdampf der unteren Luftschichten) bilden. Entscheidend dafür, ob oder welche Art von Halo man zu sehen bekommt, ist die Form, Größe und Ausrichtung der Eisteilchen.

DWD Sonnenmystik

Auf dem Weg zum Brecherspitz-Vorgipfel im Mangfallgebirge in den Bayerischen Alpen zeigten sich meinem Kollege Jens Winninghoff am vergangenen Donnerstag rund um die über dem Horizont stehende Sonne gleich mehrere Haloerscheinungen zur selben Zeit. Auf dem Foto in Abbildung 1 steht die Sonne hinter den Kronen der sich in der Bildmitte befindlichen Nadelbäume. Kreisförmig um die Sonne herum befindet sich ein weißlich-braun schimmernder Kreis. Dabei handelt es sich um eine der häufigsten Haloerscheinungen: den sogenannten “22°-Ring” oder auch “kleiner Halo” genannt. Die Ausrichtung der Eiskristalle spielt dabei keine Rolle, diese können zufällig orientiert sein.

Anders sieht es zu beiden Seiten des Rings aus. Dort lässt sich ein kleiner hellerer Abschnitt beobachten. Bei dieser Erscheinung, die man als “Nebensonne” bezeichnet (jeweils eine links und rechts von der Sonne angeordnet), werden die Sonnenstrahlen an waagerecht schwebenden Eisplättchen gebrochen. Zum besseren Verständnis wurden die einzelnen Phänomene im Foto in Abbildung 2 beschriftet.

Wer nun ganz genau hinsieht, stellt eine bogenförmige Verbindungslinie zwischen den Nebensonnen und der Sonne selbst fest, die auch über den 22°-Ring hinausgeht. Dabei handelt es sich um ein Kreissegment des sogenannten “Horizontal- bzw. Nebensonnenkreises”, der sich aufgrund der Spiegelung des Lichts an den vertikalen Flächen von Eiskristallen ausbildet. Daher erscheint der Kreis immer weiß und nicht in den Spektralfarben.

DWD Sonnenmystik 1

In etwas größerer Entfernung zur Sonne lässt sich ein weiterer Kreis feststellen. Nun ist es aufgrund des Sonnenstandes nicht immer einfach, diesen eindeutig zu bestimmen, denn hierbei kann es zu einer Überlagerung von zwei verschiedenen Phänomenen kommen. Zum einen erkennt man den sogenannten “46°-Ring” (“großer Halo”). Dieser tritt seltener auf als sein “kleiner Bruder” und ist auch deutlich schwächer ausgeprägt. Bei genauem Hinsehen erkennt man jedoch, dass der Ring stellenweise in Regenbogenfarben leuchtet. Entsprechend könnte sich der 46°-Ring hier mit dem seltenen “Supralateralbogen” überlagern.

Im oberen Bildbereich lässt sich ein nach oben hin geöffnetes Kreissegment beobachten, das einem “auf dem Kopf stehenden” Regenbogen gleicht. Hierbei handelt es sich um den sogenannten “Zirkumzenitalbogen”, der eine der farbenprächtigsten Haloerscheinungen darstellt. Hierbei werden die Sonnenstrahlen an waagerecht schwebenden Eisplättchen gebrochen.

Wenn sich der Autor abschließend nicht vollständig täuscht, kann man knapp oberhalb des 22°-Rings noch einen weiteren kleinen farbigen, allerdings lichtschwachen Bogen erkennen. Dabei sollte es sich um den eher selten auftretenden “konkaven Parrybogen” handeln. Dieser entsteht durch die Brechung des Sonnenlichts an säulenförmigen Kristallen, die “doppelt orientiert” sind. Das bedeutet, nicht nur die Hauptachse der Kristalle ist horizontal orientiert, auch die obere und untere Prismenfläche ist parallel zum Horizont ausgerichtet.

Falls Sie es an diesem Wochenende ins höhere Bergland schaffen oder eine Wolkenlücke erwischen, schauen Sie ruhig mal in den Himmel. Es könnte sich lohnen!

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schwere Überflutungen im Norden von Neuseeland

Am vergangenen Freitag ging in Teilen der Nordinsel von Neuseeland sprichwörtlich die Welt unter. Insbesondere rund um Auckland fiel innerhalb weniger Stunden so viel Niederschlag, wie sonst im gesamten Sommer. Der Wetterdienst von Neuseeland meldete in einem Zeitraum von Freitag Mitternacht bis Samstagmittag (36 h) Werte von über 300 mm. In Auckland hat die Station im Albert Park 299,5 mm gemessen. Ein großer Teil des Niederschlags fiel dabei am Freitag zwischen 3 Uhr und 21 Uhr (18 h). In Auckland Albany waren dies zum Beispiel 260,6 mm.

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland

Auswirkungen

Es überrascht nicht, dass eine solch große Regenmenge in einer Millionenstad wie Auckland zu verheerenden Folgen geführt hat. Ganz Straßenzüge standen unter Wasser, sodass ein großer Teil des Straßenverkehrs zusammengebrochen ist. Zahlreiche Häuser wurden überflutet, so unter anderem auch der Flughafen. Leider sind bei den Überflutungen auch mindestens drei Menschen ums Leben gekommen.

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland

Klimatologische Einordnung

Betrachtet man die klimatologische Einordnung der Regenfälle, dann wird schnell klar, dass es sich um ein außergewöhnliches Ereignis handelt. Die Aufzeichnungen am Flughafen von Auckland gehen bis 1962 zurück. Der bisherige Rekord für 24-stündige Niederschlagsmengen lag dort bei 161,8 mm am 17.Februar 1985. Dieser Rekord wurde um ganze 100 mm überboten und damit nahezu pulverisiert. Das Ereignis vom Freitag lässt sich also ohne Probleme als Jahrhundertereignis einstufen, auch wenn in Zeiten des Klimawandels solche Aussagen mit Vorsicht zu genießen sind.

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland 2

Ursachen für das Ereignis

Was aber sind die Gründe für das außergewöhnliche Ereignis vom Freitag? Um große Niederschlagssummen zu bekommen, braucht es im Wesentlichen zwei Hauptzutaten: Erstens eine große Niederschlagseffizienz und zweitens eine möglichst lange Andauer.

Niederschlagseffizienz

Bei der Niederschlagseffizienz geht es darum möglichst viel Flüssigwasser in der Wolke zu produzieren. Um das zu erreichen, benötigt man in der gesamten Troposphäre möglichst viel Feuchtigkeit.
Man kann sich zum Beispiel sogenannte Vertikalprofile anschauen. Dargestellt werden immer die Temperatur und der Taupunkt. Letzterer ist ein Maß für den Feuchtegehalt der Luft. Wenn die Temperatur dem Taupunkt entspricht, dann ist die Atmosphäre mit Wasserdampf zu gesättigt (relative Feuchte: 100 %). Betrachtet man ein Analyseprofil unseres ICON-Modells an, so erkennt man, dass alle Luftschichten bis zur Tropopause bei etwa 12 km Höhe entweder gesättigt sind, oder eine hohe relative Luftfeuchte aufweisen.
Ein anderes Maß zu Beurteilung ist die sogenannte Dicke der warmen Wolkenschicht. Darunter versteht man den Bereich der Wolke, in dem die Temperatur über 0 Grad liegt und entsprechend viel Flüssigwasser angereichert werden kann. Man sieht, dass die Nullgradgrenze auf eine Höhe von fast 4000 m liegt, was in etwas auch der Dicke der warmen Wolkenschicht entspricht. In aller Regel kann man bei einer Dicke von mindestens drei Kilometern davon ausgehen, dass das Potential für viel Flüssigwasser vorhanden und die beteiligte Luftmasse subtropischen Ursprung hat. Dies war an diesem Tag gegeben.

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland 1

Ein weiteres gutes Maß für die Niederschlagseffizienz ist die Menge an ausfällbaren Wasser. Es handelt sich dabei um ein Maß um den potentiellen Wassergehalt einer Wolke beurteilen zu können. Werte die über 30 oder gar 40 mm (oder kg/m²) liegen, sind als hohe Werte einzustufen. Für die relevante Gegend in Neuseeland wurden Werte bis nahe 50 mm erreicht.

Andauer

Auf der nachfolgenden Karte kann man auch noch etwas zur zweiten Zutat sagen, der Andauer. Man erkennt, dass knapp westlich von Auckland ein Tiefdruckgebiet lag, während über dem nahen Pazifik ein kräftiges Hoch zu finden war. Damit ergab sich eine nord-nordöstliche Anströmungsrichtung, die in 1km Höhe eine Geschwindigkeit bis 85 km/h aufwies. Zudem war die Anströmung konvergent, das heißt, die Winde strömten zusammen. So kam die Strömung westlich der Konvergenz aus Norden, während sie weiter östlich eher aus Nordost kam. Wenn Luft zusammenströmt, dann hat das zur Folge, dass diese aufsteigen muss (Hebung). Das resultierende kräftige Hebungsgebiet lag nun nahezu ortsfest über mehrere Stunden genau im Anströmungsbereich von Auckland. Die Folge war eine lange Andauer der Niederschläge

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland 2

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die Region im Anströmungsbereich eine Luftmasse mit hoher Niederschlagseffizienz lag, die zudem nahezu ortsfest über mehrere Stunden liegen blieb. Beide Zutaten zusammengenommen führten zum beschriebenen Ergebnis. Weitere Einflussfaktoren waren zudem die hohen Anomalien der Wassertemperatur sowie die Orografie und Oberflächenbeschaffenheit der Region. Durch das außergewöhnlich warme Meereswasser konnte zusätzlich viel Flüssigwasser verdunsten und so den Wassergehalt nochmals erhöhen. Hügeliges Gelände und versiegelte Stadtflächen wirkten begünstigend auf das Überflutungsgeschehen.

DWD Schwere Ueberflutungen im Norden von Neuseeland 3

Wie geht es weiter?

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Aussichten. Auch weiterhin muss in den nächsten Tagen mit teils kräftigen Niederschlägen gerechnet werden. Diese liegen zwar bezüglich der Mengen voraussichtlich etwas niedriger als am Freitag, bei der Vorgeschichte sind diese aber allemal für neue Überschwemmungen ausreichend, zumal punktuell auch nochmal etwas größere Mengen auftreten können. Entsprechend gibt es vom Wetterdienst Neuseelands auch wieder neue Warnungen

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Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schönes Wochenende, danach markanter Wetterumschwung

Derzeit herrscht in Deutschland vergleichsweise ruhiges Winterwetter. Die gestern analysierte maskierte Kaltfront hat sich vollends aufgelöst. Dennoch halten sich über weiten Teilen Deutschlands dichte Wolkenfelder, aus denen hier und da noch etwas Niederschlag fällt. Im Norden hingegen kann sich schon zeitweilig die Sonne durchsetzen. Grund dafür ist Hoch BEATE, das zunehmend seine Fühler vom Ostatlantik her nach Mitteleuropa ausstreckt.

DWD Schoenes Wochenende danach markanter Wetterumschwung

Am Samstag klingen die letzten Schneefälle am Alpenrand und im Bereich des Erzgebirges ab und BEATE weitet ihren Einfluss auf weitere Teile des Landes aus, sodass sich die Sonne auch in der Mitte immer häufiger durchsetzen kann. Es sind dann dort sowie im Norden etwa 2 bis 4 Stunden Sonne möglich. Während in der Nordhälfte am Sonntag bereits dichte Wolkenfelder aufziehen und den kommenden Wetterwechsel ankündigen, kann sich in der Südhälfte, nach Auflösung von Nebel- und Hochnebelfeldern, die Sonne gebietsweise für längere Zeit durchsetzen. 3 bis 5 Stunden, an den Alpen auch noch mehr Sonnenstunden können dann genossen werden und für die vergangenen trüben Tage entschädigen. Einem umfangreichen Winterspaziergang zum Auffüllen des Vitamin-D-Haushaltes steht also nichts im Wege.

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Bereits in der Nacht zum Montag vollzieht sich ein markanter Wetterumschwung, denn mit einem deutlich auflebenden Westwind zieht von Nordwesten rasch eine Kaltfront heran. Diese liegt gegen Morgen in etwa auf einer Linie Saarland-Lausitz. Vor allem in der Mitte des Landes und generell in den höheren Lagen fällt Schnee. Mehr als ein paar Zentimeter Neuschnee kommen aber zunächst nicht zusammen. Im Norden weht zudem ein ruppiger Westwind mit ersten stürmischen Böen oder Sturmböen bis 80 km/h aus West.

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Am Montag tagsüber kommen die Niederschläge rasch nach Süden voran und vor allem im südlichen und östlichen Bergland schneit es mitunter kräftig. Im Bayerischen Wald und im Erzgebirge sind bis Dienstagmorgen 5 bis 10, am Alpenrand 10 bis 20 cm Neuschnee möglich. In Staulagen der Alpen können die Schneemengen noch höher ausfallen. Ansonsten stellt sich am Montag wechselhaftes und sehr windiges, teils auch stürmisches Schauerwetter ein. Immer wieder treten Regen-, Schnee- und Graupelschauer auf. Im Nordosten und Norden ist das ein oder andere Graupelgewitter möglich. In der Nacht zum Dienstag beruhigt sich das Wettergeschehen etwas, weitere schauerartige Niederschläge folgen jedoch nach.

Am Dienstag und im weiteren Wochenverlauf bleibt das abwechslungsreiche Wetter erhalten. Immer wieder ziehen Niederschlags- und Wind- eventuell auch Sturmfelder über Deutschland hinweg. Besonders in den Staulagen der Berge kommt einiges an Niederschlag zusammen. Bis Freitagmittag sollen dabei je nach Modell 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter fallen. Punktuell sind noch höhere Mengen möglich. Vor allem für die Hochlagen oberhalb etwa 600 – 900 Meter schneit es mitunter teils kräftig und länger anhaltend, wodurch insbesondere am Alpenrand, im Bayerischen Wald und im Erzgebirge durchaus ein halber bis ein Meter Schnee fallen können. Dies verbessert die Wintersportbedingungen enorm, aber auch die Lawinengefahr nimmt damit in den Alpen deutlich zu. Außerdem drohen durch den stürmischen Wind unter Umständen Verwehungen.

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Im Flachland bleibt es bei nasskaltem und zeitweise sehr windigem Schmuddelwetter. Nur nachts sind unter Umständen vorübergehend nasse Schneeflocken möglich oder es kann sich kurzzeitig eine matschige Schneedecke bilden.
Eines ist sicher, Langeweile kommt beim Wetter in der kommenden Woche definitiv nicht auf.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Vermeintlich ruhig und doch viel los in der Wetterküche

Der Süden Deutschlands befindet sich noch unter dem Einfluss des in den vergangenen beiden Themen des Tages angesprochenen Hochdruckgebiets mit dem Namen BEATE. Dort lässt sich das Wetter schnell zusammenfassen: ruhig und zu Hochnebel neigend. Heute Morgen fiel daraus bei frostigen Temperaturen auch vereinzelt gefrierender Sprühregen oder es wurde glatt durch überfrierende Nässe, aber das war es dann auch schon mit der Spannung.
Viel erzählenswerter ist hingegen das, was in der Nordwesthälfte vonstattengeht. Dort zog im Laufe der letzten Nacht eine maskierte Kaltfront in das Vorhersagegebiet. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Vorboten des bevorstehenden Faschings, Karnevals, usw., sondern um eine Kaltfront, die zwar in der Höhe kältere, aber darunter wärmere Luftmassen mit sich bringt. In der Wetterkarte erkennt man dies daran, dass die Kaltfront mit nicht ausgemalten Dreiecken gekennzeichnet ist.

DWD Vermeintlich ruhig und doch viel los in der Wetterkueche

Heute Morgen konnte man anhand des Radiosondenaufstiegs der Station Idar-Oberstein dasselbe wie gestern beobachten: Eine gut ausgeprägte Absinkinversion in etwa 1000 Metern über Normalnull mit feuchter Luftmasse darunter, die zu Hochnebel neigt. Darüber befindet sich recht trockene Luft, die im Radiosondenaufstieg an einem starken Rückgang der Taupunkttemperatur (Feuchtemaß) erkennbar ist. Ganz anders sieht der Radiosondenaufstieg der Station Meppen aus. Hier liegen die Temperatur- und die Taupunktkurve in den unteren Schichten zwar ebenfalls übereinander, was auf eine feuchte Luftmasse hindeutet, allerdings liegt darüber keine Inversion vor. Vielmehr liegt eine sogenannte “warme Nase” (Temperatur- und Taupunktkurve ragen über die Null-Grad-Marke) mit dem sich darunter befindlichen “kalten Fuß” vor. Wenn Schnee aus den höheren Schichten in die “warme Nase” fällt, schmilzt er. Fällt der nun flüssige Niederschlag in den “kalten Fuß”, bildet sich gefrierender Niederschlag.

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Im Satellitenbild konnte man heute Morgen sehr viel tiefe Bewölkung vor allem im Süden erkennen, aber auch Bewölkung, die mit der Kaltfront zusammenhängt. Darin eingelagert befindet sich im Nordwesten das dazugehörige Niederschlagsband. Anhand der zahlreichen Nutzermeldungen (dafür vielen Dank an dieser Stelle, das hilft beim Bewerten der aktuellen Wetterlage am jeweiligen Ort sehr), wird deutlich, dass sich mit Eintreffen des Niederschlagsbands teilweise Glatteis bildete. Aber auch vor der Kaltfront trat Glatteis auf. Durch das Nahen der Kaltfront wurde vorderseitig die bodennahe, feuchte und zu Nebel neigende Luft gehoben, wodurch örtlich Sprühregen ausfallen konnte, der dann gefror. Je weiter das Niederschlagsband im Tagesverlauf südostwärts wanderte, desto mehr ging der Niederschlag dann in Schnee über. Rückseitig der Kaltfront rissen dann die Wolken auf und im Nordseeumfeld kam die Sonne zum Vorschein. Ein Dank geht an dieser Stelle an foto-webcam.eu für das Nutzen des Webcam-Bilds von Norderney.

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Trotz Anheben der Luftmasse und der dazugehörigen Wolken durch die Kaltfront ragte die Wasserkuppe heute Mittag noch aus der Hochnebeldecke heraus und es konnten schöne Halo-Erscheinungen beobachtet werden. Weitere Informationen zu Halos finden sich unter:

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Zum morgigen Wochenausklang sind vor allem entlang der Küsten längere sonnige Abschnitte zu erwarten, ansonsten bleibt es abermals trüb. Das Temperaturspektrum reicht von 0 bis 5 Grad, wobei es im Süden und Südosten vereinzelt auch leichten Dauerfrost geben kann.
Zum Start ins Wochenende scheint in der Nordwesthälfte zeitweise die Sonne. Bei ähnlichem Temperaturniveau schneit es im Süden und Südosten noch geringfügig, bevor dies zum Nachmittag hin weniger wird. Von Norden her zieht am Abend und insbesondere in der Nacht zum Sonntag dichte Bewölkung auf.
Diese verbleibt dort auch am Sonntag, weshalb dieser Wochentag dort seinem Namen leider nicht gerecht wird. Bei Höchstwerten von bis zu 6 Grad wird es dort immerhin am “wärmsten”. Allerdings frischt der Westwind auf und an der Küste kann es mitunter stürmisch werden, weshalb sich das Ganze wiederum nicht ganz so “warm” anfühlt. Anders ist es in der Südhälfte. Dort scheint zwar teilweise länger die Sonne, allerdings verbleiben die Temperaturwerte vereinzelt ganztägig unter der Null-Grad-Marke.

M.Sc. Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst