Vermeintlich ruhig und doch viel los in der Wetterküche

Der Süden Deutschlands befindet sich noch unter dem Einfluss des in den vergangenen beiden Themen des Tages angesprochenen Hochdruckgebiets mit dem Namen BEATE. Dort lässt sich das Wetter schnell zusammenfassen: ruhig und zu Hochnebel neigend. Heute Morgen fiel daraus bei frostigen Temperaturen auch vereinzelt gefrierender Sprühregen oder es wurde glatt durch überfrierende Nässe, aber das war es dann auch schon mit der Spannung.
Viel erzählenswerter ist hingegen das, was in der Nordwesthälfte vonstattengeht. Dort zog im Laufe der letzten Nacht eine maskierte Kaltfront in das Vorhersagegebiet. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Vorboten des bevorstehenden Faschings, Karnevals, usw., sondern um eine Kaltfront, die zwar in der Höhe kältere, aber darunter wärmere Luftmassen mit sich bringt. In der Wetterkarte erkennt man dies daran, dass die Kaltfront mit nicht ausgemalten Dreiecken gekennzeichnet ist.

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Heute Morgen konnte man anhand des Radiosondenaufstiegs der Station Idar-Oberstein dasselbe wie gestern beobachten: Eine gut ausgeprägte Absinkinversion in etwa 1000 Metern über Normalnull mit feuchter Luftmasse darunter, die zu Hochnebel neigt. Darüber befindet sich recht trockene Luft, die im Radiosondenaufstieg an einem starken Rückgang der Taupunkttemperatur (Feuchtemaß) erkennbar ist. Ganz anders sieht der Radiosondenaufstieg der Station Meppen aus. Hier liegen die Temperatur- und die Taupunktkurve in den unteren Schichten zwar ebenfalls übereinander, was auf eine feuchte Luftmasse hindeutet, allerdings liegt darüber keine Inversion vor. Vielmehr liegt eine sogenannte “warme Nase” (Temperatur- und Taupunktkurve ragen über die Null-Grad-Marke) mit dem sich darunter befindlichen “kalten Fuß” vor. Wenn Schnee aus den höheren Schichten in die “warme Nase” fällt, schmilzt er. Fällt der nun flüssige Niederschlag in den “kalten Fuß”, bildet sich gefrierender Niederschlag.

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Im Satellitenbild konnte man heute Morgen sehr viel tiefe Bewölkung vor allem im Süden erkennen, aber auch Bewölkung, die mit der Kaltfront zusammenhängt. Darin eingelagert befindet sich im Nordwesten das dazugehörige Niederschlagsband. Anhand der zahlreichen Nutzermeldungen (dafür vielen Dank an dieser Stelle, das hilft beim Bewerten der aktuellen Wetterlage am jeweiligen Ort sehr), wird deutlich, dass sich mit Eintreffen des Niederschlagsbands teilweise Glatteis bildete. Aber auch vor der Kaltfront trat Glatteis auf. Durch das Nahen der Kaltfront wurde vorderseitig die bodennahe, feuchte und zu Nebel neigende Luft gehoben, wodurch örtlich Sprühregen ausfallen konnte, der dann gefror. Je weiter das Niederschlagsband im Tagesverlauf südostwärts wanderte, desto mehr ging der Niederschlag dann in Schnee über. Rückseitig der Kaltfront rissen dann die Wolken auf und im Nordseeumfeld kam die Sonne zum Vorschein. Ein Dank geht an dieser Stelle an foto-webcam.eu für das Nutzen des Webcam-Bilds von Norderney.

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Trotz Anheben der Luftmasse und der dazugehörigen Wolken durch die Kaltfront ragte die Wasserkuppe heute Mittag noch aus der Hochnebeldecke heraus und es konnten schöne Halo-Erscheinungen beobachtet werden. Weitere Informationen zu Halos finden sich unter:

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Zum morgigen Wochenausklang sind vor allem entlang der Küsten längere sonnige Abschnitte zu erwarten, ansonsten bleibt es abermals trüb. Das Temperaturspektrum reicht von 0 bis 5 Grad, wobei es im Süden und Südosten vereinzelt auch leichten Dauerfrost geben kann.
Zum Start ins Wochenende scheint in der Nordwesthälfte zeitweise die Sonne. Bei ähnlichem Temperaturniveau schneit es im Süden und Südosten noch geringfügig, bevor dies zum Nachmittag hin weniger wird. Von Norden her zieht am Abend und insbesondere in der Nacht zum Sonntag dichte Bewölkung auf.
Diese verbleibt dort auch am Sonntag, weshalb dieser Wochentag dort seinem Namen leider nicht gerecht wird. Bei Höchstwerten von bis zu 6 Grad wird es dort immerhin am “wärmsten”. Allerdings frischt der Westwind auf und an der Küste kann es mitunter stürmisch werden, weshalb sich das Ganze wiederum nicht ganz so “warm” anfühlt. Anders ist es in der Südhälfte. Dort scheint zwar teilweise länger die Sonne, allerdings verbleiben die Temperaturwerte vereinzelt ganztägig unter der Null-Grad-Marke.

M.Sc. Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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