Trockener Herbst 2021

Im Gegensatz zum Sommer, der in den meisten Regionen Deutschlands recht niederschlagsreich verlief, war in den vergangenen Herbstmonaten Regen vielerorts Mangelware. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen gerade einmal 130 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit nur 71% (68%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung sogar 34,5%]. Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war und ob es auch vergleichsweise nasse Regionen gab, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages genauer an.

Beginnen wir zunächst mit dem September, dem in diesem Jahr trockensten der drei Herbstmonate. Mit 35,3 l/m² fielen nur 58%* (55%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik eindrucksvoll anhand der roten Farben erkennen kann, war der September fast im gesamten Bundesgebiet zu trocken. Hochdruckgebiete bestimmten zumeist das Wetter in Deutschland. In einigen Regionen regnete es weniger als ein Viertel der üblichen Menge. In Weiden in der Oberpfalz brauchte man den Regenschirm nur selten; mit lediglich 4,6 l/m² (8,2%*) war es dort am trockensten. Eine ausgeglichene Regenbilanz konnte man rund um die Bayrischen Voralpenseen, gebietsweise im Norden sowie in einem Streifen entlang der Saale ziehen. Die wenigen “blauen Flecken”, also Orte mit überdurchschnittlich viel Regen, waren auf kleinräumige Starkregenereignisse zurückzuführen, wie beispielsweise in Bucha (Thüringen), wo mit 84 l/m² 193% der durchschnittlichen Regenmenge vom Himmel prasselte. Der nasseste Ort war allerdings Kreuth-Glashütte mit 177 l/m² (117%) nahe der Grenze zu Tirol.

Auch der Oktober verlief mit 44,8 l/m² relativ trocken. Bezogen auf die beiden Referenzperioden bedeutet dies ein Defizit von 20%* beziehungsweise 29%**. Besonders regenarm war es in der Lausitz mit weniger als 10 l/m² (weniger als 20% des vieljährigen Mittels). In Bad Muskau an der Grenze zu Polen wurden gar nur 6,7 l/m² (16%) gemessen. Auch erneut in der Oberpfalz sowie in Niederbayern, Oberbayern und in Teilen Mittelfrankens wurden nur 20 bis 40% der üblichen Monatsmenge erfasst, wie beispielsweise in Straubing mit 12 l/m² (22%). Regionen mit überdurchschnittlich viel Regen waren im Norden und Nordosten anzutreffen. An der Wetterstation in Wrixum auf Föhr rostete die Regenwippe sicher nicht ein. Die Station verzeichnete mit 161 l/m² (166%) die deutschlandweit größte Regenmenge. Im Ostseeheilbad Zingst summierte sich der Regen auf 99 l/m², etwa das Doppelte (202%) des dortigen Durchschnitts.

Der kürzlich endende November machte es den beiden Vormonaten nach. Häufiger Hochdruckeinfluss bescherte uns nicht nur tristes Novembergrau, sondern auch wenig Regen. Mit 49,7 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel wurden nur 75%* (79%**) des vieljährigen Mittels erreicht. Dabei begann der Monat regentechnisch noch vielversprechend. Im Einflussbereich eines Vb-artigen Tiefs fiel am 4. November im Osten Deutschlands innerhalb eines Tages vielerorts die Regenmenge eines ganzen Monats, stellenweise sogar etwas mehr. Dieser einzige Tag war also dafür verantwortlich, dass im Osten mehr Regen als im vieljährigen Mittel zusammenkam. Von der Uckermark bis nach Usedom wurde sogar etwa die doppelte Monatssumme gemessen. Im Messtopf auf Usedom landeten 101 l/m² (205%). In allen anderen Regionen kam unter dem Strich zu wenig Regen vom Himmel. Besonders trocken war es in weiten Teilen Baden-Württembergs, Hessens sowie zwischen Ems und Weser. Dort kamen nur 20 bis 40% des Monatssolls zusammen. Am wenigsten wurde mit knapp 12 l/m² (21%) in Geisingen im Lee von Schwarzwald und Schwäbischer Alb gemessen, aber selbst auf dem sonst vom Regen verwöhnten Feldberg im Schwarzwald fielen lediglich 33 l/m² und damit nur 18% des Durchschnitts. Kurioserweise war aber auch der regenreichste Ort im Schwarzwald anzutreffen, nämlich Freudenstadt-Kniebis mit 179 l/m² (98%).

Summa summarum war der Herbst also deutlich zu trocken, jedoch mit regionalen Unterschieden. Am wenigsten kam der Scheibenwischer südöstlich der Schwäbischen Alb bis nach Oberschwaben, in Nordhessen und in Ostbayern zum Einsatz. Dort wurden nur 30 bis 45% der vieljährigen Regenmenge erreicht. In Kümmersbruck bei Amberg beispielsweise wurden nur 53 l/m² (35%) gemessen. Die größte negative Abweichung verzeichnete allerdings der Brocken mit nur 27,6% (125 l/m²) der üblichen Niederschlagsmenge. Der meiste Regen kam im Alpenvorland, ganz im Norden sowie im Nordschwarzwald zusammen, wobei auch diese Regionen allenfalls eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz aufzuweisen hatten. Der meiste Niederschlag wurde mit 408 l/m² (84%) im “Regenloch” Baiersbronn-Ruhestein registriert. Wenige Orte konnten eine positive Regenbilanz verzeichnen, am größten fiel diese in Krölpa-Rockendorf mit 145% (157 l/m²) aus.

Bleibt abzuwarten, wie der Winter 2021/2022 ausfällt. Ob wir einen schneereichen oder eher verregneten Winter bekommen oder ob sowohl Regen als auch Schnee Mangelware bleibt, können wir erst Ende Februar beurteilen.

* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.12.2021

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DWD Trockener Herbst 2021

Deutschlandwetter im Herbst 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) 13,2 °C — Abweich. 1,8 Grad

2. Platz: Norderney (Niedersachsen) 12,4 °C — Abweich. 1,9 Grad

3. Platz: Cuxhaven (Niedersachsen) 12,2 °C — Abweich. 2,1 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 6,3 °C — Abweich. 1,3 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 6,4 °C — Abweich. 1,2 Grad

3. Platz: Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 6,7 °C — Abweich. 1,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) 407,5 l/m² — 84 Prozent

2. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) 393,2 l/m² — 98 Prozent

3. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) 335,7 l/m² — 75 Prozent

Besonders trockene Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kümmersbruck (Bayern) 52,5 l/m² — 35 Prozent 2. Platz: Wolfhagen-Wenigenhasungen (Hessen) 52,8 l/m² — 34 Prozent 3. Platz: Sömmerda (Thüringen) 52,9 l/m² — 50 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kaufbeuren (Bayern) 490 Stunden — 120 Prozent

2. Platz: Stuttgart-Echterdingen (Baden-Württemberg) 488 Stunden — 130 Prozent

3. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) 487 Stunden — 128 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Treuen (Sachsen) 228 Stunden — 75 Prozent

2. Platz: Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) 237 Stunden — 78 Prozent

3. Platz: Fassberg (Niedersachsen) 239 Stunden — 84 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.12.2021

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Deutschlandwetter im November 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im November 2021*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) — 9,4 °C — Abweich. 1,8 Grad

2. Platz: Borkum-Flugplatz (Niedersachsen) — 8,4 °C — Abweich. 2,1 Grad

3. Platz: Norderney (Niedersachsen) — 8,4 °C — Abweich. 2,1 Grad

Besonders kalte Orte im November 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) — 1,0 °C — Abweich. 1,0 Grad

2. Platz: Messstetten (Baden-Württemberg) — 1,2 °C — Abweich. -0,9 Grad

3. Platz: Carlsfeld (Sachsen) — 1,2 °C — Abweich. 0,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im November 2021**

1. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) — 177,0 l/m² — 98 Prozent

2. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) — 171,1 l/m² — 104 Prozent

3. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) — 157,6 l/m² — 116 Prozent

Besonders trockene Orte im November 2021**

1. Platz: Geisingen (Baden-Württemberg) — 11,8 l/m² — 21 Prozent

2. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) — 13,0 l/m² — 20 Prozent

3. Platz: Neuhausen ob Eck (Baden-Württemberg) — 13,1 l/m² — 23 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im November 2021**

1. Platz: Zwiesel (Bayern) — 85 Stunden — 125 Prozent

2. Platz: Lenzkirch-Ruhbühl (Baden-Württemberg) — 84 Stunden — 107 Prozent

3. Platz: Kempten (Bayern) — 79 Stunden — 92 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im November 2021**

1. Platz: Angermünde (Brandenburg) — 18 Stunden — 36 Prozent

2. Platz: Bad Hersfeld (Hessen) — 19 Stunden — 39 Prozent

3. Platz: Grambow-Schwennenz (Mecklenburg-Vorpommern) — 20 Stunden — 44 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

*) Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

**) Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.12.2021

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Tief CHRISTIAN

Tief CHRISTIAN zog am gestrigen Dienstag von Südskandinavien über Dänemark und die südliche Ostsee Richtung Polen. Es führte sehr feuchte Luft nach Deutschland. An der Südflanke des Tiefs frischte auch der Wind deutlich auf.

Die Warmfront mit ersten Niederschlägen erfasste den Nordwesten unseres Landes bereits in der Nacht zum Dienstag. Im Laufe des Morgens breiteten sich die Niederschläge nach Osten und Süden aus. Da dort noch kalte Luft vorherrschend war, schneite es zunächst. Im Westen und Nordwesten fiel hauptsächlich Regen. Nur in den höheren Lagen schneite es auch dort.

Bis zum Mittag setzte sich die mildere Luft der Warmfront in weiten Teilen des Landes durch, nur im Süden schneite es noch. Insgesamt fielen am Morgen und Vormittag in der Südosthälfte des Landes 5 bis 10 cm Neuschnee, auf dem Thüringer Wald (Schmücke/TH) wurden gegen Mittag 13 cm Neuschnee gemessen, in Stötten/BW wurden 9 cm registriert. Die 24-stündigen Niederschlagsmengen brachten regional markante Mengen. So fielen im Bergischen Land 35 bis 40 l/m², im Odenwald gut 37 l/m². Im bayerischen Gäuboden fielen um 30 l/m², an den Alpen gab es bis Mittwochmorgen Mengen zwischen 30 und 45 l/m², in Ruhpolding/BY wurden in 24 Stunden 62 l/m² registriert. Bemerkenswert ist auch die Niederschlagssumme im Thüringer Wald mit gut 57 l/m² an der Station Schmücke. Etwas weniger fiel im Erzgebirge mit maximal gemessenen 28 l/m².

Neben dem Niederschlag war auch der Wind gestern eine markante Wettererscheinung. Im Bergland gab es orkanartige Böen, teils auch Orkanböen. Auf dem Brocken/ST wurden Böen um 120 km/h gemessen, auf dem Fichtelberg/SN reichte es für 119 km/h, auf dem Weinbiet (RP) und dem Großen Arber (BY) für 115 km/h. Auch im Flachland war der Wind teils stürmisch unterwegs und brachte in Potsdam/BB 76 km/h, in Augsburg/BY 80 km/h und in Lautertal-Hörgenau/HE 83 km/h. An den Küsten gab es verbreitet Böen der Stärke 9 bis 10 auf der Beaufortskala. So reichte es in Büsum/SH für eine Böe von 94 km/h, in Rostock-Warnemünde/MV für 99 km/h und am Kieler Leuchtturm/SH für 103 km/h.

Auch der heutige Mittwoch bietet viel Wetter. Zwar fällt aufgrund der gestiegenen Schneefallgrenze meist Regen, der Wind frischt mit einem neuerlich durchziehenden Tiefdruckgebiet (DANIEL) aber wieder deutlich auf und kann am Abend und in der Nacht zum Donnerstag im Norden Deutschlands schwere Sturmböen (Bft 10), an den Küsten bis hin zu Orkanböen (Bft 12) erreichen. In der Nacht zum Donnerstag sinkt die Schneefallgrenze langsam wieder, sodass es am Donnerstagmorgen gebietsweise glatt auf Straßen und Wegen sein kann.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.12.2021

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DWD Tief CHRISTIAN

 

 

Wie wird der Winter?

Wenn am morgigen Dienstag die erste Tür des Adventskalenders geöffnet werden darf, sind es nur noch 23 Tage bis Weihnachten (schon alle Geschenke besorgt?). Für die Meteorologen beginnt allerdings auch der Winter, während der astronomische Winteranfang erst am 21.12.2021 um 16:59 Uhr ist. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee (“Arctic Outbreak”).

Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine größere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.

Der Deutsche Wetterdienst stellt dann in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie z.B. unter, dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein etwas zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig rosa- oder ockerfarbene Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,2 bis 0,5 bzw. von 0,5 bis 1 Grad an (Stand: 07.11.2021).

Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien). Diese sagt mit Stand 01.11.2021 für die Mitte und den Süden für DJF (Dezember, Januar und Februar) eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad vorher. Im Norden ist allerdings kein Signal vorhanden, womit die Temperatur dort genau im Mittel der Jahre 1993 bis 2016 bleiben soll. Diese Vorhersage ähnelt der Vorhersage des deutschen Modells.

Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an. Für Deutschland  wird mit der neuesten Vorhersage eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.

Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass sich bei Evaluierungen von Jahreszeitenvorhersagen in der Vergangenheit zeigte, dass diese über Europa bisher kaum zuverlässige Ergebnisse liefern. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten noch nicht vollumfänglich erfasst werden können. Immerhin gibt es in diesem Winter über Deutschland einige große Punkte (siehe Grafik), weshalb die Vorhersagegüte besser als das beobachtete Klimamittel ist. Über Europa allerdings sind die großen Punkt deutlich in der Minderheit (siehe erster Link, dort Region auf Europa ändern), was in diesem Bereich eine geringe Vorhersagequalität offenbart. Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert es allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: “Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter”. Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten Trends begnügen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.11.2021

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DWD Wie wird der Winter

 

 

Warum Wasser von oben nach unten gefriert und Eisberge nicht untergehen

Das erste Adventswochenende zeigte sich vor allem in höheren Lagen von seiner winterlichen Seite: Während es in tiefen Lagen oft ungemütlich und nasskalt war, präsentierten Taunus, Schwarzwald, Thüringer Wald und viele weitere Erhebungen weiße Schneelandschaften – was Erwachsene zum Winterspaziergang animierte und Jüngere (oder Junggebliebene) zu Schneeballschlachten oder Schlittenfahren lockte. Schlittschuhlaufen auf zugefrorenen Seen dürfte jedoch hierzulande nicht auf dem Sportprogramm gestanden haben, braucht es dazu doch eine längere Frostperiode, um das Wasser eines Sees in ausreichender Dicke gefrieren zu lassen. Eine physikalische Besonderheit des Wassers sorgt dafür, dass das Wasser dabei von oben nach unten gefriert: Die sogenannte Anomalie des Wassers. Doch was ist daran so ungewöhnlich?

Normalerweise steigt die Dichte einer Flüssigkeit, wenn die Temperatur sinkt. Das tut sie zwar bei Wasser auch – aber nur bis zu einem Temperaturrückgang bis 4 Grad Celsius (siehe Grafik). Bei dieser Temperatur besitzt Wasser seine größte Dichte, ist also am schwersten. Kühlt man es weiter ab, wird es wieder leichter. Das kühlere Wasser schwimmt dann also auf dem vergleichsweise wärmeren Wasser, bevor es an der Oberfläche zu Eis gefriert.

Normalerweise ist eine Flüssigkeit also leichter als ihre erstarrte Form, Eis jedoch ist leichter als Wasser! Das ist auch der Grund dafür, warum kleine Eiswürfel im Sommer in der Limo schwimmen oder große Eisberge in den Meeren nicht untergehen.

Gäbe es die Anomalie des Wassers nicht, würde das kältere Wasser auf den Grund des Sees absinken und das Gewässer von unten nach oben (statt von oben nach unten) zufrieren. Da die vor weiterer Luftkälte schützende Eisschicht auf dem Wasser fehlen würde, könnten die Gewässer dann tatsächlich von unten nach oben vollständig zu Eis erstarren. Für die tierischen Seebewohner wäre das wohl ein Todesurteil…

Zurück zum Thema “Schlittschuhlaufen”, für das es noch eine weitere Eigenart des Wassers bedarf: Während sich normalerweise Flüssigkeiten unter Anwendung äußeren Drucks verfestigen, ist dies beim Wasser genau umgekehrt. Durch den Druck der Schlittschuhkufe verflüssigt sich das Eis, sodass der Eisläufer auf einer hauchdünnen Wasserschicht gleiten kann. Bei den Autofahrern ist dieser Effekt meist gefürchtet, denn das allgemein bekannte Aquaplaning sorgt auf Straßen für unerwünschte Pirouetten.

Die bevorstehende Milderung durch Tief CHRISTIAN (die am morgigen, turbulent stürmischen Dienstag Schnee in Regen übergehen lässt, siehe Thema des Tages vom 28.11.) ist zwar nur von kurzer Dauer. Aber auch mit der sich anschließend wieder durchsetzenden kälteren Luft dürfte es für zugefrorene Seen wohl noch nicht reichen. Aber Geduld ist eine Tugend und der Winter (der zumal aus meteorologischer Sicht erst übermorgen beginnt) noch lang 🙂

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.11.2021

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DWD Warum Wasser von oben nach unten gefriert und Eisberge nicht untergehen

 

 

Westwetterlage bringt Sturm und Regen

Am Wochenende zeigten sich hierzulande bereits vielerorts die Vorboten des Winters. Doch ab Dienstag ändert sich die Wetterlage. Die ersten Winterstürme erwarten uns. Dabei setzt sich vom Atlantik mildere Luft durch. Die Ursache dafür ist eine sogenannte Westwetterlage. Doch was macht eine Westwetterlage aus? Und wie geht es danach weiter?

Bei einer typischen Westwetterlage bilden sich zumeist in der Labradorsee Tiefdruckgebiete, die in rascher Abfolge eingebettet in eine kräftige West-Ost gerichtete Höhenströmung überwiegend zwischen dem 50. und 60. Breitengrad ostwärts ziehen. Vom Nordatlantik kommend überqueren sie häufig die Britischen Inseln, ziehen weiter zur Nord- und Ostsee und anschließend nach Osteuropa. Dabei beeinflussen ihre Frontensysteme auch Mitteleuropa. Dadurch ist die Witterung besonders im Norden Deutschlands recht unbeständig, im Süden herrscht hingegen häufig auch besseres Wetter. Phasen mit zahlreichen Schauern und längeren Niederschlägen wechseln sich mit kurzen trockenen Perioden ab. Im Winter bleibt es bei Westwetterlagen relativ mild. Schnee fällt dann nur zeitweise in den Mittelgebirgen. Denn die Luft kommt dann vom relativ warmen Atlantik. Aufgrund der größeren Luftdruckgegensätze bilden sich bei Westwetterlagen im Winterhalbjahr häufig kräftige Sturmtiefs. Nahezu alle großen Sturmlagen lassen sich in Mitteleuropa auf Westwetterlagen zurückführen. Im Sommer bleibt es bei Westwetterlagen eher kühl.

Am häufigsten traten Westwetterlagen im Juli und August auf und sorgten für den typischen mitteleuropäischen wechselhaften Sommer. Doch in den vergangenen Jahren war dies kaum noch der Fall. In den 90er Jahren waren die Wetterlagen noch die vorherrschende Großwetterlage. Seit etwa 20 Jahren hat ihre Anzahl jedoch deutlich abgenommen.

Auch in den nächsten Tagen erwartet uns wieder eine Westwetterlage, die uns vorübergehend Milderung und auch die ersten Winterstürme bringt. Denn das derzeit uns beherrschende Tiefdruckgebiet namens ANDREAS, das auf seiner Rückseite kühle Polarluft zu uns brachte, zieht nach Osten ab. Es macht den Weg frei für ein schwaches atlantisches Sturmtief mit dem Namen CHRISTIAN, das von Montagabend bis Dienstag von den Shetlandinseln zur Ostsee zieht. Seine Warmfront erreicht in der Nacht zum Dienstag den Nordwesten. So kommt dort Regen auf, der sich südostwärts ausbreitet, dabei aber auf die kalte Polarluft trifft, die durch die Warmfront nur langsam ausgeräumt wird. So muss man am Dienstagmorgen in der Mitte ab Vormittag auch im Süden und im Osten mit einer weißen Überraschung rechnen. Denn die Niederschläge fallen zunächst bis in tiefe Lagen als Schnee. Dabei können einige Zentimeter Neuschnee fallen. Dazu frischt der Wind mit starken bis stürmischen Böen deutlich auf. Im Bergland kommt es bei kräftigeren Schneefällen und teils schweren Sturmböen zu Verwehungen. Von Westen setzt sich im Tagesverlauf aber Milderung durch, sodass die Schneefallgrenze deutlich ansteigt und somit am Abend nur noch im Osten und Südosten? oberhalb von 1000 m Schnee fällt.

Am Mittwoch kommt dann schon das nächste Sturmtief (voraussichtlich DANIEL), das von der Nordsee über Dänemark ostwärts zieht und besonders dem Norden Deutschlands Sturmböen bringt. Es bleibt dabei ziemlich mild und regnerisch.

Ab Donnerstag baut sich auf dem Atlantik ein kräftiges Hoch auf, dass die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete vorübergehend blockiert. An seiner Ostflanke stößt mit nordwestlicher Strömung wieder kühlere Polarluft Richtung Mitteleuropa vor. Zumindest im Bergland wird es dann wieder winterlich.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.11.2021

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DWD Westwetterlage bringt Sturm und Regen

 

Oben weiß, unten grün

Verantwortlich für den ersten, zumindest im Bergland richtigen frühwinterlichen Einbruch zeigt sich vor allem Tief ANDREAS. Es wurde gestern quasi über der Nordsee geboren und zieht nun über Mitteleuropa seine Kreise. Dabei schaufelt es feuchte und kalte Luft polaren Ursprungs in unsere Gefilde. Da die Nordsee allerdings noch recht warm ist, reicht es im Flachland meist nur für nasskaltes Schmuddelwetter. Ganz anders dagegen in den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen. Dort hat der Winter Einzug gehalten. Allerdings sind die Mengen meist noch recht überschaubar.

In der vergangenen Nacht kamen vor allem im Hunsrück, Rothaargebirge und Schwarzwald oberhalb von etwa 500-600 m teilweise über 10 cm Neuschnee vom Himmel. Zu nennen wären hier die Wetterstationen Börfink-Thranenweier im Hunsrück (585 m) mit 12 cm Neuschnee, Berleburg, Bad-Stünzel im Rothaargebirge (615 m) mit 15 cm Neuschnee oder auch der Kleine Feldberg im Taunus (826 m) mit 8 cm Neuschnee. Eine große Ladung Neuschnee bekam letzte Nacht der Kniebis im Nordschwarzwald ab. Die dortige Wetterstation, die etwas westlich von Freudenstadt (863 m) liegt, verzeichnete ganze 25 cm Neuschnee. Dies ist für die dortige Region allerdings nichts Außergewöhnliches, denn der Kniebis ist ein wahres Schneeloch im Winter und ein beliebtes Ausflugsziel. Aber auch im benachbarten Freudenstadt (797 m) heißt es bei etwa 12 cm Neuschnee, Schneemann bauen und Schlittenfahren ausdrücklich erlaubt. Die Kinder freut es sicherlich und auch die Erwachsenen werden zu Beginn des Winters hoffentlich noch nicht zu sehr übers Schneeschippen schimpfen. Ansonsten reichte oftmals sogar der Besen, um Gehwege und Einfahrten freizubekommen. Mehr als ein bis drei Zentimeter kamen nämlich in einigen Mittelgebirgsregionen oder auch in Teilen Bayerns kaum zusammen. Unterhalb von 300 m blieb sowieso weitestgehend kein Schnee liegen, da Temperaturen am Erdboden einfach zu warm waren oder schlichtweg Regen bzw. Schneeregen vom Himmel kam.

Daran ändert sich auch am heutigen Samstag nichts. Während es in den mittleren und höheren Lagen immer wieder leicht flockt, fällt unten bei nasskalten Temperaturen überwiegend Regen. Der Schwerpunkt der schauerartigen Niederschläge liegt dabei im Norden und an den Alpen. Mehr als 1-3 cm kommen aber selbst in den Staulagen der Gebirge nicht zusammen. Ab dem Nachmittag verstärken sich dann aber am Alpenrand die Schneefälle etwas und auch in der kommenden Nacht schneit es dort dann länger anhaltend leicht, teils mäßig, sodass bis morgen früh 10-15 cm vor allem in Berchtesgaden bis 20 cm Neuschnee zusammenkommen. Außerdem gibt es im Norden schauerartige Niederschläge, die aber maximal als Nassschnee vom Himmel fallen. Meist bleibt es jedoch bei Regen. In den anderen Gebieten sind nur einzelne, überwiegend unergiebige Schneeschauer, im Tiefland Regenschauer unterwegs.

Am Sonntag und Montag folgen dank ANDREAS, der es sich über Mitteleuropa gemütlich macht, weitere schauerartige Niederschläge. In Lagen oberhalb von etwa 300-400 m gehen diese als Schnee nieder, während es darunter meist bei Regen, Schneeregen oder allenfalls nassem Schnee bleibt. Wer also eine Rodelpartie oder Schneeballschlacht plant, sollte in die höheren Lagen der Mittelgebirge fahren oder hinaufwandern. Ab etwa 400-600 m akkumuliert sich dort die Schneemenge je nach Lage auf 2-10 cm, an den Alpen ist deutlich mehr Neuschneezuwachs möglich.

Auch wenn das Wetter heute und in den kommenden Tagen nicht unbedingt zum Spazierengehen einlädt, der Kreislauf wird sich freuen, denn Bewegung fördert bekanntlich die Durchblutung und anschließend kann man sich bei Tee und frisch gebackenen Plätzchen drinnen wieder aufwärmen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.11.2021

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DWD Oben weiss unten gruen

ANDREAS und die (nassen) Schneeflocken

Drei Hauptakteure sind aktuell auf der Wetterkarte auszumachen: Ein kräftiges (namenloses) Hoch über dem Atlantik, das sich von Grönland bis zur Biskaya erstreckt; Tief ANDREAS, das in die Nordsee zieht; und Tief YILMAZ über Italien.

Während YILMAZ aktuell Süddeutschland beeinflusst, indem es feuchte Luft über die Alpen führt und für ein paar Schneeflocken südlich der Donau sorgt, rücken zunehmend die beiden erstgenannten Akteure in den Fokus:

ANDREAS ist aktuell (11:00 Uhr) gerade erst ein paar Stunden alt und doch zeigt er schon eine markante Charaktereigenschaft: “Mit dem Strom schwimmen” scheint nicht so seins zu sein und so hat er sich ungefähr bei den schottischen Orkney-Inseln von der Höhenströmung abgekoppelt (im Meteorologen-Jargon nennt man das “Cut-Off-Prozess”). Just in diesem Moment mausert er sich zu einem eigenständigen Tief, das zunächst in die Nordsee zieht, bevor es in den kommenden Tagen wohl Gefallen an den deutschen Gefilden findet.

Da sich das kräftige Hoch über dem Atlantik naturgemäß im Uhrzeigersinn dreht und ANDREAS genau andersrum, schaufeln diese beiden Kumpanen wie zwei Zahnräder kalte und feuchte Luft polaren Ursprungs zu uns. Diese kalte Luft setzt sich in Deutschland fest und so steigt am Wochenende zunehmend auch die Chance für Schneeflocken bis in tiefe Lagen. Dort wird es ihnen aber rasch an den Kragen gehen, sodass in tiefgelegenen Regionen insgesamt eher der Eindruck “nasskalt” dominiert. Anders sieht es in den Mittelgebirgen aus: Oberhalb von 400 m kann sich durchaus eine Schneedecke ausbilden, die umso dicker wird, je höher man kommt. Sprich: Wer am 1. Advent Schlitten fahren möchte (und etwas mehr Gewicht als ein Kind auf die Waage bzw. den Schlitten bringt), sollte in die höheren Mittelgebirge fahren – oder eben in die Alpen).

Eine erste weiße Überraschung (die ja nun eigentlich keine mehr ist…) kann es schon morgen früh im Bereich der westlichen und zentralen Mittelgebirge geben, also von NRW und Rheinland-Pfalz/Saarland über Hessen, Thüringer Wald, Franken bis zum Schwarzwald. Oberhalb 600 m reicht es bei bis zu 10 cm gewiss für einen kleinen Schneemann, in tieferen Lagen wohl eher nur für eine “Anzuckerung”.

Und da sich ANDREAS so wohl fühlt bei uns, kommt es in den kommenden Tagen immer wieder zu zeitweiligen Schauern und Niederschlägen, wobei man grob sagen kann, dass sie oberhalb 400-600 m durchweg als Schnee fallen, unterhalb als Regen oder Schneeregen. Die Temperaturen liegen dabei im nasskalten 1-bis-5-Grad-Bereich, im Bergland herrscht leichter Dauerfrost.

Und wer bei diesen Aussichten nun schon kribbelnde Finger und strahlende Augen bekommt, dem sei ein Blick in die Mittelfrist empfohlen: Denn am Dienstag könnte es Schneestürmchen geben, wenn eine Warmfront auf Deutschland übergreift. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser (und die ein oder andere geschmolzene Schneeflocke) den Rhein hinunter…

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.11.2021

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DWD ANDREAS und die nassen Schneeflocken

Die Low-Level SWC

Die Low-Level Significant Weather Chart (Low-Level SWC) ist eine Vorhersagekarte, die dem Luftverkehr dient. Sie soll es den Pilot:innen erleichtern ihre Flüge zu planen. Die Karte erstreckt sich dabei von den Britischen Inseln bis zum Balkan und von Nordspanien bis zum Baltikum. Auf der Karte sind die Wetterverhältnisse im Luftraum zwischen dem Boden und FL245 (Flightlevel 245; englisch für Flugfläche 245; in ca. 7 km Höhe) für einen bestimmten Zeitraum abgebildet. Von Relevanz für den Flugbetrieb sind dabei signifikante Wettererscheinungen wie beispielsweise Schnee, Regen, Gewitter usw., Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete sowie Fronten samt ihren Zugrichtungen. Weiterhin wichtig ist die Lage der Vereisungs-, Starkwind- und Turbulenzgebiete. Außerdem stecken in der Karte Informationen zur Lage der Nullgradgrenze, den Sichtverhältnissen, der signifikanten Bewölkung sowie Warnungen zur Ausbreitung von radioaktivem Material oder auch Angaben zu Vulkanaktivitäten. Die Veröffentlichung der Low-Level SWC erfolgt alle vier Stunden und damit sechs Mal am Tag. Es gibt dabei eine aktuell gültige Karte sowie einen Outlook (Vorhersage). Erstellt werden die Karten von den Flugwetterberater:innen der Flugwetterzentrale in Frankfurt und einmal am Tag auch in Hamburg. Gibt es eine signifikante Änderung der Prognose, so muss die aktuell gültige Karte korrigiert beziehungsweise berichtigt werden. Widmen wir uns nun ein paar Parametern der Low-Level SWC.

Zuallererst sind die Wettergebiete von Interesse, die durch grüne Wellenlinien in den Karten gekennzeichnet sind. Sie beinhalten Angaben zu signifikantem Wetter, der Sichtweite, Wolkenunter- und obergrenzen und dem Auftreten von signifikanten Wolkenarten. Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, um diese Wettergebiete in die Karte einzuzeichnen. Außerdem kann unterschieden werden zwischen den Grundbedingungen im betrachteten Gebiet und Abweichungen, die nur in einem bestimmten Teilgebiet auftreten. Gebiete, in denen Vereisung erwartet wird, werden mit einer roten strich-punktierten Linie gekennzeichnet. Es sind dann Informationen enthalten, wie stark die Vereisung sein wird und in welchem Höhenbereich es zur Vereisung kommt. Ähnlich verhält es sich mit den Turbulenzgebieten. Sie werden mit einer blau-gestrichelten Linie abgegrenzt. In diesen Gebieten gibt es Informationen zur Intensität der Turbulenz und zum Höhenbereich. Die Angaben zur Turbulenz beinhalten Wolkenturbulenz (außer bei Konvektion), Low-Level Turbulenz und Clear Air Turbulenz (Turbulenz bei klarer Luft). Sowohl bei der Vereisung als auch bei der Turbulenz gilt, dass mindestens eine mäßige Intensität erreicht werden muss, damit die Gebiete in der Karte erfasst werden. Des Weiteren wird die Nullgradgrenze in Hektofuß über Normalnull angegeben. Liegt die Nullgradgrenze am Boden, so wird SFC (engl. Abkürzung für surface, was Boden bedeutet) als Untergrenze verwendet. Es kann durchaus sein, dass es beispielsweise im Winter bei einer aufziehenden Warmfront mehrere Nullgradgrenzen gibt. Dann werden die höchste Nullgradgrenze sowie die signifikanten negativen Temperaturbereiche darunter angegeben. Auch das Windmaximum (im Normalfall der Jetstream) ist auf der Karte abgebildet und zwar als dick ausgezogene Linie mit Richtungspfeil. Es sind auf der Linie dann die Maximalgeschwindigkeit als Windpfeil sowie die Höhe des Windmaximums in Flightlevel angegeben. Eine Darstellung des Pfeils erfolgt erst ab einer Windgeschwindigkeit von mindestens 80 Knoten (etwa 148 km/h). Dies waren nun nur einige der wichtigsten Parameter, die auf der Low-Level SWC abgebildet werden. Sie sehen also, dass so eine Karte durchaus sehr komplex aufgebaut ist und sehr viele Informationen beinhaltet. Es erfordert also ein umfangreiches meteorologisches Sachverständnis auf Basis der Flugwetterberatung sowie eine sehr gute dreidimensionale Datenlage.

Eine solche Low-Level SWC wird dabei nicht nur in Deutschland erstellt, sondern es gibt beispielsweise auch eine spezifische Low-Level SWC für den Alpenraum, eine SWC für ganz Europa, die in London erstellt wird, eine SWC für Europa und den Nordatlantik, die in Washington angefertigt usw. Die Prognosekarten bilden dabei neben verschiedenen Regionen auch jeweils unterschiedliche Höhenbereich ab.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.11.2021

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DWD Die Low Level SWC