“Vorgezogenes” Weihnachtstauwetter

Einige von euch haben bestimmt das Wort “Weihnachtstauwetter” gehört und fragen sich, was dies bedeutet. Nun als Weihnachtstauwetter bezeichnet die mild-nasse Witterungsperiode, die in Mitteleuropa als klimatologische Singularität in knapp sieben von zehn Jahren zwischen dem 24. Und dem 29. Dezember eintritt.

Um Weihnachtstauwetter entstehen zu können, muss feuchtwarme Meeresluft aus dem Westen und Südwesten bis nach Mitteleuropa vorstoßen, die die winterliche Witterungsperiode beendet. Die bis dahin gebildete Schneedecke schmilzt bis teils in die mittleren Lagen weg.

In den vergangenen Tagen sorgten Luftmassen polaren Ursprungs für Schneefälle teils bis in den Niederungen. Aktuell liegt in Teilen Mitteleuropas bzw. in Süd- und Ostdeutschland eine mehr oder weniger dünne Schneedecke. In den Mittelgebirgen und an den Alpen ist die Schneedecke teils über 50 cm dick.

Zum dritten Advent, also kurz vor Weihnachten, stellt sich die Wetterlage nun um. Zwischen dem Hoch “Yascha”, das sich von der iberischen Halbinsel bis nach Mitteleuropa erstreckt, und den atlantischen Tiefdruckgebieten “Lutz” vor Irland und “Kamillo” bei Island strömt von Westen und Südwesten her zunehmend sehr milde Luft nach Deutschland.

Die Warmfront vom Tief “Kamillo” mit dem dazugehörigen Niederschlagsgebiet hat am heutigen Sonntag Norddeutschland erreicht und weitet sich weiter nach Süddeutschland aus. Die Milderung kann sich in den Niederungen von Mittel- und Süddeutschlands nur zögerlich durchsetzen. Anfangs kann Schnee dabei sein, der aber bis in die höheren Lagen in Regen übergeht. Stellenweise führt der Regen, wo der Boden noch gefroren ist, zu Glatteisbildung. Also Aufpassen, wenn Sie in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen, später auch in Südostdeutschland unterwegs sind.

Am Montag ist die Milderung so weit fortgeschritten, dass die letzten “Kältelöcher” auch an der unteren Donau ausgeräumt werden. Im Nordwesten werden sogar Höchstwerte bis 13 Grad erreicht, was man für die Jahreszeit als “sehr mild” bezeichnen kann. In tiefen Lagen dürfte der Schnee daher bald passé sein.

Der weitere Ausblick sagt am Dienstag und Mittwoch im Norden und in der Mitte etwas Regen voraus, danach dominiert wohl Hochdruckeinfluss – was im Winter zumindest in tiefen Lagen aber oft Nebel oder Hochnebel bedeutet. Die Berge könnten dagegen durchaus einige Sonnenstunden abbekommen.

Eine Inversionswetterlage stellt sich somit ein, wo sich in den Niederungen die Kaltluft sammeln kann und es auf den Bergen mild bleibt. Die Nächte bleiben in Norden meist frostfrei. In der Mitte und Süden muss dagegen mit leichten und zur Wochenmitte mit mäßigem Frost gerechnet werden und bei Dauernebel herrscht Dauerfrost.

Das “vorgezogene” Weihnachtstauwetter” könnte ein gutes Omen für weiße Weihnachten sein. Denn die Wettermodelle deuten an, dass der Schwerpunkt des Hochs kurz vor den Feiertagen von Mitteleuropa in Richtung der Britischen Inseln und des Nordatlantiks wandert.

Somit wäre die “Tür” zum Atlantik, von wo im Winter die milde Luft herkommt, geschlossen. Der Weg für die Polarluft aus Skandinavien bzw. Russland in Richtung Mitteleuropa wäre dagegen frei. Kälte und Schnee bis ins Flachland könnten dann die Folgen sein. Die Chancen dafür sehen nicht so schlecht aus.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.12.2021

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KAMILLO vertreibt den “verfrühten” Frühwinter

Hier im Thema des Tages wurde die Frage schon vor etwa einer Woche diskutiert – was passiert bezüglich einer möglichen Milderung an diesem Wochenende? Wenig überraschend ist die Sicht auf die Abläufe jetzt klarer, und von daher soll hier jetzt ein Ausblick auf die kommenden Tage gegeben werden.

Zuerst sei aber nochmal ein Blick zurück erlaubt. Immerhin brachte die nunmehr zu Ende gehende kalte Periode (die ersten massiven Kaltlufteinbrüche wurden ja schon Ende November beobachtet) zumindest vorübergehend auch bis ins Flachland etwas Schnee. Wenn man heute bezüglich der Gesamtschneehöhen ein kleines Resümee ziehen möchte, dann sind diese teils schon beeindruckend. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden heute Morgen 107 cm Schnee gemessen, auf dem Großen Arber immerhin 54 cm. Dass sich auf den Alpengipfeln mehr als 1 m Schnee akkumulieren konnte, verwundert da nicht mehr wirklich. Bemerkenswert ist aber auch die Situation im Nordosten unseres Landes. In einem schmalen Streifen von Vorpommern bis in die Lausitz liegen 5 bis 10 cm Schnee – das ist für einen 11.12. schon bemerkenswert.

Kein Wunder, dass im Zusammenhang mit dieser winterlichen Episode gerne vom “Frühwinter” gesprochen wird. Dabei ist das klimatologisch nicht so ganz zutreffend. Der deutsche Meteorologe Hermann Flohn (* 19.2.1912, † 23.6.1997) wies in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dem “Frühwinter” ein Zeitfenster vom 14.-25.12. zu, dem dann das “Weihnachtstauwetter” folgte. Dabei gehören sowohl der “Frühwinter” als auch das “Weihnachtstauwetter” zu den Witterungsregelfällen, im Fachjargon als Singularitäten bezeichnet. Zu diesen wird auch heute noch geforscht. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wann sie auftreten und wie kräftig sie ausfallen, sondern auch um die Frage, mit welcher statistischen Sicherheit mit ihnen gerechnet werden kann (Stichwort: Signifikanz). Im Zuge solcher Arbeiten kam z.B. der Frankfurter Professor Christian-Dietrich Schönwiese zu einem Frühwinter-Zeitraum vom 17.-21.12.

Legt man die genannten Zeiträume zu Grunde, so handelt es sich in diesem Jahr wohl um einen “verfrühten” Frühwinter. Was der durchaus beeindruckenden winterlichen Performance aber natürlich keinen Abbruch tut.

Nun stehen die Zeichen aber auf Milderung, und Tief KAMILLO steht federführend für den erwarteten Wetterumschwung. Als steuerndes Zentraltief bei Island führt es von Südwesten mildere Luft heran. Unterstützt wird KAMILLO dabei von dem kleinräumigeren Tief LUTZ bei Irland, welches sich an der Kaltfront von KAMILLO bildet. Es sorgt nicht nur dafür, dass KAMILLOs Kaltfront kräftig verbogen und sogar als Warmfront über den Britischen Inseln rückläufig wird, sondern vor allem auch dafür, dass die Front westlich von uns bleibt und Deutschland nicht von West nach Ost überquert. Dieses Spiel soll sich am Montag mit einem weiteren kleinräumigen Tief (MATTEO?) nochmal wiederholen. In der Folge wird in den kommenden Tagen zwischen dem genannten Tiefdruck-Trio und Hoch YASCHA Warmluft zu uns geführt – die die bei uns noch vorhandene Kaltluft ausräumt. Damit steigen auch die Höchsttemperaturen. Schon am morgigen Sonntag könnte im äußersten Westen die 10-Grad-Marke fallen, am Montag sollen dann im Westen bis zu 12 Grad drin sein.

Der Übergang von “kalt” zu “warm” ist aber immer mit Vorsicht zu genießen. Die Warmfront von KAMILLO, in der Karte vom morgigen Sonntag in Nord-Süd-Ausrichtung über Deutschland gelegen, bringt nämlich Niederschläge, bei denen Schnee, Schneeregen und Regen, aber auch gefrierender Regen mit von der Partie sein können. Insofern ist auch das Ende des “verfrühten” Frühwinters – zumindest gebietsweise – winterlich geprägt.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.12.2021

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DWD KAMILLO vertreibt den verfruehten Fruehwinter

Heikle Lawinensituation in den Alpen

In den letzten Jahrzehnten erlebte das Tourengehen einen regelrechten Boom, der durch die Pandemie noch zusätzlich verstärkt wurde. Viele Wintersportler schätzen die Freiheiten, die eine Skitour bietet – sei es entlang der Pisten oder im freien Gelände. Für eine sichere Tourenplanung ist es wichtig, ein Grundverständnis der Lawinenkunde zu haben und die täglichen Einschätzungen der Lawinensituation der Lawinenwarndienste zu studieren. Um ein bisschen Starthilfe zu geben, schauen wir auf den bisherigen Schneedeckenaufbau und die damit verbundenen Lawinengefahrenmuster.

In den alpinen Lagen brachte der Frühwinter in der ersten Novemberhälfte zunächst nur wenige Niederschlagsereignisse, die zu einer eher geringmächtigen Schneedecke führten. Zwischen den Schneefällen und bis in die dritte Dekade dominierte häufig Hochdruckeinfluss das Wettergeschehen. Bei diesen Perioden mit teils nächtlichem sternenklaren Himmel strahlte die Schneedecke aus und kühlte dadurch deutlich ab. Aufgrund großer Temperaturgegensätze konnten sich die oberflächennahen Schichten der Altschneedecke aufbauend umwandeln  und es setzte sich zusätzlich Oberflächenreif ab. Die Schneedeckenoberfläche bestand somit aus kantigen, lockeren Schneekristallen, deren Festigkeit untereinander im Allgemeinen relativ gering ist.

Ab Ende November folgte die Umstellung zu einer von Tiefdruck geprägten Wetterlage, die in mehreren Schüben teils markante Neuschneemengen brachte. Vor allem in den mittleren und tiefen Höhenlagen waren die Niederschlagsereignisse durch zeitweise Warmlufteinschübe und schwankende Schneefallgrenzen geprägt. So konnten sich auch innerhalb der Schneedecke zwischen den Schichten der einzelnen Schneefallereignisse Temperaturgradienten ausbilden, wodurch Umwandlungsprozesse begünstig wurden. Das heißt, nicht nur die überdeckte Schwachschicht der spätherbstlichen Altschneedecke, sondern auch neu entstehende Schwachschichten innerhalb der Schneedecke bieten potentielle Bruchstellen für Lawinen. Dazu griff auch der Wind als “Baumeister der Lawinen” ein und trug vor allem an windgeschützten Stellen größere Triebschneepakete zusammen. Innerhalb der Triebschneeansammlungen selbst weisen die Schneekristalle eine hohe Bindung auf und bilden damit gefährliche Schneebretter aus. Mit den Schwach- und Schneeschichten sind diese meist nur lose verbunden und können durch Zusatzbelastung – etwa durch einen oder mehrere Wintersportler – ausgelöst werden. Für Skitourengeher ist das Erkennen von Triebschnee daher sehr wichtig. Ein Anzeichen für Triebschnee kann eine dünenartig gewellte Schneeoberfläche sein.

Zuletzt brachte Tief HARRY diese Woche von Mittwoch auf Donnerstag vor allem den nördlichen und zentralen Alpen – etwa von den Allgäuer Alpen über weite Teile Tirols und Südtirols – noch einmal 20-40, in einigen Staulagen bis 60 cm frischen Pulverschnee. Dabei sind durch verbreitet starken bis stürmischen Wind die Triebschneeansammlungen nochmals überall angewachsen. Durch den Neuschnee können sich im Steilgelände spontane Lockerschneelawinen und bereits durch geringe Zusatzbelastungen Schneebrettlawinen lösen. Bei größeren Belastungen, etwa durch eine Skifahrergruppe, können auch tieferliegende Schwachschichten gestört werden, sodass auch mittelgroße Schneebrettlawinen abgehen können. Mit tiefen Temperaturen und zeitweise starkem Wind kann sich die Schneedecke vorerst nicht verfestigen und bleibt störanfällig. Außerdem kommt ab heute im Tagesverlauf bis zum Samstag schwerpunktmäßig von Vorarlberg und Westtirol bis ins Allgäu nochmals 10-20 Zentimeter Neuschnee zusammen. Starker bis stürmischer Südwestwind erzeugte zusätzliche Triebschneepakete. Ab Sonntag wird es mit einer Warmfront dann durchgreifend wärmer und zumindest bis in mittlere Höhen wird durch eintragenden Regen das Gewicht der Schneedecke erhöht und somit die störanfälligen Schwachschichten zusätzlich belastet. Eine Entspannung ist somit über das Wochenende nicht in Sicht.

Die Lawinenwarndienste in Bayern sowie bei den angrenzenden Nachbarn in Tirol, Vorarlberg und auch in Südtirol haben für größer Bereiche die Lawinengefahrenstufe erheblich (Stufe 3 von 5) ausgerufen. Für inneralpine Hochlagen wird die Lawinensituation sogar als groß (Stufe) 4 erachtet. Für Wintersportler – respektive Tourengeher – entspricht das einer kritischen Situation. Zur Veranschaulichung: Stufe 3 wird im Schnitt für etwa 30 Prozent der Zeit in der Wintersaison prognostiziert, zeichnet sich aber für rund die Hälfte aller Todesopfer durch Lawinen verantwortlich.

Für die Tourenplanung sollte man sich derzeit beziehungsweise generell optimal vorbereiten, wenn man im freien Gelände unterwegs sein möchte. Dabei sollte ab Stufe 3 auf eine defensive Routenwahl mit Meidung von steilen Hanglagen gesetzt werden. Außerdem sollte die passende risikomindernde Ausrüstung möglichst mit einem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) mitgeführt werden. Unerfahrene sollten besser auf den geöffneten Abfahrten oder Pisten bleiben.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.12.2021

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Ozon auch über der Arktis häufiger ausgedünnt

Der chemische Verlust von arktischem Ozon durch anthropogene Halogene (wie Chlor oder Brom) ist temperaturabhängig, wobei in kalten Wintern, die für die Bildung polarer stratosphärischer Wolken günstig sind, ein größerer Verlust auftritt. In einem aktuellen wissenschaftlichen Artikel aus 2021 wird gezeigt, dass ein statistisch signifikanter Anstieg des Potenzials für die Bildung von polaren stratosphärischen Wolken in kalten Wintern in den meteorologischen Daten des letzten halben Jahrhunderts zu erkennen ist. In der Stratosphäre ist der Wasserdampfgehalt der Luft sehr gering, so dass sich keine herkömmlichen Wasserwolken bilden können. Polare Stratosphärenwolken bestehen daher aus Kristallen von Schwefelsäure oder Salpetersäure; bei extrem tiefen Temperaturen kann sich um diese Säurekristalle noch ein Eismantel bilden. An den Oberflächen der Kristalle können chemische Reaktionen ablaufen, die für den Ozonabbau in der Stratosphäre verantwortlich sind.

Die Ergebnisse zahlreicher Zirkulationsmodelle (Computersimulationen und -projektionen) zeigen ebenfalls positive Trends bezüglich polarer Stratosphärenwolken im Zeitraum 1950 (Analyse bis dato) bis zum Jahr 2100 (Prognose), wobei die höchsten Werte am Ende des 21. Jahrhunderts auftreten sollen, und zwar für Simulationen, die von einem starken Anstieg des Strahlungsantriebs des Klimas durch Treibhausgase (wie z.B. CO2 oder Methan) angetrieben werden.

Andererseits lassen sich die Ozonschwankungen im arktischen Polarwirbel während des Winters und des Frühjahrs neben dem erläuterten anthropogenen chemischen Verlust auch durch dynamischen Antrieb erklären. Der chemische Verlust und die dynamische Zufuhr von stratosphärischem Ozon (durch meridionale Zirkulationen) zeigen eine große jahreszeitliche Variabilität, die von meteorologischen Faktoren bestimmt wird. Kältere und damit stärkere stratosphärische Polarwirbel gehen mit geringeren Werten des Gesamtozons in der atmosphärischen Säule und größerem chemischen Ozonverlust (aufgrund niedriger Temperaturen) einher. In den kältesten arktischen Wintern werden die geringsten Ozonwerte in der Gesamtsäule (vertikal) gemessen, was zum Teil auf einen größeren chemischen Verlust zurückzuführen ist.

Welche Rolle könnte der Klimawandel hierbei noch spielen?

Ein Nebeneffekt der höheren Treibhausgaskonzentrationen in der Troposphäre kommt hierbei zum Tragen. Nimmt ihr Gehalt dort zu, so wirken die Treibhausgase wie eine Decke, die zwar nach unten hin wärmt (Verhinderung der langwelligen Ausstrahlung aus der Troposphäre), aber die Stratosphäre wiederum durch Ausstrahlung der Treibhausgase nach oben hin abkühlt. Auch dadurch bedingt kann der stratosphärische Polarwirbel im Winterhalbjahr sowohl stärker ausgeprägt sein als auch im Frühjahr mitunter verspätet zusammenbrechen. Das Treibhausgas Methan kann zudem bis in die Stratosphäre aufsteigen und dort die Luftfeuchtigkeit erhöhen, wie Forscher herausgefunden haben. Das wiederum fördert die Bildung der polaren Stratosphärenwolken zusätzlich und forciert somit indirekt den chemischen Ozonabbau. Diese beschriebenen negativen Effekte stellen somit einen gegenläufigen Trend zum allmählichen Abbau der ozonzerstörenden Substanzen (wie z.B. die bekannten FCKWs) dar. Und die Forscher sind sich einig: je mehr Treibhausgas-Emissionen es gibt, desto mehr Ozonabbau könnte das auch für die Zukunft bedeuten.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.12.2021

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Winterfreuden

Über Tief “Harry”, international auch als “Barra” bekannt, wurde bereits gestern an dieser Stelle berichtet. Auch heute treibt es noch sein Unwesen über Irland und Großbritannien in Form von Sturm- und Orkanböen, vor allem an den dortigen Küsten. Aber auch wir in Deutschland bleiben von “Harry” nicht komplett verschont, auch wenn die Auswirkungen weit weniger heftig sind wie auf den Britischen Inseln. Bereits in der vergangenen Nacht zog ein Ausläufer von “Harry” in Form einer Okklusionsfront von Westen her nach Deutschland hinein und hat im Zusammenspiel mit kühler Meeresluft vor allem in den Frühstunden des heutigen Mittwochs in einem breiten Streifen von Schleswig-Holstein über Mitteldeutschland bis an den Alpenrand für Schneefall gesorgt.

Aber nicht überall hat es für Schneefall gereicht. Insbesondere im Süden und Westen ging der Schnee teilweise in Regen über. Ausgehend von der Schwäbischen Alb südostwärts über weite Teile Schwabens waren die Böden aus der Nacht heraus hinreichend abgekühlt und wiesen oft Belagstemperaturen im negativen Bereich auf. Die Folge: Gefrierender Regen und Eisglätte, die in den heutigen Frühstunden für einige Probleme auf den dortigen Straßen gesorgt haben. Davon zeugten unter anderem zahlreiche Nutzermeldungen, die den DWD erreicht haben und den Meteorolog:innen bei der Herausgabe der Warnungen sehr geholfen haben.

Aber das soll noch nicht alles gewesen sein. An dem mit “Harry” in Verbindung stehenden Höhentrog setzt im Alpenraum bzw. über Oberitalien eine Tiefentwicklung ein, die den Niederschlag über Süddeutschland im Tagesverlauf intensivieren lässt. Damit einher gehen zunehmend starke Schneefälle insbesondere in den höheren Lagen. Besonders betroffen davon ist das Allgäu, das gleichzeitig auch noch exponiert in Staurichtung liegt. Bis morgen früh kommen dadurch erhebliche Neuschneemengen zusammen, die stellenweise die Marke von 30 Zentimetern innerhalb von 24 Stunden überschreiten können. Verbreitet fallen dort auf jeden Fall zwischen 10 und 20 Zentimetern.

Aber auch nördlich davon wird es bis morgen früh Neuschneezuwachs durch weiße Flocken von oben geben, wenngleich nicht mit den Mengen wie im äußersten Süden. Entlang der immer langsamer vorankommenden und allmählich zerfallenden Okklusionsfront fallen dabei auch von Oberschwaben über Franken bis nach Thüringen circa 5 Zentimeter Neuschnee, wobei die Mengen nach Norden hin immer geringer werden.

Die nasskalte und frühwinterliche Witterung setzt sich zumindest noch bis zum Wochenende fort. Vor allem am Freitag und Samstag fällt in der Südwesthälfte erneut in den höheren Lagen Schnee. Zu Beginn der nächsten Woche stellt sich dann voraussichtlich ein milderer Witterungsabschnitt ein, wobei allerdings noch nicht ganz klar ist, ob die bodennahe kalte Luft wirklich ausgeräumt werden kann. So oder so sollte es das mit Neuschnee aber erst einmal gewesen sein.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.12.2021

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DWD Winterfreuden

BARRA die Bombenzyklone

Über dem Nordatlantik ereignete sich in den letzten 36 Stunden eine bemerkenswerte Tiefdruckentwicklung. Schon der Blick auf die Bodenanalyse von heute, Dienstagmorgen (07.12.2021) sowie das Satellitenbild zeigt ein ausgewachsenes Orkantief als Wolkenspirale bei den Britischen Inseln. Doch weniger das Tief selbst als dessen Werdegang ist als wahrlich außergewöhnlich zu bezeichnen. Denn dem System, das vom irischen Wetterdienst auf den international gültigen Namen BARRA und von der Freien Universität Berlin auf HARRY getauft wurde, genügten kaum 24 Stunden, um von einem eher unscheinbaren Tief zu einem veritablen Orkan heranzureifen.

HARRY nahm seinen Ursprung als kleine Welle an der Polarfront über Nordamerika und zog über den Nordatlantik etwa entlang des 50. Breitengrades gen Osten. Sie machte sich in der Folge die enormen Temperaturgegensätze zunutze, die sich zwischen der von Nordkanada auf den Nordatlantik strömenden sehr kalten Polarluft und der südlich lagernden Subtropikluft aufbauten. Je größer die Temperaturgegensätze, desto mehr “Aufwand” muss die auf Ausgleich bedachte Atmosphäre betreiben, diese Gegensätze abzubauen. Anders ausgedrückt stellen diese Bereiche besonders großer Temperaturgegensätze ein gewaltiges Energiereservoir dar, das Tiefdruckgebiete in Bewegungsenergie, also Wind umsetzen.

html vergleicht den Luftdruck auf Meeresniveau zwischen Montagmorgen (06 UTC) und Dienstagmorgen (06 UTC). In diesem Zeitraum fiel der minimale Luftdruck im Kern von HARRY von rund 1015 hPa auf rund 965 hPa. Man erkennt diese Intensivierung daran, dass sich immer mehr Isobaren, also Linien um gleichen Luftdrucks um den Tiefkern scharen. Wir konnten also eine Luftdruckabnahme von sage und schreibe 50 hPa innerhalb von gerade einmal 24 Stunden beobachten. Ab einer “Vertiefungsrate” von 24 hPa in 24 Stunden (entlang des 60. Breitengrades, weiter südlich sind geringere, weiter nördlich etwas höhere Werte notwendig) spricht man von einer “rapiden Zyklogenese”. Im Hinblick auf die Explosivität solcher Phänomene werden gerne auch mal die Begriffe “Bombogenese” oder “Bombenzyklone” genannt. Sie treten regelmäßig im Winterhalbjahr auf, wenn die Temperaturgegensätze zwischen den Polen und den Subtropen deutlich zunehmen. Bombogenesen dieser Ausprägung sind allerdings äußerst selten.

HARRY bringt Irland und Teilen Großbritanniens heute schweren Sturm, teilweise sehr schadensträchtige Orkanböen (140-150 km/h im Südwesten von Irland). Doch auch unser Wetter wird ab der Nacht zum Mittwoch von HARRY beeinflusst, allerdings nur von einem Ausläufer in Form einer Mischfront (Okklusion). Die Wettererscheinungen an ihr sind bei weitem nicht so heftig wie bei den Britischen Inseln. Dennoch sorgen die mit der Front von Westen aufkommenden Regen- und Schneefälle morgen früh gebietsweise für gefährliche Glätte. Auch der Wind dreht spürbar auf und weht insbesondere an der Küste sowie in Hoch- und Leelagen in Böen stark bis stürmisch.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.12.2021

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DWD BARRA die Bombenzyklone

Wo ist die Sonne?

Bereits der November war vielerorts ziemlich grau und neblig. Dass die Sonne nicht allzu häufig zu sehen war, spiegelt sich auch in der statistischen Auswertung des Monats wider. Am trübsten blieb es vor allem in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Dort zeigte sich die Sonne im November gebietsweise nur rund 20 Stunden, was 35 bis 40 Prozent des langjährigen klimatologischen Mittels entspricht. In Angermünde in der Uckermark waren es sogar nur 18,1 Stunden, womit die minimale monatliche Sonnenscheindauer im November aus dem Jahr 2010 mit 15,2 Stunden nur knapp überschritten wurde. Auch das hessische Bad Hersfeld kommt nur auf 19,2 Stunden, was immerhin noch 48 Prozent des klimatologischen Mittels entspricht.

Deutschlandweit sah es hingegen gar nicht so “schlimm” aus. Mit rund 45 Stunden unterschritt die Sonnenscheindauer ihr November-Soll von 53 Stunden (Periode 1961 bis 1990) nur um rund 15 Prozent. Im Vergleich zur Periode von 1991 bis 2020 betrug die negative Abweichung annähernd 20 Prozent. Es gab also auch Regionen in Deutschland, die sonnentechnisch nicht ganz so “arm dran” waren. Die meisten Sonnenstunden verzeichneten vor allem höhere Lagen der Mittelgebirge und der Alpen. Der Bayerische Wald, der Südschwarzwald und der unmittelbare Alpenrand registrierten stellenweise über 80 Stunden. Spitzenreiter war dabei der höchste Berg Deutschlands – die Zugspitze. Diese brachte es auf 139,6 Stunden und erfüllt somit das Novembersoll fast auf den Punkt (107 Prozent).

Nun schreiben wir heute den 06.12.2021, somit sind bereits 5 Tage oder rund 16 Prozent des Monats Dezember vorüber. Und was sagt die Sonnenscheindauerstatistik bisher aus?

Es gibt durchaus Regionen, die im Dezember bereits überdurchschnittlich viel Sonne gesehen haben. Besonders im Süden wurden bisher bereits 10 bis 13 Stunden registriert. Spitzenreiter ist aktuell der Hohe Peißenberg mit 14,2 Stunden. Damit liegt dieser mit 17 Prozent nahezu exakt im Monatssoll. Auch in Teilen Sachsens, Thüringens, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts sieht es mit 7 bis 13 Stunden nicht allzu schlecht aus. Einige Stationen bringen es hier immerhin schon auf über 30 Prozent des Monatssolls.

Richtig trüb war es die ersten Tage des Dezembers allerdings im Westen und Nordwesten. Auch der Nordosten sowie der Bayerische Wald haben bisher kaum die Sonne am Himmel sichten können. Meist liegt die Sonnenscheindauer in diesen Regionen unter 2 Stunden, regional kam sie sogar überhaupt nicht raus.

Ein Grund mehr, einen Blick in die Zukunft zu werfen: Wie sieht es nun in den kommenden Tagen aus? Wird sich die Sonne mal wieder häufiger am Himmel zeigen?

Heute gibt es bereits einen ersten Lichtblick im Westen Deutschlands. Zwar halten sich am heutigen Vormittag noch einige Nebelfelder, dennoch sollte im Tagesverlauf auch häufiger mal die Sonne zum Vorschein kommen, womit sich die Monatsbilanz dort etwas aufbessern kann. Aber auch im Südwesten und in Teilen des Nordostens kann sich die gelbe Scheibe vorübergehend mal am Himmel zeigen.

Am morgigen Dienstag scheint sie erneut zumindest zeitweise in der Westhälfte. Im weiteren Verlauf der Woche wird es jedoch unter Tiefdruckeinfluss für die Sonne schwierig, die dichten Wolken zu überwinden. Nach einem kurzen Schneespaziergang spricht also nichts dagegen, sich zu Hause mit einer kuscheligen Decke und einem Heißgetränk dem Lieblingsbuch zu widmen.

Wer dennoch auf der Suche nach Sonne ist, dem sei der Blick auf das Europawetter zu empfehlen: Am meisten davon gibt es derzeit im Mittelmeerraum. Dort trüben nur durchziehende Wolken vorübergehend mal den Himmel. Aber auch im Baltikum soll es in den kommenden Tagen längere und größere Wolkenlücken zu geben. Dort liegen die Tageshöchstwerte im Gegensatz zum Mittelmeerraum jedoch im Dauerfrostbereich. In den Nächten fällt die Temperatur teilweise sogar auf -17 Grad ab.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.12.2021

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Spannung am kommenden Wochenende

Seit einigen Tagen schon ist es in Deutschland relativ kalt und es kommt immer wieder zu Niederschlägen. Dabei sind diese zum Teil bis ins Tiefland als Schnee gefallen und haben die Landschaften zumindest für ein paar Stunden in Weiß gehüllt (“Stundenschnee”). Sogar im sonst eher schneearmen Rhein-Main-Gebiet konnte am gestrigen Samstagmorgen ein wenig der weißen Pracht “genossen” werden, auch wenn der Regen sie bis zum Mittag meist wieder weggespült hatte.

In den nächsten Tagen bleibt das nasskalte, teils winterliche, im Bergland durchweg winterliche Wetter zunächst erhalten. Zum kommenden Wochenende hin wird es allerdings spannend, da die Wettermodelle etwas unterschiedliche Prognoseszenarien zeigen. Entweder bleibt es ähnlich kalt bleibt wie in diesen Tagen oder deutlich mildere Luft kann sich von Westen durchsetzen.

Beim normalerweise besten Modell für den Mittelfristzeitraum der Vorhersagetage 3 bis 10, dem Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (“Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage”), stehen die Zeichen schon seit einigen Modellläufen (es wird alle 12 Stunden gerechnet) auf Milderung. Tiefdruckgebiete und ihre Ausläufer lassen die Strömung auf West bis Südwest drehen, sodass bei einem windigen Samstag (11. Dezember) mildere Meeresluft den Weg zu uns findet (siehe dazu die Grafik zu den Temperaturen in ca. 1500 m Höhe am Sonntag, 12. Dezember 2021. Demnach könnten die Höchsttemperaturen in 2 m zum Teil sogar in den zweistelligen Bereich steigen.

In die gleiche Kerbe schlägt auch unser hauseigene ICON-Modell (ICON = Icosahedral nonhydrostatic – general circulation model). Es zeigt dem EZMW sehr ähnliche Vorhersagemuster mit einem ebenfalls recht windigen Samstag und nachfolgender Milderung.

Erst zeitverzögert bringt hingegen das GFS-Modell (General Forecast System) des amerikanischen Wetterdienstes NWS (National Weather Service) den Temperaturanstieg. Diesem Modell folgend bleibt es zum kommenden Wochenende hin noch kalt. Bei anhaltendem Tiefdruckeinfluss gäbe es sogar Schneeoptionen für das Tiefland. Zum Start der übernächsten Woche aber geht auch dieses Modell dem kalten Wetter von Nordwesten her dann an den Kragen.

Im Endeffekt läuft es also bei diesen drei Modellen auf eine Milderung hinaus. Ein kurzer Blick in weitere Modelle weiterer Wetterdienste offenbart ebenfalls meist einen Temperaturanstieg. Es stellt sich daher nicht die Frage ob, sondern wann die Milderung einsetzt. Außerdem wird danach die Frage aufkommen, wie nachhaltig diese sein wird. Meteorologen können seriöse Vorhersagen allerdings maximal für 7, manchmal noch für bis zu 10 Tage machen. Insofern lassen sich auch in Hinblick auf das Weihnachtswetter noch keine Aussagen treffen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.12.2021

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DWD Spannung am kommenden Wochenende

Trockener Herbst 2021

Im Gegensatz zum Sommer, der in den meisten Regionen Deutschlands recht niederschlagsreich verlief, war in den vergangenen Herbstmonaten Regen vielerorts Mangelware. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen gerade einmal 130 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit nur 71% (68%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung sogar 34,5%]. Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war und ob es auch vergleichsweise nasse Regionen gab, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages genauer an.

Beginnen wir zunächst mit dem September, dem in diesem Jahr trockensten der drei Herbstmonate. Mit 35,3 l/m² fielen nur 58%* (55%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik eindrucksvoll anhand der roten Farben erkennen kann, war der September fast im gesamten Bundesgebiet zu trocken. Hochdruckgebiete bestimmten zumeist das Wetter in Deutschland. In einigen Regionen regnete es weniger als ein Viertel der üblichen Menge. In Weiden in der Oberpfalz brauchte man den Regenschirm nur selten; mit lediglich 4,6 l/m² (8,2%*) war es dort am trockensten. Eine ausgeglichene Regenbilanz konnte man rund um die Bayrischen Voralpenseen, gebietsweise im Norden sowie in einem Streifen entlang der Saale ziehen. Die wenigen “blauen Flecken”, also Orte mit überdurchschnittlich viel Regen, waren auf kleinräumige Starkregenereignisse zurückzuführen, wie beispielsweise in Bucha (Thüringen), wo mit 84 l/m² 193% der durchschnittlichen Regenmenge vom Himmel prasselte. Der nasseste Ort war allerdings Kreuth-Glashütte mit 177 l/m² (117%) nahe der Grenze zu Tirol.

Auch der Oktober verlief mit 44,8 l/m² relativ trocken. Bezogen auf die beiden Referenzperioden bedeutet dies ein Defizit von 20%* beziehungsweise 29%**. Besonders regenarm war es in der Lausitz mit weniger als 10 l/m² (weniger als 20% des vieljährigen Mittels). In Bad Muskau an der Grenze zu Polen wurden gar nur 6,7 l/m² (16%) gemessen. Auch erneut in der Oberpfalz sowie in Niederbayern, Oberbayern und in Teilen Mittelfrankens wurden nur 20 bis 40% der üblichen Monatsmenge erfasst, wie beispielsweise in Straubing mit 12 l/m² (22%). Regionen mit überdurchschnittlich viel Regen waren im Norden und Nordosten anzutreffen. An der Wetterstation in Wrixum auf Föhr rostete die Regenwippe sicher nicht ein. Die Station verzeichnete mit 161 l/m² (166%) die deutschlandweit größte Regenmenge. Im Ostseeheilbad Zingst summierte sich der Regen auf 99 l/m², etwa das Doppelte (202%) des dortigen Durchschnitts.

Der kürzlich endende November machte es den beiden Vormonaten nach. Häufiger Hochdruckeinfluss bescherte uns nicht nur tristes Novembergrau, sondern auch wenig Regen. Mit 49,7 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel wurden nur 75%* (79%**) des vieljährigen Mittels erreicht. Dabei begann der Monat regentechnisch noch vielversprechend. Im Einflussbereich eines Vb-artigen Tiefs fiel am 4. November im Osten Deutschlands innerhalb eines Tages vielerorts die Regenmenge eines ganzen Monats, stellenweise sogar etwas mehr. Dieser einzige Tag war also dafür verantwortlich, dass im Osten mehr Regen als im vieljährigen Mittel zusammenkam. Von der Uckermark bis nach Usedom wurde sogar etwa die doppelte Monatssumme gemessen. Im Messtopf auf Usedom landeten 101 l/m² (205%). In allen anderen Regionen kam unter dem Strich zu wenig Regen vom Himmel. Besonders trocken war es in weiten Teilen Baden-Württembergs, Hessens sowie zwischen Ems und Weser. Dort kamen nur 20 bis 40% des Monatssolls zusammen. Am wenigsten wurde mit knapp 12 l/m² (21%) in Geisingen im Lee von Schwarzwald und Schwäbischer Alb gemessen, aber selbst auf dem sonst vom Regen verwöhnten Feldberg im Schwarzwald fielen lediglich 33 l/m² und damit nur 18% des Durchschnitts. Kurioserweise war aber auch der regenreichste Ort im Schwarzwald anzutreffen, nämlich Freudenstadt-Kniebis mit 179 l/m² (98%).

Summa summarum war der Herbst also deutlich zu trocken, jedoch mit regionalen Unterschieden. Am wenigsten kam der Scheibenwischer südöstlich der Schwäbischen Alb bis nach Oberschwaben, in Nordhessen und in Ostbayern zum Einsatz. Dort wurden nur 30 bis 45% der vieljährigen Regenmenge erreicht. In Kümmersbruck bei Amberg beispielsweise wurden nur 53 l/m² (35%) gemessen. Die größte negative Abweichung verzeichnete allerdings der Brocken mit nur 27,6% (125 l/m²) der üblichen Niederschlagsmenge. Der meiste Regen kam im Alpenvorland, ganz im Norden sowie im Nordschwarzwald zusammen, wobei auch diese Regionen allenfalls eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz aufzuweisen hatten. Der meiste Niederschlag wurde mit 408 l/m² (84%) im “Regenloch” Baiersbronn-Ruhestein registriert. Wenige Orte konnten eine positive Regenbilanz verzeichnen, am größten fiel diese in Krölpa-Rockendorf mit 145% (157 l/m²) aus.

Bleibt abzuwarten, wie der Winter 2021/2022 ausfällt. Ob wir einen schneereichen oder eher verregneten Winter bekommen oder ob sowohl Regen als auch Schnee Mangelware bleibt, können wir erst Ende Februar beurteilen.

* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.12.2021

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DWD Trockener Herbst 2021

Deutschlandwetter im Herbst 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) 13,2 °C — Abweich. 1,8 Grad

2. Platz: Norderney (Niedersachsen) 12,4 °C — Abweich. 1,9 Grad

3. Platz: Cuxhaven (Niedersachsen) 12,2 °C — Abweich. 2,1 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 6,3 °C — Abweich. 1,3 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 6,4 °C — Abweich. 1,2 Grad

3. Platz: Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 6,7 °C — Abweich. 1,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) 407,5 l/m² — 84 Prozent

2. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) 393,2 l/m² — 98 Prozent

3. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) 335,7 l/m² — 75 Prozent

Besonders trockene Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kümmersbruck (Bayern) 52,5 l/m² — 35 Prozent 2. Platz: Wolfhagen-Wenigenhasungen (Hessen) 52,8 l/m² — 34 Prozent 3. Platz: Sömmerda (Thüringen) 52,9 l/m² — 50 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kaufbeuren (Bayern) 490 Stunden — 120 Prozent

2. Platz: Stuttgart-Echterdingen (Baden-Württemberg) 488 Stunden — 130 Prozent

3. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) 487 Stunden — 128 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Treuen (Sachsen) 228 Stunden — 75 Prozent

2. Platz: Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) 237 Stunden — 78 Prozent

3. Platz: Fassberg (Niedersachsen) 239 Stunden — 84 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.12.2021

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