Winterfreuden

Über Tief “Harry”, international auch als “Barra” bekannt, wurde bereits gestern an dieser Stelle berichtet. Auch heute treibt es noch sein Unwesen über Irland und Großbritannien in Form von Sturm- und Orkanböen, vor allem an den dortigen Küsten. Aber auch wir in Deutschland bleiben von “Harry” nicht komplett verschont, auch wenn die Auswirkungen weit weniger heftig sind wie auf den Britischen Inseln. Bereits in der vergangenen Nacht zog ein Ausläufer von “Harry” in Form einer Okklusionsfront von Westen her nach Deutschland hinein und hat im Zusammenspiel mit kühler Meeresluft vor allem in den Frühstunden des heutigen Mittwochs in einem breiten Streifen von Schleswig-Holstein über Mitteldeutschland bis an den Alpenrand für Schneefall gesorgt.

Aber nicht überall hat es für Schneefall gereicht. Insbesondere im Süden und Westen ging der Schnee teilweise in Regen über. Ausgehend von der Schwäbischen Alb südostwärts über weite Teile Schwabens waren die Böden aus der Nacht heraus hinreichend abgekühlt und wiesen oft Belagstemperaturen im negativen Bereich auf. Die Folge: Gefrierender Regen und Eisglätte, die in den heutigen Frühstunden für einige Probleme auf den dortigen Straßen gesorgt haben. Davon zeugten unter anderem zahlreiche Nutzermeldungen, die den DWD erreicht haben und den Meteorolog:innen bei der Herausgabe der Warnungen sehr geholfen haben.

Aber das soll noch nicht alles gewesen sein. An dem mit “Harry” in Verbindung stehenden Höhentrog setzt im Alpenraum bzw. über Oberitalien eine Tiefentwicklung ein, die den Niederschlag über Süddeutschland im Tagesverlauf intensivieren lässt. Damit einher gehen zunehmend starke Schneefälle insbesondere in den höheren Lagen. Besonders betroffen davon ist das Allgäu, das gleichzeitig auch noch exponiert in Staurichtung liegt. Bis morgen früh kommen dadurch erhebliche Neuschneemengen zusammen, die stellenweise die Marke von 30 Zentimetern innerhalb von 24 Stunden überschreiten können. Verbreitet fallen dort auf jeden Fall zwischen 10 und 20 Zentimetern.

Aber auch nördlich davon wird es bis morgen früh Neuschneezuwachs durch weiße Flocken von oben geben, wenngleich nicht mit den Mengen wie im äußersten Süden. Entlang der immer langsamer vorankommenden und allmählich zerfallenden Okklusionsfront fallen dabei auch von Oberschwaben über Franken bis nach Thüringen circa 5 Zentimeter Neuschnee, wobei die Mengen nach Norden hin immer geringer werden.

Die nasskalte und frühwinterliche Witterung setzt sich zumindest noch bis zum Wochenende fort. Vor allem am Freitag und Samstag fällt in der Südwesthälfte erneut in den höheren Lagen Schnee. Zu Beginn der nächsten Woche stellt sich dann voraussichtlich ein milderer Witterungsabschnitt ein, wobei allerdings noch nicht ganz klar ist, ob die bodennahe kalte Luft wirklich ausgeräumt werden kann. So oder so sollte es das mit Neuschnee aber erst einmal gewesen sein.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.12.2021

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DWD Winterfreuden

BARRA die Bombenzyklone

Über dem Nordatlantik ereignete sich in den letzten 36 Stunden eine bemerkenswerte Tiefdruckentwicklung. Schon der Blick auf die Bodenanalyse von heute, Dienstagmorgen (07.12.2021) sowie das Satellitenbild zeigt ein ausgewachsenes Orkantief als Wolkenspirale bei den Britischen Inseln. Doch weniger das Tief selbst als dessen Werdegang ist als wahrlich außergewöhnlich zu bezeichnen. Denn dem System, das vom irischen Wetterdienst auf den international gültigen Namen BARRA und von der Freien Universität Berlin auf HARRY getauft wurde, genügten kaum 24 Stunden, um von einem eher unscheinbaren Tief zu einem veritablen Orkan heranzureifen.

HARRY nahm seinen Ursprung als kleine Welle an der Polarfront über Nordamerika und zog über den Nordatlantik etwa entlang des 50. Breitengrades gen Osten. Sie machte sich in der Folge die enormen Temperaturgegensätze zunutze, die sich zwischen der von Nordkanada auf den Nordatlantik strömenden sehr kalten Polarluft und der südlich lagernden Subtropikluft aufbauten. Je größer die Temperaturgegensätze, desto mehr “Aufwand” muss die auf Ausgleich bedachte Atmosphäre betreiben, diese Gegensätze abzubauen. Anders ausgedrückt stellen diese Bereiche besonders großer Temperaturgegensätze ein gewaltiges Energiereservoir dar, das Tiefdruckgebiete in Bewegungsenergie, also Wind umsetzen.

html vergleicht den Luftdruck auf Meeresniveau zwischen Montagmorgen (06 UTC) und Dienstagmorgen (06 UTC). In diesem Zeitraum fiel der minimale Luftdruck im Kern von HARRY von rund 1015 hPa auf rund 965 hPa. Man erkennt diese Intensivierung daran, dass sich immer mehr Isobaren, also Linien um gleichen Luftdrucks um den Tiefkern scharen. Wir konnten also eine Luftdruckabnahme von sage und schreibe 50 hPa innerhalb von gerade einmal 24 Stunden beobachten. Ab einer “Vertiefungsrate” von 24 hPa in 24 Stunden (entlang des 60. Breitengrades, weiter südlich sind geringere, weiter nördlich etwas höhere Werte notwendig) spricht man von einer “rapiden Zyklogenese”. Im Hinblick auf die Explosivität solcher Phänomene werden gerne auch mal die Begriffe “Bombogenese” oder “Bombenzyklone” genannt. Sie treten regelmäßig im Winterhalbjahr auf, wenn die Temperaturgegensätze zwischen den Polen und den Subtropen deutlich zunehmen. Bombogenesen dieser Ausprägung sind allerdings äußerst selten.

HARRY bringt Irland und Teilen Großbritanniens heute schweren Sturm, teilweise sehr schadensträchtige Orkanböen (140-150 km/h im Südwesten von Irland). Doch auch unser Wetter wird ab der Nacht zum Mittwoch von HARRY beeinflusst, allerdings nur von einem Ausläufer in Form einer Mischfront (Okklusion). Die Wettererscheinungen an ihr sind bei weitem nicht so heftig wie bei den Britischen Inseln. Dennoch sorgen die mit der Front von Westen aufkommenden Regen- und Schneefälle morgen früh gebietsweise für gefährliche Glätte. Auch der Wind dreht spürbar auf und weht insbesondere an der Küste sowie in Hoch- und Leelagen in Böen stark bis stürmisch.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.12.2021

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DWD BARRA die Bombenzyklone

Wo ist die Sonne?

Bereits der November war vielerorts ziemlich grau und neblig. Dass die Sonne nicht allzu häufig zu sehen war, spiegelt sich auch in der statistischen Auswertung des Monats wider. Am trübsten blieb es vor allem in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Dort zeigte sich die Sonne im November gebietsweise nur rund 20 Stunden, was 35 bis 40 Prozent des langjährigen klimatologischen Mittels entspricht. In Angermünde in der Uckermark waren es sogar nur 18,1 Stunden, womit die minimale monatliche Sonnenscheindauer im November aus dem Jahr 2010 mit 15,2 Stunden nur knapp überschritten wurde. Auch das hessische Bad Hersfeld kommt nur auf 19,2 Stunden, was immerhin noch 48 Prozent des klimatologischen Mittels entspricht.

Deutschlandweit sah es hingegen gar nicht so “schlimm” aus. Mit rund 45 Stunden unterschritt die Sonnenscheindauer ihr November-Soll von 53 Stunden (Periode 1961 bis 1990) nur um rund 15 Prozent. Im Vergleich zur Periode von 1991 bis 2020 betrug die negative Abweichung annähernd 20 Prozent. Es gab also auch Regionen in Deutschland, die sonnentechnisch nicht ganz so “arm dran” waren. Die meisten Sonnenstunden verzeichneten vor allem höhere Lagen der Mittelgebirge und der Alpen. Der Bayerische Wald, der Südschwarzwald und der unmittelbare Alpenrand registrierten stellenweise über 80 Stunden. Spitzenreiter war dabei der höchste Berg Deutschlands – die Zugspitze. Diese brachte es auf 139,6 Stunden und erfüllt somit das Novembersoll fast auf den Punkt (107 Prozent).

Nun schreiben wir heute den 06.12.2021, somit sind bereits 5 Tage oder rund 16 Prozent des Monats Dezember vorüber. Und was sagt die Sonnenscheindauerstatistik bisher aus?

Es gibt durchaus Regionen, die im Dezember bereits überdurchschnittlich viel Sonne gesehen haben. Besonders im Süden wurden bisher bereits 10 bis 13 Stunden registriert. Spitzenreiter ist aktuell der Hohe Peißenberg mit 14,2 Stunden. Damit liegt dieser mit 17 Prozent nahezu exakt im Monatssoll. Auch in Teilen Sachsens, Thüringens, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts sieht es mit 7 bis 13 Stunden nicht allzu schlecht aus. Einige Stationen bringen es hier immerhin schon auf über 30 Prozent des Monatssolls.

Richtig trüb war es die ersten Tage des Dezembers allerdings im Westen und Nordwesten. Auch der Nordosten sowie der Bayerische Wald haben bisher kaum die Sonne am Himmel sichten können. Meist liegt die Sonnenscheindauer in diesen Regionen unter 2 Stunden, regional kam sie sogar überhaupt nicht raus.

Ein Grund mehr, einen Blick in die Zukunft zu werfen: Wie sieht es nun in den kommenden Tagen aus? Wird sich die Sonne mal wieder häufiger am Himmel zeigen?

Heute gibt es bereits einen ersten Lichtblick im Westen Deutschlands. Zwar halten sich am heutigen Vormittag noch einige Nebelfelder, dennoch sollte im Tagesverlauf auch häufiger mal die Sonne zum Vorschein kommen, womit sich die Monatsbilanz dort etwas aufbessern kann. Aber auch im Südwesten und in Teilen des Nordostens kann sich die gelbe Scheibe vorübergehend mal am Himmel zeigen.

Am morgigen Dienstag scheint sie erneut zumindest zeitweise in der Westhälfte. Im weiteren Verlauf der Woche wird es jedoch unter Tiefdruckeinfluss für die Sonne schwierig, die dichten Wolken zu überwinden. Nach einem kurzen Schneespaziergang spricht also nichts dagegen, sich zu Hause mit einer kuscheligen Decke und einem Heißgetränk dem Lieblingsbuch zu widmen.

Wer dennoch auf der Suche nach Sonne ist, dem sei der Blick auf das Europawetter zu empfehlen: Am meisten davon gibt es derzeit im Mittelmeerraum. Dort trüben nur durchziehende Wolken vorübergehend mal den Himmel. Aber auch im Baltikum soll es in den kommenden Tagen längere und größere Wolkenlücken zu geben. Dort liegen die Tageshöchstwerte im Gegensatz zum Mittelmeerraum jedoch im Dauerfrostbereich. In den Nächten fällt die Temperatur teilweise sogar auf -17 Grad ab.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.12.2021

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Spannung am kommenden Wochenende

Seit einigen Tagen schon ist es in Deutschland relativ kalt und es kommt immer wieder zu Niederschlägen. Dabei sind diese zum Teil bis ins Tiefland als Schnee gefallen und haben die Landschaften zumindest für ein paar Stunden in Weiß gehüllt (“Stundenschnee”). Sogar im sonst eher schneearmen Rhein-Main-Gebiet konnte am gestrigen Samstagmorgen ein wenig der weißen Pracht “genossen” werden, auch wenn der Regen sie bis zum Mittag meist wieder weggespült hatte.

In den nächsten Tagen bleibt das nasskalte, teils winterliche, im Bergland durchweg winterliche Wetter zunächst erhalten. Zum kommenden Wochenende hin wird es allerdings spannend, da die Wettermodelle etwas unterschiedliche Prognoseszenarien zeigen. Entweder bleibt es ähnlich kalt bleibt wie in diesen Tagen oder deutlich mildere Luft kann sich von Westen durchsetzen.

Beim normalerweise besten Modell für den Mittelfristzeitraum der Vorhersagetage 3 bis 10, dem Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (“Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage”), stehen die Zeichen schon seit einigen Modellläufen (es wird alle 12 Stunden gerechnet) auf Milderung. Tiefdruckgebiete und ihre Ausläufer lassen die Strömung auf West bis Südwest drehen, sodass bei einem windigen Samstag (11. Dezember) mildere Meeresluft den Weg zu uns findet (siehe dazu die Grafik zu den Temperaturen in ca. 1500 m Höhe am Sonntag, 12. Dezember 2021. Demnach könnten die Höchsttemperaturen in 2 m zum Teil sogar in den zweistelligen Bereich steigen.

In die gleiche Kerbe schlägt auch unser hauseigene ICON-Modell (ICON = Icosahedral nonhydrostatic – general circulation model). Es zeigt dem EZMW sehr ähnliche Vorhersagemuster mit einem ebenfalls recht windigen Samstag und nachfolgender Milderung.

Erst zeitverzögert bringt hingegen das GFS-Modell (General Forecast System) des amerikanischen Wetterdienstes NWS (National Weather Service) den Temperaturanstieg. Diesem Modell folgend bleibt es zum kommenden Wochenende hin noch kalt. Bei anhaltendem Tiefdruckeinfluss gäbe es sogar Schneeoptionen für das Tiefland. Zum Start der übernächsten Woche aber geht auch dieses Modell dem kalten Wetter von Nordwesten her dann an den Kragen.

Im Endeffekt läuft es also bei diesen drei Modellen auf eine Milderung hinaus. Ein kurzer Blick in weitere Modelle weiterer Wetterdienste offenbart ebenfalls meist einen Temperaturanstieg. Es stellt sich daher nicht die Frage ob, sondern wann die Milderung einsetzt. Außerdem wird danach die Frage aufkommen, wie nachhaltig diese sein wird. Meteorologen können seriöse Vorhersagen allerdings maximal für 7, manchmal noch für bis zu 10 Tage machen. Insofern lassen sich auch in Hinblick auf das Weihnachtswetter noch keine Aussagen treffen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.12.2021

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DWD Spannung am kommenden Wochenende

Trockener Herbst 2021

Im Gegensatz zum Sommer, der in den meisten Regionen Deutschlands recht niederschlagsreich verlief, war in den vergangenen Herbstmonaten Regen vielerorts Mangelware. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen gerade einmal 130 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit nur 71% (68%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung sogar 34,5%]. Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war und ob es auch vergleichsweise nasse Regionen gab, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages genauer an.

Beginnen wir zunächst mit dem September, dem in diesem Jahr trockensten der drei Herbstmonate. Mit 35,3 l/m² fielen nur 58%* (55%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik eindrucksvoll anhand der roten Farben erkennen kann, war der September fast im gesamten Bundesgebiet zu trocken. Hochdruckgebiete bestimmten zumeist das Wetter in Deutschland. In einigen Regionen regnete es weniger als ein Viertel der üblichen Menge. In Weiden in der Oberpfalz brauchte man den Regenschirm nur selten; mit lediglich 4,6 l/m² (8,2%*) war es dort am trockensten. Eine ausgeglichene Regenbilanz konnte man rund um die Bayrischen Voralpenseen, gebietsweise im Norden sowie in einem Streifen entlang der Saale ziehen. Die wenigen “blauen Flecken”, also Orte mit überdurchschnittlich viel Regen, waren auf kleinräumige Starkregenereignisse zurückzuführen, wie beispielsweise in Bucha (Thüringen), wo mit 84 l/m² 193% der durchschnittlichen Regenmenge vom Himmel prasselte. Der nasseste Ort war allerdings Kreuth-Glashütte mit 177 l/m² (117%) nahe der Grenze zu Tirol.

Auch der Oktober verlief mit 44,8 l/m² relativ trocken. Bezogen auf die beiden Referenzperioden bedeutet dies ein Defizit von 20%* beziehungsweise 29%**. Besonders regenarm war es in der Lausitz mit weniger als 10 l/m² (weniger als 20% des vieljährigen Mittels). In Bad Muskau an der Grenze zu Polen wurden gar nur 6,7 l/m² (16%) gemessen. Auch erneut in der Oberpfalz sowie in Niederbayern, Oberbayern und in Teilen Mittelfrankens wurden nur 20 bis 40% der üblichen Monatsmenge erfasst, wie beispielsweise in Straubing mit 12 l/m² (22%). Regionen mit überdurchschnittlich viel Regen waren im Norden und Nordosten anzutreffen. An der Wetterstation in Wrixum auf Föhr rostete die Regenwippe sicher nicht ein. Die Station verzeichnete mit 161 l/m² (166%) die deutschlandweit größte Regenmenge. Im Ostseeheilbad Zingst summierte sich der Regen auf 99 l/m², etwa das Doppelte (202%) des dortigen Durchschnitts.

Der kürzlich endende November machte es den beiden Vormonaten nach. Häufiger Hochdruckeinfluss bescherte uns nicht nur tristes Novembergrau, sondern auch wenig Regen. Mit 49,7 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel wurden nur 75%* (79%**) des vieljährigen Mittels erreicht. Dabei begann der Monat regentechnisch noch vielversprechend. Im Einflussbereich eines Vb-artigen Tiefs fiel am 4. November im Osten Deutschlands innerhalb eines Tages vielerorts die Regenmenge eines ganzen Monats, stellenweise sogar etwas mehr. Dieser einzige Tag war also dafür verantwortlich, dass im Osten mehr Regen als im vieljährigen Mittel zusammenkam. Von der Uckermark bis nach Usedom wurde sogar etwa die doppelte Monatssumme gemessen. Im Messtopf auf Usedom landeten 101 l/m² (205%). In allen anderen Regionen kam unter dem Strich zu wenig Regen vom Himmel. Besonders trocken war es in weiten Teilen Baden-Württembergs, Hessens sowie zwischen Ems und Weser. Dort kamen nur 20 bis 40% des Monatssolls zusammen. Am wenigsten wurde mit knapp 12 l/m² (21%) in Geisingen im Lee von Schwarzwald und Schwäbischer Alb gemessen, aber selbst auf dem sonst vom Regen verwöhnten Feldberg im Schwarzwald fielen lediglich 33 l/m² und damit nur 18% des Durchschnitts. Kurioserweise war aber auch der regenreichste Ort im Schwarzwald anzutreffen, nämlich Freudenstadt-Kniebis mit 179 l/m² (98%).

Summa summarum war der Herbst also deutlich zu trocken, jedoch mit regionalen Unterschieden. Am wenigsten kam der Scheibenwischer südöstlich der Schwäbischen Alb bis nach Oberschwaben, in Nordhessen und in Ostbayern zum Einsatz. Dort wurden nur 30 bis 45% der vieljährigen Regenmenge erreicht. In Kümmersbruck bei Amberg beispielsweise wurden nur 53 l/m² (35%) gemessen. Die größte negative Abweichung verzeichnete allerdings der Brocken mit nur 27,6% (125 l/m²) der üblichen Niederschlagsmenge. Der meiste Regen kam im Alpenvorland, ganz im Norden sowie im Nordschwarzwald zusammen, wobei auch diese Regionen allenfalls eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz aufzuweisen hatten. Der meiste Niederschlag wurde mit 408 l/m² (84%) im “Regenloch” Baiersbronn-Ruhestein registriert. Wenige Orte konnten eine positive Regenbilanz verzeichnen, am größten fiel diese in Krölpa-Rockendorf mit 145% (157 l/m²) aus.

Bleibt abzuwarten, wie der Winter 2021/2022 ausfällt. Ob wir einen schneereichen oder eher verregneten Winter bekommen oder ob sowohl Regen als auch Schnee Mangelware bleibt, können wir erst Ende Februar beurteilen.

* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.12.2021

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DWD Trockener Herbst 2021

Deutschlandwetter im Herbst 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) 13,2 °C — Abweich. 1,8 Grad

2. Platz: Norderney (Niedersachsen) 12,4 °C — Abweich. 1,9 Grad

3. Platz: Cuxhaven (Niedersachsen) 12,2 °C — Abweich. 2,1 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 6,3 °C — Abweich. 1,3 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 6,4 °C — Abweich. 1,2 Grad

3. Platz: Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 6,7 °C — Abweich. 1,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) 407,5 l/m² — 84 Prozent

2. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) 393,2 l/m² — 98 Prozent

3. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) 335,7 l/m² — 75 Prozent

Besonders trockene Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kümmersbruck (Bayern) 52,5 l/m² — 35 Prozent 2. Platz: Wolfhagen-Wenigenhasungen (Hessen) 52,8 l/m² — 34 Prozent 3. Platz: Sömmerda (Thüringen) 52,9 l/m² — 50 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Kaufbeuren (Bayern) 490 Stunden — 120 Prozent

2. Platz: Stuttgart-Echterdingen (Baden-Württemberg) 488 Stunden — 130 Prozent

3. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) 487 Stunden — 128 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2021**

1. Platz: Treuen (Sachsen) 228 Stunden — 75 Prozent

2. Platz: Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) 237 Stunden — 78 Prozent

3. Platz: Fassberg (Niedersachsen) 239 Stunden — 84 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.12.2021

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Deutschlandwetter im November 2021

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im November 2021*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) — 9,4 °C — Abweich. 1,8 Grad

2. Platz: Borkum-Flugplatz (Niedersachsen) — 8,4 °C — Abweich. 2,1 Grad

3. Platz: Norderney (Niedersachsen) — 8,4 °C — Abweich. 2,1 Grad

Besonders kalte Orte im November 2021*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) — 1,0 °C — Abweich. 1,0 Grad

2. Platz: Messstetten (Baden-Württemberg) — 1,2 °C — Abweich. -0,9 Grad

3. Platz: Carlsfeld (Sachsen) — 1,2 °C — Abweich. 0,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im November 2021**

1. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) — 177,0 l/m² — 98 Prozent

2. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) — 171,1 l/m² — 104 Prozent

3. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern) — 157,6 l/m² — 116 Prozent

Besonders trockene Orte im November 2021**

1. Platz: Geisingen (Baden-Württemberg) — 11,8 l/m² — 21 Prozent

2. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) — 13,0 l/m² — 20 Prozent

3. Platz: Neuhausen ob Eck (Baden-Württemberg) — 13,1 l/m² — 23 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im November 2021**

1. Platz: Zwiesel (Bayern) — 85 Stunden — 125 Prozent

2. Platz: Lenzkirch-Ruhbühl (Baden-Württemberg) — 84 Stunden — 107 Prozent

3. Platz: Kempten (Bayern) — 79 Stunden — 92 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im November 2021**

1. Platz: Angermünde (Brandenburg) — 18 Stunden — 36 Prozent

2. Platz: Bad Hersfeld (Hessen) — 19 Stunden — 39 Prozent

3. Platz: Grambow-Schwennenz (Mecklenburg-Vorpommern) — 20 Stunden — 44 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

*) Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

**) Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.12.2021

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Tief CHRISTIAN

Tief CHRISTIAN zog am gestrigen Dienstag von Südskandinavien über Dänemark und die südliche Ostsee Richtung Polen. Es führte sehr feuchte Luft nach Deutschland. An der Südflanke des Tiefs frischte auch der Wind deutlich auf.

Die Warmfront mit ersten Niederschlägen erfasste den Nordwesten unseres Landes bereits in der Nacht zum Dienstag. Im Laufe des Morgens breiteten sich die Niederschläge nach Osten und Süden aus. Da dort noch kalte Luft vorherrschend war, schneite es zunächst. Im Westen und Nordwesten fiel hauptsächlich Regen. Nur in den höheren Lagen schneite es auch dort.

Bis zum Mittag setzte sich die mildere Luft der Warmfront in weiten Teilen des Landes durch, nur im Süden schneite es noch. Insgesamt fielen am Morgen und Vormittag in der Südosthälfte des Landes 5 bis 10 cm Neuschnee, auf dem Thüringer Wald (Schmücke/TH) wurden gegen Mittag 13 cm Neuschnee gemessen, in Stötten/BW wurden 9 cm registriert. Die 24-stündigen Niederschlagsmengen brachten regional markante Mengen. So fielen im Bergischen Land 35 bis 40 l/m², im Odenwald gut 37 l/m². Im bayerischen Gäuboden fielen um 30 l/m², an den Alpen gab es bis Mittwochmorgen Mengen zwischen 30 und 45 l/m², in Ruhpolding/BY wurden in 24 Stunden 62 l/m² registriert. Bemerkenswert ist auch die Niederschlagssumme im Thüringer Wald mit gut 57 l/m² an der Station Schmücke. Etwas weniger fiel im Erzgebirge mit maximal gemessenen 28 l/m².

Neben dem Niederschlag war auch der Wind gestern eine markante Wettererscheinung. Im Bergland gab es orkanartige Böen, teils auch Orkanböen. Auf dem Brocken/ST wurden Böen um 120 km/h gemessen, auf dem Fichtelberg/SN reichte es für 119 km/h, auf dem Weinbiet (RP) und dem Großen Arber (BY) für 115 km/h. Auch im Flachland war der Wind teils stürmisch unterwegs und brachte in Potsdam/BB 76 km/h, in Augsburg/BY 80 km/h und in Lautertal-Hörgenau/HE 83 km/h. An den Küsten gab es verbreitet Böen der Stärke 9 bis 10 auf der Beaufortskala. So reichte es in Büsum/SH für eine Böe von 94 km/h, in Rostock-Warnemünde/MV für 99 km/h und am Kieler Leuchtturm/SH für 103 km/h.

Auch der heutige Mittwoch bietet viel Wetter. Zwar fällt aufgrund der gestiegenen Schneefallgrenze meist Regen, der Wind frischt mit einem neuerlich durchziehenden Tiefdruckgebiet (DANIEL) aber wieder deutlich auf und kann am Abend und in der Nacht zum Donnerstag im Norden Deutschlands schwere Sturmböen (Bft 10), an den Küsten bis hin zu Orkanböen (Bft 12) erreichen. In der Nacht zum Donnerstag sinkt die Schneefallgrenze langsam wieder, sodass es am Donnerstagmorgen gebietsweise glatt auf Straßen und Wegen sein kann.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.12.2021

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DWD Tief CHRISTIAN

 

 

Wie wird der Winter?

Wenn am morgigen Dienstag die erste Tür des Adventskalenders geöffnet werden darf, sind es nur noch 23 Tage bis Weihnachten (schon alle Geschenke besorgt?). Für die Meteorologen beginnt allerdings auch der Winter, während der astronomische Winteranfang erst am 21.12.2021 um 16:59 Uhr ist. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee (“Arctic Outbreak”).

Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine größere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.

Der Deutsche Wetterdienst stellt dann in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie z.B. unter, dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein etwas zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig rosa- oder ockerfarbene Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,2 bis 0,5 bzw. von 0,5 bis 1 Grad an (Stand: 07.11.2021).

Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien). Diese sagt mit Stand 01.11.2021 für die Mitte und den Süden für DJF (Dezember, Januar und Februar) eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad vorher. Im Norden ist allerdings kein Signal vorhanden, womit die Temperatur dort genau im Mittel der Jahre 1993 bis 2016 bleiben soll. Diese Vorhersage ähnelt der Vorhersage des deutschen Modells.

Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an. Für Deutschland  wird mit der neuesten Vorhersage eine positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.

Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass sich bei Evaluierungen von Jahreszeitenvorhersagen in der Vergangenheit zeigte, dass diese über Europa bisher kaum zuverlässige Ergebnisse liefern. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten noch nicht vollumfänglich erfasst werden können. Immerhin gibt es in diesem Winter über Deutschland einige große Punkte (siehe Grafik), weshalb die Vorhersagegüte besser als das beobachtete Klimamittel ist. Über Europa allerdings sind die großen Punkt deutlich in der Minderheit (siehe erster Link, dort Region auf Europa ändern), was in diesem Bereich eine geringe Vorhersagequalität offenbart. Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert es allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: “Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter”. Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten Trends begnügen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.11.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Wie wird der Winter

 

 

Warum Wasser von oben nach unten gefriert und Eisberge nicht untergehen

Das erste Adventswochenende zeigte sich vor allem in höheren Lagen von seiner winterlichen Seite: Während es in tiefen Lagen oft ungemütlich und nasskalt war, präsentierten Taunus, Schwarzwald, Thüringer Wald und viele weitere Erhebungen weiße Schneelandschaften – was Erwachsene zum Winterspaziergang animierte und Jüngere (oder Junggebliebene) zu Schneeballschlachten oder Schlittenfahren lockte. Schlittschuhlaufen auf zugefrorenen Seen dürfte jedoch hierzulande nicht auf dem Sportprogramm gestanden haben, braucht es dazu doch eine längere Frostperiode, um das Wasser eines Sees in ausreichender Dicke gefrieren zu lassen. Eine physikalische Besonderheit des Wassers sorgt dafür, dass das Wasser dabei von oben nach unten gefriert: Die sogenannte Anomalie des Wassers. Doch was ist daran so ungewöhnlich?

Normalerweise steigt die Dichte einer Flüssigkeit, wenn die Temperatur sinkt. Das tut sie zwar bei Wasser auch – aber nur bis zu einem Temperaturrückgang bis 4 Grad Celsius (siehe Grafik). Bei dieser Temperatur besitzt Wasser seine größte Dichte, ist also am schwersten. Kühlt man es weiter ab, wird es wieder leichter. Das kühlere Wasser schwimmt dann also auf dem vergleichsweise wärmeren Wasser, bevor es an der Oberfläche zu Eis gefriert.

Normalerweise ist eine Flüssigkeit also leichter als ihre erstarrte Form, Eis jedoch ist leichter als Wasser! Das ist auch der Grund dafür, warum kleine Eiswürfel im Sommer in der Limo schwimmen oder große Eisberge in den Meeren nicht untergehen.

Gäbe es die Anomalie des Wassers nicht, würde das kältere Wasser auf den Grund des Sees absinken und das Gewässer von unten nach oben (statt von oben nach unten) zufrieren. Da die vor weiterer Luftkälte schützende Eisschicht auf dem Wasser fehlen würde, könnten die Gewässer dann tatsächlich von unten nach oben vollständig zu Eis erstarren. Für die tierischen Seebewohner wäre das wohl ein Todesurteil…

Zurück zum Thema “Schlittschuhlaufen”, für das es noch eine weitere Eigenart des Wassers bedarf: Während sich normalerweise Flüssigkeiten unter Anwendung äußeren Drucks verfestigen, ist dies beim Wasser genau umgekehrt. Durch den Druck der Schlittschuhkufe verflüssigt sich das Eis, sodass der Eisläufer auf einer hauchdünnen Wasserschicht gleiten kann. Bei den Autofahrern ist dieser Effekt meist gefürchtet, denn das allgemein bekannte Aquaplaning sorgt auf Straßen für unerwünschte Pirouetten.

Die bevorstehende Milderung durch Tief CHRISTIAN (die am morgigen, turbulent stürmischen Dienstag Schnee in Regen übergehen lässt, siehe Thema des Tages vom 28.11.) ist zwar nur von kurzer Dauer. Aber auch mit der sich anschließend wieder durchsetzenden kälteren Luft dürfte es für zugefrorene Seen wohl noch nicht reichen. Aber Geduld ist eine Tugend und der Winter (der zumal aus meteorologischer Sicht erst übermorgen beginnt) noch lang 🙂

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.11.2021

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