Auf der Suche nach dem Schatz am Ende des Regenbogens

Fast jeder kennt die irische Sage von dem Topf voll Gold am Ende des Regenbogens. Doch bevor der Blick auf das räumliche Ende des Regenbogens fällt, wird der zeitliche Anfang eines Regenbogens betrachtet. Ein Regenbogen ist ein optisches Phänomen, das entsteht, wenn Sonnenlicht auf Regentropfen trifft. Das Sonnenlicht wird von dem Regentropfen zweimal gebrochen, einmal beim Eintritt und einmal beim Austritt. Brechen heißt, dass das Sonnenlicht an der Oberfläche des Tropfens in eine andere Richtung gelenkt wird, als die aus der es kommt. Das Sonnenlicht sieht zwar auf den ersten Blick weiß aus, besteht jedoch aus verschiedenen Farben (Wellenlängen), die unterschiedlich stark gebrochen werden. Genauer wird der blaue Bestandteil (kurze Wellenlängen) des Sonnenlichts stärker gebrochen, der rote (lange Wellenlängen) weniger stark. Dadurch wird das Sonnenlicht in seine unterschiedlichen Bestandteile aufgeteilt und das Auge nimmt nun die unterschiedlichen Farben wahr. Vereinfacht darstellen lässt es sich mit einem Prisma aus Glas.

DWD Auf der Suche nach dem Schatz am Ende des Regenbogens

Bei einem Regenschauer fallen viele Tropfen und an jedem von ihnen wird das Sonnenlicht gebrochen. Wie stark die Brechung ausfällt, hängt davon ab, in welchem Winkel die Sonne steht. Dabei gilt, je höher die Sonne steht, desto kleiner wirkt der Regenbogen. Weiterhin „wandert“ der Regenbogen mit dem Blickfeld des Betrachters und dessen Position zur Sonne und dem Bogen, steht man also an verschiedenen Orten, nimmt man den Regenbogen anders wahr.

Problem, das Ende des Regenbogens zu finden. Begibt man sich auf die Suche, wird man schnell feststellen, dass sich die Position des Regenbogens relativ zum eigenen Standort verändert.
Das zweite Problem ergibt sich, wenn der Einfallswinkel des Sonnenlichts verändert wird. Je höher die Sonne, desto kleiner der Regenbogen. Im Umkehrschluss: je tiefer die Sonne, desto größer der Regenbogen. Bewegt man sich selbst nach oben, desto tiefer steht die Sonne im Blickfeld und sehr schnell ergibt sich daraus das zweite Problem, welche jegliche Chancen auf den Topf voll Gold zunichtemacht. Denn steht die Sonne tief genug, ist für den Beobachter ein Kreis zu sehen – und der hat bekanntlich weder Anfang noch Ende.
Um jetzt auch noch den allerletzten Funken Hoffnung auf den Goldtopf zu nehmen, muss klargestellt werden, dass der Regenbogen immer ein Kreis ist und lediglich durch den Horizont nicht als solcher wahrzunehmen ist.

Abschließend kann man sagen, dass die Kobolde ihre Aufgabe sehr ernst nehmen und es tatsächlich geschafft haben, das allerbeste Versteck für das Gold zu finden.
Wer sich nun dennoch auf die Suche nach dem Topf voll Gold begeben möchte, dem wünschen wir viel Erfolg und starke Nerven. Möglichkeiten dafür bieten sich am heutigen Samstag und morgigen Sonntag sicherlich einige, denn Regenschauer begleiten uns durch das gesamte Wochenende.

Dipl. -Met. Marcel Schmid zusammen mit den Praktikantinnen Jana Schitthof und Carolin Probst
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.09.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Was hat La Niña mit dem Westafrikanischen Monsun zu tun?

In den letzten Wochen und auch aktuell verzeichnen die etwas nördlich vom Äquator liegenden westafrikanischen, teils auch die zentralafrikanischen Staaten doch recht hohe Niederschlagssummen, teils als Tagessummen, teils auch als Starkregenereignisse. Jahreszeitbedingt wirkt in den westafrikanischen Regionen der Sommer-Monsun, der von der Ausprägung her neben anderen Faktoren auch im Zusammenhang steht mit der jeweiligen Phase der El Niño–Southern Oscillation (kurz ENSO).

Aus dem Geschäftsbereich Klima und Umwelt (KU) des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gab es dazu am 31. August 2022 folgende Meldung: In Teilen West- und Zentralafrikas sind nach UN-Angaben durch Überschwemmungen, ausgelöst durch saisonale starke Regenfälle seit Juni, 731 Tausend Menschen betroffen, über 35 Tausend Häuser zerstört und über 125 Tausend Menschen in 17 Ländern vertrieben worden. Nach Angaben des African Centre of Meteorological Application for Development (oder kurz ACMAD) fielen überdurchschnittliche Regenfälle, die auch teilweise von La Niña-Bedingungen beeinflusst waren. Von Überschwemmungen betroffene Länder sind: Republik Kongo, Tschad, Liberia, Nigeria, Niger, die Demokratische Republik Kongo, Gambia, Mauretanien, die Zentralafrikanische Republik, Guinea, die Elfenbeinküste, Senegal, Ghana, Kamerun, Mali und Burkina Faso.

In seiner bahnbrechenden Forschungsarbeit identifizierte Sir Gilbert Walker die interannuellen Schwankungen des Luftdrucks in Meeresspiegelhöhe (SLP) als ENSO-Zirkulation und zeigte deren möglichen Zusammenhang mit globalen Monsunsystemen auf. Über Indien und Westafrika kommt es während El Niño und La Niña vermehrt zu Dürren beziehungsweise zu Überschwemmungen. Mehrere Studien zeigen, dass es eine signifikante Korrelation zwischen ENSO und den Niederschlägen des indischen Sommermonsuns sowie den Niederschlägen in Westafrika gibt. Der Zusammenhang zwischen ENSO und der interannuellen Variabilität der Niederschläge im nördlichen Westafrika (Sahel-Zone) wurde anhand von Beobachtungsdaten und allgemeinen atmosphärischen Zirkulationsmodellen eingehend untersucht. ENSO erklärt nach aktuellen Studien knapp 25 % der gesamten interannuellen Varianz des westafrikanischen Monsunregenfalls.

Als wesentliche meteorologische Antriebe dabei gelten die jeweils unterschiedlichen Meeresoberflächentemperaturen bei einem Warmereignis (El Niño) im Bereich des äquatorialen Pazifiks im Gegensatz zu einem Kaltereignis (La Niña). Daraus resultieren Unterschiede bei der Verteilung des Luftdrucks in Meeresspiegelhöhe (SLP) und somit auch zonale Verschiebungen der Walker-Zirkulation, mit entsprechenden Auswirkungen auf die äquatoriale Niederschlagsverteilung. Die Walker-Zirkulation ist grob gesagt eine abgeschlossene Zirkulation über dem äquatorialen Pazifik. Dabei sinkt die Luft während La Niña über dem Ostpazifik ab, strömt hiernach bodennah westwärts (östliche Winde) bis zum Westpazifik, wird dort zum Aufsteigen gezwungen, um nah an der Tropopause ostwärts zurückzuströmen (Westwinde in der oberen Troposphäre).

Allerdings zeigt die Stärke des Zusammenhangs zwischen ENSO und den saisonalen Niederschlägen während des Monsuns eine gewisse Variabilität auf einer mehrdekadischen Zeitskala. Die Ursachen der Schwankungen auf dieser Zeitskala sind noch nicht hinreichend verstanden. Die zunehmende Dichte und Anzahl der Beobachtungsdaten sowie darauf basierende Modellstudien in den letzten Jahren geben jedoch vermehrt Aufschluss über diese doch sehr komplexen Zusammenhänge.

Dipl. Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Des Regens schöner Klang

Plitsch, plitsch, plitsch-platsch, plitsch-platsch-platsch, plitschplatschplitschplatsch – das Geräusch prasselnden Regens auf dem Dachfenster schien zunächst unwirklich. Ist das noch Traum oder schon Realität? Egal, weiterschlafen, der Wecker hat noch nicht geklingelt. Plitschplatschplitschplatsch – bei diesem wundervollen Klang, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr zu hören war, war es unmöglich, wieder in die Traumwelt zurückzukehren. Mit müden Augen wurde sich also aus dem Bett gekämpft, ran ans Fenster und mit einem Mal war die Müdigkeit wie verflogen: Es waren nicht nur einzelne Regentropfen, die auf die Scheiben prasselten und herabperlten…, nein es regnete Bindfäden. Und unwillkürlich kam die britische Gastfamilie in den Kopf, die stets zu sagen pflegte “it’s raining cats and dogs” ;-)…

Da war klar: Ein Blick aus dem Fenster genügt nicht, ab nach Draußen! Die Balkontür kaum offen, stieg ein bekannter und doch fast vergessener, herrlicher Geruch in die Nase. Oh wie schön ist Petrichor! Eigentlich kein Wunder, dass versucht wird, diesen anziehenden Duft des Regens in Parfums einzufangen – aber ob das gelingt?! Die Regentropfen plätscherten sanftmütig auf die Holzdielen, sammelten sich in den Untersetzern der Kräutertöpfe und selbst der trockenheitserprobte Feigenkaktus schimmerte doch trotz dunkler Nacht in einem saftigeren Grün als sonst, oder nicht?

Nun erst fiel der Blick aufs Handy, “4:07” leuchtete in hellen Ziffern auf und ließ vorahnen, dass an Einschlafen bis zum Klingeln des Weckers in gut einer Stunde nicht mehr zu denken war. Dann konnte doch auch noch ein kurzer Blick aufs Radarbild geworfen werden, oder? Und tatsächlich: Zwei bis drei Stunden würde es bestimmt noch regnen! Herrlich!

DWD Des Regens schoener Klang

Und so verging die Zeit, bis das Klingeln des Weckers den müden Geist und die wieder müde gewordenen Augen aufschreckte und aus dem Dämmerzustand in den aktiven Modus katapultierte. So ähnlich ging es wohl auch dem PC, der gut 1,5 Stunden später aus dem Stand-By-Modus zum Leben erweckt wurde und die ganzen Facetten, Hintergründe und Prognosen präsentierte:
Ein Radarbild (siehe Abbildung 1), das nicht nur in ganz Hessen, sondern auch angrenzend in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg farbige Flächen zeigte – wann gab es das zuletzt?

Die Heldin, die sich das auf die Fahne schreiben kann, war schnell ausgemacht: PEGGY. Das Tief über Großbritannien hatte eine langgestreckte Tiefdruckrinne ausgebildet, die quer über Deutschland lag und in der eben genau dieses großflächige Regenband eingelagert war. Tiefdruckzone respektive Regenband verlagerten sich langsam von Südwest nach Nordost, wobei es dort, also im Norden und Osten, am Nachmittag nochmal interessant werden würde: Die Nähe zu Hoch QUINTIN (siehe Abbildung 2) sorgt für eine “Gegenstromlage” (Ostwind am Boden, Südwestwind in der Höhe), sodass das Regengebiet dort kaum noch weiter vorankommen sollte und über mehrere Stunden teils große Regenmengen prognostiziert wurden.
Auch wenn sicherlich auch dort der Regen für viele eher Segen statt Fluch ist, so bergen Summen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter eine gewisse Gefahr; Straßen können beispielsweise überflutet werden und Keller volllaufen.

DWD Des Regens schoener Klang

 

DWD Des Regens schoener Klang 1 scaled

Und während der Regen im Westen und Südwesten längst abgezogen ist und sich auch hier, beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, beim Blick gen Westen aufgelockerte Bewölkung zeigt (siehe Abbildung 3), ist sich das Kollegium einig: Danke Peggy!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.09.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Der Herbst ist da

Natürlich ist der Herbst meteorologisch schon am 01.09. eingeläutet worden. Astronomisch müssen wir diesbezüglich noch bis zum 23.09. um 03:03 Uhr MESZ warten, denn dann „überquert“ die Sonne den Äquator von Nord nach Süd. Das bedeutet auch, dass genau zu diesem Datum der Tag und die Nacht gleich lange dauern, was dann treffenderweise auch als “Tag-und-Nacht-Gleiche” bezeichnet wird.

Aber beim Blick auf das Wetter kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass der Herbst in dieser Woche beginnt. Denn am heutigen Mittwoch (07.09.) schiebt Tief PEGGY ihre Kaltfront von West nach Ost über Deutschland hinweg. Und damit ist dann auch ein deutlicher Rückgang der Temperaturen verbunden, der allerdings in zwei Stufen vonstattengeht. Während gestern die beiden DWD-Stationen Köln-Stammheim mit 32,1 °C und Bad Neuenahr mit 32,0 °C die “32-Grad-Schwelle” überspringen konnten, werden die Spitzenreiter heute wohl nur noch 28 °C, eventuell auch knapp 29 °C vermelden. Und da die kältere Luft von Westen herankommt, sollten die Temperatur-Tops auch eher im Osten oder Südosten als entlang der Rhein-Schiene auftreten.

Der zweite Schritt des Temperaturrückgangs vollzieht sich dann am Donnerstag. Entlang der Neiße und auch am Oberrhein kratzen die Höchstwerte nochmal an der “25-Grad-Marke”, meist liegen die Spitzenwerte aber in einer Spanne von 18 °C bis 22 °C. Zugegeben: So richtig herbstlich hört sich das nicht an, aber wir sprechen ja auch noch nicht vom Spätherbst, sondern vom Herbstbeginn.

Und der hat sich in der vergangenen Nacht im Westen auch schon mit Schauern und Gewittern bemerkbar gemacht. Speziell in der Eifel und über dem angrenzenden südlichen Niederrhein hat es teils kräftig gewittert, wie man in der folgenden Abbildung erkennen kann.

DWD Der Herbst ist da

Dort sind die aus den Radarreflektivitäten abgeleiteten 12-stündigen Niederschlagssummen bis zum heutigen Mittwochmorgen um 08:00 MESZ dargestellt. Südlich von Köln sind demzufolge punktuell sogar über 60 mm (Liter pro Quadratmeter) zusammengekommen. Aber auch im Siegerland, im Bergischen Land oder in der Pfalz hat es ordentlich geschüttet – und das zumeist begleitet von einer beeindruckenden Blitzrate.

In der rechten Grafik sind die Blitze von gestern Abend 20:00 MESZ bis heute Morgen 08:00 MESZ zu sehen. Entsprechend ihres zeitlichen Auftretens sind diese eingefärbt (grün: Blitze zu Beginn des Zeitraumes, rot: Blitze zum Ende des Zeitraumes). Innerhalb des dargestellten Ausschnitts und 12-stündigen Zeitfensters wurden insgesamt 67.265 Blitze registriert. Davon dürften – auf Basis der Grafik grob geschätzt – etwa 30.000 über Deutschland gelegen haben.

Und in den kommenden Tagen geht es verbreitet gewittrig weiter. Vor allem in der Nacht zum morgigen Donnerstag kommen aus Südwesten neue und teils kräftige Gewitter hereingezogen. Zwar besteht dann lokal wieder die Gefahr von Überflutungen, aber im Grundsatz ist der Regen ja willkommen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Der Herbst ist da 1

 

Taifun HINNAMNOR

Bereits Ende August formierte sich in der östlichen Philippinensee ein tropisches Tief, das unter Intensivierung zunächst nord- später jedoch westwärts zog. Rasch erreichte das Tief Taifun-Status und bekam schließlich am frühen Abend des 30. Augusts den Stempel Supertaifun – HINNAMNOR ist somit der erste der Saison 2022. In der darauffolgenden Nacht erreichte er mit einem berechneten Kerndruck von 920 hPa und einer Windgeschwindigkeit von 260 km/h Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala.

Auf dem weiteren Weg westwärts schwankte die Stärke des Taifuns zwischen 4 und 5 auf der Hurrikanskala. Als er schließlich am 1. September (Donnerstag vergangene Woche) in philippinisches Hoheitsgebiet eindrang, wurde er von den dortigen Behörden in HENRY umbenannt. Vor den Philippinen lag zu der Zeit ein weiteres tropisches Tief (GARDO), welches die Verlagerung HINNAMNORs bremste und für eine deutliche Abschwächung des Taifuns sorgte. Nach und nach wurde das Tief vom Taifun aufgenommen, zeitgleich ergoss sich vor allem über den Norden der Philippinen heftiger Regen, der für Überschwemmungen und Erdrutsche sorgte. Die zum Taifun gehörigen Orkanböen sorgten an den Küsten für Wellen bis zu 5 Meter Höhe.

Am späten Freitagabend (mitteleuropäischer Zeit) machte sich HINNAMNOR, mittlerweile abgeschwächt zu einem Taifun der Kategorie 1, auf den Weg nordwärts in Richtung Ryukyu Inseln. In der Ostchinesischen See konnte er sich wieder etwas verstärken und erlangte erneut Kategorie 2 und am Sonntag (04. September) vorübergehend sogar wieder Kategorie 3 auf der Saffir-Simpson-Skala. Am Montagabend erreichte der Taifun (mit Kategorie 2) Südkorea auf Höhe der Stadt Geoje. Er brachte in der Stadt Muan Windböen bis zu 110 km/h. In Pohang, im Südosten des Landes, fielen in 6 Stunden 108 Liter Regen pro Quadratmeter. Aus etlichen Regionen wurden Überschwemmungen, meterhohe Wellen und Erdrutsche gemeldet.

Kurz nachdem der Taifun auf Südkorea getroffen ist, wurde er vom joint typhoon warning center (jtwc) zu einem extratropischen Tief herabgestuft. Er ist nun unter der Beobachtung der JMA (Japan meteorological agency), die ihn weiter als schweren tropischen Sturm führt. Aktuell weist er noch einen Kerndruck von 975 hPa auf und hat Windböen von etwa 160 km/h im Gepäck. HINNAMNOR bewegt sich laut japanischem Wetterdienst mit einer Geschwindigkeit von etwa 70 km/h nach Nord-Nordost über das Japanische Meer in Richtung Ostrussland.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Taifun HINNAMNOR

Gordon Bennett Cup 2022

Der Gordon Bennett Cup oder “Coupe Aéronautique Gordon Bennett”, ist die älteste Luftsportveranstaltung der Welt und wurde von James Gordon Bennett Jr. ins Leben gerufen. Er war Zeitungsverleger des “New York Herald”, aber vor allem auch Abenteurer und sorgte mit privat finanzierten Expeditionen selbst für seine Schlagzeilen. So initiierte er einen Wettbewerb für Gasballone dessen erster Wettkampf 1906 vom Jardin des Tuileries in Paris aus startete. Die Regeln des Wettkampfes sind einfach. Es kommt nicht auf die Geschwindigkeit an, es gibt auch kein eindeutiges Ziel. Gewonnen hat die Mannschaft mit größtmöglicher Distanz (Luftlinie) zwischen Startplatz und Landung, egal wie lange sie dafür brauchen.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Ballonen – Heißluftballone und Gasballone. Warum ein Ballon überhaupt steigt, schwebt und wieder sinkt liegt am archimedischen Prinzip. Dabei spielt die mittlere Dichte des gesamten Konstrukts (Ballonhülle, Luft/Gas in der Ballonhülle, Korb, Besatzung) die entscheidende Rolle. Bei Heißluftballonen sorgt die Erwärmung der Luft innerhalb der Ballonhülle für eine geringere Dichte, sodass der Ballon einen Auftrieb erfährt. Kühlt sich die Luft im Ballon ab, sinkt er wieder zu Boden. Der Pilot kann also mit der Erwärmung der Luft den Auftrieb kontrollieren. Gasballone hingegen haben eine geschlossene Ballonhülle, die mit Wasserstoff gefüllt wird. Wasserstoff hat eine geringere Dichte als das Luftgemisch der Troposphäre und steigt somit auf. Damit hier der Pilot das Aufsteigen und Absinken kontrollieren kann, lässt er entweder Gas ab zum Sinken oder er wirft Ballast ab (in der Regel Sand) um das Eigengewicht zu reduzieren und damit zu steigen.

Im Gegensatz zu anderen Luftfahrzeugen kann ein Ballonfahrer also nur die vertikale Bewegung steuern und nicht direkt in der Horizontalen manövrieren. Der Ballon fährt immer mit dem Wind, er fliegt also nicht (er hat ja auch keine Flügel). Daher ist es für die Piloten enorm wichtig, sich ständig über die aktuellen Wind- und Wetterverhältnisse zu informieren. Da bei dem Rennen jeder mehr oder weniger mit demselben Equipment fährt (jeder Ballon darf nur maximal ein Volumen von 1000 Kubikmeter haben), spielt das Geschick des Piloten und die Beratung des Meteorologen die entscheidende Rolle. Jedes Team hat dabei seinen eigenen “Wetterfrosch” in seinem Unterstützungsteam.

“Bereits im Vorfeld des Rennens werden mehrere Vorwärtstrajektorien gerechnet um die optimale Route herauszufinden. Dabei spielt vor allem auch die Modellkonsistenz eine Rolle, da der Wettkampf ja über mehrere Tage gehen kann.”, sagt Diplom Meteorologin Heidi Schmid, die mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der meteorologischen Ausbildung und auch selbst als Ballonpilotin das österreichische Team AUT-1 berät. Die Wetterberatung erfordert einiges an meteorologischem Wissen, geographischen Kenntnissen und auch Fachwissen über das Luftgerät. Der mitgenommene Ballast ist dabei der limitierende Faktor. Wenn der Ballast ausgeht, ist die Fahrt zu Ende. Es gilt also nicht nur die Route mit den stärksten Windgeschwindigkeiten zu finden, sondern auch die ballast-sparsamste. So erfordert zum Beispiel ein nächtliches Aufsteigen mehr Ballastabwurf als ein Aufsteigen in den Frühstunden. Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Ballonhülle erreichen, erwärmt sich das Gas und die Dichte wird geringer. Das heißt der Ballon erfährt automatisch Auftrieb. Auch ein “Schwimmen” auf einer Inversion kann da von Vorteil sein, denn eine Inversion bedeutet auch immer ein Dichtesprung in der Atmosphäre. All diese taktischen Überlegungen machen den Wettbewerb für Piloten und Meteorologen so spannend.

Dieses Jahr starteten 17 Teams aus acht verschiedenen Nationen. Der Startplatz lag im schweizerischen St Gallen. Die Wetterbedingungen am Start waren nicht ganz einfach. Eine Tiefdruckrinne entwickelte sich von den Britischen Inseln nach Südfrankreich. Am Nachmittag sollte diese Schauer- und Gewitterträchtige Zone auch die Schweiz erreichen. Zum Glück konnte der geplante Starttermin noch vor der Schauer- und Gewitterlinie planmäßig um 16 Uhr stattfinden. Zunächst war das Teilnehmerfeld noch dicht beieinander und fuhr mit der Höhenströmung ostnordostwärts über den südlichen Bodensee in Richtung Allgäu. Doch schon bald gab es den ersten Ausreißer. Das Team von AUT-1 stieg in größere Höhen auf, in diesem Level herrscht ein stärkerer Wind vor, der zudem den Ballon auf eine südlichere Zugbahn brachte als den Rest des Feldes. Am Abend ging es in einer Höhe von über 3500 Metern auf der Führungsposition über die Zugspitze. Die Strategie dahinter: Möglichst schnell, möglichst viel Strecke zu machen um eine lange Fahrt über mehrere Tage zu vermeiden.

Das Leben in einem Ballon ist nämlich nicht gerade luxuriös. Essen, Trinken, warme Kleidung, Sauerstoffflaschen (wenn man in größeren Höhen unterwegs ist), sowie Funkgeräte mit genügend Stromkapazität muss alles mit in den Korb. Eine Zwischenlandung ist nicht erlaubt. Es gibt ein kleines Türchen im Korb das sich öffnen lässt, damit man beim Schlafen die Füße raushängen kann. Das klingt alles andere als gemütlich. Einige Teams sind aber hartgesotten. Für sie zählt nur der Sieg. Dafür braucht man bei der aktuellen Wetterlage eine andere Strategie. Am Rande eines schwachen Höhenrückens, der sich vom Mittelmeer nach Osteuropa erstreckte, fuhren sie weiter in südöstliche Richtungen über Österreich hinweg in Richtung Serbien.

Am Sonntag wurde es dann zunehmend schwierig mit dem Weiterkommen. Über Serbien, Rumänien bzw. Bulgarien waren kaum Luftdruckgegensätze auszumachen, sodass vor allem in der unteren Atmosphäre nur geringe Windgeschwindigkeiten vorherrschten. Die Strategie hier heißt dann “Abwarten und Tee trinken” oder was man halt so im Korb noch hat. Denn für Montag war eine Wetterumstellung in Aussicht. Der Rücken sollte sich verstärken und somit die Windgeschwindigkeiten wieder zunehmen. Bei gleichzeitiger Winddrehung auf Süd, wäre eine Landung auf Kreta möglich gewesen. Doch in der Nacht zum Montag ist die Entscheidung anders ausgefallen. Die Gefahr von Gewittern auf dem Weg nach Griechenland war zu hoch. Am heutigen Montag sind die letzten Ballone zu Boden gegangen. Das Sieger-Team GER-3 mit den Piloten Wilhelm und Benjamin Eimers kommt aus Deutschland und landete in den Frühstunden in Bulgarien 1572 km vom Startplatz in St Gallen entfernt. Damit wird der Gordon Bennett Cup 2024 von Deutschland (2023 nochmals in der Schweiz) aus starten, was bestimmt viele Ballonsport-Fans und Flugmeteorologen freuen wird.

MSc Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Gordon Bennett Cup 2022

Regen in der kommenden Woche

In der kommenden Woche steht bei den verschiedenen Wettervorhersagemodellen einiges an Regen auf der Agenda. In den Regionen, in denen es in den vergangenen Wochen geregnet hat, wird darauf wahrscheinlich nicht sehnsüchtig gewartet. Aber es gibt auch noch “Ecken” in Deutschland, beispielsweise das östliche Rhein-Main-Gebiet oder Teile des Niederrheins, in denen weiterhin seit Wochen auf Regen gewartet wird.

Die großräumige, sozusagen synoptische “Geschichte” des Wetters bis zum kommenden Freitag ist dabei recht leicht erzählt – und sie unterscheidet sich von Vorhersagemodell zu Vorhersagemodell kaum. Es ist die Geschichte von Tief PEGGY (über dem Ostatlantik) und Hoch QUINTIN (über Skandinavien und dem Nordmeer). Beide rangeln um Macht und Einfluss auf das Wetter, wobei sich PEGGY mehr und mehr durchsetzen kann. Das bedeutet am Montag noch allgemein viel Sonne. Am Dienstag kommt es in der von PEGGY in den Westen und Süden transportierten feucht-warmen Luft schon verbreitet zu Schauern und Gewittern. Und ab Mittwoch, wenn PEGGYs Frontensystem uns von West nach Ost überquert, kann es in ganz Deutschland – auch kräftige – Schauer und Gewitter geben.

Soweit – so (relativ) einfach. Das Problem dabei ist aber die regionale Verteilung der Schauer und Gewitter. Und an dieser Stelle zeigt jedes Vorhersagemodell seine ganz eigenen Vorstellungen. Das ist auch deutlich in der beigefügten Grafik zu erkennen . Sie zeigt die akkumulierten Regenmengen bis in die Nacht zum kommenden Samstag, auf der linken Seite vom Vorhersagemodell IFS des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF), auf der rechten Seite vom DWD-Modell ICON.

Einig ist man sich darin, dass es verbreitet regnen soll. Im Detail zeigen sich dann aber deutliche Unterschiede. Während IFS z. B. für Karlsruhe und das angrenzende Nordbaden nur 5 bis 10 mm (Liter pro Quadratmeter) vorhersagt, würde sich laut ICON dort über 40 mm aufsummieren. Anders verhält es sich rund um die Mecklenburgische Seenplatte. Im Gegensatz zum dort mit lediglich 5 bis 10 mm sehr verhalten auftretenden ICON geht IFS in die Vollen: Satte 40, lokal sogar über 60 mm werden von den europäischen Kollegen an Niederschlag avisiert.

Das Problem ist, dass es bei der Niederschlagsprognose von Schauern und Gewittern nicht nur auf die großräumigen Zirkulationsmuster, sondern auch auf viele kleinräumige Faktoren ankommt. Dies sind z.B. die Windstärke- und Richtung in verschiedenen Höhen, die horizontale und vertikale Feuchteverteilung, die Einstrahlung, die Temperatur und die Temperaturschichtung – um nur einige wenige zu nennen. Wesentlich ist, dass Unterschiede im Detail teils große Auswirkungen auf die räumliche Verteilung und Intensität der Niederschläge haben können.

Bezüglich der zu erwartenden Intensität der Niederschläge liegt ein weiteres Problem im Charakter der hier beispielhaft betrachteten Vorhersagemodelle. Als typische Vertreter der Kategorie “Globalmodell” (also als Modell mit globaler Vorhersage) ist die räumliche Auflösung der Modellphysik gröber als bei hochauflösenden (und damit zumeist räumlich limitierten) Vorhersagemodellen. Das bedeutet aber auch, dass Niederschlagsspitzen etwas “verwaschen” werden. Mit anderen Worten: Punktuell können über den betrachteten (und ja auch recht langen) Zeitraum durchaus mehr als die von IFS simulierten knapp 80 mm an der Südspitze des Kummerower Sees in Mecklenburg-Vorpommern fallen.

Leider bedeutet das gesagte letztendlich, dass es für genaue Aussagen über die zu erwartenden Niederschlagsmengen noch zu früh ist. Das ist einerseits unbefriedigend – bietet aber Hoffnung für alle, die mit der Vorhersage für ihre Region aktuell (noch) unzufrieden sind.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Regen in der kommenden Woche

Deutschlandwetter im Sommer 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 22,6 °C — Abweich. +3,9 Grad

2. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) 22,3 °C — Abweich. +3,7 Grad

3. Platz: Mannheim (Baden-Württemberg) 22,2 °C — Abweich. +3,5 Grad

Besonders kalte Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 15,7 °C — Abweich. +3,5 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 15,7 °C — Abweich. +3,5 Grad

3. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 15,9 °C — Abweich. +3,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Aschau-Stein (Bayern) 554,7 l/m² — 72 Prozent

2. Platz: Ramsau-Schwarzeck (Bayern) 551,0 l/m² — 83 Prozent

3. Platz: Balderschwang (Bayern) 549,5 l/m² — 71 Prozent

Besonders trockene Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Bad Kissingen (Bayern) 28,5 l/m² — 15 Prozent 2. Platz: Hannover/Kleingartenverein (Niedersachsen) 34,7 l/m² — 17 Prozent 3. Platz: Karlstadt (Bayern) 36,3 l/m² — 20 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Lahr (Baden-Württemberg) 973 Stunden — 136 Prozent

2. Platz: Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) 961 Stunden — 149 Prozent

3. Platz: Saarbrücken-Ensheim (Saarland) 953 Stunden — 143 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Hattstedt (Schleswig-Holstein) 675 Stunden — 113 Prozent

2. Platz: Leck (Schleswig-Holstein) 675 Stunden — 105 Prozent

3. Platz: List/Sylt (Schleswig-Holstein) 676 Stunden — 96 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Jahreszeitenüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter .

Dipl.-Met. Christian Throm, Meteorologe

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im August 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im August 2022*

1. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) – 23,7°C – Abweichung +4,9 Grad

2. Platz: Frankfurt am Main (Hessen) – 23,7°C – Abweichung +5,4 Grad

3. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) – 23,7°C – Abweichung +4,9 Grad

Besonders kalte Orte im August 2022*

1. Platz – Carlsfeld (Sachsen) – 16,2°C – Abweichung +3,7 Grad

2. Platz – Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) – 16,5°C – Abweichung +2,4 Grad

3. Platz – Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) – 16,7°C – +3,6 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im August 2022**

1. Platz: Babenhausen (Bayern) – 259,3 l/m² – 237 Prozent

2. Platz: Wertach-Bichel (Bayern) – 256,6 l/m² – 129 Prozent

3. Platz: Dietenheim (Baden-Württemberg) – 256,0 l/m² – 260 Prozent

Besonders trockene Orte im August 2022**

1. Platz: Mansfeld-Annarode (Sachsen-Anhalt) – 0,9 l/m² – 2 Prozent

2. Platz: Altertheim-Oberaltertheim (Bayern) – 2,0 l/m² – 3 Prozent

3. Platz: Bad Soden-Salmünster (Hessen) – 2,1 l/m² – 3 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im August 2022**

1. Platz: Lahr (Baden-Württemberg) – 320 Stunden – 139 Prozent

2. Platz: Saarbrücken-Ensheim (Saarland) – 319 Stunden – 148 Prozent

3. Platz: Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) – 315 Stunden – 151 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im August 2022**

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) – 210 Stunden – 113 Prozent

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) – 211 Stunden – 115 Prozent

3. Platz: Angermünde (Brandenburg) – 211 Stunden – 94 Prozent

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Christian Throm, Meteorologe

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die “Atmosphäre” des Mondes

Im Rahmen der Artemis-Mission der NASA ist geplant, dass seit 1972 erstmals wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Frühestens 2025 soll dies der Fall sein. Neben ihren Forschungsaufgaben, wie zum Beispiel der Untersuchung von Wasser- bzw. Eisvorkommen (wurden vor knapp zwei Jahren am Südpol des Mondes entdeckt), bleibt aber sicherlich auch etwas Zeit, um die einzigartige Stimmung auf dem Mond zu genießen. Den Blick auf das Wetterradar kann sich das Astronautenteam dabei sparen, denn wettertechnisch hat der Mond nicht viel zu bieten. Es fehlt ihm schlicht und ergreifend eine dafür notwendige Atmosphäre, also ein ihn umhüllendes Gasgemisch.

Das liegt aber nicht etwa daran, dass er kein Planet ist, denn der Titan (größter Mond des Saturn) kann beispielweise eine solche vorweisen. Auch bei Planeten ist ihr Vorhandensein wahrlich keine Selbstverständlichkeit, auch wenn in unserem Sonnensystem mit Ausnahme des Merkurs alle Planeten über eine mehr oder weniger gut ausgeprägte Atmosphäre verfügen. Für ihren “Erwerb” muss ein Himmelskörper diverse Voraussetzungen erfüllen.

Einen im wahrsten Sinne des Wortes massiven Vorteil hat ein Himmelskörper, der ein große Masse besitzt. Denn je schwerer er ist, desto größer ist auch seine Anziehungskraft auf andere Teilchen, z. B. eben auf Gasmoleküle. Anders ausgedrückt: Ist ein Himmelskörper zu leicht, also seine Anziehungskraft zu gering, kann er keine Gase in seiner Nähe halten. Sie würden in den Weltraum “abhauen”.

Von Nachteil ist dagegen ein “erhitztes Gemüt”. Je höher nämlich die Temperatur auf der Oberfläche ist, desto größer ist auch die Bewegungsenergie der dortigen Gasmoleküle. Das wiederum hat einen direkten Einfluss auf ihre Geschwindigkeit, die dabei nämlich ebenfalls zunimmt. Tja, und ab einer bestimmten Geschwindigkeit können sich die Gasteilchen letztendlich von der Anziehungskraft des Himmelskörpers losreißen und in den unendlichen Tiefen des Weltalls verschwinden.

Ein letzter Punkt, der sich positiv auf den Erhalt einer Atmosphäre auswirkt, bezieht sich auf die Gase selbst, die auf einem Himmelskörper z. B. durch Ausgasen (Gasaustritt aus festem oder flüssigem Material) entstehen. Da Gasmoleküle mit einem kleineren Molekulargewicht schneller sind als die mit einem größeren, stehen für Erstere die Chancen deutlich besser, dem Anziehungsfeld des Himmelskörpers zu entkommen.

Die Erde konnte sich in all diesen Punkten behaupten und verfügt somit über die Zusammensetzung des Gasgemisches, das unsere Atmosphäre ausmacht und dort bis zu einer Höhe von etwa 100 km über dem Erdboden recht konstant vorhanden ist: 78,08 % Stickstoff, 20,95 % Sauerstoff, 0,93 % Argon und weniger als 1 % Spurengase (z.B. Kohlendioxid). Der Wasserdampf, der den wichtigsten Bestandteil für unser Wetter darstellt, nimmt aufgrund starker räumlicher und zeitlicher Schwankungen etwa 1 bis 4 % der Luft ein.

Der Mond muss dagegen ohne Atmosphäre auskommen – zumindest im wissenschaftlichen Sinne. Atmosphäre im Sinne von Ästhetik und Stimmung bietet er aber allemal.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.09.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Die Atmosphaere des Mondes