Herbstliches Wetter im Hochsommer. Eine markante Sturmlage steht an!

Das unbeständige, windige und kühle Wetter der vergangenen Woche setzte sich auch am Wochenende fort. Dabei werden wir am heutigen Samstag gleich von zwei Tiefdruckgebieten in die Zange genommen. Eine Zyklone verlagert sich von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa und sorgt am morgigen Sonntag bei uns für zahlreiche Schauer und lokale Gewitter. Dabei nimmt an der Südseite des Tiefs bei zunehmendem Druckgradienten der Wind deutlich zu. So legt sich am Sonntag ein stärkeres Windfeld über den Süden Deutschlands. Dann sind dort bis in die Niederungen einzelne stürmische Böen möglich. In den südlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand treten teils schwere Sturmböen auf. Zudem fließt auf der Rückseite des Tiefs erneut maritime Polarluft ein.

Doch das Hauptaugenmerk liegt auf die Zyklone ZACHARIAS (int PETAR). Diese befindet sich am heutigen Samstag über Ungarn. Dabei wird an dessen Ostseite feuchtwarme Mittelmeerluft nach Norden geführt. Dadurch entstehen intensive Niederschläge, die bereits am Freitag unwetterartige Niederschlagsmengen in Südosteuropa gebracht haben. So fielen in den Jülischen Alpen im Nordwesten Sloweniens innerhalb von 72 Stunden bis zu 272 Liter pro Quadratmeter. Aber auch in den anderen Gebieten in den südöstlichen Alpen kamen lokal über 200 Liter pro Quadratmeter in diesem Zeitraum zusammen.

Zacharias verlagert sich auf seiner VB ähnlichen Zugbahn (näheres siehe ) bis Montag über Polen in Richtung Skandinavien. Dabei erfährt das Tief über Nordpolen eine deutliche Intensivierung. Laut den aktuellen Prognosen erreicht es in der Nacht zum Dienstag voraussichtlich einen minimalen Kerndruck von unter 980 Hektopascal. Gleichzeitig nimmt der Druckgradient an der Südwestflanke von Zacharias deutlich zu, sodass sich der Wind vor allem über der Ostsee markant verstärkt. So erwarten wir am Montag im Norden und Nordosten eine Zunahme des Windes. Dann sind nordöstlich einer Linie vom Emsland bis nach Brandenburg verbreitet stürmische Böen zu erwarten. An den Küsten treten Sturmböen auf. An der Ostseeküste auch schon erste schwere Sturmböen.

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Zum Abend hin und in der Nacht auf Dienstag wird nach jetzigem Stand an der Ostseeküste der Höhepunkt erreicht. Dann treten entlang der Ostseeküste häufiger schwere Sturmböen auf, zeitweise sogar orkanartige Böen. Über der Ostsee sind auch einzelne Orkanböen möglich. Im norddeutschen Binnenland nimmt der Wind dann aber schon wieder etwas ab. An den Küsten hält die Sturmlage aber bis Dienstagabend an. Bis dahin gilt für alle Urlauber sich einen geschützten Platz zu suchen und zu warten, bis der in diesem Jahr bereits zweite Sommersturm vorbei ist.

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Und für alle Sommerfans gibt es zum Schluss auch noch gute Nachrichten! Denn ab der Wochenmitte setzt sich von Südwesten zunehmend Hochdruckeinfluss mit viel Sonnenschein und deutlich ansteigenden Temperaturen durch.

M.Sc.Nico Bauer ( Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2023
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“Rollende” Wolken im Mittelmeer

Am gestrigen Donnerstag (03.08.2023) zeigte sich im Mittelmeer eine recht selten zu beobachtende “roll cloud” (auf Deutsch weniger üblich “Rollwolke”). Dabei handelt es sich um eine längliche, typischerweise nicht allzu hohe und röhrenförmige Wolke, die sich scheinbar um eine horizontale Achse zu rollen scheint.

DWD Rollende Wolken im Mittelmeer

Die Entstehung dieser außerordentlichen Wolke ist bislang allerdings noch nicht vollständig verstanden. Im Mittelmeer konnte man gestern eine Druckwelle beobachten, die sich in Südfrankreich in Zusammenhang mit einem Kaltluftvorstoß formierte und sich in südliche Richtungen fortbewegte. Darüber hinaus konnte man auch eine sogenannte Konvergenz in Erdbodennähe beobachten (siehe ). Dabei trafen Winde aus verschiedenen Richtungen aufeinander (vorderseitig herrschte südlicher Wind, rückseitig nördlicher Wind), wodurch die Luft in die Höhe ausweichen musste. Diese Konvergenz bewegte sich in der Folge als große, turbulente Welle fort.

Die Wolkenwelle kann man sich wie eine Wasserwelle mit einer geraden Kammlinie vorstellen, nur eben aus Luft. Das Besondere an dieser speziellen Welle ist nun, dass sie sich recht stabil über große Distanzen ohne Änderung ihrer Form fortsetzen kann. Die gestrige Mittelmeerwelle legt rund 400 Kilometer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund 15 km/h zurück und erstreckte sich zeitweise auf eine Länge von etwa 600 km. Dabei ist die Welle an sich nur wenige Hunderte Meter bis wenige Kilometer hoch und breit.

Deutlich berühmter ist übrigens eine australische “roll cloud“, die sogenannte “Morning Glory Cloud“. Jedes Jahr im australischen Frühling, wenn in unseren Breiten der Herbst allmählich Einzug hält, zieht es “Wolkensurfer” in den Golf von Carpentaria im Norden Australiens. Denn von September bis November tritt dieses beeindruckende Phänomen dort aufgrund der besonderen Land-See-Verteilung sogar einigermaßen regelmäßig auf. Den Namen hat die “Morning Glory Cloud” ursprünglich durch ihre morgendliche Ankunftszeit an der Küste in Queensland (Australien) erhalten. Bei günstigen Bedingungen können auch mehrere dieser Wolkenschlangen in einer regelmäßigen Anordnung hintereinander gesichtet werden.

Viele Menschen sind fasziniert von diesem Phänomen. So ist es wenig verwunderlich, dass Ende September das “Morning Glory Festival” zu Ehren des Phänomens in der Kleinstadt Burketown (Australien) stattfindet. Außerdem handelt es sich meteorologisch gesehen um eine äußerst interessante und eigentlich sehr selten anzutreffende Wolkenform. Entsprechend widmen sich auch Wissenschaftler der Erforschung dieser Wolke. Seit dem Jahr 2017 wurde die Wolkenart sogar im offiziellen Wolkenatlas der UN-Unterorganisation für Meteorologie (kurz: WMO) aufgenommen und als “Strato- bzw. Altocumulus volutus” benannt.

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Aber auch unter Drachen- und Segelfliegern wird es zunehmend ein Sport, diese faszinierende Wolke zu “surfen”. An der Frontseite der Welle kommt es zu Aufwinden, mit welchen die Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen werden und so den Gleitschirmfliegern ideale Bedingungen zum Wolkensurfen bieten. Im hinteren Bereich sinkt die Luft hingegen wieder ab. Deshalb sollten sich nur erfahrene Flieger auf das Abenteuer einlassen.

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Aber nicht nur im Mittelmeer oder im australischen Golf von Carpentaria kann sich die “roll cloud” bilden. Es gibt weitere Beobachtungen auf der ganzen Welt, wie beispielsweise von Daniela Mirner Eberl im Januar 2009 in Maldonado, Uruguay festgehalten. Allerdings ist der Australische Golf bisher der einzig bekannte Ort, an dem diese faszinierende Wolke einigermaßen regelmäßig auftritt und auch vorhersagbar ist, was es für Wissenschaftler einfacher macht, dieses Phänomen zu beobachten und zu untersuchen.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.08.2023
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Hundstage fallen in diesem Jahr ins Wasser

Vor allem in den mittleren Landesteilen und teils im Süden startet der heutige 3 August 2023 mit viel Wind und einzelnen stürmischen Böen bis in die Niederungen. Auf dem Brocken im Harz wehte der Wind sogar zeitweise mit voller Orkanstärke. Dabei lagen die Temperaturen auch zur Mittagszeit häufig bei unter 20 Grad.

Verantwortlich hierfür ist das kräftige Tiefdruckgebiet XAN mit Zentrum über Südschweden, welches auf seiner Rückseite mit einer strammen Strömung subpolare Luft nach Deutschland führt. In dieser recht labil geschichteten Luftmassen entwickeln sich weitere, teils kräftige Schauer und Gewitter.

Diese zyklonale (tiefdruckgeprägte) Westwetterlage, die uns schon seit einiger Zeit beschäftigt hält auch in den kommenden Tagen vorerst noch an. Dabei ziehen vom Atlantik ausgehend immer wieder kräftige Tiefdrucksysteme in Richtung nördliches Mitteleuropa und sorgen bei uns neben reichlich Regen auch für einen gebietsweise kräftigen Wind.

Somit verlagert sich bereits am Wochenende das nächste Tiefdruckgebiet von den Britischen Inseln in Richtung Mitteleuropa. Dabei frischt an dessen Südseite der Wind zeitweise wieder stürmisch auf, sodass vor allem in den etwas höheren Lagen im Süden mit Sturmböen gerechnet werden muss. Gleichzeitig kommen neue kräftige Regengüsse auf. Damit kommen im Westen und im Süden nochmals verbreitet 10 bis 30 mm zusammen. In den westlichen Mittelgebirgen und vor allem am Alpenrand gebietsweise auch deutlich mehr. Die Niederschläge im äußersten Südosten fallen in Verbindung mit einem vom zentralen Mittelmeer nordwärts ziehen Tief. Dort sind unwetterartige Dauerregenmengen möglich. Die Verteilung der Niederschläge bis in die Nacht zum Dienstag, sowie die erwarteten Windböen für Sonntagmittag finden Sie in der beigefügten Grafik.

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Auf der Rückseite der Zyklone fließt zum Sonntag erneut ein Schwall polarer Kaltluft ein, sodass die Temperaturen im Vergleich zu den Vortagen noch etwas zurückgehen. Dann wird im Süden selbst in den Niederungen die 20 Grad Marke nicht mehr erreicht. Stattdessen weht dort ein lebhafter Wind. Dadurch liegen die gefühlten Temperaturen lokal nur bei 12 bis 15 Grad.

Aber es gibt Hoffnung für alle Sommerfans! Zur Wochenmitte nimmt der Hochdruckeinfluss von Südwesten allmählich zu, sodass die Niederschlagsaktivität abnimmt und wir uns wieder bei steigenden Temperaturen auf mehr Sonnenschein freuen können. Dies lässt sich auch im 10 Tagestrend für Stuttgart-Echterdingen erkennen. Ob es auch wieder für Badewetter bei hochsommerlichen Temperaturen reicht ist noch unsicher. Nichtdestotrotz stehen die Chancen auf ein paar sonnige und warme Sommertage ab der Wochenmitte relativ gut.

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M.Sc Nico Bauer (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.08.2023
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Deutschlandwetter im Juli 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juli 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 21,6 °C +2,1 Grad
2 Freiburg Baden-Württemberg 21,4 °C +2,6 Grad
3 Mannheim Baden-Württemberg 21,4 °C +1,9 Grad

Besonders kalte Orte im Juli 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 14,2 °C +1,5 Grad
2 Wasserkuppe Hessen 15,4 °C +2,3 Grad
3 Schierke Sachsen-Anhalt 15,5 °C +1,9 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Oberstdorf Bayern 267,6 l/m² 125 %
2 Joldelund Schleswig-Holstein 262,9 l/m² 306 %
3 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 233,1 l/m² 140 %

Besonders trockene Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Bad Lauchstädt Sachsen-Anhalt 19,1 l/m² 40 %
2 Mücheln/Geiseltal-Stöbnitz Sachsen-Anhalt 21,8 l/m² 42 %
3 Bernburg an der Saale Sachsen-Anhalt 23,1 l/m² 47 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Dresden-Klotzsche Sachsen 275 Stunden 131 %
2 Berlin-Dahlem Berlin 273 Stunden 125 %
3 Nossen Sachsen 273 Stunden 148 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Oberstdorf Bayern 174 Stunden 87 %
2 Reichshof-Eckenhagen Nordrhein-Westfalen 182 Stunden 97 %
3 Bremervörde Niedersachsen 182 Stunden 92 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
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Verregneter Start in den August

Nach einer vergleichsweise heißen ersten Julihälfte, in der gebietsweise auch längere Trockenheit vorherrschte, wurde insbesondere in den letzten Tagen die Monatsbilanz des Julis noch einmal deutlich aufpoliert. Deutschlandweit fielen innerhalb des vergangenen Monats rund 100 Liter pro Quadratmeter. Dabei wurde die international gültige Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 30 % übertroffen, im Vergleich zur Referenzperiode von 1991 bis 2020 waren es immerhin noch 15 %.

DWD Verregneter Start in den August

In der vergangenen Nacht (von Montagabend um 20 Uhr bis Dienstagmittag um 12 Uhr) wurde insbesondere im Bereich der Mittelgebirge noch einmal kräftig an der Juli-Bilanz geschraubt. Von der Eifel und dem Saarland bis zum Thüringer Wald und dem Harz fielen die Niederschläge kräftiger aus. Gebietsweise kamen dort 20 bis 35 l/m² in 16 Stunden zusammen. Punktuell lagen die Mengen auch über 40 l/m². Spitzenreiter finden sich beispielsweise im rheinland-pfälzischen Hermeskeil mit 56 l/m², am kleinen Feldberg im Taunus mit 52 l/m² oder am Hoherodskopf am Vogelsberg mit 51 l/m². Abbildung 1 zeigt die aus den Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen 12 Stunden seit Mitternacht.

Am heutigen 01. August lassen die Niederschläge im Bereich der Mittelgebirge im Tagesverlauf nach, im Süden und Südosten kann es jedoch noch längere Zeit regnen. Von Nordwesten ziehen aber bereits weitere Schauer und einzelne Gewitter auf, sodass das wechselhafte Wettergeschehen auch weiterhin anhält.

Werfen wir aber auch mal einen Blick auf die bisherige Jahresbilanz. Um sich einen Überblick über die im bisherigen Jahr gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.

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In Abbildung 2 ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Jahresbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter dargestellt (auch “absolute Niederschlagsmenge” genannt). Auf den ersten Blick fallen die roten und punktuell auch violetten Flecken auf. So fielen im Sauerland lokal über 900 l/m² seit Jahresbeginn. Dies unterstreicht beispielsweise die Station Meinerzhagen-Redlendorf, die heute insgesamt 1039 l/m² verzeichnet. Auch im Schwarzwald wird bereits die
1000 l/m²-Marke geknackt. Die Station Baisersbronn-Ruhestein weist Mengen von 1108 l/m² auf. Am Alpenrand finden sich jedoch die Stationen mit den höchsten Niederschlagssummen. Balderschwang und die Zugspitze weisen um 1400 l/m² auf. Die trockensten Regionen finden sich in Teilen Thüringens und Sachsen-Anhalts. Dort liegt der bisherige Jahresniederschlag an der Station Bad Lauchstädt nur bei 203 l/m². Aber auch in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz finden sich Regionen mit Niederschlagsmengen unter 250 l/m².

Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“), kann man sie beispielsweise in einen klimatologischen Kontext setzen. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (hellgrüne bis rote Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violette Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe Abbildung 3). Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel zu erwartenden Niederschlagsmenge entspricht.

Vielerorts kann man in Abbildung 3 dunkelgrüne Flächen (um 100 %) feststellen. Wir befinden uns damit näherungsweise im Bereich des klimatologischen Mittels. Vor allem im Westen und Nordwesten finden sich sogar Bereiche, die deutlich zu nass sind. Deutlich zu trocken fallen die relativen Niederschläge vom Vogtland in Sachsen bis ins Eichsfeld in Thüringen sowie im Burgenland in Sachsen-Anhalt aus. Dort liegen die Werte lediglich um 50 %. Allerdings bleibt es erst einmal bei wechselhaftem Wetter, sodass auch dort die Chance auf eine Angleichung an klimatologisch mittlere Werte in diesem Sommer weiterhin besteht.

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MSc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.08.2023
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Knapp Zwanzig Zentimeter

Hagelschlag kann enorme Schäden verursachen. Besonders großer oder extrem großer Hagel hat vor allem in Verbindung mit Wind erhebliches Zerstörungspotential. Davor schützen kann man sich kaum. Da die Hagelereignisse sehr kleinräumig auftreten, ist eine frühzeitige Vorhersage nahezu unmöglich. Man kann lediglich das Potential für (großkörnigen) Hagel abschätzen. Ob es einen dann trifft oder nicht, lässt sich erst sagen, wenn das Ereignis schon kurz bevorsteht.

Ein Hagelkorn entsteht, wenn um ein bereits vorhandenes Eisteilchen andere kleine Eispartikel zusammenwachsen. Das Hagelkorn ist dann weißlich, milchig und weist Lufteinschlüsse vor. Teilweise frieren aber auch unterkühlte Wassertröpfchen langsam an. Diese Eisschichten sind dann durchsichtig. (Hagel und seine Entstehung siehe Thema des Tages vom 28.08.2020). Man unterteilt Eiskörner auch nach ihrer Größe. Kleine Eiskörner mit einem Durchmesser zwischen 2 und 5 Millimetern werden als Graupel bezeichnet. Erst wenn die Eiskörner größer werden, spricht man von Hagel. Große Hagelkörner bewegen sich dabei in einer Größenordnung zwischen 2 und 5 Zentimetern. Ab 5 Zentimetern spricht man dann von sehr großem Hagel. Aber es geht auch noch eine Nummer größer. Ab einem Durchmesser von 10 Zentimetern beginnt der extrem große Hagel. Solch extrem großen Hagelkörner sind auch extrem selten. Doch am vergangenen Montag, den 24. Juli 2023 fiel in Azzano Decimo, einer Gemeinde etwa 70 km nordöstlich von Venedig, ein 19 Zentimeter großer Eisklotz vom Himmel. Wie können solche Riesen unter den Hagelkörnern entstehen?

 

Um großen Hagel produzieren zu können, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen braucht man ein Gewitter mit starkem Aufwind. Je energiereicher ein Gewitter ist, umso stärker können die Aufwinde innerhalb des Gewitters ausfallen. Der Aufwind ist nötig, damit das Hagelkorn lange genug im Gewitter gehalten werden kann, ohne dass es einfach der Schwerkraft folgend zu Boden fällt. Die zur Verfügung stehende potentielle Energie (Convective available potential energy) wird in der Meteorologie kurz als CAPE bezeichnet. Aus dem CAPE-Wert lässt sich durch eine empirische Formel die maximale Aufwindgeschwindigkeit in einer Gewitterzelle berechnen. Diese maximale Vertikalgeschwindigkeit wird in der Realität nie erreicht, da es in einem Gewitter zu Reibungsverlusten und Turbulenzen kommt, wo sich Auf- und Abwinde gegenseitig behindern. Für die Entstehung von extrem großen Hagel sind also sehr energiereiche Superzellen notwendig. Eine Superzelle ist eine rotierende Gewitterzelle (siehe Thema des Tages vom 28.07.2023). Durch die Rotation werden Auf- und Abwinde voneinander getrennt und die Energie des Gewitters kann effektiver für Aufwindgeschwindigkeiten genutzt werden.

Um ein Hagelkorn zum Wachsen zu bringen benötigt man ebenfalls einen hohen Wassergehalt in der Gewitterzelle. Der effektivste Temperaturbereich zur Bildung und Vergrößerung von Hagelkörnern ist um minus 20 Grad. In diesem Bereich befinden sich in der Wolke sowohl unterkühltes Wasser als auch Eispartikel. Bei niedrigeren Temperaturen gibt es kaum noch Flüssigwasser in der Atmosphäre. In Verbindung mit starken Aufwinden kann aber auch ein hoher Wasserdampfgehalt in unteren Schichten zu einem erhöhten Wasserdargebot im Hagelwachstumsbereich führen. Bei hohen Feuchtigkeitswerten in unteren Luftschichten hat also das Hagelkorn, das sich im Aufwind befindet, immer genug Nachschub an Feuchtigkeit.

Ein weiterer Aspekt ist die Verweildauer der Hagelkörner in der Atmosphäre. Die Lebensdauer von Superzellen ist sehr lange und kann mehrere Stunden betragen. Damit hat das Hagelkorn viel Zeit für seinen Wachstumsprozess. Ideale Voraussetzungen zur Bildung von extrem großen Hagelkörnern sind also sehr hochreichende, energiereiche Superzellen in einer feuchten Atmosphäre.

Diese idealen Voraussetzungen zur Bildung von extrem großen Hagelkörnern treten in den letzten Jahren immer häufiger in Norditalien auf. In den letzten Wochen gab es dort einige Großhagelereignisse. Aber nicht nur in Norditalien, sondern auch in Deutschland treten immer wieder Gewitter mit großen Hagelkörner auf. Vor allem Süddeutschland ist davon betroffen.

DWD Knapp Zwanzig Zentimeter

Bei dem Rekordereignis letzte Woche in Italien hat sich die Wetterlage wie folgt dargestellt: In der Höhenströmung schwenkte ein Kurzwellentrog über den nordwestlichen Mittelmeerraum hinweg. Trogvorderseitig herrschte eine heiße und auch feuchte Luftmasse über dem nördlichen Mittelmeerraum vor. In Norditalien herrschten Höchstwerte von 30 Grad und Taupunkte über 20 Grad vor. Von der adriatischen Küste sorgt ein schwacher Südwind für weitere Zufuhr von feuchter Luft in den bodennahen Schichten. Durch den herannahenden Trog nahm die hochreichende Windscherung im Tagesverlauf zu. Ab dem Nachmittag sah die Wettervorhersage bereits erste Superzellenentwicklungen über den Alpen vor. Über Norditalien war die Luftmasse sehr labil geschichtet, die CAPE-Werte lagen laut den Modellprognosen zwischen 2000 und 4000 J/kg. Der Radiosondenaufstieg von San Pietro, etwa 150 km südwestlich von Azzano Decimo, vom 25. Juli 2023 um 00 UTC zeigt die sehr energiereiche Luftmasse in der Region (siehe Abbildung 3). Ein Gewitter bildete sich bereits am Abend an den Alpen nordwestlich von Mailand. In der ersten Nachthälfte intensivierte es sich dann über Venetien deutlich. Im Niederschlagsradar war ein hakenförmiges Echo zu erkennen. Eine Charakteristik des Radarbildes, das eindeutig auf Superzellen hindeutet. Gegen 23 Uhr MESZ traf die Superzelle dann Azzano Decimo.

Ob es in Zukunft noch größeren Hagel geben wird, oder ob solche Ereignisse öfter auftreten werden, ist nicht eindeutig zu sagen. Auch ein eindeutiger Trend der letzten Jahrzehnte lässt sich nur mit äußerster Vorsicht ableiten. Es gibt nämlich keine homogenen Messreihen für Hagel. Da dieser nur sehr lokal auftritt, ist es eher unwahrscheinlich, dass meteorologische Instrumente den Hagel direkt messen. Vielmehr ist man auf Augenbeobachtungen durch Hobbymeteorologen oder andere Privatpersonen angewiesen, die den Hagel fotografieren und melden. Während der Smartphone-Generation wurden also viel mehr Hagelereignisse gemeldet, als dass noch vor 30 Jahren der Fall war. Aufgrund der prognostizierten höheren Temperaturen und damit höheren Luftfeuchtigkeit in der unteren Troposphäre steigt jedoch in den kommenden Jahrzehnten das Potential zur Gewitterbildung und auch das Potential für schwere Gewitter.

Der aktuelle Deutschlandrekord der Hagelkorngröße liegt übrigens bei 14,1 Zentimetern. Gefunden wurde das Hagelkorn am 06.08.2013 in Undingen (Reutlingen) in Baden-Württemberg.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.07.2023
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Regen, Regen, Regen…

Die Tiefs geben sich derzeit die Klinke in die Hand. ‘…und die Hochs geben sich die Kugel?’ könnte man fragen, angesichts der derzeitigen Chancenlosigkeit der Hochdruckgebiete gegenüber den Vertretern des tiefen Luftdrucks, bei uns in Deutschland Fuß zu fassen. Okay, am heutigen Montag streckt das Azorenhoch seine Fühler bis in den Süden des Landes aus und sorgt dort für die ein oder andere Sonnenstunde, von Dauer ist das aber nicht. Denn in der weiterhin recht flotten westlichen Höhenströmung, die vom Atlantik bis nach Mitteleuropa reicht, wird ein Tiefausläufer nach dem nächsten über uns hinweg gesteuert.

Waren es gestern noch die Ausläufer von Tief VENTUR, sind es am heutigen Montag die von Tief WENZESLAUS, die unser Wetter beeinflussen und das bedeutet: viel Regen! Zunächst einmal steht dabei heute tagsüber besonders der äußerste Norden im Fokus. Dort liegt nämlich die Warmfront von WENZESLAUS, die heute Mittag ganz grob von Nordostengland südostwärts bis in den Hamburger Raum verläuft. Damit liegt sie fast schon mehr parallel als senkrecht zur westlichen Strömung und kommt daher nur schleppend ostwärts voran. In der Folge können bis Dienstagfrüh gebietsweise durchaus 20 bis 40, lokal auch bis 50 l/qm in 24 Stunden fallen.

DWD Regen Regen Regen

Ähnlich hohe Mengen stehen – mit Übergreifen der nachfolgenden Kaltfront von WENZESLAUS – auch über Teilen der Mitte und des Südwestens in der Nacht zum Dienstag auf der Karte, dann allerdings häufig sogar innerhalb von 12 Stunden oder sogar noch kürzerer Zeit. Denn hier verläuft der Ausläufer nicht nur zunehmend strömungsparallel, sondern wird vorübergehend sogar rückläufig. Innerhalb der Kaltfront hat sich nämlich ein kleinräumiges Tief entwickelt, das aktuell noch über dem nahen Atlantik zu finden ist. Damit geht die Kaltfront von WENZESLAUS in die Warmfront dieses kleinen Randtiefs über. So eine “Wellen”-Entwicklung, wie man im Fachjargon sagt, ist häufig mit zum Teil kräftigen und anhaltenden Niederschlägen verbunden, die erst mit Durchzug des Rand- bzw. Wellentiefs weiter nach Süden vorankommen.

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Diesen Mix aus Dauer- und Starkregen bekommt ab der Nacht zum, vor allem aber am Dienstag selbst dann auch der heute meist trockene Süden ab. Das meiste davon dürfte dabei in den Weststaulagen des Schwarzwaldes zu verzeichnen sein, wo bis Dienstagabend zum Teil über 50 l/qm innerhalb von 24 Stunden zusammenkommen können. Insgesamt sind sich die Modelle allerdings noch nicht so richtig einig, was die genauen Mengen und auch Schwerpunkte der Niederschläge angeht. Es bestehen also noch gewisse Unsicherheiten. Über den großen Rest des Landes ziehen am Dienstag dagegen zahlreiche Schauer und auch einzelne Gewitter.

Eine kurze Regenpause gibt es für viele in der Nacht zum Mittwoch. ‘Kurz’ deshalb, weil mit XAN bereits das nächste Tief in den Startlöchern steht und weite Teile des Landes am Mittwoch sowie auch am Donnerstag mit neuen Regenfällen versorgt. Doch damit nicht genug: XAN bringt zusätzlich noch einen recht starken bis stürmischen Wind mit sich. Alles in allem wird einem wohl spätestens der Donnerstag eher an den Herbst erinnern als an Anfang August.

Apropos: Was macht eigentlich die Temperatur? Die schafft es tagsüber meist nur knapp über die 20-Grad-Marke, bei Dauerregen bleibt sie sogar darunter. Daran ändert sich wohl auch am kommenden Wochenende nichts, auch nicht an der weiterhin unbeständigen Witterung. Eine sonnenscheinreiche Hochdruckphase oder gar verbreitet sommerliche Höchstwerte von 25 Grad und mehr sind nach derzeitigem Stand nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2023
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Die Zugspitze wurde sein Schicksal – Teil 1

Ein Meteorologiestudent und Bergsteiger

Als 1873 auf dem 1. Internationalen Meteorologen-Kongress in Wien angeregt wurde, die höheren Luftschichten mit Fesselballonen und von isolierten hohen Berggipfeln zu untersuchen, kam im selben Jahr Johann Josef Enzensperger in Rosenheim auf die Welt (Lüdecke 2000, Schmitt 1959). Als die Familie 1887 nach Sonthofen ins Allgäu zog, wurde seine Liebe zum Bergsteigen geweckt. Seine hervorragenden Abiturnoten verschafften ihm ein Stipendium am Maximilianeum in München und er begann an der Ludwig-Maximilians-Universität Jura zu studieren. Während des Studiums führte er einige sehr schwierige Erstbesteigungen in den Alpen durch und gründete 1892 mit anderen bergbegeisterten Kommilitonen den Akademischen Alpenverein München (AAM), in den auch der spätere Arzt Hans Gazert kurz nach der Gründung aufgenommen wurde (Deutscher Alpenverein 1990, Lüdecke 2015). Von 1895 an hatte Enzensperger für fünf Semester selbst den Vorsitz des AAM inne.

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Diese erfolgreichen Freizeitaktivitäten im Hochgebirge verleiteten ihn wohl dazu, das Jurastudium aufzugeben und fortan Mathematik und Physik mit der Spezialisierung Meteorologie zu studieren (Enzensperger 1905).

Bau des Münchner Hauses

In dieser Zeit wurde das Bergsteigen immer beliebter. Es entstanden viele neue Alpenvereinssektionen und es wurden zunehmend Unterkunftshäuser in den Alpen errichtet. Die Sektion München des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) war damals die größte Sektion und die Zugspitze als höchster deutscher Gipfel wurde immer mehr zum Ziel der Bergsteiger (Lüdecke 2000, 2001). So wundert es nicht, dass vor der Wende zum 20. Jahrhundert einerseits der Wunsch der Bergsteiger nach eine Unterkunftshütte auf der Zugspitze und andererseits nach einer guten Wettervorhersage für eine Tour auf den höchsten Berg immer dringender wurde. Letzteres wünschten auch die Meteorologen, die gerade anfingen auf mehreren Bergstationen “Höhenwetter” zu untersuchen (Wege 2000). So hatte man in Österreich bereits 1886 auf dem Hohen Sonnblick ein Observatorium in 3105 m Höhe eingerichtet.

Eine der treibenden Kräfte für den Ausbau der alpinen Unterkunftshütten war die Sektion München des DÖAV (Lüdecke 2000, 2001). Zunächst wurde 1897 das Münchner Haus als Unterkunftshütte in 2959 m Höhe auf dem Westgipfel der Zugspitze eröffnet. Zusätzlich hatte man damals schon auf der Südwestseite der Hütte ein weiteres Plateau für den künftig zu errichtenden Meteorologischen Turm vorgesehen. Die Münchner Bergsteiger konnten damals im Schaufenster der Lindauer Buchhandlung in der Münchner Kaufingerstraße 16 den aktuellen Wetterbericht vom Gemeindehaus in Tegernsee und von der Hirschberghütte bekommen, was für die Tourenplanung sehr hilfreich war. Aber diese Informationen stammten aus dem Alpenvorland südöstlich von München und gaben keine Auskunft über westlich gelegene Gebiete wie z. B. die Wettersteinregion mit der Zugspitze.

Gutachten für den Meteorologischen Turm

Bis zum Baubeginn des Meteorologischen Turmes mussten noch Gutachten eingeholt werden, um finanzielle Unterstützung durch das Königlich Bayerische Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten zu erhalten. Zunächst äußerte sich Professor Wilhelm von Bezold, der bis 1885 der erste Direktor der K. b. Bayerischen Meteorologischen Centralstation in München gewesen ist und nun Direktor des Preußischen Meteorologischen Instituts in Berlin war. Bezold schrieb “Obgleich sich nicht bestreiten lässt, dass man aus den Aufzeichnungen der Hochstationen noch lange kein richtiges Bild von den Zuständen der freien Atmosphäre gewinnt, so bietet doch gerade die Vergleichung der auf den Gipfel ermittelten Zahlen mit den im Luftballon erhaltenen die Möglichkeit, die Fehler derartiger Rückschlüsse auf ein geringes Maass zurückzuführen.” (Erk 1898a: 122).

Das zweite Gutachten kam von Hofrat Julius von Hann, damals Professor für Meteorologie in Graz, der die außerordentliche günstige Lage in der Mitte zwischen den Bergobservatorien auf dem Säntis am Bodensee und dem Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern hervorhob (Erk 1898a). Schließlich äußerte sich auch der amtierende Direktor der K. b. Meteorologischen Centralstation Friedrich Erk und forderte in seinem Gutachten vor allem einen wissenschaftlichen Beobachter für die wissenschaftliche Aufgabe. Schließlich konnte der Meteorologische Turm auf der Zugspitze mit staatlichen Geldern gebaut werden.

Eröffnung der Meteorologischen Hochstation auf der Zugspitze

Der Meteorologische Turm wurde am 8. November 1899 fertiggestellt. Er hat eine Grundfläche von 4 m x 4 m und eine Höhe von 9 m. Die beiden Stockwerke mit Schlaf/Wohn- und Arbeits/Vorratsraum sind jeweils 2,20 m hoch (Lüdecke 2000). Für den ersten Meteorologen hatte die Münchner Firma Dallmayer 40 Zentner Lebensmittel geliefert, denn es sollte an nichts fehlen (Lüdecke 2001). Vom Arbeitsraum geht es weiter auf die Plattform mit den Messgeräten.

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Der Turm war zum Schutz vor starken Winden mit dicken Drahtseilen abgespannt. Als Blitzableiter diente das 5,5 km lange Telefonkabel, das in das Höllental hinabführte. Durch das Telefon war die Hochstation direkt mit der Centralstation in München verbunden.

Die Innereinrichtung erfolgte im Sommer 1900 und die feierliche Eröffnung am 19. Juli 1900. Die Honoratioren und Gäste waren über das Reintal mit Übernachtung in der Knorr Hütte aufgestiegen. In einem feierlichen Akt überließ die Alpenvereins-Sektion München den von ihr gebauten Meteorologischen Turn dem Staat zur “unentgeltlichen Benützung”. Erst wenn die Hochstation aufgegeben werden sollte, würde sie wieder an die Alpenvereins-Sektion München zur “freien Verfügung” zurückfallen.

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* Dieser Artikel ist in leicht verkürzter Form zuerst in den Mitteilungen 2/2023 der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) erschienen. Wir danken Frau Prof. Dr. Cornelia Lüdecke und Herrn Prof. Dr. Dieter Etling von der Uni Hannover ausdrücklich für die Zusammenarbeit! Freuen Sie sich auf den zweiten Teil des Artikels am kommenden Samstag!

Prof. Dr. Cornelia Lüdecke
Ehemals Universität Hamburg
Offenbach, den 27.07.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Literatur
Deutscher Alpenverein (Hrsg.), 1990, Josef Enzenperger: Meteorologe und Kletterer. Bearbeitet von H. Höfler. Alpine Klassiker 13, J. Berg, München, 304 S.

Erich von Drygalski, 2013, Zum Kontinent des eisigen Südens: Die erste deutsche Südpolarexpedition 1901-1903. Herausgegeben von Cornelia Lüdecke, Edition Erdmann, marixverlag, Wiesbaden, 366 S.

Enzensperger, J.J., 1901: Sieben Monate auf der Zugspitze. – Das Wetter Monatsschrift für Witterungskunde, 18, 66-71.

Enzensperger, J., 1905: Ein Bergsteigerleben: eine Sammlung von alpinen Schilderungen nebst einem Anhang Reisebriefe und Kerguelen-Tagebuch. Hrsg. vom Akad. Alpenverein München. Vereinigte Kunstanstalten in Komm., München, 276 S.
Erk, F. 1898a, Ein meteorologisches Observatorium auf der Zugspitze. Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins 10, 121-123.

Erk, F. 1898b, Ein meteorologisches Observatorium auf der Zugspitze. Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins 11, 133-136.

Gazert, 2023, Hans Gazert.

Lüdecke, C., 2000, Hundert Jahre meteorologische Hochstation auf der Zugspitze – Der Deutsch-Österreichische Alpenverein als Förderer der alpinen Meteorologie, Meteorologische Zeitschrift, 9 (6), 381-391.

Lüdecke, C., 2001, …die meteorologische Hochstation Zugspitze als glänzender Appendix. 100 Jahre meteorologischer Turm auf der Zugspitze. Heidelberg, Berg 2001 Alpenvereinsjahrbuch “Zeitschrift” Band 125, 136-148.

Lüdecke, C. 2015, Deutsche in der Antarktis: Expeditionen und Forschungen vom Kaiserreich bis heute. Chr. Links, Berlin, 224 S.

Schmitt, Fritz, “Enzensperger, Josef” in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 541 [Online-Version]; .

Wege, K., 2000, Die Geschichte der Wetterstation auf der Zugspitze. Geschichte der Meteorologie in Deutschland 4, Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Main, 104 S.

Kleine Gewitterkunde – Teil 3: Die Superzelle

Gewitter können große Schäden verursachen und für Menschen im Freien sogar lebensgefährlich werden. Extreme Unwetter in Norditalien mit riesigem Hagel zeigten dies erst vor ein paar Tagen sehr eindrucksvoll. Dabei handelte es sich um sogenannte “Superzellen”.

Superzellen sind vielen vor allem aus dem mittleren Westen der USA bekannt. Jährlich reisen hunderte Gewitterjäger (Stormchaser) aus aller Welt in diese Region, um die majestätisch anmutenden Gewitter zu verfolgen und zu fotografieren. Durch die meteorologischen Voraussetzungen und das flache Terrain können sich Superzellen dort ungehindert entwickeln und ihre größte Stärke entfalten. Sie sind durch ihre zerstörerischen Tornados bekannt, die dort jedes Jahr über das Land ziehen und alles, was ihnen in die Quere kommt, dem Erdboden gleich machen.

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Was viele nicht wissen, auch bei uns in Deutschland sind Superzellen gar nicht so selten und kommen jedes Jahr an mehreren Tagen vor. Bisweilen verursachen Superzellen auch bei uns in Deutschland eine Schneise der Verwüstung. Am 10. Juni 2019 beispielsweise entstand im Allgäu eine Superzelle und produzierte auf ihrem Weg nach Nordosten vor allem am Ammersee und im Münchner Norden Hagelbrocken von 4 bis 8 cm Durchmesser . Am 28. Juli 2013 brachte 8 cm großer Hagel einer Superzelle rund um Reutlingen mit 2,8 Mrd. Euro den bisher größten Hagelschaden der Geschichte Deutschlands und mehrere Hundert Menschen wurden verletzt. Nur ein paar Tage später, am 8. August, fand man ebenfalls bei Reutlingen mit 14 cm den größten Hagelbrocken Deutschlands. Auch beim Münchner Hagelunwetter vom 12. Juli 1984 handelte es sich um eine Superzelle. Damals kamen über der Millionenstadt bis zu 9,5 cm große und 300 g schwere Hagelgeschosse vom Himmel! Superzellen können nicht nur Hagel, sondern auch extreme Böen bis in den Orkanbereich erzeugen. Solche holzten an einer Superzelle im südlichen Rhein-Main-Gebiet auf einer etwa 25 km langen und 1 km breiten Schneise große Waldgebiete komplett ab.

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Eine detaillierte Beschreibung der komplexen Luftströmungen in einer Superzelle (Abb. 1) würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, sodass nur die grundlegenden Merkmale erläutert werden. Die markanteste Eigenschaft der Superzelle ist ihr rotierender Aufwindschlauch (Updraft). Wie bereits im Thema des Tages vom 22. Juli erklärt wurde, entscheidet vor allem die Stärke der vertikalen Windscherung (Zunahme der Windgeschwindigkeit und Änderung der Windrichtung mit der Höhe), welche Gewitterform sich bildet. Superzellen entstehen in einer Region, in der eine hochreichende und starke Windscherung vorherrscht und bodennah Warmluft einfließt. Bei uns in Deutschland sind diese Voraussetzungen beispielsweise an der Vorderseite eines Höhentiefs mit Zentrum über Westeuropa gegeben. Dabei erreicht uns in tieferen Luftschichten feuchte subtropische Warmluft, also eine sehr energiereiche Luftmasse (hohe CAPE), und der Wind erfährt eine deutliche Rechtsdrehung mit der Höhe. Durch die starke Windzunahme in der unteren Atmosphäre beginnt die Luft horizontal zu rotieren. Der Updraft (rote Pfeile, Abb. 1+2) kippt nun den rotierenden Wirbel in die Senkrechte und verstärkt ihn weiter. So entsteht ein rotierender Aufwindschlauch mit einem Durchmesser von zwei bis zehn Kilometern. Diese sogenannte “Mesozyklone” ist der eigentliche Motor der Superzelle. Durch die aufsteigende Luft erzeugt sie am Boden einen Unterdruck (kleinräumiges Tief), wodurch beständig Warmluft in die Gewitterwolke gesaugt werden und aufsteigen kann. Man erkennt diesen Vorgang oft an der sogenannten “Wallcloud“, einer Absenkung der Wolkenbasis (Abb. 2+4). Die Scherung sorgt zudem dafür, dass die ausfließende Kaltluft des Downdrafts (hellblaue Pfeile, Abb. 1+3) hinter der in die Superzelle aufsteigenden Warmluft bleibt (Böenlinie in Abb. 1). Somit kann die Superzelle kontinuierlich mit der energiereichen Warmluft gefüttert werden. Durch die Langlebigkeit und die massive Power des rotierenden Updrafts können Hagelkörner lange im Aufwindbereich verbleiben und zu immer größeren Brocken heranwachsen, bis sie aufgrund ihrer Schwere schließlich zu Boden fallen. Vor allem an der Böenlinie kann es extreme Fallböen (Downbursts) geben, die Orkanstärke erreichen können. Man erkennt sie an der sogenannten “Shelfcloud” (Abb. 3+4). Auch durch absinkende Kaltluft aus dem Amboss (dunkelblaue Pfeile, inAbb. 1) kann es am Boden zu Sturmböen kommen.

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Zwar ist eine isolierte Superzelle streng genommen auch eine Einzelzelle, sie ist aber weitaus mächtiger und langlebiger als ihr nicht-rotierendes Pendant. Im unteren Teil hat das Gewitter oft eine Ausdehnung von 20 bis 50 Kilometern, der Cirrusschirm im oberen Bereich der Wolke kann sogar einen Durchmesser von über 100 Kilometern besitzen. Superzellen existieren meist über mehrere Stunden, im Extremfall sogar sechs bis zwölf Stunden. Daher können sie über hunderte von Kilometern ziehen und selbst ohne Tornados eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die Rotation der Superzelle erklärt auch die Bildung von Tornados. So majestätisch schön sie für den Beobachter aus der Ferne wirken, so gefährlich und angsteinflößend sind sie also, wenn man von ihnen getroffen wird.

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Dr. rer. nat Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.07.2023
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Die Zugspitze wurde sein Schicksal – Teil 2

Aufgaben für die Beobachter auf der Zugspitze

Direktor Erk hatte die künftigen Aufgaben des Meteorologen auf der Hochstation bereits 1898 fixiert (Erk 1898b). Wie damals üblich sollten zu den Mannheimer Stunden (7 Uhr, 14 Uhr, 21 Uhr) Luftdruck, Temperatur, Feuchte, Windrichtung und Geschwindigkeit, Niederschlag und der Bewölkungsgrad sowie die Wolkenart und der Wolkenzug aufgezeichnet werden. Dazu kam insbesondere im Winter die Kontrolle und Instandhaltung der Messinstrumente. Die Messdaten mussten noch mit den geeichten Normalinstrumenten korrigiert werden. Dann galt es Tages- und Monatsmittel von Druck, Temperatur und Feuchte sowie Dampfdruck zu berechnen.
Auch sollte die Sonnenscheindauer bestimmt werden. Schließlich sollte der Meteorologe die Föhnerscheinungen und die Zugstraßen kleiner Teildepressionen am Gebirgsfuß im bayerischen Alpenvorland beobachten. Zur “Fixierung von Wolkenbildern” und anderer Naturerscheinungen wurde sogar ein Fotoapparat bereitgestellt.

Josef Enzensperger – der erste Zugspitzbeobachter

Die Suche nach einem geeigneten Beobachter war für Erk nicht schwierig, denn bereits am 1. Januar 1900 kam der Lehramtskandidat Josef Enzensperger als Hilfskraft an die Meteorologische Centralstation (Lüdecke 2000). Offenbar arbeitete er sehr zur Zufriedenheit des Direktors, denn er wurde bereits am 1. April zum Assistenten ernannt. Seine zusätzlichen bergsteigerischen Fähigkeiten kamen ihm nun zugute, denn er wurde am 1. Juli zum ersten Beobachter auf der Zugspitze ernannt.
Nach der feierlichen Eröffnung im Juli begannen die offiziellen meteorologischen Beobachtungen am 1. August (Enzensperger 1901). Nachdem bei Saisonende die Bergsteiger die Zugspitze endgültig verlassen hatten und das Münchner Haus geschlossen wurde, blieb Enzensperger allein mit seinem Hund Putzi als einzige Ansprache auf dem Gipfel zurück. Menschlichen Kontakt gab es nur per Telefon, falls die Leitung nicht durch Steinschlag oder Lawinen unterbrochen war.

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Nun konnte Enzensperger nicht mehr nach nebenan ins Münchner Haus zum Essen gehen, sondern musste sich nun aus seinen Vorräten selbst versorgen. Das benötigte Koch- und Waschwasser bestand im Sommer aus Regenwasser und wurde im Winter aus der Schneeschmelze gewonnen. In seiner Freizeit brachte er sich auf dem Zugspitzplatt das Skifahren bei. Über Langeweile konnte er nicht jedenfalls klagen.

Bewerbung für die Südpolarexpedition

Enzenspergers Bergfreund Hans Gazert hatte ihm schon vor längerem berichtet, dass er sich auf den Arztposten der ersten deutschen Südpolarexpedition unter der Leitung von Erich von Drygalski beworben habe. Am 1. April 1900 kam die Zusage und er begann sich um die Proviantausstattung der Expedition an Bord der “Gauss” zu kümmern, die am 11. August 1901 aufbrechen würde (Gazert 2023, Drygalski 2013). Während seiner Überwinterung auf der Zugspitze ging Enzensperger die Südpolarexpedition wohl nicht mehr aus dem Kopf. Sicherlich sah er darin eine neue Herausforderung, sodass er sich am 19. Januar 1901 telegraphisch um seine Teilnahme als Meteorologe bewarb (Wege 2000, Lüdecke 2000). Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch schon alle Posten besetzt. Als jedoch kurz vor der Abreise der Meteorologe für die Zweigstation auf den Kerguelen im Südatlantischen Ozean ausfiel, wo von der Antarktis unbeeinflusst Vergleichsdaten erhoben werden sollten, wurde Enzensperger am 28 Juli 1901 als Expeditionsmitglied aufgenommen und von der Centralstation für 1 ½ Jahre beurlaubt. Im blieben nur noch zwei Wochen, um die Reise vorzubereiten und sich von seiner Familie zu verabschieden. Zunächst reiste er zusammen mit zwei Begleitern nach Sydney, um dort den Proviant und die Ausrüstung für die Kerguelenstation sowie die Hunde aus Kamtschatka für die Südpolarexpedition zu übernehmen (Enzensperger 1905, Drygalski 2013).

Zweigstation auf den Kerguelen

Mit der vollbeladenen “Tanglin” ging die Reise weiter zu den Kerguelen, wo sie ein Wohnhaus, die meteorologische Station und die Observatorien für magnetische Beobachtungen aufbauten. Allerdings war die chinesische Mannschaft der “Tanglin” durch Beriberi schon zu sehr geschwächt, als dass sie kräftig zupacken konnte. Außerdem starben zwei Chinesen und wurden in der Nähe beerdigt. Die “Gauss” kam um die Jahreswende an und Mithilfe des Schiffszimmermanns und einigen Matrosen wurde die Station schließlich fertiggestellt (Drygalski 1902).

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Als die “Gauss” am 31. Januar 1902 die Kerguelen verließ, blieben drei Wissenschaftler und zwei Matrosen zurück, die nun ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgingen. Zunächst erkrankte der Biologe Emil Werth, der auf der “Gauss” angereist war, an Beriberi und später auch Enzensperger. Damals wusste man noch nicht, was die Ursache für die Erschöpfung und die angeschwollenen Gliedmaßen war, die vor allem den Meteorologen immer mehr beeinträchtigten. Bei Werth waren die Symptome glücklicherweise nicht so gravierend, aber bei Enzensperger wurde es immer schlimmer (Luyken 1903). Nachdem ihm keine Maßnahme zur Entwässerung und auch das einzig vorhandene Herzmittel nicht helfen konnten, starb er am 2. Februar 1903, sechs Tage vor seinem 30. Geburtstag.
Heute weiß man, dass Robert Kochs Theorie, Beriberi sei eine Infektionskrankheit, nicht stimmt, sondern dass Beriberi eine Vitamin B Mangelkrankheit ist. Aber warum starb der durchtrainierte kräftige Bergsteiger? Ihm wurde seine Überwinterung auf der Zugspitze zum Verhängnis, als er sich monatelang nur von Dosenkost ernährte. Dadurch wurde sein Vitamindepot heruntergefahren, das er in der kurzen Zeit bis zu seiner langen Schiffsreise erst nach Australien und dann zu den Kerguelen nicht mehr genügend auffüllen konnte. Das wenige Frischfleisch an gejagten Kaninchen konnte ihm nicht mehr helfen.
Heute erinnert eine Gedenktafel neben dem Eingang in den Meteorologischen Turm mit folgenden Worten an den ersten Beobachter.

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“Zur Erinnerung an den ersten Beobachter auf der Hochstation Zugspitze J. J. Enzensperger 1900/1901”.

* Dieser Artikel ist in leicht verkürzter Form zuerst in den Mitteilungen 2/2023 der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) erschienen. Wir danken Frau Prof. Dr. Cornelia Lüdecke und Herrn Prof. Dr. Dieter Etling von der Universität Hannover ausdrücklich für die Zusammenarbeit!

Prof. Dr. Cornelia Lüdecke
Ehemals Universität Hamburg
Offenbach, den 29.07.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Literatur

Deutscher Alpenverein (Hrsg.), 1990, Josef Enzenperger: Meteorologe und Kletterer. Bearbeitet von H. Höfler. Alpine Klassiker 13, J. Berg, München, 304 S.

Erich von Drygalski, 2013, Zum Kontinent des eisigen Südens: Die erste deutsche Südpolarexpedition 1901-1903. Herausgegeben von Cornelia Lüdecke, Edition Erdmann, marixverlag, Wiesbaden, 366 S.

Enzensperger, J.J., 1901: Sieben Monate auf der Zugspitze. – Das Wetter Monatsschrift für Witterungskunde, 18, 66-71.

Enzensperger, J., 1905: Ein Bergsteigerleben: eine Sammlung von alpinen Schilderungen nebst einem Anhang Reisebriefe und Kerguelen-Tagebuch. Hrsg. vom Akad. Alpenverein München. Vereinigte Kunstanstalten in Komm., München, 276 S.
Erk, F. 1898a, Ein meteorologisches Observatorium auf der Zugspitze. Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins 10, 121-123.

Erk, F. 1898b, Ein meteorologisches Observatorium auf der Zugspitze. Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins 11, 133-136.

Gazert, 2023, Hans Gazert, angesehen 12.4.2023.

Lüdecke, C., 2000, Hundert Jahre meteorologische Hochstation auf der Zugspitze – Der Deutsch-Österreichische Alpenverein als Förderer der alpinen Meteorologie, Meteorologische Zeitschrift, 9 (6), 381-391.

Lüdecke, C., 2001, …die meteorologische Hochstation Zugspitze als glänzender Appendix. 100 Jahre meteorologischer Turm auf der Zugspitze. Heidelberg, Berg 2001 Alpenvereinsjahrbuch “Zeitschrift” Band 125, 136-148.

Lüdecke, C. 2015, Deutsche in der Antarktis: Expeditionen und Forschungen vom Kaiserreich bis heute. Chr. Links, Berlin, 224 S.

Schmitt, Fritz, “Enzensperger, Josef” in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 541 [Online-Version];

Wege, K., 2000, Die Geschichte der Wetterstation auf der Zugspitze. Geschichte der Meteorologie in Deutschland 4, Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Main, 104 S.