Regen – in Deutschland und in Ostasien

Nachdem die vergangenen Tage weitgehend trocken verlaufen sind, kommt heute wieder reichlich Nass von oben – wenn man einmal von den überwiegend trockenen Gebieten an Oder und Neiße sowie im Südosten absieht.

Den Regen bringt uns das kleine Tief ROLAND, das heute über der Deutschen Bucht nach Nordosten zieht. Es bringt sehr feuchte Luft zu uns, die im Hochsommer bei entsprechenden Temperaturen wohl verbreitet zu einer energiegeladenen Schwergewitterlage geführt hätte. Die aktuellen atmosphärischen Bedingungen lassen zwar auch Gewitter zu, oft ziehen aber auch “nur” Schauer oder schauerartiger Regen übers Land. Immerhin: neben ein paar starken Böen und kleinerem Hagel können sowohl die Schauer als auch die Gewitter Starkregen, also Niederschlagsmengen von 15 l/m² bis 25 l/m² innerhalb von einer Stunde im Gepäck haben. Punktuell sind auch Mengen über 25 l/m² und damit Unwetter möglich – diese bleiben aber die Ausnahme. Am stärksten vom Niederschlag und damit auch vom potentiellen Starkregen betroffen ist ein Streifen, der vom Westen in den Nordosten reicht.

Da hat der pazifische Wirbelsturm CHANTHU, auch wenn er seine “besten Tage” schon hinter sich hat, mehr zu bieten. Aktuell bewegt sich CHANTHU im Bereich des Ostchinesischen Meeres und damit sozusagen “in Sichtweite” Chinas, Japans und auch Südkoreas. Recht untypisch für tropische Wirbelstürme schickt er sich aktuell an, seinen Kurs mehrmals in kurzer Zeit abrupt zu ändern. Nachdem es zuletzt nach Norden ging, soll CHANTHU jetzt mehr nach Südosten vorankommen. Das ist allerdings nur ein kurzes Intermezzo, denn schon morgen ist wieder ein Schritt nach Norden geplant, bevor die Aktivität dann nach Nordosten gerichtet ist.

Bezüglich seiner Verlagerung kann man CHANTHU also als “kleinen Chaoten” bezeichnen. Das “Kreiseln” hat für ihn aber den Vorteil, dass er sich weiter über Meeresgebieten bewegt, die eine Wassertemperatur von etwa 27 Grad aufweisen. Damit kann sich der Wirbelsturm nochmal intensivieren. So prognostiziert das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) in der Nacht zum Freitag einen Kerndruck von etwa 960 hPa, was etwa 30 hPa unter dem aktuellen Niveau liegt. Damit verbunden ist natürlich auch eine Zunahme des Windes. Mittelwinde von etwa 35 Knoten, was 65 km/h entspricht, werden von den meisten Wetterdiensten nach den neuesten Berechnungen avisiert. Die Böen liegen dabei deutlich jenseits der 100 km/h-Schwelle. Das ist für einen Wirbelsturm aber alles andere als eine “Spitzenleistung”, weshalb CHANTHU genau genommen auch nur noch als Tropischer Sturm und nicht mehr als Wirbelsturm bezeichnet wird.

Aber eigentlich sollte der Blick ja zu den Regenmengen gehen. Und diesbezüglich werden in Südkorea und Japan in den kommenden Tagen, jeweils in Verbindung mit CHANTHU, verbreitet Regenmengen von 30 bis 70 l/m² auftreten. Lokal werden die Mengen aber auch bis zu 200 l/m² erreichen. Die Schwierigkeit besteht darin, diese Niederschlagsschwerpunkte genau zu lokalisieren. Denn durch das “Kreiseln” über dem Meer lässt sich die genaue Zugbahn nur schwer erfassen. Sowohl das Joint Typhoon Warning Center (Grafik) als auch unser DWD-Modell “ICON” lassen CHANTHU über die Meerenge zwischen Japan und Südkorea ins Japanische Meer ziehen. Das Modell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage dagegen setzt einen südlicheren Kurs an, womit CHANTHU über Japan ziehen würde. Letzteres hätte dann natürlich auch über Japan die stärksten Regenmengen zur Folge, während die erstgenannten Lösungen die höchsten Niederschläge über Südkorea simulieren. Diesbezüglich bleibt es also spannend…

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.09.2021

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DWD Regen in Deutschland und in Ostasien

Frühherbst bei spätsommerlichen Temperaturen

Heute soll sich das Thema des Tages also ein wenig um die Phänologie bzw. die phänologischen Jahreszeiten drehen. Im Gegensatz zur kalendarischen Definition der Jahreszeiten, die sich am Sonnenstand orientieren und wenig Variabilität aufweisen, hängen die phänologischen Jahreszeiten von den Entwicklungsstadien der Pflanzenwelt ab. Dabei spielen der Blühbeginn, der Beginn der Blattentfaltung, der Reifegrad der Früchte und schließlich im Herbst die Laubverfärbung und der Zeitpunkt des Laubfalls eine entscheidende Rolle. Mit Hilfe dieser sogenannten Leitphasen unterschiedlicher Pflanzenarten werden Frühling, Sommer und Herbst jeweils in drei Phasen unterteilt. Um feststellen zu können, wann und wo die entsprechenden Wachstumsphasen auftreten, gibt es ein deutschlandweites Netzwerk meist ehrenamtlicher Beobachter. Entsprechende Grafiken zur aktuellen Pflanzenentwicklung können auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes im Bereich “Fachnutzer” und “Freizeitgärtner”  abgerufen werden.

Der phänologische Herbst wird in Früh-, Voll- und Spätherbst unterteilt. Anhand der aktuellen phänologischen Daten (siehe Abbildung der Phänologische Uhr und aktuelle Meldungen im Anhang bzw. befinden wir uns im Frühherbst. Dieser ist durch die Fruchtreife des Schwarzen Holunders (Holunderbeeren) und der Kornelkirsche gekennzeichnet. Außerdem erreicht der Mais auf den Feldern seine volle Höhe, die ersten Birnen sind bereit zum Pflücken und auch die Aussaat von Winterraps und Wintergerste beginnt. Der Frühherbst beginnt im vieljährigen Mittel Mitte/Ende August, anhand der phänologischen Uhr. ist zu erkennen, dass der Frühherbst dieses Jahr etwas später begann als im vieljährigen Mittel. Die ersten Meldungen zur Fruchtreife des Schwarzen Holunders und damit der Beginn des Frühherbstes sind in den Flussniederungen des Rheins und seiner Nebenflüsse sowie Richtung Lausitz Mitte August eingegangen (siehe Karte der aktuellen Pflanzenentwicklung im Anhang bzw. Nun macht die Natur unweigerlich Fortschritte in Richtung Vollherbst, der unter anderem dadurch gekennzeichnet ist, dass die Früchte der Stiel-Eiche und Rosskastanien reif sind.

Auch wenn wir uns also phänologisch eindeutig im Herbst befinden, werden am heutigen Dienstag verbreitet nochmal sommerliche Temperaturen zwischen 25 und 29 Grad erwartet. In den kommenden Tagen wird es mit Schauern und Gewittern wieder etwas wechselhafter, bei Höchsttemperaturen meist zwischen 18 und 24 Grad bleibt es aber relativ warm. So richtig herbstliches Wetter steht nach wie vor nicht auf dem Programm.

Dipl.-Met. Sabine Krüger

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.09.2021

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DWD Fruehherbst bei spaetsommerlichen Temperaturen

Wetterzauber

“Gar nicht so sehr weit hinter der Stadt, über die Brücke, am anderen Ufer des Flüsschens, dort beginnt ein großer, großer Wald. Und wo der Wald sieben Tage tief ist, leuchtet es geheimnisvoll.”

Na, haben Sie es erkannt? Das sind die einleitenden Worten vom Hörspiel “Der Traumzauberbaum” mit Geschichtenliedern von Reinhard Lakomy und Monika Ehrhardt-Lakomy. Das – man kann schon mit Fug und Recht behaupten – Meisterwerk in Sachen Kindermusik wurde im Jahr 1980 veröffentlicht und ist so zeitlos wie Daft Punks “Get Lucky” und Journeys “Don’t Stop Believin'” zugleich. Es verpackt liebevoll Poesie und Musik in kleinen Geschichten, die von unnachahmlich neckischen Charakteren wie den Waldgeistern “Moosmutzel” und “Waldwuffel” verkörpert werden.

Der am 19. Januar 1946 in Magdeburg geborene Reinhard Lakomy war bereits in frühester Kindheit von der Musik fasziniert, komponierte schon mit 5 Jahren seine ersten Stücke und erhielt Klavierunterricht. Was ihn auszeichnete, war sein vielfältiges Spektrum. Er machte sich nicht nur als Jazzmusiker einen Namen und spielte als damals 16-jähriger gemeinsam mit der Legende Louis Armstrong bei dessen Empfang in Magdeburg, sondern komponierte nebenbei auch Lieder für Schlagerstars wie Thomas Lück und Andreas Holm. Außerdem startete Lakomy selbst mit Titeln wie “Es war doch nicht das erste Mal” durch. Zudem besaß er auch ein Faible für elektronische Musik und ergatterte den großen Synthesizer von Mick Jagger. In seiner langen Laufbahn komponierte Lakomy unter anderem Stücke für die Komische Oper Berlin sowie etliche Filmmusiken beispielsweise für den Polizeiruf oder das Sandmännchen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Monika Ehrhardt, entstand dann Ende der 70er Jahre “Der Traumzauberbaum”. Mit den Stimmen von Angelika Mann und Veronika Fischer verbreiten die Lieder nicht nur bei Kinder Gänsehautatmosphäre und geben Kraft für sämtliche Lebenslagen.

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Reinhard Lakomy am 23. März 2013 in Berlin. In diesem Jahr wäre er demnach 75 Jahre alt geworden, bekam erst kürzlich – wie auch Rio Reiser – vom Berliner Senat ein Ehrengrab zugesprochen. Vielsagend ist Lakomys Antwort darauf, woher sein Gespür für beliebte Kindermusik resultierte: “Wenn Sie sich gerne an ihre eigene Kindheit erinnern, mag so etwas gelingen.”

Kindlich aufbereitete Bezüge zum Wetter finden sich in seinen Werken zuhauf. Bestes Beispiel: das Regenlied (Traumzauberbaum)

Eine dicke Regenwolke kommt über’s Meer. Eine dicke Regenwolke leise und schwer. Hat den Bauch voll Wassereimer, soviel Wasser trägt sonst keiner.

Muss die Welt begießen, die Bäume und die Wiesen Und auch mein Radieschenbeet, das habe ich allein gesät.

Plitsche, Platsche, Regentropfen, wie sie auf die Dächer klopfen. Waschen alles blitzeblank, lieber Regen vielen Dank. Hast es wirklich gut gemeint, mach nun, dass die Sonne scheint!

Gerüchteweise waren die Zeilen und Melodien sogar ausschlaggebend dafür, dass beim Autor bereits in frühester Kindheit die Grundlagen für die spätere meteorologische Laufbahn gelegt wurden. Wenn Sie neugierig geworden oder noch auf der Suche nach einer tollen Geschenkidee für das kleine Töchterchen oder den Enkelsohn sind, dann hören Sie doch einfach mal rein – es lohnt sich! Und keine Angst: Die musikalische und inhaltliche Vielfalt ist so gewaltig, dass keine Gefahr besteht eine ganze Generation neuer Meteorologen heranzuziehen. 😉

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.09.2021

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Den Blick in die Ferne schweifen lassen

Von den vielen meteorologischen Messgrößen sind den meisten Bürgerinnen und Bürger die Temperatur, die Feuchte und die erwarteten Windverhältnisse wahrscheinlich bestens bekannt – zumal man diese täglich in den verschiedensten Wetterberichten hört oder darüber liest. Das nicht weniger bedeutsame Wetterelement der “Sichtweite” fristet dagegen häufig ein Dasein als “Mauerblümchen”, allenfalls wird in den Berichten noch auf mögliche Nebelbildung hingewiesen. Außerdem unterliegt die Sichtweite besonders im Herbst einem deutlichen vertikalen Unterschied, wobei diese meist mit ansteigender Höhe (abgesehen von “Berge in Wolken”) besser wird.

Die atmosphärische Sichtweite ist von verschiedensten Parametern abhängig. Ganz entscheidend sind dabei “Hydrometeore” oder Aerosole, die die Sicht in der Luft stark beeinflussen können. Als Hydrometeore werden beispielsweise Regentropfen, Schneeflocken, Graupel sowie Eis- und Hagelkörner bezeichnet. Zudem sind auch sogenannte “Lithometeore” wie Staub und Rauch von größerer Bedeutung. Die Luftverschmutzung (Aerosole) trägt zudem noch zur Dämpfung der Sicht bei. Sinkt die Sichtweite unter 8 km wird von Dunst gesprochen. Ist die Sicht sogar auf 1000 m begrenzt, liegt definitionsgemäß bereits Nebel vor.

Diese Randbedingungen gelten sowohl für die vertikale Sichtweite zum Beobachten von Sternen, aber ganz besonders für die horizontalen Sichtverhältnisse. Speziell in den Herbstmonaten weist die Sichtweite oft einen großen vertikalen Unterschied auf. In den Niederungen hält sich beispielsweise bei schwachwindigen Wetterlagen feuchtkühle Luft. Je länger dieser austauscharme Zustand anhält, desto stärker wird die Luftmasse zusätzlich mit Aerosolen verschmutzt. Als Ausgleich kann eine Fahrt in die Berge dienen, da dort bei stabilen Hochdrucklagen oft eine herrliche Aussicht genossen werden kann. Dafür verantwortlich ist die dort befindliche meist sehr trockene und saubere Luft. Ganz besonders kommt dieser Effekt bei Föhnwetterlagen an den Alpen zum Tragen. Sichtweiten von mehr als 100 km sind dann nicht ungewöhnlich. Dabei gilt bei Hochdrucklagen meist das Motto “je höher, desto weiter”, denn schon rein trigonometrisch steigt die potentielle Sichtweite mit jedem Meter Höhengewinn deutlich (auf dem Meer sind nur 8 bis 10 km möglich). Werden mehr als 200 km Sicht erreicht, spricht man auf der Zugspitze beispielsweise von einer “Ungewöhnlichen Fernsicht”.

Aber wie steht es nun um die Fernsicht in den nächsten Tagen? Betrachtet man die Bodenwetterkarten der kommenden Tage, erkennt man, dass sich über Mitteleuropa vorübergehend hoher Luftdruck ausweitet – zunächst ein gutes Zeichen für akzeptable Fernsicht. Die nähere Analyse bringt aber auch ein paar einschränkende Randbedingungen zu Tage. Zum einen sickert in den Norden weiterhin etwas feuchtere Meeresluft ein, die zeit- und gebietsweise dichtere Wolkenfelder mit im Gepäck hat. Zum anderen deuten die Wettermodelle im Bergland des Südens neben längerem Sonnenschein zunehmend auch die Bildung von Quellwolken an, im Alpenraum sind am Montagnachmittag erste Schauer und Gewitter möglich. Am Dienstag nähert sich von Westen her langsam eine Tiefdruckzone, die im Tagesverlauf für eine Anfeuchtung der Luft und dichtere Wolkenfelder sorgen wird. Der Mittwoch wird schließlich wechselhaft mit Schauern und Gewittern.

Summa summarum lässt sich daher sagen, dass der “Blick in die Ferne” in den nächsten Tagen jedenfalls möglich ist, es muss aber der richtige Zeitpunkt abgewartet und ein passender Ort dafür gewählt werden. Wahrscheinlich bieten sich im beginnenden Herbst aber noch einige Gelegenheiten, bei denen stärkerer Hochdruckeinfluss beeindruckende Sichtweiten ermöglichen kann.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.09.2021

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Der Spätsommer macht eine kurze Pause

Wer in den vergangenen Tagen frei oder Urlaub hatte, konnte das Wetter noch einmal richtig genießen. Sommerliche Temperaturen und viel Sonne sorgten vielerorts für eine Verlängerung der Badesaison. Bereits am gestrigen Freitag brachte Tief QUILLAN Schauer und Gewitter und auch Abkühlung in die Westhälfte und den Norden Deutschlands. Während man in der Osthälfte bei Höchstwerten zwischen 26 und 29 Grad noch einmal schwitzte, reichte es in der Westhälfte des Landes nur noch für 22 bis 26 Grad.

Am heutigen Samstag erreicht die kühlere Luft auch den Osten Deutschlands. Sie bringt dichte Wolken und Schauer sowie Gewitter mit, die sich am Abend allmählich ostwärts verlagern und Deutschland verlassen. Zurück bleiben mäßig warme und feuchte Luftmassen, die bei klarem Himmel zu starker Nebelbildung neigen.

Am Sonntag baut sich schon wieder Hochdruck über West- und Mitteleuropa auf, der uns auch in die neue Woche begleitet. Die feuchte Luft trocknet langsam ab. Dichter Nebel oder tiefe Wolken können sich noch längere Zeit halten. Vor allem aber im Südwesten setzt sich die Sonne im Tagesverlauf gut durch. Je nach Sonnenschein erwärmt sich die Luft am Sonntag auf 20 bis 26 Grad.

Doch der Hochdruckeinfluss allein bringt uns den Spätsommer nicht zurück. Ein Tief über dem Atlantik vor der Iberischen Halbinsel schaufelt aus Südwesten etwas wärmere Luft nach Mitteleuropa. Diese setzt sich ab Montag auch in Deutschland wieder verbreiteter durch und sorgt für sommerliche Temperaturen über 25 Grad. Dazu scheint vor allem im Süden die Sonne.

Am Dienstag rückt ein “Ableger” des besagten Tiefs dem Hochdruckeinfluss von Westen her auf die Pelle. Feuchtere und kühlere Luftmassen übernehmen im Laufe des Tages die Wetterregie in der Westhälfte. In der Osthälfte hält der Spätsommer noch an.

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Spätsommer am Mittwoch aber überall vorbei. Viele Wolken sowie Schauer und Gewitter bestimmen dann unser Wetter. Die Temperatur geht auch etwas zurück, es bleibt aber mit Höchstwerten zwischen 20 und 25 Grad immer noch relativ warm.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.09.2021

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DWD Der Spaetsommer macht eine kurze Pause

Sternhimmel

Normalerweise ist der Herbst nicht der Freund von Sternguckern und Hobbyastronomen, denn häufig gibt es Nebel und Dunst. Nicht so in den vergangenen Tagen, denn eine außergewöhnliche Hochdruckwetterlage sorgte für zahlreiche klare Nächte.

In den Abendstunden lassen sich derzeit im Zenit und im Süden noch die Sommersternbilder beobachten. Die hellsten Sterne Altair, Wega und Deneb bilden das sogenannte “Sommerdreieck”. Währenddessen sieht man im Nordosten und Osten schon die typischen Herbstgestirne mit Kassiopeia (dem Himmels-W), Andromeda und Perseus die zunehmend an Höhe gewinnen. Im Südosten leuchtet zudem der Jupiter als hellster “Stern”. Der nächste helle Stern westlich davon ist der Planet Saturn. Kurz nach Sonnenuntergang sieht man die schmale Mondsichel neben der Venus. In dunklen, ländlichen Gegenden lässt sich das Band der Milchstraße erkennen, das sich jetzt von Nordosten über den Zenit nach Westen erstreckt. Sie ist das Gebiet der galaktischen Ebene, in dem sich mit einem Teleskop oder einem guten Fernglas zahlreiche Sternhaufen und Wasserstoffnebel beobachten lassen.

Voraussetzung für einen gut sichtbaren Sternhimmel ist nicht nur allein der wolkenfreie Himmel. So beeinflussen weitere atmosphärische Einflüsse das Sternenlicht auf seinem Weg durch die Atmosphäre. Ein wichtiger Faktor ist die Luftfeuchtigkeit. Bei hoher Luftfeuchtigkeit bildet sich Dunst, der das Licht der Sterne streut und somit schwächt. Für einen “guten” Himmel ist also eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit von Nöten. Unter anderem deshalb stehen auch viele große Observatorien in der Wüste. Eine trockene Atmosphäre ist allerdings noch kein Garant für gute Beobachtungsbedingungen. Bei der Beobachtung mit Teleskopen spielt die Luftunruhe bei stärkeren Vergrößerung eine zunehmende Rolle. Bei Luftunruhe wird das Licht der Sterne unregelmäßig abgelenkt (unregelmäßige Brechung). Daher kommt auch das Funkeln der Sterne. Im Teleskop fängt das Bild an zu flimmern und wird unscharf, Astronomen sprechen auch von Seeing. Für Luftunruhe und damit schlechtes Seeing sind hauptsächlich Turbulenzen in der unteren Atmosphäre oder stärkere vertikale Temperaturgegensätze verantwortlich. Doch der wichtigste Faktor bei der Sternbeobachtung ist die Lichtverschmutzung. Durch die kostengünstige LED-Beleuchtung wird die Nacht immer mehr zum Tag gemacht. Das künstliche Licht wird dabei in der Atmosphäre gestreut und hellt den Nachthimmel auf. Bei einem unverschmutzten Himmel lassen sich tausende von Sternen mit bloßem Auge beobachten. In großen Städten erkennt man jedoch nicht mal mehr die hellen Sternbilder. So haben viele Städter noch nie die Milchstraße gesehen.

Fotografisch kann man mit längeren Belichtungszeiten jedoch auch in der Stadt noch Astronomie betreiben, wie das Bild des östlichen Cirrusnebels, auch genannt “Die Hexenhand”, das der Autor in den vergangenen Nächten in einem Vorort von Frankfurt am Main aufnehmen konnte, zeigt. Der Cirrusnebel ist der Überrest einer gewaltigen Supernova, die vor etwa 8000 Jahren in 2400 Lichtjahren Entfernung stattfand. Durch die Sternexplosion wurden Teile der Gashülle des Sterns ins All geschleudert und treiben nun als Filamente aus ionisiertem Gas durchs All. Für dieses Foto wurde ein Linienfilter verwendet, der speziell auf die Spektrallinien dieser ionisierten Gase reagiert und einen Großteil des Stadtlichtes blockiert. Es handelt sich dabei um ein Falschfarbenbild, wobei blau ionisierten Sauerstoff und rot ionisierten Wasserstoff zeigt. Zu Zeiten der chemischen Fotografie waren solche Bilder nur den großen Observatorien oder wenigen Spezialisten mit großem Aufwand vorbehalten. Durch die digitale Fotografie kann man jetzt viele Details auch mittels Amateurgeräten einfangen. Das erwähnte Bild wurde mit einer speziellen gekühlten Astrokamera an einem Amateurteleskop aus etwa 80 Einzelbildern mit jeweils 5 Minuten Belichtungszeit angefertigt. Damit ergibt sich eine Gesamtbelichtungszeit von fast 7 Stunden. Spektakuläre Milchstraßenbilder sind allerdings auch schon mit deutlich weniger Aufwand und normalen Spiegelreflexkameras möglich.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.09.2021

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DWD Sternhimmel scaled

Starke Pilz-Saison durch ideales Sommer-Wetter?

Wer in den vergangenen Tagen und Wochen einen Ausflug in den Wald unternommen hat oder im heimischen Garten über den Rasen gegangen ist, konnte sie schon wieder häufig entdecken: Pilze! Champignon, Pfifferling, Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige Pilze heimischer Wälder zu benennen, haben derzeit Hauptsaison. Und das Wetter bzw. die Witterung in diesem Sommer war nahezu ideal für das Sprießen der Pilze.

So fiel der Sommer 2021 niederschlagsreich aus und übertraf mit bundesweit 310 Litern Regen pro Quadratmeter im Mittel das Sommersoll der neuen internationalen Referenzperiode 1991 bis 2020 von rund 240 Litern pro Quadratmeter um satte 29 %. Die Gleichung “Verregneter Sommer = gutes Pilzwachstum” ist unter Pilzsammlern durchaus bekannt. Medienberichte zufolge erwarten deshalb einige Pilz-Experten (nicht alle) in diesem Herbst fette Beute.

Pilze lieben jedoch nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die Wärme. Zwar fiel der Sommer in Sachen Temperatur durchschnittlich aus, zu heiß mögen es die Pilze aber wiederum auch nicht. Heiße Tage (meteorologisch gesehen ein Tag mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr) gab es in diesem Sommer allerdings nicht allzu viele.

In den ersten Septembertagen brachten die Hochdruckgebiete GAYA und HERMELINDE nun wieder sommerlich-warmes, trockenes und nachts ziemlich frisches Wetter (und nebenbei auch den Biergartenbesitzer vor allem tagsüber bestes “Pils-Wetter”). Damit sind die Bedingungen für das Pilzwachstum derzeit nicht ganz optimal, mit Tief QUILLAN kommen am heutigen Donnerstag jedoch neue Niederschläge auf, wobei es vorerst warm bleibt. Das dürfte dem Pilzwachstum in den kommenden Wochen einen neuen Schub verleihen. Freilich reagieren Pilze nicht immer sofort auf die Witterungsverhältnisse, sondern zum Teil ein paar Tage zeitversetzt.

Wer nun also Pilze sammeln möchte, sei aber gewarnt. Es besteht die große Gefahr, dass man statt essbarer Pilze einen giftigen mitnimmt! Es gibt nämlich zu vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück, das dem ungiftigen Partner zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze außerdem als Lebewesen gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum eingehen, sollte man nur solche Exemplare sammeln, bei denen man bei der Bestimmung bezüglich der Giftigkeit sicher ist – oder sich Rat bei einem Experten einholen. Zudem ist es in den meisten Bundesländern untersagt, mehr als ein Kilo der kostbaren Fracht pro Tag und Person aus dem Wald zu holen!

Und wann endet die Pilz-Saison? Viele Pilzarten erleiden bei Frost einen irreparablen Schaden, der sich an verfärbten Huträndern oder matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird an diesen Stellen durch den Frost und das nachfolgende Auftauen zersetzt, ein Verzehr solcher geschädigter Pilze ist eindeutig nicht zu empfehlen! Frost ist allerdings bei meist zweistelligen Tiefstwerten in den kommenden Nächten vorerst überhaupt kein Thema. Ab Mitte des Monats steigt rein klimatologisch das Potenzial für erste Nachtfröste jedoch immer mehr an, zuerst im Südosten, bis Mitte Oktober auch im Nordwesten.

Aber selbst nach Frost kann man sich weiterhin auf Pilzsuche begeben. So muss die Suche selbst im Winter nicht erfolglos bleiben. Es gibt einige Arten wie die Austernseitlinge, die Judasohren und die Samtfußrüblinge (siehe Grafik), die dann Saison haben und im winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch wenn sie dann rar sind.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.09.2021

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DWD Starke Pilz Saison durch ideales Sommer Wetter

Ein nasser Sommer 2021 in Deutschland – aber überall (Teil 1)?

Nach den drei trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 gestaltete sich der Sommer 2021 in Deutschland unbeständig und regenreich (s.a. die kürzlich erschienene Pressemitteilung zum “Deutschlandwetter im Sommer 2021”). Teilweise nahm der Regen sogar extreme Ausmaße an, was nicht folgenlos blieb – von lokalen Überschwemmungen bei heftigen Gewittern bis hin zur Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen insgesamt 305 l/qm zusammen und damit 27% mehr als die vieljährigen Mittel der Jahre 1961-1990 (239 l/qm) und 1991-2020 (241 l/qm). Somit handelte es sich zwar um einen relativ nassen, aber keinesfalls extrem nassen Sommer. In der 130 Jahre langen Messreihe seit 1881 rangiert der Sommer 2021 “nur” auf Platz 17. Dem Spitzenreiter aus dem Jahre 1882 mit 358 l/qm konnte er (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht das Wasser reichen.

Dabei gab es beachtliche regionale Unterschiede. Die größten positiven Abweichungen vom vieljährigen Mittel wurden im Süden Sachsen-Anhalts und den angrenzenden Regionen Sachsens und Thüringens sowie in der Uckermark, in Teilen Mittel- und Unterfrankens und in der Eifel verzeichnet. In diesen Regionen fiel teils mehr als das doppelte der sonst üblichen Regenmenge im Sommer. Die größte Abweichung zum vieljährigen Mittel meldete Weißenfels an der Saale mit 237% (384 l/qm). Die nasseste Ecke Deutschlands war hingegen wie in den meisten Jahren der unmittelbare Alpenrand, wo 600 bis 900 l/qm Regen fielen. Spitzenreiter war hier die Obere Firstalm nahe des Spitzingsees mit 952 l/qm, was aber nur 36% über dem vieljährigen Mittelwert dieser Station liegt.

Alle drei Sommermonate (Juni, Juli, August) waren nasser als die jeweiligen Durchschnittmonate, jedoch auch hier mit recht großen regionalen Unterschieden (siehe beigefügte Abbildung). Der Juni fiel vor allem südlich von Main und Mosel sowie in der Uckermark deutlich zu nass aus. In Ludwigsburg/Uckermark regnete es mit 209 l/qm mehr als das 3,5-fache des “normalen” Monatsniederschlags, was vor allem auf ein Starkregenereignis zum Monatsende zurückzuführen war, bei dem in dieser Region verbreitet 100 bis über 150 l/qm innerhalb von etwa 12 Stunden vom Himmel prasselten. Dass trotz dieser immensen Regenmengen größere Überschwemmungen ausblieben, lag vor allem an der flachen Landschaft sowie den sandigen Böden in der Region, die es ermöglichten, dass der Regen zu einem großen Teil versickern konnte. Eine noch größere Abweichung wurde allerdings in Rheinhessen registriert, wo in Bad Dürkheim mit 230 l/qm fast die 4-fache Monatsmenge (396%) gemessen wurde. Auch in den mittleren Landesteilen sind dunkelblaue oder violette Kleckse zu erkennen, die meist mit lokal heftigen Gewittern zu erklären waren.

Die größten Abweichungen im insgesamt ebenfalls nassen Juli wurden im Westen und dort insbesondere in der Eifel und in der Kölner Bucht beobachtet, wo etwa das 3-fache der sonst üblichen Regenmenge fiel (z.B. Rodder/Eifel: 333% [230 l/qm], Köln-Stammheim: 294% [235 l/qm]). Am 14. Juli kam es in dieser Region zu einem Jahrhundertregen mit verbreitet 100 bis teils über 150 l/qm, was das verheerende Hochwasser an der Ahr, der Erft und weiteren kleineren Flüssen im Westen zur Folge hatte. Interessanterweise war dieses Regenereignis vergleichbar mit dem beschriebenen Regen in der Uckermark zwei Wochen zuvor. Dass die Auswirkungen ungleich schlimmer ausfielen, lag v.a. an der Orographie mit engen Flusstälern, in die das Wasser gebündelt abfloss. Zudem stechen, wie schon im Juni, die Regionen südlich der Alb sowie im westlichen Mittelfranken mit großen positiven Abweichungen ins Auge. An den linken Nebenflüssen der Regnitz kam es Anfang des Monats ebenfalls zu schlimmen Überschwemmungen mit neuen Rekordpegelständen, was zum einen mit heftigen Niederschlägen (bis 100 l/qm in 24 Stunden) sowie den bereits aus dem nassen Juni weitgehend gesättigten Böden zu erklären war. Der meiste Regen wurde am östlichen Alpenrand registriert (z.B. Ruhpolding-Seehaus: 369 l/qm [158%], Berchtesgaden-Oberau: 331 l/qm [154%]), was auch dort heftige Überschwemmungen und Hangrutsche nach sich zog. Dadurch wurde beispielsweise die Rodelbahn am Königssee zerstört.

Der August zeigte sich vor allem vom südlichen Brandenburg über Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern von seiner nassen Seite. Im südlichen Sachsen-Anhalt sowie in der angrenzenden Leipziger Tieflandsbucht und im östlichen Thüringen fiel sogar die drei- bis vierfache Menge des durchschnittlichen monatlichen Niederschlags (z.B. Bad Bibra-Altenroda: 355% [195 l/qm]). Dies war u.a. hohen Niederschlagssummen um 100 l/qm am 22. August geschuldet. Es gab örtliche Überschwemmungen, die aber ebenfalls bei Weitem nicht die Ausmaße der Flutkatastrophe im Ahrtal annahmen.

Dem aufmerksamen Betrachter der Abbildung ist aber sicherlich aufgefallen, dass auf den Karten der drei Sommermonate auch rötliche Bereiche auftauchen, also Regionen in denen weniger Regen als im Monatsdurchschnitt gemessen wurde. In der nächsten Woche widmen wir uns im zweiten Teil der Frage, ob es auch in der gesamten Sommerbilanz 2021 in Deutschland zu trockene Regionen gab.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.09.2021

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DWD Ein nasser Sommer 2021 in Deutschland aber ueberall Teil 1

Der Nebel macht den Unterschied

Beim aktuell vorherrschenden sonnigen Spätsommerwetter möchte man gar nicht an das nahende Herbstwetter denken. Auch der Autor der heutigen Ausgabe des “Thema des Tages” freut sich über die etwas stabilere Hochdruckphase ohne größere Niederschläge und längere sonnige Abschnitte bei sommerlichen Temperaturen. Allerdings besitzt die Hochdruckwetterlage auch kleinere “Schönheitsfehler”. Denn nicht jede Region in Deutschland kommt voll und ganz in den Genuss dieses Spätsommers.

Mit dem Rückgang der Tageslänge steigt in den Morgenstunden auch wieder die Gefahr örtlicher Nebelfelder. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und somit dauert die nächtliche Auskühlung länger an. Gerade bei schwachen Windverhältnissen während herbstlicher Hochdrucklagen und einem meist nur gering bewölkten oder klaren Himmel kann sich die Luft im Laufe der Nacht bis zur sogenannten Taupunkttemperatur abkühlen. Bei dieser Temperatur handelt es sich jedoch keineswegs um die Temperatur, ab der Eis taut, sondern vielmehr um jene Temperatur, ab der sich Tau beispielsweise auf Wiesen niederschlägt. Bei Erreichen der Taupunkttemperatur ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt, der dann zu kondensieren beginnt. Es bilden sich winzige Nebeltröpfchen. Diese Art des Nebels bezeichnet man auch als “Strahlungsnebel”.

Wird dabei die horizontale Sichtweite in Augenhöhe nicht allzu sehr beeinträchtigt (Sichten von 1 bis 8 Kilometer), spricht man in meteorologischen Fachkreisen von “Dunst”. Beträgt die Sicht jedoch weniger als einen Kilometer, herrscht definitionsgemäß “Nebel”. Unterschreitet die Sichtweite überregional die Schwelle von 150 Metern, wird laut den Warnkriterien des Deutschen Wetterdienstes eine Nebelwarnung fällig.

Dabei kann die Andauer dieser amtlichen Warnung im Herbst durchaus variieren. Während sich der Nebel im aktuellen Septembermonat im Laufe des Tages aufgrund des noch höheren Sonnenstandes meist vollständig auflöst, kann er ab Oktober in windgeschützten Niederungen bereits den ganzen Tag anhalten und die Sonne – wenn überhaupt – lediglich als blasse, trübe Scheibe am Himmel erscheinen lassen. Besonders nebelanfällig sind beispielsweise das Donautal und der Bodensee. Dort sorgt die Nähe zum Wasser für zusätzliche Feuchtigkeit in der Umgebungsluft.

Auch in diesen Tagen kann man die Nebelfelder beim Blick auf das Satellitenbild recht einfach ausmachen. Während höhere Wolkenfelder über Deutschland hinwegziehen (beispielsweise im Westen), bleiben die Nebelschwaden über mehrere Stunden hinweg ortsfest und variieren lediglich in ihrer Ausdehnung. In den Nächten auf vergangenen Sonntag (05.09.) und Montag (06.09.) bildete sich unter anderem im Thüringer Becken dichter Nebel, teils mit Sichtweiten unter 150 m. Dieser hielt sich dort durchaus auch bis in die Nachmittagsstunden, bis es die Sonne endlich schaffte, den Nebel “wegzuheizen” (Luft wird erwärmt und die relative Luftfeuchte sinkt ab). Im Anschluss schien auch im Thüringer Becken die Sonne an einem nahezu blauen Himmel. Lediglich über dem Bergland bildeten sich einige Quellwolken.

Dennoch konnte man den Einfluss des Nebels noch bis in die Abendstunden verfolgen. Denn während sich nebelfreie Regionen bereits am Sonntagvormittag aufheizen konnten, dauerte es in den neblig-trüben Regionen bis zum Nachmittag, bis sich die Sonne endlich durchsetzte. Dies wiederum konnte man noch am Abend beim Ablesen der Tageshöchstwerte feststellen. Während im Thüringer Becken nur Höchstwerte nahe 20 Grad zustande kamen, im Süden Sachsen-Anhalts in Naumburg an der Saale sogar nur 16 Grad, wurden auf der gegenüberliegenden Seite des Thüringer Waldes im Werratal in Veilsdorf sommerliche 25 Grad registriert.

Der Nebel macht also derzeit den Unterschied – zumindest wenn es darum geht, ob die Region einen Sommertag (Tageshöchstwerte ab 25 Grad Celsius) erreicht oder eben nicht. Auch in den kommenden Nächten muss weiterhin stellenweise mit dichten Nebelfeldern gerechnet werden. Zum Wochenende nimmt die Nebelneigung aber ab. Das Hauptaugenmerk wird dann wohl zunehmend auf den drohenden Gewittern liegen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.09.2021

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Goldener September

Klar ist es für die Nebel- und Hochnebel geplagten Menschen in Teilen des Nordens und der Mitte ein Hohn. Mit Blick auf das ganze Land sind diese Regionen aber nur ein Schönheitsfehler in einem ansonsten ziemlich sommerlichen Septemberauftakt. Regen hat es abgesehen von einzelnen Berglandgewittern noch keinen gegeben. Stattdessen wurde in einigen Regionen bereits nach fünf Tagen das erste Drittel beim Sonnenscheinsoll erreicht. Bei Spitzenwerten bis 29 Grad zeigt sich der Monatsauftakt in einigen Regionen schon fast hochsommerlich. Im Südwesten des Landes wurden zum Teil schon drei bis vier Sommertage erreicht (Maxima 25 Grad und mehr).

Stellt sich die Frage, was ist im ersten Herbstmonat eigentlich üblicherweise zu erwarten?

Den wärmsten Septembermonat seit Aufzeichnungsbeginn gab es 2006, der eine Durchschnittstemperatur von 16.9 Grad erreichte und damit in jenem Jahr sogar etwa 1.5 K wärmer war, als der Vormonat August. In etwa gleich auf war auch der September 2016. Das Jahr mit den meisten Hitzetagen im ersten Herbstmonat war vielerorts das Jahr 1947. Im Südwesten des Landes, wie beispielsweise in Karlsruhe, Freiburg oder Heidelberg wurde an insgesamt 10 Tagen die 30 Grad Marke überschritten. Ein Sommertag (über 25 Grad) gab es in der Spitze an über 20 Tagen. Dass es im September auch ganz anders ausschauen kann, beweist das Jahr 1912 als die monatliche Durchschnittstemperatur bei nur 9.1 Grad lag. In der jüngeren Vergangenheit fällt das Jahr 1996 mit einer kalten Mitteltemperatur von 10.9 Grad auf. Neben den ersten Nachtfrösten sind vor allem zum Ende des Monats erste Schneefälle auch bis in mittlere Lagen nicht ausgeschlossen, wie beispielhaft das Jahr 2002 zeigt.

Bei der Sonnenscheindauer (Messungen verfügbar ab 1951) gibt es ein anderes Jahr, welches eindeutig in den Fokus rückt. Der September 1959 liegt mit Abstand auf dem ersten Platz, wobei im Südwesten vereinzelt sogar die Marke von 300 Sonnenstunden geknackt wurde. Damit wurde zum Teil die doppelte Sonnenscheindauer erreicht, die in einem Septembermonat üblich ist. Ganz anders verlief der Herbststart im Jahr 2001. Oftmals wurde nicht einmal die Hälfte der zu erwartenden Sonnenmenge erreicht. In Frankfurt am Main gab es mit 48 Sonnenstunden weniger als ein Drittel der Monatsmenge.

Bleibt noch der Niederschlag. Nicht überraschend ist es wieder das Jahr 1959, dass den bisher geringsten Monatsniederschlag brachte. In einigen Regionen fiel überhaupt kein Regen, wie beispielsweise in Weißenfels in Sachsen-Anhalt oder in Homburg an der Saar. Im Deutschlandmittel gab es nur knapp 9 % der üblichen Monatsmenge oder knapp 6 Liter auf den Quadratmeter. Auf der anderen Seite der Skala ist der graueste Septembermonat auch der nasseste gewesen: 2001. Mit im Schnitt 137 Litern pro Quadratmeter wurde deutschlandweit mehr als die doppelte Monatssumme erreicht. Rund um den Harz sowie in Teilen von Niedersachsen wurde sogar viermal so viel Niederschlag gemessen als für den September üblich.

Die Spannbreite im ersten Herbstmonat des Jahres ist also eine ziemlich große und das nicht nur bei der Temperatur. Wie sich der September 2021 in der Gesamtbilanz schlagen wird, kann man noch nicht absehen. Klar ist aber, dass er bisher sehr sonnig, trocken und teils sommerlich warm verläuft. Dies bleibt bis auf kleinere Ausnahmen auch bis zum Donnerstag noch so, wobei die Spitzenwerte nur knapp unter der 30 Grad Marke liegen. Zum Wochenende nimmt schließlich der Tiefdruckeinfluss von Westen her zu. Aufkommende Schauer und Gewitter erinnern aber bei weiter warmen Temperaturen eher an Sommer, denn an Winter. Wie es dann in der kommenden Woche weiter geht ist noch nicht sicher, die Bandbreite der Modelllösungen noch groß. Es gibt aber gewisse Chancen, dass sich wieder verstärkt Hochdruckeinfluss durchsetzen und damit vielleicht der goldene September fortsetzen kann.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.09.2021

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