Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tücken

Heute ist der Tag auf den viele sehnsüchtig gewartet haben. Das Wetter stellt sich um, und endlich fällt auch mal wieder Regen. Tief Christian südöstlich von Island sorgt mit feuchter und milder Luft für wechselhaftes Wetter. Seine Kaltfront, in die auch noch das kleinräumige Tief Benedikt eingelagert ist, stand heute Morgen in den Startlöchern, um Deutschland ostwärts zu überqueren. Die Bodenanalysekarte in Abbildung 1 zeigt u.a. den Frontverlauf der Kaltfront um 08 MESZ. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich die Front über die Nordsee und die Maasmündung sowie Frankreich hinweg bis nach Galizien. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 1

Bodenanalyse vom 13.04.2025, 06 UTC 

Grundsätzlich bleibt Christian auch in den kommenden Tagen ein entscheidender Spielgestalter beim Wetter. Zeitweise bekommt er aber Unterstützung. So ist jetzt schon absehbar, dass am Montag und in der Nacht zum Dienstag Tief Darius von Südwesten über die Biskaya hinweg das Spielfeld betritt. In der zweiten Wochenhälfte soll dann ein weiteres Tief von Westen die Biskaya ansteuern und den Tiefdruckeinfluss bei uns regenerieren.

Wenn so viele Tiefs mitmischen (und es sind nicht nur die bisher genannten drei, sondern noch einige Teil- und Randtiefs mehr), dann ist ordentlich Wuling in der Wetterküche. Eine zuverlässige Prognose der Tiefs, ihrer Intensitäten, der Zugbahnen und der Wechselwirkungen ist den Vorhersagemodellen dann nicht möglich. In der Folge grübeln die Meteorologinnen und Meteorolog über der möglichen Wetterentwicklung.

Was die Vorhersagemodelle in der kommenden Woche bezüglich des Niederschlages so anbieten, ist in Abbildung 2 dargestellt. Zu sehen ist der akkumulierte Niederschlag bis in die Nacht zum Samstag, 19.04., links vom Vorhersagemodell IFS des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage in Reading, rechts dagegen von ICON-ART, einem Derivat des DWD-Modells ICON. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 2

Akkumulierter Niederschlag (Modellläufe vom 13.04.2025, 00 UTC) bis Samstag, 19.04.2025, 00 UTC (UTC = MESZ – 2 Stunden). IFS (Europäisches Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage, links), ICON-ART (Deutscher Wetterdienst, rechts). 

Bei genauerem Hinsehen erkennt man durchaus Gemeinsamkeiten, z. B. einen Streifen recht hoher Niederschlagsintensitäten, der sich von Ostfrankreich über das Ruhrgebiet bis nach Schleswig-Holstein zieht. Er steht in Verbindung mit einem kleinräumigen Tief, dass sich am Mittwoch von den Ostalpen nordwärts in Bewegung setzen soll und am Donnerstag voraussichtlich die westliche Ostsee erreicht. Auf seiner Westflanke soll es kräftiger regnen, darüber herrscht – zumindest Stand jetzt – Einigkeit. Ganz anders sieht die Sache in Bayern aus. Während IFS dort von den Alpen bis nach Franken intensive Regenmengen avisiert, simuliert ICON dort nur geringen Regen, vom Inn bis nach Passau soll es nach ICON sogar praktisch trocken bleiben.

Wer diesbezüglich genauer nachforscht, kann nicht nur den Zeitraum eingrenzen, in dem diese Modellunterschiede greifen. Man kann sogar noch größere Unterschiede finden – wenn man die richtigen Modelle vergleicht. In Abbildung 3 sind entsprechend die 24-stündigen Niederschlagssummen von Freitag, 18.04., 02 MESZ bis Samstag, 19.04., 02 MESZ abgebildet, einerseits nach dem uns schon bekannten IFS, andererseits nach dem amerikanischen GFS. Während die Kolleginnen und Kollegen aus dem englischen Reading nach jetzigem Stand sogar warnwürdige Mengen (Dauerregen) vorhersagen, bleibt es nach GFS praktisch trocken. Wie kommt es dazu? 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 3

24-stündiger Niederschlag von Freitag 18.04.2025, 02 MESZ, bis Samstag, 19.04.2025, 02 MESZ. IFS (oben) und GFS (US National Weather Service, unten) 

Der Antwort auf diese Frage kommt man mit einer detaillierteren Betrachtung des Bodendruckfeldes näher. Dieses ist für GFS und IFS (jeweils Freitag, 18.04., 14 MESZ) in der Abbildung 4 zu finden. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 3

Bodendruckverteilung nach IFS (oben) und GFS (unten) für Freitag, 18.04.2025, 14 MESZ 

Im oberen Teil der Abbildung 4, der die Druckverhältnisse (Isobaren, Linien gleichen Drucks) bei IFS beschreibt, zieht sich eine Tiefdruckrinne von der westlichen Ostsee über Polen hinweg bis nach Kroatien. Dieser steht eine Hochdruckzone gegenüber, die von der südlichen Nordsee über Benelux bis nach Südfrankreich reicht. Zwischen diesen Druckgebilden stellt sich eine nordwestliche Strömung ein. Der in der Grafik erkennbare Pfeil weist genau auf die Alpen, wo sich dann Staueffekte einstellen. Das IFS prognostiziert entsprechend kräftige Stauniederschläge.

Anders die Situation bei GFS. Bei diesem Modell zieht sich eine Zone hohen Luftdrucks von der westlichen Ostsee nach Süden zu den Ostalpen (die rote Farbe der Isobaren deutet zwar absolut betrachtet niedrigen Luftdruck an, relativ zur Umgebung ist der Druck aber hoch). Westlich dieser Hochdruckzone wird Luft nach Norden, östlich davon dagegen Luft nach Süden geführt (Pfeile). Die Region nördlich der Ostalpen, zu denen auch Bayern gehört, ist in diesem Szenario von geringer Dynamik geprägt. Entsprechend bleibt es bei GFS am Freitag trocken.

Solche Modelldifferenzen lassen sich in den kommenden Tagen in unterschiedlicher Intensität in vielen Regionen finden. Und dies nicht nur zwischen verschiedenen Vorhersagemodellen. Auch die aufeinander folgenden Prognosen ein und desselben Modells weisen teils eine deutliche Spreizung auf. Was ganz nebenbei auch dazu führt, dass die auf ihren Aussagen basierenden Wetter-Apps mitunter stattliche Sprünge vollführen. Soll man sich darüber ärgern? Das kann man natürlich ganz nach Gusto tun. Aber mit den Apps verhält es sich wie mit einem Navi: Eine neue Route wird selbstverständlich angezeigt, und eine Wetter-App zeigt natürlich die neuen „Vorstellungen“ des Wettermodells an. Und diese sind, das darf man sich gerne in Erinnerung rufen, immer wahrscheinlicher als die alten Lösungsvorschläge. 

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Das neue Naturgefahrenportal (NGP) des Deutschen Wetterdienstes

Das Naturgefahrenportal bündelt Warnmeldungen aus verschiedenen Quellen und stellt sie auf einer benutzerfreundlichen und barrierefreien Plattform bereit. Es integriert Echtzeitdaten über Warnungen vor Wetterextremen wie Starkregen, Stürmen und Hochwasser und bietet interaktive Karten zur individuellen Risikobewertung. Damit wird es für Bürgerinnen und Bürger einfacher, sich über Gefahren zu informieren und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Das Informationsangebot reicht hierbei von kurzfristigen Akutmaßnahmen bis hin zur langfristigen Vorbereitung auf extreme Naturereignisse. Mit diesem Informationsangebot können die Nutzenden für viele Fragestellungen eine informierte Entscheidung für ihr Handeln treffen. 

Das neue Naturgefahrenportal NGP des Deutschen Wetterdienstes teil 1

Startseite des Naturgefahrenportals 

Der Zugang zu aktuellen und präzisen Informationen ist entscheidend, um auf Naturgefahren angemessen zu reagieren. Eine interaktive Karte zeigt Warnungen in vier Farbstufen, und Nutzerinnen und Nutzer können spezifische Orte auswählen, um maßgeschneiderte Informationen zu erhalten. Neben aktuellen Warnmeldungen stellt das Portal auch Informationen über die potentielle Gefährdung zur Verfügung. So können sich Haushalte und Gemeinden besser auf mögliche Ereignisse vorbereiten und Schutzmaßnahmen entwickeln. 

Ein Beispiel aus der Praxis 

Die Relevanz des Portals zeigt sich in einem typischen Nutzungsszenario: Eine Hausbesitzerin informiert sich im Naturgefahrenportal und sieht in der Rubrik „Aktuelle Warnungen” eine Warnung vor einem bestehenden Hochwasser. Sie kann sich in der Rubrik „Vorsorgen und Handeln” über geeignete Schutzmaßnahmen informieren und beispielsweise Sandsäcke vorbereiten oder wichtige Dokumente in Sicherheit bringen. Sollte die Gefahr akut werden, helfen konkrete Handlungsempfehlungen, das eigene Zuhause und sich selbst zu schützen. Auch nach dem Ereignis bietet das Portal wertvolle Informationen zur Schadensbewältigung und zur Prävention zukünftiger Vorfälle, beispielsweise durch bauliche Maßnahmen. 

Das neue Naturgefahrenportal NGP des Deutschen Wetterdienstes teil 2 scaled

Hochwasserbedingte Straßensperre (Quelle: @PhotographyByMK – stock.adobe.com) 

In der Rubrik „Gefahren & Risiken” kann sich die Hausbesitzerin genau ansehen, welche Bereiche ihres Grundstücks wie stark durch Hochwasser gefährdet sind. Die Daten für die Hochwassergefährdung liegen in einer Auflösung von 5 m × 5 m vor, die Daten für die Starkregengefährdung sogar in einer Auflösung von 1 m × 1 m. Damit ist eine präzise Analyse der potentiellen Gefährdung möglich. 

Dieses Beispiel veranschaulicht, wie das Naturgefahrenportal nicht nur die Warnung vor Naturereignissen ermöglicht, sondern auch konkrete Hilfestellungen für jede Phase eines Ereignisses bietet. Damit wird das Bewusstsein für Risiken gestärkt und die Resilienz der Bevölkerung verbessert. 

Ein Gemeinschaftsprojekt für mehr Sicherheit 

Das Naturgefahrenportal ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen mehreren Bundes- und Landesbehörden. Der DWD hat das Portal in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), dem länderübergreifenden Hochwasserportal (LHP) sowie weiteren Partnern entwickelt. Durch diese Zusammenarbeit wird sichergestellt, dass die Informationen stets aktuell und verlässlich sind. 

Ein zentraler Vorteil des Portals ist seine Erweiterbarkeit. Während der Fokus derzeit auf meteorologischen und hydrologischen Gefahren wie Starkregen und Sturmfluten liegt, ist geplant, das Angebot künftig um zusätzliche Naturgefahren wie Waldbrände, Erdbeben oder Lawinen auszuweiten. Dadurch wird die Plattform stetig verbessert und bleibt ein wichtiger Bestandteil des Katastrophenmanagements. 

Fazit: Ein bedeutender Fortschritt für den Bevölkerungsschutz 

Das Naturgefahrenportal stellt einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung des Katastrophenschutzes in Deutschland dar. Es ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern, sich gezielt über Naturgefahren zu informieren und rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dank interaktiver Funktionen, einer benutzerfreundlichen Oberfläche und der Verknüpfung mit bestehenden Warnsystemen bietet das Portal eine wertvolle Unterstützung für den Alltag. In Zeiten zunehmender Wetterextreme ist eine solche Plattform unverzichtbar, um Leben zu schützen und Schäden zu minimieren. 

Mit der fortlaufenden Weiterentwicklung des Portals wird sichergestellt, dass es den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels gewachsen bleibt. Durch eine verstärkte Nutzung und eine breite Bekanntmachung kann das Naturgefahrenportal zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die gesamte Bevölkerung werden. 

Bodo Erhardt für das NGP-Team // M.Sc. Felix Dietzsch (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Der Wind, der Wind, …

Am morgigen Samstag, den 12. April, wird in den USA der „Jahrestag des starken Windes“ begangen. Seit wann dieser Aktionstag begangen wird und wer diesen ins Leben rief, ist leider nicht bekannt. Bekannt ist hingegen, dass anlässlich des 50. Jahrestags im Jahr 1984 eine Zeremonie im Observatorium des Mount Washington abgehalten wurde. 

Vor 91 Jahren, also am 12. April 1934, wurde auf dem Mount Washington (New Hampshire) mit 372 Kilometern pro Stunde die bis dato stärkste mit einem Anemometer gemessene Windböe verzeichnet. Erst am 10. April 1996, also fast auf den Tag genau 62 Jahre später, konnte dieser Wert überboten werden. Während des tropischen Zyklons „Olivia“ wurden auf der westaustralischen Insel Barrow Island 408 Kilometer pro Stunde gemessen. 

Die höchste in Deutschland und in Europa gemessene Windgeschwindigkeit beträgt 335 Kilometer pro Stunde und wurde am 12. Juni 1985 auf der Zugspitze verzeichnet. 

Die höchste, jemals aufgezeichnete Windgeschwindigkeit wurde durch ein Dopplerradar bei einem Tornado in der Nähe von Oklahoma City am 03. Mai 1999 registriert. Der Wert beträgt hierbei 496 Kilometer pro Stunde, wobei der Unsicherheitsbereich durch die indirekte Messmethode bei plusminus 33 Kilometer pro Stunde liegt. 

In der freien Atmosphäre sind die Windgeschwindigkeiten naturgemäß höher als an der Erdoberfläche, da dort Reibungseffekte keine Rolle spielen. So wurden 1970 bei Messungen in Jetstreams über Japan 650 Kilometer pro Stunde geschätzt. 

Hierzulande war es in den letzten Tagen jedenfalls alles andere als windig. Gelegentlich frischte der Wind hier und da zwar etwas auf, die Warnschwelle von 50 Kilometern pro Stunde wurde regional aber nicht häufig genug erreicht, sodass eine Warnung nötig gewesen wäre. Erst zum gestrigen Donnerstagabend war dann im Ostseeumfeld eine Warnung notwendig. 

Der Wind der Wind … teil 1

Bodenanalysekarte am Freitag, den 11.04.2025, 00 UTC 

Am heutigen Freitag wird mit stark böigem West- bis Nordwestwind feuchte und kühle Luft inklusive vieler Wolken in den Nordosten Deutschlands gelenkt. Den ein oder anderen Tropfen kann es ebenfalls geben. Dazu sind Höchsttemperaturen von 11 bis 15 Grad zu erwarten. 

Anders sieht es hingegen im Süden und Westen des Landes aus. Hoch OLIVIA (nicht zu verwechseln mit dem tropischen Zyklon von vor 29 Jahren) wartet dort auch am heutigen Freitag mit viel Sonnenschein auf. Dazu klettern die Temperaturen auf Werte von 17 bis 20 Grad, im Südwesten auch auf Werte knapp darüber. Bei windschwachen Verhältnissen lässt sich das Wochenende somit gebührend einläuten. 

Der Wind der Wind … teil 2

Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Freitag, den 11.04.2025 

In der Nacht zum Samstag ist im Nordosten und Osten bei weiterhin vielen Wolken kaum noch Regen zu erwarten, zudem lässt der Wind deutlich nach. In den übrigen Landesteilen ist es oft gering bewölkt oder klar. Die Temperaturen gehen zurück auf Werte zwischen 8 und 1 Grad, nur im Südwesten kann es örtlich leichten Frost geben. 

Am morgigen Samstag werden in großen Teilen des Landes bei viel Sonnenschein Höchsttemperaturen von 19 bis 24 Grad erreicht. Entlang des Rheins kann es hier und da auch für einen Sommertag mit einer Höchsttemperatur von 25 Grad reichen. Im Nordosten ziehen anfangs noch viele Wolken über den Himmel. Zum Nachmittag kommt aber auch dort die Sonne zum Vorschein. Die Luft erwärmt sich dabei auf Werte zwischen 14 und 19 Grad. 

Der Wind der Wind … teil 3

Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Samstag, den 12.04.2025 

Am Nachmittag zieht von Südwesten allmählich Bewölkung auf und der Südostwind frischt etwas auf. Die Bewölkung weitet sich im Laufe der Nacht zum Sonntag nordostwärts bis zur Elbe aus. Nachfolgend kommt in der Westhälfte Regen auf. 

Am Sonntag präsentiert sich das Wetter dann meist von seiner unbeständigeren Seite als noch an den Vortagen. Bei wechselnder bis starker Bewölkung zieht im Norden ein Regengebiet durch, sonst treten Schauer und einzelne Gewitter. Vor allem im Osten gibt es hingegen längere sonnige Abschnitte und es bleibt noch niederschlagsfrei. Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 17 und 24 Grad mit den höchsten Werten im Osten. Dazu weht ein mäßiger, teils auch frischer und im Westen zeitweise stark böiger Südwestwind. 

Der Start in die neue Woche gestaltet sich dann wechselhaft bei zeitweiligen Niederschlägen. Bei Höchsttemperaturen meist zwischen 15 und 20 Grad bleibt es aber mild. 

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Sonnige Aussichten

Bemerkt haben es wahrscheinlich die Besitzer von Solaranlagen. In den letzten Wochen und Monaten konnten reichlich Sonnenstunden gesammelt werden. Der März war im Flächenmittel über Deutschland der zweisonnigste März seit Aufzeichnungsbeginn. Nur im Jahr 2022 war es noch sonniger. Acht der zehn sonnigste Märzmonate wurden nach dem Jahr 2000 registriert. 

Märzsonne 

Schaut man sich die einzelnen Bundesländer an, so gab es im Schnitt die meisten Sonnenstunden (knapp 221 h) in Niedersachsen (inkl. Bremen und Hamburg), kurz dahinter folgen NRW (213 h) und Sachsen-Anhalt (gut 209 h). Niedersachsen stellt auch das Bundesland dar, in dem die Abweichung zum Klimamittel 1961 bis 1990 am größten gewesen ist. Die Sonne schien mehr als doppelt so lange, wie für einen Märzmonat üblich (216%). Deutlich mehr Sonne gab es auch in den anderen Bundesländern, wobei es in Baden-Württemberg die geringsten positive Abweichungen gab (172 h, 147 %). 

Sonnige Aussichten teil 1

Sonnenscheindauer im Monat März in Stunden unterteilt nach Bundesländern. Zum Vergleich wurde der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2022 dazu geschrieben. Außerdem sieht man die Platzierung im Vergleich zu den Rekordwerten und die Abweichung im Vergleich zum Mittel 1961 bis 1990. 

Frühjahressonne derzeit im Bereich der Rekordwerte 

Schon der Februar bot ein Sonnenplus von mehr als 25 % und in den ersten zehn Apriltagen gab die Sonne weiter Vollgas. Vor allem im Westen und Südwesten des Landes wurden schon fast Dreiviertel der Monatssumme erreicht. Betrachtet man das Frühjahr 2025, so erkennt man, dass wir uns derzeit am Oberrand der bisherigen Frühlingsrekorde bewegen. Nimmt man das Flächenmittel über Deutschland, so liegt das Jahr 2020 auf Platz 1 mit fast 709 Sonnenstunden. Dahinter folgen 2011 (705 h) und 2022 (673 h). In der Grafik sind die Treppchenplätze im Vergleich zu den Referenzperioden dargestellt. Eingetragen ist auch die aktuelle Kurve 2025. Man sieht, dass bis zum 10. April das aktuelle Frühjahr sich im Bereich der Rekordjahre bewegt. 

Sonnige Aussichten teil 2 

Die Grafik zeigt die kumulative Sonnenscheindauer für das Frühjahr. Neben den beiden Referenzperioden (1961-1990 und 1991-2020), wurden die drei Rekordfrühjahre im Vergleich zum aktuellen Verlauf 2025 mitgeplotted. 

Die Jahre werden immer sonniger 

Betrachtet man das ganze Jahr, so erkennt man, dass die Sonnenscheindauer sukzessive zunimmt. Das gilt für fast alle Jahreszeiten, wobei die Zunahme im Frühjahr am deutlichsten ausfällt. Über das ganz Jahr betrachtet, gab es in der Referenzperiode 1991 bis 2020 121 h mehr Sonne, als noch in der Periode 1961 bis 1990. Das ist eine Zunahme von fast 8%. Schaut man sich nur die Jahre ab 2011 an (14 Jahre), so gab es im Mittel im Vergleich zu 1961 bis 1990 sogar 200 Sonnenstunden mehr (+13%).

Das ist schon eine enorme Zunahme. Möchte man daraus die zusätzliche Leistung errechnen, die mit einer Solaranlage erreicht wird, dann ist dies nicht ganz so einfach, weil dies sehr stark davon abhängt zu welcher Jahreszeit die zusätzlichen Sonnenstunden erzeugt wurden (Sonnenwinkel). Man kann aber sicher davon ausgehen, dass die zusätzliche Strommenge nicht gering ist. 

Sonnige Aussichten teil 3 

In der Grafik sieht man die Veränderung der Sonnenscheindauer in h (oben) bzw. Prozent (unten) für die einzelnen Monate, Jahreszeiten und das Gesamtjahr) im Vergleich verschiedener Referenzperioden zu 1961 bis 1990. 

Größtes Sonnenplus im Frühjahr 

Wie bereits erwähnt, nimmt die Sonnenscheindauer im Mittel in jeder Jahreszeit zu. In den Monaten Mai, Dezember und Januar, fallen die Zunahmen aber eher gering aus. Im Oktober lässt sich gar keine Veränderung feststellen. Unterteilt man das Jahr in Jahreszeiten, so fällt deutlich auf, dass das Frühjahr die stärkste Zunahme zeigt. Fast 19 % mehr Sonne gab es im Zeitraum 2011 bis 2024 im Vergleich zu 1961 bis 1990. Ein möglicher Grund ist die Zunahme an blockierenden Hochdrucklagen.

Unterteilt man nun noch in Bundesländer, so erkennt man, dass die Sonnengewinner in Rheinland-Pfalz/Saarland (+22.5 %) und Baden-Württemberg (+21.9%) leben, während die Zunahme in Mecklenburg-Vorpommern (+14 %) und Schleswig-Holstein (+14.7 %) am geringsten ausfiel. 

Sonnige Aussichten teil 4

In der Grafik sieht man die relative Veränderung der Sonnenscheindauer für die verschiedenen Bundesländer im Frühjahr im Vergleich verschiedener Referenzperioden zu 1961 bis 1990. 

Im Nordosten die meiste Sonne 

Trotz der geringeren Zunahme bleibt Mecklenburg-Vorpommern im Frühjahr das sonnigste Bundesland in Deutschland, dicht gefolgt von Brandenburg/Berlin. Übrigens: Über das gesamte Jahr gemittelt scheint die Sonne am längsten in Brandenburg/Berlin. Das war 1961 bis 1990 noch anders, da lag Mecklenburg-Vorpommern noch an der Spitze. 

Sonnige Aussichten teil 5

Die Grafik zeigt die Anzahl an Sonnenstunden im Frühjahr als Mittelwert für die Periode 2011 bis 2024 unterteilt nach Bundesländern. 

Sonnenpause ab der neuen Woche 

Während die Sonne vor allem in der Südwesthälfte in den nächsten beiden Tagen weiter Gas gibt, steht ab dem Sonntag ein Wetterumschwung mit langersehnten Niederschlägen ins Haus. Wieviel es am Ende gibt, ist noch unsicher. Mit Sonne von früh bis spät ist dann aber erstmal Schluss. 

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

 

Erster Sommertag am Wochenende?

-8,2 Grad zeigte das Thermometer in 2 Meter Höhe am Montagfrüh in Bad Königshofen in Unterfranken an. Nach einem sehr milden bis warmen Start in das Wochenende sorgte ein markanter Polarluftvorstoß über Mittel- und Osteuropa für eine deutliche Abkühlung. Unter sich fortsetzendem Hochdruckeinfluss sanken die Temperaturen in den häufig sternenklaren Nächten deutlich ab, sodass es recht verbreitet für leichten Frost reichte. In der Mitte Deutschlands und im Südosten gab es zu Wochenbeginn stellenweiße sogar mäßigen Frost. 

Nach diesem spätwinterlichen Intermezzo konnte sich die Luftmasse unter Hochdruckeinfluss bereits aber wieder etwas erwärmen, die 20 Grad Marke wird aber auch heute und am Donnerstag nur selten erreicht. Grund dafür ist ein kräftiges, blockierendes Hoch mit Zentrum nahe den Britischen Inseln. Ein Blick auf die Höhenwetterkarte zeigt eine klassische Omega-Struktur über Westeuropa. Die Zone hohen Geopotentials reicht von Spanien bis nach Island. Gleichzeitig zeigt sich tiefes Geopotential über den Azoren und über Osteuropa. Dabei liegt Deutschland am Rande der Hochdruckzone in einem Zustrom von relativ kühlen Luftmassen. 

Erst zum kommenden Wochenende ändert sich die Großwetterlage. Dann verlagert sich der Hochdruckkeil unter Abschwächung nach Osten, sodass Deutschland auf die Vorderseite einer Tiefdruckzone über Westeuropa gelangt. Damit strömt warme Luft ins Land, wodurch bereits am Freitag im Südwesten in den Niederungen verbreitet Höchstwerte von um oder gar über 20 Grad erreicht werden. Nach Nordosten hin bleiben die Temperaturen aber bei einem stark böigen Nordwestwind noch auf gedämpftem Niveau. 

Erster Sommertag am Wochenende teil 1

Synoptische Übersicht von Samstag, den 12.04.2025 um 18 UTC. Auf der Vorderseite einer Tiefdruckzone über Westeuropa wird sehr warme Luft in die Südwesthälfte Deutschlands geführt. Quelle: DWD 

Am Wochenende setzt sich mit einer Winddrehung auf südöstliche Richtungen auch im Nordosten die Erwärmung mehr und mehr durch. Am Oberrhein ist am Samstag mit reichlich Sonnenunterstützung der erste Sommertag mit Höchsttemperaturen um 25 Grad greifbar. Aber auch im Rest des Landes steigen die Temperaturen häufiger auf über 20 Grad an. Lediglich im Nordosten von der Ostsee bis zur Lausitz bleibt es noch kühler. Erst am Sonntag setzt sich auch dort die frühlingshaft warme Luftmasse durch. 

Erster Sommertag am Wochenende teil 2

Vorhersage der Höchst- und Tiefsttemperaturen für Deutschland für das kommende Wochenende. Am Samstag sind in der Südwesthälfte verbreitet Temperaturen über 20 Grad zu erwarten. Quelle: DWD 

Damit wird es am Wochenende zwar deutlich zu warm für die Jahreszeit, allerdings nicht rekordverdächtig warm! Erst im letzten Jahr gab es in der ersten Aprildekade einen markanten Warmluftvorstoß mit Höchsttemperaturen, die in der Mitte und im Süden des Landes verbreitet bei um oder sogar über 25 Grad lagen. Die Station Ohlsbach im Oberrheingraben verzeichnete am 06.04.2024 mit einem Spitzenwert von 30,1 Grad sogar den ersten Hitzetag (siehe Thema des Tages vom 07.04.2024)! 

Von solchen Temperaturen werden wir am Wochenende weit entfernt sein, da auch zum Sonntag hin von Westen erste Schauer und Gewitter aufkommen, die die Erwärmung etwas dämpfen. 

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wichtige Links auf der Homepage

Die Webseite des DWD ist sehr komplex und von vielen Untermenüs geprägt. Man findet auf ihr zum Beispiel Informationen zum allgemeinen Wetter, zu Klima und Umwelt, zur Forschung, zum Aufbau des DWD, zu den Leistungen und vielem mehr. Auch Freizeitgärtner, Hobbymeteorologen, die Land- und Forstwirtschaft oder auch die Wasserwirtschaft werden mit Informationen gespeist. 

Einen fachlich fundierten Einblick in die Wettervorhersage für die nächsten 72 Stunden liefern die synoptischen Übersichten Kurzfrist Vormittag und Abend: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/hobbymet/wetter_deutschland/_functions/PlainTeaser_synUebersichten/nas_bericht_syn_ueb_kurzfrist_frueh.html und https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/hobbymet/wetter_deutschland/_functions/PlainTeaser_synUebersichten/nas_bericht_syn_ueb_kurzfrist_abd.html.
Für die mittelfristigen Aussichten (3 bis 10 Tage) gibt es die synoptische Übersicht Mittelfrist: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/hobbymet/wetter_deutschland/_functions/PlainTeaser_synUebersichten/nas_bericht_syn_ueb_mittelfrist.html. 

Einen Überblick über die aktuellen Analyse- und Prognosekarten findet sich unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/hobbymet_wk_europa/hobbyeuropakarten.html. 

Wetterberichte sind unter folgendem Link einsehbar: https://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/vhs_brd_node.html. 

Warnungen sind zwar auch auf der Startseite verlinkt, aber der direkte Pfad dazu lautet: https://www.dwd.de/DE/wetter/warnungen_gemeinden/warnWetter_node.html. 

Wer sich für aktuelle Radar- und Satellitenbilder sowie Seewetterkarten interessiert, wird auf: https://www.dwd.de/DE/leistungen/radarbild_film/radarbild_film.html#buehneTophttps://www.dwd.de/DE/leistungen/satellit_betrachter/sat-viewer/sat-viewer_node.html und https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/schifffahrt/seewetter/seewetter_node.html fündig. Dabei kann beim Radarbild auf eine barrierefreie Darstellung umgestellt werden. 

Wer sich für Klimadaten interessiert, dem sei das Climate Data Center (CDC) ans Herz gelegt. Unter https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/cdc/cdc_node.html findet man unter anderem historische Stationsdaten in stündlicher, täglicher und jährlicher Auflösung. 

Einen schnellen Überblick zu den aktuellen Beobachtungswerten und zu denen des Vortages für ausgewählte Stationen erhält man unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/beobachtung/beobachtung.html. 

Freizeitgärtnern kann unter https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/1_gartenwetter/_node.html geholfen werden, denn hier gibt es einige Hinweise beispielsweise zur Frostgefährdung oder zum Bewässerungsintervall. 

Nicht nur für Freizeitgärtner, sondern auch für alle für die die Bodenfeuchte sowie weitere Wasserhaushaltsgrößen von Bedeutung sind, ist folgender Link hilfreich: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klima-webdienste/bodenfeuchteviewer_node.html. 

Das Zentrum für Medizin-Meteorologische-Forschung stellt unter https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/ku_beratung/gesundheit/gesundheit_node.html viele Produkte und Leistungen zur Verfügung. Hierzu gehören beispielsweise der Pollenflug-Gefahrenindex, der thermische Gefahrenindex oder der UV-Gefahrenindex. 

Wen Klimavorhersagen faszinieren, der kann sich unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/kvhs_de/0_main/start_node.html?nn=754748 informieren. 

Zeitreihen und Trends zu unterschiedlichen Wetterparametern wie Niederschlag, Sonnenschein oder Temperatur werden unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html#buehneTop dargestellt. 

Aktuelle Forschungsthemen oder Monats- sowie Jahreszeitenrückblicke werden unter den Pressemitteilungen unter: https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen_node.html veröffentlicht. 

Falls Sie sich für ältere Themen des Tages interessieren, schafft folgender Link Abhilfe: https://www.dwd.de/SiteGlobals/Forms/ThemaDesTages/ThemaDesTages_Formular.html.

Das waren jetzt nur ein paar Links. Bei weiteren Fragen oder Anmerkungen können Sie sich gerne an den Kontakt TdT@dwd.de wenden. Weitere Kontaktmöglichkeiten sind unter: https://www.dwd.de/DE/service/kontakt/kontakt_node.html aufgeführt. 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.04.2025
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Temperatursturz par excellence: Lappland wärmer als Leipzig?

Während die aktuellen Temperaturen dazu verleiten, den mit zugegeben etwas verfrühtem Elan im Schrank verstauten Wintermantel wieder hervorzuholen, herrschte am Freitag (und teils auch noch am Samstag) „Kurze-Hosen-Wetter“. Wer beispielsweise am Wochenende von Nürnberg aus verreiste, packte am Freitag bei 21 °C seinen Koffer und kehrte am Sonntag bei 9 °C zurück. Musste er oder sie dann zufälligerweise auch noch heute zum Frühdienst radeln, wäre eine lange Unterhose keine schlechte Idee gewesen; an der dortigen Wetterstation wurden -5 °C gemessen. 

Grund für diesen markanten Temperatursturz – in der Osthälfte betrug er nicht selten 10 Kelvin binnen 24 Stunden – war arktische Kaltluft, die von Nordosten her eingeflossen ist. Apropos Arktis: In Schwedisch Lappland, knapp südlich des Polarkreises, war es am gestrigen Sonntag mancherorts wärmer als hierzulande. In Alvsbin, knapp westlich von Lulea, wurden beispielsweise 10 °C erreicht, während in Deutschland an vielen Orten der Osthälfte nur einstellige Höchstwerte registriert wurden. Damit ist die Frage der Überschrift mancherorts tatsächlich mit „Ja“ zu beantworten (Leipzig hatte z. B. 8 °C), wobei es im großen Rest Lapplands (auch im finnischen und norwegischen Teil) wie üblich kälter war als hierzulande. 

Temperatursturz par excellence Lappland waermer als Leipzig teil 1

Temperaturverlauf der Stadt Nürnberg. Links gemessene Werte seit Freitag, 04.04.2025, rechts die Modellvorhersage bis Samstag, 12.04.2025. 

Mit der vergangenen Nacht wurde der Temperatur-Tiefpunkt des aktuellen Kälte-Intermezzos erreicht und es geht die nächsten Tage und Nächte peu a peu nach oben (siehe Beispiel für Nürnberg in Abbildung 1). Während sich die einen über die gemäßigten Temperaturen vielleicht freuen, sehnen sich andere bestimmt nach sommerlichen Temperaturen – und erinnern sich vielleicht an letztes Jahr, als am 6.4.2024 im baden-württembergischen Ohlsbach mit 30 °C der früheste heiße Tag seit Wetteraufzeichnung registriert wurde. Allen, die nun ins Schwelgen geraten („früher war mehr Lametta, äähhh Gutwetter“) sei gesagt: Auch letztes Jahr gab es einen Kaltlufteinbruch, damals aber erst Ende April. In der Nacht vom 22. auf den 23.04.2024 gab es durch Spätfröste in verschiedenen Regionen erhebliche Schäden im Obst- und Weinbausektor. 

Der April macht seinem Namen, zumindest was die Temperatur-Achterbahnfahrt betrifft, also mal wieder alle Ehre. Ändern können wir das Wetter (zum Glück) ohnehin nicht, wir müssen es nehmen wie es kommt. Oder um es mit dem kölschen Grundgesetz zu sagen: Et kütt wie et kütt! 

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.04.2025
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Auf der Suche nach dem Regen

Ziemlich kalt ist es geworden, oder? Am gestrigen Samstag hatte uns die Kaltfront von Tief ZION, das weit entfernt über dem Nordwesten Russlands seine Bahnen zog, von Nordost nach Südwest überquert. Diese Zugrichtung lässt sich wunderbar an den gestrigen Höchstwerten festmachen: Während man im Südwesten mit bis zu 24 Grad nur knapp an einem Sommertag (ab 25 Grad) vorbeischrappte, verblieb die Temperatur in Vorpommern mit gerade einmal 7 bis 9 Grad sogar im einstelligen Bereich. Damit lag sie dort rund 10 Kelvin unter den Höchstwerten vom Freitag. Das gilt am heutigen Sonntag mit rund eintägiger Verzögerung nun auch für den Südwesten, wo nur noch 10 bis 15 Grad zu erwarten sind. Im ostdeutschen Bergland wird man zum Teil sogar Schwierigkeiten haben, über die Null-Grad-Grenze hinauszukommen. 

Jetzt könnte man sich die Frage stellen, warum es denn bei einem so massiven Luftmassenwechsel nicht geknallt und gescheppert hat? Nun, einerseits war die Luft im Vorfeld der Front bereits ziemlich trocken und daher alles andere als energiegeladen. Andererseits schob Hoch OLIVIA mit Sitz westlich von Norwegen der benötigten Hebung der Luftmasse einen Riegel vor. Und so ging der Luftmassenwechsel abgesehen von ein paar harmlosen Wolken im wahrsten Sinne des Wortes geräuschlos und trocken über die Bühne. 

„Wieder nichts mit Regen…“ wird sich die Natur denken. Über die derzeit in Deutschland vorherrschende Trockenheit und die damit einhergehenden Folgen hat unser Kollege Markus Übel bereits im Thema des Tages vom gestrigen Samstag detailliert geschrieben. Im Folgenden wollen wir nun einmal den Fragen nachgehen, wo denn der Regen eigentlich steckt und wann (oder besser: ob) er endlich mal wieder bei uns aufzieht. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 1 

Prognose der Gesamtniederschlagsmenge verschiedener Wettermodelle bis Sonntag, 13.04.2025, 00 UTC. 

Die Frage nach dem „Wo?“ lässt sich mit Blick auf obige Abbildung recht eindrucksvoll beantworten. Sie zeigt die Prognose der Gesamtniederschlagsmenge bis einschließlich nächsten Samstag von vier verschiedenen Wettermodellen. Etwas überspitzt ausgedrückt, könnt man sagen, dass wir regelrecht von Niederschlägen umzingelt sind. Über der Iberischen Halbinsel, wo die letzten Wochen ohnehin schon sehr viel Regen fiel, werden im Zusammenhang mit einem atlantischen Tief vor allem ab Donnerstag neue kräftige Regenfälle erwartet. Auch von Nordost- bis Südosteuropa sorgt anhaltende Tiefdrucktätigkeit wiederholt für Niederschläge. Selbiges gilt für den Norden Europas, wo Tiefdruckgebiete mit Schnee- und Regenfällen die Oberhand beim Wetter behalten. Dort sticht klassischerweise besonders der Weststau des norwegischen Gebirges ins Auge. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 2

Prognose der Luftdruckverteilung und bodennahen Strömung für Sonntag, 06.04.2025, 18 UTC und Donnerstag, 10.04.2025, 00 UTC (ICON). 

Tja und bei so vielen Tiefdruckgebieten muss es irgendwo ja auch einen Vertreter oder besser eine Vertreterin des hohen Luftdrucks geben und diese befindet sich am heutigen Sonntag mit ihrem Zentrum knapp westlich von Südnorwegen. „Olivia“ ist der Name des Hochs, dem zwar in der ersten Hälfte der neuen Woche allmählich die Luft ausgeht, ab Wochenmitte aber bereits durch ein neues Hoch über den Britischen Inseln ersetzt wird. Zwar gelangen dadurch wieder ein paar mehr Wolken zu uns, der Hochdruckeinfluss reicht aber weiterhin aus, damit keine nennenswerte Niederschläge zu erwarten sind (wenn überhaupt). Ähnliches gilt auch für die Britischen Inseln, was letztlich das „Loch“ in der Niederschlagsabbildung erklärt. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 3

Prognose der 24 stündigen Niederschlagsmenge für Sonntag, 13.04.2025 (IFS und GFS). 

Die Frage nach dem „Ob?“ lässt sich dagegen nicht so eindeutig beantworten. Es gibt allerdings Hinweise, dass ab Sonntag langsam der atlantische Tiefdruckeinfluss auf uns übergreift. Das zeigen derzeit zumindest das europäische IFS- und das amerikanische GFS-Modell in ihrer Prognose für die 24-stündige Niederschlagsmenge am Sonntag. Auch die sogenannten Ensembleprognosen (siehe DWD-Wetterlexikon) zeigen ab Sonntag besonders in den westlichen Landesteilen Niederschlagssignale und nähren die Hoffnung, dass es mit der Trockenheit bald zu Ende geht. Warten wir’s mal ab. 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen

Während die meisten Bundesbürger – der Autor des Artikels eingeschlossen – die vielen Sonnenstunden der letzten Tage und Wochen und das oft milde Wetter in vollen Zügen genossen, ist dieser Witterungsverlauf für die Natur nicht so positiv und bringt bereits erste Probleme mit sich. Wir geben einen kleinen Überblick. 

Die letzten beiden Monate sowie die ersten Apriltage waren in vielen Regionen ungewöhnlich niederschlagsarm. Die Trockenheit begann bereits Anfang Februar. So fielen im bundesweiten Durchschnitt im Februar nur 23,4 mm (entspricht Liter pro Quadratmeter) Niederschlag, was nur etwa der Hälfte der üblichen Menge entspricht. Besonders trocken war es im Norden und Nordwesten des Landes sowie in Niederbayern, wo verbreitet nur 2 bis 10 mm vom Himmel kamen. Der März verlief sogar noch trockener. Mit lediglich 17,3 mm wurden nur etwa 30 % des vieljährigen Mittels registriert. Erneut regnete vor allem in der Norddeutschen Tiefebene kaum, aber auch im Thüringer Becken und in Mittelfranken war Regen Mangelware. Regional kamen lediglich 1 bis 5 mm und damit weniger als 10 % der durchschnittlichen Regenmenge zusammen (Abbildung 1). Vor allem im Norden war die Niederschlagsarmut in beiden Monaten besonders stark. Östlich und südlich von Hamburg wurden in beiden Monaten zusammen weniger als 10 mm gemessen. In Grambek landeten zum Beispiel gerade einmal 8,8 mm (4,2 mm im Februar, 4,6 mm im März) Wasser im Niederschlagsmesstopf. Doch nicht nur dort, sondern fast landesweit wurde in März zu wenig Niederschlag beobachtet, was die roten Farben in Abbildung 1 (rechts) eindrucksvoll zeigen. Nur in Teilen des Südens, insbesondere südlich der Donau, regnete es öfter und im östlichen bayerischen Alpenrand war sogar ein Niederschlagsüberschuss zu verzeichnen. In Berchtesgaden beispielsweise kam mit 144 mm das 1,5-fache der durchschnittlichen Regenmenge zusammen. Zu nasse Regionen blieben im März aber die Ausnahme. Die ersten Apriltage knüpften nahtlos an. Bis auf ein paar Tropfen am Alpenrand hat es im aktuellen Monat noch überhaupt nicht geregnet. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 1 

Abbildung 1: Radarbasierte und an Messtationen angeeichte Niederschlagsmenge (mm) im Monat März 2025 (links) und die dazugehörige Abweichung (%) zum vieljährigen Mittel (rechts). 

Der fehlende Niederschlag hat bereits Auswirkungen auf die Natur. Schon seit mehreren Wochen ist die Waldbrandgefahr immer wieder erhöht; so auch aktuell und in den kommenden Tagen. Der Waldbrandgefahrenindex liegt fast überall bei 3 bis 4 (Abbildung 2). Es muss also regional mit einer hohen Gefahr möglicher Waldbrände gerechnet werden. Waldbesucher sollten sich al-so angemessen verhalten. Es gab auch schon Berichte von brennenden Bahndämmen aufgrund einer defekten Bremse an einem Zug, da bei derartigen Bedingungen Funkenflug schnell einen Flächenbrand auslösen kann. Selbst erste kleine Waldbrände wurden aus NRW und Thüringen gemeldet. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 2

Abbildung 2: Waldbrandgefahrenindex des DWD von Samstag (05.04.2025) bis Montag (07.04.2025) in Deutschland. 

Die Bodenfeuchte in den oberen 60 cm ist aktuell stark unterdurchschnittlich. Abgesehen vom Alpenvorland sind die Böden teils markant trockener als Anfang April üblich. Besonders hohe negative Abweichungen werden für weite Teile des norddeutschen Binnenlands berechnet. Da auch in den nächsten Tagen häufig die Sonne scheint und die Luft sehr trocken ist, sorgt die Verdunstung dafür, dass die teils schon ungewöhnlich starke negative Abweichung der Bodenfeuchte weiter zunehmen wird. In einigen Regionen im Norden ist die Bodenfeuchte für die Jahreszeit sogar auf einem Rekordtief. Abbildung 3 zeigt beispielhaft die berechnete Bodenfeuchte für die Schichttiefe 0 bis 60 cm eines lehmigen Sandbodens unter Gras bei Cuxhaven. Dabei beschreibt die orange Kurve den Verlauf in 2025 und die blaue Kurve den Ver-lauf vom Vorjahr. Außerdem werden der mittlere Bereich (20. bis 80. Perzentil, bezogen auf den Zeitraum 1991-2020) als dunkelgraue sowie der maximale Bereich als hellgraue Fläche dargestellt. Der fast durchgängige Rückgang der Bodenfeuchte seit Anfang Februar ist ebenso bemerkenswert wie die Tatsache, dass seit Mitte Februar die Bodenfeuchte durchgängig (und teils erheblich) unter dem bisherigen Minimum liegt. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 3

Abbildung 4: Bodenfeuchte (% nFK) unter vorherrschender Landnutzung im Oberboden (0 bis 10 cm Bodentiefe) in Deutschland (links) und im Nordwesten Deutschlands (rechts). 

Dieser Trend zeigt sich natürlich auch in den obersten 10 cm Bodentiefe (Abbildung 4). Da im Winter und zum Beginn des Frühlings die Verdunstung noch relativ gering ist, ist die Wasserversorgung in den meisten Regionen trotz Trockenheit zwar noch gut bis ausreichend, im Norden und Nordwesten herrscht aber bereits regional leichter, kleinräumig sogar markanter Trockenstress. Aufgrund der aktuell zunehmenden Verdunstungsraten nahmen im Verlauf dieser Woche die Gebiete mit Trockenstress zu und werden sich auch in der kommenden Woche ausweiten. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 4

Abbildung 4: Bodenfeuchte (% nFK) unter vorherrschender Landnutzung im Oberboden (0 bis 10 cm Bodentiefe) in Deutschland (links) und im Nordwesten Deutschlands (rechts). 

Auch bei der Binnenschifffahrt gibt es erste Einschränkungen. Da wegen der ausgesprochen mauen Schneesituation in den Alpen zusätzlich zum geringen Niederschlag auch noch der Wassereintrag durch Schneeschmelze fehlt, ist der Rheinpegel für die Jahreszeit ungewöhnlich niedrig. Der für die Schiff-fahrt wichtige Pegel in Kaub am Mittelrhein liegt aktuell bei nur noch 96 cm, weshalb bereits jetzt die Schiffe nicht mehr voll beladen werden können. In den kommenden Tagen soll der Pegel Berechnungen zufolge unter 90 cm sinken. Sollte der Pegel sogar unter die kritische Marke von 78 cm fallen, dürften große Schiffe nur noch zu 30 % beladen werden. 

Die aktuelle Wetterlage lässt nicht auf ein rasches Ende der Trockenheit hoffen. Der Hochdruckeinfluss hält auch in der kommenden Woche an. Einige Modellberechnungen zeigen zwar in der Osthälfte zum Ende der Woche regional etwas Regen. Dieser wird aber – sofern er überhaupt eintritt – das Niederschlagsdefizit bei Weitem nicht ausgleichen können. Im Westen und Südwesten soll es bis einschließlich des kommenden Wochenendes sogar gänzlich trocken bleiben. 

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Unwetter auf den Kanaren

Hoher Luftdruck sorgte in den vergangenen Tagen in Deutschland für ruhiges und sonniges Frühlingswetter. Bei der milden Witterung zog es viele Leute ins Freie, wo die Pflanzen um die Wette blühen. Auch die Grünflächen in den Städten werden wieder zunehmend von geselligen Menschen eingenommen. Wenn man die derzeit vorherrschende außergewöhnliche Trockenheit mal außer Acht lässt, kann man also von nahezu perfektem Frühlingswetter sprechen.
Aber nicht überall in Europa ging es so ruhig zu. Die Kanarischen Inseln wurden in den vergangenen Tagen von schweren Unwettern heimgesucht. Erst Anfang März verursachten dort Unwetter zum Teil große Schäden. Dieses Mal waren besonders die Inseln La Palma, Teneriffa, La Gomera und Gran Canaria betroffen, wo heftige Regenfälle zu Überschwemmungen führten. Innerhalb von kurzer Zeit wurden im Norden von La Palma an der Station „Roque de los Muchachos“ 44 Liter pro Quadratmeter registriert. Zuvor wurden auf der Insel vorsorglich sämtliche Wander- und Forstwege gesperrt, Freizeit- und Erholungsgebiete geschlossen und Arbeiten im Freien untersagt. Zudem blieben die Schulen geschlossen.
Unwetter auf den Kanaren teil 1

Satellitenbild und Linien gleichen Luftdrucks in circa 1,5 Kilometern Höhe von Donnerstag, dem 03.04.2025, im Bereich des nordöstlichen Atlantiks vor den Küsten der Iberischen Halbinsel und Marokkos. 

Deutlich schwerwiegender fiel aber der Wind aus. Bereits am Donnerstagvormittag frischte dieser auf den Inseln auf. In den Mittags- und Nachmittagsstunden wurden dann insbesondere in Leelagen der Berge aufgrund von Fallwinden Böen bis zu 130 km/h gemessen. Der spanische Wetterdienst AEMET warnte auf der Ostseite von La Palma sogar mit einer Unwetterwarnung der höchsten Stufe vor den heftigen Böen. Dies führte zu erheblichen Beeinträchtigungen, darunter Flugausfälle am Flughafen La Palma und Einschränkungen im öffentlichen Leben. Nicht ohne Grund, denn die heftigen Winde ließen nicht nur Bäume, sondern auch Laternen und auf Gran Canaria sogar einen Strommasten umknicken. Auch von Stromausfällen wurde berichtet. Neben den kräftigen Böen wurde auch ein starker Seegang erwartet mit einer signifikanten Wellenhöhe von 4 bis 5 Metern.
 

Unwetter auf den Kanaren teil 2 

Ausschnitt aus der DWD-Bodendruckanalyse sowie Modellfeld der sogenannten äquivalentpotenziellen Temperatur in circa 1,5 Kilometern Höhe von Donnerstag, den 03.04.2025. 

Die Schuldige für die schweren Unwetter auf den Kanaren ist schnell ausgemacht. Tief „Nuria“ liegt derzeit vor der Iberischen Halbinsel. Am gestrigen Donnerstag zog knapp nördlich der Kanaren ein Randtief vorüber, dessen Kaltfront auch auf die Inseln übergriff. Dabei sorgte zum einen die Nähe zum Tief für kräftige Winde, die sich in Leelagen der Gebirge in Form von Fallwinden noch verstärkten. Zum anderen konnte es in den Nordwest-Staulagen der Gebirge zu heftigen Regenfällen kommen.
Unwetter auf den Kanaren teil 3

Vorhersage des deutschen ICON-Modells von Sonntag, 06.04.2025, 20 Uhr bis Donnerstag, 10.04.2025, 14 Uhr MESZ des Luftdrucks in circa 900 Metern Höhe und des 6-stündigen Niederschlags im Bereich des nordöstlichen Atlantiks vor den Küsten der Iberischen Halbinsel und Marokkos. 

Unter Hochdruckeinfluss hat sich das Wetter auf den Kanaren heute wieder beruhigt. Allerdings zeigen die Wetterkarten in der kommenden Woche einen Langwellentrog über dem Atlantik, der im Laufe der Woche abtropft. Das abgetropfte und folglich dann eigenständige Tief nähert sich zum Mittwoch bereits wieder den Inseln an und hat voraussichtlich weitere heftige Regenfälle sowie Gewitter im Gepäck. Auch der Wind könnte am Donnerstag wieder kräftig auffrischen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.04.2025
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