Hundstage? Dieses Jahr nur „kalter Hund“

Der Begriff „Hundstage“ stammt ursprünglich aus der Antike. Bereits vor rund 6000 Jahren beobachteten die alten Ägypter sehr genau die Gestirne und das aus gutem Grund: Ihre Landwirtschaft war auf das jährliche Hochwasser des Nils angewiesen. Dieses trat regelmäßig im Sommer auf und sicherte die Ernten durch fruchtbare Überschwemmungen. Die Ägypter stellten fest, dass diese sogenannte „Nilschwemme“ mit dem heliakischen Aufgang des Sterns Sirius zusammenfiel, also jenem Zeitpunkt, an dem der hellste Stern am Himmel erstmals wieder kurz vor Sonnenaufgang sichtbar wurde. Sirius ist der Hauptstern im Sternbild „Großer Hund“. So erhielten die heißen Tage rund um seinen Aufgang den Namen „Hundstage“.

Auch in Griechenland und im Römischen Reich wurde diese Beobachtung übernommen. Dort allerdings genoss der Stern einen weniger positiven Ruf: In südlichen Regionen Europas und Mesopotamiens war er der Vorbote für extreme Hitze, Trockenheit und Krankheiten. So wurde aus einer positiven Verheißung des Hochwassers ein Symbol für Unheil und Dürre, zumindest in der Wahrnehmung weiter nördlich lebender Kulturen.

Interessanterweise hat der Begriff „Hundstage“ bis heute überdauert, obwohl sein Ursprung inzwischen nicht mehr zur heutigen Himmelsbeobachtung passt. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erde – sie „taumelt“ langsam wie ein Kreisel – verschieben sich die Positionen der Sternbilder am Himmel über Jahrtausende hinweg. In Mitteleuropa geht Sirius heute erst Ende August oder Anfang September mit der Sonne auf, also lange nach der klassischen Zeit der Hundstage. Die Definition der heißen Tage zwischen dem 23. Juli und 23. August ist somit nicht mehr astronomisch begründet, sondern eher historisch und kulturell gewachsen.

So ist es kein Wunder, dass die Hundstage auch in der bäuerlichen Wetterbeobachtung ihren festen Platz haben. Zahlreiche Bauernregeln ranken sich um diese Zeitspanne. Oft geben sie vor, dass das Wetter während der Hundstage Hinweise auf den weiteren Verlauf des Jahres geben könne. So heißt es etwa: „Sind die Hundstage heiß, bleibt’s im Winter lange weiß.“ Auch Trockenheit während dieser Periode galt als Vorbote für einen trockenen Herbst. Zwar sind solche Regeln heute wissenschaftlich nicht belegt, zeigen aber, welche Bedeutung die Hundstage in der traditionellen Landwirtschaft einst besaßen – als Versuch, aus Erfahrung Muster im Wettergeschehen abzuleiten.

Aber was hat das mit der Meteorologie zu tun?
Aus meteorologischer Sicht handelt es sich bei den Hundstagen um eine sogenannte Singularität – also ein wiederkehrendes Witterungsphänomen, das statistisch gehäuft in einem bestimmten Zeitraum auftritt. Langjährige Messreihen zeigen, dass Ende Juli bzw. Anfang August besonders häufig sehr warme bis heiße Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gelangen. Diese Phase ist oft die heißeste des gesamten Jahres.

Allerdings bringen diese Luftmassen nicht nur Trockenheit. Im Gegenteil: Häufig ist die Atmosphäre in dieser Zeit sehr feucht, sodass sich leicht Schauer und Gewitter bilden. Von stabiler Sommerhitze ohne Niederschlag kann daher meist keine Rede sein – auch wenn es in Einzelfällen zu Hitzeperioden mit Trockenheit kommen kann.

Hundstage Dieses Jahr nur

Zeitreihe der Abweichung der Tagesmitteltemperatur im Juli 2025 vom klimatologischen Mittel von 1991 bis 2020 im Flächenmittel von Deutschland.

Wie das mit der Statistik jedoch so ist, bedeutet eine meteorologische Singularität nicht, dass sie jedes Jahr exakt gleich eintritt. Auch wenn die Hundstage statistisch gesehen die heißeste Phase des Jahres markieren, kann es in einzelnen Jahren deutlich davon abweichen. Derzeit etwa erleben wir eher das Gegenteil: Statt hochsommerlicher Hitze zeigt sich die Witterung hingegen für die Jahreszeit etwas zu kühl. Solche Abweichungen sind nicht ungewöhnlich, sondern Ausdruck der natürlichen Schwankungsbreite des Wetters. Wetter ist eben immer auch ein kurzfristiges Phänomen, während sich statistische Häufungen nur über viele Jahre hinweg zuverlässig zeigen.

Hundstage Dieses Jahr nur 2

Humoristische Illustration der Hundstage: Eigentlich die heißeste Zeit des Jahres – doch 2025 bleibt es bei „kaltem Hund“.

In diesem Jahr gibt es also nur „kalten Hund“, die Hundstage sind somit „für die Katz'“. Die Singularität der Hundstage bleibt aber auch weiterhin bestehen. Darüber hinaus sind sie ein spannendes Beispiel dafür, wie sich Himmelsbeobachtung, Klimadaten und kulturelle Überlieferungen zu einem festen Begriff im Wetterkalender verbunden haben. Auch wenn Sirius heute nicht mehr zur gleichen Zeit aufgeht wie vor Jahrtausenden, ist die Zeit zwischen Ende Juli und Mitte August nach wie vor die heißeste des Jahres – eine meteorologische Singularität, die (fast) jeden Sommer aufs Neue zu spüren ist.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

30 % Regenwahrscheinlichkeit – Was bedeutet das?

In der letzten Zeit zogen zahlreiche Schauer und Gewitter über Deutschland hinweg und daran wird sich auch in den kommenden Tagen wenig ändern. Dabei ist gerade Ferienzeit und Sie möchten diese sicherlich so oft wie möglich mit Ihren Kindern draußen verbringen. Wahrscheinlich fragen Sie sich, ob Sie einen Regenschirm mitnehmen sollten. Oder Sie stellen sich die Frage, welcher Abend sich am besten eignet, um Ihre Grillkünste der Familie zu präsentieren. Bestimmt haben Sie für Ihre Entscheidungsfindung schon einmal die Niederschlags- oder Regenwahrscheinlichkeit am gewünschten Ort im Internet oder auf einer der zahlreichen Wetterapps zu Rate gezogen. Aber wissen Sie eigentlich, was es damit genau auf sich hat? Auf den ersten Blick erscheint diese Wahrscheinlichkeitsaussage einfach und logisch, auf den zweiten Blick birgt sie aber einige Tücken. Sie kann leicht missverstanden werden und möglicherweise zieht man dadurch die falschen Schlüsse bei der Freizeitplanung. Glauben Sie nicht? Dann beantworten Sie für sich folgende Frage:

„Regenhausen (*), Regenwahrscheinlichkeit 30 %“: A) Regnet es an 30% des Tages (also etwa 7 Stunden am Tag) oder in der betrachteten Stunde (also etwa 18 Minuten)? B) Ist in 30 % des Stadtgebiets von Regenhausen mit Regen zu rechnen? C) Öffnet der Himmel zu 30 % irgendwo in Regenhausen seine Schleusen, während es zu 70 % überall in der Stadt trocken bleibt? Sind Sie sich nicht ganz sicher? Keine Sorge, Sie sind keinesfalls der einzige.

Was ist nun richtig? Eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 30 % bedeutet ganz einfach, dass es am angegebenen Ort im gewünschten Zeitraum zu 30 % regnet und zu 70 % trocken bleibt. Anders ausgedrückt gab es dort bei vergleichbaren Wetterlagen nur in 3 von 10 Fällen Niederschlag. Bei großflächigen Regengebieten, beispielsweise entlang von Fronten, ist diese Aussage leicht zu verstehen. Zu 30 % erreicht das Niederschlagsgebiet Regenhausen und zu 70 % zieht es am Ort vorbei.

Schwieriger gestaltet es sich bei Schauerwetter. Kleinräumige Schauer erfassen meist nicht das gesamte Stadtgebiet. Darf man nun bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 30 % damit rechnen, dass zu 30 % irgendwo in Regenhausen ein Tropfen fällt oder dass Sie selbst zu 30 % von einem Schauer in Ihrem Stadtteil getroffen werden? Da die genaue Zugbahn von Schauern und Gewittern nicht exakt vorhergesagt werden kann, muss man hier etwas „über den Tellerrand blicken“. Eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 % kann man so interpretieren, dass sich in der näheren Umgebung von Regenhausen bei vergleichbaren Wettersituationen statistisch gesehen in 3 von 10 Fällen Schauer entwickelt haben.

Soviel zur Theorie…aber wie verwendet man diese Prozentangabe für Planungen im Freien? Bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 90 % ist es fast sicher, dass Sie nass werden, wenn Sie sich für längere Zeit draußen aufhalten. Eine solch hohe Wahrscheinlichkeit findet man meist nur bei großflächigen Niederschlagsgebieten vor, die den gesuchten Ort mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreichen. Auch bei 70 % sollten Sie den Regenschirm nicht vergessen. Bei 50 % besteht zumindest eine „50:50-Chance“, dass es während des Grillabends trocken bleibt und etwaige Schauer an Ihnen vorbeiziehen. Risikofreudige können also vorsorglich Grillgut besorgen, sollten aber einen „Plan B“ in der Hinterhand haben. Bei 30 % bedarf es schon etwas Pech, dass an Ihrem Aufenthaltsort Regen fällt. Aber Vorsicht! Auch wenn die Chancen nicht schlecht stehen, dass es trocken bleibt, sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein gewisses Schauer- oder Gewitterrisiko besteht. „Aber die App hat doch nur 30 % angezeigt, da regnet es sonst nicht“ hören wir Meteorologen in solchen Situationen von Freunden und Bekannten oft. Sie lassen dabei zwischen den Zeilen also durchklingen, dass die Prognose scheinbar versagt hat, wenn die Grillparty doch ins Wasser fällt. Das ist aber nicht der Fall – wir erinnern uns: statistisch gesehen passiert genau dies in 3 von 10 Fallen. Sinkt die Regenwahrscheinlichkeit unter 10 %, steht einem Aufenthalt im Freien (fast) nichts mehr im Wege.

Zusätzlich sollte man noch berücksichtigen, auf welchen Zeitraum sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit bezieht. Ist sie für den gesamten Tag angegeben, lohnt sich ein Blick auf zusätzliche Wetterinformationen. Zieht am Vormittag mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Regenband durch, bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von 90 % nicht zwangsläufig, dass Sie auf das nachmittägliche Sonnenbad verzichten müssen.

Kurze Zeit (z.B. eine Stunde) vor Beginn der Outdoor-Aktivität ist eine aktuelle Regenradar-Animation die bessere Wahl. Zieht Regen auf Sie zu oder werden Schauer und Gewitter im zeitlichen Verlauf immer zahlreicher, kann man daraus mehr lesen als aus einer einfachen Prozentangabe in der Wetterapp. Sollte nämlich tatsächlich ein Gewitter aufziehen, kann es – egal wie hoch die Regenwahrscheinlichkeit ist – durchaus heftig zur Sache gehen. Sie sagt nämlich nichts über die Dauer und Intensität der Niederschläge aus!

Das gleiche gilt übrigens auch für die Regenmengen-Angaben in Wetterapps. Gerade im Sommer, wenn das Wetter von Schauern und weniger von großflächigen Regengebieten geprägt ist, ist die Mengenangabe oft irreführend. „0,4 mm zwischen 15 und 16 Uhr“ bedeutet nämlich nicht, dass es wahrscheinlich nur leicht regnet. Vielmehr ist dies als gemittelter Wert über eine größere Fläche und einen längeren Zeitraum zu verstehen. Wird man zufälligerweise von einem kräftigen Platzregen erwischt, können erhebliche Mengen von 20 mm oder mehr fallen, während es in anderen Fällen bei der gleichen Angabe trocken bleibt.

(*) fiktiver Stadtname

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Hoffnung auf mehr Sonne?

Deutschland verbleibt unter Tiefdruckeinfluss, die sehr unbeständige Witterung setzt sich also fort und ein Ende ist zunächst nicht in Sicht. Die gute Nachricht ist, dass die Niederschläge im Süden des Landes vorübergehend nachlassen. Jedoch werden in Norddeutschland neue, teils kräftige Niederschläge erwartet. Verantwortlich dafür ist ein Tiefdruckkomplex über Südschweden, welcher für die kommenden Tage wetterbestimmend ist.

Somit gestaltet sich das Wetter am heutigen Dienstag wechselnd bewölkt mit einigen Schauern und Gewittern, dazwischen zeigt sich die Sonne. Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 18 und 24 Grad und der Wind weht mäßig, in Böen frisch aus West bis Nordwest. An den Küsten treten starke bis stürmische Böen auf. In der Nacht zum Mittwoch greifen schauerartige, teils gewittrige Niederschläge auf Norddeutschland über, dabei besteht dort Starkregengefahr. Auch in der Mitte kommt es zu Regenfällen, sonst klingen die meisten Schauer und Gewitter ab und der Himmel klart stellenweise auf. Die Tiefstwerte liegen zwischen 13 und 7 Grad.

Hoffnung auf mehr Sonne 1

Wetter- und Temperaturkarte, Dienstag 29.07.2025 (Quelle: DWD)

Am Mittwoch konzentrieren sich die Schauer und die kräftigen Gewitter auf Norddeutschland und auf die Regionen südlich der Donau. In einem breiten Streifen dazwischen sind die Schauer seltener und die Sonne zeigt sich öfter. Die Höchstwerte liegen zwischen 18 und 24 Grad. Der Wind weht weiterhin mäßig, in Norden stark mit stürmischen Böen, an der Nordsee auch mit Sturmböen.

Hoffnung auf mehr Sonne 2

Wetter- und Temperaturkarte, Mittwoch 30.07.2025 (Quelle: DWD)

Wie geht es weiter? Gibt es Hoffnung auf ein freundlicheres Wochenende ohne Regen und mit mehr Sonne? Die Antwort auf die Fragen ist schlicht und einfach: nein. Am Donnerstag bleibt das Wetter sehr wechselhaft mit Schauern und kurzen Gewittern bei unveränderten Temperaturen. Dabei ist es vor allem im Norden sehr windig. Auch am nächsten Wochenende ändert sich am Wetter quasi nichts, gebietsweise kann es sogar längere Zeit regnen, bei mäßig-warmen Temperaturen. Ein kleiner Lichtblick gibt es erst am Ende der nächsten Woche, also nach dem 7. August.

Hoffnung auf mehr Sonne 3

Wetterausichten von Donnerstag bis Samstag (31.07. – 02.08.2025) (Quelle: DWD)

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Regenreiches Wochenende

Tiefdruckeinfluss und eine beständige Zufuhr feuchter Atlantikluft ließ das Wochenende regional ins Wasser fallen. Vor allem im Süden kam es immer wieder zu Schauern und Gewitter, die auch mal längere Zeit anhielten und kräftig ausfielen.

Am Samstag waren von der Mitte ostwärts kaum Schauer unterwegs. Die meiste Zeit blieb es trocken. Im Westen und Nordwesten gab es einzelne Schauer und Gewitter, die lokal auch stärker ausfielen und Starkregen brachten. Insgesamt beliefen sich die Mengen strichweise aber nur auf 5 bis maximal 25 Liter pro Quadratmeter. Im Süden hingegen gab es vermehrt und teils kräftige Schauer und Gewitter, die örtlich auch unwetterartige Regenmengen brachten. In der Summe kamen so regional 20 bis 40 l/qm zusammen. An den Alpen stauten sich die Regenfälle, die auch noch gewittrig verstärkt wurden und es fielen bis Sonntagmorgen verbreitet mehr als 20 l/qm und stellenweise mehr als 50 l/qm.

Regenreiches Wochenende 1

24-stündige Niederschlagsmengen bis Sonntag, 27.07.2025 8 Uhr, links: abgeleitet aus Radar, rechts: Messwerte

Am Sonntag kam es dann auch über der Mitte und dem Südwesten vermehrt zu Schauern und Gewittern. Auch im Osten traten einzelne Gewitter auf. Aufgrund des hohen Feuchtegehalts der Luft kam es zu Starkregen, der örtlich auch unwetterartig ausfiel und bis zu 40 l/qm in kurzer Zeit brachte. Auch im Süden gab es erneut teils kräftige Schauer und Gewitter, örtlich auch dort mit höheren Regenmengen in kurzer Zeit. An den Alpen allerdings fiel nur noch örtlich etwas Regen, zeitweise war es auch trocken. In der Nacht zum Montag und am Montagmorgen regnete es im Nordwesten Baden-Württembergs verbreitet recht kräftig. Das Regengebiet verlagert sich kaum, sodass in wenigen Stunden teils um 50 l/qm zusammenkamen. Auch im Osten gab es am frühen Montagmorgen ein sich nur langsam ost-südostwärts verlagerndes Starkregengebiet, das in kurzer Zeit signifikante Mengen brachte.

Insgesamt beliefen sich die 24-stündigen Mengen im Südwesten auf meist 20 bis 40, örtlich bis 60 l/qm. Im Nordwesten Baden-Württembergs kamen bis Montagmorgen verbreitet Mengen zwischen 50 und 70 l/qm zusammen.

Regenreiches Wochenende 2

24-stündige Niederschlagsmengen bis Montag, 28.07.2025 8 Uhr, links: abgeleitet aus Radar, rechts: Messwerte

Im weiteren Tagesverlauf gibt es noch ein paar Schauer. Vor allem im Süden des Landes sind diese auch kräftiger. An den Alpen stellt sich mit Nordwestwind erneut eine Staulage ein, die abermals für erhöhte Regenmengen sorgen kann.

Ab Dienstag lässt die Staukomponente an den Alpen nach und es sind deutschlandweit „nur“ noch Schauer und Gewitter unterwegs. Die Luft trocknet ganz leicht ab, sodass Unwetter durch heftigen Starkregen unwahrscheinlicher werden. Dennoch sind durchaus Regenmengen bis 20 l/qm in kurzer Zeit möglich. Bei Mehrfachtreffern können sich die Mengen entsprechend akkumulieren. In der Nacht zum Mittwoch sorgt ein Tief über Südskandinavien in Schleswig-Holstein für teils gewittrig verstärkten Regen. Dann sind dort Mengen von 10 bis 20 l/qm in wenigen Stunden möglich.

Regenreiches Wochenende 3

Modellvergleich Niederschlagsvorhersage 24-stündig bis Mittwoch, 30.08.2025 8 MESZ; links: ICON6, mittig: EZMW, rechts: GFS

Auch die Folgetage sind unbeständig und teils nass. Der Einfluss der Tiefdruckgebiete über dem Osten und Nordosten Europas lässt uns vorerst nicht los.

Diplom Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Unbeständig geht der Juli zu Ende

Der Ausläufer des Skandinavientiefs LUCA überquert Deutschland heute nur langsam von West nach Ost. Dabei wird mit schwacher westlicher Strömung eher kühle, labil geschichtete und vor allem wieder feuchte Meeresluft herangeführt. Diese sorgt im Tagesverlauf für wiederholte Schauerstaffeln, die gebietsweise auch von einzelnen Gewittern begleitet werden. Lokal tritt dabei Starkregen mit Mengen um 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit auf. Auf räumlich eng begrenztem Raum sind auch unwetterartige Regenfälle mit Mengen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Das Starkregenpotential konzentriert sich heute auf die Südhälfte Deutschlands. Doch nicht nur in Verbindung mit Gewittern muss heute mit nennenswerten Regenmengen gerechnet werden. Auch bei sich wiederholenden Schauern können um 30 Liter pro Quadratmeter in mehreren Stunden fallen – insbesondere, wenn sich einzelne Schauer immer wieder über dem gleichen Gebiet entladen.

Ein besonderes Augenmerk beim Thema Niederschlag gilt dem Alpenrand. Durch die west- bis nordwestliche Anströmung stauen sich dort die Niederschläge. Schon gestern wurde eine Dauerregenwarnung ausgegeben, und bis heute Mittag kamen verbreitet 25 bis 40 Liter zusammen. In einigen Regionen im östlichen Alpenvorland waren es sogar 80 bis 100 Liter. Und in den nächsten Tagen fallen immer wieder Niederschläge.

Unbestaendig geht der Juli zu Ende 1

24-stündige Niederschlagssumme berechnet aus angeeichten Radarmessungen von Samstag, den 26.07.25 12 Uhr MESZ bis zum 27.07.2025 12 Uhr MESZ.

Die Sonne zeigt sich heute nur selten, mit den besten Chancen noch im äußersten Osten Deutschlands – etwa zwischen Uckermark und Oberlausitz – oder auf den Nordseeinseln. Entsprechend verhalten sich die Temperaturen: Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 19 und 24 Grad Celsius, etwas wärmer wird es mit 23 bis 26 Grad in Brandenburg und Sachsen.
Der Wind bleibt insgesamt schwach und spielt im aktuellen Wettergeschehen noch eine eher untergeordnete Rolle. Er weht meist aus West bis Nordwest und frischt selbst bei Gewittern kaum merklich auf – was unter anderem an der feucht-schweren und damit trägen Luftmasse liegt.

Wer sich Ende Juli heißes und sonniges Wetter erhofft hatte, wird dieses Jahr enttäuscht. Die Natur hingegen freut sich über die Erholung vom Trocken- und Hitzestress. Die derzeit mäßig-warme und nasse Witterung setzt sich auch in den kommenden Tagen fort. Bereits am morgigen Montag ziehen erneut Schauer und einzelne Gewitter durchs Land. Am Alpenrand und auch am Schwarzwald fällt weiterhin länger anhaltender Regen. Dort gibt es kaum trockene Abschnitte. Insgesamt werden noch zusätzlich Mengen zwischen 40 und 60 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden bis Dienstagmittag erwartet. Lokal sind auch nochmals bis zu 80 Litern möglich. In höheren Lagen oberhalb von 2500 Metern kann es sogar etwas Schnee geben – doch bei der dichten Bewölkung und den eingeschränkten Sichtverhältnissen dürfte davon kaum jemand etwas mitbekommen. Die Höchstwerte steigen in den kommenden Tagen bei wechselnd bis stark bewölkten Himmel nur wenig über 20 Grad.

Unbestaendig geht der Juli zu Ende 2

Prognostizierte 24-stündige Niederschlagssummen und Tageshöchstwerte des ICON-6 Modells für Montag, Dienstag und Mittwoch. Modellauf 27.07.2025 06 UTC

Meteorologisch interessant wird der Mittwoch. Von Skandinavien rutscht ein mit hochreichend kalter Luft gefülltes Höhentief Richtung Schleswig-Holstein. In Kombination mit Föhn-Effekten entwickelt sich das dazugehörige Bodentief zu einem kleinräumigen Sturm über der Nordsee. Für die deutsche Nordseeküste und deren Umfeld bedeutet das noch mehr Regen, teils auch kräftige Gewitter mit stürmischen Böen. Über dem offenen Wasser sind auch einzelne orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.

Unbestaendig geht der Juli zu Ende 3

Synoptischer Überblick der Wettersituation am Mittwoch den 30. Juli 2025. Modellauf jeweils 27.07.2025 00 UTC.

Bei solchen Wetteraussichten kann sich der ein oder andere tatsächlich fragen „Wo bleibt der Sommer?“ Die Hitzehungrigen und Sonnen-Enthusiasten können sich auf Mitte bis Ende August freuen. Zumindest wenn man den erweiterten Langzeit-Prognosen Glauben schenken mag. Dann zeichnet sich stabileres Hochdruckwetter mit mehr Sonne und weniger Niederschlag ab. So verspricht es zumindest die erweiterte Langezeitprognose des Europäischen Zentrums für Mittelfristvorhersage (ECMWF). Die subsaisonalen Vorhersagen (auch als erweiterte oder monatliche Vorhersagen bezeichnet) des ECMWF bietet einen Überblick über mögliche Wetterbedingungen bis zu 46 Tage im Voraus. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die durchschnittlichen Bedingungen Woche für Woche und darauf, wie sie sich von einer langfristigen (modellbasierten) Klimatologie unterscheiden. Diagramme zeigen beispielsweise, ob die durchschnittlichen Bedingungen für eine Woche für diese Jahreszeit kälter oder wärmer als normal sein werden. Die Berechnungen liefern also keine exakten Tagesprognosen, sondern Tendenzen. Und die deuten darauf hin, dass Hitze und Sonne diesen Sommer sich noch nicht geschlagen geben, sondern später in der Saison nochmal wiederkommen können.

Unbestaendig geht der Juli zu Ende 4

Langfristprognose des ECMWF für den Standort Offenbach am Main: Anomalie der prognostizierten 2-Meter Temperatur, des Luftdrucks, und des Niederschlags im Vergleich zum Modellklima.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Wie funktioniert ein Radar?

Das Wort Radar ist eine Abkürzung für RAdio Detection And Ranging. Dahinter verbirgt sich eine Technologie, die elektromagnetische Wellen nutzt, um Wetterphänomene wie Regen, Schnee oder Hagel zu erkennen. In der modernen Meteorologie ist das Radar ein unverzichtbares Werkzeug zur Beobachtung der Atmosphäre – insbesondere, wenn es um die kurzfristige Erkennung von Niederschlag und dessen Intensität geht.

Geschichte
Das Wetterradar entwickelte sich ab dem zweiten Weltkrieg, als militärische Radarsysteme erste Wettersignale erfassten. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Technologie gezielt für meteorologische Zwecke weiterentwickelt. Seit den 1950er Jahren kamen Radare zunehmend im zivilen Wetterdienst zum Einsatz. Mit der Einführung des Doppler-Radars ab den 1960er Jahren und später polarmetrischen Technik wurde es möglich, nicht nur die Intensität, sondern auch die Art und Bewegung von Niederschlag präzise zu erfassen. Heute ist das Wetterradar ein zentrales Instrument, das der modernen Wetterbeobachtung dient und als wichtige Grundlage für Wetterwarnungen herangezogen wird.

Grundprinzip des Radars
Die Funktionsweise eines Wetterradars ist so aufgebaut, dass es elektromagnetische Wellen mit bestimmten Frequenzen aussendet. Treffen diese Wellen auf Niederschlagsteilchen – also auf Regentropfen, Schneeflocken oder Hagelkörner – werden sie reflektiert. Die reflektierten Signale kehren zum Radar zurück und werden dort von einer Antenne aufgefangen. Ein Computer wertet diese Daten anschließend aus und liefert dann die Radarbilder.
Mithilfe der reflektierten Signale lassen sich verschiedene Eigenschaften des Niederschlags bestimmen:
– Position: Wo befindet sich das Niederschlagsgebiet?
– Intensität: Wie stark ist der Niederschlag?
– Art des Niederschlags: Handelt es sich um Regen, Schnee oder Hagel?
– Bewegung: In welche Richtung bewegt sich das Niederschlagsgebiet?
– Windgeschwindigkeit: Durch den Doppler-Effekt (siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2015/3/30.html) kann zusätzlich die Geschwindigkeit ermittelt werden, mit der sich die Wolken bewegen

Radarbild

26 Bild1

Niederschlagsradarbild von Bayern am 26.07.2025 um 12 Uhr MESZ

Herausforderungen
Obwohl das Wetterradar ein sehr präzises Instrument ist, gibt es auch einige technische Herausforderungen. Die Signalstärke des Radars nimmt mit wachsender Entfernung immer weiter ab. Je weiter also ein Niederschlagsgebiet vom Radar entfernt ist, desto schwächer ist das reflektierte Signal. Diese Abschwächung wird auch Freiraumdämpfung genannt. Um dies auszugleichen, muss die Empfindlichkeit des Empfängers entsprechend angepasst werden. Ein weiteres Problem entsteht, wenn große Mengen Wasser oder Eis die ausgesendeten Wellen so stark reflektieren, dass dahinterliegende Gebiete vom Radar nicht mehr erfasst werden können. Hier spricht man von einem Radarschatten. Dieses Problem kann man beheben, indem man mehrere Radare zusammen im Verbund einsetzt, und ihre Sichtweiten überlappen lässt. Dies stellt eine flächendeckende Abdeckung sicher und hilft, Messfehler zu reduzieren. Weitere Störfaktoren wie Gebäude oder Landerhebungen, welche ungewünschte Signale im Radarbild verursachen, kann man durch Rechenverfahren aus den Radarbildern heraus subtrahieren. Dies ist gut möglich, da sich Gebäude und Landerhebungen nicht bewegen, sondern statisch an einem Fleck bleiben.

Um ein vollständiges Bild der Atmosphäre zu erhalten, sendet ein Wetterradar seine elektromagnetischen Impulse nicht nur in eine Richtung, sondern rundum in unterschiedlichen Höhenwinkel (sog. Elevationswinkel) aus. Durch diese gestaffelte Abtastung können mehrere Schichten der Atmosphäre erfasst werden – von bodennahen Niederschlägen bis hin zu höheren Wolkenstrukturen. Die dabei entstehenden sogenannten Volumenscans liefern ein dreidimensionales Bild des Niederschlagfeldes, das wichtige Rückschlüsse auf die Struktur, Intensität und Entwicklung von Wetterereignissen erlaubt.

In Deutschland betreibt der Deutsche Wetterdienst insgesamt 17 Wetterradarstationen. Diese sind so verteilt, dass das gesamte Bundesgebiet abgedeckt wird. Die Daten dieser Stationen werden laufend aktualisiert und fließen direkt in die Wetterwarnsysteme, Kurzvorhersagen und die Information der Bevölkerung beispielsweise bei Unwettern ein.

Hochschulpraktikant Luis Wolf in Zusammenarbeit mit Diplom-Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Außergewöhnliche Hitze in Nordeuropa

Eine historische Hitzewelle in Teilen von Schweden und vor allem Norwegen findet heute bzw. morgen ihr Ende. Besonders ausgeprägt war die Hitzewelle in Mittelnorwegen, aber auch in anderen Teilen Skandinaviens waren die vergangenen 10 bis 14 Tages außergewöhnlich warm. Abbildung 1 zeigt dies eindrucksvoll. Im „Epizentrum“ der Wärme in Mittelnorwegen lag die Mitteltemperatur vom 15. bis 24. Juli acht bis zehn Kelvin über dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020. In großen Teilen von Norwegen, Schweden und Finnland war es vier bis acht Kelvin wärmer als in der Referenzperiode.

Aussergewoehnliche Hitze in Nordeuropa 1

Abb. 1: Links: Abweichungen der Mitteltemperatur vom 15.07.-24.07.2025, rechts: Abweichungen der Maximaltemperatur vom 15.07.-24.07.2025 [Referenzperiode: 1991-2020]. Quelle: DWD

Noch eindrucksvoller war die Abweichung der Höchsttemperaturen. Diese lagen in Mittelnorwegen gebietsweise um 12 bis 14 Kelvin über dem langjährigen Mittel. Dies sind enorme Abweichungen, die normalerweise nur für einzelne oder wenige Tage am Stück anhalten. Anders in diesem Fall. Doch was bedeutet diese Abweichung übersetzt in Höchstwerte vor Ort? Es offenbart sich Erstaunliches: In mehreren Orten, z.B. Namsskogan oder Storforshei (Norwegen) nahe dem nördlichen Polarkreis und weit der Norwegischen See stieg die Temperatur auf 30 Grad oder mehr und das für 13 Tage am Stück. Die dort registrierten 13 Hitzetage in Folge stellen ein Novum seit Beginn der Wetteraufzeichnung dar. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1982 mit 12 Hitzetagen in Folge. In der Spitze erreichte Temperatur Werte nahe 35 Grad. In den kurzen Nächten sank die Temperatur örtlich nicht unter 20 Grad während der Hitzewelle.

Aussergewoehnliche Hitze in Nordeuropa 2

Abb. 2: Tägliche Höchsttemperatur in Storforshei im Vergleich der Vorjahre und zum Mittel. Quelle: Daten: Norsk klimaservicecenter, Quelle: seklima.met.no, Grafik: Nahel Belgherze

Die Hitze bzw. Wärme beschränkte sich aber nicht nur auf die Region nahe dem Polarkreis oder südlich davon, sondern auch weiter nördlich wurden äußerst ungewöhnliche Temperaturen gemessen. Im finnischen Teil Lapplands, genauer gesagt in Sodankylä Tähtelä wurde gestern der 15. Tag hintereinander mit 25 Grad oder mehr registriert. Für Finnland war es zudem der 14. Tag in Folge mit mehr als 30 Grad.

Als Folge der Hitzewelle haben sich die umgebenden Meere, also die Norwegische See und die nördlichen Teile der Ostsee, stark erwärmt. An der norwegischen Küste hat sich das Meer auf 19 Grad erwärmt, rund sechs Grad mehr als zu dieser Jahreszeit üblich. Der Bottnische Meerbusen, also der nördlichste Teil der Ostsee, hat sich selbst auf offener See auf 20 bis 23 Grad erwärmt. Örtlich, vor allem küstennah beträgt die Wassertemperatur an der Oberfläche 24 bis 25 Grad. Auch das sind Werte, die weit, sprich einige Kelvin, über dem Üblichen liegen.

Aussergewoehnliche Hitze in Nordeuropa 3

Abb. 3: Wassertemperatur laut ECMWF vom 24.07.2025. Quelle: DWD

Obwohl auch die Temperaturspitzen sehr hoch für die verschiedenen Regionen liegen, ist es vor allem die lange Andauer der hohen positiven Abweichungen, die die Hitzewelle extrem machen. Verantwortlich ist eine sogenannte Omega-Wetterlage über Nordeuropa. Diese Wetterlage zeichnet sich vor allem durch ihre Stabilität aus. Sie kann über lange Zeiträume andauern. In diesem Fall lag ein Hoch über der Norwegischen See oder Skandinavien und führte dort zu viel Sonnenschein. Die aktuell langen Tage reichten aus, um die Temperatur auch ohne Zufuhr von subtropischen Luftmassen auf dem ungewöhnlich hohen Niveau zu halten. Flankiert wurde das Hoch im Westen und Osten von Tiefs, es war praktisch „gefangen“.

Mittlerweile hat sich das Hoch abgeschwächt und von Westen erreichen kühlere Luftmassen Skandinavien. Die Abkühlung betrifft vor allem Norwegen, weiter östlich über Finnland hält sich die warme Luft. Und im Laufe der kommenden Woche deuten die Wettermodelle eine Regenerierung des hohen Luftdrucks über Lappland und eine Rückführung der warmen Luftmasse nach Westen an. Eine nachhaltige Abkühlung auf „normale“ Temperaturen für Nordskandinavien ist somit nicht in Sicht.

Solange im Norden Europas ein ausgeprägtes Hoch und im Süden Europas das zu dieser Jahreszeit typische Subtropenhoch liegt, stehen die Chancen auf stabiles Sommerwetter in Deutschland eher schlecht. Zwischen den Hochs können sich immer wieder Tiefs von Westen hereinschieben oder entstehen im Grenzbereich der warmen Mittelmeerluft und der gemäßigteren Luft über Mitteleuropa bei uns vor Ort. So gestaltet sich das Wetter bis in die kommende Woche hinein sehr unbeständig in Deutschland. Vor allem über Süddeutschland gibt es die kommenden Tage reichlich Regen, siehe dazu das Thema des Tages von gestern: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/7/24.html

Eine Ausnahme bildet am morgigen Samstag der Norden Deutschlands. Ein Zwischenhoch sorgt dort vorübergehend für verbreitet trockenes Wetter. Davon profitiert auch der CSD-Umzug in Berlin. Bei maximal 24 Grad und meist wolkigem Himmel bleibt es dort trocken. Anders dagegen in Stuttgart, dort müssen Teilnehmer und Zuschauer des Umzugs ab dem Mittag mit teils kräftigen Schauern und Gewittern rechnen. Zumindest ist es mit maximal 24 Grad ebenfalls warm.

MSc.-Meteorologe Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Tag der Freude

Seit über 40 Jahren steht der 24. Juli im Zeichen der Freude. Wer ihn ins Leben gerufen hat und wann genau, ist unklar, aber eigentlich unerheblich. Auch wenn das Wetter aktuell nicht unbedingt überall Anlass zur Freude gibt, so kann man in jedem Wetter etwas Positives finden, wenn man nur genau genug hinschaut.

Im Juni haben wir unter Hitze und Trockenheit geächzt. Vor allem im Osten des Landes wurden Wiesen und Felder allmählich braun. Die Freizeit haben wir, so gut es ging, in der Natur verbracht und die Badeseen und Freibäder bevölkert. Im Juli hat sich das Wetterblatt gewendet. In den vergangenen Tagen (gefühlt Wochen) hat es verbreitet geregnet, gebietsweise fiel in kurzer Zeit die sonst übliche Monatsmenge.

Tag der Freude 1

Niederschlagssumme abgeleitet aus Radardaten für Juli 2025, bis zum 24.07.2025 8 Uhr (Quelle: DWD)

Wenn man sich die durchschnittlichen Niederschlagsmengen für einen Juli aus dem Klimazeitraum von 1971 bis 2000 anschaut, dann fällt auf, dass im Osten des Landes üblicherweise eine Menge zwischen 45 und 70 Liter pro Quadratmeter zu erwarten ist. Nach Süden hin werden die Mengen größer, an den Alpen sind Werte über 250 Liter in einem Juli durchaus normal.

Tag der Freude 2

Vieljähriger Mittelwert der Niederschlagsmengen im Juli, Klimaperiode 1971-2000 (Quelle: DWD)

Die bis heute gefallenen Mengen von meist 70 bis 150 l/qm im Osten des Landes übersteigen die Klimanorm deutlich. Vergleichsweise trockenere Spots lassen sich nach Westen hin finden, wo es regional bisher „nur“ für 30 bis 50 Liter gereicht hat. Nach Süden hin sind die Mengen auch klimatologisch höher, die bisher registrierten 170 bis 250 Liter passen gut in die Norm.

In den kommenden Tagen wird es weitere Schauer und Gewitter geben. Richtung Alpen sind auch länger anhaltende und teils gewittrige Regenmengen möglich. Aufsummiert bis zum Dienstagmorgen ergeben sich südlich der Donau mögliche Regenmengen zwischen 70 und 100 Liter pro Quadratmeter. Örtlich werden von den Modellen auch Mengen von mehr als 150 l/qm simuliert. Nach Norden hin fallen die Regensummen deutlich geringer aus. Meist sind dort 5 bis 15 l/qm zu erwarten.

Tag der Freude 3

Vorhersage akkumulierter Niederschlagsmengen aus Modelldaten bis Dienstag, 29.07.2025, 8 Uhr; links: ICON, mittig: EZMW, rechts: GFS (Quelle: DWD)

Man sieht in der Grafik gut die regionalen Unterschiede in der Vorhersage. Vor allem das amerikanische Modell (GFS) rechnet für den Süden deutlich weniger Niederschlag, zieht aber vergleichsweise hohe Summen (über 40 l/qm) bis nach Sachsen und in die Eifel. Sowohl das DWD-eigene Modell ICON als auch das europäische Modell des EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) simulieren im Süden über 100 Liter, werden aber nördlich des Mains rasch trockener. Im Nordosten des Landes nähern sich GFS und EZMW wieder an, indem sie Mengen über 20 Liter prognostizieren. Das ICON zieht da nicht mit und bleibt meist unter 10 Litern pro Quadratmeter.

Wie es auch kommt, dieser Juli wird voraussichtlich als überdurchschnittlich feucht oder nass in die Geschichtsbücher eingehen. Immerhin müssen wir nicht so viel gießen und können Wasser sammeln für Zeiten, in denen wieder Trockenheit vorherrscht. Die gesparte Zeit können wir in etwas investieren, das uns und/oder anderen Freude macht.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Wettervorhersage

Tief ISAAC dreht über der Ostsee weiterhin munter seine Runden und versorgt den Nordosten auch am heutigen Mittwochnachmittag noch mit kräftigen Regenfällen. Rückseitig gingen die Regenfälle in einem Gebiet zwischen Nordsee und Uckermark bereits in Schauer und kurze Gewitter über. Die Sonne sucht man dort heute meist vergeblich am Himmel. Mit Höchsttemperaturen zwischen 20 und 23 Grad ist es zwar immerhin mäßig warm, allerdings frischt der Wind aus westlichen Richtungen zeitweise stark böig auf. Insbesondere im Nordseeumfeld kann auch einmal die ein oder andere stürmische Böe dabei sein.

Derweil ist in den übrigen Regionen vorübergehend Zwischenhocheinfluss wetterwirksam und insbesondere im Süden zeigt sich die Sonne auch länger. Zudem sind nur einzelne Schauer zu erwarten. Zumindest an den östlichen Alpen und im äußersten Südwesten besteht am Abend eine gewisse Gewitterneigung. Die Höchsttemperaturen erreichen dabei Werte zwischen 23 und 26 Grad, im Osten und Südosten sind örtlich auch bis zu 27 Grad möglich.

In der Nacht zum Donnerstag klingen die Schauer im Norden allmählich ab. In den übrigen Regionen ist es derweil wolkig, zeitweise auch klar. Die Temperaturen gehen dabei auf Werte zwischen 18 und 9 Grad zurück. Im Laufe der Nacht greifen von Frankreich und der Schweiz her schauerartige, teils gewittrige Regenfälle auf den Süden und Südwesten über, gebietsweise ist Starkregen möglich.

Wettervorhersage 1

Wettervorhersage sowie Vorhersage der nächtlichen Tiefsttemperaturen in Deutschland in der Nacht zum Donnerstag, den 24.07.2025

Der Donnerstag beginnt im Osten zunächst teils freundlich und meist trocken. Im Nordwesten und Norden sowie im Süden und Südwesten ist bei wechselnder, teils stärkerer Bewölkung mit Schauern und örtlichen Gewittern zu rechnen. Gebietsweise kann schauerartig verstärkter, teils gewittriger Regen mit Starkregenpotenzial auftreten. Die Höchsttemperaturen erreichen dabei Werte zwischen 20 und 27 Grad, bei länger anhaltendem Regen insbesondere an den Alpen liegen diese unter 20 Grad.

Wettervorhersage 2

Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Donnerstag, den 24.07.2025

Auch der Freitag und das Wochenende präsentieren sich eher unbeständig und bei Höchsttemperaturen zwischen 20 und 27 Grad ist es mäßig warm bis warm.

Es sieht in den nächsten Tagen also nicht nach einem beständigen und sommerlichen Hochdruckgebiet aus, das dazu einlädt, die Sommerferien im Freibad oder bei einem Ausflug zu genießen. Schaut man jedoch etwas über den Tellerrand, so finden sich Regionen in Europa, die tatsächlich sommerlich anmuten. Wo man es im ersten Moment vielleicht nicht erwarten würde: In Skandinavien können vielerorts nicht nur Sommertage von 25 Grad und mehr gezählt werden, sondern es finden sich gebietsweise auch Höchsttemperaturen um 30 Grad auf der Vorhersagekarte.

Auch rund um das Schwarze Meer und das Mittelmeer finden sich verbreitet Temperaturwerte von über 30 Grad. In Nordafrika und in der Türkei tauchen auch 40 Grad und mehr nicht nur bei den aktuellen Werten, sondern auch auf der Vorhersagekarte für die kommenden Tage auf.

Wettervorhersage 3

Temperaturwerte in Europa am Mittwoch, den 23.07.2025, 12 UTC (14 Uhr MESZ)

Würde man die Hitze andernorts in Europa auf die Singularitäten (Witterungsregelfälle in der Meteorologie) hierzulande beziehen, so würden mit dem heutigen Mittwoch die „Hundstage“ beginnen. Andere bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, der Siebenschläfertag, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter. Die Hundstage erstrecken sich gemäß vielen Kalendern und Büchern vom 23. Juli bis zum 23. August. Namensgebend für die Hundstage ist das Sternbild „Großer Hund“ und hängt mit dem heliakischen Aufgang des Sterns „Sirius“ zusammen. Der Begriff der Hundstage dient im allgemeinen Sprachgebrauch der Benennung der heißesten Tage des Jahres.

Zurück nach Deutschland und zum unbeständigen, teils nur mäßig warmen Wetter hierzulande. Viele interessieren sich sicherlich für Fragen wie: „Wo fällt in den nächsten Tagen wieviel Niederschlag?“ und „Ist dabei für meinen Ort mit Starkregen oder einem Gewitter zu rechnen und wenn ja, wann?“ Eine zeit- und ortsgenaue Prognose ist insbesondere bei Starkregen und Gewittern nur mit kurzer Vorlaufzeit möglich. So kann es sein, dass innerhalb weniger Kilometer hohe Niederschlagsmengen auftreten, während benachbarte Orte nahezu trocken bleiben.

Wettervorhersagen beruhen auf Modellen, die aus aktuellen Beobachtungen die zukünftige Entwicklung berechnen. Doch das Wetter ist ein „chaotisches System“: Kleinste Veränderungen in der Ausgangslage – etwa in der Luftfeuchtigkeit, Temperatur oder Windrichtung – können zu erheblichen Unterschieden in der späteren Entwicklung führen. Je weiter man zeitlich oder räumlich in die Zukunft blickt, desto größer wird diese Unsicherheit. Und hinterher ist man bekanntlich immer schlauer!

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

ISAAC hat noch nicht genug

Kräftige und im äußersten Osten auch gewittrige Niederschläge zogen ab dem gestrigen Nachmittag von Süden über Sachsen und Brandenburg sowie Berlin nordwärts. Am Abend erreichten sie auch Mecklenburg-Vorpommern und halten Stand Dienstagvormittag, mittlerweile etwas abgeschwächt, im äußersten Nordosten noch an. Die größten Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden fielen in einem Streifen von der Uckermark nordwestwärts Richtung Ostseeküste. Dort gab 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter (l/qm), örtlich auch etwas darüber. Spitzenreiter bis Dienstag 11 Uhr war die Station Kruckow-Schmarsow in Vorpommern mit 105 l/qm.

ISAAC 1

Abb. 1: 24-stündige Niederschlagssumme bis Dienstag 11 Uhr. Messstationen (Zahlenwerte) und Radarbasierte Abschätzung (Flächendarstellung) (Quelle: DWD)

Auf der Abbildung 1 erkennt man die räumliche Verteilung der Niederschläge. Auffällig ist der scharf begrenzte Bereich der Niederschläge nach Westen und Osten. In Berlin fielen beispielsweise im Westen der Stadt etwa 20 l/qm, im Nordosten dagegen über 40 l/qm (Berlin-Buch: 43 l/qm). Noch etwas weiter nach Nordosten stiegen die Niederschlagsmengen rasant an. In Heckelberg (Brandenburg) fielen 77 l/qm, wobei ein Großteil der Niederschläge in weniger als 12 Stunden zusammenkam. Dies trifft auf die meisten betroffenen Regionen zu. Zum Vergleich: Die Schwellwerte für ergiebigen Dauerregen (Unwetter) liegen bei mehr als 50 l/qm in 24 Stunden bzw. mehr als 80 l/qm in 24 Stunden für extrem ergiebigen Dauerregen (extremes Unwetter).
Auffällig ist auch der Bereich Rügen, dort setzten die Niederschläge erst im Laufe der Nacht zum Dienstag ein und waren zunächst eher leichter bis mäßiger Natur. Auch wenn im äußersten Nordosten noch Regen fällt, kann man schon bilanzieren, dass die Niederschlagsspitzen unter den prognostizierten Werten von bis zu 140 l/qm lagen.

ISAAC 2

Analyse des Bodendrucks vom 22.07.2025 08 Uhr. (Quelle: DWD)

Erweitert man den Blick auf die Gebiete nördlich der deutschen Grenzen, wird schnell klar, dass ISAAC längst noch nicht die Puste ausgeht. Über Dänemark ist ISAAC praktisch stationär geworden und lenkt dort feuchtwarme Luftmassen über Skandinavien (Norwegen erlebt derzeit eine ungewöhnlich lange und intensive Hitzewelle) und kühlere aber ebenfalls feuchte Meeresluft von der Nordsee aufeinander. Es kommt dort zu intensiven Hebungsprozessen der Luft und als Folge zu ergiebigen Niederschlägen. Die stärksten Niederschläge werden über dem Süden Seelands erwartet. Die Modelle zeigen dort von heute Vormittag bis Mittwochvormittag zum Teil Niederschlagsmengen von 100 bis 200 l/qm. Ob es am Ende ganz so viel wird, bleibt abzuwarten, denn auch in Mecklenburg-Vorpommern hatten die Modelle zum Teil über 150 l/qm, die dann nicht erreicht wurden. So oder so werden die Niederschlagsmengen enorm sein. Entsprechende Warnungen hat der Dänische Wetterdienst ausgegeben: https://www.dmi.dk/varsler

ISAAC 3

24-stündige Niederschlagsprognose verschiedener Wettermodelle bis Mittwoch. (Quelle: DWD)

Auch Deutschland wird noch mal von ISAACs Begleiterscheinungen erfasst. Der Südwestteil des Regengebiets schwenkt heute und in der Nacht zum Mittwoch nach Schleswig-Holstein herein und führt dort insbesondere im Norden des Bundeslandes zu anhaltendem Regen. Wahrscheinlich fallen dort in 6 bis 12 Stunden gebietsweise 25 bis 40 l/qm, auf Fehmarn oder an der Ostseeküste zwischen Kiel und Dänemark vielleicht auch etwas mehr. Das sind Mengen, die einer markanten Warnung entsprechen, lokal auch die Unwetterschwelle etwas überschreiten können.

ISAAC 4

Simulierte Windböen verschiedener Wettermodelle zwischen 02 und 05 Uhr in der Nacht zum Mittwoch. (Quelle: DWD)

Doch nicht nur Niederschlag bringt ISAAC mit sich. Auch der Wind frischt vor allem an der Südflanke und damit der für Deutschland relevanten Flanke des Tiefs auf. Der Höhepunkt der Entwicklung liegt in der zweiten Nachthälfte und Mittwochvormittag. An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sowie an der deutschen Ostseeküste kommt es dann zu Windböen und stürmischen Böen (Bft 7 und 8), auf Fehmarn kann es auch Sturmböen (Bft 9) geben. An der Nordsee kommt der Wind aus Nordwest bis West, an der Ostsee aus West bis Südwest.

M.Sc. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst