Europawetter

Vor allem zwischen Ostsee und Erzgebirge wird man aufatmen – zumindest, wenn die Wettervorhersagemodelle recht behalten sollten. Tief GABRIEL sorgt übers Wochenende dort für einiges an Regen. Lokal eng begrenzt kann es sogar schon wieder etwas (zu) viel werden, denn kräftige Schauer und Gewitter können durchaus Unwetterpotential aufweisen. Und auch in den übrigen Gebieten, so z. B. in der Nordhälfte Bayerns, wird der Mangel an Niederschlag etwas abgemildert. 

Europawetter 1

Tief GABRIEL und die Temperaturverteilung sowie die angedeutete Strömung im Niveau 850 hPa (ca. 1,5 km Höhe)

Auf seinem Weg vom südlichen Baltikum nach Westen erreicht GABRIEL am morgigen Samstagmittag das Stettiner Haff. In Abbildung 1 ist seine Position um 12 UTC (14 MESZ) zu sehen, zusammen mit der durch Pfeile angedeuteten, gegen den Uhrzeigersinn verlaufenden Zirkulation um Gabriel herum. Dazu liefert Abbildung 1 auch Informationen über die Temperaturen in ca. 1,5 km Höhe. Die in Orange und Rot gehaltenen Bereiche relativ hoher 850 hPa-Temperaturen bilden dabei einen Ring um GABRIEL, wobei dieser in gewisser Weise als steuerndes Zentraltief fungiert. 

Die Temperaturunterschiede sind dabei durchaus beachtlich. Über der zentralen Ostsee in unmittelbarer Nähe des Tiefkerns liegen sie teils nur um 7°C, dagegen können Teile Nordwestrusslands mit bis zu 20°C aufwarten. Insbesondere vom östlichen Schwarzen Meer, dem Kaukasus und dem Kaspischen Meer wird in einem breiten Streifen heiße Luft über den Westen Russlands hinweg bis nach Skandinavien geführt. Westlich von Tief GABRIEL und damit über Westeuropa ist die Strömung dagegen etwas diffuser und nicht so klar konturiert. Für den „warmen“ oder „heißen“ Ring braucht es dort die Hilfe von Hochdruckgebieten, deren Absinken für eine Austrocknung und Erwärmung der Luftmassen sorgt. 

Europawetter 2

Höchsttemperaturen in Europa am kommenden Sonntag 

Wie stark sich insbesondere das „Förderband“ östlich von GABRIEL bei den Höchsttemperaturen bemerkbar macht, zeigt Abbildung 2. Nördlich des Kaukasus werden am Sonntag Höchstwerte von 35 bis 40°C erwartet, gebietsweise kann es auch noch etwas mehr sein. Die Region um Moskau bringt es auf bis zu 30°C, und selbst in Skandinavien und England, die man normalerweise nicht mit solchen Temperaturen in Verbindung bringt, fällt zumindest lokal die 30°C-Marke. Für das Mittelmeer sind dies sicherlich im Juli erwartbare Maxima, in Deutschland kann sich in den erlauchten Kreis der „30er“ nur der Oberrhein einreihen. Überall dort, wo GABRIEL für viele Wolken sorgt, schwanken die sonntäglichen Maxima um 25°C, und wenn dann auch noch eine ordentliche Portion Regen dazu kommt, schaffen es die Maxima sogar nur knapp über 20°C – wenn überhaupt. 

Skandinavien hat es bezüglich des Sonnenscheins und des damit verbundenen „Sahnehäubchens“ bei den Höchstwerten etwas besser als wir. Einerseits scheint dort die Sonne am Wochenende von einem oft blitzblank geputzten Himmel, andererseits sind im hohen Norden die Tage noch immer bemerkenswert lang. So geht im mittelschwedischen Gunnarn am morgigen Samstag die Sonne schon um 02:37 MESZ auf und erst um 23:12 MESZ unter. Gunnarn ist für MOSMIX auch der „Top-Pick“ bei den sonntäglichen Maximalwerten: 31°C peilt das Modell dort an, der entsprechende Wert ist auch in Abbildung 2 zu finden. 

Europawetter 3

Klimadiagramm der Station Sundsvall-Härnösand (Mittelschweden) 

Da die Temperaturen in Mittelschweden in der Nacht zum Montag auch nur auf meist 19 bis 14°C zurückgehen (Gunnarn: 17°C) und damit teils knapp an der Tropennacht vorbeischrammen, ergeben sich in der Folge recht hohe Tagesmitteltemperaturen. Für die in Abbildung 2 mit einem grünen Stern markierte Station Sundsvall-Härnösand liegen die nächtlichen Minima bei 14°C und die Höchstwerte bei 26°C, was grob über den Daumen gepeilt eine Tagesmitteltemperatur von 20°C bedeutet. Dass dies deutlich mehr ist als zu der Zeit normalerweise zu erwarten ist, zeigt Abbildung 3. Dort ist das Klimadiagramm von Sundsvall-Härnösand zu sehen. Immerhin weicht die geschätzte Mitteltemperatur um 5°C von der klimatologisch zu erwartenden ab. In Gunnarn dürfte es sogar noch etwas mehr sein. 

Diplom-Meteorologe Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wie entstehen Vulkanblitze?

Es zischt und brodelt, die Erde bebt und plötzlich bricht ein Vulkan aus. Ständig passiert das irgendwo auf der Welt. Teilweise auf wirklich beeindruckende sowie auch furchteinflößende Art und Weise wie beispielsweise am Montag, als der Vulkan Lewotobi Laki-Laki auf der indonesischen Insel Flores ausbrach und eine 18 km hohe Aschewolke in den Himmel spuckte. 

Vulkanausbrüche begleiten die Menschheit seit jeher. Plinius, ein antiker Augenzeuge, schildert beispielsweise eine Gas-Aschewolke und die in ihr stattfindenden Gewitter folgendermaßen: „Eine schaurige schwarze Wolke, kreuz und quer von feurigen Schlangenlinien durchzuckt, die sich in lange Flammengarben spalteten, Blitzen ähnlich, nur größer.“ Solche Blitze, die denen in Gewittern ähneln, gibt es häufig bei Vulkanausbrüchen und waren schon mehrmals Gegenstand von Untersuchungen. 

Beispielsweise wurden an der LMU München kleine Vulkanexplosionen im Labor nachgestellt. Dabei wurde echte Vulkanasche unter hohem Druck in einem Edelstahlrohr nach oben katapultiert und der nachgestellte Vulkanausbruch mithilfe einer Hochgeschwindigkeitskammer durch Plexiglasfenster beobachtet. Dabei wurden selbst bei dieser sehr kleinen Ascheeruption sogenannte Vulkanblitze festgestellt. Diese Blitze lassen sich durchaus mit den Blitzen in herkömmlichen Gewittern vergleichen. Logischerweise ist Hochspannung in beiden Fällen die Voraussetzung, allerdings sind die physikalischen Entstehungsbedingungen mitunter sehr unterschiedlich. 

Unterschiedliche Mechanismen können zur Aufladung von Asche führen. Das geschieht durch Wechselwirkung mit Wasser, die Wechselwirkung mit der Umgebungsatmosphäre bzw. der natürlichen Radioaktivität, die Ladungstrennung durch fragmentieren der Aschepartikel und die triboelektrische Aufladung, die durch Reibung zwischen den Aschepartikeln entsteht. Vor allem die letzten beiden Punkte sind von größerem Interesse, denn sie sind eng mit der Dynamik von explosiven Ausbrüchen verknüpft. Bei einem Ausbruch wird nämlich Magma zerrissen, also fragmentiert und es entstehen feste Partikel, die unterschiedlich groß sind. Diese werden nun im Schlot des Vulkans sowie später auch in der Atmosphäre nach oben katapultiert und stoßen mit hoher Energie zusammen oder fliegen aneinander vorbei. Dabei kommt es nun zur elektrostatischen Aufladung und Ladungstrennung. Es entstehen also positiv und negativ geladene Teilchen. In der Aschewolke kommt es also ähnlich wie in einer Gewitterwolke, wo ebenfalls Ladungstrennung stattfindet, zum Aufbau einer großen Spannung. Auf der einen Seite die positiv geladenen Ascheteilchen weiter unten in der Wolke und die negativ geladenen weiter oben. Wird die Spannung zu groß, kommt es zur Entladung mit dem Vulkanblitz. Diese Blitze können mit Messantennen registriert werden. 

Besonders relevant ist die Messung solcher Blitze für die Luftfahrt, denn es lassen sich Rückschlüsse auf die Größe der Aschepartikel ziehen. Kleinere Aschepartikel halten sich länger in großen Höhen und können somit die Luftfahrt erheblich beeinflussen: Für die europäische Luftfahrt hatte der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island im März 2010 beispielsweise erhebliche Auswirkungen. Aber auch aktuell gibt es rund um den Lewotobi Laki-Laki Einschränkungen im Flugverkehr. 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Hoch DORLE setzt sich nicht durch

Nach der Hitze der letzten Woche haben in den vergangenen Tagen Tiefdruckgebiete und ihre Ausläufer für wechselhaftes und deutlich kühleres Wetter gesorgt. Nun macht sich das Hochdruckgebiet DORLE auf den Weg zu uns und könnte eigentlich für ruhiges und zunehmend sonniges Wetter sorgen, aber so richtig kann sie sich nicht durchsetzen.

In der Bodenanalyse von heute Früh sieht man, wie sich hoher Luftdruck in weiten Teilen Deutschlands durchsetzt. Über Nordost- und Osteuropa hingegen wirbeln Tiefdruckgebiete, die für unbeständiges und nasses, teils sehr regenreiches Wetter sorgen (vgl. Thema des Tages vom 08.07.2025). 

Hoch DORLE setzt sich nicht durch 1

Karte Europa und Nordatlantik mit der Wetteranalyse von Mittwoch, 09.07.2025 8 MESZ 

Aber auch bei uns halten sich heute zahlreiche Wolken und vor allem in der Osthälfte Deutschlands sowie über der Mitte gibt es immer wieder Schauer, wenn auch nur leichter Intensität. Am Schauerwetter ändert sich auch am Donnerstag und Freitag nichts. Lediglich der Westen und Südwesten bekommen Sonne, Trockenheit und sommerliche Wärme mit Maxima um 26 Grad. Im Osten und Südosten sind die Wolken hingegen zahlreicher und es kann neben Schauern sogar einzelne Gewitter geben. Die Tageshöchstwerte liegen zwar über 20, aber unter 25 Grad. Nach Sommer oder Hochdruckwetter klingt das nicht.
Grund für das wechselhafte Wetter ist ein sogenannter Höhentrog, in dem sich ein Höhentief abspaltet. Er sorgt heute und in den nächsten Tagen für Spannung, zumindest in der Osthälfte des Landes.

In den Modellkarten für die Höhe auf 850 Hektopascal (circa 1400 Meter über Meer) und 500 hPa (circa 5500 Meter über Meer) lässt sich das Höhentief gut erkennen. Es dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn, was auch erklärt, wieso wir Wind aus überwiegend nördlicher Richtung haben. 

Hoch DORLE setzt sich nicht durch 2

Karte Europa mit der Vorhersage des ICON-Modells für Temperatur und Geopotential in 500 hPa (oben) und 850 hPa (unten), links: Donnerstag, 10.07.2025 12 UTC, mittig: Freitag, 11.07.2025 00 UTC, rechts: Freitag, 11.07.2025 12 UTC 

Hoch DORLE setzt sich nicht durch 3

Karte Europa mit der Vorhersage des ICON-Modells für Temperatur und Geopotential in 500 hPa (oben) und 850 hPa (unten), links: Samstag, 12.07.2025 00 UTC, mittig: Samstag, 12.07.2025 12 UTC, rechts: Sonntag, 13.07.2025 00 UTC 

Gut zu erkennen ist auch, dass das Tief anhaltend kühle Luft zu uns führt. Lediglich im Westen und Südwesten wird es allmählich wärmer (Temperatur in 850 hPa über 10 Grad). Die kühle Luft trägt dazu bei, dass die Labilität erhöht und die vertikale Luftbewegung begünstigt wird. Am Boden erwärmte Luftpakete steigen schneller und höher auf, kühlen sich dabei ab und die Feuchtigkeit kondensiert. Es entstehen Wolken, aus denen bei ausreichender Sättigung Niederschlag fällt. Steigen die Luftpakete weit genug auf, können sich auch Gewitter bilden. Allerdings ist die Luft am Boden nur mäßig warm, die Pakete also nicht wie bei hoher Sonneneinstrahlung sehr warm bis heiß. Die Gewitter treten daher nur lokal und vereinzelt auf und erreichen keine allzu große Stärke.

Da sich bis zum Wochenende das Höhentief aka der Kaltlufttropfen kaum von der Stelle bewegt, bleibt uns auch bis zum Wochenende das unbeständige und zu Schauern neigende Wetter erhalten. Die Luft erwärmt sich dabei nur langsam. In der Südwesthälfte sind aber zum Ende der Woche vermehrt sommerliche Höchstwerte wahrscheinlich. Am Wochenende zieht der Kaltlufttropfen dann über Norddeutschland und sorgt über der Nordhälfte für verbreitet schauerartigen Regen oder Schauer sowie vereinzelt auch Gewitter. Der Südwesten bleibt davon weiterhin verschont. 

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Heftige Regenfälle in Osteuropa

Der Wetterumschwung in Deutschland ist vollzogen und nachdem es letzte Woche um diese Zeit noch darum ging, ob in Deutschland die 40-Gradmarke geknackt wird, sind wir am heutigen Dienstag davon meilenweit entfernt. Man fragt sich eher, ob es für 20 Grad reicht. Verantwortlich für die wenig sommerlichen Temperaturen in Mitteleuropa sind Tiefdruckgebiete, die sich über Ost- und Nordosteuropa tummeln. In Verbindung mit einem Hochdruckgebiet, das vom Atlantik bis ins europäische Nordmeer reicht, wird dabei Meeresluft subpolaren Ursprungs herangeführt. 

Heftige Regenfaelle in Osteuropa 1

Karte mit Druckgebilden und Satellitenbild für Europa und den Nordatlantik am Dienstag, den 08.07.2025 um 11 Uhr MESZ (Quelle: DWD) 

Insbesondere ein ausgeprägter Tiefdruckkomplex (internationaler Name: Gabriel) über Osteuropa wird in den nächsten Tagen von Südost- bzw. Südpolen und der westlichen Ukraine bis ins Baltikum für ordentlich Furore sorgen. An der Ostflanke des Tiefs wird sehr warme und feuchte Luft vom Schwarzen Meer und dem östlichen Mittelmeerraum weit nach Norden geführt. An der Westflanke hingegen stößt Kaltluft aus Skandinavien weit nach Süden vor. 

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Vorhersagekarte mit Isobaren und Frontensystemen für Europa und den Nordatlantik am Donnerstag, den 10.07.2025 um 2 Uhr MESZ (Quelle: DWD) 

Dort, wo diese zwei Luftmassen aufeinandertreffen, kommt es regional zu intensiven Regenfällen, die teilweise mit kräftigen Gewittern einhergehen. Gebietsweise fallen von Litauen über das westliche Belarus und Ost- bzw. Südostpolen bis in die Westukraine ab dem heutigen Dienstag bis Freitagnachmittag 80 bis 150, örtlich um 200 l/qm. Die Modelle berechnen die Niederschlagsschwerpunkte noch sehr unterschiedlich und auch die Mengen unterscheiden sich. Am meisten Regen hat die deutsche Modellkette (ICON) auf der Agenda, während die Niederschlagsmengen nach den Simulationen des GFS Modells des US-Wetterdienstes deutlich geringer ausfallen. In deren Berechnungen sollen nur örtlich über 100 l/qm fallen. 

Heftige Regenfaelle in Osteuropa 3

Karte von Osteuropa mit den akkumulierten Niederschlagsmengen in l/qm auf Basis verschiedener Wettermodelle von Dienstagmorgen (08.07.2025) bis Freitagabend (11.07.2025) (Quelle: DWD) 

Treffen die Prognosen mit den größeren Niederschlagsmengen zu, dann muss mit Hochwasser, Überschwemmungen und mitunter erheblichen Problemen in der Infrastruktur gerechnet werden. Teilweise fällt auch ein großer Anteil des Niederschlags in wenigen Stunden, wodurch insbesondere kleinere Bäche und Flüsse innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Strömen werden können. 

Zum Wochenende hin verlagern sich die Regenfälle unter leichten Abschwächungstendenzen weiter west- bzw. nordwestwärts in Richtung Westpolen und der Ostsee. 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wettersatelliten und deren Umlaufbahnen

Der gestern beschriebene Satellit MTG-S1 ist ein sogenannter „geostationärer“ Satellit, daher wollen wir diese Art als erstes etwas näher unter die Lupe nehmen. Die Bezeichnung kommt daher, dass sie die Erde genau so umkreisen, dass sie von der Oberfläche aus gesehen immer über demselben Ort stehen. Sie drehen sich also mit der gleichen (Winkel-)Geschwindigkeit wie die Erde. Aus physikalischen Gesetzen lässt sich dann herleiten, dass eine stabile Umlaufbahn (auch Orbit genannt) nur auf einer Höhe von 35800 km über dem Äquator möglich ist. Wäre der Satellit näher an der Erde würde ihn die stärkere Erdanziehungskraft langsam aber sicher zum Boden ziehen. Ähnlich wie beim Diskuswurf, wenn der Diskus losgelassen wird, würde eine zu große Umlaufhöhe dazu führen, dass der Satellit durch fehlende Anziehungskraft aus seiner Bahn geschleudert würde und in das All verschwindet. 

Die Vorteile eines solchen Satelliten liegen auf der Hand: Sie bieten eine hohe zeitliche Auflösung für den Bereich, dem sie von ihrer Position aus zugewandt sind, da sie alle paar Minuten ein Bild liefern. Dies ist besonders nützlich, um beispielsweise die zeitliche Verlagerung von Tiefdruckgebieten nachzuvollziehen. Satellitenfilme, wie man sie zum Beispiel aus dem Fernsehen kennt, stammen von geostationären Satelliten. 

Nachteilig ist aber, dass sie immer nur den gleichen Teil der Erdoberfläche beobachten können. Das bedeutet, dass mindestens drei dieser Satelliten benötigt werden, um ein Gesamtbild der Erde zu erhalten. Im Vergleich zu anderen Orbits befindet sich der geostationäre auch sehr hoch. Das resultiert in einer allgemein niedrigeren räumlichen Auflösung. Gleichzeitig wird die Auflösung in Richtung des Süd- und Nordpoles schlechter, da sich der Satellit über dem Äquator befindet und somit immer „schräger“ auf die höheren Breiten schaut. 

Die Pole sind gar nicht einsehbar, daher gibt es eine zweite Kategorie: Polnah verlaufende Orbits. 

In diesem Fall ist die Umlaufbahn gegenüber dem Äquator geneigt. In einer Höhe von ca. 850 km umlaufen sie die Erde in etwa 100 Minuten. Das bedeutet, dass 14 Umläufe am Tag durchgeführt werden können. Nun dreht sich während dieser Umläufe die Erde aber auch weiter und so wird bei jedem Umlauf ein etwas versetzter Streifen der Erdoberfläche überflogen. 

Solche Wettersatelliten haben zusätzlich noch die Eigenschaft, dass sie „sonnensynchron“ sind. Dabei ist die Umlaufbahn so konstruiert, dass jeder Ort immer zur exakt gleichen lokalen Uhrzeit passiert wird. Dies bietet die Möglichkeit, die gelieferten Bilder untereinander besser vergleichen zu können. 

Der allgemeine Vorteil dieser Orbits liegt darin, dass sie (zwar nicht alles zur gleichen Zeit) die gesamte Erdoberfläche abbilden können. Auch bieten sie durch ihre niedrigere Flughöhe eine höhere räumliche Auflösung. 

Der offensichtliche Nachteil liegt darin, dass sie jede Region nur wenige Male am Tag überfliegt und man deshalb nicht in der Lage ist, zeitlich kontinuierliche Informationen zu bekommen. 

Die Kombination aus verschiedenen Satellitentypen ergibt ein sich ergänzendes weltumspannendes Beobachtungssystem (siehe Grafik 1). Für die Wettermodelle sind diese Daten von unschätzbarem Wert und ermöglichen bessere Vorhersagen, auch in Gebieten, in denen ohne Satelliten gar keine Daten verfügbar wären. 

Wettersatelliten und deren Umlaufbahnen 1

Weltraumgestützter Teil des globalen Beobachtungssystems der WMO (nicht nur Wettersatelliten). Quelle: NOAA NESDIS  

M.Sc. Meteorologe Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Erfolgreicher MTG-S1-Launch: Ein Satellit, zwei Missionen

Am vergangenen Dienstag um 23:04 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit war es soweit: Mit dem MTG-S1 hob der erste europäische geostationäre Satellit mit einem Infrarot-Sounder-Instrument (ISR) vom Kennedy Space Center in Florida ins Weltall ab. Neben dem ISR ist der Satellit auch mit dem Copernicus Sentinel-4 UV-Visible-Near-Infrared (UVN) Spektrometer ausgestattet. Wofür man so etwas braucht, erfahren Sie gleich. 

Erst einmal wollen wir auf den Satelliten an sich eingehen. Der MTG-S1 ist der zweite Satellit, der im Rahmen des MTG-Programms (siehe https://www.eumetsat.int/meteosat-third-generation) gestartet wurde. Der erste Satellit, Meteosat Third Generation Imager-1 (MTG-I1), ist 2024 in den Routinebetrieb übergegangen und liefert als Meteosat-12 seitdem Beobachtungsdaten mit doppelt so hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung sowie einer hundertfach höheren Datenrate im Vergleich zu den Meteosat-Vorgängerversionen. Den deutschen Beitrag des Programms finanziert das Bundesministerium für Verkehr. Für die fachliche Unterstützung bei der Durchführung ist die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem DWD verantwortlich. 

Die MTG-Baureihe wurde im Auftrag der Europäischen Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten Eumetsat von der Europäischen Weltraumorganisation ESA entwickelt und soll die Kontinuität der 1977 mit METEOSAT-1 begonnenen Wetterbeobachtung aus dem Weltraum sicherstellen. Sie besteht aus insgesamt sechs Satelliten, die in Serie gestartet werden, um über die nächsten 25 Jahre routinemäßig Wetterdaten zu generieren: vier Satelliten mit abbildenden Instrumenten, den sogenannten Imagern (MTG-I1-4), und zwei Satelliten mit spektral hochauflösenden Instrumenten, den sogenannte Soundern (MTG-S1-2). Die neueste Generation, MTG, wird die Sturmvorhersage maßgeblich transformieren, die Wettervorhersage verbessern, die Klimaaufzeichnungen erweitern und eine breite Palette wichtiger Beobachtungen liefern. 

„Ganz konkret werden die Daten des MTG-S1 uns in die Lage versetzen, das generelle Auftreten, den Ort und die Schwere von konvektiven Stürmen – also Gewittern, Sturmereignissen mit hohen Niederschlagsmengen oder Hagel – noch präziser vorherzusagen und entsprechend genauer zu warnen. Indem wir die Informationen sowohl in unser regionales, als auch in unser globales Vorhersagemodell einfließen lassen, wird es uns außerdem möglich sein, Kurzfristvorhersagen und die Vorhersage im Bereich mehrerer Tage enger zu verzahnen, und damit die Vorhersagequalität insgesamt zu erhöhen. Nicht zuletzt werden perspektivisch auch das Klimamonitoring des DWD sowie die nachgelagerten Produkte und Dienstleistungen von dieser neuen Satelliten-Generation profitieren“, so DWD-Präsidentin Prof. Dr. Sarah Jones. Sie verfolgte den Start der Falcon 9 Rakete, an der der Satellit gekoppelt war, gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern live bei Eumetsat in Darmstadt. 

Erfolgreicher MTG S1 Launch Ein Satellit zwei Missionen 1

Prof. Dr. Sarah Jones beim Launch-Event mit den Kollegen von GeoSphere Austria: Dr. Andreas Schaffhauser (l.), Wissenschaftlicher Generaldirektor, und Dr. Gerhard Wotawa (r.), Direktor Klima und Umwelt. (Quelle: Alina-Louise Kramer (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)) 

Nun zu den Instrumenten an Bord des MTG-S1: Das IRS-Instrument wird ungefähr alle 30 Minuten Messdaten liefern, die Rückschlüsse auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit und indirekt auch den Wind in verschiedenen Höhen der Erdatmosphäre sowie auf die Verteilung wichtiger Spurengase über Europa und Nordafrika zulassen. Gegenüber ähnlichen Daten von polarumlaufenden Satelliten ist besonders diese extrem gute zeitliche Auflösung wichtig, die eine relativ kontinuierliche Beobachtung über den ganzen Tag mit einer gleichzeitig hohen räumlichen Auflösung liefert. Neben der Nutzung für die numerische Wettervorhersage generell sind solche Daten besonders für die Früherkennung von möglichen Sturmentwicklungen wertvoll. Zudem verbessern sie die bisherigen Modelle für die Wettervorhersage im Stunden- und Minutenbereich. 

Das hochauflösende Sentinel-4 UVN-Spektrometer für den ultravioletten, sichtbaren und nah-infraroten Spektralbereich wird die Luftqualität und die Konzentration von Treibhausgasen messen. Hierzu liefert es stündlich Informationen der wichtigsten Spurengase und Schadstoffe Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Formaldehyd. Darüber hinaus werden Wasserdampf sowie Aerosol- und Wolkeneigenschaften erfasst. Informationen über Ozonverteilung und Sonneneinstrahlung für die UV-Vorhersage werden ergänzend gewonnen. Sentinel-4 liefert damit wichtige Beobachtungen für die Klima- und Atmosphärenüberwachung. 

Alina-Louise Kramer in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

 

Friedemann

Dass sich das Wetter umstellt, haben Sie bereits im gestrigen Thema des Tages erfahren. Das zugrunde liegende Tiefdruckgebiet trägt den Namen FRIEDEMANN. Der Name lässt sich bis ins 14. Jahrhundert als Frithuman oder Fridman zurückverfolgen. Etymologisch setzt er sich aus den Bestandteilen „fridu“ und „man“ zusammen. Fridu ist altholdeutsch und steht für Schutz, Sicherheit und Friede, wobei es sich hier weniger um den „Frieden“ als mehr um das „Umfriedete“ handelt. Man steht für Mensch, Mann oder Krieger. Zusammengesetzt lässt sich Friedemann als der Friedliche oder Beschützende übersetzen. 

In unserem Fall beschützt Tief FRIEDEMANN die von Hitze und Trockenheit Geplagten. Denn er lenkt aus Nordwesten deutlich kältere und auch recht feuchte Luft zu uns. 

Friedemann 1

Karte Europa und Nordatlantik mit der Vorhersage der Isobaren und Frontalzonen für Sonntag, 06.07.2025 14 MESZ (Quelle.DWD) 

Die Kaltfront zieht am Sonntagabend von Nordwesten herein und am Montag ostwärts über uns hinweg. An ihr regnet es verbreitet, auch eingelagerte Gewitter sind dabei. Im Nordwesten Deutschlands wird die Front von einer kleinräumigen Tiefentwicklung über den Niederlanden aufgehalten und quasi zurückgeholt. Dadurch besteht dort die Gefahr von mehrstündigem Starkregen mit Mengen zwischen 20 und 30 Litern pro Quadratmeter in 6 Stunden. Lokal lassen sich auch unwetterartige Mengen bis 50 Liter pro Quadratmeter nicht vollkommen ausschließen. 

Friedemann 2

Modellvergleich der 12-stündigen Niederschlagsvorhersage bis Montag, 07.05.2025 0 UTC; oben links: ICON 6, oben rechts: ICON D2, unten links: EZMW, unten rechts: GFS (Quelle:DWD) 

Im übrigen Bundesgebiet fallen die Regenmengen geringer aus, es sind aber bis Dienstagfrüh für jeden ein paar Liter dabei. 

Tief FRIEDEMANN sorgt nicht nur für Regen und Abkühlung, auch der Wind frischt spürbar auf. Dabei sind vor allem im Bergland und an den Küsten stürmische Böen zwischen 60 und 70 Kilometer pro Stunde wahrscheinlich. Auf dem Brocken können vorübergehend auch Sturmböen bis 80 km/h auftreten. In den Niederungen bleibt es meist bei starken oder steifen Böen bis 60 km/h. Die Windrichtung dreht von zunächst meist Südwest auf West bis Nordwest am Montag. 

Friedemann 3

Vorhersage der Böen tagsüber (oben) und nachts (unten) aus dem MOS-Mix für Sonntag (06.07.2025, links), Montag (07.07.2025, mittig) und Dienstag (08.07.2025, rechts) (Quelle:DWD) 

Zum CSD am morgigen Sonntag in Köln ist es meist bedeckt und im Laufe des Vormittags auch zunehmend nass. Dabei sind um die Mittagszeit Gewitter mit Regen, kleinerem Hagel und steifen Böen möglich, später am Tag fällt schauerartiger Regen. Die Luft erwärmt sich von 16 Grad am Morgen auf rund 21 Grad am Nachmittag und Abend. 

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Ab Sonntag Wetterumschwung

Die Kaltfront des Tiefs ENGIN, das am heutigen Freitagmorgen mit seinem Kern über Südfinnland lag, hat die Hitze und feuchtlabile Luftmasse nun vollständig aus Deutschland ausgeräumt. In der vergangenen Nacht und am heutigen Vormittag kam es im Süden des Landes in etwa südlich der Donau nochmals zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. Diese waren an die durchschwenkende Kaltfront und die Passage eines Troges gekoppelt. Insbesondere der Starkregen rückte dabei in den Fokus. So kam es beispielsweise in Pleiskirchen im oberbayerischen Landkreis Altötting zwischen 8 und 9 Uhr zu Platzregen, der 28 l/qm in einer Stunde brachte. Auch in Schärding am Inn (Österreich) an der Grenze zu Deutschland schüttete es im selben Zeitraum heftig und am Ende standen 26 l/qm in einer Stunde zu Buche. 

Ab Sonntag Wetterumschwung 1

Radarfilm für den Südosten Deutschlands (Quelle: DWD) 

Diese Gewitter sind am Mittag aber komplett nach Österreich abgezogen, sodass es in der Folge auch in Südostbayern abtrocknet und die Sonne sich immer häufiger zeigt. Ansonsten herrscht heute in großen Landesteilen freundliches Sommerwetter, da Hoch CHRIS bereits gestern vom Atlantik her seine Fühler nach Deutschland ausstreckte und eine mäßig warme bis warme Luftmasse heranführte. In dieser Luftmasse konnte es vergangene Nacht ordentlich abkühlen, sodass die Tiefstwerte gebietsweise nur im einstelligen oder niederen zweistelligen Bereich lagen. Nach den teils tropischen Nächten der vergangenen Tage konnte man nun, außer im Süden endlich mal wieder richtig durchlüften. 

Ab Sonntag Wetterumschwung 2

Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag, den 04.07.2025 (Quelle: DWD) 

In der kommenden Nacht zum Samstag ist dies auch im Süden wieder möglich. Verbreitet sinken die Tiefstwerte auf 13 bis 7 Grad. Nur im Küstenumfeld bleibt es etwas milder. Am Samstag wird es fast überall nochmals recht freundlich mit Höchstwerten um oder etwas über 30 Grad im Süden und 20 bis 25 Grad im Norden. Dort kann es bei wechselnder Bewölkung örtlich etwas regnen, während es sonst trocken bleibt. Lediglich im Umfeld der Alpen besteht ein geringes Gewitterrisiko. 

Der große Wetterumschwung steht ab Sonntag an. Tiefdruckgebiete greifen von Nordwesteuropa in der Folge mit ihren Ausläufern auf Deutschland über. Die Strömung dreht zunehmend auf Nordwest und in der Folge werden deutlich kühlere und feuchte Luftmassen vom Nordatlantik herangeführt. Die Tageshöchstwerte entsprechen dann dem, was man gebietsweise in dieser Woche als Tiefstwerte in der Nacht hatte. Den Tiefpunkt stellt voraussichtlich der Dienstag dar, an dem selbst die 20-Grad-Marke in einigen Landesteilen nicht geknackt werden wird, bevor es ab Mittwoch bei den Temperaturen wieder aufwärts geht. Durch die Zufuhr von feuchter Meeresluft steigen die Chancen auf Niederschlag deutlich an. Niederschlag wird auch bitter benötigt. Ein Rückblick auf das erste Halbjahr des Jahres 2025 zeigt, dass deutschlandweit in der Fläche gerade einmal 260 l/qm gefallen sind. Normal wären in diesem Zeitraum rund 380 l/qm (Referenzperiode 1961 bis 1990) bzw. 366 l/qm (Vergleichsperiode 1991 bis 2020). Damit fehlt rund ein Drittel an Niederschlag als im Klimamittel. 

Am Sonntagvormittag kommen zunächst im Westen und Nordwesten im weiteren Tagesverlauf dann nahezu im ganzen Land schauerartige und teils gewittrige Regenfälle auf. Bis mindestens Mitte der Woche kommt es dann verbreitet immer wieder zu Regenfällen und einzelnen Gewittern. 

Ab Sonntag Wetterumschwung 3 

Akkumulierte Niederschlagsmengen in l/qm auf Basis verschiedener Wettermodelle von Freitagmorgen (04.07.2025) bis Mittwochabend (09.07.2025). Quelle: DWD 

Von Freitagmorgen bis Mittwochabend summieren sich die Niederschläge in der Fläche auf 10 bis 30 l/qm auf. Vor allem in den Staulagen der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge sind je nach Modell 30 bis 60, in den Alpen bis 80 l/qm möglich. Am wenigsten Niederschlag wird mit 5 bis 15 l/qm in der östlichen Mitte und Teilen des Ostens simuliert. Ab Donnerstag setzt sich von Westen her voraussichtlich stabileres, ruhiges und trockenes Hochdruckwetter durch.
 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Schwitzend in den Sturm: Teils kräftige Gewitter beenden Hitzewelle

Die Hitze der vergangenen Tage baute sich über Tage hinweg auf. Tagsüber stiegen die Höchstwerte immer weiter an, und auch die Abkühlung in den Nächten fiel immer geringer aus. So wurden verbreitet Warnungen vor einer starken Wärmebelastung fällig. Am gestrigen Mittwoch, dem 02. Juli 2025 sorgte Feuchteadvektion sogar noch einmal für einen weiteren Anstieg der gefühlten Temperatur. So wurden in der Westhälfte Deutschlands sogar Warnungen vor einer extremen Wärmebelastung nötig. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 1

Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes vom 01. Juli 2025. (Quelle: DWD) 

Der Allzeit-Temperaturrekord in Deutschland mit 41,2 °C in Tönisvorst und Duisburg-Baerl vom 25. Juli 2019 war allerdings nicht in Reichweite. Zum einen reichte die Temperatur der einströmenden Luftmasse nicht ganz dafür aus. Zum anderen sorgte auch etwas Saharastaub in höheren Luftschichten für eine weitere Dämpfung der Höchstwerte. Dennoch zeigte das Thermometer am späten Nachmittag in Andernach (Rheinland-Pfalz) 39,3 °C, in Demker (Sachsen-Anhalt) 39,2 °C und in Kitzingen (Bayern) 39,1 °C an.

Wer sich dennoch für Rekorde interessiert: Zumindest in den nördlichen Bundesländern wurden voraussichtlich neue Dekadenrekorde aufgestellt. In Niedersachsen an der Station Barsingshausen-Hohenbostel wurden 38,5°C registriert. Der vorherige landesweite Dekadenrekord wurde in Lüchow am 04.07.2015 mit 38,3 °C gemessen.

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 2

Tageshöchstwerte von Mittwoch, dem 02. Juli 2025  

Und auch in Schleswig-Holstein wurde in Grambek nach 37,2 °C am 04.07.2015 mit 37,6 °C am gestrigen Mittwoch ein neuer landesweiter Dekadenrekord aufgestellt. Dabei handelt es sich jedoch um vorläufige Messwerte, die bisher noch nicht validiert wurden. Die Werte müssen erst noch durch die Qualitätsprüfung, bevor sie bestätigt werden können. 

Am gestrigen Nachmittag stürzte die Temperatur dann von Nordwesten her förmlich ab. Von teilweise über 35 °C ging es um rund 15 Kelvin runter auf 20 bis 22 °C. Ein solch rascher Temperatursturz geht dabei meist auch mit kräftigen Gewittern einher. So bildeten sich am Nachmittag von der Eifel ausgehend und auf den kompletten Westen und Nordwesten übergreifend kräftige Gewitter. Im Vorfeld kam es auch im Bereich des Schwarzwalds sowie im Voralpenland zu einzelnen Hitzegewittern. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 3

Animiertes Wetterradar von Mittwoch, 02. Juli 2025, 11 Uhr bis Donnerstag, 03. Juli 2025, 03 Uhr. (Quelle: DWD) 

Dabei standen zunächst vor allem der Starkregen und Hagel im Fokus der Begleiterscheinungen. Lokal eng begrenzt fielen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, wie beispielsweise an den Stationen Alsdorf-Bettendorf (Nordrhein-Westfalen) und Rastede (Niedersachsen) registriert wurde. Zudem produzierte eine Superzelle bei Emden größeren Hagel. In den sozialen Medien wurden Fotos von Hagel mit Korngrößen von bis zu 8 Zentimetern gepostet. 

Am späten Nachmittag begannen sich die Gewitter allmählich zu einer Linie zu organisieren. Mehr und mehr rückte nun der Wind als Begleiterscheinung in den Fokus. Aufgrund ungünstiger Scherungsbedingungen blieb dieser jedoch etwas unter den Erwartungen vom Vortag. Immerhin konnten mehrere schwere Sturmböen gemessen werden, z.B. um 19 Uhr in Bremen, wo eine DWD-Messstation 99 km/h registrierte. Im Laufe der Nacht schwächten sich die Gewitter aber immer weiter ab, und auch der in Verbindung mit Gewittern auftretende Wind ließ zunehmend nach. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 4

DWD-Hitzewarnungen am Donnerstag, den 03. Juli 2025. (Quelle: DWD) 

Am heutigen Donnerstag (03. Juli 2025) liegt die mittlerweile gealterte Warmluft im Vorfeld eines Tiefausläufers, der diese in den Südosten Deutschlands abdrängt, bevor die Hitze am morgigen Freitag schließlich ganz passé ist. Im Südosten muss heute jedoch noch einmal mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden. Zudem werden vom Alpenrand bis zum südlichen Bayerwald am Nachmittag und Abend erneut einzelne kräftige Gewitter vorhergesagt. Dabei steht vor allem der Starkregen im Fokus, dieser kann lokal eng begrenzt unwetterartig ausfallen. Stürmische Böen und auch Hagel sollten eher eine untergeordnete Rolle spielen. 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Deutschlandwetter im Juni 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland. 

Besonders warme Orte im Juni 2025* 

Platz  Station  Bundesland  durchschnittliche Temperatur  Abweichung 
1  Waghäusel-Kirrlach  Baden-Württemberg  22,0 °C  +4,2 Grad 
2  Ohlsbach  Baden-Württemberg  21,8 °C  +5,4 Grad 
3  Lahr  Baden-Württemberg  21,5 °C  +3,9 Grad 

Besonders kalte Orte im Juni 2025* 

Platz  Station  Bundesland  durchschnittliche Temperatur  Abweichung 
1  Kahler Asten  Nordrhein-Westfalen  14,5 °C  +3,4 Grad 
2  Zinnwald-Georgenfeld  Sachsen  14,8 °C  +3,2 Grad 
3  Carlsfeld  Sachsen  15,0 °C  +3,7 Grad 

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juni 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Niederschlagsmenge  Anteil 
1  Todtmoos  Baden-Württemberg  162,9 l/m²  109 % 
2  Siegsdorf-Höll  Bayern  145,8 l/m²  74 % 
3  Buchenbach  Baden-Württemberg  142,2 l/m²  115 % 

Besonders trockene Orte im Juni 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Niederschlagsmenge  Anteil 
1  Hecklingen-Groß Börnecke  Sachsen-Anhalt  15,9 l/m²  28 % 
2  Etzleben  Thüringen  16,2 l/m²  25 % 
3  Potsdam  Brandenburg  16,5 l/m²  24 % 

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juni 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Sonnenschein  Anteil 
1  Waghäusel-Kirrlach  Baden-Württemberg  319 Stunden  152 % 
2  Passau-Fürstenzell  Bayern  318 Stunden  147 % 
3  Buchen, Odenwald  Baden-Württemberg  317 Stunden  152 % 

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juni 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Sonnenscheindauer  Anteil 
1  Dörpen  Niedersachsen  216 Stunden  118 % 
2  Groß Berßen  Niedersachsen  218 Stunden  119 % 
3  Friesoythe-Altenoythe  Niedersachsen  219 Stunden  113 % 

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt. 

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet. 

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990). 

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent). 

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst