Sommerendspurt und Herbstanfang

Am Abend des 22. Septembers ist auf der Nordhalbkugel astronomischer Herbstanfang. Dann überquert die Sonne den Erdäquator und bringt damit der Südhalbkugel allmählich den Frühling. An diesem Tag sind überall auf der Welt Tag und Nacht in etwa gleich lang, weshalb man auch von der Tag-und-Nacht-Gleiche spricht.

Meteorologisch gesehen ist bereits seit dem 01. September Herbst. Dies hat statistische Gründe. Auswertungen von Jahreszeiten bezüglich Temperatur, Niederschlagsmenge usw. sind einfacher zu erstellen, wenn man als Beispiel für den Herbst die Monate September, Oktober und November als Ganzes heranzieht. Wenn man sich hierbei auf den astronomischen Herbstanfang bezöge, so müsste man den jährlich variablen Herbstanfang und das variable Ende beachten, was jede Auswertung unnötig kompliziert machen würde.

Phänologisch beginnt der Frühherbst mit der Reife des Schwarzen Holunders, was in diesem Jahr am 17. August der Fall war. Seit dem 15. September befinden wir uns nun im Vollherbst, wobei der Beginn mit der Reife der Stiel-Eiche einhergeht.

Sommerendspurt und Herbstanfang 1

Phänologische Uhr mit Beginn und Dauer der phänologischen Jahreszeiten, vieljähriges Mittel und aktuelles Jahr 2025 im Vergleich

Nachdem die Ernte eingebracht ist, werden Erntedankfeste gefeiert und auch das berühmte Oktoberfest in München findet alljährlich Ende September/Anfang Oktober statt.

Die Blätter an den Laubbäumen verfärben sich in prächtige Gelb- und Rottöne und sorgen somit für die typische Herbststimmung. Die Verfärbung des Laubs wird durch die kürzer werdenden Tage bzw. länger werdenden Nächte ausgelöst. Aufgrund des mangelnden Lichts und weil die Nährstoffversorgung der Blätter im Winter nicht gewährleistet werden kann, stellen die Laubbäume die Photosynthese ein und „entledigen“ sich der Blätter. Dabei werden zunächst einmal das Chlorophyll, das die Blätter grün erscheinen lässt, und andere wichtige Nährstoffe abgebaut und im Stamm, in den Ästen oder in den Wurzeln eingelagert. Anschließend überwiegen die Gelb- und Rottöne. Braun werden die Blätter erst beim Absterben. Neben kürzer werdenden Tageslängen sind auch kalte Nächte für die Blattverfärbung notwendig. Sinken die Temperaturen in mehreren, aufeinander folgenden Nächten unter den Gefrierpunkt, so ist dies für einen schnelleren und großflächigen Verfärbungsprozess vorteilhaft. Daneben spielen auch die gefallenen Niederschlagsmengen eine wichtige Rolle.

Doch wie wird das Wetter in den kommenden Tagen? Legt der Sommer noch einen Endspurt hin und wie zeigt sich das Wetter pünktlich zum Herbstanfang?

Dank Hoch OLDENBURGIA kann am heutigen Samstag in großen Teilen Deutschlands freundliches Spätsommerwetter mit viel Sonnenschein genossen werden. Der Sommer legt also tatsächlich noch einen Endspurt hin und wartet mit Höchsttemperaturen von 27 bis 32 Grad auf. Nur im Nordwesten ziehen bereits dichtere Wolkenfelder auf, die eine Umstellung beim Wetter ankündigen. Am späten Nachmittag und Abend sind vom Niederrhein bis nach Schleswig-Holstein schauerartige Regenfälle und erste Gewitter zu erwarten. Die Höchsttemperaturen liegen dort bei 23 bis 27 Grad.

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Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Samstag, den 20.09.2025

In der Nacht zum Sonntag kommt der schauerartige Regen dann ausgehend vom Westen bis zur Mitte voran, teilweise sind auch kräftige Gewitter eingelagert. Sonst ist es häufig gering bewölkt oder klar, im Südosten können sich Nebelfelder bilden. Dort sinken die Temperaturen auf Werte bis zu 9 Grad ab, sonst liegen die Tiefsttemperaturen zwischen 19 und 12 Grad.

Am morgigen Sonntag ist in einem breiten Streifen vom Südwesten über die Mitte bis in den Nordosten wiederholt schauerartig verstärkter Regen zu erwarten, vereinzelt sind auch eingelagerte Gewitter mit von der Partie.

Nordwestlich davon ziehen Wolkenfelder über den Himmel und einzelne Schauer treten auf, zeitweise kann sich hier und da aber auch die Sonne zeigen. Insbesondere auf den Nordseeinseln pfeift ein lebhafter Nordwestwind. Bei Höchsttemperaturen zwischen 17 und 21 Grad präsentiert sich das Wetter dann schon von seiner herbstlichen Seite.

Im Südosten merkt man von alldem erst einmal noch nichts. Bei teilweise längerem Sonnenschein klettern die Temperaturen noch einmal auf Werte zwischen 24 und 28 Grad. Der spätsommerliche Sonntag wird also seinem Namen gerecht, bevor in der Nacht zum Montag auch dort die Wetterumstellung Einzug hält.
Sommerendspurt und Herbstanfang 3

Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Sonntag, den 21.09.2025

Zu Beginn der neuen Woche, und damit pünktlich zum astronomischen Herbstanfang, bleibt die 20-Grad-Marke dann unerreicht. Die Sonne zeigt sich am ehesten im Norden. Ansonsten präsentiert sich das Wetter meist von seiner wechselhaften Seite, insbesondere im Süden und Südosten muss zeitweise mit schauerartigen Regenfällen gerechnet werden.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Tornadoforschung in Deutschland – Früher und heute

Einleitung

Das Tornados auch in Deutschland jedes Jahr zu Schäden führen, ist kein Geheimnis. Tatsächlich gibt es jährlich im Schnitt 45 bestätigte Tornados in Deutschland, wie die Zahlen der letzten 25 Jahre zeigen.

Anfänger der Tornadoforschung

Das Phänomen des Wirbelwindes wird schon sehr lange auch in Deutschland untersucht. Die erste Vor-Ort Untersuchung eines Tornados stammt aus dem Jahr 1765. Der Theologe, Pädagoge und Naturforscher Gottlob Burchard Genzmer dokumentierte in Nordostdeutschland (Regionen rund um Feldberg und Woldegk) ein verheerendes Ereignis vom 29.Juni 1764 mit Hilfe von Augenzeugenbericht und Illustrationen auf Kupferplatten. Das Ereignis war einer von nur zwei Tornadofällen der stärksten Intensität F5, die für Deutschland dokumentiert sind.

Im Jahr 1850 wurde vom Naturforscher Charles Frédéric Martins Beobachtungskriterien zur Erfassung von Tornados in den Annalen der Physik veröffentlicht. Dies war quasi eine Checkliste zur Dokumentation von Wirbelwinden.

Im Jahr 1884 erschien zum ersten Mal die „Meteorologische Zeitschrift“ als wissenschaftliche Fachzeitschrift der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Meteorologischen Gesellschaften (DMG, ÖMG, SMG). In diesem Fachblatt wurden regelmäßig auch Kurzinformationen zu Tornadofällen veröffentlicht.

Im 20.Jahrhundert machte sich vor allem Alfred Wegener einen Namen, als er 1917 mit seiner umfangreichen Tornado Klimatologie ein eindrückliches Standardwerk zu Wind- und Wasserhosen in Europa lieferte. Weitergeführt wurden diese Arbeit unter anderem von Johannes Peter Letzmann im Jahr 1937, der Richtlinien zur Erforschung von Tromben, Tornados, Wasserhosen und Kleintromben lieferte. Dieses systematische Handbuch für Beobachter wurde im Auftrag der Deutschen Seewarte und der Meteorologischen Gesellschaft veröffentlicht. Deutschland war mit dieser Forschungsarbeit weltweit Vorreiter.

Tornadoforschung in Deutschland Frueher und heute 1

Auf dem Bild sieht man zwei frühe Veröffentlichungen zu Tornados. Links von Gottlob Burchard Genzmer aus dem Jahr 1765 und rechts das vielbeachtete Standardwerk von Alfred Wegener aus dem Jahr 1917.

Nachlassendes Interesse

In den fünfziger und sechziger Jahren schwand das Interesse an Tornados zusehend. Obwohl es auch und gerade in diesem Zeitraum viele Tornadomeldungen gab, wurde nicht weiter an dem Thema in Deutschland geforscht. Erst Anfang der 70er Jahre stieg das Interesse nach einigen starken Tornadofällen wieder an.

Neue Initiativen

Einen deutlichen Schub bekam das Thema Wirbelwinde dann Ende des 20 Jahrhunderts mit der Gründung des Netzwerks TorDACH, das 1997 federführend von Nikolai Dotzek ins Leben gerufen wurde und Informationen über Unwetterereignisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz sammelte. Aus diesem Netzwerk erwuchs schließlich das europäische Unwetterlabor (European Severe Storms Laboratory, ESSL) als europäisches Forschungszentrum für Tornados. Das ESSL betreibt unter anderem die europäische Unwetterdatenbank ESWD (European Severe Weather Database), in der historische und aktuelle Unwettereignisse und Tornados dokumentiert werden.

Nikolai Dotzek war es auch, der im Jahr 2000 eine neue umfangreiche Klimatologie von Tornados in Deutschland veröffentlichte.
Parallel zu ESWD werden seit 1999 in der von Thomas Sävert gegründeten Tornadoliste neben den bestätigten Fällen auch Tornadoverdachtsfälle dokumentiert.

Anstieg der dokumentierten Zahlen ab etwa 2000 und die Gründe

Um die Jahrtausendwende machten die Tornadofallzahlen einen Sprung nach oben. Das lag aber nicht, wie man vermuten könnte, an einer tatsächlichen Zunahme der Tornados in Deutschland. Vielmehr haben mehrere Faktoren dazu beigetragen, dass aufgetretene Fälle bekannter wurden. Da wäre zum einen der Start des Internets im Jahr 1994, das 1998 Massentauglichkeit erlangte. 2001 startete zudem die Digitalfotografie. Spätestens mit dem Start des Massenmarktes von Smartphones Ende der 2010er Jahre konnte quasi Jedermann Tornados fotografieren und filmen, und diese Aufnahmen im World Wide Web verteilen. Die aufkommenden sozialen Medien unterstützten diese Entwicklung noch zusätzlich.

Tornadoforschung in Deutschland Frueher und heute 2

Im Bild zeigt die Entwicklung der Tornadozahlen vor 1900 und nachfolgend in 20-Jahres Schritten.

Tornadoforschung in Deutschland Frueher und heute 3

Im Bild zeigt die Entwicklung der Tornadozahlen von 1950 bis 2024, einmal als tornado stripes (oben) und zum anderen mit absoluten Fallzahlen unterteilt in schwach und starke Tornados sowie Wasserhosen.

Neue Projekte

Daneben wurde im Oktober 2003 Skywarn Deutschland gegründet. Mitglieder sind unter anderen Sturmjäger (Stormchaser), die Gewittern hinterherfahren und mit ihren Bildern Unwetterereignisse und auch Tornados dokumentieren und unter anderem auch an den Deutschen Wetterdienst weitergeben. Mittlerweile gibt es noch viele andere Chaserorganisationen, mit denen der DWD im Austausch steht (u.a. Thüringer Stormchaser (TSC), Unwetterfreaks oder Team B.L).

Im April 2015 ging aus Skywarn die Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland (TAD) hervor. Diese Gruppe aus Meteorologen, Forstwirten, Mathematikern und Laien arbeitet Verdachtsfälle auf und schaut welche Verdachtsfälle sich bestätigen lassen.

Ein weiteres interessantes Projekt ist TorKUD (Tornado Kartierungs- und Untersuchungsprojekt Deutschland), das 2020 federführend von Hendrik Sass ins Leben gerufen wurde. Dieses ehrenamtliche Projekt untersucht Verdachtsfälle, in dem sie Informationen aus der Öffentlichkeit und von Feuerwehren sammelt, Satellitenbilder anschaut und zum Teil auch selbst Vor-Ort Analysen mit Drohnen durchführt. Diese Initiative brachte eine enorme Bereicherung bei der Erfassung und Dokumentation von Tornadofällen in Deutschland.

Entwicklungen im DWD

Auch innerhalb der DWD hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Nachdem das Thema viele Jahre von Andreas Friedrich als Tornadobeauftragten betreut wurde, gründete sich nach seiner Pensionierung die Tornado Expertengruppe, bestehend aus sieben interessierten Vorhersagemeteorologen. Dies Gruppe unterstützt bei der Erfassung und Vorhersage von Tornados, steht in Kontakt mit Medien oder muss im Schadenfall auch Auskunft für Versicherungen geben. Daneben wird aber auch Forschung betrieben. Neben diversen Vorträgen auf Fachveranstaltungen, gibt es auch wissenschaftliche Veröffentlichungen. So wurde ganz frisch ein wissenschaftliches Paper zur Tornadostatistiken in Deutschland akzeptiert und demnächst in der Meteorologischen Zeitschrift veröffentlicht. Diese Veröffentlichung ist nach über 25 Jahren ein Update der Arbeiten von Nikolai Dotzek aus dem Jahr 2000.

Tornadoforschung in Deutschland Frueher und heute 4

Zu sehen sind Grafiken aus der demnächst kommenden wissenschaftlichen Veröffentlichung zur Tornadostatistiken in Deutschland. Zu sehen sind die Entwicklung der Tornadozahlen seit 2000 (links) und eine Kartendarstellung aller in Deutschland erfassten Tornados in Deutschland (rechts).

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Zu sehen ist das Gründungsbild der Tornado Expertengruppe des Deutschen Wetterdienstes.

Aktueller Stand

Die jüngste Entwicklung stellt eine noch engere Kooperation der verschiedenen Experten auf einer Kommunikationsplattform im Internet dar. Dort arbeiten seit diesem Jahr Vertreter der TAD, ESWD, TorKUD und die Tornadoliste mit den Mitarbeitern der Tornado Expertengruppe des DWD zusammen. Ziel ist es, dass jeder immer aktuelle und gleiche Informationen hat. Dies macht die Erfassung und Bestätigung von Verdachtsfällen deutlich einfacher und schneller. Dies geschieht unter anderem mit einer Checkliste mit objektiven Kriterien zur Bestätigung. Für die Bewertung der Stärke der Ereignisse wird dabei die vom ESSL entwickelte internationale Fujita Skala (IF) herangezogen (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/4/11.html).

Man sieht, dass sich gerade in den letzten 25 Jahren sehr viel getan hat auf dem Gebiet der Tornadoforschung und -dokumentation in Deutschland. Wenn Sie selbst einmal einen Tornadoverdachtsfall haben, erreiche Sie die Expertengruppe des DWD unter tornado@dwd.de.

Dipl. Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.09.2025
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Der Okeechobee-Hurrikan 1928

Der Okeechobeesee ist der größte See im US-Bundesstaat Florida und nach dem Michigansee und dem Iliamna Lake (Alaska) der drittgrößte vollständig in den USA gelegene Süßwassersee. Durch den Okeechobee-Hurrikan brach am 17. September 1928 der Deich des Okeechobeesees. Die daraus resultierende Flut forderte über 2.500 Menschenleben.

An dieser Stelle folgt zunächst noch ein kleiner Exkurs über tropische Tiefdruckgebiete, bevor genauer auf den Okeechobee-Hurrikan eingegangen wird.

Tropische Tiefdruckgebiete entstehen meist über den warmen (sub)tropischen Ozeanen. Sie weisen einen warmen Kern sowie eine axial-symmetrische und barotrope Struktur auf (barotrop = Flächen gleicher Temperatur verlaufen parallel zu Flächen gleichen Drucks). Die barotrope Struktur erkennt man beispielsweise daran, dass sie keine Fronten besitzen, da keine oder nur geringe Temperaturunterschiede am Boden vorliegen. Charakteristisch ist das kreisförmige, nahezu wolkenlose „Auge“ im Zentrum. Um das Auge herum befindet sich eine Wolkenwand aus hochreichender Konvektion, die sogenannte „eyewall“.

Bedingungen für das Auftreten von tropischen Tiefdruckgebieten sind:

1) Gewisse Entfernung zum Äquator (geografische Breite > 5 Grad), da ein signifikanter Coriolisparameter für die Rotation nötig ist

2) Meeresoberflächentemperaturen von über 26,5 Grad Celsius bis in eine Tiefe von 50 bis
150 m

3) Geringe vertikale Windscherung

4) Hochreichend labil geschichtete Atmosphäre

5) Feuchte mittlere Troposphäre

6) Anfangsstörung (z.B. Easterly Wave, mesoskaliger Gewittercluster)

Sobald eine solche Anfangsstörung eine geschlossene Zirkulation mit Windgeschwindigkeiten (über 10 min gemittelt) von bis zu 61 Kilometern pro Stunde aufweist, wird von einem tropischen Tiefdruckgebiet bzw. einer tropischen Depression gesprochen. Das nächste Entwicklungsstadium ist ein tropischer Sturm mit im Zentrum konzentrierter Konvektion und den spiralförmig angeordneten Regenbändern. Ab Windgeschwindigkeiten von 119 Kilometern pro Stunde spricht man dann je nach Ort ihres Auftretens von Hurrikans, Taifunen oder Zyklonen. Im Nordatlantik sowie Nordostpazifik wird der Begriff „Hurrikan“ verwendet.

Der Okeechobee-Hurrikan oder auch Huracán San Felipe Segundo war nicht nur der folgenschwerste Sturm der atlantischen Hurrikansaison 1928, sondern auch einer der stärksten Hurrikane der US-amerikanischen Geschichte. Er war zudem der erste gemessene Hurrikan der Kategorie 5 im atlantischen Becken.

Der Okeechobee-Hurrikan entstand ganz klassisch vor der Westküste Afrikas und zog als tropischer Sturm südlich der Kapverden weiter Richtung Westen über den Atlantik. Er intensivierte sich rasch, während er die Inseln über dem Winde (nördlicher Teil der Kleinen Antillen) kreuzte und traf schließlich am 13. September als Hurrikan der Kategorie 5 auf Puerto Rico. Damals war es noch üblich Hurrikane anhand der christlichen Gedenktage ihres Auftretens zu benennen und da dieser Hurrikan bereits der zweite war, der Puerto Rico an einem 13. September erreichte, trägt er auch den Namen San Felipe Segundo.

Über die Bahamas führte der Weg schließlich Richtung Florida, wo er nahe West Palm Beach als Hurrikan der Kategorie 4 seinen Landgang vollzog. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mehrere Hundert Menschenleben gefordert. Dann traf er auf den Okeechobeesee, wodurch der Deich brach und die Katastrophe ihren Lauf nahm. In der Flutwelle, die die umliegenden Städte und Sümpfe überschwemmte, kamen mindestens 2.500 Menschen ums Leben. Nachfolgend schwächte er sich rasch ab, zog über den westlichen Bundesstaaten nordwärts und löste sich über dem Eriesee auf.

Der Okeechobee-Hurrikan war mit insgesamt mehr als 4.000 Todesopfern nicht nur einer der tödlichsten Hurrikane, sondern auch eine der tödlichsten Naturkatastrophen der US-amerikanischen Geschichte.

Der Okeechobee Hurrikan 1928

Schematische Darstellung der Zugbahn des Okeechobee-Hurrikans 1928

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.09.2025
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Düsen und Leitplanken

Wind ist draußen im Freien allgegenwärtig, mal als angenehmes kühlendes Lüftchen an einem heißen Sommertag, mal als steife Brise am Strand oder als zerstörerischer Sturm. Gestern und am heutigen Dienstag war bzw. ist vor allem der Norden und die Mitte Deutschlands vom ersten kleinen „Herbststürmchen“ des Jahres betroffen. Ursächlich sind Druckunterschiede, die durch Massetransport mit dem Wind ausgeglichen werden. Steuernde Hoch- und Tiefdruckgebiete, aktuell Hoch OLDENBURGIA und Tief ZACK (Abb. 1), sind für die großräumigen Strömungsverhältnisse verantwortlich. Sie entscheiden also, aus welcher Richtung und mit welcher Stärke der Wind weht. Lokale Gegebenheiten wie Berge, Täler oder Meerengen können den Umgebungswind aber verändern und mitunter erheblich verstärken. Heute erklären wir, wie die Topografie als Düse oder als Leitplanke wirken kann.

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Abbildung 1: Wetterkarte mit Druckverteilung über Europa und dem Atlantik am heutigen Dienstag, 16.09.2025, 12 UTC (14 Uhr MESZ).

Betrachten wir zunächst den „Düseneffekt“, auch „Kanalisierungseffekt“ genannt. Um die Hintergründe des Düseneffekts verstehen zu können, machen wir einen kleinen Ausflug in die Strömungsphysik. Die Erklärung ist nämlich im sogenannten „Gesetz von Venturi“ oder im „Venturi-Effekt“ zu finden, benannt nach dem italienischen Physiker Giovanni Battista Venturi (1746-1822). Der Venturi-Effekt bestreibt die Strömungseigenschaften eines (inkompressiblen) Fluids, z.B. Wasser, durch eine Rohrleitung. Strömt ein Fluid durchs Rohr und erreicht eine Engstelle, erhöht sich der Staudruck des Fluids und die Fließgeschwindigkeit nimmt zu. Genauer gesagt erhöht sich die Geschwindigkeit im umgekehrten Verhältnis zur Querschnittsfläche der Rohrleitung (Abb. 2, rechts). Was recht abstrakt klingt, ist eigentlich ganz logisch: Wenn in einer gewissen Zeit die gleiche Wassermenge zuerst durch ein dickes und danach durch ein dünneres Rohr fließt, muss in letzterem das Wasser entsprechend schneller durchfließen. Diesen Effekt macht sich jeder beim Gießen oder Reinigen mit dem Gartenschlauch zunutze. Ohne Aufsatz würde das Wasser nur mit einem geringen Druck aus dem Schlauch laufen. Mit Aufsatz schießt das Wasser hingegen umso schneller und weiter aus dem Schlauch, je enger man die Öffnung zudreht. Bei einer Wasserspritzpistole für Kinder passiert das gleiche.

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Abbildung 2: Schematische Abbildung zur Kanalisierung im Rheintal (links) und Darstellung der Stromlinien in einem Rohr (rechts). Je enger die blauen Linien beieinanderliegen, desto stärker ist die Strömung im Rohr („Venturi-Effekt“).

Und was hat das mit dem Wind im Tal zu tun? Weht der Wind ungefähr in Richtung des Tals und erreicht den Taleingang, wirken die Berge zu beiden Seiten des Tals als seitliche Begrenzung. So kommt es zur Kanalisierung der Strömung, wodurch die Windgeschwindigkeit in der Talmitte gegenüber der Ebene abseits des Tals deutlich zunehmen kann (Abb. 2, links). Ähnliches passiert auch an Meerengen, weshalb diese in der Seeschifffahrt oft gefürchtet sind. Diese Windverstärkung bezeichnet man als „Kanalisierunseffekt“ oder „Düseneffekt“. Durch eine Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) kann der Wind zusätzlich verstärkt werden. Sie wirkt wie ein Deckel, durch den die Luft nicht nach oben entweichen kann. Im Kleinen tritt der Düseneffekt auch in engen Straßenschluchten auf und kann einem Passanten schon einmal überraschend den Hut vom Kopf wehen.

Prädestiniert für den Düsen- oder Kanalisierungseffekt ist bei Nordostwind das Schweizer Mittelland. Eingeengt zwischen dem Jura auf der rechten und den Alpen auf der linken Seite führt die sogenannte „Bise“ zu einer erheblichen Windverstärkung im Schweizer Mittelland bis hin zur Sturm- oder gar Orkanstärke. Auch der „Mistral“ im französischen Rhônetal ist ein bekanntes Beispiel. Pfeift durchs Rhônetal ein stürmischer Nordwind, weht nicht selten wenige Kilometer abseits des Tals nur noch ein laues Lüftchen. Auch beim „Föhn“ oder anderen Fallwinden wie der „Bora“ in Kroatien oder dem „Böhmischen Wind“ können Engstellen in Tälern eine erhebliche Windverstärkung herbeiführen.

Duesen und Leitplanken 3

Abbildung 3: Schematische Darstellung der Windverstärkung durch den Leitplankeneffekt.

Der „Leitplankeneffekt“ (oder „Führungseffekt“) ist eine Art einseitiger Düseneffekt. Trifft der Wind schräg auf ein topographisches Hindernis, z.B. eine Bergkette, erhöht sich nahe dem Hindernis ebenfalls der Staudruck. Folglich wird der Wind parallel zum Hindernis abgelenkt und verstärkt (Abb. 3, links). Dabei ist der Leitplankeneffekt umso stärker, je spitzer der Winkel der Strömung zur Bergkette ist und je höher diese ist, was ein Überströmen der Berge erschwert. Verstärkt werden kann dieser Effekt zusätzlich durch eine Kaltfront, zwischen welche die Strömung eingekeilt wird (Abb. 3, rechts). Der Leitplankeneffekt wird so wieder zu einer Art beidseitigem Düseneffekt mit der Bergkette auf der einen und der Front auf der anderen Seite. Bekannte Regionen in Deutschland sind das Alpenvorland mit den Alpen als Hindernis oder das Erzgebirgsvorland. Bei westlichen oder nordwestlichen Winden werden nicht selten in Chemnitz oder Dresden höhere Geschwindigkeiten gemessen als weiter nördlich.

Duesen und Leitplanken 4

Abbildung 4: Leitplankeneffekt am Nordrand des Erzgebirges am heutigen Dienstag, 16.09.2025, 10 UTC (12 Uhr MESZ), berechnet vom hochaufgelösten Vorhersagemodell ICON-D2.

Auch beim heutigen Windfeld treten die beschriebenen Effekte in abgeschwächter Form auf. Während durch den Leitplankeneffekt am Nordrand des Erzgebirges der Wind in Böen 7 bis 8 Beaufort erreicht (ca. 55 bis 70 km/h) erreicht (Abb. 4), weht er weiter nördlich nur mit Stärke 6 (um 45 km/h). Auch in parallel zum Wind ausgerichteten Straßenschluchten kann der Düseneffekt heute gut beobachtet werden.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Vom Frühherbst zum Spätsommer

Das Sturmfeld von Tief ZACK erreicht am heutigen Montag den Nordwesten Deutschlands und sorgt dort für den ersten kleinen Herbststurm der noch jungen Saison. Im Binnenland reicht es für stürmische Böen und einzelne Sturmböen aus Südwest bis West (Bft 8 und 9). An der Nordsee werden schwere Sturmböen (Bft 10) und an der nordfriesischen Küste sogar einzelne orkanartige Böen (Bft 11) erwartet. Passend dazu gestaltet sich das Wetter wechselhaft, vor allem im Nordseeumfeld gibt es Schauer und einzelne Gewitter. Im Binnenland sind diese seltener und südlich der Donau bekommt man von Schauern und Wind kaum etwas mit. ZACK führt anfangs noch einen Schwall warmer Luft nach Deutschland. Das treibt die Temperaturen auf 21 bis 26 Grad Celsius.

Vom Fruehherbst zum Spaetsommer 1

Prognostizierte maximale Böen am 15. und 16.09.2025. MOS-Daten.

In der Nacht zum Dienstag beruhigt sich im Binnenland das Wetter meist, Schauerhäufigkeit und Wind nehmen deutlich ab. In der Nordwesthälfte Niedersachsens und in Schleswig-Holstein nehmen Schauer und einzelne Gewitter dagegen eher zu, es bleibt dort zudem windig bis stürmisch.

Der Dienstag steht weiterhin im Zeichen von ZACK. Sein Sturmfeld liegt über Norddeutschland und sorgt dort für stürmische Böen und einzelne Sturmböen, an den Küsten teils für schwere Sturmböen. Der anhaltend kräftige westliche Wind sorgt an der Nordsee für erhöhte Wasserstände. Trotz „ungünstiger“ astronomischer Bedingungen kurz nach Halbmond berechnet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Wasserstände, die an der Westküste Schleswig-Holsteins nur knapp unter 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser, der Schwelle einer Sturmflut liegen. Fährfahrten nach Helgoland werden vorübergehend ausgesetzt. Dennoch: Für die winderprobten Schleswig-Holsteiner stellt dies kein außergewöhnliches Ereignis dar. Im Süden verläuft der Dienstag abermals ruhiger als weiter nördlich. Mehr Sonne, weniger Niederschlag und Wind stehen dort auf dem Programm.

Vom Fruehherbst zum Spaetsommer 2

Gezeitenvorausberechnung für Husum.

Am Mittwoch gibt es im Südwesten Deutschlands den ersten Fingerzeig einer bevorstehenden markanten Änderung der Großwetterlage. Im Tagesverlauf setzt sich dort Hochdruckeinfluss durch und über die burgundische Pforte fließt allmählich warme Luft in den Oberrheingraben. Für immerhin knapp 24 Grad im Breisgau sollte diese gut sein. Im Rest des Landes bleibt es vorerst noch unbeständig, teils windig und mit Höchstwerten zwischen 17 und 21 Grad auch kühler.

Im weiteren Wochenverlauf spielt ZACK für das Wetter in Deutschland keine Rolle mehr. Über dem Alpenraum baut sich ein Hoch auf und aus Südwesten wird warme bis heiße Subtropikluft herangeführt. Am Donnerstag reicht es im Süden gebietsweise für einen Sommertag mit mehr als 25 Grad, am Freitag wird dieser dann abseits des äußersten Nordens verbreitet erreicht. Am Samstag wird örtlich wahrscheinlich sogar die 30-Grad-Marke erreicht oder überschritten.

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Prognostizierte Temperaturmaxima vom 16.09. bis 19.09.2025. MOS-Daten.

M.Sc.Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Ungewöhnlich ruhiger tropischer Atlantik!

Hurrikan ERIN entwickelte sich vom 15. zum 16. August über dem südwestlichen Atlantik in einer beeindruckenden Zeit von lediglich 25 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5! Er war der erste und zugleich auch der bisher letzte Hurrikan in dieser Saison. Nach ERIN entwickelte sich allerdings am 23. August der vorerst letzte tropische Sturm der diesjährigen Hurrikan-Saison. Dieser Sturm wurde auf den Namen FERDINAND getauft. FERDINAND vollzog am 28. August seine extratropische Umwandlung und verlagerte sich anschließend in Richtung Westeuropa bevor er sich auflöste.

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Diese Grafik zeigt die klimatologische Verteilung von Hurrikans und tropischen Wirbelstürmen über dem Atlantik. (Quelle: NOAA)

Nachfolgend gab es bis zum heutigen Tag keinen weiteren tropischen Sturm im Atlantik mehr. Und auch die Vorhersage für die nächsten 7 Tage zeigt nur wenig Aktivität über dem mittleren Atlantik. Lediglich eine aktuell noch schwach ausgeprägte Störung könnte sich zum Ende der kommenden Woche zu einem Tropensturm entwickeln. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es bisher seit 1950 erst einmal vorkam, dass sich vom 29. August bis zum 16. September während der klimatologischen Hochphase der atlantischen Hurrikan- Saison kein einziger Sturm bildet. Deshalb stellt sich die Frage: Was sind die Gründe für diese außergewöhnlich ruhige Phase?

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Diese Grafik zeigt die Anzahl der Hurrikans innerhalb von 100 Jahren auf dem Atlantik im Monat September. (Quelle: NOAA)

Damit sich tropische Störungen zu einem Hurrikan entwickeln können, ist es förderlich, dass die Umgebung eine hohe Feuchtigkeit und Instabilität aufweist. Betrachtet man allerdings die Bedingungen in den letzten Wochen über dem mittleren Atlantik, zeigt sich eine ungewöhnlich trockene und stabil geschichtete Troposphäre. Ein Grund dafür ist ein sehr stark ausgeprägtes Hochdruckgebiet über dem subtropischen Atlantik. Dabei ergibt sich auf der Ostseite des Druckgebildes ein bis in die Tropen reichender Strom von sehr trockener Luft. Dadurch wurde vorhandene Konvektion über dem tropischen Atlantik stark unterdrückt. Außerdem spielt dabei auch ein tropischer Trog in der höheren Troposphäre eine wichtige Rolle. In den letzten Wochen wurde dieser über dem westlichen subtropischen Atlantik beobachtet. Der Trog transportierte trockene, konvektionshemmende Luftmassen von den Subtropen in die Tropen. Zudem sorgt er auch für eine erhöhte Windscherung in seinem Einflussbereich. Dadurch werden trockene Luftmassen von höheren Schichten in tiefere troposphärische Schichten transportiert und somit jegliche tropische Konvektion unterdrückt.

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Diese Grafik zeigt die vorhergesagte Anomalie der Windscherung über dem Atlantik im Zeitraum vom 14. bis zum 19. September. Die Werte zeigen vorerst noch weitgehend ungünstige Bedingungen für die Entwicklung von Hurrikans an. (Quelle: Tidbits)

Normalerweise kommt es während einer neutralen oder positiven ENSO– Phase deutli

ch seltener zu der Entwicklung eines Troges in der Höhe im westlichen subtropischen Atlantik. So herrschten zu Beginn der laufenden Saison gute Bedingungen für die Entwicklung von tropischen Stürmen und Hurrikans. Die Folge war Hurrikan ERIN. Dieser war der frühste Kategorie 5 Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn.

Zudem zeigten sich bei einem Blick auf den östlichen Atlantik und nach Westafrika deutlich schwächer ausgeprägte African Easterly Waves. Dies führte nicht nur zu geringeren Niederschlägen in Westafrika, sondern auch zu schlechteren Anfangsbedingungen für die Ausbildung eines tropischen Sturms über dem östlichen Atlantik!

Auch in den kommenden Tagen bleibt es im tropischen und subtropischen Atlantik voraussichtlich sehr ruhig. Erst zum Ende des Monats deuten sich bessere Bedingungen an. Im mittelfristigen Zeitraum zeigen einige Modelle eine Abnahme der vertikalen Windscherung und gleichzeitig eine Abschwächung des subtropischen Hochdruckgebietes. Dies könnte zusammen mit den immer noch sehr hohen Wassertemperaturen dazu führen, dass uns in diesem Jahr nach einer sehr ruhigen Phase eine späte Hurrikan-Saison bevorsteht. In der vergangenen Saison gab es ebenfalls eine ruhige Phase bis Mitte September und anschließend konnten noch einige Tropenstürme und Hurrikans beobachtet werden. Möglicherweise nehmen dann im Oktober auch einzelne ehemalige Tropenstürme Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Es bleibt also sehr spannend.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.09.2025
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Vorbereitung ist die halbe Miete

Das in der Schlagzeile genannte Sprichwort gilt nicht nur für uns Menschen, auch in der Tierwelt der freien Natur dreht sich beispielsweise dieser Tage fast alles um die perfekte Vorbereitung für den am Horizont schon leicht schimmernden Winter. Besonders für die Insekten gilt im Vorfeld der kalten Jahreszeit nur Maximaleinsatz – jedes Versäumnis in der Vorbereitung kann zur Verringerung der Überwinterungswahrscheinlichkeit führen. Dabei spielen auch die Meteorologie bzw. die Klimatologie eine maßgebliche Rolle. Daher werfen wir im heutigen Thema des Tages einen kleinen Blick auf die Abläufe in einem Bienenvolk in den Spätsommer- und ersten Herbstwochen.

Vorbereitung ist die halbe Miete

Bienen genießen die Herbstsonne

Die Maximalgröße des Bienenvolks wurde im Normalfall bereits vor einigen Wochen erreicht (Ausnahme: neu erstellte Jungvölker). Zum Höhepunkt im Juli tummelten sich in manchen Kisten schon mal 50.000 bis 70.000 Bienen. Idealerweise wurden die sommerlichen Nektarquellen so gut genutzt, dass im Stock reichlich Honig erzeugt werden konnte. Hat der Imker den Honig entnommen, musste er natürlich für ausreichend Ersatz sorgen. Mit geringer werdendem Futterangebot in der Natur und abnehmendem Sonnenstand (seit der Sommersonnenwende Ende Juni) hat in den letzten Wochen der Brutumfang deutlich abgenommen und die Völker schrumpfen durch das Sterben der Altbienen sukzessive. Im Winter wird nämlich eine Volksgröße angestrebt, die zwar das Überwintern gewährleistet, aber gleichzeitig auch sicherstellt, dass das Futter ausreicht.

Diese wirtschaftliche Betrachtungsweise trifft übrigens auch die männlichen Bienen, die Drohnen. Im Laufe des Sommers prüft das Bienenvolk ständig, ob die aktuell anwesende Königin noch so fit ist, dass sie im nächsten Frühjahr das Volk wieder zu alter Stärke führen kann. An dieser wichtigen Entscheidung hängt nicht weniger als das Überleben des ganzen Volkes, denn ein nach dem Winter königinnenloses („weiselloses“) Volk wäre ohne imkerlichen Eingriff verloren. Fällt schließlich das Urteil für die Königin positiv aus, müssen sich aber gleichzeitig die Drohnen mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen. Beinahe von einem Tag auf den anderen werden die durchaus Überraschten von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und am Flugloch durch Beißen und Stechen vom Eintritt in den Stock abgehalten (auch als „Drohnenschlacht“ bekannt, üblicherweise ab ca. Mitte/Ende Juli). Nach kurzer Zeit liegen diese schließlich zu hunderten tot vor den Bienenstöcken. Drohnen wären nämlich im Winter nur unnütze „Mitesser“, da sie sich nicht an den Arbeiten im Volk beteiligen und nur in den Ecken herumlungern. Für die Fortpflanzung im nächsten Frühling werden schließlich wieder neue herangezogen.

Jene Bienen, die für eine erfolgreiche Überwinterung zu sorgen haben, nennt man auch „Winterbienen“. Diese werden zwischen August und Oktober erbrütet und leben mit sechs bis neun Monaten deutlich länger als ihre sommerlichen Kolleginnen, die eine Lebensdauer von nur sechs bis acht Wochen aufweisen. Um das längere Leben sicherstellen zu können, werden die Winterbienen im Herbst auch besonders geschont und nicht an der kräfteraubenden Brutpflege beteiligt. So müssen sich die „Sommerbienen“ um die letzte Brut kümmern und dafür sorgen, dass genug Wintervorräte angelegt sind. Anschließend sterben diese, noch bevor oder während des Winters. Daher schrumpft das Volk in diesen Wochen auf ca. 15.000 bis 10.000 Individuen.

Während die jeweilige regionale Klimatologie den zeitlichen Ablauf dieser Prozesse bestimmt (beispielsweise bestehen große Unterschiede zwischen den wärmeren „Gunstlagen“ entlang des Rheins und den im Mittel kühleren Regionen in den Mittelgebirgen sowie in den Alpen, Bienen können sich aber gut darauf einstellen), ist auch das tagesaktuelle Wetter für die erfolgreiche Wintervorbereitung von zentraler Bedeutung. Damit die von der Königin noch produzierte junge Brut gut gedeiht, muss diese mit hochwertigen Pollen versorgt werden. Diese bestehen unter anderem aus lebenswichtigem Eiweiß und sind die Grundlage für vitale, kräftige Jung- bzw. Winterbienen. Dafür erkunden die Flugbienen bei einer entsprechenden Witterung die Umgebung und suchen noch ertragreiche Pollenquellen (kann man jetzt noch beobachten). Längere kühle und regenreiche Witterungsabschnitte im Spätsommer und Frühherbst können diesen Plan aber vereiteln und eventuell, wenn von den Bienen bisher nicht ausreichend vorgesorgt wurde, für einen Pollenmangel sorgen.

Vorbereitung ist die halbe Miete 2

Bienenflugvorhersage für die Stationen Lahr (BW) und Hohenpeißenberg (BY)

Zur Abschätzung der Flugaktivität der Honigbienen während der kommenden Tage kann zum einen in unsere Vorhersageprodukte (z.B. 10-Tages-Prognose, täglich neu) reingelesen oder unsere Stationsprognosen in der WarnWetter-App betrachtet werden (Bienen fliegen je nach Notwendigkeit und Sonnenschein ab ca. 8 bis 10 Grad). Zum anderen stellt der DWD auch eine Prognose der Flugaktivität für verschiedene Orte täglich neu zur freien Verfügung (https://www.dwd.de/DE/leistungen/biene_flug/bienenflug.html). Unser Modell prognostiziert beispielsweise für die tief gelegenen Station Lahr (170 m, Baden-Württemberg) für heute und die kommenden beiden Tage eine sehr hohe Flugaktivität zu Mittag, in den Frühstunden ist es dafür allerdings schon zu kühl. Am deutlich höher gelegenen Hohenpeißenberg (780 m, Bayern) ist die Aktivität dagegen heute und morgen nur mittel. Mit dem Zustrom warmer Mittelmeerluft am Montag wird aber auch dort nochmals ein guter Flugtag erwartet.

Zum Beginn der kommenden Woche werden ausfliegende Bienen regional aber auch mit dem zunehmenden Wind zu kämpfen haben. Es stellt sich nach kurzem Zwischenhocheinfluss am Sonntag eine zyklonale Westlage ein, die besonders im Norden und Westen immer wieder für starke bis stürmische Böen, zeit- und gebietsweise auch für Sturmböen sorgt. An der Nordsee sind vorübergehend schwere Sturmböen möglich. Aber auch damit können die Insekten umgehen. Was die Bienen schließlich im Winter so treiben schauen wir uns in einem späteren Thema des Tages an.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Wassersport sicherer machen: Neue Erkenntnisse zu Risiken und Ausbildung

Wassersport sicherer machen

Sicherheit auf dem Wasser: Warum Erfahrung allein nicht schützt

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland einen Sportbootführerschein erwerben, steigt seit Jahren. Über 90.000 neue Scheine werden laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr jährlich ausgestellt. Damit wächst auch die Zahl der Boote, die auf Binnen- und Küstengewässern unterwegs sind. Gleichzeitig mehren sich Berichte über gefährliche Situationen und Unfälle – ein Hinweis darauf, dass wachsende Begeisterung für den Wassersport immer auch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko mit sich bringt.

Selbstbild und Realität klaffen auseinander

Eine aktuelle Untersuchung unter Bootsführerscheinanwärtern und erfahrenen Skippern macht deutlich, dass zwischen dem subjektiven Gefühl von Sicherheit und dem tatsächlichen Verhalten eine deutliche Lücke klafft. Viele Bootsführer halten ihre eigene Einschätzung von Risiken für verlässlich, bewerten andere jedoch als unvorsichtig oder unzureichend vorbereitet. Fachleute sprechen hier von einer kognitiven Verzerrung, die in der Psychologie als „Bias Blind Spot“ bezeichnet wird: Man traut sich selbst mehr zu, während man bei anderen strenger urteilt.

Dieses Muster ist keineswegs harmlos. Wer überzeugt ist, die eigene Sicherheit im Griff zu haben, kontrolliert oft weniger konsequent die Ausrüstung oder verzichtet auf regelmäßige Notfallübungen. Die Studie zeigt: Während nahezu alle Befragten Rettungswesten als unverzichtbar ansehen, prüft nur etwa die Hälfte diese vor jeder Fahrt.

Erfahrung schützt nicht automatisch

Erstaunlich ist auch, dass die Länge der Erfahrung kein verlässlicher Schutzfaktor ist. Routiniers auf dem Wasser neigen eher dazu, Gefahren zu unterschätzen. Wo zu Beginn noch eine kritische Aufmerksamkeit vorhanden war, tritt mit den Jahren Gewohnheit ein. Das zeigt sich auch bei Unfallanalysen der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung: Menschliche Fehler stehen an erster Stelle, deutlich vor technischen Defekten.

Damit bestätigt sich ein Befund, den auch internationale Sicherheitsbehörden wie die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs seit Jahren hervorheben: Technik kann helfen – entscheidend bleibt das Verhalten des Menschen.

Psychologische Faktoren gewinnen an Bedeutung

Ein interessantes Ergebnis der aktuellen Untersuchung ist die Rolle psychologischer Kompetenzen. Themen wie Kommunikation innerhalb der Crew, Entscheidungen unter Stress oder der Umgang mit Unsicherheit werden von den Befragten als wichtig erkannt. Gleichzeitig fehlen sie bislang in vielen Ausbildungskonzepten. Der Fokus liegt nach wie vor auf Theorie und klassischen Prüfungsfragen – weniger auf Soft Skills, die im Ernstfall über den Ausgang entscheiden können.

Dass dieser Aspekt künftig mehr Gewicht bekommen sollte, liegt auf der Hand. Wer unter Druck ruhig bleibt, klare Anweisungen gibt und die eigenen Grenzen realistisch einschätzt, erhöht die Sicherheit an Bord erheblich. Deshalb plädieren Experten dafür, psychologische Trainings systematisch in die Bootsausbildung zu integrieren.

Ausbildung im Wandel: Was braucht es für verbesserte Sicherheit?

Neben psychologischen Bausteinen rückt auch die Form der Ausbildung stärker in den Fokus. Viele Teilnehmer wünschen sich praxisnähere Inhalte, die Notfallszenarien realistisch abbilden. Übungen wie „Mann über Bord“, der Einsatz von Funkgeräten oder pyrotechnischen Notsignalen gehören in der Theorie zu den Standards, werden in der Praxis aber selten trainiert.

Ein Ansatz, der sich bereits abzeichnet, sind hybride Ausbildungsmodelle. Sie verbinden digitale Lernmodule mit praktischen Einheiten auf dem Wasser. Dadurch lassen sich theoretische Inhalte flexibel und ortsunabhängig vermitteln, während reale Trainingssituationen für Routine und Handlungssicherheit sorgen. Dieser Mix erleichtert nicht nur den Zugang zur Ausbildung, sondern trägt auch dazu bei, dass Sicherheitsstandards überall auf demselben Niveau vermittelt werden.

Fazit: Sicherheit auf dem Wasser erfordert mehr als funktionierende Technik

Die Begeisterung für den Wassersport wächst – und mit ihr die Verantwortung, Sicherheit nicht dem Zufall zu überlassen. Moderne Boote sind mit GPS, Funk und Rettungsmitteln ausgestattet. Doch Geräte allein verhindern keine Unfälle, wenn sie nicht beherrscht oder regelmäßig überprüft werden.

Die Lehren aus aktuellen Untersuchungen sind eindeutig: Menschliche Faktoren bleiben das größte Risiko auf dem Wasser. Wer sich nicht nur auf Routine oder Technik verlässt, sondern aktiv trainiert, reflektiert und psychologische Aspekte einbezieht, macht den entscheidenden Unterschied.

 

Pilz-Saison erreicht ihren Höhepunkt

Wer in den vergangenen Tagen einen Ausflug in den Wald unternommen hat oder im heimischen Garten über den Rasen gelaufen ist, konnte sie schon wieder häufiger entdecken: Pilze! Champignon, Pfifferling, Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige Pilze heimischer Wälder zu benennen, haben derzeit Hauptsaison. Und das Wetter der kommenden Tage ist gut geeignet für das weitere Sprießen der Pilze.
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Die Pilz-Saison

Pilze lieben die Feuchtigkeit, es sollte aber auch nicht zu kühl sein. Am besten wachsen sie, wenn es nach ein paar Tagen Regen länger trocken bleibt und die Temperatur nicht zu stark sinkt.

Am Wochenende gibt es unter der Regentschaft von Tief XERXES bei Island, ab Montag mit Tief ZACK, das vom Atlantik rasch zur Nordsee eilt, gebietsweise Regen bei Temperaturen meist zwischen 18 und 22, am Montag im Süden vorübergehend auch bei bis zu 26 Grad.

Insbesondere am Dienstag und Freitag kommender Woche sind aber auch längere trockene Phasen möglich. Das dürfte dem Pilzwachstum einen neuen Schub verleihen. Freilich reagieren Pilze nicht immer sofort auf die Witterungsverhältnisse, sondern zum Teil ein paar Tage zeitversetzt.

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Gold- oder auch Lärchenröhrlinge am 12.09.2025 an der Wetterstation Neuhaus am Rennweg

Wer nun also Pilze sammeln möchte, sei aber gewarnt. Es besteht die große Gefahr, dass man statt essbarer Pilze einen giftigen mitnimmt! Es gibt nämlich zu vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück, das dem ungiftigen Partner zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze außerdem als Lebewesen gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum eingehen, sollte man nur solche Exemplare sammeln, bei denen man bei der Bestimmung bezüglich der Giftigkeit sicher ist – oder sich Rat bei einem Experten einholen. Zudem ist es in den meisten Bundesländern untersagt, mehr als ein Kilo der kostbaren Fracht pro Tag und Person aus dem Wald zu holen!

Und wann endet die Pilz-Saison? Viele Pilzarten erleiden bei Frost einen irreparablen Schaden, der sich an verfärbten Huträndern oder matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird an diesen Stellen durch den Frost und das nachfolgende Auftauen zersetzt, ein Verzehr solch geschädigter Pilze ist eindeutig nicht zu empfehlen! Frost ist allerdings in den kommenden Nächten überhaupt noch kein Thema. Ab Mitte des Monats steigt rein klimatologisch jedoch das Potenzial für erste Nachtfröste immer mehr an, zuerst im Südosten, bis Mitte Oktober auch im Nordwesten (siehe https://www.dwd.de/DE/leistungen/frost_termine/frosttermine.html).

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Frühester Frost in Deutschland

Aber selbst nach Frost kann man sich weiterhin auf Pilzsuche begeben. So muss die Suche auch im Winter nicht erfolglos bleiben. Es gibt einige Arten wie die Austernseitlinge, die Judasohren und die Samtfußrüblinge, die dann Saison haben und im winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch wenn sie dann rar sind.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

Vielerorts hängen sie sehr voll, was die Obstbäume landauf, landab betrifft. Teilweise sind sie sogar so gut bestückt, dass einzelne Äste unter der enormen Last abbrechen – mitsamt den Früchten.
Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, und da reicht schon ein Blick zurück ins Jahr 2024. Damals gab es vor allem Ende April nochmals stärkere Nachtfröste um -5°C, obwohl die Bäume durch einen sehr warmen März schon in voller Blüte standen oder fertig belaubt waren. Hinzu kam lokal kräftiger Schneefall am 21. April, der beispielsweise in Osthessen Bäume brechen ließ und Teile der Ernte vernichtete.

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergruende 1

Kräftiger Schneefall sorgte am 21. April 2024 wie hier in Osthessen zu teils massiven Schäden an der Vegetation.

Die Vorgeschichte für das Erntejahr 2025 sieht hingegen viel besser aus. Bereits im Herbst 2024 konnte eine positive klimatische Wasserbilanz verzeichnet werden, was vereinfacht gesagt bedeutet, dass den Pflanzen ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Dies spiegelte sich auch in der Bodenfeuchte wider, die gebietsweise sogar überdurchschnittlich war.

Der Winter 2024/25 war dann vergleichsweise warm bis sehr warm, aber bis Februar zumindest zeitweise auch von Tiefdruckeinfluss mit Regenfällen geprägt, bevor es durch Hochdruck längere Zeit abtrocknete und die Bodenfeuchte (leicht) unterdurchschnittliche Werte annahm. Mit häufigen Frösten herrschte jedoch sowieso allgemeine Vegetationsruhe.

Dies änderte sich im März, als es langsam wärmer wurde. Hier setzte der Vegetationsbeginn später ein als in den letzten drei Jahren, was das Risiko von Frostschäden zur Blütezeit bereits minimierte. Im April und Mai gab es, pünktlich zum Austrieb der Pflanzen, wenigstens zeit- und gebietsweise Niederschläge sowie kühlere Temperaturen, sodass sich die Auswirkungen trotz eines deutlich zu trockenen Frühjahrs in Grenzen hielten. Viele Pflanzen konnten zudem noch von der Feuchtigkeit der Vergangenheit zehren. Lediglich das Sommergetreide hatte etwa im Nordosten zunächst Probleme zu keimen, da der Oberboden zu trocken war.

Von entscheidender Bedeutung war, dass in diesem Zeitraum kaum noch Nachtfrost mehr aufgetreten ist, der die Pflanzen hätte schädigen können und daher zu Einbußen in der Ernte geführt hätte. Lediglich im Osten und Südosten gab es am 23. und 24. Mai nochmals Frost, der teils zu Schäden an der Vegetation führte.

Der Sommer 2025 startet zunächst sonnig und niederschlagsarm, was vermeintlich erstmal darauf schließen ließ, dass es bedingt durch anhaltende Trockenheit zu Ernteausfällen kommen könnte. Im Juli jedoch änderte sich die Großwetterlage grundlegend. Es wurde unbeständiger und somit fiel der Juli deutlich nasser aus als die Vormonate. Zwar verzögerte sich teilweise die Ernte des reifen Getreides, meist lief sie dann aber ohne größere Komplikationen ab. Obstbäume profitierten ebenso von der Witterung, was nun im Herbst zu einer üppigen Ernte führt und führte.

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergruende 2

Ein Mähdrescher erntet Getreide ab.

In Zahlen ausgedrückt konnte beim Hektarertrag von Getreide (ohne Mais) eine Steigerung von rund 12,7 Prozent verglichen zum Vorjahr und noch immer von rund 7,3 Prozent im Vergleich zum Schnitt von 2019 bis 2024 erzielt werden. Beim Obst- und Weinbau sieht es ähnlich vielversprechend aus: Bei der Apfelernte ist mit einem Zuwachs von rund 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 3,9 Prozent gegenüber dem mehrjährigen Schnitt zu rechnen. Die Kirschenernte war eine der besten seit vielen Jahren. Beim Wein gehen die Bauern ebenfalls von einer guten bis überdurchschnittlichen Ernte und einer guten Qualität des 2025er Jahrgangs aus. Es bleibt nur zu hoffen, dass die kommende Zeit nicht völlig ins Wasser fällt und eine zeitgerechte Ernte des Weins ermöglicht.

Insgesamt wird 2025 aber als gutes Erntejahr in Erinnerung bleiben.

M.Sc.- Meteorologe Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst