Viel Niederschlag im Mittelmeerraum

In Mittel- und Osteuropa sorgt das umfangreiche Hochdruckgebiet VIANELDE für ruhiges und trockenes Herbstwetter. Abgesehen von lokalem Sprühregen aus der Hochnebeldecke werden in den kommenden Tagen keine Niederschläge erwartet. Ganz anders hingegen präsentiert sich das Wetter im Mittelmeerraum. Durch die blockierende Wirkung des Hochs müssen die Tiefdruckgebiete einen alternativen Weg einschlagen und driften daher nach Südwest- und Südeuropa ab.

Vorhersagekarte für die Druckverteilung und die Lage der Frontensysteme am Donnerstag, den 06.11.2025 um 12 UTC und am Freitag, den 07.11.2025 um 12 UTC (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum

Über dem Mittelmeer kann die Luftmasse richtig viel Feuchtigkeit aufnehmen und daher sind kräftige Niederschläge die Folge. Durch einen veritablen Temperaturunterschied von etwa 35 Kelvin zwischen dem Boden und etwa 5,5 km Höhe kann die Luftmasse ordentlich labilisiert werden, was zu einer weiteren Verstärkung der Niederschläge führt. Betroffen ist am heutigen Mittwoch vor allem Portugal, während am morgigen Donnerstag Südfrankreich in den Fokus rückt. Dabei fallen innerhalb von 24 Stunden zwischen 50 und 100 l/m², im Bereich der südwestlichen Cevennen je nach Modell auch um 150 l/m².

24-stündige Niederschlagsmengen in l/m² in Portugal auf Basis verschiedener Wettermodelle von Mittwochmorgen (05.11.2025) bis Donnerstagmorgen(06.11.2025) (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 2

24-stündige Niederschlagsmengen in l/m² im westlichen Mittelmeerraum auf Basis verschiedener Wettermodelle von Donnerstagmorgen (06.11.2025) bis Freitagmorgen(07.11.2025)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 3

Am Freitag nimmt im zentralen Mittelmeer die Tiefdrucktätigkeit ebenfalls zu, sodass in der Folge auch die Regionen von Süditalien bis zur südlichen Balkanhalbinsel von teils kräftigen Regenfällen betroffen sein werden. Die regionalen Schwerpunkte variieren hierbei in den Modellprognosen noch. Gebietsweise fallen zwischen Freitag und Montag 40 bis 70 l/m², lokal um 100 l/m² in 24 Stunden. In einem 72-stündigen Zeitraum von Freitagmittag bis Montagmittag summieren sich die Niederschläge regional auf 70 bis 120 l/m². Mengen zwischen 140 und 180 l/m² in 72 Stunden deuten sich für die Ionischen Inseln an.

72-stündige Niederschlagsmengen in l/m² im zentralen Mittelmeerraum auf Basis verschiedener Wettermodelle von Freitagmittag (07.11.2025) bis Montagmittag (10.11.2025) (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 4

Im Laufe der neuen Woche soll sich das Wettergeschehen im westlichen und zentralen Mittelmeerraum wieder beruhigen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

November: Grau oder sonnig? – Mal so, mal so!

Im gestrigen Thema des Tages klang ja schon an, dass der diesjährige November sich jedenfalls aktuell und in den kommenden Tagen häufig von seiner goldenen Seite zeigt – zumindest mit Ausnahme der Gebiete, wo sich des nachts Nebel bildet und in Anbetracht der Jahreszeit und des Sonnenstandes dann teils auch länger oder sogar ganztags halten kann.

Die durchschnittliche Anzahl der Sonnenstunden hängt im November klar von der geografischen bzw. orografischen Lage ab. Geografisch zeigt sich eine Abhängigkeit von der geografischen Breite und damit der astronomisch möglichen Tageslänge. Diese unterscheidet sich im November innerhalb Deutschlands von Nord nach Süd im Mittel um etwa 50 Minuten. Der Süden kann über den November also theoretisch bzw. rein astronomisch etwa 27 Sonnenstunden mehr ansammeln als der Norden des Landes. Mit der orografischen Abhängigkeit ist die Abhängigkeit von der Höhenlage gemeint. Denn je höher die Station im Vergleich zur Umgebung liegt, um so wahrscheinlicher ist es, dass diese oberhalb von Nebel oder Hochnebel liegt.

Schaut man in die Statistik der Sonnenscheindauer im November (Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer in Deutschland) findet man in den letzten 30-40 Jahren besonders zwei Jahre mit außergewöhnlich viel Sonne gegenüber dem vieljährigen Mittelwert. Dargestellt ist die Abweichung vom Mittelwert der Jahre 1961-1990. Dieser beträgt in Deutschland knapp 54 Stunden. Zum einen das Jahr 2011 mit bundesweit gut 180 % im Vergleich zum Mittelwert, zum anderen das Jahr 1989 mit knapp 190 %. Und genau diese beiden Jahre schauen wir im Folgenden noch etwas genauer an.

Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer im November im Deutschlandmittel und in Prozent des vieljährigen Mittelwertes von 1961-1990, dargestellt sind die Jahre von 1892 bis 2024 (Quelle: DWD/mtwetter)

November

Im geschichtlich legendären November 1989 wurden im Deutschlandmittel gut 100 Sonnenstunden registriert und damit 89 % mehr als im vieljährigen Durchschnitt. Die absolut meisten Sonnenstunden (Abb. 2, linke Karte und Tabelle der Top30-Stationen) wurde dabei im höheren Bergland erreicht, allen voran auf der Zugspitze mit satten 190,9 Sonnenstunden. Besonders sonnig mit recht verbreitet mehr als doppelt so viel Sonnenstunden wie „normal“ (Abb. 2, rechte Deutschlandkarte) war der November 1989 etwa von den Küsten bis zum Main und in die Pfalz. An einigen Stationen in NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen wurden um 270 % im Vergleich zum vieljährigen Mittel verzeichnet, so zum Beispiel an den Stationen Kassel, Trier-Petrisberg oder Bad Hersfeld.

Abb. 2: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 1989, links: absolute Monatssumme, Mitte: relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)

November 2

Auch der November 2011 konnte mit einem Schnitt von knapp 100 Sonnenstunden und etwa 184 % im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1961-1990 einen Spitzenplatz der sonnenscheinreichsten November in Deutschland erreichen. Absoluter Spitzenreiter (Abb. 3, linke Deutschlandkarte) war erneut die Zugspitze mit insgesamt etwa 233 Sonnenstunden. Unter den Top10 der sonnenscheinreichsten Stationen befinden sich ausnahmslos Bergstationen (Abb. 3, Tabelle Top30 bzgl. absoluter Monatssumme der Sonnenscheindauer). Schaut man auf die relative Sonnenscheindauer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961-1990, Abb. 3, rechte Karte) wurde der Mittelwert recht verbreitet deutlich übertroffen: Teils wurden deutlich mehr als doppelt so viele Sonnenstunden registriert, an einigen Stationen in Mitteldeutschland sogar dreimal mehr Sonne als „normal“. Ausnahmen bildeten dabei einige nebelanfällige Gebiete vor allem im Bereich von Donau und Bodensee sowie der Norden Niedersachsens, Schleswig-Holstein und Westmecklenburg.

Abb. 3: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 2011, links: absolute Monatssumme, Mitte (rechte Karte): relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)

November 3

Man sieht also, auch wenn der November häufig als „grau“ verschrien ist: Er kann auch sonnig! Und ja, es gibt auch immer benachteiligte Regionen, in denen sich der Nebel in der fortgeschrittenen Jahreszeit nur sehr zögerlich oder auch gar nicht mehr auflöst. Und während große Teile des Landes vom schönen Herbstwetter schwärmen, sitzen beispielsweise die Bewohner der Donauniederungen tagelang im Dauergrau bei teils schon empfindlich geringen, vielleicht auch sehr unangenehmen Temperaturen. Wie sich der diesjährige November über die aktuelle Wetterlage hinaus in punkto Sonnenschein entwickelt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall startet er recht ambitioniert…

Dipl.-Met.Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Goldenes Novemberwetter – oder doch trübe Nebelsuppe?

Den Oktober 2025 werden viele von uns als sehr trüb und gar nicht golden in Erinnerung behalten. Zwar dominierte vor allem in der zweiten Dekade ein umfangreiches Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Nordwesteuropa das Wettergeschehen, aber an seiner Ostflanke gelangte feuchte und wolkenreiche Nordseeluft nach Deutschland. Gerade einmal 79 Sonnenstunden standen am Monatsende auf dem Tableau. Nur im Januar dieses Jahres gab es noch weniger Sonne. Das soll sich nun im eigentlich eher als „grauer Monat“ verschrienem November ändern.

Wetterlage am Mittwochmittag, 5. November 2025. Dargestellt sind die Isobaren sowie die Temperaturen auf der 850-hPa-Druckfläche, also in ca. 1500 m Höhe. Quelle: ICON

Goldenes Novemberwetter

Das ruhige Herbstwetter der nächsten Tage verdanken wir Hoch VIANELDE, das sich von Süddeutschland aus nach Osten bewegt und sich über Südosteuropa festsetzt. Es fungiert als Bollwerk gegen atlantische Tiefs, die zwangsläufig über Westeuropa haltmachen oder nach Nordeuropa ausweichen müssen. Nur der Nordwesten und Norden Deutschlands werden von deren Ausläufern gestreift, sodass neben etwas Sonne immer wieder auch mal dichtere Wolkenfelder durchziehen. Viel Regen bringen diese aber nicht mit sich. Im Rest des Landes bleiben Regenwolken fern und die Sonne scheint verbreitet. In der aus Südwesten einfließenden, ungewöhnlich milden Luft steigen die Temperaturen bis zur Wochenmitte tagsüber auf Höchstwerte von verbreitet um oder über 15 °C. In mittleren Lagen der Mittelgebirge sowie an deren Nordrändern sind örtlich knapp 20 °C nicht auszuschließen. Solche Temperaturen erleben wir nicht in jedem November. Zwar bewegen wir uns am oberen Ende des Möglichen, die Dekaden- und Monatsrekorde liegen aber eher bei 21 bis 23 °C und sind damit außer Reichweite. Mit Föhnunterstützung am Alpenrand ging es am 6. November 1997 sogar rauf bis auf 25,9 °C in Rosenheim und auf 25,2 °C in Kiefersfelden-Gach. Diese sommerlichen Temperaturen stellen die gültigen Rekorde für den Monat November dar.

Typisch für den Herbst können Nebel und Hochnebel allerdings regional zum Spielverderber werden. Gerade die Niederungen und Flusstäler Süddeutschlands sind prädestiniert für zähe „Nebelsuppe“, die bis weit in den Tag hinein und teils auch ganztags für eher trübe Verhältnisse sorgen kann. Das drückt selbstverständlich auch die Temperaturen, sodass tagsüber meist bei rund 10 °C Schluss ist. Generell sollten die teilweise hohen Temperaturen am Tage nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den sehr langen Nächten zumindest bei klaren Verhältnissen kräftig abkühlen kann und Boden- sowie örtlich auch Luftfrost möglich sind.

Höchst- und Tiefsttemperaturen von Dienstag, 4. November, bis Donnerstag, 6. November 2025. Quelle: MOS-ICON

Goldenes Novemberwetter 2

Ob sich zum nächsten Wochenende von Westen dann doch mal wieder verstärkt Tiefdruckeinfluss oder zumindest feuchtere und wolkenreichere Luft bemerkbar macht, steht indes noch in den Sternen. Selbst wenn das goldene Novemberwetter weichen sollte: Nasskaltes Wetter oder gar ein früher Wintereinbruch deuten sich zumindest bis auf Weiteres nicht an.

Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Deutschlandwetter im Oktober 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Oktober 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 13,0 °C +1,3 Grad
2 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 12,2 °C +1,3 Grad
3 Norderney Niedersachsen 12,1 °C +1,3 Grad

Besonders kalte Orte im Oktober 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 5,2 °C -0,3 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 5,3 °C -0,3 Grad
3 Neuhaus am Rennweg Thüringen 5,9 °C -0,3 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 302,3 l/m² 215 %
2 Todtmoos Baden-Württemberg 275,9 l/m² 197 %
3 Dachsberg-Wolpadingen Baden-Württemberg 272,6 l/m² 221 %

Besonders trockene Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Quedlinburg Sachsen-Anhalt 21,1 l/m² 79 %
2 Arnstein-Ulzigerode Sachsen-Anhalt 21,2 l/m² 58 %
3 Mehringen Sachsen-Anhalt 22,5 l/m² 75 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Friedrichshafen-Unterraderach Baden-Württemberg 145 Stunden 142 %
2 Weingarten bei Ravensburg Baden-Württemberg 143 Stunden 134 %
3 Singen Baden-Württemberg 137 Stunden 137 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Lennestadt-Theten Nordrhein-Westfalen 36 Stunden 36 %
2 Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen 37 Stunden 31 %
3 Kleiner Feldberg/Taunus Hessen 38 Stunden 36 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Diplom-Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Die Kugel der Änderung

Wie im Thema des Tages vom 17.10.2025 „angedroht“, gibt es heute eine Fortsetzung. Dem Aufbau der Atmosphäre von unten nach oben folgend, sollen nun ein paar Aspekte der Troposphäre etwas näher betrachtet werden.

Der Name dieser Schicht leitet sich aus dem altgriechischen Wort „tropé“ – Änderung, Wendung und dem Wort „sphaira“ – Kugel ab. Die Beschreibung als „Kugel der Änderung“ ist ziemlich passend, spielt sich doch fast unser gesamtes Wettergeschehen hier ab.

Grundlage für die Abgrenzung dieser Schicht ist der vertikale Temperaturgradient. In der Troposphäre ist dieser negativ, dabei wird es pro 1000 m, die man sich nach oben bewegt, um 6,5 Kelvin (im Mittel) kälter. Das liegt daran, dass mit der Höhe der Luftdruck sinkt. Ein Luftpaket in größerer Höhe dehnt sich also aus. Die benötigte „Ausdehnungsenergie“ führt dann zu einer Abkühlung. An den Polen dominiert dieser Effekt bis in eine Höhe von etwa 8 km, am Äquator bis rund 17 km. Um ein Gefühl für diese Höhe zu bekommen: Der Mount Everest ist 8848 m hoch. Stände er an einem der Pole, würde er also meistens aus der Troposphäre herausragen.

Nach unten stellt natürlich der Erdboden die Begrenzung dar, nach oben hin jedoch die Tropopause. Der Temperaturgradient kehrt hier sein Vorzeichen um, es wird darüber dementsprechend wärmer mit der Höhe. Über den Polen findet diese Temperaturumkehr bei etwa -50 °C, über dem Äquator bei etwa -80 °C statt. Solche Inversionen bedeuten stabile Verhältnisse, daher fungiert die Tropopause als eine Art Barriere, die Wolken (fast) nicht durchbrechen können.

Wo wir schon bei Wolken sind: Die Troposphäre ist gekennzeichnet durch ein ständiges Auf und Ab der Luft. Vor allem durch die Sonneneinstrahlung kommt es zu Unterschieden in der Temperatur und das führt zu Gebieten aufsteigender warmer Luft und absinkender kalter Luft. Da sich fast der gesamte Wasserdampf der Atmosphäre in der Troposphäre befindet, machen Wolken diese ständigen Veränderungen und Luftverwirbelungen für uns in Teilen sichtbar. Kleinskalige aber auch große, hunderte von Kilometer überspannende Zirkulationen sind die Folge.

Ein Beispiel für letztere ist die Planetare Zirkulation (siehe Abbildung 1). In dieser transportiert die Hadleyzelle aufsteigende Luft aus den Tropen (genauer: von der Innertropischen Konvergenzzone) in die Subtropen, wo die Luftmassen absinken. Diese geographischen Breiten werden auch als „Rossbreiten“ bezeichnet. Woher der Name ursprünglich stammt ist nicht ganz geklärt. Eine Vermutung besagt, dass durch die oft windarmen Verhältnisse frühere Seefahrer ihre verdurstenden Pferde über Bord werfen mussten und dadurch der Name entstanden ist. Von den „Rossbreiten“ fließt die Luft in Richtung Tropen zurück. Die Ablenkung durch die Corioliskraft sorgt dabei auf der Nordhalbkugel für eine Rechtsablenkung und führt zu den Passatwinden, die insbesondere von der Schifffahrt genutzt wurden.

Abb. 1: Schematische Darstellung der planetaren Zirkulation. (Quelle: Deutscher Bildungsserver)

Die Kugel der Aenderung

Die Polarzelle ist das Pendant im Bereich der Pole. Dort sinkt die kalte Luft ab und strömt am Boden weg vom Pol. Etwa bei 60 ° Nord bzw. Süd steigt die sich erwärmende Luft auf und strömt in der Höhe wieder zu den Polen. Zwischen diesen Zellen ergibt sich damit eine dritte Zirkulation, die sogenannte Ferrelzelle. Sie ist für die bodennahen Westwinde in den mittleren Breiten verantwortlich.

In etwa 10 bzw. 12 km Höhe zwischen den Zirkulationszellen befinden sich starke Westwindbänder – bekannt sind sie unter den Namen Polar- bzw. Subtropenjet. Der Polarjet stellt dabei eine immens wichtige Komponente für unser Wettergeschehen dar. Das zum Teil wilde Wellenmuster, mit Rücken, Trögen, Randtrögen oder Cut-offs bestimmt, welches Wetterregime uns erwartet. Aber auch der Flugverkehr macht sich die starken Winde zu Nutze und passt die Flugrouten an ihren Verlauf an um Treibstoff zu sparen.

Wir haben nun etwas über eines der größten Zirkulationssysteme der Troposphäre gelernt. Natürlich gibt es noch viele andere spannende Systeme, wie zum Beispiel die Walker-Zirkulation über dem Pazifik, die nur einen Teil einer den Äquator umspannenden Zirkulationsreihe ist. Doch das würde den Rahmen dieses Thema des Tages sprengen. Des Weiteren warten noch weitere atmosphärische Schichten darauf, etwas genauer betrachtet zu werden. Sie dürfen also gespannt bleiben…

M.Sc. (Meteorologe) Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst