VERA macht Sonne

War der Frühling bisher von Tiefdruckgebieten mit vielen Wolken, wiederholten Regenfällen und starkem Wind geprägt, hat nun zum Ende des meteorologischen Frühlings mit VERA endlich auch einmal ein Hoch die Regentschaft übernommen. VERA (oder ihre Ableger bzw. ihre Nachfolgerin WIOLA) macht aber nicht nur Mittag bei uns, sondern möchte über das Pfingstfest hinaus Deutschland mit viel Sonnenschein verwöhnen. Wo viel Licht (Sonne) ist, da ist bekanntlich aber auch viel Schatten.

In diesen sollten sich alle Menschen flüchten, wenn sie bei Aktivitäten im Freien nicht an ausreichenden Sonnenschutz denken. So entfaltet die Sonne knapp einen Monat vor ihrem höchsten Stand zum astronomischen (kalendarischen) Sommeranfang am 21. Juni 2023 derzeit schon enorme Kraft, was sich in Deutschland in den kommenden Tagen in einem UV-Index mit Werten meist zwischen 6 und 8 widerspiegelt. Ein Wert von 6 bis 7 heißt, dass die gesundheitliche Gefährdung hoch ist, bei Werten von 8 bis 10 ist sie sehr hoch. Viele weitere Informationen zum UV-Index gibt es im Thema des Tages vom 6. Mai 2023 unter

Mit dem üppigen Sonnenschein und den überwiegend nur wenigen Wolken fällt in den kommenden Tagen außerdem kaum noch Regen, sodass die Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands wieder zunimmt. Zwar zehrt der Oberboden bis 25 cm Tiefe meist noch von den reichlichen Niederschlägen der vergangenen Wochen, im Gesamtboden bis 1,8 m gibt es aber vor allem im Osten immer noch einige Regionen mit Dürre (siehe dazu auch den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung GmbH (UFZ) unter ). Dort ist in den letzten Monaten bei Weitem nicht so viel Regen gefallen wie im Westen und Südwesten, sodass die vergangenen trockenen Jahre immer noch nachwirken.

Die Trockenheit bedingt darüber hinaus eine erhöhte Waldbrandgefahr (siehe ). Diese wird beim DWD mit dem Waldbrandgefahrenindex WBI in einer fünfteiligen Skala erfasst bzw. vorhergesagt. Je höher der Index, desto höher die Waldbrandgefahr. In den kommenden Tagen liegen die Werte zunehmend häufig bei 3 bis 4, womit eine mittlere bis hohe Waldbrandgefahr gegeben ist. Durchweg hohe Werte von 3 bis 4 weist auch der Graslandfeuerindex auf (siehe ), womit die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs beschrieben wird.

Neben all diesen Schattenseiten ist noch eine weitere negative Auswirkung des aktuellen Wetters zu verzeichnen: Durch das trockene Wetter hat der Pollenflug der Gräser (siehe) stark zugenommen, was bei Allergikern für “verschnupfte Nasen” und tränende Augen sorgt. Neben den Gräsern sind derzeit auch Birken- und Roggenpollen unterwegs. Die Belastung von Birkenpollen ist dabei nur noch gering, weil die Saison gerade zu Ende geht. Die Roggenpollen dagegen haben Anfang Juni Hochsaison, sodass deren Belastung aktuell zunimmt. Ihre Saison endet dann Anfang Juli.

Wann das Wetter dann ein “Einsehen” hat, ist derzeit ziemlich offen. Am Sonntag driftet von Norden her zwar eine wenig wetteraktive Kaltfront in den Norden Deutschlands, mehr als ein paar kompakte Wolkenfelder liefert sie allerdings nicht. Danach deuten die Modelle anhaltenden Hochdruckeinfluss an, wobei die Temperaturen mit 25 Grad oder mehr häufig im sommerlichen Bereich liegen. Das passt aber auch wieder gut zum meteorologischen Sommeranfang am kommenden Donnerstag (1. Juni 2023).

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

“Karl the Fog”

All that is sunny does not glitter, not all those in the fog are lost.” (“Nicht alles, was sonnig ist, glänzt, nicht alle im Nebel sind verloren.”) So begrüßt @KarlTheFog die Besucher seines Twitter-Accounts. Ja, der Nebel entlang der kalifornischen Westküste und insbesondere in der San Francisco Bay Area besitzt sogar eigene Internetseiten (mehr dazu am Ende).

Was ist die Ursache des Nebels?

Der Nebel in San Francisco und Umgebung wird als Advektionsnebel bezeichnet, der sich horizontal bewegt und entsteht, wenn feucht-warme Luft über eine kältere Oberfläche strömt und dabei abgekühlt wird. Hauptursache ist die Wechselwirkung zwischen dem kalifornischen Festland, dem Pazifischen Ozean und bestimmten Meeresströmungen. Über dem Nordpazifik kann sich die untere Atmosphärenschicht, die sogenannte “Meeresschicht”, über tausende von Kilometern durch Verdunstung vom Ozean mit Wasserdampf anreichern. Durch das typischerweise vorherrschende Nordpazifikhoch wird diese vergleichsweise kühle Meeresluft mit einer nordwestlichen Strömung nach Kalifornien geführt. Unmittelbar entlang der Küste kommt es im Ozean zu einem starken Auftrieb, der kalte unterirdische Gewässer nach oben befördert.

Dadurch herrschen entlang der Küste ganzjährig Wassertemperaturen von nur 11 bis 14 °C. Diese kalten Meeresströmungen kühlen die Meeresschicht entlang der Küstenlinie weiter ab, der Wasserdampf kondensiert und es bildet sich Nebel. Gleichzeitig kann sich im Sommer das kalifornische Festland stark aufheizen. Temperaturen von 40 °C sind dort keine Seltenheit. Dadurch entsteht ein starker Druckunterschied zwischen dem Landesinneren (tiefer Luftdruck) und dem Pazifik (hoher Luftdruck). Dieser dreht die nordwestlichen Winde entlang der Küste auf West, womit der Nebel landeinwärts “schwappen” kann. Die ca. 50 km nordwestlich von San Francisco gelegene Meerzunge “Point Reyes” kommt so auf durchschnittlich 200 Nebeltage pro Jahr und ist der nebligste Ort der nordamerikanischen Pazifikküste.

Wann tritt der Nebel auf?

“Karl” legt sich folglich hauptsächlich im Sommerhalbjahr über die Stadt, normalerweise von April/Mai bis Oktober, mit dem Höhepunkt der Nebelsaison im Juli und August. Während das Nebelhorn der Golden Gate Bridge im März durchschnittlich nur 30 Stunden ertönt, warnt es im Juli und August jeweils etwa 160 Stunden durchfahrende Schiffe vor schlechter Sicht.

Der Nebel durchläuft dabei einen typischen Tageszyklus. Das morgendliche Sonnenlicht durchdringt die Nebelschicht und erwärmt die Erdoberfläche sowie anschließend die darüber liegende Meeresschicht. Dadurch setzt turbulente Durchmischung ein, die allmählich den Nebel auflöst. Er zieht sich üblicherweise gegen Mittag Richtung Küste zurück. Bis zum Nachmittag erwärmt sich die Luft über der Stadt weiter, wodurch ein kleines Wärmetief entsteht. Als Folge setzt ein Wind vom Meer Richtung Stadt ein, der die kühle Meeresschicht samt Nebel wieder über die Stadt fließen lässt.
Durch die Golden-Gate-Meerenge, über die die gleichnamige Brücke führt, wird das Ansaugen des Nebels noch verstärkt. Dort kann man besonders eindrucksvoll beobachten, wie der Nebel vom Pazifik kommend durchs Golden Gate zieht und die Brücke zunehmend im Nebel verschwindet. Nachts kühlt sich die Luft auch weiter landeinwärts ab, sodass der Wind einschläft und der Nebel bis zum nächsten Morgen über der Stadt liegenbleibt.

Wenn die Meeresschicht relativ dünn ist, bilden die bekannten Hügel, die sich quer durch San Francisco ziehen, eine Barriere. Von oben kann man so am Morgen im Westen auf ein Nebelmeer blicken, während die Wolkenkratzer im Osten der Stadt bereits im Sonnenlicht glänzen. Daher ist es im Sommer in den östlichen Stadtteilen viel sonniger und wärmer als in den westlichen Wohnvierteln.

Wird der nachmittägliche Seewind durch ein schwaches Tief über dem Pazifik verstärkt, kann der Nebel weiter landeinwärts vordringen. Vor allem die westlichen Stadtteile bekommen mitunter bis zu zwei Wochen oder länger keine Sonne zu Gesicht. Einheimische sprechen dann von “May Grey“, “June Gloom“, “No Sky July” oder “Fogust“.

Welche Auswirkungen hat der Nebel?

Karl the Fog” beschert San Francisco ein besonderes Mikroklima. Im Gegensatz zum im Sommer tagsüber oft sehr heißen amerikanischen Kontinent hat der Nebel in Kombination mit dem vom Pazifik wehenden Seewind eine kühlende Wirkung. Selbst im Hochsommer steigen die Temperaturen nachmittags durchschnittlich nur auf knapp 20 °CSan Francisco wird quasi natürlich klimatisiert und weist unter allen größeren Städten der USA im Sommer die kühlsten Nachmittagstemperaturen auf.

Karl the Fog” als Influencer

Wie schon angedeutet, ist “Karl” zum Internetstar oder neudeutsch “Influencer” geworden. Seit August 2010 besitzt er den Twitter-Account @KarlTheFog und hat mittlerweile über 350.000 Follower. Auf seinem Kanal twittert er regelmäßig launige und mitunter sehr amüsante Kommentare über sich und seine Heimat oder zeigt auf Fotos seinen Facettenreichtum. Auch auf Instagram und dem Fotosharing-Dienst Flickr ist er sehr präsent. Werfen Sie mal einen Blick auf diese Seiten und lernen die Schönheit und den Humor von @KarlTheFog kennen. Und falls Sie mal in San Francisco sind, scheuen Sie sich nicht, ihn zu fotografieren und Ihre Aufnahmen zu posten. “Karl the Fog” freut sich über jedes Foto, das Sie mit ihm und anderen Followern teilen – man könnte auch behaupten, er steht gerne im Rampenlicht.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

El Niño steht wohl bevor…

Der Pazifische Ozean ist derzeit noch unter ENSO-neutralen Bedingungen (weder La Niña noch El Niño). Die Meeresoberflächentemperaturen sind im Westen und im Osten des tropischen Pazifiks jedoch bereits wärmer als im Durchschnitt. Während alle internationalen Klimamodelle darauf hindeuten, dass die Temperaturen im tropischen Pazifik während des Winters auf der Südhalbkugel sehr wahrscheinlich die Schwellenwerte für El Niño erreichen werden, ist für die Deklarierung eines El Niño-Ereignisses auch eine Reaktion der Atmosphäre erforderlich. Bislang ist bei den atmosphärischen ENSO-Indikatoren nur eine geringe Veränderung zu beobachten, wobei Passatwinde und Bewölkungsmuster im Pazifik weiterhin eher auf ENSO-neutrale Bedingungen hindeuten. Der 30-Tage-Index der Südlichen Oszillation (SOI) ist zwar mittlerweile unter den El-Niño-Schwellenwert gesunken, aber es sind dauerhafte Werte bzw. Abweichungen erforderlich, um als Teil einer El-Niño-Reaktion zu gelten.

Der SOI-Index ist ein standardisierter Index, der auf den gemessenen Unterschieden des Luftdrucks auf Meeresspiegelhöhe (SLP) zwischen Tahiti und Darwin (Australien) basiert. Der SOI ist ein Maß für die großräumigen Luftdruckschwankungen zwischen dem westlichen und dem östlichen tropischen Pazifik (d.h. dem Zustand der Südlichen Oszillation) während El-Niño- und La-Niña-Episoden. Die negative Phase des SOI steht für niedrigeren Luftdruck auf Tahiti gegenüber höherem Luftdruck in Darwin. Längere Perioden negativer (positiver) SOI-Werte fallen mit ungewöhnlich warmen (kalten) Meerestemperaturen im östlichen tropischen Pazifik zusammen, die typisch für El Niño (La Niña) – Episoden sind.
Weitere Informationen finden Sie hier, speziell zum SOI-Index: oder aber allgemeine Infos im Wetter- und Klimalexikon des DWD, unter El Niño und La Niña: .

Der ENSO-Ausblick bleibt aktuell bei El Niño WATCH (siehe hier: ). Letzteres bedeutet, dass ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines El Niño in diesem Jahr besteht, mindestens doppelt so hoch wie die übliche Wahrscheinlichkeit. Die Historie zeigt interessanterweise, dass sich in etwa der Hälfte der Jahre, in denen der ENSO-Ausblick das Niveau El Niño WATCH erreicht hat, auch ein El Niño entwickelt hat!

Ein ausgewachsener El Niño im tropischen Pazifik kann als gekoppeltes Ozean-Atmosphäre-Phänomen mitunter erhebliche Auswirkungen auf das Wetter bzw. die Witterung bis hin zu kurzfristigen Klimaschwankungen (auf der Skala von einigen Monaten bis zu einem Jahr) rund um den Globus haben.

Zu diesen Folgen gehören unter anderem verstärkte Niederschläge im Süden der USA und in Peru, die in der Vergangenheit zu zerstörerischen Überschwemmungen geführt haben, sowie anhaltende Trockenheit im Westpazifik, die mitunter mit verheerenden Buschfeuern in Australien einhergeht.
Letztere sind nur einige der unmittelbar möglichen Auswirkungen von El Niño.
Die kontinuierliche Beobachtung der Bedingungen (atmosphärische und ozeanische) im tropischen Pazifik gilt somit als essentiell für die Vorhersage von kurzfristigen Klimaschwankungen.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Lokale Unwetter mit Überschwemmungen

Eine Tiefdruckzone, getauft auf den Namen “David”, hat vor allem in der Westhälfte Deutschlands am gestrigen Montag für teils unwetterartige Gewitter gesorgt. Im Fokus lag dabei ganz klar der Starkregen, denn durch den schwachen Höhenwind haben sich die Gewitterzellen kaum oder nur sehr langsam von Ort und Stelle bewegt. Dadurch, dass die Luftmasse sehr feucht war, ergossen sich große Wassermassen an einzelnen Orten, während es im Nachbarort mitunter komplett trocken blieb. Die Bildung von Gewittern wurde durch eine Konvergenz begünstigt, die sich am Nachmittag vom Münsterland über Hessen bis zum Schwarzwald erstreckte.

 

Über der Osthälfte waren die Bedingungen für hochreichende Konvektion deutlich schlechter und die Bildung von kräftigen Gewittern beschränkte sich dort aufs Bergland bei deutlich geringerer Unwettergefahr. In der Nacht verlagerte sich die Tiefdruckzone mitsamt der Gewitter langsam und unter Abschwächung ostwärts, kamen aber nicht gänzlich zum Erliegen.

In der nachfolgenden Tabelle sind einige Niederschlagsmengen aufgeführt.

UHRZEIT MESSUNG

IN MESZ

ORT BUNDESLAND MENGE IM ZEITRAUM VON
14:00 Driedorf Hessen 25 mm in 26 Minuten
15:00 Schmallenberg-Sellinghausen Nordrhein-Westfalen 44,8 mm in einer Stunde
17:00 Neuenrade-Blintrop Nordrhein-Westfalen 42 mm in einer Stunde
17:00 Weinbiet Rheinland-Pfalz 30 mm in einer Stunde
17:00 Rottweil Baden-Württemberg 25,7 mm in 38 Minuten
19:00 Steinweiler Rheinland-Pfalz 28 mm in einer Stunde
22:00 Scharnhorst-Marwede Niedersachsen 30 mm in einer Stunde

Lokal deuten Auswertungen von Radarbildern noch höhere Niederschlagsmengen an. In der folgenden Grafik erkennt man auch sehr schön, wie kleinräumig die Niederschlagsschwerpunkte waren.

Auffällig ist das etwas größere, zusammenhängende Niederschlagsgebiet über dem Norden des Landes. Dort konnte nämlich vorderseitig eines Troges noch zusätzliche Hebung generiert werden, wodurch flächendeckende und teils gewittrig durchsetze Niederschläge hervorgerufen wurden. Dabei fielen in 6-9 Stunden meist zwischen 10 und 25 mm. In Scharnhost-Marwede (Niedersachsen) gab es sogar 50 mm in 6 Stunden, wobei davon allein zwischen 21 Uhr MESZ und 22 Uhr MESZ 30 mm gefallen sind. Auch in Wittingen-Vorhop (Niedersachsen) schüttete es mit 39 mm innerhalb von 6 Stunden kräftig. Wenn man bedenkt, dass im gesamten Mai durchschnittlich etwa 50 bis 70 mm in Niedersachsen fallen, dann wird deutlich, wie viel Regen das nun in kurzer Zeit war.

Doch nicht nur der Regen bzw. die Gewitter hatte gestern einen sommerlichen Charakter, sondern auch bei den Temperaturen lag man in vielen Regionen voll im sommerlichen Bereich.

Am heutigen Dienstag drohen im Alpenraum nochmals teils unwetterartige Gewitter, wenngleich die Unwettergefahr deutlich geringer ist als gestern. Auch im Osten sind nochmals starke Gewitter möglich. Die Temperaturen zeigen zunächst einen Abwärtstrend und frühestens zum nächsten Wochenende wird die 25-Grad-Marke wieder geknackt werden können.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

“VERA” übernimmt das Zepter

Eines kann man gleich vorneweg sagen, nach den turbulenten letzten Tagen kehrt wieder Ruhe ein beim Wetter. Tief “DAVID”, das uns in den letzten zwei Tagen einige, teils heftige Schauer und Gewitter beschert hat, verabschiedet sich nämlich langsam aber sicher nach Osteuropa. Hoch “VERA” mit Schwerpunkt über dem Ostatlantik steht jedoch schon bereit, das Zepter in die Hand zu nehmen. Es sorgt nicht nur für eine Stabilisierung der Wetterlage, sondern auch dafür, dass sich die Luftmasse langsam aber sicher wieder erwärmen kann. Zum Wochenende hin stehen dann wieder teils sommerliche Höchstwerte auf der Agenda.

Am heutigen Mittwochnachmittag überquert noch ein Kaltlufttropfen (ein mit Kaltluft angefülltes Höhentief) Deutschland von Nord nach Süd. Die Wetterauswirkungen halten sich aber sehr in Grenzen. Mehr als dichtere Wolkenfelder und ganz vereinzelt schwache Schauer in der Mitte stehen nicht auf dem Plan. Lediglich am Alpenrand regnet es schauerartig verstärkt. Es wird mit 12 bis 19 Grad der kühlste Tag der Woche. Kommende Nacht wird es vor allem in der Mitte des Landes bei klarem Himmel mit Tiefstwerten unter 5 Grad Celsius empfindlich frisch. In Bodennähe sinkt das Quecksilber mitunter auf Werte um 0 Grad Celsius.

Am Donnerstag zieht zwar eine schwache Kaltfront, die zum Tief “ENGELBERT” mit Kern über der Barentssee gehört, in die nördliche Mitte des Landes, aber die Wetterwirksamkeit bleibt gering. In vielen Landesteilen kann sich die Sonne durchsetzen und auch am Alpenrand bleibt das Schauerrisiko sehr gering. Die Temperaturen steigen etwas an, jedoch weht der Nordwest- bis Nordostwind mitunter recht kräftig und unangenehm.

Am Freitag und Samstag kommen Freizeitsportler, Sonnenanbeter sowie Gastronomen mit Außenbewirtschaftung voll auf ihre Kosten, denn die Sonne lacht häufig vom Himmel. Ein paar lockere Quellwolken stören da kaum, nur am Samstag können im Norden und Osten auch mal etwas dichtere Wolkenfelder vorüberziehen. Abgesehen von kurzen Schauern und Gewittern am Alpenrand bleibt es trocken. Mit den Höchstwerten geht es weiter aufwärts und vor allem im Südwesten werden bereits wieder sommerliche Werte um 25 Grad erreicht. Allerdings kann der böige Nordostwind besonders im Süden den positiven Gesamteindruck etwas stören und Allergiker werden ihre Probleme bekommen. In den meist klaren oder gering bewölkten Nächten wird es mit Tiefstwerten oftmals unter der 10-Grad-Marke empfindlich frisch, sodass am Abend eine wärmende Jacke griffbereit liegen sollte.

Am Pfingstsonntag ziehen über den Norden dichtere Wolkenfelder hinweg und diese können hier und da ein paar Regentropfen bringen. Dabei wird es mit 16 bis 23 Grad nur mäßig warm. Im großen Rest des Landes behält ganz klar die Sonne die Oberhand. Lediglich in Alpennähe besteht ein geringes Risiko für einzelne Wärmegewitter. Die Höchstwerte erreichen in der Mitte und im Süden warme 23 bis 26 Grad.

Für den Pfingstmontag deutet sich ein Wechsel aus Sonne und kompakterer Quellbewölkung an. Im Süden und Südosten entwickeln sich daraus lokal Schauer und Gewitter, sonst bleibt es größtenteils trocken. Mit 16 bis 20 Grad im Norden und 22 bis 26 Grad im Rest des Landes bleibt es mäßig warm bis sommerlich warm.

Zur Eingangsfrage lässt sich also sagen, dass meist der Sonnenschirm benötigt wird und nur hier und da als Regenschirm umfunktioniert werden muss.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterwochenausblick

Wie bereits im gestrigen Thema des Tages(21.05.2023) beschrieben, treten im Bereich einer Tiefdruckrinne bzw. eines flachen Tiefs zunächst über dem Westen und Nordwesten des Landes ab den heutigen Mittagsstunden vermehrt Schauer und Gewitter auf. Insbesondere hinsichtlich des Starkregens können diese lokal auch unwetterartig ausfallen und zu lokalen Überflutungen führen. Neben der Hauptbegleiterscheinung Starkregen sind zumindest lokal auch Hagel oder Hagelansammlungen sowie vor allem in den nördlichen Landesteilen stellenweise auch Sturmböen zu erwarten. Im Süden und Osten treten tagsüber zunächst vor allem über dem Bergland einzelne, teils aber ebenfalls kräftige Gewitter auf. Die Schauer- und Gewittertätigkeit verlagert sich im Verlauf des Abends zunehmend in die Mitte und nachts dann auch in den Osten und Südosten Deutschlands. Dort konzentriert sich dann auch am morgigen Dienstag noch das Hauptwettergeschehen.

Rückseitig der Schauer- und Gewitterzone, die sich zum Dienstag ostwärts verlagert, fließt von Nordwesten deutlich kühlere Luft ein, so dass die sommerlichen Temperaturen auf den heutigen Montag beschränkt sind. Im Süden und Osten sind am Dienstag nochmal 20 bis 23 Grad zu erwarten, im Nordwesten “nur noch” 15 bis 18 Grad. Das Temperaturniveau pendelt sich im weiteren Wochenverlauf insgesamt meist bei 15 bis 20 Grad ein, mit größeren Sonnenanteilen auch etwas über 20 Grad.

Wettertechnisch stehen die Zeichen ab Dienstag zunehmend auf Wetterberuhigung und Hochdruckeinfluss. Am Dienstag selbst sorgen Tiefdruckreste und Reste der feucht-warmen Luftmasse im Osten und Südosten noch für schauerartigen, teils gewittrigen, vor allem am Alpenrand auch nochmal lokal kräftigen Regen. Am Mittwoch sind im Osten und auch in Alpennähe ein paar Schauer zu erwarten, nachfolgend stellt sich aber allgemein weitgehend trockenes und auch häufig freundliches Wetter ein. Am längsten muss südlich der Donau auf allmähliche Auflockerungen gewartet werden.

Und wie sehen die aktuellen Trends zum langen Pfingstwochenende aus? Gar nicht so schlecht, könnte man sagen… Insgesamt überwiegt in Deutschland Hochdruckeinfluss und in einer relativ trockenen Luftmasse ist es meist gering bewölkt oder sonnig. Lediglich ganz im Süden lagert nach wie vor eine feucht-warme Luftmasse, in der es vor allem am Alpenrand und in den Alpen immer mal wieder zu Schauern oder auch einzelnen Gewittern kommen kann. Die Temperaturen steigen insbesondere durch die größeren Sonnenanteile langsam an, sommerliche Werte über 25 Grad sind jedoch die Ausnahme.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Noch kein Sommer

Wer zur Wochenmitte auf die Prognose geschaut hat, hat sich unter Umständen gefragt, ob das alles noch normal ist. Mitte Mai und der DWD warnt örtlich vor Frost, regional verbreitet vor Frost in Bodennähe. Es war kein Scherz und ist auch normal. Kalte Luftmassen aus Norden trafen auf trockene Luft aus Osten. Im Ergebnis löste sich die Bewölkung nachts auf und die Erdoberfläche konnte teils bis auf den Gefrierpunkt auskühlen.

Inzwischen ist der Zustrom kalter Luftmassen versiegt und aus Südosten wurde sehr warme Luft (10 bis 12 Grad in 850 Hektopascal, ca. 1400 Meter Höhe über Meer) nach Mitteleuropa geführt. Mit schwachem Hochdruckeinfluss und viel Sonne kann sich die Luft am Boden am heutigen Sonntag verbreitet auf über 25 Grad erwärmen. Die 25 Grad markieren in der Meteorologie einen Sommertag. In diesem Jahr hatten wir davon noch nicht viele und schon gar nicht überregional, aber an diesem Sonntag sowie am morgigen Montag werden in weiten Teilen Deutschlands Sommertage erreicht.

Mit der warmen Luft strömte auch feuchte Luft ins Land. Durch den Hochdruckeinfluss ist eine verbreitete Gewitterauslöse unwahrscheinlich. Allerdings liefern die Berge einen kleinen Antrieb für die Konvektion, sodass sich über den Mittelgebirgen und den Alpen einzelne Schauer und Gewitter bilden können. Im Nordwesten des Landes macht sich am späteren Nachmittag und Abend ein Höhentief über der westlichen Nordsee bemerkbar. Es sorgt für etwas Hebung und somit für leicht erhöhte Konvektion. Zwischen Weser und Ems ist die Gewitterneigung erhöht.

Da das Höhentief auch in der Nacht nicht verschwindet, kann es im Nordwesten die gesamte Nacht durch Schauer und Gewitter geben. Am Montag weitet sich der Einfluss des Höhentiefs auf die Westhälfte Deutschlands aus. Unterstützt wird es von einem Tief am Boden, an dem sich eine Luftmassengrenze bildet, an der sich die dynamischen Antriebe verstärken und im weiteren Tagesverlauf konzentrieren.

 

Besonders gut sieht man dies an den Höhenkarten mit Geopotential und Vertikalbewegung auf 500 Hektopascal (ca. 5500 Meter über Meer).

Da eine Verlagerung der Schauer- und Gewitterzellen kaum gegeben ist, können örtlich Unwetter durch Starkregen auftreten. Das potentiell niederschlagsfähige Wasser in der Luft beträgt zwischen 27 und 33 Litern pro Quadratmeter. Bei voller Potentialausschöpfung würde das dem Warnkriterium für heftigen Starkregen (25 bis 40 Liter pro Quadratmeter) also Unwetter entsprechen. Das ICON-Modell sieht derzeit die größten Regenmengen für den Nordwesten und Westen des Landes.

Das Höhentief nimmt im Laufe des Montags Verbindung zu einem Tief über Island auf und bildet einen Trog in höheren Luftschichten. Zusammen mit dem Tief am Boden verlagert es sich in der Nacht zum Dienstag langsam ostwärts. Gleichermaßen breiten sich auch Schauer und Gewitter ostwärts aus. Da die Sonne nachts keinen zusätzlichen Antrieb liefern kann, gehen die Gewitter teils in Starkregen über.

Am Dienstag selbst ziehen Schauer und Gewitter ost- und südostwärts ab. Nur an den Alpen regnet es längere Zeit, da sich die Konvergenz des Tiefs an die Alpen legt und dort immer wieder für Hebung und somit Konvektion sorgt.

Im weiteren Wochenverlauf beruhigt sich das Wetter. Da aber aus Nordwesten deutlich kühlere Luft einfließt, geht die Temperatur zurück und tut sich etwas schwer. Einen Sommertag werden wir ab Mittwoch und bis zum nächsten Wochenende wahrscheinlich nicht mehr erleben. Es ist ja auch erst Mai.

Dipl. Met Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Italiens Fluten

Heftige Regenfälle haben in Norditalien zu schweren Überflutungen und Erdrutschen geführt. So heftig, dass mittlerweile leider sogar einige Todesopfer zu beklagen sind. Um die Frage zu beantworten, wie das passieren konnte, braucht es den Blick auf die herrschende Großwetterlage. Zum Zeitpunkt der Regenfälle lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet im Mittelmeerraum, dessen Zentrum sich in etwa über der am stärksten betroffenen Region befand. Gleichzeitig lag darüber das Zentrum eines Höhentiefs, sodass bis in große Höhen sehr warme und feuchte Luft aus Richtung Balkan herangeführt wurde, die sich über dem Mittelmeer zusätzlich noch mit jeder Menge Feuchtigkeit „aufladen” konnte. Diese Feuchtigkeit entlud sich dann über einen Zeitraum von teils mehreren Tagen vor allem über der nun am stärksten betroffenen Region Emilia-Romagna.

Insgesamt wurde die Region bereits seit Tagen wiederholt von derartigen Regenfällen getroffen. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Regenmengen selbst auf kleinerem Raum erheblich. Festhalten kann man, dass Summen der Größenordnung zwischen 50 und 100 mm in einem Zeitraum von 12 bis 24 Stunden gefallen sind, und das teilweise sogar wiederholt. Das entspricht jeweils der Größenordnung eines Monatsniederschlages. Auch andere Regionen Norditaliens haben dabei viel Starkregen abbekommen, aber nirgends waren die Summen so hoch und die Folgen derart verheerend wie in der Emilia-Romagna.

Die gute Nachricht dabei ist, dass für die Hochwasserregion das schlimmste zunächst überstanden zu sein scheint. Die Vorhersagen für die kommenden Tage zeigen erstmal keine weiteren Starkniederschläge in der betroffenen Gegend. Die schlechte Nachricht dagegen ist, dass es dafür jetzt in anderen Teilen Italiens heftig regnen wird. Grund dafür ist ein neues, kräftiges Mittelmeertief mit dem internationalen Namen „Nino”. Dieses bildet sich aktuell im Lee des Atlas-Gebirges und zieht anschließend in Richtung des Tyrrhenischen Meeres. Mit der anhaltenden Einbindung sehr feucht-warmer Luftmassen sind erneut heftige Regenfälle die Folge. Vor allen in den bergigen Regionen entlang der Ostküsten Sardiniens und Korsikas. In Verbindung mit der Geländebeschaffenheit dürften also erneut heftige Überflutungen, Erdrutsche, Murenabgänge und weitere Begleiterscheinungen die Folge sein.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sie fliegen wieder…

Sie fliegen wieder… nein, gemeint sind nicht die DSV-Adler. Der Auftakt des sogenannten Sommer-Grand-Prix findet erst am letzten Juli-Wochenende in Hinterzarten (Schwarzwald) statt. Auch um irgendwelche Bienen, Drohnen oder Zugvögel soll es heute nicht gehen. Die Allergiker unter Ihnen wissen, was gemeint ist. Es sind die Pollen.

Das aus dem Lateinischen stammende Wort, was so viel wie “sehr feines Mehl” oder “Mehlstaub” bedeutet, bezeichnet den Blütenstaub von Samenpflanzen. Auf bestimmte Eiweißstoffe in den Pollen entwickeln die Immunsysteme von mehr als 15 % der Bevölkerung hierzulande eine Überreaktion. Es kommt zu einer allergischen Reaktion, die sich vor allem in laufenden (aber nicht verschleimten) Nasen, ständigem Niesreiz, juckenden und geröteten Augen, ab und an auch Halsschmerzen äußert. Auch wenn die Intensität der allergischen Reaktionen individuell sehr unterschiedlich ist, so gibt es nach Aussagen von Allergologen dennoch einen engen Zusammenhang zwischen der Stärke der Symptomatik und der Pollenkonzentration in der Atemluft. Damit lässt sich aus dem Pollenflug direkt die Belastung des Pollenallergikers ableiten.

Sie fliegen wieder… die Gräserpollen. Während Hasel und Erle bereits verblüht sind, waren es in den letzten Wochen vor allem Birke, Esche und Pappel, die Allergikern das Leben schwer machten. Auch wenn derartige Pollen weiterhin unterwegs sind, sollte deren Höhepunkt allmählich überschritten sein (siehe Bild 1 am Beispiel der Birkenpollen in NRW). Dafür legen nun die Gräser so richtig los. Dies können Sie für ihr jeweiliges Bundesland eindrucksvoll an den Grafiken zur Pollenflugstatistik auf unserer Homepage nachverfolgen. Die Messdaten dafür liefert die Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst. Pro Station und Tag liegen als Messergebnis das Tagesmittel der Pollenzahlen pro Kubikmeter Luft für die acht allergisch besonders wirksamsten Pollenarten für Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia vor.

Auf Basis der gemessenen Pollenkonzentrationen erstellt der Deutsche Wetterdienst täglich aktualisierte Vorhersagen (Pollenflug-Gefahrenindex), da der Pollenflug aufgrund regional unterschiedlicher Pflanzenentwicklungen sowie aufgrund des Wetters räumlich und zeitlich stark schwanken kann.

Sie fliegen wieder… Vereinfacht gesprochen, können sich die Pollen bei warmem, trockenem und windigem Wetter ideal ausbreiten. Nun ja, das Wochenendwetter verspricht einen Temperaturanstieg auf sommerliche warme 23 bis 28 Grad am Sonntag. Dazu gibt es nur vereinzelte Schauer oder Gewitter und der Wind frischt vor allem tagsüber zeitweise stak böig auf. Da verwundert es nicht, dass die Belastungsintensitäten weiter ansteigen.

Neben der Darstellung des Gefahrenindex bieten wir auf unserer Homepage auch direkte Ergebnisse von Ausbreitungsrechnungen von Modellen wie beispielsweise des ICON-ART an. Vorteil solcher Modelle ist, dass sie die für die Pollenfreisetzung und -ausbreitung relevanten Prozesse abbilden und differenziertere Vorhersagen über die Pollenkonzentration liefern können.

Für weitergehende Informationen stöbern Sie doch gerne mal unter

Gerne können Sie sich auch über unseren Newsletter oder die GesundheitsWetter-App auf dem Laufenden halten.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Bienchen, Bienchen, summ summ summ

Jetzt im Frühling hört man es überall in der Natur wieder summen. Die Bienen sind wieder unterwegs, um Blütenstaub und Nektar zu sammeln. Bei der “Weiterverarbeitung” im Bienenstock entsteht nicht nur der von vielen geliebte Honig, bei der Nahrungsaufnahme tragen sie zudem Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen damit für die Bestäubung und Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen. Bienen gehören damit zu den wichtigsten Nutztieren des Menschen. Ohne sie würde nicht nur die Artenvielfalt stark in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern es käme auch zu massiven Engpässen in der Nahrungsmittelproduktion. Von Früchten und Gemüse bliebe nicht mehr viel übrig, der Gesamtschaden wird auf mindestens 150 Milliarden Euro geschätzt. Albert Einstein sagte einst, wenn die Biene von der Erde verschwindet würde, hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Das mag stark überspitzt ausgedrückt sein, hat aber durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt. Bedroht wird das Bienenvolk vor allem durch intensive Nutzung von Agrarlandschaften, Schädlingsbekämpfungsmittel, Parasiten und Blütenmangel.


Neben Umwelteinflüssen sind die Bienen, insbesondere ihre Fluggewohnheiten, aber auch stark abhängig von den meteorologischen Begebenheiten sowie dem Zustand und der Entwicklung des jeweiligen Bienenvolkes. Die wichtigsten Wetterelemente sind die Lufttemperatur, die Windgeschwindigkeit, die Niederschlagssumme sowie die Strahlungsintensität. Die hiesige Honigbiene startet ihre Flugtätigkeit ab etwa 8 Grad. Liegt die Temperatur tiefer, besteht die Gefahr, dass die Biene Schaden nimmt und nicht mehr zum Nest zurückkehren kann. Dann werden nur unbedingt notwendige “Kurzstreckenflüge” getätigt, beispielsweise zur Kotentleerung nach der Winterruhe oder zum Wassertransport. Auch bei Temperaturen um 10 Grad entfernt sich die Biene aus Sicherheitsgründen nicht weit vom Nest, es könnte ja zu unerwarteten Wetter- und Temperaturstürzen kommen, die ihr das Leben kosten können. Steigt die Temperatur deutlich über 10 Grad, sind bereits einige mutige “Pollensammlerinnen” unterwegs, die die für die Bruttätigkeit unbedingt notwendigen Pollen einsammeln. Erst ab der Marke von etwa 20 Grad kann man für die hiesige Honigbiene von optimalen Flugbedingungen sprechen. Darüber hinaus sind “Strahlungstage”, also Tage, an denen Sonnenschein dominiert, günstig für einen ausgeprägten Bienenflug, starker Wind und Regen wirken dagegen hemmend.

Mit diesen Erkenntnissen lassen sich Modelle rechnen, die die Bienenflugaktivität vorhersagen. Ein solches Modell hat auch der Deutsche Wetterdienst in seinem Portfolio (siehe Link unter dem Text). Von März bis Oktober wird der Bienenflug vorhergesagt, wobei eine Einteilung in 5 Intensitätsstufen (kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch) erfolgt. An der Station Offenbach-Wetterpark wird – wie an vielen anderen Orten auch – in den nächsten Tagen eine hohe bis sehr hohe Flugtätigkeit vorhergesagt, was an dem zumeist sonnenscheinreichen und zunehmend warmen Wetter liegt.

Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass das Modell im Wesentlichen nur die “externen”, meteorologischen Faktoren berücksichtigt, nicht aber die “internen” Faktoren, die den Zustand des Bienenvolks selbst betreffen. Generell hat bei den Bienen die Brutpflege Vorrang. Erst wenn diese sichergestellt ist, werden “Arbeiterinnen” zur Nahrungsaufnahme abgestellt. Je nach Entwicklung des Volkes und Bienenzahl im Frühjahr, kann ein vorübergehendes Ungleichgewicht zwischen pflegender Brut und den Arbeiterinnen trotz guter Flugbedingungen zu einer verminderten Flugtätigkeit führen. Im Gegensatz dazu treten “waghalsige” Wasserträgerinnen bei Notsituationen zum Teil auch bei Temperaturen unter 8 Grad Flüge zur Wasserversorgung an. Unabhängig von der Entwicklung des Volkes und der Wetterbedingungen ist ein ausreichendes Blütenangebot essenziell: Ohne Blüten, kein potenziell gefährlicher Ausflug. Dahingehend ist die Biene ziemlich pragmatisch.

Im Übrigen gibt es viele Möglichkeiten, wie Sie die heimischen Bienen bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen können. Dazu zählt beispielswiese das Pflanzen blühender, bienenfreundlicher Gewächse, das Anbringen von Nistmöglichkeiten für Wildbienen und der Verzicht auf Pestizide. Darüber hinaus sollte man auf bienenfreundliche, saisonale Lebensmittel aus regionalem und ökologischem Anbau zurückgreifen und Honiggläser immer auswaschen, um Bienenkrankheiten vorzubeugen. Denn: Geht’s den Bienen gut, geht’s uns allen gut!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2023
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