Unbeständig geht der Juli zu Ende

Der Ausläufer des Skandinavientiefs LUCA überquert Deutschland heute nur langsam von West nach Ost. Dabei wird mit schwacher westlicher Strömung eher kühle, labil geschichtete und vor allem wieder feuchte Meeresluft herangeführt. Diese sorgt im Tagesverlauf für wiederholte Schauerstaffeln, die gebietsweise auch von einzelnen Gewittern begleitet werden. Lokal tritt dabei Starkregen mit Mengen um 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit auf. Auf räumlich eng begrenztem Raum sind auch unwetterartige Regenfälle mit Mengen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Das Starkregenpotential konzentriert sich heute auf die Südhälfte Deutschlands. Doch nicht nur in Verbindung mit Gewittern muss heute mit nennenswerten Regenmengen gerechnet werden. Auch bei sich wiederholenden Schauern können um 30 Liter pro Quadratmeter in mehreren Stunden fallen – insbesondere, wenn sich einzelne Schauer immer wieder über dem gleichen Gebiet entladen.

Ein besonderes Augenmerk beim Thema Niederschlag gilt dem Alpenrand. Durch die west- bis nordwestliche Anströmung stauen sich dort die Niederschläge. Schon gestern wurde eine Dauerregenwarnung ausgegeben, und bis heute Mittag kamen verbreitet 25 bis 40 Liter zusammen. In einigen Regionen im östlichen Alpenvorland waren es sogar 80 bis 100 Liter. Und in den nächsten Tagen fallen immer wieder Niederschläge.

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24-stündige Niederschlagssumme berechnet aus angeeichten Radarmessungen von Samstag, den 26.07.25 12 Uhr MESZ bis zum 27.07.2025 12 Uhr MESZ.

Die Sonne zeigt sich heute nur selten, mit den besten Chancen noch im äußersten Osten Deutschlands – etwa zwischen Uckermark und Oberlausitz – oder auf den Nordseeinseln. Entsprechend verhalten sich die Temperaturen: Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 19 und 24 Grad Celsius, etwas wärmer wird es mit 23 bis 26 Grad in Brandenburg und Sachsen.
Der Wind bleibt insgesamt schwach und spielt im aktuellen Wettergeschehen noch eine eher untergeordnete Rolle. Er weht meist aus West bis Nordwest und frischt selbst bei Gewittern kaum merklich auf – was unter anderem an der feucht-schweren und damit trägen Luftmasse liegt.

Wer sich Ende Juli heißes und sonniges Wetter erhofft hatte, wird dieses Jahr enttäuscht. Die Natur hingegen freut sich über die Erholung vom Trocken- und Hitzestress. Die derzeit mäßig-warme und nasse Witterung setzt sich auch in den kommenden Tagen fort. Bereits am morgigen Montag ziehen erneut Schauer und einzelne Gewitter durchs Land. Am Alpenrand und auch am Schwarzwald fällt weiterhin länger anhaltender Regen. Dort gibt es kaum trockene Abschnitte. Insgesamt werden noch zusätzlich Mengen zwischen 40 und 60 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden bis Dienstagmittag erwartet. Lokal sind auch nochmals bis zu 80 Litern möglich. In höheren Lagen oberhalb von 2500 Metern kann es sogar etwas Schnee geben – doch bei der dichten Bewölkung und den eingeschränkten Sichtverhältnissen dürfte davon kaum jemand etwas mitbekommen. Die Höchstwerte steigen in den kommenden Tagen bei wechselnd bis stark bewölkten Himmel nur wenig über 20 Grad.

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Prognostizierte 24-stündige Niederschlagssummen und Tageshöchstwerte des ICON-6 Modells für Montag, Dienstag und Mittwoch. Modellauf 27.07.2025 06 UTC

Meteorologisch interessant wird der Mittwoch. Von Skandinavien rutscht ein mit hochreichend kalter Luft gefülltes Höhentief Richtung Schleswig-Holstein. In Kombination mit Föhn-Effekten entwickelt sich das dazugehörige Bodentief zu einem kleinräumigen Sturm über der Nordsee. Für die deutsche Nordseeküste und deren Umfeld bedeutet das noch mehr Regen, teils auch kräftige Gewitter mit stürmischen Böen. Über dem offenen Wasser sind auch einzelne orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.

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Synoptischer Überblick der Wettersituation am Mittwoch den 30. Juli 2025. Modellauf jeweils 27.07.2025 00 UTC.

Bei solchen Wetteraussichten kann sich der ein oder andere tatsächlich fragen „Wo bleibt der Sommer?“ Die Hitzehungrigen und Sonnen-Enthusiasten können sich auf Mitte bis Ende August freuen. Zumindest wenn man den erweiterten Langzeit-Prognosen Glauben schenken mag. Dann zeichnet sich stabileres Hochdruckwetter mit mehr Sonne und weniger Niederschlag ab. So verspricht es zumindest die erweiterte Langezeitprognose des Europäischen Zentrums für Mittelfristvorhersage (ECMWF). Die subsaisonalen Vorhersagen (auch als erweiterte oder monatliche Vorhersagen bezeichnet) des ECMWF bietet einen Überblick über mögliche Wetterbedingungen bis zu 46 Tage im Voraus. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die durchschnittlichen Bedingungen Woche für Woche und darauf, wie sie sich von einer langfristigen (modellbasierten) Klimatologie unterscheiden. Diagramme zeigen beispielsweise, ob die durchschnittlichen Bedingungen für eine Woche für diese Jahreszeit kälter oder wärmer als normal sein werden. Die Berechnungen liefern also keine exakten Tagesprognosen, sondern Tendenzen. Und die deuten darauf hin, dass Hitze und Sonne diesen Sommer sich noch nicht geschlagen geben, sondern später in der Saison nochmal wiederkommen können.

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Langfristprognose des ECMWF für den Standort Offenbach am Main: Anomalie der prognostizierten 2-Meter Temperatur, des Luftdrucks, und des Niederschlags im Vergleich zum Modellklima.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.07.2025
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Wie funktioniert ein Radar?

Das Wort Radar ist eine Abkürzung für RAdio Detection And Ranging. Dahinter verbirgt sich eine Technologie, die elektromagnetische Wellen nutzt, um Wetterphänomene wie Regen, Schnee oder Hagel zu erkennen. In der modernen Meteorologie ist das Radar ein unverzichtbares Werkzeug zur Beobachtung der Atmosphäre – insbesondere, wenn es um die kurzfristige Erkennung von Niederschlag und dessen Intensität geht.

Geschichte
Das Wetterradar entwickelte sich ab dem zweiten Weltkrieg, als militärische Radarsysteme erste Wettersignale erfassten. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Technologie gezielt für meteorologische Zwecke weiterentwickelt. Seit den 1950er Jahren kamen Radare zunehmend im zivilen Wetterdienst zum Einsatz. Mit der Einführung des Doppler-Radars ab den 1960er Jahren und später polarmetrischen Technik wurde es möglich, nicht nur die Intensität, sondern auch die Art und Bewegung von Niederschlag präzise zu erfassen. Heute ist das Wetterradar ein zentrales Instrument, das der modernen Wetterbeobachtung dient und als wichtige Grundlage für Wetterwarnungen herangezogen wird.

Grundprinzip des Radars
Die Funktionsweise eines Wetterradars ist so aufgebaut, dass es elektromagnetische Wellen mit bestimmten Frequenzen aussendet. Treffen diese Wellen auf Niederschlagsteilchen – also auf Regentropfen, Schneeflocken oder Hagelkörner – werden sie reflektiert. Die reflektierten Signale kehren zum Radar zurück und werden dort von einer Antenne aufgefangen. Ein Computer wertet diese Daten anschließend aus und liefert dann die Radarbilder.
Mithilfe der reflektierten Signale lassen sich verschiedene Eigenschaften des Niederschlags bestimmen:
– Position: Wo befindet sich das Niederschlagsgebiet?
– Intensität: Wie stark ist der Niederschlag?
– Art des Niederschlags: Handelt es sich um Regen, Schnee oder Hagel?
– Bewegung: In welche Richtung bewegt sich das Niederschlagsgebiet?
– Windgeschwindigkeit: Durch den Doppler-Effekt (siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2015/3/30.html) kann zusätzlich die Geschwindigkeit ermittelt werden, mit der sich die Wolken bewegen

Radarbild

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Niederschlagsradarbild von Bayern am 26.07.2025 um 12 Uhr MESZ

Herausforderungen
Obwohl das Wetterradar ein sehr präzises Instrument ist, gibt es auch einige technische Herausforderungen. Die Signalstärke des Radars nimmt mit wachsender Entfernung immer weiter ab. Je weiter also ein Niederschlagsgebiet vom Radar entfernt ist, desto schwächer ist das reflektierte Signal. Diese Abschwächung wird auch Freiraumdämpfung genannt. Um dies auszugleichen, muss die Empfindlichkeit des Empfängers entsprechend angepasst werden. Ein weiteres Problem entsteht, wenn große Mengen Wasser oder Eis die ausgesendeten Wellen so stark reflektieren, dass dahinterliegende Gebiete vom Radar nicht mehr erfasst werden können. Hier spricht man von einem Radarschatten. Dieses Problem kann man beheben, indem man mehrere Radare zusammen im Verbund einsetzt, und ihre Sichtweiten überlappen lässt. Dies stellt eine flächendeckende Abdeckung sicher und hilft, Messfehler zu reduzieren. Weitere Störfaktoren wie Gebäude oder Landerhebungen, welche ungewünschte Signale im Radarbild verursachen, kann man durch Rechenverfahren aus den Radarbildern heraus subtrahieren. Dies ist gut möglich, da sich Gebäude und Landerhebungen nicht bewegen, sondern statisch an einem Fleck bleiben.

Um ein vollständiges Bild der Atmosphäre zu erhalten, sendet ein Wetterradar seine elektromagnetischen Impulse nicht nur in eine Richtung, sondern rundum in unterschiedlichen Höhenwinkel (sog. Elevationswinkel) aus. Durch diese gestaffelte Abtastung können mehrere Schichten der Atmosphäre erfasst werden – von bodennahen Niederschlägen bis hin zu höheren Wolkenstrukturen. Die dabei entstehenden sogenannten Volumenscans liefern ein dreidimensionales Bild des Niederschlagfeldes, das wichtige Rückschlüsse auf die Struktur, Intensität und Entwicklung von Wetterereignissen erlaubt.

In Deutschland betreibt der Deutsche Wetterdienst insgesamt 17 Wetterradarstationen. Diese sind so verteilt, dass das gesamte Bundesgebiet abgedeckt wird. Die Daten dieser Stationen werden laufend aktualisiert und fließen direkt in die Wetterwarnsysteme, Kurzvorhersagen und die Information der Bevölkerung beispielsweise bei Unwettern ein.

Hochschulpraktikant Luis Wolf in Zusammenarbeit mit Diplom-Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.07.2025
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Außergewöhnliche Hitze in Nordeuropa

Eine historische Hitzewelle in Teilen von Schweden und vor allem Norwegen findet heute bzw. morgen ihr Ende. Besonders ausgeprägt war die Hitzewelle in Mittelnorwegen, aber auch in anderen Teilen Skandinaviens waren die vergangenen 10 bis 14 Tages außergewöhnlich warm. Abbildung 1 zeigt dies eindrucksvoll. Im „Epizentrum“ der Wärme in Mittelnorwegen lag die Mitteltemperatur vom 15. bis 24. Juli acht bis zehn Kelvin über dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020. In großen Teilen von Norwegen, Schweden und Finnland war es vier bis acht Kelvin wärmer als in der Referenzperiode.

Aussergewoehnliche Hitze in Nordeuropa 1

Abb. 1: Links: Abweichungen der Mitteltemperatur vom 15.07.-24.07.2025, rechts: Abweichungen der Maximaltemperatur vom 15.07.-24.07.2025 [Referenzperiode: 1991-2020]. Quelle: DWD

Noch eindrucksvoller war die Abweichung der Höchsttemperaturen. Diese lagen in Mittelnorwegen gebietsweise um 12 bis 14 Kelvin über dem langjährigen Mittel. Dies sind enorme Abweichungen, die normalerweise nur für einzelne oder wenige Tage am Stück anhalten. Anders in diesem Fall. Doch was bedeutet diese Abweichung übersetzt in Höchstwerte vor Ort? Es offenbart sich Erstaunliches: In mehreren Orten, z.B. Namsskogan oder Storforshei (Norwegen) nahe dem nördlichen Polarkreis und weit der Norwegischen See stieg die Temperatur auf 30 Grad oder mehr und das für 13 Tage am Stück. Die dort registrierten 13 Hitzetage in Folge stellen ein Novum seit Beginn der Wetteraufzeichnung dar. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1982 mit 12 Hitzetagen in Folge. In der Spitze erreichte Temperatur Werte nahe 35 Grad. In den kurzen Nächten sank die Temperatur örtlich nicht unter 20 Grad während der Hitzewelle.

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Abb. 2: Tägliche Höchsttemperatur in Storforshei im Vergleich der Vorjahre und zum Mittel. Quelle: Daten: Norsk klimaservicecenter, Quelle: seklima.met.no, Grafik: Nahel Belgherze

Die Hitze bzw. Wärme beschränkte sich aber nicht nur auf die Region nahe dem Polarkreis oder südlich davon, sondern auch weiter nördlich wurden äußerst ungewöhnliche Temperaturen gemessen. Im finnischen Teil Lapplands, genauer gesagt in Sodankylä Tähtelä wurde gestern der 15. Tag hintereinander mit 25 Grad oder mehr registriert. Für Finnland war es zudem der 14. Tag in Folge mit mehr als 30 Grad.

Als Folge der Hitzewelle haben sich die umgebenden Meere, also die Norwegische See und die nördlichen Teile der Ostsee, stark erwärmt. An der norwegischen Küste hat sich das Meer auf 19 Grad erwärmt, rund sechs Grad mehr als zu dieser Jahreszeit üblich. Der Bottnische Meerbusen, also der nördlichste Teil der Ostsee, hat sich selbst auf offener See auf 20 bis 23 Grad erwärmt. Örtlich, vor allem küstennah beträgt die Wassertemperatur an der Oberfläche 24 bis 25 Grad. Auch das sind Werte, die weit, sprich einige Kelvin, über dem Üblichen liegen.

Aussergewoehnliche Hitze in Nordeuropa 3

Abb. 3: Wassertemperatur laut ECMWF vom 24.07.2025. Quelle: DWD

Obwohl auch die Temperaturspitzen sehr hoch für die verschiedenen Regionen liegen, ist es vor allem die lange Andauer der hohen positiven Abweichungen, die die Hitzewelle extrem machen. Verantwortlich ist eine sogenannte Omega-Wetterlage über Nordeuropa. Diese Wetterlage zeichnet sich vor allem durch ihre Stabilität aus. Sie kann über lange Zeiträume andauern. In diesem Fall lag ein Hoch über der Norwegischen See oder Skandinavien und führte dort zu viel Sonnenschein. Die aktuell langen Tage reichten aus, um die Temperatur auch ohne Zufuhr von subtropischen Luftmassen auf dem ungewöhnlich hohen Niveau zu halten. Flankiert wurde das Hoch im Westen und Osten von Tiefs, es war praktisch „gefangen“.

Mittlerweile hat sich das Hoch abgeschwächt und von Westen erreichen kühlere Luftmassen Skandinavien. Die Abkühlung betrifft vor allem Norwegen, weiter östlich über Finnland hält sich die warme Luft. Und im Laufe der kommenden Woche deuten die Wettermodelle eine Regenerierung des hohen Luftdrucks über Lappland und eine Rückführung der warmen Luftmasse nach Westen an. Eine nachhaltige Abkühlung auf „normale“ Temperaturen für Nordskandinavien ist somit nicht in Sicht.

Solange im Norden Europas ein ausgeprägtes Hoch und im Süden Europas das zu dieser Jahreszeit typische Subtropenhoch liegt, stehen die Chancen auf stabiles Sommerwetter in Deutschland eher schlecht. Zwischen den Hochs können sich immer wieder Tiefs von Westen hereinschieben oder entstehen im Grenzbereich der warmen Mittelmeerluft und der gemäßigteren Luft über Mitteleuropa bei uns vor Ort. So gestaltet sich das Wetter bis in die kommende Woche hinein sehr unbeständig in Deutschland. Vor allem über Süddeutschland gibt es die kommenden Tage reichlich Regen, siehe dazu das Thema des Tages von gestern: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/7/24.html

Eine Ausnahme bildet am morgigen Samstag der Norden Deutschlands. Ein Zwischenhoch sorgt dort vorübergehend für verbreitet trockenes Wetter. Davon profitiert auch der CSD-Umzug in Berlin. Bei maximal 24 Grad und meist wolkigem Himmel bleibt es dort trocken. Anders dagegen in Stuttgart, dort müssen Teilnehmer und Zuschauer des Umzugs ab dem Mittag mit teils kräftigen Schauern und Gewittern rechnen. Zumindest ist es mit maximal 24 Grad ebenfalls warm.

MSc.-Meteorologe Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.07.2025
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Tag der Freude

Seit über 40 Jahren steht der 24. Juli im Zeichen der Freude. Wer ihn ins Leben gerufen hat und wann genau, ist unklar, aber eigentlich unerheblich. Auch wenn das Wetter aktuell nicht unbedingt überall Anlass zur Freude gibt, so kann man in jedem Wetter etwas Positives finden, wenn man nur genau genug hinschaut.

Im Juni haben wir unter Hitze und Trockenheit geächzt. Vor allem im Osten des Landes wurden Wiesen und Felder allmählich braun. Die Freizeit haben wir, so gut es ging, in der Natur verbracht und die Badeseen und Freibäder bevölkert. Im Juli hat sich das Wetterblatt gewendet. In den vergangenen Tagen (gefühlt Wochen) hat es verbreitet geregnet, gebietsweise fiel in kurzer Zeit die sonst übliche Monatsmenge.

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Niederschlagssumme abgeleitet aus Radardaten für Juli 2025, bis zum 24.07.2025 8 Uhr (Quelle: DWD)

Wenn man sich die durchschnittlichen Niederschlagsmengen für einen Juli aus dem Klimazeitraum von 1971 bis 2000 anschaut, dann fällt auf, dass im Osten des Landes üblicherweise eine Menge zwischen 45 und 70 Liter pro Quadratmeter zu erwarten ist. Nach Süden hin werden die Mengen größer, an den Alpen sind Werte über 250 Liter in einem Juli durchaus normal.

Tag der Freude 2

Vieljähriger Mittelwert der Niederschlagsmengen im Juli, Klimaperiode 1971-2000 (Quelle: DWD)

Die bis heute gefallenen Mengen von meist 70 bis 150 l/qm im Osten des Landes übersteigen die Klimanorm deutlich. Vergleichsweise trockenere Spots lassen sich nach Westen hin finden, wo es regional bisher „nur“ für 30 bis 50 Liter gereicht hat. Nach Süden hin sind die Mengen auch klimatologisch höher, die bisher registrierten 170 bis 250 Liter passen gut in die Norm.

In den kommenden Tagen wird es weitere Schauer und Gewitter geben. Richtung Alpen sind auch länger anhaltende und teils gewittrige Regenmengen möglich. Aufsummiert bis zum Dienstagmorgen ergeben sich südlich der Donau mögliche Regenmengen zwischen 70 und 100 Liter pro Quadratmeter. Örtlich werden von den Modellen auch Mengen von mehr als 150 l/qm simuliert. Nach Norden hin fallen die Regensummen deutlich geringer aus. Meist sind dort 5 bis 15 l/qm zu erwarten.

Tag der Freude 3

Vorhersage akkumulierter Niederschlagsmengen aus Modelldaten bis Dienstag, 29.07.2025, 8 Uhr; links: ICON, mittig: EZMW, rechts: GFS (Quelle: DWD)

Man sieht in der Grafik gut die regionalen Unterschiede in der Vorhersage. Vor allem das amerikanische Modell (GFS) rechnet für den Süden deutlich weniger Niederschlag, zieht aber vergleichsweise hohe Summen (über 40 l/qm) bis nach Sachsen und in die Eifel. Sowohl das DWD-eigene Modell ICON als auch das europäische Modell des EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) simulieren im Süden über 100 Liter, werden aber nördlich des Mains rasch trockener. Im Nordosten des Landes nähern sich GFS und EZMW wieder an, indem sie Mengen über 20 Liter prognostizieren. Das ICON zieht da nicht mit und bleibt meist unter 10 Litern pro Quadratmeter.

Wie es auch kommt, dieser Juli wird voraussichtlich als überdurchschnittlich feucht oder nass in die Geschichtsbücher eingehen. Immerhin müssen wir nicht so viel gießen und können Wasser sammeln für Zeiten, in denen wieder Trockenheit vorherrscht. Die gesparte Zeit können wir in etwas investieren, das uns und/oder anderen Freude macht.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2025
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Wettervorhersage

Tief ISAAC dreht über der Ostsee weiterhin munter seine Runden und versorgt den Nordosten auch am heutigen Mittwochnachmittag noch mit kräftigen Regenfällen. Rückseitig gingen die Regenfälle in einem Gebiet zwischen Nordsee und Uckermark bereits in Schauer und kurze Gewitter über. Die Sonne sucht man dort heute meist vergeblich am Himmel. Mit Höchsttemperaturen zwischen 20 und 23 Grad ist es zwar immerhin mäßig warm, allerdings frischt der Wind aus westlichen Richtungen zeitweise stark böig auf. Insbesondere im Nordseeumfeld kann auch einmal die ein oder andere stürmische Böe dabei sein.

Derweil ist in den übrigen Regionen vorübergehend Zwischenhocheinfluss wetterwirksam und insbesondere im Süden zeigt sich die Sonne auch länger. Zudem sind nur einzelne Schauer zu erwarten. Zumindest an den östlichen Alpen und im äußersten Südwesten besteht am Abend eine gewisse Gewitterneigung. Die Höchsttemperaturen erreichen dabei Werte zwischen 23 und 26 Grad, im Osten und Südosten sind örtlich auch bis zu 27 Grad möglich.

In der Nacht zum Donnerstag klingen die Schauer im Norden allmählich ab. In den übrigen Regionen ist es derweil wolkig, zeitweise auch klar. Die Temperaturen gehen dabei auf Werte zwischen 18 und 9 Grad zurück. Im Laufe der Nacht greifen von Frankreich und der Schweiz her schauerartige, teils gewittrige Regenfälle auf den Süden und Südwesten über, gebietsweise ist Starkregen möglich.

Wettervorhersage 1

Wettervorhersage sowie Vorhersage der nächtlichen Tiefsttemperaturen in Deutschland in der Nacht zum Donnerstag, den 24.07.2025

Der Donnerstag beginnt im Osten zunächst teils freundlich und meist trocken. Im Nordwesten und Norden sowie im Süden und Südwesten ist bei wechselnder, teils stärkerer Bewölkung mit Schauern und örtlichen Gewittern zu rechnen. Gebietsweise kann schauerartig verstärkter, teils gewittriger Regen mit Starkregenpotenzial auftreten. Die Höchsttemperaturen erreichen dabei Werte zwischen 20 und 27 Grad, bei länger anhaltendem Regen insbesondere an den Alpen liegen diese unter 20 Grad.

Wettervorhersage 2

Wettervorhersage sowie Vorhersage der Tageshöchsttemperaturen in Deutschland am Donnerstag, den 24.07.2025

Auch der Freitag und das Wochenende präsentieren sich eher unbeständig und bei Höchsttemperaturen zwischen 20 und 27 Grad ist es mäßig warm bis warm.

Es sieht in den nächsten Tagen also nicht nach einem beständigen und sommerlichen Hochdruckgebiet aus, das dazu einlädt, die Sommerferien im Freibad oder bei einem Ausflug zu genießen. Schaut man jedoch etwas über den Tellerrand, so finden sich Regionen in Europa, die tatsächlich sommerlich anmuten. Wo man es im ersten Moment vielleicht nicht erwarten würde: In Skandinavien können vielerorts nicht nur Sommertage von 25 Grad und mehr gezählt werden, sondern es finden sich gebietsweise auch Höchsttemperaturen um 30 Grad auf der Vorhersagekarte.

Auch rund um das Schwarze Meer und das Mittelmeer finden sich verbreitet Temperaturwerte von über 30 Grad. In Nordafrika und in der Türkei tauchen auch 40 Grad und mehr nicht nur bei den aktuellen Werten, sondern auch auf der Vorhersagekarte für die kommenden Tage auf.

Wettervorhersage 3

Temperaturwerte in Europa am Mittwoch, den 23.07.2025, 12 UTC (14 Uhr MESZ)

Würde man die Hitze andernorts in Europa auf die Singularitäten (Witterungsregelfälle in der Meteorologie) hierzulande beziehen, so würden mit dem heutigen Mittwoch die „Hundstage“ beginnen. Andere bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, der Siebenschläfertag, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter. Die Hundstage erstrecken sich gemäß vielen Kalendern und Büchern vom 23. Juli bis zum 23. August. Namensgebend für die Hundstage ist das Sternbild „Großer Hund“ und hängt mit dem heliakischen Aufgang des Sterns „Sirius“ zusammen. Der Begriff der Hundstage dient im allgemeinen Sprachgebrauch der Benennung der heißesten Tage des Jahres.

Zurück nach Deutschland und zum unbeständigen, teils nur mäßig warmen Wetter hierzulande. Viele interessieren sich sicherlich für Fragen wie: „Wo fällt in den nächsten Tagen wieviel Niederschlag?“ und „Ist dabei für meinen Ort mit Starkregen oder einem Gewitter zu rechnen und wenn ja, wann?“ Eine zeit- und ortsgenaue Prognose ist insbesondere bei Starkregen und Gewittern nur mit kurzer Vorlaufzeit möglich. So kann es sein, dass innerhalb weniger Kilometer hohe Niederschlagsmengen auftreten, während benachbarte Orte nahezu trocken bleiben.

Wettervorhersagen beruhen auf Modellen, die aus aktuellen Beobachtungen die zukünftige Entwicklung berechnen. Doch das Wetter ist ein „chaotisches System“: Kleinste Veränderungen in der Ausgangslage – etwa in der Luftfeuchtigkeit, Temperatur oder Windrichtung – können zu erheblichen Unterschieden in der späteren Entwicklung führen. Je weiter man zeitlich oder räumlich in die Zukunft blickt, desto größer wird diese Unsicherheit. Und hinterher ist man bekanntlich immer schlauer!

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2025
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ISAAC hat noch nicht genug

Kräftige und im äußersten Osten auch gewittrige Niederschläge zogen ab dem gestrigen Nachmittag von Süden über Sachsen und Brandenburg sowie Berlin nordwärts. Am Abend erreichten sie auch Mecklenburg-Vorpommern und halten Stand Dienstagvormittag, mittlerweile etwas abgeschwächt, im äußersten Nordosten noch an. Die größten Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden fielen in einem Streifen von der Uckermark nordwestwärts Richtung Ostseeküste. Dort gab 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter (l/qm), örtlich auch etwas darüber. Spitzenreiter bis Dienstag 11 Uhr war die Station Kruckow-Schmarsow in Vorpommern mit 105 l/qm.

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Abb. 1: 24-stündige Niederschlagssumme bis Dienstag 11 Uhr. Messstationen (Zahlenwerte) und Radarbasierte Abschätzung (Flächendarstellung) (Quelle: DWD)

Auf der Abbildung 1 erkennt man die räumliche Verteilung der Niederschläge. Auffällig ist der scharf begrenzte Bereich der Niederschläge nach Westen und Osten. In Berlin fielen beispielsweise im Westen der Stadt etwa 20 l/qm, im Nordosten dagegen über 40 l/qm (Berlin-Buch: 43 l/qm). Noch etwas weiter nach Nordosten stiegen die Niederschlagsmengen rasant an. In Heckelberg (Brandenburg) fielen 77 l/qm, wobei ein Großteil der Niederschläge in weniger als 12 Stunden zusammenkam. Dies trifft auf die meisten betroffenen Regionen zu. Zum Vergleich: Die Schwellwerte für ergiebigen Dauerregen (Unwetter) liegen bei mehr als 50 l/qm in 24 Stunden bzw. mehr als 80 l/qm in 24 Stunden für extrem ergiebigen Dauerregen (extremes Unwetter).
Auffällig ist auch der Bereich Rügen, dort setzten die Niederschläge erst im Laufe der Nacht zum Dienstag ein und waren zunächst eher leichter bis mäßiger Natur. Auch wenn im äußersten Nordosten noch Regen fällt, kann man schon bilanzieren, dass die Niederschlagsspitzen unter den prognostizierten Werten von bis zu 140 l/qm lagen.

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Analyse des Bodendrucks vom 22.07.2025 08 Uhr. (Quelle: DWD)

Erweitert man den Blick auf die Gebiete nördlich der deutschen Grenzen, wird schnell klar, dass ISAAC längst noch nicht die Puste ausgeht. Über Dänemark ist ISAAC praktisch stationär geworden und lenkt dort feuchtwarme Luftmassen über Skandinavien (Norwegen erlebt derzeit eine ungewöhnlich lange und intensive Hitzewelle) und kühlere aber ebenfalls feuchte Meeresluft von der Nordsee aufeinander. Es kommt dort zu intensiven Hebungsprozessen der Luft und als Folge zu ergiebigen Niederschlägen. Die stärksten Niederschläge werden über dem Süden Seelands erwartet. Die Modelle zeigen dort von heute Vormittag bis Mittwochvormittag zum Teil Niederschlagsmengen von 100 bis 200 l/qm. Ob es am Ende ganz so viel wird, bleibt abzuwarten, denn auch in Mecklenburg-Vorpommern hatten die Modelle zum Teil über 150 l/qm, die dann nicht erreicht wurden. So oder so werden die Niederschlagsmengen enorm sein. Entsprechende Warnungen hat der Dänische Wetterdienst ausgegeben: https://www.dmi.dk/varsler

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24-stündige Niederschlagsprognose verschiedener Wettermodelle bis Mittwoch. (Quelle: DWD)

Auch Deutschland wird noch mal von ISAACs Begleiterscheinungen erfasst. Der Südwestteil des Regengebiets schwenkt heute und in der Nacht zum Mittwoch nach Schleswig-Holstein herein und führt dort insbesondere im Norden des Bundeslandes zu anhaltendem Regen. Wahrscheinlich fallen dort in 6 bis 12 Stunden gebietsweise 25 bis 40 l/qm, auf Fehmarn oder an der Ostseeküste zwischen Kiel und Dänemark vielleicht auch etwas mehr. Das sind Mengen, die einer markanten Warnung entsprechen, lokal auch die Unwetterschwelle etwas überschreiten können.

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Simulierte Windböen verschiedener Wettermodelle zwischen 02 und 05 Uhr in der Nacht zum Mittwoch. (Quelle: DWD)

Doch nicht nur Niederschlag bringt ISAAC mit sich. Auch der Wind frischt vor allem an der Südflanke und damit der für Deutschland relevanten Flanke des Tiefs auf. Der Höhepunkt der Entwicklung liegt in der zweiten Nachthälfte und Mittwochvormittag. An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sowie an der deutschen Ostseeküste kommt es dann zu Windböen und stürmischen Böen (Bft 7 und 8), auf Fehmarn kann es auch Sturmböen (Bft 9) geben. An der Nordsee kommt der Wind aus Nordwest bis West, an der Ostsee aus West bis Südwest.

M.Sc. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Gewitternachlese und Regenausblick für den Nordosten

Tiefer Luftdruck ist wetterbestimmend und gestaltet das Wetter schon seit Tagen insgesamt sehr wechselhaft.

Auf der Vorderseite des steuernden Tiefs ISAAC bei den Britischen Inseln wurde im Verlauf des Wochenendes eine subtropische, sehr feuchte und labile Luftmasse von Süden nach Deutschland geführt. Bereits am Samstag entstanden dabei im Süden lokale Schauer und Gewitter. Am gestrigen Sonntag kam im Zusammenhang mit dem Übergreifen des Frontensystems von Tief ISSAC mehr Organisation ins Spiel, so dass beginnend im Laufe des Nachmittages eine Schauer-Gewitter-Linie von Westen auf Deutschland übergriff. Bis zum Abend kamen die kräftigen, lokal unwetterartigen Gewitter zunächst bis in die mittleren Landesteile und in der Nacht zum heutigen Montag unter gewisser Abschwächung auch in die östlichen Landesteile voran. Ganz im Osten blieb es noch trocken.

Gewitternachlese 1

Abb. 1: Radar- und Satellitenbilddarstellung Deutschland vom 20.07.2025 um 17 und 20 MESZ sowie vom 21.07.2025 02 MESZ (von links nach rechts) Quelle: DWD

Vor allem am Sonntagnachmittag und -abend gab es entlang der Linie teils schwere Sturmböen (Bft 10), Hagel mit Korngrößen von 1 bis 2 cm und lokalen Starkregen um 25 l/m² in einer Stunde. Im Westen, etwa in Rheinland-Pfalz, lag der Fokus etwas mehr auf den Böen. Schwere Sturmböen wurden z.B. in Zell an der Mosel mit 89 km/h (Bft 10) oder in Neuwied-Feldkirchen-Hüllenberg mit 90 km/h (Bft 10) gemessen. Teilweise lagen dort anhand von Radarauswertungen auch Hinweise auf orkanartige Böen vor und es wurden entsprechende Unwetterwarnungen herausgegeben. In den südlichen Landesteilen verschob sich der Schwerpunkt lokaler Unwetterentwicklungen dann mehr in Richtung Starkregen, lokal trat auch etwas größerer Hagel um 2 cm auf. Die kräftigste Gewitterzelle in Bezug auf Starkregen trat wohl am Sonntagabend im Raum Günzburg auf, dort wurden 35 l/m² in 27 Minuten registriert.

Am Sonntagvormittag deutete sich für die Nacht zum Montag noch ein Starkregengebiet an, das von der Schweiz auf Teile des Südens übergreifen und über einige Stunden schauerartig verstärkten Regen bringen sollte. Daraufhin wurde eine Vorabinformation herausgegeben. Dieses Ereignis konnte aber von den abendlichen Modellläufen nicht mehr bestätigt werden, so dass keine derartige Warnung ausgegeben wurde. Letztlich traten zwar punktuell höhere und teils unwetterartige Regenmengen im Zusammenhang mit den Gewittern und weiteren schauerartigen Niederschlägen in der vergangenen Nacht auf, ein flächig relevantes Starkregenereignis gab es aber tatsächlich nicht.

Gewitternachlese 2

Abb. 2: 24-stündige Niederschlagsmenge von Sonntag, 20.07.2025, 8 MESZ bis Montag, 21.07.2027, 8 MESZ (Quelle: DWD)

Bezüglich Starkregen richtet sich der Blick nun aber ganz deutlich in den Nordosten Deutschlands. Im Zusammenhang mit einem kleinräumigen Tiefableger auf der Ostflanke des steuernden Tiefs ISAAC kommen von Tschechien ab dem heutigen Montagnachmittag zunehmend intensiviere Regenfälle auf. Diese breiten sich über dem Osten im weiteren Tagesverlauf nordwärts aus und erreichen am späteren Nachtmittag und Abend auch Vorpommern. Im Laufe des Abends klingen die sehr intensiven Niederschläge von Süden allmählich wieder ab, in Nordvorpommern können sie aber bis in den Dienstag anhalten. Vor allem von Nordostsachsen über den Osten Brandenburgs und Teile Berlins bis nach Vorpommern werden verbreitet 50 bis 70 l/m² innerhalb weniger Stunden erwartet. Vor allem in Teilen Vorpommerns dauern die intensiven Regenfälle bis Dienstagvormittag an, dort wird gebietsweise extrem heftiger (Dauer-) Regen simuliert. Deshalb wurden im Laufe des Montagvormittages in den genannten Gebieten Stark- bzw. Dauerregenwarnungen (siehe Link zur aktuellen Warnsituation) herausgegeben. Ganz im Osten sind in der teils noch sehr warmen und feuchten Luftmasse auch eingelagerte Gewitter zu erwarten, diese erhöhen punktuell die Niederschlagsmenge. Außerdem können lokal Sturmböen und Hagel auftreten. Entsprechende Warnungen können erst kurzfristig erstellt werden.

Gewitternachlese 3

Abb. 3: Vorhergesagte 24-stündige Regenmenge des hochaufgelösten Vorhersagemodells ICON-D2 des DWD bis Dienstag, 22.07.2025, 8 MESZ (Quelle: DWD)

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Wechselhaftes Sommerwetter: Auf Wärme folgen die nächsten Gewitter und Starkregenfälle

Wechselhaftes Sommerwetter: Auf Wärme folgen die nächsten Gewitter und Starkregenfälle

Unser Sommerwetter ist und bleibt sehr wechselhaft! Auf die hochsommerliche Wärme an diesem Wochenende folgen direkt die nächsten Gewitter und Starkregenfälle nebst deutlicher Abkühlung.

Es fehlt schlicht ein beständiges Sommerhoch, zumindest bei uns in Mitteleuropa. Hoch EDELTRAUD hat es auch nicht lange bei uns ausgehalten und hat sich bereits weit nach Osten verzogen. Es übergibt den Staffelstab an das nächste Tief ISAAC, dessen Kaltfront am Sonntagabend im Westen aufzieht und bis Montagabend ostwärts über unser Land hinwegzieht.

Wechselhaftes Sommerwetter 1

Wetterkarte von Sonntagnachmittag, 20.07.2025. Druckgebilde, Wolken und Niederschlag sowie Wind und Temperatur im 850-hPa-Niveau. (Quelle:DWD)

Im Vorfeld der Kaltfront wird eine schwül-heiße, instabile Mittelmeerluft zu uns gelenkt, die sich als idealer Nährboden für kräftige Gewitter erweist. Diese kommen schon ab dem heutigen Nachmittag von Südwesten und Westen auf und verlagern sich bis zum Abend zur Mitte. Dabei kann es lokal Unwetter durch heftigen Starkregen, Hagel und schwere Sturmböen geben. In der Osthälfte feiert der Hochsommer dagegen nochmal ein kurzes Stelldichein mit viel Sonne und Temperaturen über 30 °C.

In der Nacht zum Montag bildet sich über dem Süden ein größeres Starkregengebiet, was sich am Montag über die östliche Mitte nach Osten und Nordosten verlagert. Dabei kann es auch großflächiger zu Starkregen kommen. Regional kann etwa eine Monatssumme an Niederschlag (bis etwa 60 l/qm) in wenigen Stunden fallen, was zu Sturzfluten, Überflutungen und vollgelaufenen Kellern führen kann. Derweil setzt sich in der Westhälfte am Montag bereits die kühlere Nordatlantikluft durch, in der es zwar auch zu Schauern und Gewittern kommt, die aber weitaus weniger kräftig ausfallen.

Abbildung 2 zeigt die Unwetter-Gefahrengebiete für den Sonntagnachmittag und -abend, die Nacht zum Montag und den Montag. Insbesondere für die Gebiete mit erhöhter Unwettergefahr im Süden und Osten bestehen noch größere Vorhersageunsicherheiten. Die amtlichen Warnungen werden voraussichtlich ereignisnah geschaltet.

Wechselhaftes Sommerwetter 2

Unwetter-Gefahrengebiete für Sonntagnachmittag und -abend (20.07.), die Nacht zum Montag (20./21.7.) und Montag tagsüber (21.7.). (Quelle:DWD

Im weiteren Wochenverlauf nistet sich ISAAC über Mitteleuropa ein und beschert uns eine sehr wechselhafte, allenfalls mäßig warme Wetterwoche. Chancen auf längere trockene und sonnige Abschnitte hat man am ehesten im Süden. Aber sehen wir’s positiv: Die teilweise immer noch dürregeplagte Natur braucht den Regen und kühlere, wechselhafte Phasen gehören zu einem mitteleuropäischen Sommer einfach dazu.

Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

 

 

Wettertipps für eine gelungene Radtour

Es ist Sommer und in einigen Bundesländern haben bereits die Sommerferien begonnen. Ein Familienausflug mit dem Fahrrad ist zu dieser Jahreszeit eine gute Idee. Sei es zu einem Badesee, in dem sich die kleinen und erwachsen gewordenen „Kinder“ nach den sportlichen Strapazen erfrischen können oder zu einem Biergarten, wo Sie nach einer ausgiebigen Radtour Ihren Durst mit Kaltgetränken löschen können. Bevor sich Oma, Opa, Kind und Kegel auf ihre Drahtesel schwingen, sollten Sie nicht nur das Ziel und die schönste Route dorthin planen, sondern auch die Wettervorhersage im Blick haben. Hat man sich bei der Organisation des Ausflugs über das Wetter nämlich zu wenig Gedanken gemacht, kann dies den Spaß an der Radtour schnell vermiesen. Passionierte Rennradfahrer wissen sicherlich, dass es hierbei nicht ausreicht, nur das angezeigte Wettersymbol auf der Wetter-App für den Zielort anzusehen. Daher liefern wir heute wertvolle Tipps, die dabei helfen, dass die Radtour nicht zur Tortur, sondern zu einem tollen Erlebnis wird.

Es liegt auf der Hand, dass der Ablauf des Wetters über den Tag hinweg eine entscheidende Rolle spielt. Strahlt am Vormittag der Himmel noch azurblau, muss das noch lange nicht heißen, dass am Nachmittag die Sonne immer noch scheinen wird. Informieren Sie sich darüber, ob und wie sich das Wetter über den Tag ändert. Wahrscheinlich haben die wenigsten unter Ihnen Freude daran, in ein aufziehendes Regengebiet zu fahren und pitschnass am Ziel an-zukommen. Werden sogar Gewitter am Nachmittag prognostiziert, sollten Sie von einer größeren Radtour lieber absehen. Hagel- und Blitzschlag oder Sturmböen können im Freien eine große Gefahr darstellen und oft ziehen Gewitter so schnell auf, dass man nicht mehr rechtzeitig Schutz aufsuchen kann. Wird hingegen für den ganzen Tag strahlender Sonnenschein vorhergesagt, sollten sie Sonnencreme nicht vergessen. Kommen Sie mit krebsroter Haut im Biergarten an, ist dies nicht nur optisch wenig ansprechend, sondern vor allem sehr schädlich für die betroffenen Hautzellen. 

Wettertipps fuer eine gelungene Radtour 1

Auch die vorhergesagte Lufttemperatur sollte beachtet werden. Werden heiße Temperaturen für den Nachmittag und Abend angekündigt, sollten Sie sich genau überlegen, ob der Tag für eine größere Radtour geeignet ist oder ob Sie Ihren Ausflug nicht auf einen anderen Tag verschieben. Möchten Sie dennoch nicht auf die Radtour verzichten, empfehlen wir Ihnen, frühzeitig aufzubrechen, ausreichend Getränke mitzunehmen und es bei der Geschwindigkeit und geplanten Fahrtdistanz nicht zu übertreiben. Als grobe Faustregel bieten sich für eine Radtour Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad an, wobei das Wohlbefinden jedes Einzelnen sehr unterschiedlich sein kann.

Zusätzlich ist die Luftfeuchtigkeit ein wichtiger Aspekt beim Spaßfaktor einer Radtour. Ist die Luftmasse sehr feucht, fühlt sich die gleiche Temperatur deutlich unangenehmer an als bei trockener Luft. Bei „Schwüle“ sind sportliche Aktivitäten nicht jedermanns Sache und können für ältere und wärmeempfindliche Personen belastend für den Kreislauf sein. Ein guter Anhaltspunkt ist der sogenannte Taupunkt. Ab einem Taupunkt von etwa 16 Grad wird die Luft von den meisten Leuten als schwül, bei über 18 Grad sogar als drückend schwül, empfunden und selbst bei leichten Bewegungen fließt dann der Schweiß in Strömen. Auch bei Taupunkten zwischen 13 und 15 Grad fangen manche Menschen schon an zu schwitzen. Liegt der Taupunkt hingegen unter 12 Grad, wird die Luft als trocken empfunden und einer Radtour steht nichts im Wege. Sofern im Laufe des Tages kein Luftmassenwechsel stattfindet, ändert sich der Taupunkt über den Tag übrigens nur wenig, sodass dieser am Morgen ein guter Bezugspunkt ist.

Neben dem Wetter ist der Wind der wichtigste Faktor bei einer Radtour, wird bei der Planung aber oft vernachlässigt. Wer häufig Rad fährt, weiß sicherlich, dass lästiger Gegenwind mitunter der Endgegner sein kann. Schauen Sie sich bei der Vorhersage zunächst die Windrichtung an. Bei einer „one-way“-Tour empfiehlt es sich, einen Tag zu wählen, an dem Sie den Wind auf dem größten Teil der Strecke im Rücken haben. Der Wind gibt Ihnen dann einen zusätzlichen Schub, wodurch Sie schneller und mit weniger Kraftaufwand ans Ziel kommen. Bei einem Rundkurs ist es ratsam, mit Gegenwind zu starten, damit Sie zum Ende hin bei schwindenden Kräften vom Rückenwind profitieren. Beachten Sie aber, dass sich die Windrichtung im Tagesverlauf ändern kann, damit nicht auf dem Hin- und Rückweg Gegenwind das Radfahren zur Qual macht. Auch die Windstärke ist von Bedeutung. Bei Windstille oder nur einem leichten Windhauch (im Mittel 0 bis 1 Beaufort) stehen Ihnen sämtliche Freiheiten bei der Routenplanung zur Verfügung. Spätestens ab einer Windstärke von 2-3 Bft (Mittelwind ab etwa 10 km/h) entscheidet eine clevere Routenführung über den Spaß bei der Radtour.

Zusammengefasst kann man also festhalten: Wird für den Tag trockenes Wetter bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad vorhergesagt, ist die Luft ist nicht schwül und haben Sie auch die Windrichtung berücksichtigt, dann kann wettertechnisch nichts mehr schief gehen. In diesem Sinne – ab aufs Velo und nix wie los! Der Spaß am Radfahren sollte garantiert sein. Und falls nicht, kann es zumindest nicht am Wetter gelegen haben. 

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Verschiedene Niederschlagsarten

In der Meteorologie unterscheidet man verschiedene Arten von Niederschlägen, die jeweils durch unterschiedliche Weise entstehen. Im Folgenden werden die drei Niederschlagsarten vorgestellt. 

Konvektiver Niederschlag: 

Diese Niederschlagsform entsteht durch vertikale Luftbewegungen in einer instabil geschichteten Atmosphäre. Dabei steigt warme, feuchte Luft von der Erdoberfläche auf und verdrängt die darüberliegende kalte Luft. Diese Erwärmung erfolgt häufig durch Sonneneinstrahlung, was typisch für die zweite Tageshälfte von warmen Sommertagen ist. Die feuchtwarme Luft dehnt sich dann in der Höhe aus und kühlt ab. Da kältere Luft weniger Wasserdampf speichern kann wie die aufgestiegene warme Luft, kondensiert das Wasser und bildet nach und nach Tropfen, die sich miteinander verbinden und so groß werden, dass sie letztendlich zu Regenwolken führen können. Häufig treten hier Cumulonimbuswolken mit einer hohen vertikalen Ausdehnung auf. Die Intensität dieser Schauer reicht von leichtem Niesel bis hin zu heftigen Gewittern, in denen sich auch Hagel bilden kann. Diese Unwetter bringen auch starke Windböen mit sich. Wenn diese Wetterereignisse ein gewisses Ausmaß erreicht haben, kann dies auch schnell zu Überschwemmungen führen. 

Stratiformer Niederschlag: 

Hier stoßen zwei Luftmassen aufeinander und bilden somit eine Front (siehe Wetterlexikon). Dieser Zusammenstoß führt dann letztendlich zu einer Hebung der wärmeren Luftmasse. Durch die Hebung, wie im vorigen Absatz erklärt, bilden sich Wolken. Der Unterschied zum konvektiven Niederschlag liegt beim stratiformen Niederschlag in der Dauer, Intensität und der Ausbreitung sowie auch in der Art der Wolken. Hier treten zunächst hohe Wolken wie Cirruswolken, gefolgt von Cirrostratus-, Altostratus- und schließlich Nimbostratuswolken auf. Diese Art von Niederschlagswolken können sich über mehrere hundert oder sogar tausend Kilometer ausbreiten. Die Intensität ist geringer als bei konvektivem Niederschlag, doch dafür können Niederschläge an den Fronten von Stunden bis zu Tagen andauern. Diesen Regen nennt man auch Landregen. 

Orographischer Niederschlag: 

Die dritte Art von Niederschlag entsteht, wie bereits die vorherigen zwei, ebenfalls durch Hebung. Hier wird die feuchte Luft vom Wind gegen eine Landerhebung, zum Beispiel einen Berg, gedrückt und somit zum Aufsteigen gebracht. Dadurch bilden sich auf der dem Wind zugewandten Seite (Luvseite) Wolken, die Niederschlag verursachen können. Hier können Altocumulus-, Stratocumulus- und Cumuluswolken entstehen. Bei einer labilen Luftschichtung können sich auch Gewitterwolken bilden. Auf der Wind abgewandten Seite (Leeseite) des Berges, sinkt die Luft ab und erwärmt sich wieder, wodurch es hier seltener zu Niederschlägen kommt. Dieser Effekt wird auch Föhn genannt. 

 

Verschiedene Wolkentypen (Quelle:https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23937887) 

Die unterschiedlichen Niederschlagsarten haben verschiedene Auswirkungen. Während langanhaltender Regen oft positiv für die Landwirtschaft ist, können konvektive Starkregenereignisse lokal zu Überschwemmungen oder durch Hagel zu der Zerstörung von Feldern und vielen weiteren Schäden führen. Das Verständnis dieser Prozesse ist deshalb nicht nur für Meteorologen wichtig, sondern auch für Katastrophenschutz und Umweltplanung essenziell. 

Praktikant Luis Wolf
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst