Der ganz normale Sommer 2024 – unbeständig mit Schauern und Gewittern sowie mäßig warm bis warm!

Was ist ein typischer mitteleuropäischer Sommer? Die letzten Jahrzehnte, vor allem zwischen 2000 und 2020 ließen an diesem zunehmenden Zweifel aufkommen. Hitze und Trockenheit bestimmten teilweise über einen längeren Zeitraum die Wetterküche. Erste Rückfälle in alte Muster gab es zum Sommerstart 2020 als zunächst unbeständiges und mäßig warmes Wetter dominierte (vgl. ). Entsprechend chaotisch sah damals auch die Wetterkarte aus. In der Wetterküche waren demnach viele Köche am Start, die den Brei je nach Ansicht verdarben.

Auch dieses Jahr kann man nach mehr als Zweidrittel des Sommers von einem Rückfall in alte Muster sprechen. Die Zahlen zeigen eindrücklich einen eigentlich typischen mitteleuropäischen Sommer. Der Juni startet unterkühlt, konnte sich dann aber noch ordentlich steigern und am Ende normal bis leicht zu warm (~+0,4°C) bezüglich des Zeitraum 1991-2020 in die Akten eingehen. Über das Bundesgebiet gemittelt fiel er zudem zu nass aus, wobei dies nicht auf alle Regionen zutraf. Besonders im Süden machten sich die anhaltenden Regenfälle zu Monatsbeginn bemerkbar (vgl.  Juni). Grundsätzlich dominierte aber ein unbeständiger Wettercharakter. Dies lässt sich schließlich auch an den vorherrschenden Wetterlagen ablesen. Insgesamt 14 zyklonal geprägten Grundmustern standen 13 antizyklonal Lagen gegenüber. Allerdings war auch die oftmals auftretende Wetterlage Brücke Mitteleuropa durch Prozesse in größeren Höhen nicht frei von Störungen und somit Niederschlägen.

Dann kam der sogenannte , eine Singularität, als Witterungsregelfall, in der Meteorologie. Demnach gilt: „Das Wetter am Siebenschläfertag (sowie die Woche danach) noch sieben Wochen bleiben mag.“ Entsprechend schlecht standen die Chancen bis Mitte August für ein stabiles Sommerhoch schlecht. Denn rund um den Siebenschläfer herum sorgten Tiefs und Tiefausläufer bei mäßig warmen bis warmen Temperaturen (20 bis 30 Grad) wiederholt Schauer und Gewitter. Resultierend doppelte der Juli im Bundesdurchschnitt den Juni. Auch der zweite Sommermonat fiel normal bis etwas zu warm (~+0,5°C) und im Mittel zu nass aus. Aufgrund der inhomogen auftretenden Schauer und Gewitter war der Niederschlag aber nicht gleichmäßig verteilt. Während es in Brandenburg besonders nass war, fiel in Sachsen im Vergleich zum vieljährigen Mittel wesentlich zu wenig Niederschlag (vgl.  Juli). Auch bei den vorherrschenden Wetterlagen standen 15 zyklonale Muster 13 antizyklonal geprägten Wetterlagen gegenüber.

Und was können wir schon über den August sagen? Schon der einleitende Satz des Thema des Tages vom 16. August spricht Bände: Die letzten beiden Wochen waren ein bunter Mix aus warmen Hochsommertagen im Wechsel mit abkühlenden Schauern und immer wieder auch Gewitterlagen, die lokal sehr viel Regen im Gepäck hatten und damit Flüsse und Bäche teils mehr als genug gefüllt haben (weite Infos siehe Thema des Tages 16.08.2024). Auch der August ist derzeit bei durchschnittlichem Niederschlag im Bundesmittel etwas zu warm unterwegs (~+1,8°C). Aufgrund von Schauern und Gewittern ist der Niederschlag weiter nicht gleichmäßig verteilt. Während es diesmal im Norden und Nordosten zur Halbzeit zu trocken ist, fiel vom südlichen Niedersachsen und Thüringen bis ins Alpenvorland mehr Niederschlag als üblich.

Wenn wir nun einen Blick in die Gegenwart werfen, sehen wir Schmuddelwetter am Wochenende. Derzeit trumpft Tief SUSANNE noch auf, welches bis Montag von Ostdeutschland bis nach Weißrussland zieht. SUSANNE hat dabei eine Luftmassengrenze im Schlepptau, die schwülwarme Subtropikluft von mäßig warmer Atlantikluft trennt und heute vom Südwesten in den Nordosten liegt. Im Verlauf verlagert sich dieser Tiefausläufer ostwärts. Aufgrund der recht langsamen Geschwindigkeit kann es regional länger anhaltend, schauerartig verstärkt regnen. Von den Alpen bis nach Sachsen und Brandenburg sind vorab in der sommerlichen Luft noch ein paar Gewitterzutaten gegeben, sodass gebietsweise kräftige Umlagerungen mit Starkregen oder heftigen Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen.

Von Westen nutzt Hoch NIKOLAS die Lücke zwischen den Tiefdruckgebieten, um sich vom Ostatlantik ostwärts bis nach Frankreich zu schieben und schließlich auch schon den Westen Deutschlands zu erreichen. Resultierend setzt schon im Tagesverlauf des Sonntags von Westen Wetterberuhigung ein.

Der Montag und Dienstag stehen dann ganz im Zeichen von NIKOLAS. Dieser verlagert seinen Schwerpunkt von Ostfrankreich über Deutschland hinweg bis nach Polen. Zum Wochenstart zaubert Hoch NIKOLAS hierzulande somit vielen Regionen ein sonniges Lächeln ins Gesicht. Allenfalls südlich der Donau sind noch die Reste der Luftmassengrenze wetterwirksam, sodass dort noch etwas Regen fällt. Das sich die eingeflossene, mäßig warme Atlantikluft nur langsam erwärmt, ist trotz Sonnenschein nur regional ein Sommertag mit über 25 Grad zu verzeichnen. Oftmals bleiben die Werte darunter, an den Alpen bei Regen ist es sogar verhältnismäßig kühl (vgl. Abbildung 1).

DWD Der ganz normale Sommer 2024 – unbestaendig mit Schauern und Gewittern sowie maessig warm bis warm

Am Dienstag bleibt das Land zwar unter Hochdruckeinfluss, gelangt aber auf die Westflanke des Hochs. Einhergehend kann von Süden und Südwesten wieder deutlich wärmere Luft ins Land strömen und die Temperaturen verbreitet auf sommerliche Werte hieven. Doch schon am Dienstagabend sind die Stunden von NIKOLAS gezählt. Denn von Nordwesten schickt ein Tief nördlich von Schottland eine Kaltfront ins Land. Bei auffrischendem und stark böigem Wind fegen schauerartige, teils gewittrige Niederschläge zunächst über den Nordwesten und verlagern sich bis Mittwochmorgen über die Südosthälfte Deutschlands. Gegen die rückseitig einfließende mäßig warme Atlantikluft hat die kurzzeitig einströmende Subtropikluft keine Chance, sodass diese nach Osteuropa hinausgedrängt wird.

Da aber auch mittelfristig kein stabiles Hoch in Sicht ist, bleibt den Bundesbürgern der teils unbeständige Achterbahnsommer erhalten. Aber vielleicht zündet der Spätsommer richtig?

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.08.2024
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Der TAF – eine codierte Wettervorhersage

TAF EDDK 170500Z 1706/1812 17004KT 9999 BKN020 TEMPO 1706/1709 2500 -RADZ BKN008 TEMPO 1709/1715 4000 SHRA BKN012TCU PROB40 TEMPO 1718/1722 2500 TSRA BKN010CB TEMPO 1722/1804 4000 RA BKN012 BECMG 1804/1807 29006KT BKN010 TEMPO 1804/1809 29012KT 2000 RADZ BKN007 BECMG 1809/1811 BKN015=

Ganz schön viele Zahlen und Buchstabenfolgen. Sie verstehen dabei nur Bahnhof? Keine Sorge, denn dann geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Es handelt sich nämlich bei der obenstehenden Buchstaben- und Zahlenkombination um einen sogenannten TAF. Dies ist die internationale Abkürzung für „Terminal Aerodrome Forecast“ (deutsch: Flugplatzwettervorhersage). TAF´s werden in der Regel für jeden internationalen Verkehrsflugplatz herausgegeben und dienen der weltweiten Verständigung im Luftverkehr, weshalb sie auch auf Englisch geschrieben werden. Im TAF sind alle, für den Flugbetrieb wichtigen Wetterinformationen enthalten und er wird in regelmäßigen Zeitabständen erneuert – bei Bedarf auch zwischen den Regelterminen. Es ist also sozusagen nichts Anderes als ein für den Flugverkehr spezialisierter Wetterbericht. Die dargestellten Parameter sollen vom Nutzer als der wahrscheinlichste Wert des Wetterzustandes im angegebenen Zeitraum verstanden werden.

Eine genauere Beschreibung der einzelnen Parameter finden Sie auch  Im Folgenden soll nun der obenstehende TAF in seine Einzelteile zerlegt und die einzelnen Bestandteile erläutert werden.

EDDK: Dies ist die internationale Kennung des Flughafens Köln/Köln-Bonn.

170500Z 1706/1812: Hiermit wird die Erstellungszeit und der Gültigkeitszeitraum angegeben. Der TAF wurde also am 17.08. um 05 UTC erstellt und ist gültig vom 17.08, 06 UTC bis 18.08, 12 UTC.

17004KT: Dies bedeutet, dass der Wind mit 4 Knoten (KT) aus 170 Grad (in etwa Süd weht).

9999: Die Bodensicht beträgt 10 km oder mehr.

BKN020: BKN steht für „broken“ und gibt den Bedeckungsgrad wieder. Es entspricht sozusagen wolkig bis stark bewölkt. Die Angabe 020 gibt die Höhe der Wolkenuntergrenze in Fuß (FT) über dem Flugplatz an, wobei für die Höhe zwei Nullen angehängt werden müssen. 020 entspricht also 2000 FT (610 m).

TEMPO 1706/1709 2500 -RADZ BKN008: Im Zeitraum zwischen dem 17.08, 06 UTC und dem 17.08, 09 UTC liegt die Sichtweite bei 2500 m und es gibt leichten Regen mit Sprühregen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 800 FT. TEMPO steht dafür, dass der Zustand nicht dauerhaft, sondern zeitweise erreicht wird.

TEMPO 1709/1715 4000 SHRA BKN012TCU: Dies bedeutet, dass zwischen dem 17.08, 09 UTC und dem 17.08, 15 UTC die Sichtweite zeitweise bei 4000 m liegt und es mäßig starke Regenschauer aus sogenannten TCU (Towering Cumulus), deren Untergrenze bei 1200 FT (365 m) liegt, gibt. Dabei ist es wolkig bis stark bewölkt.

PROB40 TEMPO 1718/1722 2500 TSRA BKN010CB: Mit einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit treten zwischen dem 17.08., 18 UTC und dem 17.08., 22 UTC mäßig starke Gewitter aus CB (Cumulonimbus)-Bewölkung bei einer Sichtweite von 2500 m auf. Der Himmel zeigt sich wolkig bis stark bewölkt mit einer Wolkenuntergrenze von 1000 FT (305 m).

TEMPO 1722/1804 4000 RA BKN012: Im Zeitraum zwischen dem 17.08, 22 UTC und dem 18.08, 04 UTC liegt die Sichtweite zeitweise bei 4000 m und es gibt mäßigen Regen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 1200 FT (ungefähr 365 m).

BECMG 1804/1807 29006KT BKN010: Der Wind nimmt zwischen 18.08., 04 UTC und 18.08., 07 UTC dauerhaft auf 06 KT im Mittel zu und dreht auf 290 Grad (etwa Westnordwest). Die Untergrenze der Bewölkung (wolkig bis stark bewölkt) sinkt in diesem Zeitraum auf 1000 FT (305 m) ab. BECMG (englisch für „becoming„) bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich in diesem Zeitraum der neue Zustand erst einstellt.

TEMPO 1804/1809 29012KT 2000 RADZ BKN007: Im Zeitraum zwischen dem 18.08, 04 UTC und dem 18.08, 09 UTC liegt die Sichtweite bei 2000 m und es gibt mäßigen Regen mit Sprühregen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 700 FT. Dieser Zustand wird aber nur zeitweilig erreicht.

BECMG 1809/1811 BKN015: Die Untergrenze der Bewölkung (wolkig bis stark bewölkt) steigt im Zeitraum zwischen dem 18.08., 09 UTC und dem 18.08., 11 UTC dauerhaft auf 1500 FT (457 m) an.

Auf die Änderungskriterien wurden hier nicht eingegangen, denn diese sind sehr komplex und teils schwierig zu handhaben. Dies war nur ein kleiner Ausflug in die Flugmeteorologie und speziell in die eigene Welt des TAFs. Das dargestellte Beispiel bildet einen mittelschwer zu verstehenden TAF ab. Mitunter können diese sehr kompliziert und umfangreich werden, aber jeder Pilot muss in der Lage sein, TAFs schnell entschlüsseln und verwenden zu können. Nun hofft der Verfasser, etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben, sodass Sie in Zukunft nicht mehr nur Bahnhof verstehen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.08.2024
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Halbzeitbilanz des August

Die letzten beiden Wochen waren ein bunter Mix aus warmen Hochsommertagen im Wechsel mit abkühlenden Schauern und immer wieder auch Gewitterlagen, die lokal sehr viel Regen im Gepäck hatten und damit Flüsse und Bäche teils mehr als genug gefüllt haben.

Da der Niederschlag vor allem im Moment wieder ein wichtiges Thema ist, werfen wir zunächst darauf einen Blick. In weiten Teilen Deutschlands sind über die letzten beiden Wochen aufsummiert 20 bis 45 l/m² gefallen, einige Gebiete, wie der Norden Bayerns oder auch die Zugspitze, haben eine kräftigere Dusche mit 60 bis 75 l/m² abbekommen. An den Küsten und im Nordosten Deutschlands ist es mit 10 bis 20 l/m² etwas trockener geblieben. Diese Zahlen allein sind natürlich schwer zu fassen. Im Vergleich zu dem, was in einem „üblichen“ August eigentlich zu erwarten wäre, wird das Bild aber schon viel klarer. Betrachtet man die Deutschlandkarte, liegen die Werte größtenteils im grünen Bereich. Es sind verbreitet 40 bis 60 % dessen gefallen, was im gesamten Monat zu erwarten ist, also ziemlich genau die Hälfte nach einem halben Monat. Im bereits angesprochenen nasseren Gebiet in Nordbayern und bei seinen Nachbarn in Thüringen und Sachsen ist das gesamte August-Soll mit 80 % schon bald erreicht, in Würzburg beispielsweise ist jetzt schon mehr gefallen als sonst in der doppelten Zeit zu erwarten wäre. Die Küsten sind mit bislang 10 bis 25 % tatsächlich etwas zu trocken, da kann der August noch ein wenig nacharbeiten. Und auch die Alpen können zum Teil in den nächsten beiden Wochen noch etwas Niederschlag vertragen.

Wenn der Niederschlag im Groben passt, sollte es ja mit der Sonnenscheindauer ähnlich aussehen. Und auch hier liegt der August gut im Mittel, ist sogar etwas übereifrig. Mit überwiegend 50 bis 65 % dessen, was der August bieten soll, konnten die Sonnenanbeter schon gut auf ihre Kosten kommen. Als Zeitangabe formuliert sind das fast 100 bis 150 Stunden gewesen. Auf einen Tag gerechnet sind das im Mittel also bis zu 10 Stunden Sonnenschein. Am meisten konnte der Nordosten glänzen, aber auch die Mitte Deutschlands muss sich nicht verstecken. Von der Sonne am meisten verwöhnt wurde Potsdam mit 153,5 Stunden.

Die große Sonnenausbeute lässt natürlich auch die Temperaturen nicht kalt. An den Küsten ist – wie unter maritimen Einfluss zu erwarten – das deutschlandweit niedrigste Temperaturmittel von etwa 19 Grad verzeichnet. Je weiter man nach Süden kommt, desto mehr lässt dieser Einfluss nach und die Temperaturen klettern auf 20 Grad und ganz im Süden und Südwesten sind gemittelt Temperaturen von 21 bis 22 Grad gemessen. Auch beim Blick auf die Abweichung vom langjährigen Mittel, was den Zeitraum von 1991 bis 2020 beschreibt, ist eine klare Nord-Süd-Verteilung erkennbar. Überall liegen die Temperaturen über dem Mittel, im Nordosten jedoch nur knapp mit einem halben bis einem Grad, die Mitte Deutschlands ist bereits ein bis zwei Grad wärmer und im Süden reichen die Abweichungen sogar bis zu drei Grad auf der Zugspitze. Einen großen Anteil zu den höheren Tagesmitteltemperaturen haben auch die hohen Taupunktwerte und in diesem Zusammenhang auch die Tropennächte beigetragen. Aufgrund der hohen Feuchte sind die Temperaturen nachts nicht effizient gesunken. Damit wurde so mancher Wunsch nach Abkühlung zunichte gemacht. Der Mittlere Taupunkt lag an vielen Stationen über 15 Grad, das bisherige Maximum wurde am Rhein mit 17,9 Grad verzeichnet. Der ein oder andere Taupunktrekord für August könnte dabei bis Ende des Monats fallen.

Über alles gesehen, kann man über den August bis jetzt also nicht allzu sehr schimpfen. Lassen wir uns überraschen, was in den nächsten beiden Wochen noch auf uns zu kommt und hoffen auf gleichmäßig verteilte Niederschläge, damit die Flüsse nicht überlastet werden.

M.Sc. (Meteorologin) Sonja Stöckle in Zusammenarbeit mit der Praktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.08.2024
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Der Einfluss von Saharastaubausbrüchen auf atlantische Hurrikans

Aktuell befindet sich Hurrikan ERNESTO mit einem Kerndruck von 979 Hektopascal als Kategorie 1 Hurrikan nördlich der Dominikanischen Republik. ERNESTO wird sich voraussichtlich in den nächsten Tagen zu einem starken Hurrikan der Kategorie 3 entwickeln und dabei vor der Küste der USA nach Norden abdrehen. Abgesehen von den Bermuda-Inseln erreicht der Sturm im weiteren Verlauf aber kein Land und wird sich Anfang nächster Woche in die Westwindzone im Nordatlantik eingliedern. Damit könnte ERNESTO als außertropisches Tief im weiteren Verlauf auch auf unser Wettergeschehen Einfluss nehmen und die Vorhersagen hierzulande ordentlich durcheinanderwirbeln.

Wie konnte sich Ernesto zu einem Hurrikan entwickeln?

Die Brutstätte der meisten tropischen Wirbelstürme ist der östliche Atlantik. Grundlage dafür sind häufig mesoskalige konvektive Systeme, die in Südwest-Afrika im Bereich von kleinen Trögen, den (African Easterly Waves), entstehen. Einige dieser Gewittersysteme verlagern sich auf den östlichen Atlantik und können unter günstigen Bedingungen zu einem tropischen Wirbelsturm heranwachsen. Neben einer geringen vertikalen Windscherung (Windänderung mit der Höhe) und hohen Meeresoberflächentemperaturen von über 26 Grad spielen dabei auch Ausbrüche von Saharastaub eine wichtige Rolle. Intensive Staubstürme können in der Sahara gewaltige Mengen an Aerosolen aufwirbeln und diese mit dem Nordostpassat über den Atlantik transportieren. Befindet sich nun ein tropisches Tief oder auch ein schon ausgewachsener Hurrikan über dem Atlantik wird dieser von diesen Staubausbrüchen stark beeinflusst.

DWD Der Einfluss von Saharastaubausbruechen auf atlantische Hurrikans

Durch die Absorption der kurzwelligen einfallenden Sonnenstrahlung an den Aerosolen entsteht im Bereich solcher Staubausbrüche eine stabile Schicht in der mittleren Troposphäre. Diese ist gekennzeichnet durch eine Temperaturinversion und eine sehr geringe Feuchte. Dies sind schlechte Bedingungen für die Intensivierung eines tropischen Tiefs zu einem Hurrikan, da die diffus angeordneten Gewittersysteme innerhalb des Tiefs durch verstärkte Verdunstung am Oberrand der Wolke in sich zusammenfallen. Starke Verdunstung bewirkt nämlich ein Einmischen von trockenen Luftmassen ins Innere des Gewittersystems. Dadurch wird das Energiereservoir in Form von latenten Wärmeflüssen vom Ozean abgeschnürt. Somit kann der Sturm sich trotz Meeresoberflächentemperaturen von über 26 Grad und einer hohen Feuchte in unteren Schichten nicht weiterentwickeln.

Hat sich jedoch bereits ein ausgewachsener Hurrikan mit einer klaren symmetrischen Struktur und einem ausgewachsenen Auge entwickelt sieht die Sache etwas anders aus. Neue Studien zeigen, dass sich in diesem Fall der Effekt der Verdunstung im oberen Teil des Sturms aufgrund der starken Aufwinde in Grenzen hält. Gleichzeitig befinden sich eine deutlich höhere Anzahl an Staubaerosolen in den Wolken. Dieser Partikel können als zusätzliche Eiskeime fungieren. Dadurch werden bei der Sublimation von Eis zu Wasserdampf größere Mengen an latenter Wärme freigesetzt was den ausgewachsenen Hurrikan zusätzlich verstärken kann.

DWD Der Einfluss von Saharastaubausbruechen auf atlantische Hurrikans

Damit hat der Ausbruch von großen Mengen an Saharastaub einen negativen Einfluss auf die Intensivierung von tropischen Tiefs oder schwachen tropischen Wirbelstürmen mit einer diffusen Struktur. Bei einem ausgewachsenen Hurrikan kann dies allerdings zum gegenteiligen Effekt führen und den Sturm sogar weiter beleben.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2024
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Wassertemperaturen

Während viele Urlauber ihre freie Zeit im Sommer gerne an der Nord- oder Ostsee verbringen, fahren andere lieber in den wärmeren Mittelmeerraum. Doch nicht nur das Navi weist in entgegengesetzte Richtungen, sondern auch die Werte auf dem Thermometer liegen weit auseinander. Sowohl die Lufttemperaturen an den beiden Küstenregionen stehen in starkem Kontrast zueinander als auch die Wassertemperaturen. An den deutschen Küsten und bei unseren Nachbarn im Norden ist es mit Tageshöchsttemperaturen von gut 20 Grad recht angenehm sommerlich warm, in den Mittelmeerländern herrschen hingegen verbreitet heiße 35 bis 40 Grad. Wo man im Norden noch ein erfrischendes Bad bei 20 Grad genießen kann, fühlt es sich im Süden mit nahezu 30 Grad eher an, wie in der Badewanne. Dazwischen lassen sich die Temperaturen an der europäischen Atlantikküste einordnen. Die Lufttemperaturen liegen in ähnlichen Bereichen wie in Norddeutschland, das Wasser hat etwas wärmere 21 bis 24 Grad zu bieten. Doch woran liegen diese Unterschiede?

Das Mittelmeer liegt etwa 15 Breitengrade weiter südlich, als die Randmeere des Nordatlantiks, was einen spürbaren Unterschied ausmacht, in Hinblick auf die Menge der einfallenden Sonnenstrahlung. Dadurch kann sich die Erdoberfläche dort mehr aufheizen und insbesondere die dunkle Meeresoberfläche absorbiert viel der wärmenden Energie. Wenn die Sonne in den Sommermonaten weiter nach Norden wandert, erreicht ihre wärmende Kraft unsere Breiten erst etwas später als die Mittelmeerregion. Dort wird also bereits eher die Heizung angeschmissen. Die hohe Wärmekapazität des Wassers, sprich seine Fähigkeit, Wärme zu speichern, hat zwei Effekte zur Folge: Zwar ist zuerst viel Energie nötig, es dauert also lange, bis es sich erwärmt hat, wenn es aber soweit ist, kann die Temperatur auch lange gehalten und die Umgebung beheizt werden. So hat das Mittelmeer der Nord- und Ostsee gegenüber einen Vorsprung, wenn es darum geht, Wärme zu sammeln – und den können die beiden auch über den Sommer nicht aufholen.

Das Mittelmeer ist ein Binnenmeer, sodass der Austausch mit anderen Wassermassen erschwert ist und das erwärmte Wasser sich in der „XXL-Badewanne“ hält. Einen kleinen Abfluss in den Atlantik gibt es durch die Straße von Gibraltar. Eigentlich würde man nun erwarten, dass das Wasser durch seine hohe Temperatur leichter ist und sich an der Oberfläche auf den Weg in den weiten Ozean machen würde. Das Mittelmeerwasser ist aber zusätzlich ziemlich salzig, was es wiederum schwerer macht. Dadurch verlässt es seine Kinderstube in größeren Tiefen und beeinflusst die Temperatur des Oberflächenwassers im Ostatlantik nicht.

Obwohl beispielsweise Spanien und Portugal auf einem ähnlichen Breitengrad liegen, also ähnlich von der Sonne verwöhnt werden, wie das Mittelmeer, liegt das Temperaturniveau deutlich niedriger. Das liegt an einem größeren Strömungssystem im Atlantik, das im Westen warmes Wasser in Richtung Nordpol transportiert und im Gegenzug kälteres Wasser am Ostrand wieder zum Äquator bringt. Vor der europäischen Atlantikküste übernimmt diese Rolle der Kanarenstrom, der neben dem kühlen Wasser aus Norden auch Reste des warmen Wassers aus dem Golfstrom mit sich führt und damit für beständige Temperaturen in seinem Einzugsgebiet sorgt. Außerdem findet durch die vielfältigen Strömungen mehr Durchmischung mit tieferem und damit kälterem Wasser statt. Dadurch wird das erwärmte Oberflächenwasser hinunter gemischt.

Wenn man also bei der Urlaubsplanung die Wassertemperaturen an einigen Küsten Europas vergleicht, sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

DWD Wassertemperaturen

Christina Kagel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2024
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„Hundsmäßig“ heiß mit „Wasserbomben“-Gewittern

Am Donnerstag, den 15. August 2024 sind bereits sieben Wochen seit dem „Siebenschläfertag“ am 27. Juni 2024 vergangen. Der Siebenschläfertag ist einer der meteorologischen Lostage. Damit einher geht bekanntlich die alljährliche Fragestellung, ob das Wetter am Siebenschläfertag Aufschluss über das Wetter der darauffolgenden sieben Wochen geben kann.

Das Wetter von sieben Wochen kann man tatsächlich aber nicht am Wetter eines einzelnen Tages festmachen. Vielmehr muss eher der Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli als Kriterium herangezogen werden. Grundsätzlich besteht für großräumige Wetterlagen in diesem Zeitraum eine Erhaltungstendenz über mehrere Wochen. Bezieht man die Regel des Siebenschläfertages also nicht auf einen einzelnen Tag, sondern auf den genannten Zeitraum, dann bewahrheitet sich diese Regel in etwa zwei von drei Jahren.

Der Siebenschläfertag gehört zu den Singularitäten, also den Witterungsregelfällen in der Meteorologie. Andere bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter.

Das Resümee im  lautete: „Würde man die Siebenschläfer-Regel wortwörtlich nehmen, würden uns also sieben schwül-heiße Wochen mit wahren „Wasserbomben“ an Gewittern bevorstehen.“

In den letzten knapp sieben Wochen traf dies in der Form so nicht unbedingt durchgängig zu. Mit den Gewittern hatten die Warnmeteorologen, die Feuerwehren, usw. definitiv allerhand zu tun. Der Fokus lag bei den Gewittern tatsächlich auch sehr häufig auf dem Starkregen, die „Wasserbomben“ treffen also durchaus zu. Bei den Hitzetagen sah es subjektiv betrachtet allerdings nicht überbordend aus, was die bestätigt. Beispielhaft kamen beim Spitzenreiter Bad Muskau bis einschließlich des gestrigen Montags zwar gerade einmal vier Hitzetage hinzu. Damit wurde aber sogar bereits ein Hitzetag mehr als im langjährigen Mittel zwischen 1991 und 2020 verzeichnet.

In Waghäusel-Kirrlach kamen bis zum 08.08.2024 sieben weitere Hitzetage hinzu. Dies änderte sich seit dem vergangenen Freitag. Seit dem gestrigen Montag werden nun verbreitet Höchstwerte von mehr als 30 Grad erreicht. Die Hitze erreicht nun am heutigen Dienstag ihren Höhepunkt. Ganz lokal sind auch bis zu 37 Grad möglich. Außen vor bleiben nur das Küstenumfeld und der äußerste Nordosten, die die 30 Grad (wenn auch teils nur um wenige Kelvin) verpassen. Sommerwetter vom feinsten mag man meinen. Allerdings kam seit Sonntag, spätestens aber seit dem gestrigen Montag aus Südwesten zunehmend Feuchtigkeit ins Spiel, was das Ganze allmählich unangenehm schwül werden lässt. Zudem kühlt es in den Nächten besonders in den Ballungszentren nicht mehr ab und an erholsamen Schlaf ist aufgrund mangelnder Durchlüftung der Wohnungen und Häuser nicht mehr zu denken.

Zu der Hitze passend befinden wir uns momentan in der Zeit der „Hundstage“. Diese erstrecken sich gemäß vielen Kalendern und Büchern vom 23. Juli bis zum 23. August. Namensgebend für die Hundstage ist das Sternbild „Großer Hund“ und hängt mit dem heliakischen Aufgang des Sterns „Sirius“ zusammen. Der Begriff der Hundstage dient im allgemeinen Sprachgebrauch der Benennung der heißesten Tage des Jahres.

Um noch einmal auf Gewitter zu sprechen zu kommen: Diese beenden nun ab dem heutigen Dienstag langsam, aber stetig diese Phase schwül-heißen Wetters. Und wieder ist insbesondere der Starkregen im Fokus. Die ein oder andere (schwere) Sturmbö und auch Hagel können zwar lokal auftreten, aber der Wassergehalt der Atmosphäre in Kombination mit der geringen Zuggeschwindigkeit deutet wieder auf wahre „Wasserbomben“ hin. Davon betroffen sind am heutigen Dienstag ausgehend von den Mittelgebirgen der Süden und der Westen Deutschlands.

DWD Hundsmaessig heiss mit Wasserbomben Gewittern

Am morgigen Mittwoch weitet sich die Gewittertätigkeit dann ausgehend vom Westen und Nordwesten im Tagesverlauf über die Mitte ostwärts aus. Außen vor bleibt zunächst der Nordosten. In der Nacht zum Donnerstag kommt die Gewittertätigkeit dann auch dort an, wobei die Unwettergefahr aber allmählich nachlassen soll. Nachfolgend beruhigt sich die Lage dann von Westen weitestgehend.

DWD Hundsmaessig heiss mit Wasserbomben Gewittern 1

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2024
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Von Feuchtigkeit und Hitze

Derzeit leidet Deutschland unter einer Hitzewelle. Dabei mag sich die Eine oder der Andere stirnrunzelnd fragen, ob es sich bei Tageshöchstwerten von 30 bis 37 Grad nicht nur um einen „normalen“ Sommertag handelt. Immerhin kann die Temperatur im August sogar auf Werte um 40 Grad ansteigen. Ist es also übertrieben, vor einer starken oder gar einer extremen Wärmebelastung zu warnen?

DWD Von Feuchtigkeit und Hitze

Dazu muss man wissen, dass in Wettervorhersagen üblicherweise zwar nur die Lufttemperatur angegeben wird. Das Temperaturempfinden des Menschen entspricht jedoch der vorherrschenden Lufttemperatur nur, wenn man sich mit der Temperatur angemessener Kleidung bei mittlerer Luftfeuchtigkeit und Windstille langsam im Schatten bewegt. In der Sonne und bei hohem Wasserdampfgehalt der Luft empfindet man die Temperatur als höher, bei Wind – besonders im Winter – als geringer. Es spielt also nicht nur die Lufttemperatur eine Rolle beim Einfluss der Hitze auf den menschlichen Organismus. Auch die Feuchte der Luft und die Luftbewegungen sollten nicht vernachlässigt werden. Allerdings ist die Frage „Wie feucht ist die Luft?“ gar nicht so leicht zu beantworten. Das liegt daran, dass man sich zuerst einmal darauf festlegen muss, welches Maß man zur Betrachtung der Feuchte auswählt.

So ist unter anderem die relative Feuchte (relative Luftfeuchtigkeit) eine sehr gebräuchliche (und vielleicht die am häufigsten verwendete) Größe zur Angabe des Feuchtegehalts der Atmosphäre. Sie gibt das Verhältnis zwischen der tatsächlich in der Luft befindlichen Wasserdampfmenge und der bei denselben Bedingungen maximal möglichen an. Ist die Luft gesättigt, kann sie also keinen zusätzlichen Wasserdampf mehr aufnehmen, so beträgt die relative Feuchte 100 Prozent. Problematisch bei dieser Größe ist vor allem, dass die Menge des Wasserdampfs, den die Atmosphäre aufnehmen kann, vom Druck und der Temperatur abhängig ist. Mit anderen Worten: Bei Druck- und Temperaturänderungen schwankt der Wert der relativen Feuchte auch dann, wenn die Menge des Wasserdampfs in der Atmosphäre gleich bleibt. Dabei gilt insbesondere, dass die relative Feuchte steigt, wenn die Temperatur sinkt. So liegt die relative Feuchte derzeit tagsüber bei 40 bis 60 Prozent, in den Nächten dagegen bei 80 bis 100 Prozent.

Will man stattdessen Aussagen zur absoluten Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre machen, so eignet sich für eine solche Betrachtung die sogenannte Taupunkttemperatur (kurz: der Taupunkt). Damit wird die Temperatur beschrieben, auf die man ein Luftpaket (ein kleines abgeschlossenes Luftvolumen) abkühlen muss, damit die relative Feuchte 100 Prozent beträgt. Sie liefert ein Maß für die absolute Feuchte in der Luft, ist nicht temperaturabhängig und es gilt, dass die Luft umso feuchter ist, je höher die Taupunkttemperatur liegt. Am heutigen Montag und in den Folgetagen bewegt sich die Taupunkttemperatur insbesondere in der Südwesthälfte regional bei Werten von über 20 Grad.

Nun lassen diese Feuchtemaße jedoch keinen unmittelbaren Rückschluss auf die Auswirkungen der Hitze auf den menschlichen Organismus zu. Hier bedient man sich der sogenannten „Gefühlten Temperatur“. Dabei handelt es sich um eine künstliche Größe, die das Temperaturempfinden eines Menschen beschreibt. Zur Berechnung der Gefühlten Temperatur setzt der DWD das sogenannte „Klima-Michel-Modell“ ein. Hier werden atmosphärische Bedingungen mit dem Energieumsatz eines Modellmenschen, dem Klima-Michel, beim Gehen mit konstanter Geschwindigkeit von 4 km/h verknüpft. Michel ist übrigens männlich, 35 Jahre alt, 1.75 Meter groß und 75 Kilogramm schwer. Seine Bekleidung passt er dem Sommerwetter so an, dass er nach Möglichkeit Behaglichkeit empfindet. Die daraus resultierende Gefühlte Temperatur steigt unter sommerlichen Bedingungen viel schneller als die Lufttemperatur an. Ist es jedoch kühl bei schwachem bis mäßigem Wind, kann sie auch unter die Lufttemperatur absinken.

DWD Von Feuchtigkeit und Hitze 1

Am heutigen Montag (12.08.2024) liegt die Gefühlte Temperatur im äußersten Südwesten bei bis zu 40 Grad und breitet sich am morgigen Dienstag weiter nordostwärts aus. Einzig der äußerste Nordosten sowie einige Küstenregionen sind dann bei Gefühlten Temperaturen von unter 30 Grad von der Hitze verschont. Am Mittwoch werden „nur noch“ Gefühlte Temperaturen von bis zu 37 Grad erreicht, dennoch muss weiterhin von einer starken Wärmebelastung ausgegangen werden. Erst am Donnerstag entspannt sich die Situation in weiten Teilen Deutschlands, wobei die Subtropikluft im Süden Deutschlands voraussichtlich nicht vollständig ausgeräumt wird.

Und wann wird nun vor einer „starken Wärmebelastung“ gewarnt? Dies geschieht, wenn die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Schwellenwert von 32 Grad Celsius überschreitet. Dieser Schwellenwert kann aber aufgrund eines Akklimatisationseffektes bei Ereignissen im Frühsommer etwas niedriger und im Hochsommer etwas höher liegen. Als weiteres Kriterium einer Warnung wird die nächtliche Temperatur von Innenräumen herangezogen. Denn bleibt die Nacht zu warm, verschlechtert sich die Schlafqualität. Durch diese zusätzliche Belastung wird die Hitze tagsüber schlechter verkraftet. Überschreitet die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38 Grad Celsius, so wird vor einer „extremen Wärmebelastung“ gewarnt. Weitere Informationen zum Thema Hitze sowie die aktuellen Hitzewarnungen finden Sie unter.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.08.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Hitze entgegen

Hochdruckgebiet MASCHAL sorgt am heutigen Sonntag und auch zu Beginn der neuen Woche für oft sonniges Wetter. Dabei strömt aus dem Süden warme Luft ins Land. Diejenigen, die noch Ferien haben, freuen sich jetzt über eine hochsommerliche Phase. Vor allem an den deutschen Küsten sorgen die erwarteten Sommertage für gute Laune. Für gesundheitlich vorbelastete und ältere Menschen steht allerdings eine unruhige Zeit bevor.

DWD Der Hitze entgegen 1

In der neuen Woche nimmt der Tiefdruckeinfluss aus Westen zu und die Feuchtezufuhr steigt. Die Luft wird zunehmend als schwül empfunden. Auch die Nächte bieten immer weniger Abkühlung. Die Temperatur sinkt vor allem in Ballungsgebieten nicht mehr unter 20 Grad. Damit ist keine ausreichende Erholung nachts gegeben und die Wärmebelastung steigt zusätzlich.

DWD Der Hitze entgegen 2

Um der Hitze entgegenzuwirken, gibt es jede Menge Tipps. Grundsätzlich sollte man die große Hitze während der Nachmittagsstunden meiden und Tätigkeiten, wenn es denn geht, in die Morgen- und späten Abendstunden verlegen. Ein feuchtes Tuch im Nacken oder um Arme und Beine kann den Körper kühlen. Auch kühlende Bäder für Arme oder Füße lindern die Hitze. Ein leichter Luftzug kann für Entspannung sorgen. Es muss auch nicht immer ein Ventilator sein, ein Handfächer schafft oft schon Abhilfe und lässt sich überall mit hinnehmen. Zudem sollten Sie mehr trinken als gewöhnlich, um den Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen auszugleichen. Beim Essen sollten Sie auf leichte, aber auch salzhaltige Kost achten. Denn beim Schwitzen gehen dem Körper wichtige Mineralstoffe verloren. Tragen Sie luftige Kleidung. Sie lässt die Haut atmen und sorgt für Luftzirkulation, die wiederum durch Verdunstung für Abkühlung sorgt.

Besonderes Augenmerk bei Hitze und Sonne sollte auf dem Kopf liegen. Er beherbergt unsere „Schaltzentrale“. Ohne die geht nichts oder nicht mehr richtig. Bedecken Sie den Kopf, schützen Sie ihn vor direkter Sonne. Suchen Sie draußen schattige Plätze. Vermeiden Sie aufgeheizte Betonflächen. Ein Bummel durch ein klimatisiertes Einkaufszentrum oder der Gang in die Kirche verschafft sowohl Bewegung als auch Abkühlung.

Für die Wohnung gilt: Kühl halten. Nutzen Sie wenn möglich nordwärts ausgerichtete Räume. Lassen Sie die Sonne die Räume nicht zusätzlich aufheizen. Verdunkeln Sie, wenn möglich, von außen. So staut sich die Wärme nicht zwischen Fenster und Gardine im Innenraum. Lüften Sie ausreichend, nicht nur nachts. Sorgen Sie für Durchzug oder mindestens einen Luftzug. Ein Ventilator kann die Luft zwar nicht kühlen, er sorgt aber dafür, dass Feuchtigkeit auf Ihrer Haut verdunstet und ein kühles Gefühl zurückbleibt.

Das Umweltbundesamt hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst Broschüren zum Umgang mit Hitze herausgegeben. Auch das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe geben Verhaltenstipps. Eine Sammlung verschiedener Quellen finden Sie auf www.hitzewarnungen.de.

Man sollte aus der Vielzahl an möglichen Abhilfen die für sich geeigneten heraussuchen. Nicht alles muss umgesetzt werden. Und wie sooft gilt auch bei Hitze: Achten Sie auf Ihre Nächsten. Bieten Sie Hilfe an oder fragen Sie danach.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2024
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„Borkum-Twins“ und „Wykinger“

Am späten Vormittag des vergangenen Donnerstags (08.08.2024) erreichte die Tornadoexpertengruppe des DWD ein beeindruckendes Video aus Borkum, auf dem zwei, nur wenige Meter breite Wasserhosen kurz nacheinander vom Watt über den Strand auf die Promenade zogen und sich rasch wieder auflösten (bei Interesse durch entsprechende Sucheingabe im Netz leicht zu finden). Dabei wurden Strandkörbe durch die Gegend gewirbelt und Stühle auf der Promenade förmlich in die Höhe katapultiert. Glücklicherweise soll es keine Verletzten gegeben haben, obwohl zu dem Zeitpunkt schon einige Leute am Strand unterwegs waren. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn einer der durch die Luft gewirbelten Strandkörbe einen Menschen getroffen hätte.

Die Tornados wurden gemäß der internationalen Fujitaskala (kurz: IF) als IF0 und IF0.5 eingestuft und damit im untersten beziehungsweise schwächsten Bereich der bis IF5 reichenden Skala. Die Einordnung erfolgt anhand der aufgetretenen Schäden, die anschließend eine Abschätzung der aufgetretenen Windgeschwindigkeit erlaubt. Diese liegt bei einem IF0-Tornado in der Größenordnung von etwa 90 km/h. Bei einem IF0.5 sind es bereits rund 120 km/h, womit man sich im Orkanbereich bewegt. Das relativiert dann schnell das Wörtchen „schwach“ im Zusammenhang mit den „Borkum-Twins“, auch wenn man von starken Tornados erst ab der Stufe IF2 spricht (um 220 km/h). Nur der Vollständigkeit halber: Bei einem IF5 bewegt man sich in Geschwindigkeitsbereichen deutlich jenseits von 400 km/h. Näheres zur IF-Skala finden Sie im

DWD Borkum Twins und Wykinger

Die beiden Tornados entstanden über dem rund 21 Grad warmem Nordseewasser im Zusammenhang mit einer Schauerlinie, die gegen 10 Uhr über Borkum ostwärts hinweg zog. Auch in Wyk auf Föhr kam es vormittags zu zwei Wasserhosen (Stärke IF0.5). Die beiden „Wykinger“ zogen ebenfalls auf den Strand und wehten dort Strandkörbe um. Zwei weitere Verdachtsfälle wurden zudem vor Langeoog gemeldet. Ob die beiden Wirbel aber ebenfalls den Boden beziehungsweise das Wasser erreichten, ist bisher nicht bekannt. Damit gab es in diesem Jahr bisher 27 Tornados in Deutschland, wobei der August im Mittel der Wasserhosenmonat schlechthin ist. Über 40 % der Wasserhosen treten durchschnittlich im August auf. Mehr zum Jahresgang der Tornadoaktivität in Deutschland und generell zur bisherigen Bilanz finden Sie im.

Wie Sie sicherlich schon gemerkt haben, zählen Wasserhosen zur Familie der Tornados und können damit auch als Tornado bezeichnet werden. Genaugenommen zählen Wasserhosen zu den sogenannten Typ-2-Tornados. Diese entwickeln sich an einer Schauer- oder Gewitterzelle im Umfeld geringer Geschwindigkeitsscherung, das heißt, die Windgeschwindigkeit darf mit der Höhe allenfalls nur schwach zunehmen. Zusätzlich benötigt man einen hohen vertikalen Temperaturgradienten, die Temperatur muss also mit der Höhe stark abnehmen. Entwickelt sich nun in Bodennähe noch ein konvergentes Windfeld (Bereich in dem die Luft zusammenströmt), wird die Luft gezwungen, aufzusteigen, was zur Bildung eines Tornados führen kann. Alle Bedingungen waren bei den jüngsten Fällen über der Nordsee gegeben: Rund 21 Grad warmes Wasser gepaart mit höhenkalter Luft, dazu ein mit Durchgang der Schauerlinie sprunghaft von Südwest auf West bis Nordwest drehender Wind.

Unter einem Typ-1-Tornado versteht man dagegen den „klassischen“ Tornado, der sich an der Unterseite einer rotierenden Schauer- oder Gewitterzelle bildet. Dafür ist vor allem eine hohe Windscherung, also eine starke Zunahme und Drehung des Windes mit der Höhe notwendig. Ist die bodennahe Luft nun noch sehr feucht und die Wolkenuntergrenze niedrig, sind alle Bedingungen für die Entwicklung eines Tornados gegeben.

Borkum Twins und Wykinger

Auch wenn Typ-2-Tornados in der Regel schwächer als ihre Typ-1-Kollegen sind, sind sie trotzdem gefährlich, wie man besonders auf Borkum gesehen hat. Im Jahresmittel treten in Deutschland übrigens 45 Tornados auf. Mit bisher 27 Stück liegen wir dabei derzeit voll im Soll. Sicherlich wird noch der ein oder andere Tornado dazukommen, sei es als Neuentwicklung oder durch die nachträgliche Bestätigung einer der zahlreichen, noch nicht näher untersuchten Verdachtsfälle. Die Chancen auf ein mindestens durchschnittliches Tornadojahr stehen also nicht schlecht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.08.2024
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Hochsommer gibt Gas – länger trockene und sonnige Periode Fehlanzeige, aber für den CSD in Frankfurt und Olympia in Paris scheint die Sonne!

Diesen Sommer haben es stabile Hochdruckwetterlagen eher schwer. Normalerweise waren in den vergangenen Jahren immer wieder längere sonnige und trockene Witterungsabschnitte typisch für die Sommermonate. Doch in diesem Jahr überwiegt bisher meist unbeständiges und nur kurzzeitig hochsommerlich, heißes Wetter.

In den kommenden Tagen klopft mal wieder der Hochsommer an und versucht ganz Deutschland zu dominieren. Doch insgesamt hat es Hoch LEANDER zunächst schwer sich gegen die steuernden Tiefs OTTILIE zwischen Island und Schottland sowie NICOLE zwischen Island und Spitzbergen durchzusetzen. Dieser Tiefdruckkomplex induziert vom Nordostatlantik über die Britischen Inseln hinweg bis in die Nordsee und nach Dänemark eine teils kräftige westliche bis nordwestliche Strömung, mit der wiederholt Tiefausläufer und Randtiefs ostwärts geschoben werden. Somit kann LEANDER anfangs nur in der Südhälfte wirken und die Sonne strahlen lassen. Der Norden wird dagegen weiter von den Tiefausläufern überquert oder gestreift, sodass dort der unbeständige Wettercharakter anhält.

DWD Hochsommer gibt Gas – laenger trockene und sonnige Periode Fehlanzeige aber fuer den CSD in Frankfurt und Olympia in Paris scheint die Sonne

Am Samstag heißt es auch wieder „Gude Frankfurt“, die Hessen und Gäste aus aller Welt kommen zum Christopher Street Day (CSD) zusammen. Die Demonstrationsparade soll mehr Respekt und Akzeptanz für Homosexuelle und queere Minderheiten schaffen. Ihr Name erinnert an den ersten öffentlich gewordenen Protest gegen Polizeiwillkür in den USA, genauer in der New Yorker Christopher Street, am 28. Juni 1969. Auch der Deutsche Wetterdienst möchte mit der Wettervorhersage für den CSD ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Auch über Frankfurt putzt das Hoch LEANDER den Himmel nahezu frei von Wolken, sodass einem sonnigen und trockenem Tag voller guter Laune und ausgelassener Stimmung nichts im Weg steht. Allerdings lässt die Sonne bei nur einer leichten Brise das Quecksilber im Thermometer ordentlich steigen und hievt es wohl über die 30 Grad Marke. Was sich nach perfektem Sommerwetter anhört, kann insbesondere in Ballungszentren mit vielen Menschen schnell auch für den Körper belastend werden, also an Sonnenschutz und genügend Flüssigkeit denken.

Ab Sonntag kann Hoch LEANDER seinen Einflussbereich bis zur Nord- und Ostsee ausweiten und auch dort die Regenwolken überwiegend vertreiben. Wer glaubt, das Hoch LEANDER nun den Durchbruch für eine länger anhaltende, sonnige und trockene Hochsommerepisode bringt, wird enttäuscht. Denn bis Montag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt nach Skandinavien und ins östliche Mitteleuropa. Somit gelangt der Südwesten und Westen langsam wieder in den Einflussbereich von tieferem Luftdruck, der sich von den Britischen Inseln und Frankreich nähert und von Süden und Südwesten eine volle Ladung Feuchte im Gepäck hat. Durch den fehlenden Schutz des Hochs kommen zunächst auch mit Hilfe des Berglandes die vertikalen Umlagerungen wieder in Gang, sodass am Montag im Südwesten schon wieder erste Schauer und Gewitter auf dem Programm stehen könnten. In der Nacht zum Dienstag sollen die Schauer und Gewitter zwar weitgehend zusammenfallen, doch die Wolken lösen sich nur langsam auf. Somit ist in der Südwesthälfte die nächtliche Ausstrahlung limitiert, was vom Niederrhein bis zum Hochrhein sowie allgemein in den Ballungsräumen südwestlich von Weser und Werra wohl zu tropischen Nächten über 20 Grad sorgen wird.

Einen besonderen Blick müssen wir am Wochenende auch wieder gen Paris richten. Nachdem sich dort sowie an weiteren Orten in Frankreich und der Südsee in den vergangenen zwei Wochen Sportler aus aller Welt in verschiedenen Disziplinen gemessen haben, gehen am Sonntagabend die Olympischen Sommerspiele in Paris mit einer Abschlussfeier zu Ende. Wie bei uns sorgt LEANDER auch in Frankreich am Wochenende für Sommerwetter, bei dem die Wolken gegenüber der Sonne deutlich im Nachteil sind. Somit kann die Sonne auch in der Olympiastadt die Temperaturen auf rund 33 Grad klettern lassen. Für die Feier am Abend wird sich die Luft zwar wieder etwas abkühlen, mit rund 27 Grad bleibt es aber warm. Somit nehmen die Olympischen nach einem regenreichen Start ein strahlendes Ende.

Am Dienstag und am Mittwoch sind hierzulande dann wohl erneut starke, teils unwetterartige Gewitter Trumpf. Aus dem sonnigen und trocken-heißem Hochsommerwetter wird dann schnell eine schwül-heiße und unangenehme Wettersuppe, die den Körper leiden lässt. Entsprechend sollten sich die Hitzewarnungen, die sich am morgigen Samstag nur auf die Ober- und Hochrheinregion beschränken, bis Dienstag nahezu über das gesamte Land ausbreiten und regional sogar hochgestuft werden. In diesem Sinne vermeiden Sie nach Möglichkeit die Hitze, trinken Sie ausreichend Wasser und halten sie sich in kühleren Innenräumen auf.

Ab Donnerstag sagen die hießen Temperaturen voraussichtlich wieder ade. Der Trend beschreibt schließlich wieder, den für diesen Sommer typischen, unbeständigen und mäßig warmen bis warmen Wettercharakter.

Dipl. Met. Lars Kirchhübel mit Praktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2024
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