Langeweile? Nicht beim Wetter!

Die derzeitigen Protagonisten auf der Wetterkarte lauten FRANK und NADINE. Diese zwei Druckgebilde sind für das Wettergeschehen in Deutschland verantwortlich. Während Hoch FRANK über Südwesteuropa liegt, hat es sich Tief NADINE über Nordeuropa bequem gemacht. Daraus resultiert eine stramme westliche Strömung, mit der feuchte, aber auch ungewöhnlich milde Atlantikluft herangeführt wird.

DWD Langeweile Nicht beim Wetter

Die erste Geige im Wetterorchester spielt dabei der Wind, denn zeit- und gebietsweise drohen bis ins Flachland stürmische Böen aus westlicher Richtung. Dabei kristallisieren sich mehrere Höhepunkte bei der Windentwicklung heraus. Am heutigen Samstag werden vor allem im Norden und Osten steife Böen um 60 km/h (Bft 7) erwartet. Vor allem in Küstennähe sind stürmische Böen bis 70 km/h (Bft 8) möglich. In der Nacht zum Sonntag nimmt der Wind dann wieder ab.

Am Sonntag treten im Tagesverlauf nahezu im ganzen Land bis in tiefe Lagen steife, lokal stürmische Böen auf. Im höheren Bergland und an der Küste sind schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) mit von der Partie. Etwas schwächer präsentiert sich der Wind lediglich in den Niederungen im Südwesten. Ein erster Höhepunkt in der Windentwicklung ist in der Nacht zum Montag zu erwarten. Dann stehen in einem breiten Streifen von der Nordsee bis zum Erzgebirge bis ins Tiefland stürmische Böen, teils auch Sturmböen um 75 km/h (Bft 9) auf der Agenda. Geschuldet ist dies einer Gradientverschärfung zwischen dem Hoch über Südwesteuropa und tiefem Luftdruck über Nordeuropa. Nordöstlich und südöstlich des Streifens ist der Wind schwächer unterwegs.

DWD Langeweile Nicht beim Wetter 1

Zum Start in die neue Woche bleibt uns das windige, teils stürmische Wetter erhalten. Auch am Montag werden die stärksten Böen (Bft 7-8) in einem Streifen diagonal vom Nordwesten bis nach Sachsen erwartet. Am Dienstag ist voraussichtlich in der gesamten Nordhälfte mit steifen Böen oder stürmischen Böen zu rechnen. Prinzipiell gilt für alle Tage, dass im höheren Bergland und zeitweise an der Küste schwere Sturmböen auftreten.

 

DWD Langeweile Nicht beim Wetter 2

Für Anfang Februar ist dieses windige Wetter jedoch nicht ungewöhnlich. Eher ungewöhnlich sind die sehr milden Temperaturen. Oftmals werden, mit Ausnahme des Nordostens, Höchstwerte jenseits der 10-Grad-Marke erwartet. Nachts bleibt es, bis auf ganz wenige Ausnahmen im Süden, meist frostfrei. Vor allem am Montag sind im Alpenvorland Höchstwerte um 17 Grad nicht ausgeschlossen.

DWD Langeweile Nicht beim Wetter 3

Neben viel Wind und milden Temperaturen wird es in einigen Regionen ziemlich nass. Bis Wochenmitte fallen in der Nordhälfte verbreitet 10 bis 30, gebietsweise um 50 l/qm. Vor allem in den Weststaulagen der Bergländer sind noch höhere Niederschlagssummen möglich. Deutlich weniger Regen fällt im Süden und Südwesten. Dort liegt die akkumulierte Niederschlagsmenge außerhalb des Berglandes größtenteils bei 5 bis 15 l/qm.

DWD Langeweile Nicht beim Wetter 4

Ob der Winter ab dem kommenden Wochenende nochmals ein Comeback wagt, muss abgewartet werden. Gewisse Anzeichen dafür gibt es in den Modellberechnungen jedoch bereits. Bis dahin heißt es aber, Gummistiefel und wasser- sowie winddichte Klamotten an und raus an die frische Luft, denn es gibt bekanntlich ja kein schlechtes Wetter.

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Januar 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Januar 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 4,3 °C +1,8 Grad
2 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 4,1 °C +2,4 Grad
3 Norderney Niedersachsen 3,9 °C +2,3 Grad

Besonders kalte Orte im Januar 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen -2,7 °C +1,9 Grad
2 Reit im Winkl Bayern -2,3 °C +1,3 Grad
3 Carlsfeld Sachsen -2,1 °C +1,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 289,3 l/m² 148 %
2 Bernau-Goldbach Baden-Württemberg 269,6 l/m² 136 %
3 Todtmoos Baden-Württemberg 261,4 l/m² 124 %

Besonders trockene Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Quedlinburg Sachsen-Anhalt 21,4 l/m² 95 %
2 Bad Lauchstädt Sachsen-Anhalt 23,6 l/m² 94 %
3 Stuttgart-Echterdingen Baden-Württemberg 23,9 l/m² 55 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 München-Stadt Bayern 103 Stunden 157 %
2 Memmingen Bayern 102 Stunden 125 %
3 Wielenbach Bayern 102 Stunden 182 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Greifswald Mecklenburg-Vorpommern 39 Stunden 90 %
2 Trollenhagen Mecklenburg-Vorpommern 43 Stunden 96 %
3 Grambow-Schwennenz Mecklenburg-Vorpommern 44 Stunden 128 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
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Wo ist der Winter?

Was macht eigentlich der Winter? Seit der letzten großräumigen Glatteislage am 17. Januar und nachfolgender Kältephase bis zum Wochenende des 20./21. Januars hat er sich doch still und leise hierzulande verabschiedet (so wir denn die leichten Nachtfröste vor allem in der Südhälfte mal ausklammern beziehungsweise unter „handelsüblich“ vernachlässigen). Dabei steht doch gerade jetzt statistisch gesehen die kälteste Zeit des Jahres bevor (siehe auch ). Tja Pustekuchen, denn so viel sei vorab schon verraten, es geht auch in den kommenden Tagen mild weiter.

DWD Wo ist der Winter

 

Ein Blick über die Ländergrenzen hinaus verrät, dass hochwinterliche Luftmassen in Europa derzeit so gut wie gar nicht anzutreffen sind. Über Teilen Skandinaviens liegt anfangs noch eine seichte Kaltluftschicht (Tiefstwerte vergangenen Nacht in Mittelschweden teils unter -20 Grad). Diese wird aber in den nächsten Stunden durch die sich zu einem gewaltigen Orkantief aufplusternde „MARGRIT“ mit Spitzenböen an der Norwegischen Küste über 150 km/h, lokal sogar bis an die 200 km/h, ausgeräumt und durch mildere Meeresluft ersetzt. Auch in Russland muss man schon Richtung Sibirien wechseln, um für Ende Januar angemessene Temperaturen im deutlich zweistelligen Minusbereich zu finden.
Die Abbildung 1 zeigt eindrücklich, dass am morgigen Donnerstag nahezu europaweit positive Höchsttemperaturen zu erwarten sind. Im portugiesischen Lissabon steigt das Quecksilber gar auf frühsommerliche 22 Grad. Das ist dort klimatologisch betrachtet eher Ende April/Anfang Mai zu erwarten. Aktuell müsste man eher von rund 15 Grad ausgehen. Selbst in Skandinavien und Russland, wo aktuell in weiten Teilen noch reichlich Schnee liegt (siehe Abbildung 2), setzt flächendeckendes Tauwetter ein. Woher soll’s also kommen?

DWD Wo ist der Winter 1

Bei uns werden die kommenden Tage durch eine Hochdruckrandlage bestimmt. So etabliert sich über der Biskaya zwar das kräftige Hoch FRANK, es beschert aber lediglich dem äußersten Süden Deutschlands freundliches und trockenes Wetter. Sonst fließt mit einer westlichen Strömung am Nordrand des Hochs doch sehr feuchte Atlantikluft in weite Landesteile, die vielfach zu trübem Wetter mit zeitweiligem Nieselregen führt. Letztlich also mehr Herbst- als Winterfeeling. Auch bei den Temperaturen tut sich vorerst wenig, selbst die Nächte bleiben weitestgehend frostfrei.

DWD Wo ist der Winter

Gibt es nun noch Hoffnung für die Winterfans? Bis etwa Mitte Februar stehen die Zeichen erst mal auf mild. Allenfalls Richtung Ostseeküste könnte aus Skandinavien vorübergehend mal ein Schwall kälterer Luft zu uns gelangen, wobei selbst das kaum durchweg für Schnee und Frost reichen dürfte. Aber, und das ist ein Hoffnungsschimmer, zumindest ausgehend von Lappland und Nordwestrussland kann sich die Kaltluft allmählich regenerieren und wieder etwas Boden nach Süden gutmachen. Ob sich im Anschluss erste zarte Anzeichen für ein (vorerst letztes?) Wintercomeback verfestigen, wird sich in den nächsten Tagen konkretisieren. Es wäre gerade noch rechtzeitig, bevor der Sonnenstand mit rasch ansteigendem Einfallswinkel gerade tagsüber jedwede Winterfreude ruck zuck zunichtemacht. Im März oder gar April braucht das schließlich kein Mensch mehr, oder?

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Januar läuft zum Finale zur Hochform auf!

Ein Blick auf das Barometer zeigt momentan in vielen Teilen Deutschlands Luftdruckwerte von über 1035 Hektopascal. Gestern Abend im Süden teils sogar um 1040 Hektopascal. Verantwortlich hierfür ist das kräftige Hochdruckgebiet ENNO, welches am Samstag mit seinem Zentrum über Süddeutschland lag. Zu Wochenbeginn verlagert sich ENNO mit seinem Zentrum allmählich nach Osteuropa. Sein Einfluss reicht aber nach wie vor bis nach Deutschland. Lediglich im Nordwesten des Landes zeigt sich das Wetter im Wochenverlauf nicht ganz lupenrein. Aktuell sorgt das Hochdruckgebiet häufig für Sonnenschein. Doch das ist nicht immer der Fall. Gerade im Herbst und Winter bilden sich unter einem Hochdruckgebiet bei windschwachen Bedingungen in der feuchten bodennahen Grundschicht über Nacht häufig dichte Nebelfelder aus. Diese lösen sich dann tagsüber in den Niederungen teils nur zaghaft auf. Teils bleibt es bei anhaltenden Hochdruckwetter über Tage dauerhaft trüb. Anfällig dafür sind vor allem einige windgeschützte Flussniederungen wie die Donau oder Teile des Rheins. Aber auch am Bodensee hält sich Nebel häufig äußerst zäh. In einigen Fällen kann bei so einer Lage in den Niederungen aus der dichten Stratusbewölkung Sprühregen oder Schneegriesel fallen. In seltenen Fällen sogar gefrierender Sprühregen mit erhöhter Glättegefahr .

DWD Der Januar laeuft zum Finale zur Hochform auf 2

Ein zweites Merkmal einer Hochdrucklage im Winter ist eine Temperaturinversion. Diese tritt aktuell auch vor allem im Westen Deutschlands auf (siehe Abbildung 1). Besonders markant ist diese im Winterhalbjahr bei einer antizyklonalen Südwestlage. Dabei strömt in der Höhe milde Luft aus dem südwestlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, während die bodennahe Schicht aufgrund der negativen Strahlungsbilanz immer weiter auskühlen kann. Ist der Wind zu schwach, um für ausreichend Durchmischung zu sorgen, kann sich unter Umständen über Tage eine markante Inversion ausbilden. Diese wird vor allem tagsüber dann oftmals noch verstärkt durch dichte Nebelfelder in den Niederungen und reichlich Sonnenschein oberhalb der Inversionsschicht. Verstärkt wird die bodennahe Auskühlung in den Nächten zudem auch in einigen Fällen von einer geschlossenen Schneedecke. Im Winterhalbjahr werden somit häufig die höchsten Temperaturen bei dieser Wetterlage auf den Gipfeln oder bei leichtem Wind durch Föhneffekte im Lee einiger Mittelgebirge beobachtet. Die niedrigsten Maximaltemperaturen werden dagegen häufig bei Nebel in den Flussniederungen gemessen.

Aber auch im Sommerhalbjahr treten unter Hochdruckeinfluss nicht immer auch hohe Temperaturen auf. Entscheidend ist dabei die Lage des Hochdruckgebietes. Liegt dieses mit seinem Zentrum über dem östlichen Nordatlantik, gelangt Deutschland in eine nördliche Strömung und vor allem in den Nächten kann es dann sehr kühl werden.

Wie gestaltet sich die aktuelle Hochdrucklage in den nächsten Tagen?

Da sich Hoch ENNO zu Wochenbeginn allmählich nach Osten verlagert, wird der Weg frei für sehr milde Luftmassen aus Südwesteuropa. Diese können sich allerdings trotz etwas auffrischendem Südwestwind nur stellenweise bis zum Boden durchsetzen. So werden die höchsten Temperaturen zu Wochenbeginn in den höheren Lagen der südwestlichen Mittelgebirge sowie im Lee von Eifel und Sauerland durch leichte Föhneffekte erwartet. Dort sind vorfrühlingshafte 15 Grad möglich. In den Niederungen im Süden und ist der Südwestwind schwächer, sodass sich dort die bodennahe Kaltluft aufgrund fehlender Durchmischung halten kann. Somit bleibt es dort deutlich kühler. Teilweise werden nur Höchstwerte von 4 Grad erwartet. In den Nächten tritt dort zudem verbreitet leichter bis mäßiger Frost auf.

DWD Der Januar laeuft zum Finale zur Hochform auf 3

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die erste Hälfte ist schon vorbei

Mit dem gestrigen 26. Januar sind bereits 57 Tage des diesmal 91 Tage andauernden meteorologischen Winters 2023/2024 vorüber. Dabei lag das Gebietsmittel der Temperatur in dieser Periode unter dem Strich bisher bei rund 1,9 Grad Celsius (°C) und damit 1,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung 0,4 Grad.

Der Winter ist daher nach jetzigem Stand bisher zu mild verlaufen und auch die kommenden Tage versprechen kaum winterliches Ambiente in Deutschland. Eher streben die Höchsttemperaturen wieder zweistellige Werte an. Zusammen mit dem vielerorts vermehrt auftretenden Sonnenschein könnte damit ein Hauch von Frühling entstehen – und das mitten im Hochwinter!

Der Hochwinter ist die Phase von Anfang Januar bis Mitte Februar. Die im Mittel kältesten Tage liegen üblicherweise zwischen dem 17. Januar und dem 1. Februar. Die Mitteltemperaturen betragen dann zwischen -0,36 und 0,29 Grad (berechnet aus Stationsdaten des „Climate Data Center“ (CDC) des Deutschen Wetterdienstes. Der kälteste Tag ist im Durchschnitt der 26. Januar mit -0,36 Grad. Eine zweite kalte Periode gibt es häufig vom 13. bis zum 15. Februar mit Mitteltemperaturen von -0,09 bis 0,14 Grad.

DWD Die erste Haelfte ist schon vorbei

Der Winter 2023/2024 brachte bis zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich milde Phasen mit überdurchschnittlichen Temperaturen hervor, es gab aber auch kältere Phasen. Diese traten Anfang Dezember und Mitte Januar auf, wie sich gut an der roten Kurve in Bild 1 erkennen lässt. In diesen Phasen lagen die Mitteltemperaturen teilweise sogar im negativen Bereich, mit einem Minimum von -6,31 Grad am 9. Januar 2024.

Schaut man auf die Kurven der maximalen Tageshöchsttemperaturen, so wurden in Deutschland an allen Tagen im Winter schon einmal 15 Grad und mehr registriert. Am wärmsten war es an einem 26. Februar mit fast unglaublichen 24,5 Grad, womit die Schwelle zu einem meteorologischen Sommertag (Tageshöchsttemperatur 25 Grad oder mehr) fast überschritten wurde. Dieser hohe Wert wurde übrigens an der Station Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) im Jahre 1900 erreicht, an dem Tag meldeten umgebende Stationen ebenfalls meist über 20 Grad.

DWD Die erste Haelfte ist schon vorbei 1

In diesem Winter ordneten sich die maximalen Tageshöchsttemperaturen in Deutschland häufig zwischen 10 und 15 Grad ein. In den kälteren Phasen Anfang Dezember und Mitte Januar sanken die Werte auf 2 bis 7 Grad. Ein deutschlandweiter Eistag wurde damit verfehlt. Dafür wurde an einem Tag eine neue maximale Höchsttemperatur gemessen: am 24. Januar 2024 stieg die Temperatur im bayerischen Piding auf 17,8 Grad, womit der bisherige Rekord von 17,5 Grad vom 24. Januar 1990 in Bad Reichenhall (ebenfalls Bayern) abgelöst wurde.

Ob der Winter im Februar noch einmal zurückschlagen kann, bleibt abzuwarten. Potenzial dafür ist vorhanden, wie die Auswertungen der Mitteltemperatur in der Vergangenheit in Abb. 1 zeigen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.01.2024
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Eisstau – Überflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ende Dezember 2023 sowie Anfang des neuen Jahres war es bei uns in Mitteleuropa ungewöhnlich mild und es regnete länger andauernd. Im Thema des Tages vom 18. Januar 2024 wurde auf diese milde und feuchte Witterungsperiode näher eingegangen und der hydro-klimatologische Bericht vorgestellt (siehe ). Als sich die Witterung Anfang Januar umstellte und in Deutschland eisige Frostnächte vorhergesagt wurden, erreichten uns zahlreiche Anfragen, wie sich der Frost auf das Hochwasser in Teilen Deutschlands auswirken würde. Im Zuge dessen wurden Erinnerungen an lang zurückliegende Winter wach, in denen Eisstaus auf Flüssen bei uns in Deutschland mit Beginn einer milden Witterungsphase zu Überflutungen führten (siehe ).

Gefriert das Wasser eines Flusses im Winter und steht zum Ende der Jahreszeit die warme Witterung bevor, steigt die Gefahr für Eisstau und das Risiko für Überflutungen in der Umgebung. Eisstaus entstehen, wenn die Eismassen in einem Fluss dessen Transportkapazität übersteigen. Der Prozess beginnt, wenn ein Fluss in strengen Wintern komplett von einer dicken Eisschicht überzogen wird. Das von Ufer zu Ufer reichende Eis wächst weiter und kann Tage, Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Natürlich verändert es sich mit jeder Wetteränderung, dehnt sich aus oder schmilzt.

Durch folgende Prozesse bricht diese massive Eisschicht im Verlauf des Winters/Frühlings auf und die Eisschmelze setzt ein: Zum einen sorgen steigende Temperaturen und die zunehmende solare Einstrahlung dafür, dass das Eis zu tauen beginnt. Zum anderen lassen aufkommender Regen sowie Schneeschmelze den Wasserstand steigen, was wiederum Druck auf das Eis ausübt und zu einem Aufbrechen der Eisfläche führt.

Manchmal taut das Eis durch längere Wärmeperioden nur allmählich, bricht auf, fließt ab und stellt für das Flusssystem sowie die Infrastruktur keine größere Gefahr dar. Zuweilen kann es aber auch passieren, dass die Eisschmelze weniger organisiert erfolgt. Dann kann es zum sogenannten „Eisstau“ kommen. Eisschollen türmen sich im Fluss und an den Ufern auf und es kommt nicht selten zu Überflutungen in der näheren Umgebung.

Wie genau passiert diese unorganisierte Eisschmelze?

Wenn das Eis zu schmelzen beginnt, bricht es in große Schollen auf und bewegt sich mit dem fließenden Wasser flussabwärts. Es kann über die Ufer treten, wodurch sich die Eismenge im Fluss verringert. Gelangt es aber an Engstellen im Fluss, wie einer Flussbiegung, stößt es an Brückenpfeiler oder rutscht es über sehr flache Stellen des Gewässers mit geringem Gefälle, können die Eisschollen verkanten, dadurch ihre Geschwindigkeit verringern und letztlich sogar komplett stoppen. Das Wasser fließt hingegen weiter und transportiert weitere Eisschollen, die sich dann nach und nach zurückstauen. Findet das Wasser im Flussbett keinen Weg mehr unter dem Eis hindurch und an den Eisschollen vorbei, staut es sich flussaufwärts und ergießt sich über das angrenzende Land. Dies führt schlussendlich zu Hochwasser im Fluss und kann in schwerwiegenden Überschwemmungen in der Umgebung münden, da Wasser, Eis und Geröll aus dem Flussbett verdrängt werden.

DWD Eisstau Ueberflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ein Eisstau kann sich nur durch Abschmelzen oder durch genug Druck aufgrund steigender Wasserpegel auflösen. Bis das Eis nicht komplett abgeschmolzen ist, kann ein Eisstau jedoch immer wieder entstehen. Setzt sich das aufgestaute Eis beim Abtauen sehr plötzlich in Bewegung, ist die Gefahr einer aufkommenden Flutwelle recht groß. Dass es beim Auflösen eines Eisstaus nur kaum oder gar keine Auswirkungen gibt, ist aber ebenfalls durchaus möglich.

Eisstaus kommen bei uns in Deutschland selten vor. Die Winter sind oft zu mild. In Kanada oder den USA hingegen sind Eisstaus mit Überschwemmungen im Winter häufiger an der Tagesordnung, wie jüngst in kleinerem Umfang nahe Florence, Colorado/USA (siehe ).

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2024
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Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser

Ende des Jahres 2023 kam es in einigen Regionen Deutschlands zu länger anhaltenden und wiederholten Niederschlägen, meist in Form von Regen. Vor allem in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt fielen vom 19. Dezember 2023 bis 05.Januar 2024 teils mehr als die üblichen Niederschlagsmengen für Dezember und Januar. Zwar wurden keine Allzeitrekorde gebrochen, aufgrund der Ausdehnung der Niederschläge und der ungewöhnlich langen Andauer waren aber etliche Regionen über längere Zeit überschwemmt. In einigen Ortschaften wurden Dämme errichtet, um über die Ufer tretende Flüsse aufzuhalten.

Neben der ausführlichen Betrachtung der Wetterlage, die von Tiefdruckgebieten geprägt war, gibt es in der Ausarbeitung (Link siehe unten) auch etliche Mess- und Beobachtungswerte sowie Vergleiche zu anderen Wetterlagen und Regenperioden. Auch auf die Wiederkehrzeit der Ereignisse, also ihre Häufigkeit in der Historie und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, wird eingegangen. Dabei wurden in kurzer Zeitspanne (7 Tage) lokal hundertjährige Wiederkehrzeiten berechnet.

DWD Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser

Ob der Klimawandel für das Hochwasser verantwortlich ist, lässt sich nicht abschließend klären. Fakt ist, dass wärmere Oberflächentemperaturen und Meere zu mehr Feuchtigkeit in der Luft führen. Diese Feuchtigkeit macht sich dann im Niederschlag bemerkbar, der in entsprechend größerer Menge fallen kann. Statistisch betrachtet haben die Niederschläge im Zeitraum von 1882 bis 2023 in den Wintermonaten stark zugenommen. In den Sommermonaten lässt sich hingegen keine statistische Signifikanz finden.

DWD Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser 1

Abschließend gibt es in der hydro-klimatologischen Einordnung noch eine Betrachtung des europäischen Wetters im gleichen Zeitraum. Denn nicht nur in Deutschland gab es überdurchschnittlich viel Regen, auch zum Beispiel in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz kam es im Dezember zu ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen.

Aktuell herrscht in Deutschland zunehmend Winterwetter und Hochwasser ist vielerorts kein Thema mehr. Allerdings setzt sich in der neuen Woche aus Südwesten wieder milde und feuchte Luft durch. Damit kommen wieder mehr Regenfälle auf und an kleineren Flüssen kann sich aufgrund der noch gesättigten Böden kleines Hochwasser einstellen.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2024
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Wie sich der 12. Januar in der Vergangenheit von seiner kalten Seite zeigte

In Anlehnung an die Themenreihe „Der Einfluss von Wetter und Klima auf die Menschheitsgeschichte“ (Links zu den beiden bisherigen Teilen siehe unten) geht es heute um den „Schoolchildren’s Blizzard„.

Dieser Schneesturm fegte am 12. Januar 1888 über die US-amerikanischen Bundesstaaten der nordamerikanischen Great Plains und jährt sich am heutigen Freitag somit zum 135. Mal. Er forderte mindestens 200 Todesopfer, wobei die genaue Zahl eher höher liegen dürfte, da viele Menschen noch in den darauffolgenden Wochen an den Folgen ihrer Erfrierungen starben. Unter den Opfern waren viele Schulkinder, was dann auch letztendlich namensgebend für den Schneesturm war. Entweder wurden sie zu Beginn des Schneesturms von den Lehrern nach Hause geschickt oder sie harrten teils unzureichend bekleidet in den schlecht gedämmten Schulgebäuden aus, wo häufig das Heizmaterial ausging.

Bereits wenige Tage zuvor wehte ein Schneesturm über das Land. Der 12. Januar begann hingegen mild und sonnig. Viele Schulkinder wurden daher wieder zur Schule geschickt und die Farmer verrichteten liegengebliebene Arbeiten im Freien. Sie wussten nicht, dass am 11. Januar im Bereich von Alberta (Kanada) ein Bodentief entstanden war. Dieses war nach Montana und nachfolgend in den Nordosten von Colorado gezogen und hatte sich dabei verstärkt. Am 12. Januar gegen 15 Uhr erreichte es den Südosten von Nebraska und gegen 23 Uhr schließlich den Südwesten von Wisconsin. Dessen Warmfront führte zu den milden Bedingungen am Morgen. Der Schneesturm wurde dann durch das Zusammentreffen der (arktischen) Kaltfront mit einer warmen und feuchten Luft aus dem Golf von Mexiko ausgelöst. Die Temperaturen rasten binnen weniger Stunden in den Keller. Es wird davon berichtet, dass auch -40 Grad gemessen werden konnten.

Nachfolgend gab es viele Augenzeugenberichte, wie schnell und wie heftig der Schneesturm aufzog. Ein Augenzeuge beschrieb das Szenario beispielsweise mit großen Baumwollballen, die heranrollten. Sergeant Samuell Glenn, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einem Flachdach befand, schilderte, dass „die Luft etwa eine Minute lang völlig unbewegt und die Stimmen und Geräusche von der Straße unten wirkten, als drängen sie aus großer Tiefe herauf“. Zudem sei die Luft binnen kürzester Zeit „mit Schnee so fein wie gesiebtes Mehl gefüllt“ gewesen und man hätte selbst Gegenstände in nächster Nähe nicht mehr gesehen. Viele berichteten, dass dem Sturm ein lautes Geräusch verglichen mit einem herannahenden Zug vorausging. Dies kann möglicherweise damit erklärt werden, dass mit den ersten Böen bereits liegender Schnee nach oben gerissen wurde. Die Sichtweiten waren binnen kürzester Zeit stark reduziert, sodass die Orientierung sofort verloren ging. So wurde beispielsweise eine erfrorene Frau nicht weit entfernt von ihrer Haustür aufgefunden, die den Haustürschlüssel noch in der Hand hatte.

Dieses Ereignis wurde später auch in Literatur, Kunst und Musik aufgegriffen. In dem 1986 veröffentlichten Gedichtband „The Blizzard Voices“ erinnert Ted Kooser an zahlreiche Einzelschicksale. Ein halbabstraktes Wandmosaik im Nebraska-State-Capitol-Gebäude erzählt die Geschichte einer Lehrerin, die ihre Schüler mit einer Wäscheleine zusammenband und sicher durch den Sturm führte. Dieses Mosaik soll die Lehrerin Minnie Mae Freeman Penney darstellen, die als eine Heldin dieses Ereignisses gilt, da sie mehrere Kinder rettete. Ihr zu Ehren wurde ein Lied gewidmet.

Nur zwei Monate später wurden die Oststaaten von einem weiteren schweren Schneesturm heimgesucht. Dieser Schneesturm ging als der „Große Blizzard“ von 1888 in die Geschichte ein.

Kalt war es auch am 12. Januar 1987 im schweizerischen La Brévine, aber es herrschten immerhin keine solchen stürmischen Verhältnisse. Dieser Ort liegt im Neuenburger Jura im nahezu komplett abgeschlossenen Vallée de la Brévine. An diesem Tag wurden dort -41,8 Grad gemeldet, was den Kälterekord an einem bewohnten Ort in der Schweiz darstellt. Im Winter sammelt sich die kalte Luft in diesem Tal und kann in Strahlungsnächten (kaum Wolken bei schwachen Windverhältnissen) besonders gut weiter auskühlen. Aufgrund der Tatsache, dass dabei nicht selten Temperaturen von -30 Grad oder weniger erreicht werden, wird dieser Ort auch als „Sibirien der Schweiz“ bezeichnet.

Zum Thema „Kälte“ soll nicht unerwähnt bleiben, dass am morgigen Samstag in Großbritannien das „Fest des Hilarius von Poitiers“ begangen wird. Dieses Fest wird auch als der „kälteste Tag des Jahres“ gefeiert. Die Zusammenhänge sind da schnell erzählt: Der 13. Januar ist der Gedenktag für besagten Bischof und Kirchenlehrer und aus Großbritannien finden sich einige historische Berichte, die ein eisiges Temperaturniveau rund um dieses Datum dokumentieren.

Kalt war es in den letzten Tagen auch hier in Deutschland. So meldete beispielsweise die Station Bad Berka (Flugplatz) bis einschließlich der Nacht zum gestrigen Donnerstag in drei aufeinanderfolgenden Nächten eine Tiefsttemperatur von weniger als -15 Grad. Frostige Nächte gibt es gebietsweise zwar auch weiterhin, zweistellige Minusgrade werden aber allenfalls noch direkt an den Alpen erreicht.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.01.2024
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Das Strahlungsjahr 2023

Im Jahr 2023 wurde in Deutschland eine mittlere Jahressumme der Globalstrahlung von 1.144 kWh/m² erreicht. Mit diesem Wert reiht sich das vergangene Jahr in die Liste der zehn strahlungsreichsten Jahre seit Beginn der zuverlässigen Datenverfügbarkeit 1983 auf Platz 6 ein. Das Jahr 2022 bleibt in dieser Rangfolge mit 1.227 kWh/m² der Spitzenreiter, gefolgt von 2018 mit 1.207 kWh/m² und 2003 mit 1.197 kWh/m². Die strahlungsärmsten Jahre waren 1987 mit 950 kWh/m² und 1984 mit 970 kWh/m².

DWD Das Strahlungsjahr 2023

Die räumliche Verteilung der Globalstrahlung in Deutschland zeigt Abbildung 1. Deutlich erkennbar ist die Zunahme der Globalstrahlung von Nordwesten in Richtung Süden. Dabei wurden die niedrigsten Werte im Sauerland und an der Wesermündung mit 1.021 bis 1.040 kWh/m² erreicht. Die höchsten Strahlungssummen zeigten sich an der Grenze zu Frankreich mit bis zu 1.288 kWh/m² gefolgt von der Bodenseeregion sowie der Gebiete südlich der Donau mit 1.261 bis 1.280 kWh/m². Mit Ausnahme des Nordwestens wurde der Dekadenmittelwert von 1.114 kWh/m² aus dem Zeitraum 2011 bis 2020 deutschlandweit übertroffen.

DWD Das Strahlungsjahr 2023 1

In der Abbildung 2 sind die mittleren Jahressummen der Globalstrahlung zwischen 1983 und 2023 aufgetragen (blaue Punkte). Dabei ist ein eindeutiger Aufwärtstrend von 3,6 kWh/m² pro Jahr (blaue Trendlinie) seit 1983 zu erkennen. Die Zunahme wird zusätzlich durch die Dekadenmittel (orange Linien) verdeutlicht, wobei der Zeitraum 1983 – 1990 wegen der Vereinfachung ebenfalls als Dekade eingezeichnet wurde, auch wenn es sich hierbei nur um 7 statt 10 Jahre handelt. Lag die mittlere Globalstrahlungssumme pro Jahr anfangs noch bei 1.014 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- (1983 – 2000), so fällt sie in der letzten Dekade um 100 kWh/m² höher aus. Das Jahr 2023 (rechter blauer Punkt nahe der blau eingefärbten Trendlinie) liegt 30 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- über dem Mittelwert von 1.114 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- der Dekade 2011 bis 2020. Vom 30-jährigen Mittel 1.086 kWh/m² des Zeitraums 1991 bis 2020 weicht die 2023er Jahressumme um 58 kWh/m² ab. Bereits mit Ablauf des Monats Oktober wurde dieser Mittelwert um ca. 17 kWh/m² überschritten (Summe von Januar bis Oktober 2023: 1.103 kWh/m²).

DWD Das Strahlungsjahr 2023 2

Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Monatssummen der Globalstrahlung (orange Balken) für das Jahr 2023 im Vergleich zu den mittleren Monatssummen des Zeitraumes 1991 – 2020 (schwarze Punkte). Erwartungsgemäß steigt der Strahlungsgewinn im Jahresverlauf bis zum Monat Juni an, um dann wieder abzunehmen. Dabei stechen die Monatssummen von Juni und September im Jahr 2023 hervor, da sie deutlich über der mittleren Monatssumme liegen. Mit 199 kWh/m² wurde im Juni der dritthöchste Monatswert seit Beginn der Messungen erreicht. Höhere Werte gab es lediglich im Juni 2016 mit 200 kWh/m² sowie im Juli 2006 mit 203 kWh/m². Die Strahlungssumme im September hat mit 124 kWh/m² den bisherigen Spitzenwert von 112 kWh/m² aus dem Jahr 2012 getoppt. Höhere Monatssummen als im langjährigen Mittel wurden außerdem in den Monaten Februar, Mai, Juli und Oktober registriert. Die restlichen Monate verzeichneten ein Strahlungsdefizit, wobei im Januar lediglich im Jahr 1983 weniger Strahlung empfangen wurde als 2023. Die deutschlandweite Verteilung der Globalstrahlung des Jahres 2023 entspricht überwiegend der mittleren Verteilung des 30-jährigen Zeitraums von 1991 bis 2020 (Globalstrahlungskarten zum Download finden sie).

Dipl.-Meteorologin Annett Püschel in Zusammenarbeit mit MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Auf den Spuren eisiger Kälte

Auch heute Morgen war bei häufig mäßig bis strengem Frost auf dem Weg zur Arbeit erstmal Frieren angesagt. In den östlichen Mittelgebirgen wurden sogar Tiefstwerte von unter -15 Grad gemessen. Grund dafür ist ein Hochdruckgebiet über Schottland, welches mit einer nordöstlichen Strömung kalte Festlandsluft aus Nordosteuropa nach Deutschland führt. Auch in den kommenden Nächten gibt es im Osten und in einigen Mittelgebirgstälern erneut strengen Frost von deutlich unter -10 Grad.

Diese Temperaturen sind für unsere Breiten in der aktuellen Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Ganz anders schaute das Ganze vor einigen Tagen in Skandinavien aus. Dort wurden teils sogar unter -40 Grad gemessen (siehe Abbildung 1). Die Station Enontekio registrierte am Mittwochmorgen sogar eisige -44,3 Grad. Damit wurde dort die tiefste Temperatur seit Januar 1999 verzeichnet. Verantwortlich für die große Kälte war ein kräftiges Kältehoch, dass aufgrund der stark negativen Strahlungsbilanz und windschwachen Bedingungen für eine markante bodennahe Auskühlung über Skandinavien sorgte.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte

Welche Bedingungen müssen nun gegeben sein für große Kälte bei uns in Deutschland?
Zunächst einmal ist dabei die passende Wetterlage entscheidend. Idealerweise liegt dabei ein kräftiges, blockierendes Hochdruckgebiet über Nordwest/Nordeuropa, das sich bis in das Nordpolarmeer erstreckt. Auf seiner Rückseite kann nun mit östlichen Winden über den Landweg eisige Luft polaren Ursprungs über Osteuropa nach Mitteleuropa strömen. Für besonders kalte Nächte ist zudem der Hochdruck über Nordeuropa ausgeprägter und das Mittelmeertief nur schwach. Dadurch ergeben sich nur geringe Druckunterschiede und wenig Wind. In den windstillen Nächten kann sich somit die eingeflossene arktische Luftmasse über den Schneeflächen noch weiter auskühlen, sodass Temperaturen im Bereich der Rekorde möglich sind. Ein Beispiel hierfür ist die Wetterlage aus dem Jahre 1956, an die sich vermutlich nur noch die älteren Leser erinnern werden. Etliche Allzeitrekorde wurden damals vor allem in der Südhälfte Deutschlands registriert. So meldete die Station in der Münchner Innenstadt am 10. Februar 1956 -25,4 Grad Celsius. Zudem lag damals in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas eine geschlossene Schneedecke. Über den Schneeflächen konnte sich die Luftmasse noch stärker abkühlen. Am Alpenrand und in einigen Mittelgebirgstallagen wurden deshalb sogar Tiefstwerte von unter -30 Grad verzeichnet.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte 1

Im Vergleich dazu kann die aktuelle Witterung noch als mild bezeichnet werden. Aktuell haben wir allerdings eine zumindest ähnliche Wetterlage. Im meteorologischen Fachjargon spricht man dabei von einer antizyklonalen Nordostlage. Hierbei kommen die Luftmassen von Nordosten und dabei dominiert der antizyklonale Einfluss in Form eines kräftigen Hochdruckgebietes über Nordeuropa. An der Südostflanke des Hochs strömt kalte Festlandsluft arktischen Ursprungs nach Deutschland. Im Vergleich zur Wetterlage von Februar 1956 reicht die Hochdruckzone allerdings nicht bis weit ins Nordpolarmeer, sodass die Luftmassen von Ostskandinavien und Nordwestrussland einströmen und nicht direkt vom Nordpolarmeer. Außerdem fehlt momentan über Mittel- und Osteuropa gebietsweise auch eine geschlossene Schneedecke und die Luftdruckunterschiede zwischen dem Hoch über Schottland und dem tiefen Luftdruck über dem Mittelmeerraum sind recht markant. Dadurch weht aktuell ein mäßiger bis frischer Nordostwind. Deshalb fällt die aktuelle Kälte insgesamt deutlich moderater aus und wir liegen recht weit entfernt von neuen Temperaturrekorden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst