Die Hurrikansaison 2024: Eine Bilanzierung

Erneut ist die alljährliche Hurrikansaison zu Ende gegangen und medial war doch das ein oder andere Exemplar besonders bei schadensträchtigen Landgängen präsent. Auch wir haben an dieser Stelle immer wieder über einzelne Hurrikans berichtet. Im Frühjahr legten der staatliche Wetterdienst Nordamerikas, die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), sowie diverse wissenschaftliche Institutionen ihre Prognosen für die Saison 2024 vor. Die Prognosen gingen generell von einer überdurchschnittlichen Wirbelsturmsaison auf dem Nordatlantik aus . Vor allem die außergewöhnlich hohen Meerestemperaturen des tropischen Atlantiks und die geringere Windscherung im Zuge von La Niña wurden als fördernde Faktoren benannt. Zur Einordnung: Eine durchschnittliche Saison bringt 14 benannte Stürme (ab einer mittleren Windgeschwindigkeit von 62 km/h), sieben Hurrikans (ab 119 km/h) und drei schwere Hurrikans (ab 178 km/h) hervor (siehe Tabelle in Abbildung 1).

DWD Die Hurrikansaison 2024 Eine Bilanzierung 1

Die diversen Prognoseszenarien sollten in der Endabrechnung auch recht behalten (siehe unterste Zeile der Tabelle in Abbildung 1). Die atlantische Hurrikansaison zeichnete sich dementsprechend durch eine überdurchschnittliche Aktivität aus. Insgesamt wurden im Atlantikbecken 18 benannte Stürme registriert. Elf davon wuchsen zu Hurrikans heran und fünf davon wiederum entwickelten sich zu schweren Hurrikans. Die diesjährige Saison war die erste seit 2019, in der sich mehrere Hurrikans der Kategorie 5 in derselben Saison bildeten: BERYL und MILTON. Fünf der Wirbelstürme landeten auf dem US-amerikanischen Festland an, wobei zwei dabei die Einstufung als schwerer Hurrikan (Kategorie 3 oder höher) führten. Zusätzlich hatte die Saison statistisch gesehen die höchste akkumulierte Energie der Zyklone (ACE – accumulated cyclone energy) seit 2020 mit einem Wert von 161,6 Einheiten. Abbildung 2 veranschaulicht die Zugbahnen inklusive des Intensitätsverlaufs aller tropischen Stürme und Hurrikans der Saison.

DWD Die Hurrikansaison 2024 Eine Bilanzierung

Der saisonale Verlauf lässt sich wie folgt bilanzieren: Der Auftakt ließ zunächst etwas auf sich warten. Das erste System, der Tropensturm ALBERTO, entwickelte sich am 19. Juni und war damit der späteste erstgenannte Sturm seit 2014. Dieser bildete aber den Start für eine recht aktive erste Phase bis Anfang Juli. Nachfolgend verliefen die Sommermonate Juli und August bis über die klimatologische Hochsaison Anfang September hinweg verhältnismäßig ruhig. Es werden mehrere mögliche Faktoren in Betracht gezogen, die zu der Flaute in der Hochsaison beigetragen haben könnten. So schufen etwa besonders intensive Winde und Regenfälle über Westafrika ein Umfeld, welches für die Entwicklung von Stürmen weniger günstig war. Die ruhige Phase wiederum wurde schlussendlich von einem rekordverdächtigen Sprint ab Ende September abgelöst. In nackten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass sich zwölf benannte Systeme nach dem klimatologischen Höhepunkt der Saison entwickelten. Ab dem 25. September bis in den November hinein entwickelten sich sogar sieben Hurrikans im Atlantik – so viele wie noch nie in diesem Zeitraum.

In Summe war die atlantische Hurrikansaison 2024 leider auch eine der verheerendsten. Insgesamt 400 Todesopfer waren zu beklagen und mit Schäden in Höhe von mehr als 227 Milliarden US-Dollar war es die zweitteuerste Saison der Geschichte.

Und noch weitere Besonderheiten sind zu erwähnen. Drei der Hurrikans lassen sich in die Kategorie „Die Rekordbrecher“ einsortieren. Da wäre zuallererst Hurrikan BERYL zu nennen. Dieser war der früheste registrierte Hurrikan der Kategorie 5 im Atlantikbecken. Er verursachte erhebliche Sturmfluten in Teilen von Texas und Louisiana, nachdem er in der Nähe von Matagorda (Texas) als Sturm der Kategorie 1 an Land gegangen war.

DWD Die Hurrikansaison 2024 Eine Bilanzierung

Vom Buchstaben B zu H und in die zweite aktive Wirbelstumphase. Hurrikan HELENE traf am 26. September als Sturm der Kategorie 4 an der Golfküste Floridas auf Land (siehe Abbildung 3). Der Sturm verursachte katastrophale Überschwemmungen in den südlichen Appalachen, weitreichende Windschäden von der Golfküste bis zu den Bergen von North Carolina und Sturmfluten in Teilen des westlichen Floridas. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass HELENE der tödlichste Hurrikan auf dem amerikanischen Festland seit KATRINA im Jahr 2005 war, mit mehr als 150 direkten Todesopfern. Die meisten Todesopfer waren dabei in North und South Carolina zu beklagen.

An dritter Stelle bleibt Hurrikan MILTON zu erwähnen. Dieser traf am 9. Oktober als Kategorie 3 Sturm in der Nähe von Siesta Key (Florida) auf Land und löste einen Tornado Outbreak aus, der 46 Tornados erzeugte. Zudem kam es zu sintflutartigen Regenfällen und örtlichen Überschwemmungen bei Gesamtniederschlagsmengen von 250 bis 450 mm (teils auch mehr), wovon ein Großteil in nur wenigen Stunden fiel. MILTON verursachte darüber hinaus eine zerstörerische Sturmflut zwischen Siesta Key und Fort Myers Beach an der südwestlichen Golfküste Floridas. Zudem wies MILTON zuvor über dem Golf von Mexiko eine der schnellsten Intensivierungsraten auf, die je beobachtet wurden. Eine Zunahme der Windgeschwindigkeit um 145 Kilometer pro Stunde (90 Meilen pro Stunde) wurde zwischen den 6. und 7. Oktober innerhalb von 24 Stunden registriert.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schwere Arbeitsbedingungen für den Nikolaus – für das Christkind auch?

Regen, Schnee, Sturm – aktuell ist beim Wetter in Deutschland viel geboten! Schwere Arbeitsbedingungen also für den Nikolaus, vor allem auch, weil der Regen klar den größeren Anteil des heutigen Niederschlags einnimmt. Auch über das Wochenende hinweg bleibt es sehr unbeständig und windig. Grund ist eine regelrechte „Tiefdruckparty“ über Deutschland. Naja, von „Party“ zu sprechen, ist vielleicht etwas übertrieben, da in den kommenden Tagen eigentlich immer nur ein Tief unsere Tanzbühne betritt. Gemeint ist schlichtweg, dass der Tiefdruckeinfluss zumindest einmal bis Anfang nächster Woche anhält. Die Hauptprotagonisten dabei heißen am heutigen Freitag WILHELMINE und am Wochenende XAVERIA (international auch unter DARRAGH bekannt).

Schnee konnte und kann der Nikolaus vergangene Nacht und heute also, wenn überhaupt, nur im (zumeist höheren) Bergland antreffen. In der Folge dürfte er beim Herausschreiten aus dem Walde nur den Wenigsten unter uns ausgerichtet haben, dass es sehr weihnachtet. Da stellt sich natürlich schnell die Frage, ob es das Christkind in Sachen Schnee etwas besser haben wird. Und tatsächlich mehren sich bei uns im Deutschen Wetterdienst die Anfragen hinsichtlich der Chance auf weiße Weihnachten.

Wer hier nun auf eine konkrete Ansage wartet, ob es dieses Jahr weiße Weihnachten gibt, oder nicht, den muss der Autor leider enttäuschen. Denn auch für das Weihnachtswetter gelten die Grenzen der Vorhersagbarkeit. Was man allerdings durchaus machen kann, ist eine Einschätzung zu geben, wie wahrscheinlich weiße Weihnachten mit Blick in die Historie überhaupt sind.

DWD Schwere Arbeitsbedingungen fuer den Nikolaus fuer das Christkind auch 1

Dem Blick auf die nebenstehende Abbildung dürfte bei den meisten recht schnell Ernüchterung folgen. Denn die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten, also für eine Schneedecke von mindestens 1 cm an allen drei Tagen vom 24. bis zum 26.12., ist vielerorts sehr gering. In Zahlen umgemünzt bedeutet das eine Chance von bis zu 20 % in weiten Teilen des Landes beziehungsweise sogar nur bis zu 10 % in der norddeutschen Tiefebene sowie in den west- und südwestdeutschen Flussniederungen. Oder umgekehrt ausgedrückt: Maximal alle 5 bis 10 Jahre ist in den angesprochenen Regionen mit weißen Weihnachten zu rechnen. Die Zahlen beziehen sich dabei auf das 30-jährige Mittel zwischen 1991 und 2020.

Etwas höhere Chancen hat man naturgemäß in den Mittelgebirgen und im südlichen Alpenvorland mit immerhin 20 bis 50 %. Über 50 % liegt die Wahrscheinlichkeit nur in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Alpen. Dort ist also rein statistisch mindestens alle zwei Jahre durchweg eine Schneedecke zu erwarten. Die höchste Schneesicherheit mit 90 bis 100 % hat man an Weihnachten in den Gipfellagen des Bayerischen Walds und – wenig überraschend – der Alpen.

Aber wie sagt man so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! Vielleicht trotzt der ein oder andere Landstrich an Weihnachten ja doch der Statistik und hüllt sich in ein weißes Kleid. Sobald das Weihnachtswetter innerhalb des Vorhersagehorizonts rutscht, werden wir Sie sicherlich auch an dieser Stelle darüber auf dem Laufenden halten.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Phänomen Nebel – Teil 1: Der Strahlungsnebel

Vor allem im Winterhalbjahr tritt nicht selten Nebel (und Hochnebel) auf. Er kann für eine mystische Stimmung sorgen, wenn die aufgehende Sonne flache Nebelschwaden über Wiesen oder ein dichtes Nebelmeer von oben anstrahlt (Abb. 1). Er kann uns aber auch ziemlich aufs Gemüt schlagen, wenn er sich tagelang hält und uns tristes Wetter ohne Sonnenschein bringt. Einigen unter Ihnen ist sicherlich noch die über mehrere Wochen andauernde Hochdrucklage von Mitte Oktober bis Mitte November in Erinnerung, in der die Niederungen tagelang unter einer dichten Hochnebeldecke lagen oder man sogar ganztägig im Nebel saß. In einer neuen Themenreihe widmen wir uns dem Phänomen Nebel, der durch völlig unterschiedliche meteorologische Phänomene und Situationen entstehen kann.

DWD Phaenomen Nebel Teil 1 Der Strahlungsnebel

Allgemeines

Von Nebel spricht man, wenn die horizontale Sichtweite unter einem Kilometer absinkt und die relative Luftfeuchte nahe 100 % (d.h. Sättigung) liegt. Bei größeren Sichtweiten von einem bis acht Kilometern und einer relativen Luftfeuchte von mehr als 80 % spricht man hingegen von feuchtem Dunst. Nebel entsteht, wenn sich die Lufttemperatur der Taupunktstemperatur (kurz: Taupunkt) annähert oder diese erreicht. Der Taupunkt beschreibt jene Temperatur, bei der die Luft bezüglich des Wasserdampfs gesättigt ist und die relative Luftfeuchte demnach 100 % beträgt. Je höher der Taupunkt, desto mehr Feuchtigkeit kann eine Luftmasse in Form von unsichtbarem Wasserdampf aufnehmen und umgekehrt. Erreicht die Lufttemperatur nun den Taupunkt oder unterschreitet sie diesen, kondensiert überschüssiges Wasser zu flüssigem Wasser, es findet also der Phasenübergang von Wasserdampf zu Flüssigwasser statt. Die dabei in der Luft entstehenden schwebenden und gewöhnlich mikroskopisch kleinen Wassertröpfchen verringern die Sichtweite und es kommt schlussendlich zum Nebel. Er ist folglich nichts anderes als eine gewöhnliche Wolke, die am Boden aufliegt.

Unterschiedliche meteorologische Effekte können dazu führen, dass die Lufttemperatur den Taupunkt erreicht oder unterschreitet. Eine Möglichkeit besteht durch die Abkühlung der bodennahen Luftschicht, wie es beispielsweise beim sogenannten Strahlungsnebel der Fall ist, welchen wir uns heute genauer ansehen.

Strahlungsnebel

Der Strahlungsnebel ist in vielen Regionen Deutschlands die am häufigsten auftretende Nebelart. Er bildet sich, wenn die Temperatur der Erdoberfläche durch nächtliche Ausstrahlung absinkt und im weiteren Verlauf dabei auch die bodennahe Luftschicht unter den Taupunkt abkühlt. Diese Abkühlung kann teils nur die untersten Meter betreffen und sehr flache Nebelbänke bilden. Bei ausreichend turbulenter Durchmischung kann aber auch eine wenige Hundert Meter dicke Luftschicht unter den Taupunkt abkühlen, wodurch dichte Nebelfelder entstehen. Strahlungsnebel kann sowohl im Flachland (z.B. Norddeutsche Tiefebene) als auch im stark gegliederten Bergland auftreten. Dort ist er bevorzugt in Senken, Mulden oder Tälern zu finden, die sich nachts oft mit der von den Hängen abfließenden Kaltluft füllen. Dabei entstehen sogenannte Kaltluftseen, in denen sich durch weitere Strahlungsabkühlung Nebel bilden kann. Die Bergspitzen liegen häufig oberhalb des Nebels. Oft kann man von dort aus bei Sonnenschein auf das Nebelmeer in den Niederungen blicken (Abb.2).

DWD Phaenomen Nebel Teil 1 Der Strahlungsnebel

Zuvor gefallene Niederschläge, die den Erdboden mit Feuchtigkeit versorgen, können die Nebelbildung ebenso begünstigen wie Feuchtgebiete (z.B. Sümpfe, Seenlandschaften). Damit Nebel entstehen kann, sollte es zuvor weitgehend wolkenfrei oder sternenklar sein, um eine starke Auskühlung der Erdoberfläche zu ermöglichen. Zudem sollte es nahezu windstill sein, da zu starker Wind für eine zu starke turbulente Durchmischung sorgen würde, die eine bodennahe Abkühlung der Luftschichten unter den Taupunkt verhindern würde. Daher tritt Nebel meist bei windschwachen Hochdrucklagen auf.

Häufig lässt sich im Spätherbst und Frühjahr beobachten, dass die Sichtweite auch noch eine Stunde nach dem Erreichen des Temperaturminimums, welches sich etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang einstellt, schlechter wird, oder dass die Nebelbildung erst zu diesem Zeitpunkt beginnt. Grund hierfür ist die beginnende Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Wasserdampfzunahme durch Verdunstung von Tau und die stärkere vertikale Durchmischung der bodennahen Luftschicht.

Ein typischer Strahlungsnebel ist der sogenannte Wiesennebel. Er zeichnet sich durch eine dünne, schwadenförmige Nebelschicht (sog. Nebelbänke) aus, die sich häufig über Wiesen oder in flachen Mulden bilden und sich nach Sonnenaufgang schnell wieder auflösen.

Hochnebel

Auch der Hochnebel ist eine typische Form des Strahlungsnebels. Der Hauptunterschied zum klassischen Bodennebel ist, dass es sich um eine gleichmäßige, tiefliegende Wolkenschicht handelt, die vom Boden abgehoben ist. Unterhalb des Hochnebels beträgt die horizontale Sichtweite mehr als 1000 Meter. Wird diese Nebelschicht an Berghängen oder durch schwache dynamische Prozesse gehoben, kann aus ihr Sprühregen oder bei ausreichend kalten Temperaturen Schneegriesel zu Boden fallen.

Am häufigsten entsteht Hochnebel durch Abkühlung wasserdampfreicher Luft unterhalb einer starken Inversion (d.h. Temperaturzunahme mit der Höhe), die durch das Absinken im Bereich eines Hochdruckgebiets entstanden ist. Aber auch Bodennebel kann sich zu einem Hochnebel umwandeln. Dies ist häufig am Vormittag der Fall, wenn sich die bodennahen Luftschichten entweder durch diffuse Einstrahlung und/oder durch zunehmendem Wind bzw. der dadurch verstärkten turbulenten Durchmischung über den Taupunkt erwärmen. Die relative Luftfeuchte sinkt so unter 100 % und der Nebel löst sich in der Folge vom Boden ausgehend auf.

DWD Phaenomen Nebel Teil 1 Der Strahlungsnebel

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Winter hat begonnen, doch wo bleibt der Schnee?

Der Herbst 2024 ist vorbei und wie bereits in der Pressemitteilung des DWD zu lesen war, riss die Serie an zu warmen Monaten und Jahreszeiten nicht ab . Der fünftwärmste Herbst seit 1881 ließ nicht viel Spielraum für die ersten winterlichen Gastspiele, wenngleich es natürlich auch in so einem warmen Herbst hin und wieder für nassen Flockenwirbel bis in tiefe Lagen reichte.

Es verwundert nicht, dass der Wunsch nach der weißen Pracht bei vielen Kindern von Tag zu Tag wächst, bei den Autofahrern wohl eher nur dann, wenn sie nicht auf die Straßen müssen. Zudem steht der Nikolaus bald vor der Tür und auch die ersten Weihnachtsmärkte laden ein. Beides behält man gern mit einer Landschaft in weißem Winterkleid in Erinnerung. Vielleicht können wir ein wenig Hoffnung auf weiße Landschaften streuen.

Diesbezüglich könnten trübere Aussichten verfasst werden. Zu viel erwarten darf man dennoch nicht. Aber von vorne: Grundsätzlich müssen wir bei mittelfristigen Ausblicken den nahen Ostatlantik ins Auge fassen. Für winterliche Verhältnisse benötigen wir dort beispielsweise ein umfangreiches und langlebiges Hochdruckgebiet, das – salopp gesagt – zu faul ist, sich von der Stelle zu bewegen. Dabei ist es wichtig, wo sich dieses Hochdruckgebiet festsetzt. Liegt es bei den Azoren, können feucht-milde Luftmassen um das Hochdruckgebiet herumgeführt werden und Deutschland erreichen. Bei einer Lage der Antizyklone bei Island oder Grönland hingegen kann winterlich gereifte Polarluft bis vor unsere Haustür geführt werden. Natürlich ist auch das nicht die ideale Lage, denn die eisige polare Luftmasse muss weiterhin einen milden Nordatlantik, respektive das Nordmeer überqueren. Wenigstens befänden wir uns dann in einem Temperaturbereich, der winterliche Bedingungen im Bergland erlaubt und zeitweise auch in tiefen Lagen für Flockenwirbel gut ist. Genau solch eine Blockierungslage etabliert sich nun in den kommenden Tagen; zunächst über Südwesteuropa, im Verlauf des kommenden Wochenendes aber mit Ausweitung Richtung Island. Somit sind anfangs noch recht milde Luftmassen dominant, bevor es in der Folge kälter wird.

DWD Der Winter hat begonnen doch wo bleibt der Schnee

Nun zu den Details: Nach dem heutigen relativ ruhigen, leicht wechselhaften Mittwoch baut sich ab Donnerstag vorübergehend eine kleine Tiefdruckautobahn zwischen dem Hochdruckgebiet über Südwesteuropa und dem umfangreichen steuernden Sturmtief VIVIEN bei Island auf. Am Rande des Sturmtiefs wird ein weiteres Tief WILHELMINE von Schottland zur Deutschen Bucht gelenkt, welches von Donnerstag zu Freitag mit relativ viel Niederschlag in Deutschland einhergeht. Natürlich, es ist Dezember und so beäugen wir Meteorologen jede Frontpassage argwöhnisch hinsichtlich ihrer Niederschlagsphase. Doch sieht es aus heutiger Sicht eher nur über der Mitte und im Osten besonders im Bergland nach etwas Neuschnee aus. Lange hält die feste Phase nicht, denn mit einem Schwall feucht-milder Atlantikluft steigt die Schneefallgrenze zügig an, zum Teil sogar bis über 2000 m.

Von Freitag zu Samstag folgt ein drittes Tief mit Namen XAVERIA nach, das sich in einer sehr dynamischen Umgebung mit kräftigen Höhenwinden über dem offenen Atlantik entwickelt und in der Folge rasch nach Deutschland geführt wird. Noch gibt es erhebliche Diskrepanzen zwischen den Modellen, was nicht verwundert, da das Tief aktuell über dem vergleichsweise datenarmen Atlantik noch nicht mal in der Entstehung ist. Die gängigen Globalmodelle haben sich zwar schon angeglichen, jedoch gibt es noch erhebliche Unterschiede im Timing und der Stärke der Tiefentwicklung. Von einem kräftigen Sturmtief mit Zugbahn über Norddeutschland bis hin zu einem schwächeren Gesellen über der Mitte ist alles möglich. Spannend wird diese Tiefdruckpassage nicht nur bezüglich des Windes, sondern auch in Hinblick auf die Niederschlagsphase. Nördlich des Bodentiefs ist zwar nicht DIE winterlichste Luftmasse anzutreffen, dennoch sollte diese ausreichen, dass in einem recht schmalen Streifen nördlich des Bodentiefkerns auch in den Niederungen mehrstündiger Schneefall auftreten kann. Wie viel davon am Ende tatsächlich liegen bleibt, müssen wir abwarten.

Nach Abzug von XAVERIA kann sich das Hochdruckgebiet über dem Atlantik gen Island aufwölben und somit der Zustrom atlantischer Luftmassen unterbunden werden. So dürfen wir in Deutschland zunehmend mit winterlichen Bedingungen rechnen. Die Ansprüche sollten nicht zu hoch gestellt werden, in einer Zeit, in der die Oberflächenwassertemperaturen aller Meere um Europa herum zu hoch sind. Doch sollten wir uns ab Sonntag für einige Tage auf winterlich anmutendes Wetter einstellen, unter Umständen auch mit einer Schneedecke im Tiefland und allgemein winterlichen Bedingungen im Bergland. Weitere Informationen finden sich immer in unseren Mittelfristberichten.

Dipl.-Meteorologin Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Herbst 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 13,1 °C +1,7 Grad
2 Duisburg-Baerl Nordrhein-Westfalen 12,2 °C +0,9 Grad
3 Norderney Niedersachsen 12,2 °C +1,7 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 6,7 °C +1,7 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 7,1 °C +1,9 Grad
3 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 7,5 °C +1,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Marktschellenberg Bayern 705,7 l/m² 199 %
2 Ruhpolding-Seehaus Bayern 704,1 l/m² 156 %
3 Aschau-Stein Bayern 623,8 l/m² 140 %

Besonders trockene Orte im Herbst 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Hohenreinkendorf Brandenburg 95,1 l/m² 77 %
2 Prenzlau Brandenburg 97,5 l/m² 85 %
3 Berkholz-Meyenburg Brandenburg 98,0 l/m² 83 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Reit im Winkl Bayern 470 Stunden 116 %
2 Kubschütz Sachsen 423 Stunden 125 %
3 Oschatz Sachsen 423 Stunden 128 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Lahr Baden-Württemberg 239 Stunden 71 %
2 Regensburg Bayern 239 Stunden 75 %
3 Rheinstetten Baden-Württemberg 243 Stunden 75 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Jahreszeitenmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Jahreszeitenmittelwertes zum vieljährigen Jahreszeitenmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Rückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 03.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im November 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im November 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 8,9 °C +1,3 Grad
2 Norderney Niedersachsen 7,6 °C +1,3 Grad
3 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 7,6 °C +1,3 Grad

Besonders kalte Orte im November 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 0,9 °C +0,9 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 1,4 °C +1,0 Grad
3 Deutschneudorf-Brüderwiese Sachsen 1,6 °C -0,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im November 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 174,3 l/m² 90 %
2 Baiersbronn-Mitteltal Baden-Württemberg 169,8 l/m² 90 %
3 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 168,4 l/m² 94 %

Besonders trockene Orte im November 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Bad Lauchstädt Sachsen-Anhalt 17,3 l/m² 53 %
2 Mücheln/Geiseltal-Stöbnitz Sachsen-Anhalt 18,6 l/m² 54 %
3 Weißenfels-Wengelsdorf Sachsen-Anhalt 19,1 l/m² 57 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im November 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Reit im Winkl Bayern 143 Stunden 165 %
2 Garmisch-Partenkirchen Bayern 132 Stunden 156 %
3 Oberstdorf Bayern 128 Stunden 164 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im November 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Helgoland Schleswig-Holstein 21 Stunden 41 %
2 Gießen Hessen 22 Stunden 52 %
3 Norderney Niedersachsen 23 Stunden 41 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schnee am ersten Advent

Der erste Dezember markiert den meteorologischen Winteranfang. Kalendarisch beginnt der Winter in diesem Jahr am 21. Dezember um 10:19 Uhr. Dann nämlich steht die Sonne über dem südlichen Wendekreis im Zenit, es ist Wintersonnenwende, der Tag mit der kürzesten Tageshelligkeit. Anschließend werden die Tage wieder „länger“.
Der erste Dezember ist dieses Jahr auch der erste Advent. Viele haben frei und freuen sich auf einen (ersten) Weihnachtsmarktbesuch. Der wäre so richtig schön und fast schon kitschig romantisch, wenn man dabei durch eine wenige Zentimeter hohe Schneedecke stapfen könnte. Da schmecken Punsch und Glühwein doppelt so gut und die Stimmung ist mit liegendem Schnee deutlich besinnlicher. Allerdings ist der Schnee in Deutschland aktuell Mangelware. Lediglich in den Alpen und auf den Kuppen von Erzgebirge und Bayerischem Wald kann man von einer Schneedecke sprechen. Sonst liegen im Bergland noch Reste, in den tieferen Lagen fehlt er gänzlich.

DWD Schnee am ersten Advent

Wenn wir uns an letztes Jahr zurückerinnern, dann lag am ersten Advent recht verbreitet Schnee. In den Niederungen freilich nicht so viel wie auf den Bergen, aber mit Ausnahme des Westens konnte man am ersten Advent 2023 nahezu bundesweit durch etwas Schnee über die Weihnachtsmärkte bummeln.

DWD Schnee am ersten Advent 1

In den Jahren zuvor war es mit dem „weißen Gold“ am ersten Advent hingegen nicht weit her. Nur auf den Bergen, teils auch nur auf den Alpenhöhen lag Schnee.

DWD Schnee am ersten Advent 2

Im Jahre 2017 gab es auch mal wieder in den tieferen Lagen etwas Schnee. Allerdings beschränkte sich die geschlossene Schneedecke auf Lagen in der westlichen Mitte und Teile des Südens. Im Norden und Osten sowie weiter im Westen war es hingegen grün oder grau.

 

DWD Schnee am ersten Advent 3

In den Jahren davor (2016 bis 2014) war der erste Advent wieder nur in den höheren Lagen von Schnee gekrönt.

DWD Schnee am ersten Advent 4

Obwohl an den ersten Adventssonntagen, die auf einen 03.12. fielen in den letzten 10 Jahren (2017 und 2023), am meisten Schnee lag, so lässt sich doch keine rechte Regelmäßigkeit finden. Insgesamt gab es eher selten Schnee und das vergangene, oft noch gut im Gedächtnis gebliebene Jahr, stellt in dem Ausmaß in der kurzen Auswertung eine Ausnahme dar. Aber vielleicht wird es ja was mit Schnee am zweiten oder dritten Advent.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tag der blauen Mütze

Der 30. November markiert seit 17 Jahren den „Blue Beanie Day„. Die blaue Mütze (englisch: Beanie) hat allerdings mit dem Wetter wenig zu tun. Vielmehr ist sie zufällig zum Symbol der Bewegung für Webstandards geworden. Wenn Sie jetzt denken, was soll das, die sind doch selbstverständlich. Dann muss ich Ihnen leider sagen, dass das in den „Anfängen“ der Webtechnik keinesfalls so war. Jedes Unternehmen hatte seine eigenen Regeln und setzte diese auch technisch um. So kam es, dass man zum Beispiel ein und dieselbe Webseite nicht mit unterschiedlichen Browsern ansehen konnte. Auch eine andere Bildschirmauflösung führte damals oft dazu, dass einige Webseiten nicht oder nur unzureichend dargestellt wurden.

Anfang der 90er Jahre formierte sich eine Gruppe aus Programmierern und Webdesignern, die sich um den Ausbau und Erhalt des World Wide Web sorgten. Die vielen Techniken und Programme, die nicht miteinander kompatibel waren, hätten den Erfolg des WWW ausbremsen können. So kam die Überlegung auf, im Web Standards einzuführen und deren Einhaltung zu forcieren. Aus dieser Bewegung heraus gründete sich 1994 am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge das W3C – das World Wide Web Consortium. Es wird von vielen Ländern der Erde unterstützt, gibt jedoch als nicht anerkannte zwischenstaatliche Organisation „nur“ Empfehlungen für die technische Gestaltung von Webseiten heraus. Daran halten musste und muss sich niemand, glücklicherweise war jedoch ein Großteil der Programmierer und Webdesigner froh um einheitliche Regelungen, weshalb wir heute auf ein breites, funktionierendes WWW zugreifen können.

Zurück zur blauen Mütze: Die Bewegung wurde von etlichen Webentwicklern unterstützt, so auch von Jeffrey Zeldman. Dieser brachte 2003 ein Buch zum Thema Webdesign heraus („Designing with Web Standards„), auf dessen Vorderseite er mit einer blauen Mütze auf dem Kopf abgebildet ist. Diese blaue Mütze wurde zum Symbol der Bewegung. Im Jahr 2007 entschied man sich dazu, der sinnvollen Bewegung der Standardisierung der Webtechnik einen Ehrentag zu widmen und nannte diesen dann „Blue Beanie Day„.

Ob Sie nun heute eine blaue, gelbe oder rote Mütze tragen, ist Ihnen überlassen. In einigen Regionen liegen die Höchstwerte nur bei 3 bis 5 Grad. Im Dauernebel droht sogar Dauerfrost, also ganztags eine Temperatur unter 0 Grad. Da ist eine Mütze, egal welcher Farbe, nicht übertrieben.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ruhiger „Clemens“ löst stürmische „Telse“ ab

Tief „Telse“, das international auf den Namen „Conall“ getauft wurde, wirbelte in der Nacht zum Donnerstag (28.11.2024) vom Ärmelkanal über den Norden der Niederlande nach Deutschland und sorgte regional für Schäden und Behinderungen. Zum Teil schwere Sturmböen bis 100 km/h ließen in Teilen Niedersachsens und NRWs Gegenstände umherfliegen und ließen einige Äste und Bäume auf Straßen und Schienen stürzen. Dies sorgte nicht nur bei der Deutschen Bahn für Verzögerungen im Betriebsablauf. In den Niederlanden fiel der Sturm noch etwas heftiger aus. Dort wurde eine Frau auf ihrem Fahrrad von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Aber nicht nur der Sturm war warnwürdig. In Teilen Schleswig-Holsteins sorgte „Telse“ für kräftige Regenfälle. Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller lösten dort ebenfalls zahlreiche Feuerwehreinsätze aus. Am heutigen Freitag zeugen noch einige hohe Pegelstände von den Wassermassen, die nur langsam ins Meer abfließen.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Das Sturmtief zog am gestrigen Donnerstag über den Norden Deutschlands nach Polen hin ab, sorgte dabei aber weiterhin für stürmisches und regnerisches Wetter. Insbesondere an den Alpen und im Erzgebirge kamen längere Zeit Niederschläge vom Himmel, die dort in höheren Lagen bei einer allmählich absinkenden Schneefallgrenze in Schnee übergingen. Im Allgäu reichte der Schneefall sogar bis in tiefste Lagen. Auf den Pisten wurde dort am heutigen Freitagmorgen (29.11.2024) mithilfe von Beschneiungsanlagen noch etwas nachgeholfen.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Heute zieht „Telse“ weiter in die Schwarzmeerregion sowie in Richtung Ionisches Meer. Entsprechend schwindet sein Einfluss auf Deutschland. Lediglich in den östlichen Mittelgebirgen wird in der nördlichen Strömung noch feuchte Luft an die Berge gedrückt, die dort in höheren Lagen anfangs etwas Schnee, in tiefen Lagen Regen bringt. Im Tagesverlauf klingen die Niederschläge dann vollständig ab.

 

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Von Westen schiebt bereits Hoch „Clemens“ seinen Schwerpunkt direkt über Deutschland und sorgt für eine Beruhigung des Wettergeschehens. So bleibt es am Wochenende trocken. Auch starker Wind spielt keine Rolle mehr. Dafür rücken nun wieder typische Grenzschichtphänomene in den Vordergrund. Insbesondere in einigen Niederungen und Flusstälern können sich tagsüber längere Zeit zähe Nebel- und Hochnebelfelder halten, wenn sich diese überhaupt auflösen. Dabei bleibt es in diesen Regionen recht kalt. Selbst tagsüber liegen die Temperaturen dort lokal um den Gefrierpunkt. In anderen Regionen wird sich der Nebel hingegen rasch auflösen können. Dort scheint dann die Sonne von einem blauen Himmel und die Luft erwärmt sich auf bis zu 9 Grad. In den Nächten ist es teils klar oder gering bewölkt, teilweise breiten sich die Nebelfelder wieder aus. Die Temperaturen sinken in den leichten bis mäßigen Frostbereich und liegen meist zwischen +1 und -7 Grad.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab 1

Zum Start in die neue Woche schickt dann ein Skandinavien-Tief namens „Ute“ seine Luftmassengrenze nach Deutschland. Bereits in der Nacht zum Montag ziehen von Westen dichte Wolken und Regen auf, der im Grenzbereich zu den noch frostigen Gebieten am Boden örtlich auch gefrieren könnte. Zwar ist dies nach derzeitigem Stand noch mit einigen Unsicherheiten behaftet, dennoch könnte dies im frühmorgendlichen Berufsverkehr für unangenehme Überraschungen sorgen.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag überquert uns dann der Tiefausläufer und bringt vielerorts dichte Wolken und zeitweise weiteren Regen. Dazu frischt der Wind an der See und im Bergland stark böig auf. Zudem wird etwas mildere Luft nach Deutschland geführt. Die Tageshöchstwerte können dabei auf bis zu 11 Grad ansteigen. Die Nacht zum Dienstag sollte wiederum mit wenigen Ausnahmen weitgehend frostfrei verlaufen. Nach einer kurzen Wetterberuhigung am Wochenende geht es also wechselhaft in die neue Woche.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wussten Sie eigentlich, dass …?

Vor circa drei Wochen tauchte in der ARDQuizshow „Wer weiß denn sowas?“ die Kategorie „Fundstücke“ auf. Der Moderator Kai Pflaume stellte die Frage: „Kryptische Botschaften wie ‚Bismark Omit leafage buck bank‚ aus der Tasche eines Kleides aus dem 19. Jh. entpuppten sich 2023 als …?“. Die drei Antwortmöglichkeiten waren:

a) Kommunikationswege von Whiskey-Schmugglern,
b) fürs Telegrafieren verkürzte Wetterbeobachtungen oder
c) Koordinaten für einen im Sachsenwald verborgenen Schatz.

Elton entschied sich zusammen mit seinem Quizpartner Till Reiners für die Antwortmöglichkeit a).

Da unsere Themen des Tages meteorologischen Bezug haben, können Sie sich sicherlich denken, dass letztendlich die Antwortmöglichkeit b) richtig war.

Die kryptischen Botschaften wurden bereits 2013 in dem Kleid entdeckt, konnten aber erst 2023 entschlüsselt werden. Bei diesen Notizen aus dem Jahr 1888 handelt es sich um einen telegrafischen Code, der vom US Army Signal Corps zur Meldung des Wetters mit Temperatur, Niederschlag und Windrichtung von Orten in den USA und Kanada verwendet wurde. Wirklich geheim war der Code allerdings nicht, denn durch das Codieren der Wetterinformationen konnten die Kosten beim Telegrafieren niedrig gehalten werden. Doch was bedeutet das erfragte Beispiel „Bismark Omit leafage buck bank“ vom 27. Mai 1888 konkret:

Bismark steht für die Station Bismarck im heutigen North Dakota;
Omit ist gleichbedeutend mit einer Lufttemperatur von 56 Grad Fahrenheit (ca. 13 Grad Celsius) und einem Luftdruck von 0,08 inch (knapp zwei Millimeter) Quecksilber, wobei zu beachten ist, dass nur ein Bruchteil des Druckwerts telegrafiert wurde;
Leafage ist gleichbedeutend mit einem Taupunkt von 32 Grad Fahrenheit (0 Grad Celsius) um 22 Uhr;
Buck bedeutet wolkenlosen Himmel, keinen Niederschlag und Wind aus nördlicher Richtung;
Bank ist gleichbedeutend mit einer Windgeschwindigkeit von 12 Meilen pro Stunde (ca. 19 Kilometer pro Stunde) und steht zudem für einen klaren Sonnenuntergang.
Weitere solcher kryptischen Botschaften in diesem Kleid waren beispielsweise: „Calgary Cuba unguard confute duck fagan“ oder „Spring wilderness lining one reading novice„.
Die entsprechende „Wer weiß denn sowas?“-Folge kann in der ARD-Mediathek noch bis zum 08.12.2024 nachgeschaut werden (Link siehe unten).

Eine ZDF-Dokumentation vor circa fünf Wochen handelte von Laura Maria Caterina Bassi. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, historisch interessiert zu sein, diese historische Persönlichkeit aber dennoch nicht zu kennen. Laura Bassi war die erste Universitätsprofessorin Europas und hatte zunächst eine Professur für Philosophie, später auch für Physik inne.

Laura Bassi lebte von 1711 bis 1778. Sie galt als Wunderkind und wurde von ihren Eltern auf ihrem Bildungsweg gefördert. Mit 21 Jahren erhielt sie die Doktorwürde im Bereich der Philosophie, zu dem zu dieser Zeit auch die theoretische Physik zählte. Sogar der Papst wurde auf sie aufmerksam und beschloss, sie fortan bei ihren Forschungen zu fördern. Nur ein Jahr später war sie dann die erste Frau Europas, die zu einer Universitätsprofessorin ernannt wurde. Als Professorin für Philosophie an der Universität ihrer Heimatstadt Bologna durfte sie Vorlesungen aber nur mit der Genehmigung des Magistrats halten, was in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft allerdings nur selten vorkam. Sie heiratete den Arzt Giuseppe Verati, der sie bei ihren Forschungen unterstützte und gemeinsam bauten sie ein weitreichendes und gut funktionierendes Netzwerk mit anderen Wissenschaftlern auf.

Was Laura Bassi mit dem Wetter zu tun hat? Sie widmete sich bei ihren Forschungen vor allem der Entwicklung eines Blitzableiters, denn Bologna war aufgrund der vielen Türme besonders anfällig für Blitzeinschläge und dadurch ausgelöste Brände. Dazu vertiefte sie sich in das Thema Elektrizität, führte gefährliche Experimente mit Blitzableiter-Modellen durch und trug somit wesentlich zur Verbreitung der damals noch neuartigen Experimentalphysik bei. Sie konnte den Magistrat der Universität auch dank der päpstlichen Unterstützung davon überzeugen, einen Blitzableiter auf dem Dach der Bologneser Akademie zu installieren. Dieser fiel letztendlich aber nicht einem Blitz, sondern dem Aberglauben in der Bevölkerung zum Opfer.

Trotz ihrer herausragenden Leistungen wurde die frei gewordene Professur für Physik nicht ihr, sondern zunächst ihrem Mann angeboten. Er verzichtete darauf und so erhielt sie neben der Professur für Philosophie auch die für Physik.

Die Dokumentation mit dem Titel „Ein Tag in Bologna 1752 – Die Physikerin Laura Bassi“ kann in der ZDF-Mediathek noch bis 2034 nachgeschaut werden (Link siehe unten).

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst