Madagaskar – Von Wirbelstürmen gebeutelt

Madagaskar – der größte Inselstaat Afrikas und die viertgrößte Insel der Welt dürfte vielen wohl als Naturparadies oder aus einem computeranimierten Trickfilm, der sich um eine abenteuerliche Reise von New Yorker Zootieren dreht, bekannt sein. Allerdings ist der paradiesische Eindruck in vielen Bereichen nur Schein. Die Insel gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, mehr als 75% der Bevölkerung leben in extremer Armut. Insbesondere der Süden des Landes kämpft seit Jahren mit einer schweren Hungersnot. Seit 2016 führte das Ausbleiben ausreichender Niederschläge zu der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Die Folge waren Ernteausfälle, Staubstürme und Versandung.

Nahezu jedes Jahr wird das Land jedoch auch von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht. Nachdem in dieser Zyklon-Saison bereits Ende Januar der tropische Sturm „Ana“ über den Nordteil Madagaskars hinweggezogen ist, folgte Anfang Februar der zweite Sturm „Batsirai“. Dieser traf insbesondere den Südteil der Insel. Beide Stürme forderten Menschenleben! Beide Stürme sorgten für verheerende Schäden! Bei Windgeschwindigkeiten von teils über 200 km/h wurden zahlreiche Häuser zerstört sowie Strommasten und Bäume umgeknickt. Sintflutartige Regenfälle überfluteten darüber hinaus ganze Landstriche, Straßen und Brücken wurden beschädigt. Viele Menschen verloren ihr Zuhause und wurden in Notunterkünften untergebracht. Zu allem Überfluss folgte in der vergangenen Woche ein weiterer tropischer Sturm „Dumanko“, der glücklicherweise jedoch nicht ganz so stark ausfiel wie „Batsirai“. Der Sturm war allerdings in Anbetracht der prekären Lage des Landes eine weitere Herausforderung.

Nun sind Wirbelstürme nicht unbedingt außergewöhnlich für dieses arme Land, herrscht doch von November bis April sommerliche Zyklon-Saison. Dennoch ist es schon bemerkenswert, dass mehrere Wirbelstürme innerhalb kurzer Zeit in Madagaskar auftraten. Bereits nach den ersten drei Stürmen schaffte es das Land nicht aus eigener Kraft, die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau zu schultern. Es fehlte an allem: An Nahrungsmittel, sauberem Trinkwasser, Elektrizität, aber auch an der Infrastruktur, um Hilfsgüter in abgeschnittene Regionen zu verteilen. Entsprechend wurde in der Zwischenzeit um internationale Hilfe gebeten, dem auch das deutsche THW (Technisches Hilfswerk) nachkam und ein Team zur Bedarfsermittlung und Ablaufkoordinierung entsandte.

Als wäre das jedoch nicht schlimm genug für das von den bisherigen Stürmen schwer getroffene Madagaskar, kündigte sich im Laufe der vergangenen Woche ein weiterer tropischer Wirbelsturm „Emnati“ an. Dieser traf am vergangenen Dienstagabend (22.02.2022) als Kategorie-1-Wirbelsturm erneut auf den Südteil der Insel und sorgte zumindest anfangs mit Orkanböen bis 200 km/h und Starkniederschlägen für weitere Verwüstungen. Auf seiner südwestlichen Zugbahn über den Süden Madagaskars schwächte sich „Emnati“ am Mittwoch rasch zu einem tropischen Sturm ab und erreichte am gestrigen Mittwochabend bereits die Straße von Mosambik. Da bereits im Vorfeld über 30.000 Menschen evakuiert wurden, bleibt zu hoffen, dass Nachrichten von Toten auch weiterhin ausbleiben.

Unter dem Thema des Tages finden Sie das Satellitenbild von Dienstagmittag kurz vor dem Landgang von „Emnati“ auf Madagaskar. Darüber hinaus wurden die jeweiligen Zugbahnen von „Ana“, „Batsirai“, „Dumanko“ und „Emnati“ im Bereich Madagaskars skizziert.

Auch die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes unterstützen in Zusammenarbeit mit dem GMLZ (Gemeinsames Lagezentrum Deutschland) das THW-Team vor Ort auf Madagaskar sowie die WMO (Weltorganisation für Meteorologie) mit Vorhersagen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.02.2022

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DWD Madagaskar Von Wirbelstuermen gebeutelt

 

Noch ’ne Kaltfront

Die Ruhe nicht vor, sondern nach dem Sturm. Oder besser gesagt: Nach den Stürmen, denn insgesamt gleich drei Sturm- beziehungsweise Orkantiefs hielten das Land in den vergangenen Tagen in Atem. Am heutigen Mittwoch (23.02.2022) hat sich aber nun endlich einmal Zwischenhocheinfluss breitgemacht und sorgt für ein mittlerweile ungewohntes Bild: Die Sonne scheint. Und das nicht zu knapp, denn Hoch „Jannis“ sei Dank bleibt es heute den ganzen Tag vor allem in der Südwesthälfte Deutschlands längere Zeit wolkenfrei.

Aber es wäre auch zu schön gewesen, könnte man dieses Wetter länger genießen. Dem macht aber morgen bereits das nächste Tief einen Strich durch die Rechnung. Dieses zieht von der isländischen See über Schottland vor die norwegische Küste, wo es dann im Laufe des Tages zum Liegen kommt. Dabei erreicht die zugehörige Kaltfront im morgigen Vormittagsverlauf zunächst den Nordwesten und zieht dann bis Mitternacht südostwärts bis an den Alpenrand.

Wie schon die letzten Frontdurchgänge in der Nacht zum Samstag (Tief „Zeynep“) und Montag (Tief „Antonia“) wird auch dieser wieder deutlich spürbar, allerdings trotzdem nicht ganz so heftig bezüglich der erwarteten Windgeschwindigkeiten. Nichtsdestotrotz treten mit der Kaltfront erneut verbreitet Sturmböen mit bis zu 80 km/h auf. Dazu regnet es zeitweise kräftig, wobei die stärksten Niederschläge in Norddeutschland zu erwarten sind. In der zweiten Hälfte der Nacht zum Freitag zieht die Kaltfront dann ostwärts ab.

Rückseitig fließt dann am Freitag polare Meeresluft nach. In der Höhe (1500 Meter) sinken die Temperaturen auf bis zu -6 Grad, sodass es dann in Schauern im Tagesverlauf auch mal kurz bis in tiefe Lagen graupeln oder schneien kann. Auch das ein oder andere kurze Gewitter lässt sich nicht ausschließen. Bezüglich der Temperaturen macht sich die eingeflossene Kaltluft anschließend vor allem nachts bemerkbar. Unter erneut einsetzendem Hochdruckeinfluss zum Wochenende klart es dann auf und die Temperaturen sinken rasch in den Keller. Verbreitet ist dann zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mit leichtem bis mäßigem und an den Alpen sogar mit strengem Frost zu rechnen.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.02.2022

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DWD Noch ne Kaltfront

Ganz schön viel Wasser im Norden

Die Sturm- bzw. Orkantiefs YLENIA, ZEYNEP und ANTONIA waren in der vergangenen Woche und eingangs dieser Woche in aller Munde. Sie brachten, wie bereits in einigen vergangenen Themen des Tages berichtet, verbreitet schwere Sturmböen, teils sogar Orkanböen. Doch auch die Niederschlagsmengen waren nicht gerade zu verachten.

Auswertungen von Stationsdaten sowie von Radardaten haben ergeben, dass innerhalb der letzten Woche vor allem im Nordwesten und Norden des Landes doch erhebliche Niederschlagssummen zusammengekommen sind. Verbreitet fielen dort 60-80 l/qm. In Teilen Schleswig-Holsteins sowie in Ostfriesland prasselten 80-110 l/qm, punktuell auch rund um Rendsburg bis 140 l/qm, vom Himmel. Zur Einordnung muss gesagt werden, dass in diesen Gebieten im gesamten Februar normalerweise nur 40-60 l/qm Niederschlag fallen. Damit lässt sich konstatieren, dass dort teilweise das drei- bis vierfache der Monatssumme bereits innerhalb einer Woche an Niederschlag gefallen ist!

Damit einhergehend sind in Schleswig-Holstein verbreitet die Hochwassermeldestufen überschritten worden. Gebietsweise herrscht großes Hochwasser, vereinzelt sehr großes Hochwasser. Zudem müssen die Deiche überwacht werden, denn stellenweise sickert Wasser durch sie hindurch. Zu einer Verschärfung der Lage haben zusätzlich zu den gefallenen Niederschlägen auch mehrere teils schwere Sturmfluten gesorgt, denn dadurch konnte das Wasser nicht mehr aus dem Binnenland in die Nordsee abfließen und staute sich auf. Demzufolge sind unter anderem oftmals landwirtschaftlich genutzte Flächen überschwemmt.

Im Westen und in der Mitte des Landes kommt es ebenfalls regional zur Überschreitung von Hochwassermeldestufen. Meist handelt es sich jedoch nur um kleine Hochwasser. Die Niederschlagsmengen der vergangenen Woche belaufen sich in den genannten Regionen sowie nördlich von Berlin auf 40-70 l/qm. Vor allem im Bereich der westlichen Mittelgebirge (Bergisches Land, Rothaargebirge, Sauerland), des Harzes sowie rund um den Thüringer Wald fielen in Staulagen 70-100 l/qm, lokal auch bis 140 l/qm.

Im restlichen Deutschland war es in den letzten sieben Tagen ebenfalls nass, doch die Regensummen belaufen sich dort in den meisten Regionen „nur“ auf 20-50 l/qm. Lediglich in den Mittelgebirgen wurde teilweise noch etwas mehr Niederschlag gemessen.

In den kommenden Tagen regnet es zwar zeit- und gebietsweise noch etwas, große Niederschlagsmengen kommen jedoch nicht mehr zusammen. Mehrheitlich werden bis zum Wochenende 5-20 l/qm erwartet. An den Alpen sind 20-40 l/qm möglich. Jedoch fällt dort oftmals Schnee. Da sich im Laufe des Wochenendes Hochdruckeinfluss durchsetzt, bleibt es im weiteren Verlauf bis auf Weiteres niederschlagsfrei. Damit ist also glücklicherweise eine Entspannung der Hochwasserlage im Norden in Sicht.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.02.2022

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Wetterberuhigung in Sicht?!

Die Kaltfront von Sturmtiefkomplex ANTONIA (genauer genommen ANTONIA III) ist in der Früh des heutigen Montags südostwärts abgezogen. Sie griff gestern Nacht etwa zwischen 22 und 23 Uhr auf den Nordwesten des Landes über und kam rasch südostwärts voran. An ihr entwickelte sich ein gut ausgeprägtes Band aus teils kräftigen Schauern und einzelnen Gewittern, in deren Nähe es zu schweren Sturm- bis orkanartigen Böen kam. Beispielsweise meldete Lüdenscheid um 1 Uhr 117 km/h, Chemnitz um 5 Uhr 110 km/h und Roth südlich von Nürnberg um 6 Uhr 113 km/h. Nach 7 Uhr sorgte die Kaltfront im äußersten Südosten Bayerns noch für teilweise schwere Sturm- und orkanartige Böen. Die Station Frasdorf-Greimelberg meldete beispielsweise um 9 Uhr 107 km/h. Die stärksten Böen wurden standesgemäß auf exponierten Berggipfeln registriert. Auf dem Brocken und dem Feldberg im Schwarzwald kam es zu extremen Orkanböen über 140 km/h.

Dazu gab es mancherorts eine ‚weiße Überraschung‘. Oberhalb von 300 bis 400 m konnte sich vorübergehend eine dünne Neuschneedecke ausbilden, in Verbindung mit kräftigeren Schauern kamen teilweise sogar in tiefen Lagen nasse Flocken an.

War’s das jetzt in Sachen Sturm? Nein! Zwar lässt der Wind hinter der Front vorübergehend nach, legt gegen Mittag von Westen her aber bereits wieder zu. Dann kommt Tief ANTONIA I (ältester Teil des Komplexes) nämlich höchstpersönlich vorbei, bzw. zieht von der Nordsee kommend ost- südostwärts über Norddeutschland – allerdings unter Abschwächung. Das bedeutet, dass es zunächst einmal stürmisch bleibt, besonders in der Nähe von Schauern bzw. einzelnen Gewittern, in exponierten Lagen und auf den Bergen sind auch wieder schwere Sturmböen zu erwarten.

Gegen Abend lässt dann der Wind von Westen her aber deutlich nach, im Norden tut er das – mit Herannahen bzw. Überqueren des Tiefkerns – bereits am Nachmittag. Es bleibt zwar auch in der kommenden Nacht noch windig, Sturmböen beschränken sich dann aber zunehmend auf die Hochlagen der Berge und die Nordsee.

Ähnlich sieht’s auch am Dienstag aus. Mit BIBI steht nämlich bereits das nächste Tief in den Startlöchern, allerdings thront es über Island und ist schwächer ausgeprägt als die Vorgänger. Der Wind bleibt also ein Thema, fällt aber deutlich gedämpfter aus als in den vergangenen Tagen und heute. D.h. es wird erneut windig, stürmisch aber nur in höheren Berglagen, an der See und in Alpennähe.

Tja und mit Blick auf den Mittwoch – man glaubt es kaum: Hochdruck! Weiten Teilen des Landes steht ein sehr freundlicher und überwiegend trockener Tag ins Haus, im Osten wird es zwar zumindest bis zum Nachmittag einmal mehr recht windig, im Südwesten dagegen sogar windschwach.

Das ändert sich aber bereits am Donnerstag wieder, wenn der nächste Tiefausläufer von Westen auf Deutschland übergreift und vor allem in der Westhälfte für einen windigen Tag sorgt. Diesen wird es am Freitag unter Tiefdruckeinfluss dann wohl generell in der Nord- und Nordwesthälfte geben, ehe sich nach aktuellem Stand pünktlich zum Wochenende erneut ein Hochdruckgebiet über Deutschland aufbaut. Wie lange es das aber dieses Mal bei uns aushält, ist noch unsicher.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.02.2022

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DWD Wetterberuhigung in Sicht

 

 

 

Einer geht noch…

Nach dem Sturm ist bekanntlich vor dem nächsten Sturm oder ein Sturm- bzw. Orkantief jagt das nächste. So oder so ähnlich kann man wohl die zweite Hälfte der heute zu Ende gehenden Woche zusammenfassen. Den Auftakt machte Orkantief YLENIA, das am Donnerstag aufhorchen ließ. Verbreitet wurden insbesondere entlang einer Kaltfront und einem nachschwenkenden Bodentrog schwere Sturm- bis Orkanböen gemessen. Als wäre das nicht genug gewesen, schlug schon am Freitag Orkantief ZEYNEP vom Atlantik kommend auf den Britischen Inseln auf und zog bis zum Samstagmorgen rasch ins Baltikum. Dessen Sturmfeld erfasste erneut Deutschland und brachte vor allem in der Nordhälfte vielfach Orkanböen um oder über 120 km/h. Hierzulande wurden wohl historische Rekorde nach einer ersten Sichtung kaum übertroffen. Nichtsdestotrotz sorgten beide Ereignisse für einige Behinderungen durch umgestürzte Bäume, umherfliegende Gegenstände oder beschädigte Gebäude. ZEYNEP forderte zudem in Deutschland leider auch drei Menschenleben.

War’s das nun endlich mit Sturm bei uns? – Wer bereits einen Blick auf unsere Warnkarte geworfen hat, wird feststellen: Mitnichten! Auch am heutigen Sonntag und morgigen Montag wird es erneut stürmisch. Doch der Reihe nach.

Alles auf Anfang – zumindest was die alphabetische Benennung des neu folgenden Orkantiefs betrifft. Ein Tief namens ANTONIA zieht bis heute Abend vom Nordatlantik ins Seegebiet nördlich von Schottland. Die korrespondierende Warmfront breitet sich in diesen Stunden schon von West nach Ost unser Land aus und beschert einen ziemlich verregneten Sonntag. Vor allem in den West- und Nordweststaulagen der nördlichen bis zentralen Mittelgebirge schüttet es bis Montag sogar ergiebiger, sodass bis in den Montag hinein bereits Warnungen vor Dauerregen laufen. Nur ganz im Süden bleibt es wohl tagsüber noch trocken, sonst ist das ganze wohl eher Marke „Couchwetter“ statt „Sonntagsspaziergang“. Mit der übergreifenden Warmfront kommt auch kräftige Warmluftadvektion über Südskandinavien und Mitteleuropa auf. Im Zusammenspiel mit positiver Vorticityadvektion wird über dem Skagerrak östlich des eigentlich Kernbereichs von ANTONIA kräftiger Druckfall induziert, sodass sich dort rasch ein Teiltief bildet.

Was heißt das nun konkret für den Wind? Die Drängung der Isobaren (der Linien gleichen Luftdrucks) über Deutschland nimmt wieder zu und dementsprechend frischt auch der Wind wieder auf. Tagsüber werden – mit Ausnahme des Nordostens – starke bis zeitweise stürmische Böen (55 bis 70 km/h), im Bergland bei stabiler Schichtung (geringe Temperaturabnahme mit der Höhe) verbreitet Sturmböen oder schwere Sturmböen (80 bis 100 km/h), in den exponierten Gipfellagen zunehmend wieder orkanartige Böen oder Orkanböen (zwischen 100 und 130 km/h) erreicht.

Die Teiltiefbildung über dem Skagerrak hat auch noch einen anderen Effekt. Sie beschleunigt die Kaltfront ANTONIAs, die am späten Abend auf den Nordwesten Deutschlands übergreift und bis zum Montagmorgen den Südosten des Landes erreicht. Mit Passage der Kaltfront legt der Wind in deren Umfeld vorübergehend noch einmal einen Zahn zu. Sturm- und schwere Sturmböen zwischen 80 bis 100 km/h sind im Bereich der von Nordwest nach Südost ziehenden Kaltfront zu erwarten. Zudem kann es entlang der Kaltfront zu schauerartigen Verstärkungen und einzelnen Gewittern kommen. Dann besteht vereinzelt auch Unwettergefahr durch orkanartige Böen bis 115 km/h. Diese Entwicklung wird auch von der aktuellen Böenvorhersage des hochaufgelösten ICON-D2 Modells unterstützt (siehe beigefügte Abbildungen für die Zeitpunkte 01 und 07 Uhr für Montagnacht). Es ist somit wieder Vorsicht geboten! Herabfallende Äste, umherfliegende Gegenstände oder umstürzende Bäume (welche durch die vorangegangenen Sturmereignisse bereits geschwächt sind) können zur Gefahr werden und örtlich zu neuerlichen Einschränkungen im morgendlichen Berufsverkehr führen.

Der Montag selbst – nun ja – er bleibt stürmisch. Nachdem sich die Kaltfront am Morgen nach Österreich verabschiedet und das obengenannte Teiltief als eigenständiges kräftiges Tief ins Baltikum zieht, nimmt der Wind nur vorübergehend etwas ab. Denn nachfolgend quert das ursprüngliche Tief ANTONIA von der Nordsee kommend nun in Form eines Bodentrogs die Nordhälfte des Landes. In den mittleren und südlichen Landesteilen muss man sich dann wieder vermehrt auf Sturmböen, in exponierten Lagen auch auf schwere Sturmböen einrichten.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.02.2022

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DWD Einer geht noch...

 

 

 

Orkan ZEYNEP – Ein regional historisches Naturereignis

Schon am Mittwoch nahm ZEYNEP ihren Ursprung als kleine „Welle“ an der Polarfront über dem zentralen Nordatlantik – zu einem Zeitpunkt, als YLENIA als ausgewachsener Orkan bereits ihr Stelldichein über Westeuropa gab. ZEYNEP profitierte in der Folge von einem gewaltigen Energiereservoir, gespeist aus der Dynamik eines ungewöhnlich starken Jet-Streams (Starkwindfeld in ca. 8 bis 10 km Höhe) und der Wärme der südlich der Polarfront lagernden, sehr feuchten Subtropikluft. Der minimale Luftdruck im Zentrum des Tiefs fiel zwischen Mittwoch- und Freitagabend von rund 1025 Hektopascal auf etwa 965 Hektopascal, also um 30 Hektopascal pro Tag oder mehr als 1 Hektopascal pro Stunde. Damit waren die Bedingungen einer sogenannten „Rapiden Zyklogenese“ (Tiefdruckverstärkung oder -entstehung) erfüllt. Mit ordentlich „Rückenwind“ des Jet-Streams legte ZEYNEP binnen dieser 3 Tage erstaunliche 4000 Kilometer zurück und erreichte zum Höhepunkt ihres stürmischen Daseins am Freitagvormittag Irland und den Süden Großbritanniens. Von dort aus überquerte sie die Nordsee und Dänemark und zog bis zum heutigen Samstagmorgen bereits bis in die mittlere Baltische See weiter.

Am heftigsten wütete der Orkan über dem Süden und Südwesten Englands und in Wales sowie an den Küsten von Nordfrankreich, Belgien und den Niederlanden. Verbreitet traten dort orkanartige Böen und Orkanböen zwischen 110 und 140 km/h (Bft 11 bis 12) auf, teilweise bis weit in das Binnenland und über einige Stunden hinweg. Auf der Isle of Wight, einer der britischen Südküste vorgelagerten Insel, wurde eine Böe von 196 km/h gemessen und damit ein neuer englischer Rekord aufgestellt. Auch wenn es sich dabei um eine extrem exponierte Station handelt und in den anderen Ländern ebenfalls nur punktuell neue Rekordwerte für die höchste Windgeschwindigkeit erreicht wurden, dürfte ZEYNEP in diesen Regionen zu den stärksten Stürmen der jüngeren Vergangenheit angehören.

Und wie sah es in Deutschland aus? zeigt eine Auflistung der stärksten Böen, die im Zuge des Orkans bei uns zwischen Freitagnachmittag und Samstagmorgen registriert wurden. Vor allem Stationen im Norden Deutschlands waren am heftigsten betroffen. Nicht selten lagen die maximalen Windgeschwindigkeiten zwischen 120 und 130, vor allem an der Nordsee stellenweise bei über 140 km/h. Während am Leuchtturm Alte Weser (Niedersachsen) mit 162 km/h eventuell ein neuer Rekord aufgestellt worden sein könnte (Prüfung steht aus), blieben die Böen sonst mehr oder weniger deutlich hinter den Allzeitrekorden zurück. An der Nordsee kann sich vor allem Orkan CHRISTIAN aus dem Oktober 2013 viele Rekorde auf die Fahne schreiben. Aber auch die Orkane ANATOL (1999), VERENA (1993), VIVIAN und DARIA (1990) aus den generell sehr stürmischen 90er-Jahren übertrumpfen ZEYNEP zumindest im Küstenumfeld. Über dem norddeutschen Tiefland bleiben die Orkane QUIMBURGA (1972) und CAPELLA (1976) oft das Maß der Dinge.

Während die Nordhälfte unmittelbar von ZEYNEP’s Sturmfeld beeinflusst wurde, beschränkten sich nennenswerte Böen in der Südhälfte auf die rasch südostwärts schwenkende Kaltfront und fielen meist deutlich geringer aus. Nur punktuell reichte es für Orkanböen wie beispielsweise am Flughafen Frankfurt mit 122 km/h.

Bezogen auf Deutschland war ZEYNEP also „nur“ ein starker, weniger ein historischer Sturm, während sie Teilen Westeuropas wohl durchaus länger als extremes Naturereignis in Erinnerung bleiben wird.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.02.2022

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DWD Orkan ZEYNEP Ein regional historisches Naturereignis

 

 

Erst ZEYNEP und dann?

Heute Nachmittag erreicht Orkantief ZEYNEP (international EUNICE) mit seinem Sturmfeld Deutschland. Das Tief selbst verlagert sich bis Samstagfrüh dabei rasch von England über Dänemark nach Südschweden. Deutschland liegt damit an Südflanke des Orkantiefs. Daher droht eine ausgewachsene Sturm- bzw. Orkanlage.

Zwei Sturmereignisse sind dabei von großer Relevanz. Zunächst zieht die Kaltfront ZEYNEPs am Nachmittag rasch von den BeNeLux-Staaten über den Westen und die Mitte des Landes südostwärts. Am späten Abend erreicht sie bereits die Alpen. Mit Frontpassage drohen vor allem im Westen und der Mitte kurzzeitig schwere Sturmböen oder orkanartige Böen um 110 km/h aus westlichen Richtungen. Vereinzelt sind Orkanböen um 120 km/h nicht ausgeschlossen. Vor allem im nachmittäglichen Berufsverkehr muss dann mit erheblichen Behinderungen gerechnet werden. Ein großes Problem stellt ebenfalls dar, dass durch die vorangegangenen Stürme viele Bäume bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden und somit Äste und Zweige noch viel leichter abbrechen können.

In der Nacht zum Samstag ist dann in der gesamten Nordhälfte mit schwerem Sturm, teils auch Orkan zu rechnen – und das dann auch über mehrere Stunden hinweg. An der Nordseeküste drohen extreme Orkanböen bis 160 km/h Es ist somit absolute Vorsicht geboten! Der Aufenthalt im Freien kann lebensgefährlich sein! Des Weiteren droht eine (schwere) Sturmflut. In der Südhälfte stürmt es in der Nacht zwar ebenfalls, aber bei weitem nicht so heftig. In der zweiten Nachthälfte lässt der Sturm mit Ausnahme des Nordostens nach. An den Alpen können ein paar Zentimeter Schnee fallen.

Am Samstagfrüh drohen im Nordosten dann weitere schwere Sturmböen, das Gröbste ist dann aber erst mal durch. Dennoch bleibt auch der Samstag noch ein sehr windiger Tag und Sturmböen stehen weiterhin auf der Agenda. Nur im Süden und Südwesten weht der Wind etwas schwächer. Am Nachmittag lässt er allgemein vorübergehend etwas nach, bevor er am Samstagabend von Nordwesten erneut auflebt. Außerdem gibt es im Norden immer wieder Regen-, Schnee- und Graupelschauer. Das Ganze wird garniert vom ein oder anderen kurzen Gewitter. An den Alpen schneit es anfangs noch etwas. Sonst scheint häufiger die Sonne und es bleibt meist trocken.

Am Sonntag steht dann „Couchwetter“ auf dem Programm. Stürmisch und nass lauten die Aussichten. In den westlichen und zentralen Mittelgebirgen ist auch Dauerregen möglich. Lediglich am Alpenrand zeigt sich die Sonne des Öfteren.

Zum Start in die neue Woche kommt weiterhin keine Langeweile beim Wetter auf. Es bleibt sehr wechselhaft und teils auch stürmisch. In den höheren Lagen der Mittelgebirge und an den Alpen schneit es immer wieder. Die Unwettergefahr scheint aber erst mal gebannt.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.02.2022

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DWD Erst ZEYNEP und dann

 

YLENIA und ZEYNEP: Ein Update

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes ist Tief YLENIA (international: DUDLEY) bereits auf dem Weg ins Baltikum. Die vergangene Nacht zum heutigen 17. Februar 2022 brachte dabei vor allem im Zuge der von Nord nach Süd ziehenden Kaltfront verbreitet schwere Sturm- und orkanartige Böen. Spitzenreiter war dabei – einmal mehr – der Brocken, auf dem extreme Orkanböen von über 150 km/h gemessen wurden. Auch sonst waren vor allem die Gipfellagen der Mittelgebirge von Orkanböen betroffen, so zum Beispiel der Kahle Asten (NRW) mit 133 km/h, der Weinbiet (RLP) mit 132 km/h und der Große Arber (BY) mit 125 km/h. Aber auch in tieferen Lagen konnten bemerkenswerte Windspitzen gemessen werden, so zum Beispiel in Angermünde (BB) 125 km/h, Arnsberg (NRW) 123 km/h und in Göttingen (NI) 117 km/h.

Die durch YLENIA verursachte Sturmlage setzt sich im aktuellen Tagesverlauf fort. Insbesondere sorgt der nachfolgende Durchzug eines Bodentroges vor allem im Nordosten wiederholt für das Auftreten von orkanartigen Böen. So wurden zum Beispiel im Vormittagsverlauf am Berliner Flughafen BER nochmals 113 km/h gemessen.

Allmählich schwächt sich mit fortschreitender Tagesdauer die Windlage ab. Zuerst macht sich das vor allem im Südwesten bemerkbar. Aber auch im Nordseeumfeld verliert der Wind allmählich an Kraft. Gegen Abend ist dann der Wind nur noch im Osten spürbar. Dort nimmt der Wind im Laufe der Nacht zum Freitag ebenfalls endgültig ab.

Am morgigen Freitag droht aber – wie bereits im gestrigen Thema des Tages (16.02.2022) erläutert – schon das nächste Ungemach. Von der Nordsee her nähert sich dann mit ZEYNEP (international: EUNICE) das nächste Orkantief. Mittlerweile haben sich die Modellprognosen soweit angenähert, dass man inzwischen hinreichende Sicherheit bezüglich der Vorhersage hat. Ab den Mittagsstunden nimmt der Wind von Westen sehr rasch zu. Dann kommt es zunächst an der von West nach Ost durchziehenden Kaltfront verbreitet zu Sturm- bzw. schweren Sturmböen mit Windspitzen um 90 km/h. Während im Süden der Wind nach dem Durchzug dann relativ rasch wieder abflaut, aber in Böen durchaus weiter ziemlich frisch wehen kann, setzt sich die Sturmlage weiter nördlich fort.

Vor allem im nördlichen Drittel Deutschlands treten dabei schwere Sturm- oder orkanartige Böen auf. Die Windspitzen liegen dabei voraussichtlich im Bereich von 90 bis 110, vereinzelt auch bei 120 km/h. Mit Annäherung des Tiefs dreht der Wind über der Nordsee dann zusehends auf Nordwest und trifft dort unter anderem auf die Elbmündung. In der Folge muss vor allem entlang der ostfriesischen Küste bis zur Elbe vorübergehend mit extremen Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten jenseits von 140 km/h gerechnet werden. Dementsprechend groß ist damit einhergehend auch das Sturmflutrisiko vor allem im Bereich der Elbe.

Im Laufe der Nacht zum Samstag zieht ZEYNEP dann weiter rasch ostwärts. Das Sturmfeld verlagert sich damit ebenfalls relativ zügig. Während an der Nordsee der Wind langsam etwas nachlässt, ist vor allem von der Ostsee bis nach Brandenburg hinein auch noch in der zweiten Nachthälfte mit orkanartigen Böen zu rechnen. Erst gegen Morgen lässt auch hier der Wind allmählich nach, insgesamt bleibt es aber auch noch im Laufe des Samstags weiter stürmisch. Dann werden allerdings keine unwetterartigen Windgeschwindigkeiten mehr erreicht.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.02.2022

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DWD YLENIA und ZEYNEP Ein Update

YLENIA und ZEYNEP: Orkantiefs im Doppelpack

Ausgangspunkt dieser stürmischen Wetterlage sind massive Temperaturgegensätze über dem Nordatlantik. Die stets auf Ausgleich bemühte Atmosphäre reagiert mit Luftmassenbewegungen oder einfach ausgedrückt: mit Wind! Dabei gilt, je größer die Unterschiede, desto stärker der Wind. Ein Starkwindband in der oberen Troposphäre in ca. 10 km Höhe ist die Folge, der sog. „Jet-Stream“. Er erreicht Windgeschwindigkeiten von zum Teil über 300 km/h und stößt dabei bis nach Mitteleuropa vor. Er fungiert wie eine Autobahn für Tiefdruckgebiete, die in rascher Abfolge vom Nordatlantik nach Mittel- und Nordeuropa ziehen.

Dabei bilden sich gleich zwei Orkantiefs heraus, die unmittelbar Deutschland beeinflussen. Den Anfang macht YLENIA in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag, gefolgt von ZEYNEP am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag. YLENIA verlagert sich über Schottland und die Nordsee nach Dänemark und lenkt danach nach Nordosten Richtung Baltikum ein. Das Sturmfeld befindet sich an der Südflanke des Tiefs und erfasst weite Teile von West- und Mitteleuropa – und damit auch Deutschland. Aufgrund der Nähe zum Tiefkern steht insbesondere die Nordosthälfte des Landes im Fokus der Sturmentwicklung. Ab der Nacht zum Donnerstag muss vom Nordwesten bis zur Mitte und in die östlichen Landesteile verbreitet mit schweren Sturmböen bis 100 km/h gerechnet werden. Bevorzugt an der Kaltfront, die von Nordwest nach Südost über Deutschland hinwegzieht sowie in den mitunter gewittrigen Schauern dahinter sind sogar einzelne orkanartige Böen und Orkanböen bis 120 km/h wahrscheinlich. Das sind Windgeschwindigkeiten, die wir so verbreitet bis ins Flachland nicht jedes Jahr erleben. Zudem treten die Böen bei einer solchen „konvektiven Windlage“ teilweise sehr plötzlich auf. All das führt zu einem nicht zu verachtenden Schadenspotenzial. Größere Bäume können entwurzelt, Dächer beschädigt und Gegenstände umher gewirbelt werden. Damit wird der Verkehr sowohl am Boden als auch in der Luft so seine Schwierigkeiten haben. Es gilt also nicht nur Reisen, sondern generell den Aufenthalt im Freien nach Möglichkeit zu vermeiden. Erst im Laufe des Donnerstagnachmittags lässt der Wind von Westen deutlich nach.

Nach einem kurzen Zwischenhocheinfluss, der seinen Namen kaum verdient, nähert sich am Freitag das nächste Orkantief ZEYNEP. Wie man in der Grafik erkennt, setzt dieses Tief ein gutes Stück südlicher an als YLENIA. Zudem fällt auf, dass das Sturmfeld kleinräumiger ist. Es handelt sich um einen sog. Schnellläufer, also kleinräumige, sich sehr schnell mit der Höhenströmung fortbewegende Tiefs, deren Vorhersage traditionell unsicherer ist als die der großen Orkantiefs. So bereitet uns Meteorologen auch ZEYNEP Kopfzerbrechen, denn etwa ab den Britischen Inseln wird die Prognose der Zugbahn sehr unscharf. Zwar ist recht sicher, dass das Sturmfeld Deutschland erfassen wird, wo genau und mit welchen Windgeschwindigkeiten, bleibt bisweilen aber unklar. Die Gefahr von Orkanböen ist dennoch durchaus gegeben, zumindest regional und besonders über der Nordhälfte.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 16.02.2022

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DWD YLENIA und ZEYNEP Orkantiefs im Doppelpack

Tag des Regenwurms

Der Tag des Regenwurms wurde sehr wahrscheinlich im Jahr 2005 initiiert. Sinn und Zweck des Gedenktages ist es, auf den Nutzen des noch so kleinsten Lebewesens in unserer Natur hinzuweisen und zu helfen, ein Bewusstsein für alles Leben auf unserem Planeten zu entwickeln.

Die Regenwürmer gehören zum Stamm der Ringelwürmer. Ein Regenwurm kann zwischen 3 und 8 Jahre alt werden und es gibt Würmer, die eine Länge von bis zu 30 cm erreichen können. Woher der Name kommt, ist nicht geklärt. Man vermutet, dass er den Würmern gegeben wurde, weil sie besonders bei Regen an die Oberfläche kommen.

Und Regen ist das Stichwort für den weiteren Text. Mit Tiefdruckeinfluss regnet es nämlich in Deutschland in den kommenden Tagen recht kräftig und teils auch länger anhaltend. Die erste Front mit verbreiteten Niederschlägen erreicht uns in den Abendstunden des heutigen Dienstags von Nordwesten. In der Nacht zum Mittwoch breitet sich der Regen südostwärts aus. Dabei fällt im höheren Bergland anfangs auch noch Schnee, in den tiefen Lagen regnet es durchgehend.

Im Laufe des Mittwochs wird der Niederschlag der ersten Front von dem einer weiteren aus Westen eingeholt und quasi überlagert. Dies verstärkt den Regen. Bis Mittwochabend fallen im Norden und Westen verbreitet 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Im Stau der westlichen Mittelgebirge sind 20, lokal auch 30 Liter in 18 bis 24 Stunden möglich. Nach Osten und Süden hin fallen verbreitet 2 bis 5, regional bis 10 Liter pro Quadratmeter. Nur im Schwarzwald sind höhere Mengen zwischen 10 und 20 Liter möglich.

Nach nur einer kurzen Wetterberuhigung am Mittwochnachmittag und Abend wird Deutschland aus Westen von einer weiteren Frontalzone mit Niederschlägen erfasst. Dabei kommt es zu schauerartig verstärkten Regenfällen, vor allem im Norden ist auch vereinzelt gewittriger Regen möglich. Die Niederschläge lassen am Donnerstagvormittag meist nach, nur der Norden verbleibt in der Schleifzone des Frontensystems und somit unter dichten Wolken und Regen.

Von Mittwochabend bis Donnerstagvormittag fallen im Norden 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter, lokal etwas weniger, lokal vielleicht auch etwas mehr. Nach Süden hin werden verbreitet noch einmal 5 bis 10 Liter erwartet. Im Stau der Mittelgebirge und der Alpen summieren sich die Niederschläge auf 15, örtlich auch 25 Liter in 12 Stunden. Am Donnerstag tagsüber sind die Niederschläge in vielen Regionen Deutschlands nur noch gering. Im Norden kommen noch einmal 5 bis 10 Liter hinzu.

Das klingt jetzt so einzeln nicht nach besonders viel Regen, wenn man es aber über 36 bis 48 Stunden aufsummiert, dann kommen in den Mittelgebirgen 35 bis 45 Liter pro Quadratmeter zusammen, örtlich werden von den Modellen um 55 Liter simuliert. Zudem liegen auf den Bergen auch noch ein paar Zentimeter Schnee, die im Zustrom milder Luft schmelzen und einen Beitrag zum abfließenden Wasser leisten. Im Norden und Nordwesten des Landes fallen in der Fläche bis zu 25, regional auch bis 40 Liter innerhalb von 36 bis 48 Stunden. Im Süden, abseits der Mittelgebirge und der Alpen, kommen im gleichen Zeitraum verbreitet 10, regional um 20 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen.

Aufgrund der flächigen und länger andauernden Regenphase schwellen vor allem kleinere Bäche und Flüsse an und können über die Ufer treten. Es sind also räumlich begrenzt Überschwemmungen möglich.

Apropos Überschwemmungen: Früher hat man vermutet, dass die Regenwürmer bei Regen an die Oberfläche kommen, weil sie sonst „ertrinken“ würden. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass ein Regenwurm bis zu 35 Stunden im Nassen überleben kann. Was auch immer stimmt, wenn Sie in den nächsten Tagen aufmerksam spazieren gehen, dann entdecken Sie vielleicht auch den ein oder anderen Regenwurm.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.02.2022

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