Schwere Waldbrände in Chile

Seit Anfang Februar wüten außergewöhnlich schwere und tödliche Waldbrände in Chile. Anhand der Satellitenbildsequenz (siehe Abbildung 1) bekommen wir eine vage Vorstellung von dem Ausmaß der Brände. Wenn selbst vom Weltraum aus deutlich erkennbar wird, wie aus grünen Flächen „plötzlich“ dunkelbraun verbrannte werden, muss es sich um gewaltige Brandherde handeln. Tatsächlich wird die binnen weniger als 10 Tagen niedergebrannte Fläche auf über 350.000 Hektar beziffert. Das entspricht fast das 1,5-fache des Saarlandes. Über 1000 Haushalte wurden komplett zerstört, dutzende Menschen starben. Die Ursachen der Katastrophe sind dabei nicht nur meteorologischer, sondern auch kultureller Natur.

DWD Schwere Waldbraende in Chile

Ein Blick auf die Witterung der letzten Wochen und Monate zeigt, dass es in Chile nicht nur langanhaltende Phasen viel zu hoher Temperaturen gab, sondern auch extrem wenig Niederschlag. In Santiago de Chile beispielsweise war es im November und Dezember über Wochen 2 bis 4, teilweise bis 6 Grad zu heiß (siehe Abbildung 2). Im Mittel waren die vergangenen 90 Tage knapp 2 Grad zu warm. Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius standen fast auf der Tagesordnung. Nach kurzer Verschnaufpause legte Ende Januar die nächste Hitzewelle los. Bei Waldbränden spielt die Temperatur aber eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, viel entscheidender ist die Trockenheit, hervorgerufen durch niederschlagsarme Witterung. In der Stadt Chillán zum Beispiel regnete es zwischen Mitte November und Mitte Januar überhaupt nicht, der geringe Regen in der zweiten Januarhälfte war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Obwohl wir uns in Chile zurzeit in der sommerlichen Trockenzeit befinden, wären auf Basis der vieljährigen Mittelwerte in den vergangenen 90 Tagen immerhin etwa 60 l/m² zu erwarten gewesen. Somit baute sich im Laufe der Zeit ein durchaus veritables Niederschlagsdefizit auf. Die Niederschlagsarmut kann in Verbindung mit “ La Niña„, einer großräumigen Zirkulationsanomalie gesehen werden, die Trockenheit an der Pazifikküste Südamerikas begünstigt (siehe ). Heißer, trockener Wind fegte jüngst über die ausgetrockneten Landschaften und wirkte wie ein Brandbeschleuniger – die meteorologischen Voraussetzungen für gefährliche Waldbrände waren geschaffen.

DWD Schwere Waldbraende in Chile 1

Für die Entzündung von Waldbränden bedarf es allerdings immer einer Zündquelle, Spontanentzündungen sind erst ab mehreren Hundert Grad Celsius möglich. Zündquellen können natürlich sein, zum Beispiel in Form eines Blitzeinschlages. In den allermeisten Fällen ist aber der Mensch oder die Folgen seines Handelns verantwortlich, sei es vorsätzlich, z. B. durch Brandstiftung, oder unbeabsichtigt durch unvorsichtiges oder fahrlässiges Verhalten.

Ein weiterer kultureller Aspekt stellt die in Chile von Monokulturen dominierte Forstwirtschaft dar. Insbesondere die ausgedehnten, eigentlich in Australien beheimateten Eukalyptus-Plantagen sind ein gefundenes Fressen für die Flammen, da sie recht wenig Feuchtigkeit, dafür aber reichlich Öle enthalten, die sich fast explosiv entzünden.

DWD Schwere Waldbraende in Chile 2

Da Veränderungen in einem über viele Jahrzehnte gewachsenen „Wald-Modell“ nicht innerhalb kürzerer Zeit zu erwarten sind, bleibt nur die Hoffnung auf einen Wetterumschwung. Doch auch dieser bleibt zumindest in den kommenden Tagen erst einmal aus. Mit Regen ist ausgerechnet in den von den Waldbränden betroffenen Regionen nicht zu rechnen (Abbildung 3).

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.02.2023
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Macht Hoch FEUKA zu früh schlapp?

Nicht viel Neues gibt es auch am heutigen Sonntag vom Wetter in Deutschland zu berichten. Hoch ELISABETH ist nach Südosteuropa gewichen, in die Bresche springt Hoch FEUKA. Dieses neue Hoch sorgt für anhaltend ruhiges und mildes Wetter. Das bei teils zweistelligen Tageshöchsttemperaturen mit Winter kaum etwas zu tun hat, sieht man mal vom wieder etwas vermehrt aufkommenden nächtlichen Frost ab. Ansonsten wird das Duell Nebel/Hochnebel vs Sonnenschein jeden Tag aufs Neue ausgetragen. Sollten die Wettermodelle Recht behalten, werden der Westen, Süden und die Mitte Deutschlands dabei öfter gewinnen als der Norden und Nordosten.

Der Name des neuen Hochs FEUKA hat dabei eine sehr interessante Geschichte. Seit November 2002 können in Deutschland im Zuge der „Wetterpatenschaft“ Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete beim Institut der Freien Universität (FU) Berlin erworben werden (siehe dazu auch das Genau das hat sich wohl auch der Festausschuss des Euskirchener Karnevals e.V. (abgekürzt FEuKa) gedacht und im vergangenen Jahr eine Patenschaft für ein Hoch mit dem Anfangsbuchstaben „F“ in diesem Jahr gekauft. In der Namensliste für Hochdruckgebiete landeten sie daher in der alphabetischen Reihenfolge auf Platz 6. Erfahrungsgemäß erfolgt die Namensvergabe für ein Hoch auf diesem Platz zwischen Februar und März. Tatsächlich gab es die Taufe am 7. Februar 2023, als sich das Hoch über Grönland bildete. Allerdings sind von der FU als Vorgabe nur tatsächlich existierende Vornamen zugelassen. Glücklicherweise wurde man auf der Suche nach dem Namen aber fündig. Nach Angaben des Karnevalsvereins gab es mal eine Frau gleichen Namens, die in Niedersachsen mittig im Dreieck von Emden, Jever und Oldenburg begraben liegt. So wurde die Benennung doch noch möglich.

DWD Macht Hoch FEUKA zu frueh schlapp

Mittlerweile ist das Hoch über den Britischen Inseln und Westeuropa angekommen. In den nächsten Tagen wird es seinen Schwerpunkt nach Mitteleuropa verlagern. So hat das Hoch passenderweise in der Karnevalszeit den Namen eines Karnevalsvereins!

Stellt sich also die Frage, ob das Karnevalshoch (oder Faschingshoch, usw.) auch zum Höhepunkt des Straßenkarnevals, der ab Donnerstag mit der Weiberfastnacht beginnt und mit dem Aschermittwoch in der übernächsten Woche endet, durchhält oder ob es schon vorher schlappmacht? Die meisten Wettermodelle sind der Meinung, dass es nur bis zum Donnerstag bei uns regieren und dann über dem Balkan im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen wird. Damit schafft das Hoch dann Platz für Ausläufer von Tiefdruckgebieten, die ab Donnerstagnachmittag oder -abend Deutschland erreichen und für wechselhaftere Witterung mit mehr Niederschlägen und Wind bei allerdings weiterhin milden Temperaturen sorgen sollen.

DWD Macht Hoch FEUKA zu frueh schlapp 1

Gibt es also bei den vor allem ab Samstag stattfindenden Karnevalsumzügen kein „schönes“ Wetter? Das wird von den Wettermodellen noch unterschiedlich beantwortet, allerdings gibt es eine Tendenz zur Rückkehr des Hochdruckeinflusses vor allem ab Sonntag. Über den Britischen Inseln und Westeuropa formiert sich ein neues Hoch, das insbesondere den Südwesten Deutschlands erfassen soll, während der Nordosten eher in einer nordwestlichen, von leichtem Tiefdruckeinfluss geprägten Strömung verbleibt. Das wäre für die Karnevalshochburgen im Westen und Südwesten eine gute Nachricht. Nur das Hoch heißt dann nicht mehr FEUKA, sondern wahrscheinlich GABRIELA oder HAZAL. Diese Namen stehen als 7. und 8. auf der Namensliste.

Dipl.-Met Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2023
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Kaltlufttropfen – Der Schönwetterverderber

Der Zeiger des Wandbarometers steht auf „schön“ und misst einen Luftdruck von 1040 hPa, auf dem Display der „intelligenten“ Wetterstation im Wohnzimmer leuchtet ein Sonnensymbol. Beim Blick aus dem Fenster sieht man aber dunkle Schauerwolken, plötzlich blitzt und donnert es sogar und Graupelkörner tanzen auf Dächern und Straßen. Merkwürdig! Auch die Wetterkarte in der Tageszeitung zeigt ein mächtiges Hochdruckgebiet über Europa. Was ist also der Grund für die vermeintlich „verkehrte Welt“ beim Wetter?

Ursache ist wahrscheinlich ein sogenannter „Kaltlufttropfen“. Dazu muss man wissen, dass nicht nur der Luftdruck in Bodennähe – den das heimische Barometer misst – über den Wettercharakter entscheidet. Auch die Druckverteilung in der Höhe, also der Luftdruck drei, fünf oder zehn Kilometer über unseren Köpfen, spielt beim Wetter eine entscheidende Rolle. So kann es sein, dass sich zwar im Bodenniveau ein großflächiges Hochdruckgebiet breitgemacht hat, in der Höhe jedoch ein kleines Tief herumwirbelt. Dieses bezeichnet man in der Meteorologie als Kaltlufttropfen (zur Namensherkunft später mehr).

Kaltlufttropfen befinden sich fast immer über den Randbereichen eines Bodenhochs (siehe Abbildungen). In der mittleren Troposphäre, also etwa fünf Kilometer über uns (500 hPa-Niveau) ist dieses nahezu kreisförmige Höhentief am stärksten ausgeprägt. Aber selbst auf Wetterkarten bis in 1,5 km Höhe (850 hPa-Niveau) ist ein Kaltluftbereich mit tieferem Luftdruck oft noch gut erkennbar. In den Bodenwetterkarten ist jedoch kein abgeschlossenes Tief mehr zu finden. Damit wären wir auch beim Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen einem Kaltlufttropfen und einem „gewöhnlichen“ Tief. Bei letzterem handelt es sich um ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das sowohl am Boden als auch in der Höhe ausgeprägt ist, während ein Kaltlufttropfen nur in der Höhe (über dem Bodenhoch) zu finden ist. Häufig (aber nicht immer) sind die Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) um das Hochdruckgebiet unterhalb des Kaltlufttropfens zumindest noch etwas eingedellt. Zwischen 500 und 300 hPa (etwa 5,5 bis 10 km Höhe) ist rund um das Höhentief zusätzlich ein Starkwindfeld anzutreffen.

Man unterscheidet bei Kaltlufttropfen zwischen zwei Entstehungsmechanismen. Zum einen können sie durch einen Cut-Off-Prozess aus einem Höhentrog* entstehen (siehe Animation 1). Ist der Höhentrog weit nach Süden ausgedehnt, „tropft“ nicht selten ein Höhentief ab. Dieser Kaltluft“tropfen“ wird nun durch die bodennahe und meist schwache Strömung gesteuert. Kaltlufttropfen können aber auch das Relikt eines ursprünglich hochreichenden Tiefdruckgebiets sein, wobei sich durch Reibungsprozesse das Bodentief aufgelöst hat und nur noch der Kaltlufttropfen in der Höhe übrigbleibt.

Kaltlufttropfen treten überwiegend im Winterhalbjahr auf, kommen aber auch im Sommer vor. Im Gegensatz zu Bodentiefs besitzen sie keine Fronten, weil sich die kälteste Luft in der Mitte der in etwa kreisförmigen Gebilde sammelt, daher der Name „Kaltluft“tropfen.

Diese kalte Höhenluft ist der Grund, weshalb Kaltlufttropfen zum „Schönwetterverderber“ werden. Die Temperaturabnahme mit der Höhe ist unterhalb des Kaltlufttropfens stärker als in der Umgebung, die Luftschichtung wird also labilisiert. Dadurch entstehen (trotz hohen Luftdrucks am Boden) Schauer und manchmal sogar Kaltluftgewitter.

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 1

Einen besonders gut ausgeprägten und sehr langlebigen Kaltlufttropfen gab es im März vergangenen Jahres. In der Nacht zum 19. März tropfte der Kaltlufttopfen östlich von Schweden über der Ostsee aus einem Höhentrog ab und zog nach Polen. Während von Dänemark bis zum Baltikum mit teils über 1050 hPa für die Jahreszeit rekordverdächtig hohe Luftdrücke gemessen wurden, lag der Kaltlufttropfen am Nachmittag mitten über Deutschland, wo am Boden immerhin noch rund 1040 hPa vorherrschten (Abb. 1). Dennoch bescherte uns der Kaltlufttropfen windiges und wechselhaftes Wetter mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Mit der östlichen Strömung an der Südseite des mächtigen Hochs „schwamm“ der Kaltlufttropfen wie ein Fettauge auf der Suppe westwärts nach Belgien und bis zum 21. März zur Nordsee (Abb. 2). Auf dem Satellitenbild waren die Wolkenspiralen und auf der Höhenkarte der runde Kaltlufttropfen gut erkennbar, auf der Bodendruckkarte sah man hingegen lediglich eine kleine Delle an der Westseite des Hochs. In den Folgetagen wanderte der Kaltlufttropfen weiter im Uhrzeigersinn um das Hoch, überquerte den Süden Skandinaviens und erreichte in der Nacht zum 23. März seine Geburtsstätte über der Ostsee (Abb. 3). Dort war seine Reise noch immer nicht zu Ende. Er zog weiter seine Kreise über die Baltischen Staaten und Belarus zur Ukraine. Am Nachmittag des 24. März erkannte man eine wunderschöne Wolkenspirale im Bereich des Kaltlufttropfens inmitten einer riesigen wolkenfreien Zone, die sich von Frankreich über Mitteleuropa bis nach Russland erstreckte (Abb. 4). Erst am 26. März löste sich der Kaltlufttropfen über der Osttürkei auf, nachdem er innerhalb von gut acht Tagen mehr als 6500 Kilometer zurücklegte. In den nachfolgenden Animationen können Sie die Reise durch Europa eindrucksvoll nachverfolgen.

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 2

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 3

Zurück in die Gegenwart. Bis weit in die kommende Woche hinein bestimmt ein mächtiges Hochdruckgebiet unser Wetter. In der zweiten Wochenhälfte simulieren die Wettermodelle aber immer wieder die Bildung eines Kaltlufttropfen mit den typischen Wetterkapriolen. Ob dieser auch das Wetter bei uns in Deutschland aufmischt, ist aus heutiger Sicht aber noch nicht vorhersagbar. Es bleibt also spannend.

* In der Höhe entstehen anders als am Boden in der Regel wellenartige Druckverteilungen mit Trögen tiefen Luftdrucks (auf der Nordhalbkugel nach Süden ausgewölbte Wellentäler) und Rücken hohen Luftdrucks (nach Norden gewölbte Wellenberge).

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 1

Dr. rer. nat Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2023
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Gabrielle

Schon seit ein paar Tagen wird das Wettergeschehen rund um Australien kritisch beobachtet. Nordöstlich und nordwestlich des Landes entwickelten sich bereits am vergangenen Wochenende Tiefdrucksysteme, die vor wenigen Tagen zu tropischen Zyklonen anwuchsen. Das nordwestliche Tief wurde FREDDY getauft. Er trifft auf seinem Weg westwärts nicht auf bewohntes Land und wütet hauptsächlich über Meer. Das nordöstliche Tief wurde GABRIELLE genannt und entwickelte sich inzwischen zu einem tropischen Zyklon der Kategorie 3 (Windgeschwindigkeit zwischen 165 und 224 km/h).

DWD Gabrielle

Während FREDDY also eher uninteressant ist, zieht GABRIELLE nun zwischen Australien und Neukaledonien südostwärts in Richtung Neuseeland und wird dort ab Samstag unserer Zeit für heftige Regenfälle und ab Sonntag für stürmischen Wind sorgen. Die Zugbahn ist noch nicht ganz sicher, zumal sich GABRIELLE auf ihrem Weg südostwärts in ein außertropisches Tief umwandelt und abschwächt. Aktuell wird erwartet, dass es die nördliche Insel als Kategorie 1 Zyklon (Windgeschwindigkeit zwischen 90 und 125 km/h) erreicht. Es ist aber davon auszugehen, dass mindestens der nördliche Teil Neuseelands betroffen ist.

DWD Gabrielle

Die Windspitzen erreichen aktuellen Berechnungen zufolge Böen zwischen 100 und 120 Kilometern pro Stunde, was schweren Sturmböen (Bft 10) bis hin zu Orkanböen (Bft 12) entspricht. Punktuell sind auch stärkere Böen möglich. Die exakte Verteilung der höchsten Windgeschwindigkeit hängt stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass an den Küsten der nördlichen Regionen mindestens schwere Sturmböen auftreten. Mit dem Wind einhergehend nimmt die Wellenhöhe zu, sodass küstennah auch eine Sturmflut möglich ist.

DWD Gabrielle

Wie bereits oben geschrieben, bringt GABRIELLE heftige Regenfälle. Bis Montagabend mitteleuropäischer Zeit (MEZ) werden in den nördlichen Regionen Neuseelands bis zu 300 Litern pro Quadratmeter erwartet. Allein zwischen Sonntagabend und Montagmittag (MEZ) können regional 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter fallen. Überschwemmungen und Erdrutsche können die Folge sein. Wie schon der Wind, hängt auch die exakte Regenmenge von der tatsächlichen Zugbahn ab.

DWD Gabrielle 1

DWD Gabrielle 1

Am Mittwoch unserer Zeit zieht das Tief süd-südostwärts ab. Damit lassen Regen und Wind rasch nach.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.02.2023
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Die nächste Stratosphärenerwärmung kommt!

Eine plötzliche Stratosphärenerwärmung tritt statistisch gesehen alle zwei Jahre im nordhemisphärischen Winter auf. Per Definition spricht man von einem „major sudden stratospheric warming“ oder einer markanten plötzlichen Stratosphärenerwärmung, wenn neben einem starken Temperaturanstieg (über 25 Grad in wenigen Tagen) in der oberen und mittleren Stratosphäre über dem Nordpol (siehe Grafik) der westliche Wind (zonal gemittelt, also auf einem Breitengrad, hier 60 Grad N zirkumpolar) in 10 hPa (in etwa 31 km Höhe) komplett auf Ostwind dreht, also reversiert.
Ein „minor stratospheric warming“ (schwächeres Ereignis) geht ebenso mit einer markanten Temperaturerhöhung in der polaren oberen bis mittleren Stratosphäre, allerdings nicht mit einer kompletten Windumkehr in 10 hPa/ 60 Grad Nord, einher.

DWD Die naechste Stratosphaerenerwaermung kommt

Hintergrund der Definition für ein Major-SSW ist eine markante (und möglichst nachhaltige) Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (SPV), die in der Regel auch eine großräumige Veränderung troposphärischer Zirkulationsmuster nach sich zieht.

Ende Januar fand nun bereits ein Minor-Warming statt, wobei ein Teil der Entstehungsgeschichte dafür im  angerissen wurde. Die Auswirkungen dieses Minor-Warmings auf die Troposphäre waren bzw. sind aufgrund obiger Bedingungen stark limitiert, weil eine dynamische Kopplung Stratosphäre-Troposphäre in der Regel nicht stattfindet. Wesentlich für die weiter unten beschriebene Entwicklung in Richtung eines Major-SSW ist allerdings schon die vorherige Schwächung des Stratosphärischen Polarwirbels (SPV) durch das Minor-Warming.

Nun kündigt sich nach Monatsmitte eine weitere plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW) an, wobei die Modelle (EZMWFGFS) diesmal von einem Major-SSW ausgehen. Eine bestimmte synoptische Konstellation (neben dem Alëuten-Tief sei hier auch das Muster Skandinavien-Hoch, kombiniert mit Grönland-Tief zu erwähnen) ermöglicht bei langen quasistationären planetaren Wellen mit großer Amplitude verstärkte meridionale und vertikale Wellenflüsse in Richtung Arktische Stratosphäre. Diese Rossby-Wellen breiten sich mit der Zeit bis in die mittlere und obere Stratosphäre aus, vergrößern dort aufgrund geringerer Dichte noch ihre Amplitude in Richtung polare Stratosphäre, brechen somit verstärkt und dissipieren im Verlauf (lösen sich auf) unter starker Wärmefreisetzung.

Beim bevorstehenden Major-SSW geht man zunächst erneut von einem „Displacement“ (Verschiebung) des SPV vom Pazifik her aus. Bei diesem Ereignis (gerade in Kombination mit vorherigem Minor-Warming) ist eine nachhaltige Störung bzw. Schwächung des SPV zu erwarten, womit wir schon bei den Auswirkungen sind, die uns erwarten könnten.

Bei einem Major-SSW setzt sich die Störung (Erwärmung und Ostwinde, also Temperatur und Geopotenzial) mit der Zeit dynamisch von der oberen und mittleren bis in die untere Stratosphäre, schließlich bis in die Troposphäre durch (kanonisch mit der Folge hohen Luftdrucks bzw. entsprechend hohen Geopotenzials in 500 hPa im Arktisumfeld, z.B. Grönlandblocking). Damit einher geht oft ein deutlich negativer Index der Arktischen und Nordatlantischen Oszillation (AO bzw. ), wobei durch die Windumkehr bei vermehrt meridionalen Strömungsmustern arktische Luftmassen weit nach Süden vordringen. Die Fachliteratur beschreibt hierbei Eurasien gegenüber Nordamerika als bevorzugt beeinflusste Region.

Prinzipiell werden SSW-Ereignisse mittlerweile relativ gut durch die Wettermodelle erfasst (etwa ab 7 bis 9 Tage vor dem Ereignis, da die Globalmodelle bis in die Stratosphäre hinauf relativ gut aufgelöst rechnen, sowohl vertikale als auch horizontale Level). Probleme bestehen allerdings weiterhin bei der dynamischen Kopplung Stratosphäre – Troposphäre einerseits und bei der Zuordnung zu möglichen troposphärischen Strömungsmustern andererseits. Letztere weisen doch eine hohe Variabilität auf, auch abhängig vom synoptischen Muster unmittelbar vor dem SSW. Ein anderes Problem ist die Abfolge der Auswirkungen, stellen sich doch die troposphärischen Muster immer deutlich zeitlich, häufig auch räumlich versetzt um, was wiederum mit der vertikalen Ausbreitung der Wellenflüsse (von oben nach unten) zusammenhängt.

Ein SSW-Ereignis kann die troposphärische Zirkulation bis zu zwei Monate nachhaltig beeinflussen. Das kommende Major-SSW wird von den Modellen wie EZMWF und GFS bereits recht konsistent simuliert. Nun bleibt abzuwarten, wie und vor allem wann die troposphärische Reaktion auch diskret in den Modellen erscheint. Um die klassischen troposphärischen Muster in den Modellen oder Ensemble-Vorhersagen zu erkennen, ist noch etwas Geduld erforderlich.

Einzig anhand der aktuellen Streuung der Ensemble-Vorhersage für den NAO-Index (einschl. einzelner Member mit bereits NAO negativ am Ende der Vorhersagezeit von 15 Tagen) sieht man eine mögliche Entwicklung als Folge der zu erwartenden stratosphärischen Störung.

Dipl.-Met.Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.02.2023
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Wenn Sonne lacht…

Jeder, der ab und zu fotografiert, kennt die Sprüche zur Blende: Bei Mensch und Tier nimm Blende vier oder wenn Sonne lacht, nimm Blende acht. Letzteres gilt besonders heute und morgen, denn Dank Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa ist die Luft weitgehend abgetrocknet und die Sonne lacht in weiten Teilen Deutschlands sprichwörtlich von früh bis spät vom Himmel. Wer also keine überbelichteten Bilder möchte, nimmt eine kleinere Blende oder spielt mit der Belichtungszeit.

DWD Wenn Sonne lacht…

Wer zum Wintersport bei vollem Sonnenschein in die Berge fährt, der setzt am besten eine Sonnenbrille auf. Denn die Sonne wird vom Schnee sehr gut reflektiert und dadurch erhöht sich die UV-Belastung auch für die Augen. Wer zu lange ungeschützt hoher UV-Belastung ausgesetzt ist, der riskiert irreparablen Schäden an den Augen. Erste Anzeichen für eine hohe Belastung sind Tränen und Überempfindlichkeit gegenüber Licht.

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Ab Donnerstag verlagert sich das Hoch mehr in Richtung Südosteuropa und bei uns nimmt von Norden her der Tiefdruckeinfluss zu. Der Süden verbleibt noch unter leichtem Hochdruckeinfluss bei viel Sonne und trocken-kaltem Wetter. Im Norden werden die Wolken jedoch dichter und zeitweise fällt etwas Sprühregen oder Schneegriesel. Mit westlichem Wind wird wieder mildere Luft ins Land geführt und die Nächte werden zum Ende der Woche im Norden frostfrei. Vor allem in Küstennähe frischt der Wind kräftiger auf und kann vereinzelt an exponierten Stellen stürmische Böen hervorrufen.

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Am Wochenende lässt dann der Hochdruckeinfluss auch im Süden Deutschlands nach und dichtere Wolken und leichte Niederschläge breiten sich süd-südostwärts aus. Mit westlicher Strömung erwärmt sich die Luft von Tag zu Tag und erreicht bis zu 10 Grad im Norden und Westen und 7 Grad im Süden. Auch die Nächte werden „wärmer“. Über der Mitte gibt es lediglich noch im Bergland Frost. Im Süden sinkt die Temperatur dann nur noch leicht unter den Gefrierpunkt.

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Zum Abschluss der Wochenvorhersage noch eine Eselsbrücke, die bei jedem Wetter gilt: Geht im Sucher die Sonne nicht auf, hast du noch den Deckel drauf.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.02.2023
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„Eisberg voraus!“

Im April 1912 stach das damals größte Schiff der Welt, die RMS TITANIC, in See. Auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York ereilte sie jedoch eine schicksalsreiche Katastrophe. Das Schiff rammte etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland einen Eisberg und sank innerhalb weniger Stunden auf den Grund des Meeresbodens. Über 1500 Menschen verloren in den eiskalten Wassermassen ihr Leben. Kate Winslet war eine der glücklichen Überlebenden, zumindest in ihrer Filmrolle, während Leonardo DiCaprio unterging. Diese Geschichte ist wohl den meisten bekannt, doch die wenigsten haben sich vermutlich größere Gedanken über das Wettergeschehen gemacht.

Der Morgen des 14. Aprils 1912 begann in Bezug auf das Wetter über dem Nordatlantik unspektakulär. Bei starker Stratocumulusbewölkung und Temperaturen zwischen 13 und 15 Grad blies ein frischer Wind aus südlichen Richtungen. Im Laufe des Vormittags durchquerte die RMS TITANIC eine Kaltfront. Es kam vereinzelt zu leichten Schauern. Rückseitig der Front nahm der Wind vorübergehend noch etwas zu und drehte dabei auf Nordwest. Gleichzeitig sank die Lufttemperatur auf etwa 10 Grad ab. In der Unglücksnacht weitete sich ein Hoch über dem Nordosten Kanadas weiter ostwärts aus. Die RMS TITANIC kam dabei am Abend des 14. Aprils in dessen Einflussbereich. Der Himmel klarte auf. Es herrschte eine sternenklare Nacht ohne Mondschein vor. Die Temperaturen nahmen nochmals signifikant ab und lagen nun um den Gefrierpunkt. Auch die Wassertemperaturen sanken auf etwa 0 Grad ab. Es herrschte absolute Windstille vor.

Kurz vor Mitternacht wurde dann in geringer Entfernung zum Schiff ein Eisberg gesichtet, obwohl die RMS TITANIC der damals empfohlenen südlicheren Route bei der Überfahrt folgte. Der Winter und auch das Frühjahr 1912 waren im Nordatlantik sehr kalt. Im Vergleich zu den Jahren davor konnten somit einige Eisberge im Labradorstrom rund um Neufundland in südlichere Breiten vordringen. Die RMS TITANIC startete ein Ausweichmanöver, doch konnte die Kollision nicht mehr verhindert werden, da die Schiffsgeschwindigkeit zu hoch war und der Eisberg schon zu nahe. Der Eisberg rammte mehrere Lecks in den Schiffsrumpf. Innerhalb der ersten Stunde gelangten zwischen 22000 und 25000 Tonnen Wasser in das Schiffsinnere. Die Besatzung versuchte noch über zwei Stunden die einströmenden Wassermassen zu kontrollieren bevor das Schiff schließlich sank.

So harmlos die Wetterlage auch klingen mag, ganz ohne Sturm, Gewitter oder plötzlich auftretenden Monsterwellen, so birgt sie auch einige Tücken. Es stellt sich die Frage, warum der Eisberg erst so spät gesichtet wurde. Vor über 100 Jahren gab es noch kein Eisradar wie es heutzutage auf modernen Schiffen gibt. Nach den Überlieferungen gab es an Bord der RMS TITANIC auch keine Ferngläser, sodass die reine Augenbeobachtung für Sicherheit sorgte. Die Nacht war sehr dunkel, da der Mondzyklus in der Neumondphase lag. Zum anderen herrschte durch den Hochdruckeinfluss und die damit verbundene Windstille spiegelglatte See vor. Es konnten also keine brechenden Wellen an Eisbergen gesehen werden, was die Sichtbarkeit zusätzlich verschlechterte. Eine weitere Theorie, die das Erkennen von Eisbergen erschweren würde, ist die sogenannte Super-Refraktion. Dieses Phänomen tritt bei Inversionswetterlagen auf, bei der eine wärmere Luftmasse über einer kälteren Luftmasse liegt. Die besonderen Verhältnisse beeinflussen die Brechung des Lichts und können den Eindruck eines doppelten Horizonts erzeugen. Der echte Horizont verschwimmt dabei unter dem doppelten Horizont. Ob es in der Nacht zum 15. April im Bereich des Unglücksortes zu einer Super-Refraktion gekommen ist, lässt sich heute nicht mehr eindeutig beweisen.

DWD „Eisberg voraus

Dabei stellt sich die Frage, wie man heute 111 Jahre nachdem Ereignis überhaupt noch soviel über die Wetterlage wissen kann. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Satelliten, kein Wetterradar oder automatische Messungen von Wetterdaten. Es gibt aber Augenzeugen. Etwa 700 Menschen habe die Katastrophe überlebt und ihre Beobachtungen in den unterschiedlichen Untersuchungsausschüssen geschildert. Auch die Beobachtungen der Besatzung der RMS CARPATHIA, die zur Rettung der Schiffbrüchigen am Unglücksort eintraf, konnten herangezogen werden. Wenn auch 1912 noch keine automatische Datenerfassung stattfand, so wurden meteorologische Daten wie beispielsweise Wind, Seegang und Temperaturen in der Schifffahrt bereits systematisch und regelmäßig erfasst. In sogenannten Schiffsjournalen wurden mindestens alle vier Stunden Eintragungen der Messungen und Beobachtungen vorgenommen. Im Archiv des Deutschen Wetterdienstes in Hamburg liegen über 37000 solcher Schiffstagebücher aus den Jahren 1826-1940. Das Journal der RMS TITANIC existiert leider nicht mehr. Im Archiv des Deutschen Wetterdiensten liegen für April 1912 aber insgesamt 34 Schiffstagebücher, die Auskunft über die Situation im Nordatlantik geben können. Dabei berichten sie über eine ungewöhnlich weite Ausdehnung von Eisfeldern und Eisbergen südöstlich von Neufundland. Die Wettersituation wurde zudem von verschiedenen numerischen Modellen reanalysiert. Die Simulationen sowohl vom amerikanischen Wetterdienst (NOAA) als auch vom Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersage (EZMW) zeigen ein ähnliches Bild und stimmen mit den Augenbeobachtungen überein. Bei relativ hohem Luftdruck über dem östlichen Kanada und Neufundland, mit Werten über 1030 hPa im Schwerpunkt des Hochs, herrschten Mitte April 1912 in der Region um den Unglücksort ungewöhnlich kalte Temperaturen vor.

DWD „Eisberg voraus

Der Untergang des Luxusschiffs löste in der Bevölkerung einen Schock aus, auch wenn es nicht das erste Schiff war, das in dieser Gegend havarierte. Im Zuge dessen fand im November 1913 die erste internationale SOLAS-Konferenz statt (Safety Of Life At Sea). Dort wurden zum ersten Mal Mindestanforderungen an die Sicherheitsstandards auf Handelsschiffen vertraglich festgehalten. Des Weiteren wurde die Internationale Eis Patrouille 1914 ins Leben gerufen. Bis heute wird im Bereich der Labradorsee die Ausdehnung der Eisberggrenze kontrolliert und an die Unterzeichner des Pakts übermittelt. Auch in den Produkten für die Seeschifffahrt des Deutschen Wetterdienstes taucht diese Eisberggrenze auf und wird unter anderem per Funk an die Schiffe weitergegeben. Heutzutage wären also die Wahrscheinlichkeiten, dass Leonardo DiCaprio die Schiffspassage überleben würde also deutlich höher.

DWD „Eisberg voraus 1

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2023

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Das Wetter in der Region Gaziantep (Türkei)

Schwere Erdbeben haben die Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei in der vergangenen Nacht und am heutigen Montag erschüttert. Dabei gab es zahlreiche Tote und Verletzte sowie eingestürzte Gebäude beziehungsweise Wohnhäuser. Zu allem Übel kommt nun noch sehr wechselhaftes Wetter in der Region hinzu.

Aktuell dreht Tief BARBARA im östlichen Mittelmeerraum seine Kreise und beeinflusst damit auch das Wettergeschehen im Erdbebengebiet. Die Analyse von heute Morgen 06 UTC (7 MEZ) zeigt dabei ein Tiefdruckkomplex mit Kern über der Südosttürkei samt seinem Frontensystem. Genau diese Frontensysteme erfassen die Region rund um Gaziantep.

DWD Das Wetter in der Region Gaziantep Tuerkei

Dieser Tiefdruckkomplex löst sich in den kommenden Tagen zwar allmählich auf, aber zunächst werden vom Mittelmeer her feuchtwarme Luftmassen in die Region transportiert. Diese treffen dort dann auf deutlich kühlere Luftmassen aus dem Norden. Dadurch entstehen Hebungsprozesse, die teils kräftige Niederschläge auslösen. Im Tiefland fallen diese durchweg als Regen, während in höheren Lagen des Berglandes mit Schnee gerechnet werden muss. Am heutigen Montag fallen dabei gebietsweise 10 bis 30 l/m², örtlich bzw. insbesondere in Staulagen sind 50 bis 70 l/m² möglich. Dies entspricht in höheren Lagen 5 bis 20 cm, in Staulagen auch über einen halben Meter Neuschnee.
In den kommenden Tagen nimmt die Niederschlagsneigung dann aber deutlich ab. Am morgigen Dienstag fallen gebietsweise noch 5 bis 10 l/m². Im Bergland sind um 10 cm Neuschnee möglich. Im weiteren Verlauf bleibt es dann überwiegend trocken und die Sonne setzt sich immer häufiger gegen die anfangs dichten Wolkenfelder durch.

DWD Das Wetter in der Region Gaziantep Tuerkei 1

DWD Das Wetter in der Region Gaziantep Tuerkei 2

Das Temperaturniveau liegt tagsüber in der Region Gaziantep bis zum Wochenende zwischen 4 und 6 Grad. In den höheren Berglagen bleibt es teils bei Dauerfrost oder leichten Plusgraden. In den Nächten wird es empfindlich kalt. Es wird leichter Frost zwischen -3 und -5 Grad prognostiziert. Im Bergland ist hauptsächlich über Schnee teils strenger Nachtfrost um -10 Grad zu erwarten.

DWD Das Wetter in der Region Gaziantep Tuerkei 3

DWD Das Wetter in der Region Gaziantep Tuerkei 4

Der Wind spielt dagegen keine große Rolle. Er ist überwiegend schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen unterwegs. Nur in den höheren Berglagen lebt er gelegentlich böig auf. Dann sind durchaus Windgeschwindigkeiten zwischen 50 und 60 km/h möglich.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2023
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Das Vermächtnis des Vernon Francis Dvorak

Am 19. September des vergangenen Jahres ereilte uns Meteorologen die traurige Nachricht, dass der Wissenschaftler Vernon Francis Dvorak im Alter von 93 Jahren im nordamerikanischen Kalifornien verstarb. Keine Sorge, sollten Sie mit diesem Namen nichts anfangen, dann liegt das vor allem daran, dass sein eigentliches meteorologisches Interesse in den Tropen lag. Viel ist über ihn als Person nicht bekannt, doch umso mehr über seine Arbeit.

Herr Dvorak gilt als Erfinder der Intensitätsabschätzung tropischer Wirbelstürme, die bis heute mehr oder weniger Bestand hat und unter dem Begriff der „Dvorak Analyse“ in Kreisen der Meteorologen Bekanntheit erlangte. Über 30 Jahre lang war und ist dies die wichtigste Grundlage, um die Intensität von tropischen Wirbelstürmen abschätzen zu können. Wie viele Menschenleben durch diese Methode gerettet wurden, kann man schwer sagen, es dürften aber Zehntausende sein, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Millionen Menschen weltweit in Regionen leben, die von tropischen Wirbelstürmen Jahr für Jahr heimgesucht werden. Im Grunde kann man sich kaum eine andere meteorologische Innovation vorstellen, die so unbeschadet solch eine lange Zeit überstanden hat.

Für diese Intensitätsanalyse bedarf es Satelliten, die in regelmäßigen Abständen eine Flut von Datensätzen zur Erde schicken und die dort von Meteorologen analysiert werden. In den 60-iger Jahren begann das Zeitalter der meteorologischen Satelliten mit Explorer (der erste Satellit für Wetterbeobachtungen im Jahr 1959), TIROS I (erster erfolgreicher Metsat im Jahr 1960), NIMBUS, TIROS und wie sie alle noch so hießen, die in den 60-igern und 70-iger Jahren ins Weltall geschossen wurden. Mit der Zunahme an Satelliten wurde es immer schwerer für die diensthabenden Meteorologen die Fülle an Informationen zeitnah zu interpretieren und zu verwerten, sodass Dvoraks Intensitätsabschätzung in Folge einer sogenannten „Wolkenmustererkennungstechnik“ genau zur richtigen Zeit kam. Die ersten Erwähnungen dieser Methode der Intensitätsabschätzung tauchten 1972 auf und wurden in der Folge mehrmals u.a. von ihm aktualisiert.

Doch worum handelt es sich bei dieser Analyse eigentlich?

Grundsätzlich geht es darum, anhand der Wolkenstruktur des Sturmes die Intensität abschätzen zu können. Dazu werden vier Eigenschaften berücksichtigt: zwei kinematische und zwei thermodynamische Eigenschaften.

Die kinematischen beschreiben mit der Vorticity (Wirbelstärke einer Strömung) und der vertikalen Windscherung (Windabnahme oder -zunahme mit der Höhe) die dynamischen Komponenten.
Je stärker eine Störung bzw. je kräftiger ein Tropensturm ist, umso größer sind die Werte der Vorticity und umso besser bilden sich bestimmte Wolkenstrukturen aus, die in Bändern um das Zentrum des Sturms angeordnet sind und repräsentativ für die Intensität eines Sturmes sind.
Für die Entstehung eines Tropensturms wird eine schwache Windscherung bevorzugt, da eine zu starke Scherung den Sturm regelrecht auseinanderreißt (bzw. die Vorticity verringert).

Die thermodynamischen Eigenschaften beinhalten die Ausprägung der Konvektion, denn je mehr Konvektion in der Nähe zum Zentrum zu finden ist, umso mehr latente Wärme wird dort freigesetzt, die vereinfacht gesagt den Wirbel antreibt und den Sturm intensiviert.
Die letzte Eigenschaft betrachtet die Temperaturverteilung in Zentrumsnähe, besonders dann, wenn sich ein Auge im Tropensturm ausgebildet hat. Dieses ist durch absinkende Luftmassen geprägt und je kräftiger der Sturm ist, umso wärmer fällt die Temperatur des Auges aus, was man mit Hilfe des Satelliten gut erkennen kann.

Die Durchführung dieser Intensitätsbestimmung ist ein sehr komplexes Verfahren, das u.a. durch die immer besseren Satellitendaten (vom sichtbaren Bereich bis in den Mikrowellenbereich) wiederholt angepasst und ausgebaut wurde.

Die grundsätzliche Herangehensweise lautet:

Finde das Zentrum der tropischen Störung, erstelle zwei Intensitätsabschätzungen, wähle die am besten passende Intensität aus und wende die vorhandenen Regeln an. Diese Regeln beschreiben z.B. wie schnell sich ein tropischer Sturm über Land abschwächen darf, oder wie schnell er sich intensivieren darf. Diese Regeln sollten in den meisten Fällen nicht gebrochen werden, was aber nicht immer klappt (z.B. bei sich rasant intensivierenden tropischen Stürmen). Das endgültige Resultat ist eine Nummerierung, die von 1.0 bis 8.0 geht, wobei 8.0 den perfekten Sturm darstellt. Der Supertaifun Haiyan, der im Jahr 2013 auf die Philippinen traf, erhielt diese höchste Einstufung und war letztendlich für mehr als 6350 Todesopfer und historische Schäden verantwortlich und auch der Hurrikan Patricia erreichte im Ostpazifik im Jahr 2015 diesen Wert.

Zum besseren Verständnis wenden wir die Analyse stark vereinfacht an einem Beispiel aus dem Jahr 2020 an: Hurrikan EPSILON im Nordatlantik.

DWD Das Vermaechtnis des Vernon Francis Dvorak

Beschrieben wird die Entwicklung des Hurrikans EPSILON im Jahr 2020 über dem offenen Nordatlantik. In Bild 1 vom 18.10.2020 erkennt man eine gut ausgebildete Wolkenspirale/Bodenzirkulation, die mit einem roten Pfeil hervorgehoben wurde. Die eigentliche hochreichende und beständige Konvektion (gelb umrandet) ist noch sehr weit abseits dieses Zentrums zu finden. Wie bereits kurz erläutert ist es aber notwendig, dass eben diese Konvektion zentrumsnah entsteht, damit sie u.a. durch Freisetzung latenter Wärme den Wirbel intensivieren kann. Häufig ist diese Art der Konvektionsverteilung Folge starker Windscherung oder zeigt ein frühes Entwicklungsstadium des Systems an. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese Störung von den Meteorologen genau beobachtet, es gab aber noch keine Warnaktivität. Das erste Bild zeigt bereits wunderschön, wie sich die Konvektion in Art Spiralen um das Zentrum windet. Grundsätzlich intensiviert sich das System, je weiter sich die Konvektion entlang dieser Bänder nach Außen voran arbeitet (und natürlich zentrumsnah vorhanden ist).

DWD Das Vermaechtnis des Vernon Francis Dvorak 1

Daher kommt für dieses Analyseverfahren eine logarithmische Spirale zur Geltung, die in Bild 2 exemplarisch über das System gelegt wurde. Das Zentrum der Spirale liegt deckungsgleich über dem Zentrum des Sturmes. Die Konvektionsbänder sind entlang der logarithmischen Spirale angeordnet. Je mehr Bereiche der Spirale von den Konvektionsbändern eingenommen werden, umso kräftiger ist das System entwickelt. Eine detaillierte Beschreibung würde den Umfang des Tagesthemas jedoch sprengen.

DWD Das Vermaechtnis des Vernon Francis Dvorak 2

Nur einen Tag später, am 19. Oktober, hat sich das Bild der Störung dramatisch verändert (siehe Bild 3). Die Konvektion hat sich deutlich näher ans Zentrum herangearbeitet und im nördlichen und östlichen Quadranten des Systems konnte sich verbreitet langlebige und intensive Konvektion in Form hochreichender Gewitter- und Schauerwolken entwickeln. Die Störung war nun auf jeden Fall in der Entwicklungsphase und im Tagesverlauf wurden die ersten Warnungen herausgegeben. Die Störung erhielt offiziell den Namen EPSILON.

DWD Das Vermaechtnis des Vernon Francis Dvorak 3

Wiederum einen Tag später ist das Zentrum des Systems vollkommen von hochreichender und beständiger Konvektion bedeckt (siehe Bild 4). Im Fachjargon spricht man davon, dass sich ein sogenannter „central dense overcast“ ausgebildet hat. Ins Umgangssprachliche übersetzt bedeutet dieser Begriff, dass ein Batzen hochreichender und langlebiger Konvektion das Zentrum bedeckt. Dies ist ein Anzeichen, dass das System nun immer mehr an Fahrt aufnimmt. Wir sprechen mittlerweile von einem kräftigen Tropensturm mit 1-min gemittelten Windgeschwindigkeiten von 100 km/h. In den Nachtstunden zum 21. Oktober wurde der Sturm dann zu einem Hurrikan der Kategorie 1 auf der fünfteiligen Saffir-Simpson Skala hochgestuft.

DWD Das Vermaechtnis des Vernon Francis Dvorak 4

Der Hurrikan EPSILON intensivierte sich weiter und es bildete sich das für einen Hurrikan nicht unübliche Auge aus, das sich im Tagesverlauf immer weiter erwärmte (siehe Bild 5). Per Satellit und später auch durch Flugzeugmessungen von den sogenannten „Hurrikanjägern“ bestätigt wurden Temperaturwerte im Auge von +14 und +15 Grad gemessen. Gleichzeitig stießen direkt um das Auge herum hochreichende Gewitter- bzw. Schauerwolken bis in die oberste Troposphäre vor und wiesen Wolkenoberflächentemperaturwerte von teils bis zu -50 Grad auf. Je stärker dieser Temperaturkontrast „Auge – Oberflächentemperatur der Gewitterwolken“ ausgeprägt ist, umso intensiver ist die Dynamik eines Tropensturms und es verwundert nicht, dass EPSILON an diesem Tag zu einem Kategorie 3 Hurrikan mit mittleren Windgeschwindgkeiten von mehr als 180 km/h (Mittelwind!) reifte. Gott sei Dank blieb dieser Sturm über dem offenen Atlantik und schwächte sich später ohne Landgang allmählich wieder ab.

Die Dvorak-Analyse ist deshalb von so großer Bedeutung, da es abseits des Nordatlantiks und östlichen Nordpazifiks keine regelmäßigen Messflüge in Tropenstürme gibt, die Echtzeitdaten über die Intensität des Sturmes liefern. Man ist somit in den meisten Regionen auf eben diese Intensitätsabschätzung angewiesen, um die Bevölkerung rechtzeitig vor sich rasant intensivierenden Tropenstürmen warnen zu können. Mithilfe dieser Analyse ist es somit weltweit möglich, auch auf den entferntesten Weltmeeren die Intensität eines Tropensturms ausreichend gut bestimmen zu können. Spezialisten, die mit dieser Methode durch ihre alltägliche Arbeit vertraut sind, können von daher auch Schiffe und Bewohner auf Inseln sowie ganze Küstenabschnitte frühzeitig bewarnen und helfen dadurch, dass rechtzeitig Evakuierungen durchgeführt werden können. Perfekt ist die Methode sicherlich nicht. Es gibt immer wieder Stürme, die Überraschungen bereithalten, was z.B. auch auf EPSILON zutraf. Dennoch ist die Genauigkeit der Intensitätsbestimmung bei statistischen Auswertungen beeindruckend hoch, sodass dieses Verfahren bis heute nicht aus der Tropenmeteorologie wegzudenken ist.

Dieses Vermächtnis hat Vernon Francis Dvorak der Nachwelt hinterlassen und somit geht dieser unauffällig agierende Wissenschaftler/Meteorologe wohl unsterblich in die Geschichte der Meteorologie ein.

Ein wahres Idol, ein stiller Held – Ruhe in Frieden!

Dipl. Met Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.02.2023
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Das ist doch ungerecht!

Mit dem gestrigen 04.02.2023 sind nun 66 des 89 Tage andauernden meteorologischen Winters 2022/2023 (01.12.2022 bis 28.02.2023) vorbei. Damit haben wir mehr als zwei Drittel des Winters hinter uns gebracht. In Sachen Schnee fällt das Fazit dazu bisher ziemlich unterschiedlich aus. Während die Schneefans vor allem in den östlichen und südöstlichen Landesteilen bereits häufiger zum Zuge kamen, hatten im Nordwesten Deutschlands vor allem diejenigen Glück, die mit Schnee nichts anfangen können (siehe dazu die Grafik zur Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke im Winter 2022/2023 bis einschließlich 04.02.2023).

DWD Das ist doch ungerecht

So gibt es vor allem zwischen Bremen und Hamburg einen Bereich, in dem die Null für keinen Tag mit einer geschlossenen Schneedecke steht. Vereinzelt gilt das auch für das Emsland und den Niederrhein. Wenn sich dort Schneeflocken zeigten und diese vorübergehend liegen blieben, so waren sie spätestens am nächsten Morgen zum täglichen Messtermin um 7 Uhr MEZ wieder verschwunden („Stundenschnee“). Schlittenfahren auf den eh meist nur flachen Hügeln in diesen Regionen war damit bisher so gut wie unmöglich, was insbesondere bei Kindern natürlich Frust auslöste (bzw. immer noch auslöst). Für einige jüngere Kinder dieser Regionen ist Schnee ein ziemlich seltenes Ereignis, schaut man sich zusätzlich auch noch die Schneedeckentage vergangener Jahre an.

Ungerechterweise konnte man im Osten und im Südosten Deutschland mehr Schnee erleben. Gebietsweise wurden dort selbst im Flachland eine zweistellige Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke ermittelt. Vom Thüringer Wald bis zur Lausitz beispielsweise lag häufig sogar an mehr als 20 Tagen Schnee. Aber auch im Süden Deutschlands verwandelte der Schnee die Landschaften immer wieder in Weiß, die Straßen dagegen in Rutschbahnen.
Schneesicherer waren natürlich die Berge. 30 bis 60, ganz oben auf der Zugspitze bis zu den maximal möglichen 66 Schneedeckentage zeigen, dass dort meist über längere Zeit Schnee lag und aktuell liegt. Allerdings ist auch noch gut im Gedächtnis, dass es dort Phasen mit wenig Schnee und Tauwetter bis in höchste Lagen gab, vor allem mit dem Weihnachtstauwetter und bis Mitte Januar hinein. Mittlerweile wurden die meisten Berge aber wieder mit Schnee „versorgt“.

Wie geht es nun mit dem Winter bzw. dem Schnee weiter? Nach einem Wintereinbruch mit flächendeckenden Schneefällen bis ins Tiefland sieht es derzeit überhaupt nicht aus, weil Hoch ELISABETH sich über Mitteleuropa legt und letzte Niederschläge am Montag abklingen lässt. Dann herrscht sie mindestens bis zum nächsten Wochenende und verwöhnt uns mit Sonnenschein statt mit weißen Flöckchen. Immerhin werden die Nächte frostig, wobei Reif entstehen kann. Das würde zumindest ein bisschen nach Weiß aussehen.
Für „Ski und Rodel gut“ müssen die Hoffnungen also auf den Rest des Februars oder den ersten meteorologischen Frühlingsmonat März gelegt werden. Immerhin gibt es in den Mittelfrist- und Langfristmodellen Anzeichen für eine Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (siehe Lexikon unter

Stichwort „Polarwirbel“), vielleicht sogar für einen sogenannten Split. Damit steigen bei uns die Chancen für demnächst winterlicheres Wetter.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.02.2023
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