Mild und zeitweise nass. Am Wochenende im Süden zunehmend trocken.

Hoch WIM ist inzwischen nach Osteuropa abgezogen und die Brücke mit dem Azorenhoch über Mitteleuropa schwächelt, sodass die Ausläufer von Tief CAITLYN über dem Nordmeer und später von Tief DANICA bei Irland in den kommenden Tagen freie Bahn über Deutschland haben.

Die dichteren Wolken von Tief CAITLYN haben am heutigen Donnerstag bereits die Westhälfte Deutschlands erreicht und sorgen schon im Nordwesten und Westen, später auch im Südwesten gebietsweise für Regen. Zwischen Oberrhein und dem Bayerischen Wald sind vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen. Nach Osten und Südosten hin zeigt sich noch gebietsweise die Sonne und es bleibt bis zum Abend trocken. Erst in der Nacht zum Freitag kommt der Regen auch im Osten an, während er im Westen wieder nachlässt beziehungsweise abklingt. Die dichten Wolken bleiben uns jedoch erhalten und verhindern, dass die Luft bis in den Frostbereich abkühlt.

Am Freitag zeigt der Herbst verbreitet seine graue Seite. Zunächst gibt es aber nur wenig Regen, vielerorts bleibt es trocken. Ab dem Nachmittag breitet sich von Frankreich her der Regen von Tief DANICA über die gesamte Südwesthälfte Deutschlands aus und erreicht in der Nacht zum Samstag auch den Osten. Während es im Süden längere Zeit regnet und es auch in der Nacht zum Samstag weiterhin regnerisch bleibt, gibt es im Norden immer mal trockene Phasen.

Am Wochenende bleibt es für viele unbeständig mit kompakten Wolkenfeldern und zeitweiligem Regen. Jedoch dreht die Strömung mehr auf südliche Richtungen. Dies hat zur Folge, dass es in der Alpenregion und im angrenzenden Vorland zunehmend föhnig wird und die Sonne sich immer mehr durchsetzt.

In punkto Temperatur steht uns eine milde bis sehr milde Witterungsphase mit frostfreien Nächten und Höchstwerten meist zwischen 14 und 20 Grad bevor. Am Sonntag wird im Süden oft die 20-Grad-Marke überschritten. Im Alpenvorland sind mit Sonnenunterstützung und föhnbedingt sogar 25 Grad möglich. Dies entspricht einem Sommertag.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.10.2022
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Die Calima – Wüstenbesuch auf den Kanarischen Inseln

Die Kanarischen Inseln sind als „Inseln des ewigen Frühlings“ bekannt. Der stetig wehende Nordostpassat sorgt normalerweise für ganzjährig gemäßigte Temperaturen, was die Region zum beliebten Reiseziel macht. Doch hin und wieder macht sich die Nähe zur nur 300 km entfernten afrikanischen Küste bemerkbar. Dann tragen heiße Wüstenwinde riesige Staubwolken aufs Meer hinaus und treiben die angenehm warmen und frühlingshaften Temperaturen teils deutlich in die Höhe – die Einheimischen sprechen von einer „Calima“.

DWD0Die Calima – Wuestenbesuch auf den Kanarischen InselnVerkehrte Welt bei den Temperaturen

Normalerweise kann man sich recht zuverlässig darauf verlassen: Wer eine Abkühlung von hohen Temperaturen sucht, kann sich ins Bergland flüchten. Als grobe Faustregel gilt, dass pro 100 Meter zusätzlicher Höhe die Temperatur um 1°C zurückgeht. Nicht so bei einer Calima auf den Kanaren. Während es auf Meeresniveau bei Seewind oft vergleichsweise angenehm bleibt (der kühle Kanarenstrom sorgt dafür, dass die Wassertemperaturen selbst im Sommer meist unter 25 Grad bleiben), sind die mittleren Höhenlagen von der „Hitzeglocke“, die sich von der Sahara auf den Weg über den Atlantik macht, am stärksten betroffen.

Beispielhaft soll dies an der Temperaturverteilung auf der Insel Teneriffa während einer Calima am 15.08.2021 deutlich gemacht werden: Im beliebten Urlaubsort Puerto de la Cruz blieb es küstennah ganztägig angenehm mit einer Höchsttemperatur von 26,7°C. In der Inselhauptstadt Santa Cruz war es mit einer Maximaltemperatur von 31,0°C zwar heißer, doch konnte sich auch hier die Meeresnähe noch kühlend auswirken. Anders in der Universitätsstadt La Laguna in knapp 600 Metern Höhe. Abseits der Küste konnte die Calima hier voll durchbrechen und die Temperaturen deutlich in die Höhe treiben: Hier wurde an diesem Tag sogar die 40°C-Marke erreicht. Bei dem üblicherweise vorherrschenden Nordostpassat ist die Stadt sonst oft in Wolken gehüllt und auch im Sommer bleiben die Temperaturen dabei meist unter 25 Grad. Wer sich noch weiter in die Höhe wagt, wird übrigens wieder mit etwas kühleren Temperaturen „belohnt“. An meteorologischen Observatorium in Izana auf etwa 2300 Metern Höhe lag die Temperatur dann wieder bei 27 Grad – wie im Küstenort Puerto de la Cruz.

DWD Die Calima – Wuestenbesuch auf den Kanarischen Inseln

Saharastaub als Gesundheitsrisiko

Bei länger andauerndem Calima nimmt die Staubbelastung immer weiter zu. Die überall präsenten feinen Sandkörner können dabei zu Reizungen der Atemwege führen – ein besonderes Risiko stellt die Wetterlage für Asthmatiker und Allergiker dar. Deshalb gilt für die Risikogruppen die Empfehlung, sich bei einer starken Calima in Innenräumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auf Sport im Außenbereich sollte generell verzichtet werden.

Steht eine Calima bevor?

In den kommenden Tagen herrscht auf den Kanarischen Inseln „business as usual„: Zwischen einem Hochdruckgebiet über den Azoren und einem Hitzetief über dem nordafrikanischen Festland weht der Nordostpassat und sorgt vor allem auf den Nord- und Ostseiten der Inseln für dichtere Bewölkung und insbesondere im Bergland für leichte Regenfälle. Die sonnenhungrigen Urlauber kommen hingegen klassisch auf den Süd- und Westseiten der Inseln auf ihre Kosten und die Temperaturen erreichen durchschnittliche 23 bis 26 Grad.

Dipl.-Met. Marcel Schmid zusammen mit Praktikant Malte Eggers
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.10.2022

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Wasser – wichtig und spannend zugleich – Teil 2

Bereits im Thema des Tages vom 19.09.2022 wurden die Eigenschaften von Wasser beschrieben, die das Molekül so besonders und in mancherlei Hinsicht sogar einzigartig machen. Dabei wurde auch erwähnt, dass rund 70% unserer Erde mit Wasser bedeckt sind. Schätzungsweise handelt es sich dabei um 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser, wobei ein Kubikkilometer bereits eine Billion Litern entspricht. Insgesamt ergeben sich daraus also 1,4 Trilliarden Liter Wasser, eine Zahl mit 21 Nullen. Eine unvorstellbar große Menge an Wasser also!

Diese enorme Wassermenge ist dabei Teil eines geschlossenen Systems, bei dem kein Wasser verloren geht – dem sogenannten „Wasserkreislauf“. Bereits in der Schule wird das Wissen über diesen vermittelt. Laut Definition versteht man darunter „die Summe der weltweiten durch Niederschlag, Verdunstung und Abfluss bedingten Wassertransporte über Land und den Ozeanen“.

Kurze Auffrischung gefällig? Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die unmittelbar darüber liegende Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Boden, aber auch aus Ozeanen, Flüssen und Seen oder von der Vegetation und wird zu Wasserdampf. Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kältere, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Die Tröpfchen bzw. Eiskristalle können unter geeigneten Bedingungen weiter anwachsen und kollidieren, bis sie schließlich groß und schwer genug sind, um zu Boden zu fallen. Der Niederschlag in Form von Regen, Schnee, Graupel oder Hagel, der den Erdboden erreicht, versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse, Seen und die Meere ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Das Grundwasser gehört ebenfalls zum Wasserkreislauf. Regenwasser, das durch die Böden und Gesteinsschichten in den Untergrund sickert (Infiltration), füllt unsere Grundwasserbestände auf.

DWD Wasser wichtig und spannend zugleich Teil 2 1

Das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie im DWD kommt zu dem Schluss, dass jedes Jahr auf der Erde durch Niederschläge, Verdunstung und Abfluss mehr als 500.000 Kubikkilometer Wasser bewegt werden. Dies macht zwar nur einen kleinen Teil der weltweit vorhandenen Wassermassen aus, entspricht aber immerhin 10.000 Mal der gesamten Wassermenge des Bodensees, der rund 48 Billionen Liter umfasst. Im globalen Mittel kann man so von einer Niederschlagssumme von rund 1000 Liter pro Quadratmeter pro Jahr sprechen. Zum Vergleich: In Deutschland fallen im Schnitt rund 800 Liter pro Quadratmeter.

Eine riesige Menge an Wasser wird also Jahr für Jahr in diesem Kreislauf umgewälzt. Auch der Klimawandel wird zumindest an der Gesamtmenge an Wasser, die sich im Umlauf befindet, nichts ändern. Zu Veränderungen kommt es dennoch und diese machen sich bereits heute schon bemerkbar, beispielsweise in der Verteilung der Niederschläge. In einigen Regionen wird es weniger, in anderen Regionen dagegen mehr Niederschläge geben, die dort mitunter auch heftiger ausfallen können.

In Dürreperioden trocknen die Böden wiederrum stark aus und können dann bei plötzlich auftretenden Starkregenereignissen nur begrenzt Wasser aufnehmen. Statt zu versickern, fließt das Wasser oberflächlich ab und trägt dabei möglicherweise Erde und Gestein ab (Bodenerosion) oder sorgt für Überschwemmungen. Darüber hinaus können sich der fehlende Wassernachschub und hohe Verdunstungsraten bei Dürren, aber auch das auf den trockenen Böden meist nur oberflächlich abfließende Wasser sowie eine übermäßige Grundwasserentnahme negativ auf den Grundwasserspiegel auswirken. In der Folge kann zukünftig auch in Deutschland regional und vorübergehend die Gefahr von Engpässen bei der Wasserverfügbarkeit entstehen.

So macht es durchaus Sinn, auch die Nutzung unserer Wasserressourcen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies soll dann in einem weiteren Thema des Tages in den kommenden Wochen thematisiert werden.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.10.2022

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Wie lange bleibt der Oktober noch mild?

Hoch VANGELIS wandert zu Wochenbeginn nach Osteuropa weiter, beschert uns allerdings am heutigen Sonntag und teils auch noch am morgigen Montag zumindest in der Osthälfte ruhiges und mildes Herbstwetter.

Am Montag greift dann im Tagesverlauf von Nordwesten die Kaltfront des Nordmeertiefs BETTINA auf den Westen und Nordwesten Deutschlands mit etwas Regen, später auch Schauern über. An der Nordsee sind am Nachmittag und Abend auch kurze Gewitter mit stürmischen Böen aus nordwestlicher Richtung nicht ganz ausgeschlossen. Im Südwesten und Süden startet der Wochenbeginn hingegen nach Nebel oder Hochnebel zunächst mit Sonne, am Nachmittag und Abend können sich dort jedoch mit kompakten Quellwolken in feuchter Luft ebenso einzelne Schauer oder auch Gewitter bilden. Das Quecksilber klettert am Oberrhein bis auf 23 Grad, und auch sonst fällt der Wochenstart mit 14 bis 20 Grad sehr mild für die Jahreszeit aus. Der südliche bis westliche Wind frischt vor allem im Norden und auf den Bergen auf.

Am Dienstag beruhigt sich das Wettergeschehen bereits wieder weitgehend, die Tageshöchstwerte gehen etwas zurück und liegen bei 13 bis 18 Grad, ganz im Süden sowie im Norden sind tagsüber noch einzelne Schauer zu erwarten.

Bis Donnerstag bleibt es im Norden etwas wechselhafter mit mehr Wolken und auch ab und zu Regen, im Süden, teils auch in der Mitte nimmt die Nebelneigung wieder zu, über der breiten Mitte sollte allerdings tagsüber das relativ milde Oktoberwetter unter zeitweiligem Hochdruckeinfluss erhalten bleiben und sich öfter mal die Sonne blicken lassen.

Zum Ende der Woche sind wir dann bereits komplett in der Mittelfrist angelangt, dementsprechend nehmen auch die Modellunsicherheiten rasch zu. Es sieht allerdings so aus, als ob Mitteleuropa auf der Vorderseite eines Tiefdruckkomplexes bei den Britischen Inseln in eine straffe südwestliche Strömung gelangen würde, wodurch auch weiterhin sehr milde, allerdings auch zunehmend feuchte Luftmassen herangeführt würden. Der Wind dürfte dann auch zunehmend wieder ein Thema werden.

Unsicher, aber auch spannend ist vor allem die Frage, ob die sich im weiteren Verlauf vermutlich einstellende Konstellation mit einem weit nach Süden vorstoßenden Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik einerseits und einem sich vorderseitig über Süd- und Mitteleuropa bis nach Skandinavien aufwölbendem Höhenrücken mit entsprechender Warmluftadvektion auf dessen Westflanke andererseits eher stationär bleibt, und das maßgeblich aufgrund der zu erwartenden großen Wellenlängen und -amplituden.

Hierzu bieten sowohl die deterministischen Modelle als auch die Ensemble-Prognosen derzeit noch ein recht breites Spektrum an möglichen synoptischen Mustern oder auch Großwetterlagen an. Detaillierte Informationen können auch der aktuellen Mittelfristvorhersage entnommen werden (siehe hier) Unabhängig von diversen Prognosen für die zu erwartende diskrete Wetterlage bleiben die Temperaturprognosen voraussichtlich auch über das nächste Wochenende hinaus eher im derzeitigen Trend, also zu mild bis deutlich zu mild.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2022
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Der Oktober und die alten Bauern

Die Themen des Tages der vergangenen Woche haben das aktuelle Wetter bereits beleuchtet. Auch die vielfältigen Möglichkeiten beim Wetter im Oktober wurden schon beschrieben. Bleibt bei absolut ruhigem Wetter in Deutschland und weltweit also nur noch der Blick in die Glaskugel und das, was uns der Oktober über den weiteren Verlauf des Jahres oder auch das nächste Jahr verraten kann. Dazu kann man die Langfristtrends des EZMW ansehen oder auf die guten alten Bauernregeln zurückgreifen. Wir tun heute Zweiteres und lassen uns dann überraschen, was am Ende tatsächlich passiert.
„Warmer Oktober bringt fürwahr, stets einen kalten Januar/Februar.“ Statistisch gesehen ist an dieser Bauernregel – nur auf die Temperatur bezogen – nicht viel dran. Wenn man in der Statistik allerdings die Jahre betrachtet, in denen der Oktober zu warm und auch zu trocken war, so folgt in 90 Prozent der Fälle (also in 9 von 10 Jahren) ein überdurchschnittlich kalter Januar und in 65 Prozent der Fälle auch ein zu kalter Februar. Ursächlich für schönes und warmes Oktoberwetter ist eine länger anhaltende Hochdrucklage unter Zufuhr von trockener Warmluft, wie wir sie bereits letzte Woche hatten und auch in dieser Woche zeitweise bekommen werden. Laut Statistik kehrt die Großwetterlage aus dem Oktober oftmals im darauffolgenden Januar wieder. Hochdruck im Januar bedeutet allerdings meistens Kälte. Geht man von der hohen Trefferquote dieser Bauernregel aus, so könnte man für den kommenden Januar eine Hochdrucklage mit Kälte annehmen.
Diese Regel gibt es übrigens auch andersherum: „Wenn’s im Oktober friert und schneit, bringt der Januar milde Zeit.“. Die obige Statistik einfach umzukehren wäre töricht. Es verhält sich aber so, dass auf einen Oktober, der im Mittel um mindestens 1,5 Grad zu kalt war, mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu milder Januar und mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu milder Februar folgte.
„Im Oktober der Nebel viel, bringt im Winter der Flocken Spiel.“ Diese Regel hat eine statistisch nachgewiesene Trefferquote von 60 Prozent. Das bedeutet, wenn im Oktober die Anzahl der Tage mit Nebel überdurchschnittlich hoch ist, gibt es auch überdurchschnittlich viele Tage im Winter, an denen Schnee liegt. Bisher gab es nur sehr wenige Tage mit Nebel und das auch nur sehr lokal. Es sieht bis Monatsmitte auch nicht nach einer ausgedehnten Nebellage aus. Für den kommenden Winter könnte man nun annehmen, dass es nur wenige Tage mit Schnee gibt. Allerdings lag die Bauernregel laut Statistik in 4 von 10 Jahren daneben und der Oktober hat ja noch 20 Tage.
Eine weitere Schneeregel lautet: „Lacht Ursula mit Sonnenschein, wird wenig Schnee vorm Christfest sein.“. Der Tag der heiligen Ursula ist der 21. Oktober. Wenn es also am 21. Oktober sonnig wird, so soll bis zum Weihnachtsfest kein Schnee fallen. Warten wir den Freitag nächster Woche mal ab.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.10.2022
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Ein Hauch vom Goldenen Oktober

Nach dem der nasse September sein Bestes gegeben hatte, um die Dürre des diesjährigen Sommers wenigstens ansatzweise zu kompensieren, zeichnet sich für die kommende Woche erneut eine recht trockene Witterungsphase ab. Verantwortlich dafür ist das Hoch „Vangelis”¹, welches sich allmählich vom Atlantik und von Frankreich her nach Deutschland ausbreitet. Zuvor überquert uns aber am heutigen Samstag (8.10.2022) zunächst noch eine Kaltfront, hinter der bereits erwärmte maritime Polarluft nach Deutschland fließt. Gesteuert wird diese von den Tiefs „Žydrūn딲 und dessen Randbegleiterin „Anjetta” über der Barentssee. Die eingeflossene Kaltluft wird dabei im Nachgang nochmals von einem Höhentrog überlaufen, wodurch Konvektion angeregt wird. Dies macht sich in Form von kräftigen Schauern und Gewittern mit Sturmböenpotential über Norddeutschland deutlich bemerkbar. Auch im Süden herrscht zunächst noch etwas Action in der Wetterküche, dort fällt ebenfalls nochmals recht flächig schauerartiger Regen.

DWD Ein Hauch vom Goldenen Oktober

Bereits in der kommenden Nacht zum Sonntag (9.10.2022) beruhigt sich das Wettergeschehen aber rasch, denn dann streckt „Vangelis” bereits seine Fühler zu uns aus. Gebietsweise reißt dann vor allem in der Mitte und im Süden die Bewölkung auf, und das bedeutet im Herbst klassischerweise: Nebel. Dieser kann sich unterhalb einer sich ausbildenden Inversion durchaus länger bis in die Vormittagsstunden des Sonntags halten, sodass es mancherorts statt eines sonnigen ein ziemlich trüber Tagesstart wird. Nur im äußersten Nordosten und Süden halten sich die Wolken noch länger, dort ist die Wahrscheinlichkeit für Nebel ziemlich gering. Aber nicht nur Nebel spielt eine Rolle, auch Bodenfröste sind wieder ein Thema. Vor allem dort, wo kein Nebel auftritt, es aber aufklart, sinken die Bodenwerte mittlerweile auch überörtlich unter den Gefrierpunkt.

DWD Ein Hauch vom Goldenen Oktober 1

Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen einer klassischen herbstlichen Hochdruckwetterlage mit viel Sonne, aber eben auch Nebel. Dabei wird es bei Temperaturen zwischen 12 Grad (im Dauernebel eventuell noch etwas darunter) und 18 Grad vielerorts nochmal recht mild. Am Montag wird das ganze Bild aber doch nochmal getrübt. Dann hat Hoch „Vangelis” sein Werk vollbracht und wandert gen Osteuropa ab. Nachfolgend übernimmt ein Tiefausläufer von der Nordsee und bringt im Nordwesten sowie im Süden Baden-Württembergs und Bayerns doch nochmal etwas Regen, im Süden eventuell sogar nochmal Gewitter. Das alles ist aber nur von kurzer Dauer, bereits am Dienstag übernimmt das nächste Hochdruckgebiet von Westen wieder die Regie und sorgt als würdiger Nachfolger von „Vangelis” erneut für einen Hauch von „Goldenem Oktober”. Vor allem auf den Bergen kann man dann nochmals sonnenwarmes Wetter genießen, in den mittleren und südlichen Tal- und Muldenlagen nimmt dagegen das Nebelrisiko erneut deutlich zu.

DWD Ein Hauch vom Goldenen Oktober 2

¹) aus dem griechischen „Βανγγέλης”, unter anderem ein szenebekannter Komponist
²) „Žydrūnė” ist ein litauischer weiblicher Vorname, abgeleitet von „žydras” = „blau”

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2022
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Kaltlufteinbrüche im Frühjahr – Teil 5: Aktuelle Trends

Zugegeben, die aktuellen Temperaturen in den Frühstunden bieten genügend Anlass, um eher Kaltlufteinbrüche im Herbst zu thematisieren. An dieser Stelle sei nochmal an die Themen des Tages vom 22. September und 27. September 2022 erinnert, die belegten, dass es in diesem Jahr tatsächlich ungewöhnlich früh die ersten Fröste in Teilen Deutschlands gab. Interessant wäre an dieser Stelle die Fragestellung, ob es diesbezüglich Analogien zu späten Frösten im Frühjahr gibt – also ob es da auffällige Häufungen gibt oder doch der Zufall überwiegt. Wer weiß, eventuell werden wir diesem Sachverhalt bei einer späteren Ausgabe dieser Rubrik mal näher auf den Grund gehen. Fürs Erste wollen wir jedoch unsere Serie bezüglich der Kaltlufteinbrüche im Frühjahr mit diesem fünften und gleichzeitig auch letzten Teil abschließen.

Streamingfans sind bei neuen Staffeln ihrer Lieblingsserien immer dankbar, wenn es am Anfang in einem emotional aufgeladenen Zusammenschnitt erstmal heißt: „Was bisher geschah…“. So soll nicht versäumt werden zu erwähnen, dass sich die Teile 1-3 mit dem statistisch gesehen spätesten Auftreten von Frost und Schnee (inklusive der maximalen Schneehöhe) an ausgewählten Stationen Deutschlands beschäftigten. Ein Ergebnis daraus (auch aus dem Leserfeedback) war unter anderem, dass die einschneidenden Erlebnisse die subjektive Wahrnehmung stark beeinflussen. Manche Rekorde liegen mitunter sogar in der jüngeren Vergangenheit und damit gar nicht weit zurück.

Schauen wir uns im Folgenden doch einmal die Entwicklung der letzten Jahre bezüglich dieser Kennzahlen an. Die Betrachtung erfolgt anhand der Stationen Hamburg-Fuhlsbüttel, die den Norden Deutschlands repräsentieren soll, Essen-Bredeney für den Westen, Potsdam für den Osten und der Station am Hohenpeißenberg für den Süden beziehungsweise das Bergland. Beim ersten Blick fällt zunächst erst einmal auf, dass der späteste Frost teils mehr als 2 Monate hinter dem letzten Schnee liegen kann. Im Einzelfall kann es aber auch bei Lufttemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt so stark schneien, dass auf den (Wiesen-)Messfeldern etwas liegengeblieben ist. Beide Trends sind leicht rückläufig. Vor allem in Essen sind die Datensätze aufgrund der Kriegsjahre allerdings lückenhaft. Es wurden bewusst die gleichen Zeiträume miteinander verglichen, obwohl die Datenreihen teilweise deutlich länger sind und bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen.

DWD Kaltlufteinbrueche im Fruehjahr Teil 5 Aktuelle Trends

Im Bergland offenbart sich anhand der Station am meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg, die mit rund 780 Metern über NN im Zentrum des Pfaffenwinkels am Fuße der Alpen liegt, ein zeitlich deutlich engerer Zusammenhang zwischen Schneedecke und Frost. Hier speist sich der Spätfrost viel öfter aus den winterlichen Schneeresten oder Neuschneeauflagen, die im Frühjahr erst allmählich abtauen und die Frostluft so gewissermaßen vor Ort regenerieren können. Zeitlich sind die Daten sowieso entsprechend später im Frühjahr anzusiedeln, je mehr Höhenmeter man aufwärts zurücklegt.

DWD Kaltlufteinbrueche im Fruehjahr Teil 5 Aktuelle Trends 1

 

Im 4. Teil ging es um typische Wetterlagen, die besonders tiefe Temperaturen, teils verbunden mit Schneefällen, im Frühjahr begünstigen. Grundvoraussetzung dafür ist in den meisten Fällen die Zufuhr einer arktischen Luftmasse aus Norden, die schnell und auf direktem Wege zu uns gelangt und
in der Folge unter Hochdruckeinfluss gerät. Besonders die Großwetterlagen Nord (N) und Nordwest (NW) fallen darunter. Nach Hess-Brezowsky sind sie in ihren Ausführungen zyklonal (NWzNz) und antizyklonal (NWaNa), also mehr tief- oder hochdrucklastig, unterschieden. Mehr Infos finden Sie unter anderem in unserem Thema des Tages vom 24.10.2020.

Doch kommen diese Wetterlagen in den Monaten April, Mai und Juni in den letzten Jahren nun gehäufter oder seltener vor? Aus der beigefügten Grafik und speziell dem grünen Balken ist zu entnehmen, dass die „kalten Großwetterlagen“ zusammengefasst etwas mehr als ein Drittel des Zeitraums April bis Juni ausmachen. Mit anderen Worten: In etwa 4-5 Wochen zwischen April und Juni sind im 10-Jahresmittel eher die kalten Lagen dominant, häufig länger unterbrochen und teilweise auch nur wenige Tage am Stück anhaltend. Dabei hat die Tendenz bis zum Jahrtausendwechsel etwas zugenommen, danach aber auch wieder abgenommen, so dass sich kein signifikanter Trend ergibt. Bei der Aufschlüsselung der einzelnen Typen zeigt sich, dass vor allem in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Großwetterlage Nordwest antizyklonal zugenommen hat und Nord zyklonal dagegen kaum noch vorkommt.

DWD Kaltlufteinbrueche im Fruehjahr Teil 5 Aktuelle Trends 2

FAZIT:
Trotz weitgehend gleichbleibender Häufigkeit der vermeintlich kalten Wetterlagen im Frühjahr, die potentiell für Spätfröste und teilweise auch Schnee gut sind, verschiebt sich das erwartete Datum an allen ausgewählten Stationen um etwa 10 Tage in den letzten knapp 100 Jahren in Richtung Jahresbeginn. Zweifelsohne spielt der Klimawandel dabei eine große Rolle, der die Eiskante im Frühjahr über der Framstraße, aber auch die Schnee- und Eisbedeckung über Skandinavien und dem Bottnischen Meerbusen weiter reduziert. So wird es immer schwerer eine entsprechende Luftmasse anzuzapfen und direkt ohne große Umwege und Umwandlungen nach Deutschland zu transportieren. Gleichwohl – und das hat uns die jüngste Vergangenheit eindrucksvoll gelehrt – kann und wird es immer noch einzelne Jahre geben, in denen rekordverdächtige Extremereignisse in winterlicher Hinsicht noch spät im Jahr zu beobachten sein werden. Aus subjektiver Sicht – und damit zurück zu unserer Ausgangsfrage in Teil 1 – muss man nüchtern feststellen, dass die Neigung zu Spätfrösten im langjährigen Mittel nicht zu- sondern weiter abgenommen hat. Betrachtet man allerdings nur die Jahre seit 2000, so ist die Tendenz Richtung Mai bei den Spätfrösten zumindest für Hamburg und Potsdam offensichtlich (Thema des Tages vom 03.04.2022). Unterm Strich sind späte Fröste für die menschliche Psyche und die Natur besonders dann belastend, wenn sie als „Rückschläge“ auf frühlingshafte oder sogar frühsommerliche Temperaturen mit über 20 Grad folgen, wie wir sie in den letzten Jahren schon im Februar oder Anfang März beobachtet haben.

Abschließend gilt ein großer Dank den Kollegen Dr. Paul James, Stefan Bach und Simon Trippler, ohne derer Programme und Verfahren diese Auswertungen so nicht möglich gewesen wären.

Ende der Serie

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2022
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Was der Oktober alles zu bieten hat

Nach einigen kühlen und wechselhaften Wochen konnte sich in den letzten Tagen ruhiges und wärmeres Altweibersommerwetter durchsetzen. Am heutigen Mittwoch ist mit Höchsttemperaturen zwischen 18 und 24 Grad, im Breisgau und Alpenvorland örtlich bis zu 25 Grad, teils nochmal T-Shirt-Wetter angesagt. Wer jetzt geneigt ist, den Oktobersommer ausrufen, dem sei gesagt, dass auch zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit temperaturtechnisch noch ganz andere Kaliber möglich sind. Beim Blick in die Vergangenheit relativiert sich so manch subjektiver Eindruck dann eben doch schnell wieder. Wir wollen im Folgenden mit einem Blick auf zwei besondere Wetterlagen in der Vergangenheit einmal aufzeigen, was der Oktober noch so in petto haben kann:

Sonne und Wärme – der Oktober 2018

Stabile Hochdrucklagen im Oktober sind nichts Ungewöhnliches – der Begriff „Goldener Oktober“ kommt schließlich nicht von ungefähr, denn zur Zeit der Laubverfärbung treten ebendiese ruhigen Wetterlagen häufiger auf und die tiefstehende Sonne sorgt für farbenfrohe Lichtspiele mit dem Herbstlaub. Meist ist dabei ein Jäckchen aber schon vonnöten, denn in den längeren Nächten kühlt die Luft bereits merklich ab und tagsüber hat die mittlerweile recht flach einstrahlende Sonne dann doch schon so ihre Mühe, die Temperaturen tagsüber wieder in die Höhe zu treiben.

Anders im Oktober 2018: Ein hartnäckiges Hochdruckgebiet setzte sich Mitte des Monats über Osteuropa fest. Auf dessen Westseite stellte sich über Deutschland eine kräftige Südströmung ein, die subtropische Luftmassen zu uns führte. In der Zeit zwischen dem 11. und 16. Oktober stieg die Temperatur an einigen Stationen in NRW täglich (!) über die 25-Grad-Marke (womit offiziell das Kriterium eines Sommertags erfüllt ist). Ein meteorologisch denkwürdiger Tag war der 13.10. – denn verbreitet im Land mit Ausnahme des unmittelbaren Küstenumfelds und des Südostens konnte dieser Tag ein Sommertag genannt werden. Bei 25 bis 29 Grad herrschte so spät im Jahr sogar noch einmal Badeseewetter mit Sonnenschein von früh bis spät – passend, dass dieser Tag sogar noch auf einen Samstag fiel.

DWD Was der Oktober alles zu bieten hat

Dass der zweite Herbstmonat auch eine komplett andere Richtung einschlagen kann, zeigt der Oktober 2003. Zwar herrschte auch hier beständiges Hochdruckwetter vor – doch spielt eben nicht nur die schiere Existenz, sondern auch die Position des Hochdruckgebiets eine entscheidende Rolle für das Deutschlandwetter. In diesem Fall lag das Hoch von der Monatsmitte an meist über Skandinavien, später über Island und dem Nordatlantik. Deutschland lag an der Süd- bzw. Südostseite des Hochs in einer kühlen Ost- bis Nordostströmung, in der es in den Nächten verbreitet zu Frost kam und auch tagsüber trotz Sonnenschein die Temperaturen nur schwerlich zweistellige Werte erreichten.

Zum Monatsende kam es dann vor allem für den Nordwesten zu einem sehr ungewöhnlichen Ereignis: Nach einer der kältesten Oktobernächte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit Tiefsttemperaturen verbreitet unter minus 5 Grad zog in den frühen Morgenstunden des 24.10. ein schwaches Randtief von der Nordsee kommend landeinwärts. Die Folge waren Schneefälle bis in tiefste Lagen – teils wurden bis zu 6 cm Schnee gemessen (z.B. in Loxstedt bei Bremerhaven). An der Station Bremervörde stieg die Temperatur zudem den ganzen Tag nicht über -0,2 Grad. Die norddeutsche Tiefebene hatte damit lokal einen ungewöhnlich frühen Eistag (Tageshöchsttemperatur < 0°C) zu vermelden.

DWD Was der Oktober alles zu bieten hat 1

Von Schlittenfahrten bis zum Badeseebesuch liegt im Oktober wettertechnisch also eine ganze Bandbreite an Freizeitaktivitäten im Bereich des Möglichen – auch wenn es sich hier natürlich um zwei Extremereignisse handelt. In den nächsten Tagen sind solche Extrema allerdings weder in die eine noch in die andere Richtung zu erwarten: Ein Wechsel aus hohem Luftdruck und schwachen Tiefausläufern bestimmt in den kommenden Tagen unser Wettergeschehen in Deutschland bei leicht überdurchschnittlichen Temperaturen im Bereich zwischen 15 und 22 Grad.

Praktikant Malte Eggers in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.10.2022
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Kaltfronten ohne „Schmackes“

Eine Kaltfront hat in der vergangenen Nacht zum Donnerstag weite Teile Deutschlands südostwärts überquert. Falls Sie davon nichts mitbekommen haben, mag das nicht nur an der Tageszeit gelegen haben, sondern auch daran, dass an der Kaltfront selbst kaum etwas passiert ist, also kaum „Wetter“ stattgefunden hat. In den kommenden Tagen wiederholt sich dieses „Schauspiel“, wenn sich weitere Kaltfronten nordeuropäischer Tiefs auf den Weg nach Mitteleuropa machen, dort aber kaum etwas gegen das eher ruhige Herbstwetter auszurichten vermögen.

Fronten sind als Ausläufer von Tiefdruckgebieten eigentlich ein Garant für unbeständiges, mitunter recht turbulentes Wettergeschehen. Sie sind gekennzeichnet durch eine schmale Grenzzone zwischen Luftmassen, die sich hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchte unterscheiden. An der in mittleren Breiten wirksamen Polarfront beispielsweise trifft die polare Kalt- auf die subtropische Warmluft. Da warme Luft leichter ist als kalte, ist der Luftdruck in der Warmluft geringer. Die horizontalen Temperaturunterschiede führen also zu horizontalen Luftdruckunterschieden, die durch Luftbewegungen quer zur Front ausgeglichen werden: Diese sogenannte „Querzirkulation“ ist gekennzeichnet durch ein Aufsteigen und Aufgleiten der Warmluft über die Kaltluft. Dabei kommt es zu Kondensation, also Tröpfchen- und Wolkenbildung. Wenn die Bewölkung mächtig genug ist, beginnt es zu regnen. In erster Näherung gilt, je größer die Temperaturunterschiede, desto stärker fällt die Querzirkulation aus und desto heftiger sind die Wettererscheinungen.

Die Querzirkulation kann allerdings zusätzlich von großräumigeren auf- und absteigenden Luftbewegungen überlagert werden, die im Fachjargon auch als Hebung und Absinken bezeichnet werden. Entscheidend dafür sind die Luftdruckverhältnisse in der Höhe. Vorderseitig tiefen Luftdrucks, auch Trog genannt, ist Hebung wirksam, die die Wetteraktivität an der Front verstärkt. Vorderseitig hohen Luftdruckes, auch Rücken genannt, wirkt Absinken dem Aufgleiten der Warmluft und somit den wolken- und niederschlagsbildenden Prozessen entgegen.

Großräumiges Absinken manifestiert sich in Hochdruckeinfluss im Bodenniveau. Die Bodenanalyse vom Donnerstagvormittag (11 Uhr MESZ) zeigt die eingangs erwähnte Kaltfront diagonal über dem Süden Deutschlands. Dort stieß sie allerdings in einen Azorenhochkiel vor, der das großräumige Absinken in den Bereich markiert. Deswegen fiel die Kaltfront durch ein Wolkenband und ein Temperaturrückgang auf, nicht aber durch nennenswerten Regen

DWD Kaltfronten ohne Schmackes

Auch am Samstag und am Montag erwarten wir Kaltfrontpassagen. Zwar bleibt das großräumig überlagerte Absinken dann aus oder fällt schwächer aus, nennenswerte Hebung ist aber auch kaum im Spiel, sodass, von meist nur leichten Regenfällen abgesehen, zumindest an der Front wieder nicht viel passieren wird und im Großen und Ganzen das ruhige Herbstwetter die Oberhand behält.

DWD Kaltfronten ohne Schmackes

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.10.2022
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Das Wetter unseres Nachbarplaneten Venus

Zunächst sei zu erwähnen, dass die Umlaufzeit um die Sonne circa 225 Erdtagen entspricht, ein Venustag hingegen dauert circa 243 Erdtage. Somit ist ein Jahr auf der Venus schneller vorbei als ein Tag. Hinzu kommt, dass sie sich in die andere Richtung dreht als die Erde, die Sonne geht also im Westen auf und im Osten unter.

Neben der Erde besitzt auch die Venus eine Atmosphäre, die Zusammensetzung ist jedoch eine gänzlich andere. Während die Erdatmosphäre ideale Bedingungen zum Leben bietet, gleicht die Atmosphäre der Venus, die hauptsächlich aus Kohlenstoffdioxid (96.5%) und Stickstoff (3.5%) besteht, einem extremen Treibhaus. Dies spielgelt sich auch in der mittleren Temperatur wieder: die mittlere Temperatur auf der Erde liegt bei 15°C, auf der Venus bei 464°C. Ohne den Treibhauseffekt läge die mittlere Temperatur auf der Venus bei -41°C.

Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung besitzt die Atmosphäre der Venus eine etwa 50-mal größere Dichte als die Erdatmosphäre, wodurch sich auch der Bodendruck unterscheidet. Der Bodendruck auf der Venus entspricht dem Druck, der auf einem lastet, wenn man in einer Tiefe von 910 Metern taucht (zum Vergleich, die tiefste Stelle der Ostsee liegt bei etwa 460 Metern unter null). Damit liegt der Atmosphärendruck an der Oberfläche der Venus bei 92 bar (das sind 92000 hPa).

Innerhalb der Venusatmosphäre gibt es eine 20 Kilometer dicke, dauerhaft geschlossene Wolkendecke. Diese Wolkendecke sorgt dafür, dass gerade einmal 2% des Sonnenlichts am Boden ankommen. Der Rest des am Oberrand der Atmosphäre eintreffenden Sonnenlichts wird zu 76% zurückreflektiert und zu 22% absorbiert. Die Erde hingegen reflektiert im Mittel etwa 30% (in den Polargebieten etwas mehr, über den Ozeanen weniger). Gäbe es die Wolkendecke auf der Venus nicht, würde die Atmosphäre aufgrund ihrer Zusammensetzung noch mehr der solaren Einstrahlung absorbieren und es durch den Treibhauseffekt noch wärmer sein.

Wäre es möglich, ohne dabei zu sterben, auf der Oberfläche der Venus zu stehen, könnte man denken, es sei windstill, allerhöchstens eine leichte Brise wäre zu spüren. Wenn man die Windstärke dort auf die Dichte der Erdatmosphäre umrechnet, entspräche der Wind einem mäßigen Wind, also Beaufort 4.

Auch bei den großräumigen Atmosphärischen Prozessen gibt es bei Erde und Venus ein paar Gemeinsamkeiten: Beide Planeten besitzen eine schnelle Atmosphärenrotation, bei der Erde sind es die Starkwindbänder (auch bekannt als Jetstreams), bei der Venus die oberen Atmosphärenschichten. Neben der Venus und der Erde verfügt nur der Jupitermond Titan über eine derart schnelle Atmosphärenrotation. Eine weitere Gemeinsamkeit gibt es bei der großräumigen Zirkulation innerhalb der Atmosphäre, denn genauso wie die Erde gibt es in der Venusatmosphäre eine Hadley-Zelle.

An dieser Stelle lohnt sich ein Ausblick in die großräumige Zirkulation unserer Erdatmosphäre. Durch unterschiedlich starke Einstrahlung im Jahresverlauf und örtliche Unterschiede in der Reflexion kommt es zu einer örtlichen Differenz der Strahlungsbilanz und Energie. An den Polen entsteht eine negative Strahlungsbilanz und am Äquator eine positive. Es liegt in der Natur der Physik, dass Ungleichgewichte ständig ausglichen werden, so auch die Strahlungsbilanzen und Energien. Um das zu erreichen gibt es die globale Zirkulation.

In der Nähe des Äquators steigt feuchtwarme Luft auf, beim Aufstieg kühlt sie sich ab. Weil kalte Luft weniger Feuchte aufnehmen kann als warme, regnet es dort. Am Ort des Aufstiegs entsteht ein Tiefdruckgebiet. Die aufsteigende Luft bewegt sich gen Norden, etwa auf der Höhe der Azoren sinkt die trockene und kühle Luft wieder ab, dabei erwärmt sie sich. Am Boden strömt die Luft wieder gen Äquator. Durch die Erddrehung ist es keine perfekte Nord-Süd-Strömung, sondern leicht nach Westen abgelenkt, die entstandene Luftströmung ist der Nord-Ost-Passat. Damit ist die erste Zirkulationszelle komplett, genannt wird sie Hadley-Zelle.

Wieder zurück zu den Azoren, dort strömt die Luft nicht nur nach Süden, sondern auch nach Norden. Etwa bei Island steigt die Luft dort wieder auf, über Island entsteht ein Tief – das Islandtief. Von dort strömt ein Teil der aufgestiegenen Luft wieder zurück nach Süden und sinkt über den Azoren ab. Diese Zirkulation heißt Ferrel-Zelle, sie beeinflusst maßgeblich das Wetter in den mittleren Breiten.

Der andere Teil der Luft über Island strömt nach Norden zu den Polen und sinkt dort wieder ab, am Pol entsteht ein Hochdruckgebiet. In den unteren Schichten strömt die Luft zurück nach Island. Diese dritte Zirkulation ist die Polarzelle.

Die Erde besitzt dementsprechend drei Zirkulationszellen, die Venus hingegen nur die Hadley-Zelle. Die Hadley-Zelle der Venus ist jedoch um einiges größer, dort steigt die Luft am Äquator auf und sinkt erst am Pol wieder ab. Der Antrieb dieser Zirkulation ist genauso wie auf der Erde die Energiedifferenz.

Die Venus ähnelt also nicht nur in ihrer Größe und Schwerkraft der Erde, sondern auch bei der Zirkulation gibt es Überschneidungen. Zudem liegt sie in der habitablen Zone, also der Zone um die Sonne, in der auf einem Planeten die Bedingungen für Leben gegeben sein könnten. Wäre es auf der Venus um einiges kühler, wäre sie wahrscheinlich der erdähnlichste Planet in unserem Sonnensystem, so liegt der Erdähnlichkeitsindex (ESI) jedoch nur bei 0,44 (wobei der ESI zwischen 0 (keine Ähnlichkeit) und 1 (100% ähnlich) liegt). Der ESI berechnet sich aus der Dichte, dem Radius, der Oberflächentemperatur und der kosmischen Geschwindigkeit (Fluchtgeschwindigkeit um den Planeten zu verlassen, die Schwerkraft fließt bei dieser Berechnung ein).

Der Grund dafür, dass nicht über bemannte Venus-Missionen gesprochen wird ist schlichtweg die enorm hohe Oberflächentemperatur und die Zusammensetzung der Atmosphäre – beides würde wohl kein Mensch überleben. Was die bemannte Raumfahrt angeht bleibt der Mars also weiterhin interessanter.

Dipl.-Met. Marcel Schmid und Praktikantin Carolin Probst
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.10.2022
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