Einheitliches Wetter zum Tag der Deutschen Einheit?

Am heutigen Montag, den 3. Oktober 2022, wird in ganz Deutschland der Tag der Deutschen Einheit begangen. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung, die mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland vollzogen wurde. Ursprünglich war der Tag des Mauerfalls von 1989, der 9. November, als Nationalfeiertag in der Diskussion. Da allerdings auf den 9. November auch die Reichspogromnacht von 1938 fällt, galt dieses Datum als ungeeignet, sodass nach Artikel 2 des Einigungsvertrages der 3. Oktober als „Tag der Deutschen Einheit“ zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde.
Pünktlich zum diesjährigen Feiertag verlagert sich Hoch TIMEO von Frankreich nach Westdeutschland. Flankiert wird es von einem umfangreichen Tief (international DINO) im Grenzbereich zwischen Belarus und Russland sowie einem Tiefdruckkomplex im Nordatlantik (siehe Abbildung 1). In höheren Atmosphärenschichten wird das Hoch zudem von einem Keil gestützt, dessen Achse von der Biskaya bis zur Norwegischen See etwas weiter westlich verläuft

 

Vergoldet uns Hoch TIMEO somit einheitlich mit viel Sonnenschein den Feiertag? So ganz dann doch nicht, denn die untersten Atmosphärenschichten sind noch mit reichlich Feuchtigkeit aus den letzten Tagen angereichert. So startete der Tag im Westen und Südwesten zum Teil mit zäheren Nebelfeldern, zum anderen beschert uns dieses Feuchteangebot tagsüber dichtere Quellwolken. Insbesondere in den östlichen und nordöstlichen Regionen ist die Wolkendichte allgemein höher, da man sich hier noch an der Ostflanke des Hochs befindet und zudem bei mäßigem bis frischem Nordwestwind von Nord- und Ostsee ein zusätzlicher Feuchtepool zur Verfügung steht. Vereinzelt reicht es auch noch für schwache Schauer. Einen ersten Vorgeschmack auf ein paar Tage goldenes Oktoberwetter bekommt da heute schon der Westen und Südwesten. Hier leistet Hoch TIMEO Schützenhilfe, indem es die Luftmasse allmählich beginnt abzutrocknen, sodass die Aufheiterungen zunehmen und sich die Sonne längere Zeit durchsetzen kann.

Die offiziellen Feierlichkeiten finden seit 1991 meist in der Landeshauptstadt des Bundeslandes statt, das aktuell den Vorsitz im Bundesrat (jährlicher Turnus) innehat. In diesem Jahr trägt der Freistaat Thüringen in Erfurt das Bürgerfest aus. Die Feierlichkeiten werden heute bei recht bewölktem Himmel, aber trockenen Bedingungen und einem Höchstwert von 15 Grad ihren Abschluss finden. Und wo pendelt sich die Temperatur im Rest des Bundesgebietes ein? Insbesondere im Bayerwald benötigt man für den Feiertagsspaziergang bei Höchstwerten um 12 Grad neben Jacke gegebenenfalls noch einen dickeren Pullover. Im übrigen Land klettert die Temperatur am Nachmittag je nach Sonnenausbeute auf immerhin 14 bis 19 Grad.
Noch ein kleiner Trost für alle, die heute die Sonne noch etwas suchen müssen. Hoch TIMEO beschert uns bis zur Wochenmitte in weiten Teilen des Landes ein paar Tage goldenes Oktoberwetter, denn die Sonne kann sich nach regionaler Nebelauflösung stärker in Szene setzen. Zudem wird es milder. Am Mittwoch beispielsweise werden 18 bis 22 Grad, im Südwesten sogar bis 24 Grad erreicht.

Doch zurück zum Tag der Deutschen Einheit und zwar ganze 32 Jahre zurück. Eventuell kann sich der eine oder andere abgesehen von der historischen Dimension des Tages auch an die damals vorherrschende Witterung erinnern?
Am 3. Oktober 1990 befand sich Mitteleuropa am Rande eines Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt über Osteuropa. Über Westeuropa dominierte hingegen ein ausgeprägter Tiefdruckwirbel mit Kern zwischen Island und Schottland das Wettergeschehen. Diese Konfiguration sorgte für eine südwestliche Strömung mit der eine sehr milde bis verhältnismäßig warme Luft ins Land gelangte.
Der Randbereich des Hochs leistete dabei ganze Arbeit und bescherte – einheitlicher als in diesem Jahr – weiten Teilen des Bundesgebietes viele Sonnenstunden. Allerdings mussten einige Regionen mit den für die Jahreszeit typischen zähen Nebel – und Hochnebelfelder bei der Sonnenausbeute zurückstecken. Insbesondere vom zentralen Mittelgebirgsraum zwischen Hessen und Thüringen über Franken bis an die Donau dauerte die Auflösung der Nebelfelder bis teilweise in den Nachmittag hinein. Im äußersten Nordwesten hingegen setzte das sich nähernde Tiefdruckgebiet samt seinen Ausläufern erste Akzente, indem es in den Nachmittagsstunden erste verdichtende Wolkenfelder mit vereinzelt etwas Sprühregen hereinführte. Alles in allem konnte der erste Tag der Deutschen Einheit aber verbreitet bei milden bis spätsommerlich warmen 16 bis 25 Grad durchaus im T-Shirt gefeiert werden. Im Südwesten konnten örtlich sogar bei bis zu 26 Grad ein Sommertag gemessen werden. In den erwähnten zähen Nebelregionen blieb es allerdings bei Werten von knapp unter 15 Grad deutlich frischer. Zu erwähnen sei noch, dass der vorherrschende Süd- bis Südostwind in der Nordhälfte durchaus spürbar war. Insbesondere im Küstenumfeld traten auch einzelne steife Böen, auf den nordfriesischen Inseln auch stürmischen Böen auf, sodass es sich hier bei einem Spaziergang anbot durchaus zur Windjacke zurückzugreifen.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2022

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Atmosphärische Gezeiten

Im Thema des Tages vom 17.03.2022 wurde u.a. auf die Auswirkungen der Anziehungskräfte des Mondes auf die Ozeane und die Entstehung der Gezeiten hingewiesen. Im folgenden Beitrag soll nun der mögliche Einfluss des Mondes und anderer Faktoren auf das Entstehen atmosphärischer Gezeiten erörtert werden.

Die Schwerkraft des Mondes wirkt auf die Atmosphäre genauso wie auf den Ozean, aber der Einfluss der Mondgravitation auf die Atmosphäre ist im Allgemeinen vernachlässigbar gering. Aufgrund der unterschiedlichen Dichte und Komprimierbarkeit der Atmosphäre und des Ozeans ist die Mondgravitation nicht in der Lage, nennenswerte Wellen in der Atmosphäre zu erzeugen. Allerdings werden in der Atmosphäre aufgrund der zyklischen Erwärmung durch die einfallende Sonnenstrahlung ebenso Gezeitenwellen erzeugt.
Für die Zwecke dieser diskreten Gezeitenschwankungen ist die wesentliche Wärmequelle diejenige, die durch die fast vollständige Absorption der kurzwelligen UV-Strahlung (ultravioletter Anteil der Sonnenstrahlung) innerhalb der Ozonschicht entsteht. Die Erwärmung der Ozonschicht tagsüber und die anschließende Abkühlung in der Nacht führt zu Veränderungen in der Dichte der Atmosphäre, die wiederum eine Welle erzeugt, die sich nach unten zur Oberfläche hin ausbreitet und sich mit der gleichen Geschwindigkeit um den Globus bewegt, wie sich die Sonne über den Himmel zu bewegen scheint.
Da diese Welle an den Lauf der Sonne gekoppelt ist, bedeutet letzteres, dass die entsprechenden atmosphärischen Luftdruckschwankungen (vergleichbar mit der ozeanischen Ebbe und Flut) jeden Tag zur gleichen Zeit an einem bestimmten Ort auftreten. Es stellt sich vereinfacht gesagt heraus, dass die signifikanteste Welle eine Periode von einem halben Tag hat, was wiederum bedeutet, dass diese atmosphärischen Ebbe- und Flutwellen (entsprechend niedriger und höherer Luftdruck in Meereshöhe) zweimal pro Tag auftreten.

Nun stellt sich die Frage, wie sich diese Gezeitenwellen in der Atmosphäre manifestieren, wie sie beobachtet werden und welche Auswirkungen sie haben. Zunächst erkennt man die Gezeiten an Schwankungen des Luftdrucks, gemessen oder reduziert auf Meeresspiegelhöhe. Durch diesen Gezeiteneffekt kommt es zweimal täglich entsprechend zu höheren und tieferen Werten des Luftdrucks. Diese Schwankungen lassen sich am besten in tropischen Breitengraden beobachten, während sie in den gemäßigten und höheren Breitengraden nur schwer zu beobachten bzw. auszumachen sind.
Hierfür gibt es zwei Gründe. Erstens ist die Sonneneinstrahlung pro Flächeneinheit in den tropischen Breiten größer, so dass der Antrieb für die Gezeitenbewegungen in diesen Gebieten stärker ist. Zweitens verdecken bzw. überlagern stärker ausgeprägte (dynamische) Druckgebilde (und deren Migration) sowie zugehörige Fronten bei Tiefdruckgebieten in mittleren und hohen Breiten häufig die durch atmosphärische Gezeiten verursachten Druckschwankungen.
In den Tropen hingegen sind signifikante synoptische Druckgebilde mit Ausnahme der Passage tropischer Stürme eher selten, was wiederum bedeutet, dass die von Tag zu Tag auftretenden Druckschwankungen weitgehend auf die atmosphärischen Gezeiten zurückzuführen sind.

DWD Atmosphaerische Gezeiten

Abbildung 1 zeigt gemessene Werte des Luftdrucks in Meeresspiegelhöhe für mehrere Tage im Zeitraum Anfang August 2017 von einer Wetterboje in der östlichen zentralen Karibik, etwa 180 Meilen süd-südwestlich von Puerto Rico.
In diesem Bild ist die Luftdruckschwankung aufgrund der atmosphärischen Gezeiten deutlich erkennbar, überlagert von geringen anderen Änderungen des Luftdrucks in Meeresspiegelhöhe über einen Zeitraum von fünf Tagen. Zu erkennen ist hierbei, dass die Druckminima täglich um 0900 GMT (Greenwich Mean Time) und 2100 GMT auftreten, also um 5 und 17 Uhr Ortszeit. Die Druckmaxima treten täglich um 1500 GMT und 0300 GMT auf, d. h. zwischen 11 und 23 Uhr, was ebenfalls den prinzipiellen Erwartungen zum Tagesgang des Luftdrucks entspricht. Der Unterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Luftdruck beträgt in etwa zwischen 1 und 3 mbar bzw. hPa.

Auf diese Weise liefern atmosphärische Gezeiten beim Fehlen überlagerter Luftdruckschwankungen durch die Passage von synoptischen Druckgebilden gerade im Bereich der Tropen einen wesentlichen Beitrag zum Tagesgang des Luftdrucks in Meereshöhe.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2022
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Deutschlandwetter im September 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im September 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 15,8 °C +0,2 Grad
2 Freiburg Baden-Württemberg 15,8 °C +0,7 Grad
3 Helgoland Schleswig-Holstein 15,7 °C +0,8 Grad

Besonders kalte Orte im September 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Carlsfeld Sachsen 9,4 °C -0,4 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 9,5 °C -0,2 Grad
3 Neuhaus am Rennweg Thüringen 10,1 °C -0,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im September 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Oberreute Bayern 268,8 l/m² 183 %
2 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 268,0 l/m² 191 %
3 Ruhepolding-Seehaus Bayern 260,0 l/m² 174 %

Besonders trockene Orte im September 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Greifswald Oie Mecklenburg-Vorpommern 29,8 l/m² 61 %
2 Dessau-Roßlau-Rodleben Sachsen-Anhalt 29,9 l/m² 70 %
3 Wollin Brandenburg 31,5 l/m² 76 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im September 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Greifswalder Oie Mecklenburg-Vorpommern 201 Stunden 129 %
2 Arkona Mecklenburg-Vorpommern 193 Stunden 114 %
3 Putbus Mecklenburg-Vorpommern 187 Stunden 118 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im September 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Glücksburg-Meierwik Schleswig-Holstein 103 Stunden 76 %
2 Grainet-Rehberg Bayern 111 Stunden 69 %
3 Oberstdorf Bayern 112 Stunden 71 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.10.2022
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Historischer Hurrikan IAN – Zerstörungen auf Florida

Dass es irgendwann „krachen“ würde, war im Hinblick auf die ungewöhnlich hohen Meeresoberflächentemperaturen im Karibischen Meer und im Golf von Mexiko zu befürchten. Sobald die übrigen, atmosphärischen Voraussetzungen geschaffen werden würden, stünden den sich entwickelnden tropischen Wirbelstürmen ein gewaltiges Energiereservoir zur Verfügung. Dieses Potenzial scheint Hurrikan IAN nun in hohem Maße ausgeschöpft zu haben, zählte er am Ende doch zu den stärksten und verheerendsten Wirbelstürmen, die Florida und die USA je heimgesucht haben.

Am Dienstagmorgen (27. September) Mitteleuropäischer Zeit überquerte IAN den Westen Kubas nach rascher Intensivierung bereits als Hurrikan der dritten Kategorie von fünf mit Windgeschwindigkeiten um 200 km/h und heftigem Starkregen. Schon dort zeigten sich massive Schäden an der Infrastruktur, größere Teile des Landes waren zwei Tage ohne Strom.

Über dem Golf von Mexiko konnte sich IAN dann sukzessive weiter verstärken und erreichte am Mittwochmittag (28. September) seinen Entwicklungshöhepunkt. Er reifte zu einem extrem gefährlichen Hurrikan der vierten Kategorie heran und produzierte bei einem Kernluftdruck von 937 hPa Windgeschwindigkeiten von 250 km/h. Zu diesem Zeitpunkt befand sich IAN schon unmittelbar vor der Südwestküste Floridas. Das Zeitfenster für eine Abschwächung bis zum Landgang, das Meteorologen aufgrund zunehmender Windscherung über dem Südosten der USA im Vorfeld ausgemacht haben, schrumpfte somit auf ein Minimum. Folglich schlug IAN am Mittwochabend gegen 21 MESZ als immer noch zerstörerischer Hurrikan der zweithöchsten Kategorie mit einem Kernluftdruck von 940 hPa und mittleren Windgeschwindigkeiten bis 240 km/h mit fast voller Wucht auf die Küste nahe Fort Myers auf. Gemessen an den Windgeschwindigkeiten war es der viertstärkste Hurrikan, der je auf Florida traf, und der neuntstärkste in der Wettergeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika.

Als besonders problematisch stellte sich neben der Stärke vor allem die äußerst langsame Verlagerung des Sturms heraus. Nahe der „Eyewall„, also der kreisrund um das eher wolken- und windschwache „Auge“ des Sturms angeordneten Wolkenwand, herrschte an der Südwestküste Floridas über Stunden hinweg Orkan. An der Südflanke des Sturms wehte der Wind aus westlichen Richtungen, sodass zudem gewaltige Wassermengen vom Meer in Richtung Küste und Buchten gedrückt wurden. Dies führte dort zu historisch hohen Sturmfluten bis zu 5 Metern Höhe. Im Landesinneren schwächte sich der Sturm dann zwar langsam ab, nicht aber der Starkregen. Bei Niederschlagsmengen von zum Teil mehr als 300 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12 bis 24 Stunden – das entspricht fast zwei Dritteln des Jahresniederschlages in Berlin – bildeten sich auch im Inland, insbesondere in einem Streifen von Fort Myers und Tampa über Orlando in Richtung Nordosten bis zur Atlantikküste, ausgedehnte Überschwemmungsflächen. Nach Daten des amerikanischen Wetterdienstes handelte es sich in einigen Regionen um ein Ereignis, das statistisch nur alle 1000 Jahre auftritt. Die Schadensbilanz dürfte verheerend ausfallen, die Aufräumarbeiten müssen allerdings abgewartet werden.

Die Frage, ob Hurrikan IAN eine Folge der Klimakrise ist, lässt sich nicht so einfach beantworten, da von Einzelereignissen nicht unmittelbar auf den Klimawandel geschlossen werden kann. Mithilfe der sogenannten Attributionsforschung lässt sich aber der ursächliche Einfluss der Klimaveränderungen auf die Stärke der Wirbelstürme abschätzen. So deuten erste Voranalysen der Stony Brook Universität (New York) darauf hin, dass der Starkregen durch die Klimaveränderungen um 10% höher ausgefallen sein könnte.

DWD Historischer Hurrikan IAN Zerstoerungen auf Florida

Am heutigen Freitag (30. September) befindet sich IAN als Kategorie-1-Hurrikan mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 140 km/h bereits auf dem Atlantik und nähert sich auf einer nördlichen Bahn der Küste von South Carolina. Dort wird er, höchstwahrscheinlich ohne nennenswerte Intensitätsänderung, in der kommenden Nacht zum Samstag auf Land treffen. Orkanartiger Sturm, Starkregen und Sturmfluten sind zwar wieder zu befürchten, allerdings bei weitem nicht in dem Ausmaß wie in Florida.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2022
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Weltherztag

Unser Herz ist unser wichtigster Muskel. Er versorgt unsere Organe mit sauerstoffreichem Blut, hört es auf zu schlagen, setzt auch die Versorgung aus. Bleibt ein Herzinfarkt unbehandelt, sterben wir.

Seit 2011 wird an jedem 29. September der Weltherztag „gefeiert“. Ziel ist es, das Herz und dessen Gesundheit in den Fokus der Menschen zu bringen. In diesem Jahr will der Weltherztag den Herzinfarkt in den Mittelpunkt rücken mit dem Motto: „Herzinfarkt: Vorbeugen ist nicht schwer!“.

DWD Weltherztag

Und das Vorbeugen ist gar nicht so schwer: Gesundes Essen und ausreichend Bewegung sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Risikopatienten sollten ihre Blutwerte regelmäßig kontrollieren und notwendige Medikamente einnehmen. Außerdem sollte man auf seine innere Stimme hören. Das ist in hektischen Zeiten gar nicht so leicht. Daher sollten wiederkehrende Ruhepausen eingelegt werden, in denen man ausgiebig in sich hinein hört.

Im Falle eines Falles sollte aber auch jeder wissen, was zu tun ist. Richtig ist, sofort zu handeln. Die Deutsche Herzstiftung hat in einem Artikel alles Wichtige zusammengefasst:

Herzinfarkte sind nicht nur ein Problem des Alters. Auch junge Menschen können einen Herzinfarkt erleiden. Studien haben herausgefunden, dass Herzinfarkte bei Patienten unter 50 Jahren auf erhöhte Blutfette zurückzuführen sind. So ist das Lipoprotein(a), ein Partikel des Cholesterin, ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit einer einmaligen Blutuntersuchung kann man den Lp(a) Wert bestimmen und gegebenenfalls rechtzeitig gegensteuern.

Ganz generell hat auch das Wetter oder besser gesagt die Temperatur Einfluss auf unsere Herzgesundheit. Als Merksatz gilt: Je kälter es ist, umso stressiger ist es für unser Herz-Kreislauf-System. Bei Kälte, gemeint sind vor allem Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, ziehen sich die Gefäße zusammen, der Blutdruck steigt. Verkalkungen in den Gefäßen können abplatzen, Gerinnsel können sich bilden und im Ernstfall kommt es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Forscher in Kanada haben 2015 einen klaren Zusammenhang zwischen der Außentemperatur und einem schweren Herzinfarkt gefunden

Je 10 Grad Temperaturabnahme steigt die Gefahr eines schweren Herzinfarkts um 7 %. Da die Temperatur und ihre Abnahme relativ gut vorhersagbar sind, kann man auch eine Vorhersage des Herzinfarktrisikos treffen.

Neben der Kälte hat auch die Hitze einen negativen Einfluss auf unser Herz. Bei Ausdehnung der Blutgefäße kommt es zu Blutdruckabfall und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps oder Hitzschlag.

Am Ende bleiben nur eine gesunde Lebensweise und eine regelmäßige Kontrolle der Körperfunktionen, um das Risiko einer Herzerkrankung zu senken.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.09.2022
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Regennachschub – der Herbst bleibt sich (noch) treu

Regenschirme bleiben auch in den nächsten Tagen ein beliebtes Accessoire. Zwar geht Tiefdruckgebiet THORVI, das sich über Mitteleuropa eingenistet hat und uns in den vergangenen Tagen zum Teil schon ergiebigen Regen gebracht hat, die Luft aus und es kann sich vor allem zum Freitag vorübergehend schwacher Hochdruckeinfluss bemerkbar machen. Doch schon am Wochenende erreichen uns neue atlantische Tiefausläufer mit dicken Regenwolken.

Damit bleibt sich der diesjährige meteorologische Herbst treu. Denn der sonnige und warme Septemberbeginn erwies sich nur als flüchtige Zugabe des Sommers. Über weite Strecken des Monats dominierte Tiefdruckeinfluss und mitunter sehr niederschlagsreiches Wetter. Das verdeutlicht auch die Radaranalyse der Niederschlagsbilanz für den Monat bis einschließlich Mittwoch (28.09.). Fast überall war es deutlich zu nass! Vor allem über der südlichen Mitte Deutschlands fiel nicht selten das 2- bis 3-fache der auf Grundlage der vieljährigen Mittelwerte zu erwartenden Regenmengen. Das ist ein völlig konträres Bild zum Sommer, als sich verbreitet ein gewaltiges Niederschlagsdefizit aufbauen konnte.

DWD Regennachschub der Herbst bleibt sich noch treu 1

Eine ausführliche Auswertung der Witterung im September, inklusive der Niederschlagsbilanz, erfolgt in der Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes, die noch im Laufe der Woche veröffentlich wird.

Blicken wir nun in die Zukunft, die, wie bereits erwähnt, zunächst einmal kein generelles Umschwenken zu trockenerer Witterung verspricht. Ab Samstag erreichen uns mit atlantischen Tiefausläufern erneut mehrere Regenschübe, die uns bis mindestens zum Beginn der kommenden Woche beschäftigen werden. Das sind nicht nur Schauer, sondern zum Teil auch wieder länger anhaltende und ergiebige Regenfälle. Diese stehen in Verbindung mit kleinen Randtiefs, deren Vorhersage mit größeren Unsicherheiten behaftet ist. Entsprechend sollte man die beiden Berechnungen des bis zum Montag (03.10.) aufsummierten Niederschlags vom ICON– und IFS-Modell mit Vorsicht genießen. An der Grundaussage, dass gebietsweise wieder einiges an Regen runterkommt, ändert das aber wenig. Mit Ausnahme des Nordostens, wo beide Modelle meist nur 5 bis 10 Liter pro Quadratmeter simulieren, kommen erneut Mengen von verbreitet 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter zusammen. In Staulagen der Mittelgebirge sowie an der Nordsee sind zum Teil 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter möglich, bevorzugt im Schwarzwald und im Allgäu auch noch mehr.

DWD Regennachschub der Herbst bleibt sich noch treu

Prinzipiell sollte man dem Regen weiter wohlwollend gegenüberstehen. Zwar hat sich die Dürre im Oberboden bereits vielfach entspannt, in den tiefen Bodenschichten sitzt sie aber teilweise noch fest. Dennoch, der ein oder andere kleinere oder mittelgroße Fluss könnte Anfang Oktober vorübergehend Hochwasser führen.

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober könnte nicht nur ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte sein, sondern dieses Jahr möglicherweise auch beim Wetter. Die Modelle deuten für den weiteren Verlauf der ersten Oktoberwoche eine Wetterberuhigung an. Ob das herbstlich kühle Schauerwetter tatsächlich mal eine substanzielle Pause einlegt und Altweibersommer Einzug hält, bleibt aber abzuwarten.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.09.2022
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Klimakommunikation in Krisenzeiten

Wie kann Kommunikation über den Klimawandel wirksamer werden? Wie kann Kommunikation die Entscheidungsfindung in politischen, gesellschaftlichen oder unternehmerischen Prozessen unterstützen und zu Handlungen motivieren, die das Klima schützen? Und welchen Beitrag kann Kommunikation für ein Gelingen des gesellschaftlichen Wandels hin zu einem klimaverträglichen Wirtschaftssystem leisten? Unter anderem diese Fragen wurden am 14. und 15. September auf dem K3 Kongress zu Klimakommunikation in Zürich diskutiert.

Auch wenn der ausgebuchte Kongress hauptsächlich vor Ort stattfand, so konnten ausgewählte Vorträge und Beiträge, unter anderem die „Keynotes“ (siehe ) online live verfolgt werden. Eine davon hielt Prof. Dr. Maren Urner, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Medienpsychologie über „Nachhaltigkeit beginnt im Kopf“.

DWD Klimakommunikation in Krisenzeiten

Schon der Einstieg des insgesamt sehr fesselnden Vortrags blieb (sprichwörtlich) im Gedächtnis: Ein MRT-Bild eines Gehirns, ihres eigenen Gehirns, füllte die große Leinwand im Saal (oder den Bildschirm zu Hause) aus. Die Botschaft dazu: Wir alle haben unterschiedliche Gehirne; deshalb sieht, riecht und schmeckt nicht nur jeder von uns anders, sondern deswegen sieht jeder die ganze Welt aus anderen Augen. Wenn man sich also manchmal denkt: „Das muss der doch sehen/merken/genauso empfinden!“ muss man sich immer vor Augen führen: „Nein, muss er nicht!“… Die einzige Möglichkeit, diesem „Dilemma“ zu entkommen, ist laut Maren Urner klar: Kommunikation. Dabei stehen wir allerdings vor großen Herausforderungen:

1. Unsere Vorliebe fürs Negative
Die vielen negativen Nachrichten über Kriege, Krisen und Katastrophen, die täglich auf uns einprasseln, sind laut Maren Urner nicht unbedingt böse Absicht der Journalisten (- auch wenn negative Nachrichten mehr Klicks bringen und sich damit mehr Geld verdienen lässt). Vor allem ist der sogenannte Negativitäts-Bias schuld – also unsere Tendenz, negative Nachrichten als wichtiger zu empfinden. Woher kommt dieser Hang zum Negativen? Die Ursprünge liegen in der Steinzeit: Unser Gehirn ist darauf programmiert, zu überleben. Damals waren Informationen über Gefahren überlebenswichtig, und obwohl wir solchen Gefahren heute nicht mehr ausgesetzt sind, laufen wir immer noch mit einem Steinzeitgehirn durch die Welt.

2. Angst und Unsicherheit sind schlechte Berater
Der einseitige Fokus aufs Negative, auf die Probleme und Herausforderungen, sorgt zwar für kurzfristiges Überleben, langfristig jedoch für Stress, ausgelöst durch Angst und Unsicherheit. Unser Angsthirn hindert uns daran, langfristige und gut überlegte Entscheidungen zu treffen.

3. Macht der Gewohnheit und erlernte Hilflosigkeit
Doch worauf basieren unsere Entscheidungen? Zum großen Teil auf unseren Gewohnheiten! Bis zu 95 Prozent unserer täglichen Handlungen sind Gewohnheitshandlungen. Bekommen wir andauernd gesagt und gezeigt, dass wir gegen die Probleme dieser Welt nichts ausrichten können, erreichen wir möglicherweise irgendwann den Zustand der sogenannten „erlernten Hilflosigkeit“ (an dieser Stelle wurde ein Experiment mit Hunden aus dem Jahr 1967 erläutert, das hier nur kurz angerissen werden kann: Eine Gruppe von Hunden, die infolge einer früheren Erfahrung gelernt hatte, hilflos zu sein, ließ Stromschläge lethargisch über sich ergehen, selbst als sie ihnen hätte entgehen können).

Zugegeben: Negativitäts-Bias, Angsthirn, Gewohnheitstier – das klingt alles wenig vielversprechend. Also ist alles aussichtlos? „Nein“, sagt Maren Urner und zitiert Steve de Shazer: „Das Reden über Probleme schafft Probleme, das Reden über Lösungen schafft Lösungen.“ Konkret kann das gelingen, indem wir beispielsweise bessere Fragen stellen, also „wofür“ statt „wogegen“. Im Hinblick auf die Klimakrise sollten wir also nicht davon sprechen, welche Einschränkungen es gibt oder was wir verlieren, sondern vielmehr überlegen, was wir durch eine Kursänderung gewinnen oder worauf wir uns sogar freuen können. Es gilt, quasi einen Schalter im Kopf umzulegen: Das ist zwar erstmal anstrengend, da unser Gehirn gerne im Energiesparmodus arbeitet – aber wenn wir unsere Neugier ankurbeln, wird das Belohnungssystem im Hirn aktiv und sorgt anschließend für Glücksgefühle.

Und bei wem nun die Neugier geweckt ist, der kann in Kürze den ganzen Vortrag von Maren Urner (und einige andere) unter

sehen. Vielleicht bleibt neben vielen anderen interessanten Aspekten ja auch ein Zitat von Paul Harvey in Erinnerung, das es irgendwie schafft, bei all den vielen täglichen negativen Nachrichten sprichwörtlich „zu erden“:

DWD Klimakommunikation in Krisenzeiten 1

Despite all our accomplishments, we owe our existence to a six-inch layer of topsoil and the fact it rains.“ (Auf Deutsch etwa „Trotz all unserer Leistungen verdanken wir unsere Existenz einer sechs Zoll dicken Humusschicht und der Tatsache, dass es regnet.“)

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.09.2022
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Frühester Frost

Vor etwa drei Wochen konnte man tagsüber bei Höchsttemperaturen von gebietsweise 30 Grad und mehr in Teilen Deutschlands noch gut in den Pool springen, mittlerweile hat es sich aber deutlich abgekühlt. Tagsüber werden derzeit kaum noch 15 Grad erreicht, vor einigen Nächten gab es bereits Frost.

So wurde in den Morgenstunden des 21., 22. und 23. September 2022 an einigen Stationen in der Mitte, im Osten und im Süden der erste Frost des zweiten Halbjahres registriert. Dieser Frost beschränkte sich nicht nur auf das höhere Bergland, sondern trat auch in tieferen Lagen auf  Ist dieser frühe erste Frost ungewöhnlich bzw. gab es ihn sogar so früh wie noch nie?

DWD Fruehester Frost

Zur Klärung dieser Frage hilft die Grafik mit dem frühesten Frost mit Temperaturen unter 0 Grad im Zeitraum Winter 1981/1982 bis 2021/2022 in Deutschland weiter. Im Südosten des Landes gab es in diesem Zeitraum meist zwischen dem 14. und 23. September den frühesten Frost, in der Mitte und im Osten zwischen dem 23. September und dem 2. Oktober. Im Westen und Norden wurde der früheste Frost dagegen erst zwischen dem 2. und 10. Oktober oder noch später gemessen. Vergleicht man also den aktuellen Frost damit, so war der diesjährige Frost tatsächlich sehr früh. Auswertungen von etwa 100 CDC-Stationen (CDC=Climate Data Center) mit entsprechend langen Zeitreihen und ohne größere Ausfälle zeigen an zwei Stationen sogar den frühesten registrierten Frost seit dem Winter 1981/1982: In Hechingen (Baden-Württemberg) am 22. September und in Augsburg (Bayern) am 23. September 2022

DWD Fruehester Frost

Unter  lassen sich weitere Frostkarten mit den frühesten (spätesten) mäßigen bzw. strengen Frösten (Tagestiefsttemperatur unter -5 bzw. -10 Grad) in Deutschland abrufen. Untergibt es darüber hinaus Grafiken für die Wahrscheinlichkeit für Frost (bzw. mäßigen/strengen Frost) an ausgewählten Stationen.

In den kommenden Tagen spielt bei meist vielen Wolken unter Tiefdruckeinfluss und nur kurzem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag und Freitag Frost vorerst so gut wie keine Rolle mehr. Allgemein aber steigt die Frostwahrscheinlichkeit im Oktober dann immer weiter an.

Dipl.-Met.Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.09.2022
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Wirbelstürme Open End

Die tropischen Weltmeere halten Anrainer und Meteorologen weiter in Atem. Nach Hurrikan „Fiona“ richtet sich der Fokus im Atlantik jetzt auf „Ian“. Gleichzeitig hat sich „Noru“ im Pazifik explosionsartig innerhalb von 24 Stunden zum Supertaifun entwickelt, der die Philippinen trifft.

Über den Ex-Hurrikan „Fiona“, der sich inzwischen in subpolaren Gefilden befindet und sich deutlich abgeschwächt hat, wurde bereits im Thema des Tages der Vortage berichtet. Nach seiner Umwandlung in ein außertropisches Tiefdruckgebiet traf „Fiona“ nun auf die kanadische Ostküste, genauer gesagt die Provinz Nova Scotia. Dabei wurde unter anderem der bestehende kanadische Rekord für den tiefsten je gemessenen Luftdruck von 940,2 hPa aus dem Jahre 1977 quasi pulverisiert, nachdem gestern auf Hart Island ein Wert von 931,6 hPa registriert wurde. Entsprechend heftig fiel der Sturm dort nochmals aus. Die gemessenen Windgeschwindigkeiten bewegten sich dabei im Bereich von etwa 150 bis 160 km/h. Ein ziemlich verheerendes Schadensbild ist die Folge. Es gab nicht nur eine Vielzahl umgestürzter Bäume und großflächige Stromausfälle durch zerstörte Stromleitungen, an exponierten Küstenabschnitten wurden sogar ganze Häuserzeilen in den Ozean gerissen.

Nun ist der Sturm „Fiona“ mehr oder weniger Geschichte und zieht als gewöhnliches außertropisches Tief unter rascher Abschwächung weiter nordwärts in die Labradorsee Richtung Grönland. Zeit, den Blick wieder südwärts auf den Golf von Mexiko zu richten. Dort sind in diesem Jahr die Entstehungsbedingungen für Hurrikane aufgrund anormal hoher Wassertemperaturen überdurchschnittlich gut. Allerdings benötigt es auch günstige Strömungsverhältnisse in der Atmosphäre, damit sich so ein Hurrikan auch entwickeln kann. Nach langer Ruhephase ist diese Zeit jetzt offenbar gekommen. Mit Tropensturm „Ian“ befindet sich ein solches System aktuell in der Entstehung. Die zuständigen Vorhersagemeteorologen betrachten diesen Sturm mit Sorge, denn er soll sich in den nächsten Tagen rasch zu einem ausgewachsenen Hurrikan entwickeln und anschließend auf die Küste Floridas treffen. Vorher soll „Ian“ bereits als Hurrikan über die Cayman-Inseln und Westkuba ziehen; auch dort muss man wohl mit schweren Schäden rechnen. Erwartet wird das Eintreffen in Kuba für den Dienstag, Florida ist anschließend ab der Nacht zum Freitag betroffen. Dabei ist die genaue Zone des sogenannten „Landfalls“ aber noch ziemlich unsicher, hier gilt es, die Prognosen genau im Auge zu behalten. Das nationale Hurrikan-Center des amerikanischen Wetterdienstes bittet aber bereits jetzt die Bevölkerung, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. Folgt man den aktuellen Modellprognosen, wird sich „Ian“ zu einem Hurrikan der Stufe 3 oder 4 entwickeln.

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Äquivalent zu einem Hurrikan der höchsten Stufe 5 ist dagegen der Supertaifun „Noru“ östlich der Philippinen mit Windgeschwindigkeiten um 260 km/h (Böen sogar um 300 km/h). Dass „Noru“ derart stark werden würde, war dabei vor circa 36 Stunden noch gar nicht klar. Eigentlich ging man von einem schwach bis mäßig entwickelten System aus, dass später auf die Philippinen treffen würde. Dort hätte es zwar immer noch Schäden angerichtet; der Sturm wäre aber etwas gewesen, was man in dieser Region handhaben könnte. Die Philippinen werden nämlich quasi jährlich von Taifunen getroffen. Ein Supertaifun ist dagegen ein anderes Kaliber, gegen das man mehr oder weniger machtlos ist. Sehr problematisch ist vor allem die jetzt nur sehr kurze Vorlauf- und Vorwarnzeit, um sich in Sicherheit zu bringen, da mit dieser explosionsartigen Entwicklung nicht gerechnet wurde. Diese Entwicklung ist tatsächlich ziemlich außergewöhnlich, in den letzten 30 Jahren konnte so eine rapide Entwicklung noch nicht beobachtet werden. Innerhalb von 24 Stunden fiel der Kerndruck des Sturms um 76 hPa. Offenbar traf der Sturm auf extrem günstige Entwicklungsbedingungen, die in den Modellen so nicht abgebildet werden konnten. Oftmals entscheiden ohnehin bereits kleine Details über die weitere Entwicklung tropischer Stürme, was sie auch heutzutage noch immer nur schwer berechenbar macht. „Noru“ ist aktuell ein sehr gutes Beispiel dafür und man möchte hoffen, dass die Philippinen dieses Ereignis verhältnismäßig glimpflich überstehen.

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Ex-Hurrikan Fiona bringt rekordverdächtigen Orkan in Ostkanada

Der Hurrikan FIONA hat sich in der Nacht zu einem rekordverdächtigen außertropischen Tief entwickelt und trifft mit Orkanböen und einer Sturmflut auf die kanadische Ostküste. Warum sich dieses System so explosionsartig entwickeln konnte und was das im weiteren Verlauf für unser Wetter bedeutet, soll heute Thema sein.

Im gestrigen Thema des Tages (Thema des Tages vom 23.09.2022) wurde erläutert, dass der aktuelle Hurrikan FIONA einen hohen Beitrag zum „Accumulated Cyclone Energy“ ACE-Index liefert. Nun hat sich der ehemalige Hurrikan der Kategorie 4 ungewöhnlich schnell in ein außertropisches Tief umgewandelt, das als Orkantief auf die kanadische Ostküste trifft. Der geschätzte Kerndruck liegt derzeit bei 931 hPa, was weit unter dem kanadischen Allzeitrekord von 940 hPa aus dem Jahre 1977 liegt. Das Erstaunliche daran ist, dass sich solch ein tiefer Luftdruck bereits im Herbst entwickeln konnte. Normalerweise entstehen die kräftigsten Tiefdruckgebiete mit den niedrigsten Kerndrücken im Winter. Wie konnte sich der Hurrikan FIONA so schnell umwandeln und dabei so kräftig bleiben? Der Hurrikan traf auf die Kaltfront eines Tiefdruckgebiets über Ostkanada. Der warme abgeschlossene Kern des tropischen Wirbelsturms blieb am Boden noch erhalten, währende sich in der Höhe ein Trog (Höhentief angefüllt mit Kaltluft) näherte und sich deutlich verstärkte. Somit wandelte der Hurrikan sich ungewöhnlich schnell in ein Tief der mittleren Breiten um. Diesen Prozess nennt man auch „instant warm seclusion“.
Satellitenbilder vom heutigen Vormittag mitteleuropäischer Zeit zeigten an der Südostseite des Tiefkerns knapp vor der Küste der Kap-Breton-Insel einen spitz zulaufenden „Wolkenstachel“, der auf einen möglichen Sting Jet (Thema des Tages vom 24.03.2017, nicht barrierefrei bearbeitet) hindeuten. Im relativ schmalen Bereich eines Sting Jets können nochmals stärkere Böen aus der mittleren Troposphäre bis zum Boden transportiert werden. Absinkende trockene stratosphärische Luft sorgt hier für ein Abtrocknen der Wolken, was zu dieser typischen Stachelform führt. Bisher wurden auf der Insel Windgeschwindigkeiten über 150 km/h gemessen. In den neusten Satellitenbildern hat sich die Struktur jedoch abgeschwächt.
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Ex-FIONA spielt auch eine wesentliche Rolle für unser Wetter in der kommenden Woche: An der Ostflanke dieses mächtigen Tiefdruckgebietes wird warme Luft weit nach Norden über den Atlantik geführt, wodurch sich dort ein atlantisches Hochdruckgebiet verstärkt. Stromabwärts entwickelt sich als Folge ein weiteres kräftiges Tief an der Ostküste Grönlands, das sich Anfang der Woche an der Nordostflanke des Hochs über die Nordsee bis nach Nordwesten Deutschlands verlagert. Es hat hochreichend kalte Polarluft im Gepäck. Somit wird wieder ein wechselhafter und sehr kühler Witterungsabschnitt eingeleitet. Bereits ab Dienstag gehen die Temperaturen deutlich zurück und es muss mit herbstlichem Schauerwetter und sogar Graupelgewittern gerechnet werden. Bei längerem nächtlichem Aufklaren gibt es sogar vereinzelt wieder Frost.

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Der kühle Witterungsabschnitt hält noch bis Ende der neuen Woche an. Für das lange Oktoberwochenende zeigt sich dann ein grober Erwärmungstrend. Vom Altweibersommer sieht man also noch keine Spur.