Faszinierender Blick von oben 1

Faszinierender Blick von oben

Bevor Satelliten die Erde umkreisten, war die Erstellung von Wettervorhersagen eine schwierige Angelegenheit. Zumeist standen nur Bodenbeobachtungsdaten von Luftdruck, -temperatur und -feuchte usw. zur Verfügung. Diese stammten von Wetterstationen, die sich nicht nur ungleichmäßig, sondern teilweise auch mit großen Distanzen an Land verteilten. Über den Meeren und Ozeanen, die einen Großteil der Erde bedecken, gab es abgesehen von Messungen von Schiffen oder Bojen überhaupt keine Informationen. Für dreidimensionale Informationen, d.h. aus höheren Schichten der Atmosphäre, waren zunächst ausschließlich Wetterballons, bald auch Flugzeuge die einzigen Datenlieferanten. Diese bieten allerdings nicht die Möglichkeit, die Erde als Beobachtungsfeld großflächig abzudecken.  

Satelliten haben den Vorteil, das Wettergeschehen von oben beobachten zu können, so wie wenn man das Umland von einem Berg aus oder die Erde von oben aus einem Ballon oder Flugzeug betrachtet, nur eben großflächiger und ganzheitlich. Um diesen Vorteil nutzen zu können, wurde in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Reihe geostationärer Wettersatelliten ins All geschickt. Geostationär bedeutet, dass sich der Satellit immer an der gleichen Stelle (in diesem Fall auf Höhe des Äquators) in einer Höhe von rund 36.000 km über der Erde befindet. Des Weiteren gibt es auch polarumlaufende Satelliten, die allerdings in geringeren Höhen die Erde umkreisen. Diese haben den Vorteil einer höheren Auflösung, dafür sind sie aufgrund der Bewegung um die Erde nicht kontinuierlich für ein bestimmtes Gebiet verfügbar.  

Heutzutage gibt es ein weltumspannendes Netz an Wettersatelliten, welches nicht nur wertvolle Informationen zur aktuellen Wetterlage rund um den Globus, sondern auch faszinierende und teils spektakuläre Aufnahmen unseres Planeten liefert. Beispiele für solche Bilder gibt es viele. Bei den ersten Satelliten war es noch die anfängliche Faszination der Erdbeobachtung. Mit der Zeit wurde die Technik immer ausgefeilter, die Messgeräte immer sensitiver und die Qualität der Aufnahmen somit immer besser. 

Bei den europäischen Meteosat-Satelliten ist inzwischen der erste Satellit der dritten Generation in den Routinebetrieb übergegangen und liefert seit 2024 Beobachtungsdaten mit doppelt so hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung sowie einer hundertfach höheren Datenrate im Vergleich zu seinen Vorgängerversionen. Weitere Informationen zum Instrumentarium der neuesten Satellitengeneration können im Thema des Tages vom 09. Mai 2023 nachgelesen werden.  

Dieser Satellit zählt zu den geostationären Satelliten, betrachtet die Erde also immer von derselben Position aus. Zweimal im Jahr kann der Satellit dann die gesamte für ihn sichtbare Hemisphäre der Erde in ihrer ganzen Schönheit einfangen. Dies ist am Frühlings- sowie am Herbstanfang der Fall. An diesem Tag sind überall auf der Welt Tag und Nacht in etwa gleich lang, weshalb man auch von der Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium, von lat. „aequus“ = gleich und „nox“ = Nacht) spricht. 

Betrachtet man beispielsweise das Satellitenbild vom 20. März 2025, kann man allerhand entdecken. Der Detailreichtum ist immens, weshalb das Augenmerk nur auf einige wenige spannende Punkte gelegt werden soll. 

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Echtfarbenbild vom 20. März 2025, 12 UTC  

Blickt man nach Europa, so erkennt man das schön ausgeprägte Tief VOLKER (int. MARTINHO) über der Biskaya, dessen Wolkenband sich bereits bis Frankreich erstreckte. In großen Teilen Mittel- und Osteuropas war es dagegen wolkenlos. 

Mittig sieht man einen hellen Fleck. Dabei handelt es sich um das optische Phänomen Sunglint, bei dem das Sonnenlicht beispielsweise auf einer Wasseroberfläche reflektiert wird und der Beobachter, also z.B. ein Satellit, hell schimmernde Reflexe wahrnimmt. 

Direkt östlich davon finden sich einzelne hochreichende Gewitter an der Innertropischen Konvergenzzone. Zoomt man auf Höhe der westafrikanischen Küste in das Bild, erkennt man grünlich-türkisfarbene Flächen, bei denen es sich um Algenblüte handelt. 

Am 22. September 2025 war die nächste Tag-und-Nacht-Gleiche, weshalb es bereits eine neue Aufnahme gibt, auf der man die gesamte dem Satelliten zugewandte Hemisphäre der Erde sieht.
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Echtfarbenbild vom 22. September 2025, 12 UTC 

Über Deutschland und Teilen Europas finden sich viele Wolken, die gebietsweise einiges an Niederschlag im Gepäck hatten, wie im Thema des Tages vom 22. September 2025 nachzulesen ist.  

Auf beiden Aufnahmen ist der Transport von Saharastaub westwärts auf den Atlantik gut anhand der bräunlichen Schlieren zu erkennen. Besonders schön anzuschauen ist zudem das Phänomen der Karmanwirbel (Kármánsche Wirbelstraßen) über den Kanaren; Thema des Tages vom 13. September 2022 . 

Auch polarumlaufende Satelliten können tolle Aufnahmen liefern, selbst wenn es sich bei den Bildern nur um Ausschnitte handelt. Ein Beispiel hierfür ist das nachfolgende Bild, das Polarlichter über Nordeuropa zeigt. Weitere Informationen zu Polarlichtern können im Thema des Tages vom 12. Oktober 2024 nachgelesen werden. 

Dieses sogenannte DNB-Bild (day night band) stammt von dem Instrument VIIRS (Visible Infrared Imaging Radiometer Suite), welches sich an Bord der NOAA-(20/21) und SNPP (Suomi-NPP) Satelliten befindet, die wiederum hauptsächlich von NOAA betrieben werden.
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DNB-Bild Ausschnitt Europa mit beleuchteten Ballungsräumen sowie Polarlichtern über Nordeuropa 

Satelliten unterstützen uns also nicht nur bei der Wettervorhersage, der faszinierende Blick von oben bringt uns auch immer wieder zum Staunen. 

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer in Zusammenarbeit mit Alexander Halbig
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

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