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Persistente Hochdrucklage

Der meteorologische Frühling geht allmählich in die finale Phase und ein Blick in die Statistik zeigt, dass dieser bisher größtenteils zu sonnig und zu trocken ausfiel. Der März brachte im Flächenmittel lediglich 17 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag. Dies entspricht verglichen mit dem Referenzzeitraum von 1991 bis 2020 gerade einmal 31,8 Prozent der üblichen Niederschlagssumme. Der April gestaltete sich zumindest zeitweise etwas unbeständiger. Doch auch im zweiten meteorologischen Frühlingsmonat fiel vielerorts erneut zu wenig Niederschlag. Dafür kamen alle Sonnenliebhaber in den ersten beiden Frühlingsmonaten auf ihre Kosten. Verbreitet gab es überdurchschnittlich viele Sonnenstunden.

Verantwortlich dafür waren persistente blockierende Hochdrucklagen über Nordwesteuropa. Diese kräftigen Hochdruckgebiete sind verbunden mit hohem Geopotential in der mittleren Troposphäre und haben einen deutlichen Einfluss auf die großräumige Strömungskonfiguration. So werden Tiefdruckgebiete, welche sich in mittleren Breiten normalerweise von West nach Ost verlagern, nach Süden und Norden abgelenkt. Dadurch gab es in den vergangenen Monaten in Teilen von Süd- und Südwesteuropa immer wieder teils kräftige Niederschläge. Gleichzeitig kam es in Nordwesteuropa und in Teilen von Mitteleuropa zu längeren Trockenperioden.

Persistente Hochdrucklage teil 1

Geopotentialanomalie im Zeitraum von März bis April 2025 über Europa. Persistente Hochdrucklagen über Zentral- und Nordwesteuropa sorgen für positive Anomalien. 

Aktuell befinden wir uns im Einflussbereich von Hoch RICCARDA. RICCARDA erstreckt sich vom Atlantik bis nach Zentraleuropa. Dadurch herrscht bei uns auch an diesem Wochenende überwiegend sonniges und vor allem weitgehend trockenes Wetter. Gleichzeitig erstreckt sich von den Azoren bis in den Mittelmeerraum eine Zone tiefen Luftdrucks. Damit setzt sich ein ähnliches Muster, wie in den vergangenen Monaten häufig beobachtet, auch in den nächsten Tagen fort. Während in Südwesteuropa teils kräftige Niederschläge fallen, bleibt es in weiten Teilen Mitteleuropas niederschlagsfrei oder es werden nur sehr geringe Niederschlagsmengen erwartet.

Persistente Hochdrucklage teiln 2

Vorhersagekarte des Bodendrucks für Freitag, den 09.05.2025 um 12 UTC. Hoch RICCARDA beeinflusst das Wettergeschehen in weiten Teilen Deutschlands. 

Und auch in der kommenden Woche bleibt bei uns voraussichtlich hoher Luftdruck wetterbestimmend. Am Montag gelangt der äußerste Südwesten in den Einflussbereich eines Tiefdruckgebietes über der Biskaya. Dadurch sind dort im Tagesverlauf einzelne Schauer oder Gewitter möglich. Nach jetzigem Stand baut sich allerdings über Nordwesteuropa bereits zur Wochenmitte erneut eine Omegalage mit einem kräftigen blockierenden Hoch bei den Britischen Inseln auf. Deutschland befindet sich dann auf der Vorderseite des Druckgebildes in einer nördlichen Strömung. Dadurch gehen die Temperaturen in der nächsten Woche wieder etwas zurück und aufgrund der recht trockenen und häufig auch freundlichen Witterung wäre die Nachtfrostgefahr immer noch nicht ganz gebannt.

Persistente Hochdrucklage teil 3 

Vergleich der Modellvorhersagen zur Großwetterlage für Freitag, den 16.05.2025 um 12 UTC. Eine ausgeprägte Omegalage baut sich über Nordwesteuropa auf.  

Allerdings bestehen bezüglich der Intensität und der genauen Lage des Hochs noch Unsicherheiten. Befindet sich das Hoch etwas weiter westlich, kommt es bei uns zu einer unbeständigen und kühlen Wetterphase. Verlagert sich der Schwerpunkt des Druckgebildes etwas weiter nach Osten, dürfen wir uns bei viel Sonnenschein teils schon auf frühsommerliche Temperaturen freuen. Während beim ersten Szenario zumindest etwas Niederschlag zu erwarten wäre, bliebe es beim zweiten weitgehend trocken. Somit bliebe uns auch in nächster Zeit das altbekannte Muster des diesjährigen Frühlings erhalten. Damit wird sehr wahrscheinlich auch der Mai überdurchschnittlich viele Sonnenstunden mit sich bringen und die Trockenheit verschärft sich in einigen Gebieten weiter!

M.Sc. – Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Hoch RICCARDA

Aktuell bestimmt das umfangreiche Hoch RICCARDA (I) mit Schwerpunkt über Schottland bzw. über der Nordsee das Wetter in Deutschland. Sein Einflussbereich reicht von Irland bis nach Skandinavien bzw. bis zum Baltikum. Tiefdruckgebiete müssen daher ausweichen, so dass das Hoch auch in den kommenden Tagen bei uns wetterbestimmend bleibt. Die Position des Hochs sorgt allerdings dafür, dass die Grundströmung aus nördlichen bzw. nordöstlichen Richtungen kommt. Somit bleiben die Temperaturen zunächst gedämpft und aufgrund der feuchteren Grundschicht ziehen immer wieder kompaktere Wolkenfelder durch, die aber kaum Regen bringen.

Hoch RICCARDA teil 1 

Abb 1: Bodenanalyse mit Fronten und Luftdruck, Mittwoch den 07.05.2025 12 UTC 

Am heutigen Mittwoch zeigt sich der Himmel unterschiedlich bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Lediglich an den Alpen sind die Wolken kompakter und bringen dort etwas Regen in den höchsten Alpengipfeln auch etwas Schnee. Es liegt daran, dass der Einfluss von Tief JÜRGEN über Oberitalien über den Alpenhauptkamm hinweg bis nach Süddeutschland reicht. Die Höchstwerte liegen zwischen 12 Grad an den Alpen und 18 Grad im Westen. Der Wind weht schwach bis mäßig aus nordöstlichen Richtungen. 

In der Nacht zum Donnerstag klart der Himmel vor allem in der Mitte und in Teilen des Nordens auf. Im Süden halten sich dichtere Wolken und an den Alpen regnet es weiter, oberhalb 1800 m schneit es. Die Tiefstwerte liegen zwischen 8 und 0 Grad. Von Schleswig-Holstein bis nach Sachsen tritt örtlich leichter Frost bis -2 Grad auf. 

Hoch RICCARDA teil 2

Abb 2: Wetter- und Temperaturkarte, Mittwoch 07.05.2025 

Am Donnerstag profitierten die Mitte und der Norden des Landes von der Nähe des Hochs, so dass dort überwiegend die Sonne scheint. Im Süden hingegen fällt aus kompakten Wolkenfeldern etwas Regen. Dabei liegen die Tageshöchstwerte zwischen 11 Grad an den Alpen und knapp 20 Grad am Niederrhein. Der Wind weht weiterhin schwach bis mäßig aus Nordost. 

In der Nacht zum Freitag klingen die leichten Niederschläge an den Alpen weiter ab. An der Ostsee ziehen vereinzelte Schauer auf. Der Rest des Landes bekommt eine meist klare Nacht. Vor allem vom östlichen Niedersachsen bis nach Sachsen und Brandenburg muss bei Tiefstwerten zwischen +2 und -3 Grad häufiger mit leichtem Frost gerechnet werden. Ansonsten liegen die Tiefstwerte zwischen 8 und 2 Grad. 

Hoch RICCARDA teil 3

Abb 3: Wetter- und Temperaturkarte, Donnerstag 08.05.2025 

Am Wochenende verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Deutschland, so dass die sonnigen Anteile zunehmen werden. Lediglich am Freitag gibt es noch im Osten und an den Alpen vereinzelte Schauer, ab Samstag ist es überall niederschlagsfrei. Die Temperaturen steigen von Tag zu Tag an. Am Sonntag werden dann Höchstwerte von 17 bis 22, im Westen bis knapp 25 Grad erreicht. In der Nacht zum Samstag ist die Frostgefahr noch leicht erhöht, aber sie nimmt ab Samstag dann deutlich ab. 

Auch die neue Woche beginnt freundlich und mit Höchstwerten von 19 bis 24 Grad ist es auch mäßig warm. Regen wird nicht erwartet, so dass sich die Trockenheit in einigen Teilen Deutschlands weiter verschärft. 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Blockierende Hochdrucklagen und extreme Wetterereignisse über Europa

Bei beachtlichen 1055 Hektopascal lag der Kerndruck von Hochdruckgebiet ELVIRA am gestrigen Samstag. Das Zentrum lag über Nordwestrussland. ELVIRA beeinflusste das Wettergeschehen in weiten Teilen Europas. Eine blockierende Wetterlage ist definiert durch einen Übergang von einem zonalen in ein meridionales Strömungsmuster und einer Aufspaltung des Jetstreams in zwei Bereiche. Bei der aktuellen Lage handelt es sich um einen sogenannten „DIPOL BLOCK“. Diese Konstellation ist durch ein kräftiges Hochdruckgebiet gekennzeichnet, welches sich nördlich von einer oder mehreren Zyklonen befindet. Ein Blick auf die Analysekarte vom gestrigen Samstag (Abbildung 1) zeigt Tief LENNI über Frankreich an der Südwestflanke und ein weiteres Tiefdruckgebiet über der östlichen Türkei an der Südostflanke des kräftigen und umfangreichen Hochdruckgebietes ELVIRA. Dabei werden die Tiefs auf ihrer für unsere Breiten sonst typischen West-Ost-Zugbahn abgelenkt.

Blockierende Hochdrucklagen und extreme Wetterereignisse ueber Europa teil 1

Analysekarte vom 09.02.2025 um 00 UTC. Das kräftige und umfangreiche Hoch ELVIRA lenkt die Tiefdruckgebiete nach Norden und Süden ab. (Quelle: DWD) 

Solche blockierenden Wetterlagen sind häufig mit extremen Wetterbedingungen verbunden. Während im Sommerhalbjahr Hitzewellen und große Trockenheit auf der einen Seite und extreme und langanhaltende Niederschläge auf der anderen Seite auftreten können, sind die Auswirkungen im Winter meist geringer. Dennoch können auch im Winter Extreme auftreten. Vor allem in Form von ausgeprägten Kältewellen und kräftigen Schneefällen. Ein Beispiel hierfür ist der Februar 2012. Damals erstreckte sich eine Hochdruckzone vom Atlantik ausgehend bis nach Skandinavien und Nordwestrussland. Dabei wurde auf der Südseite der Hochdruckzone sehr kalte Luft arktischen Ursprungs über den Kontinent nach Südwesten geführt. Daraufhin traten in großen Teilen Europas stark unterdurchschnittliche Temperaturen auf. In einigen Regionen lag die Mitteltemperatur über mehrere Tage über 10 Kelvin unter dem langjährigen Klimamittel von 1981-2010. Zudem sorgten Tiefdruckgebiete auf der Südseite der kräftigen Hochs für starke Schneefälle. Auch in der Mittelmeerregion wie zum Beispiel in der italienischen Hauptstadt Rom gab es kräftige Schneefälle, welche zu erheblichen Beeinträchtigungen führten.

Im Einflussbereich des Hochs kann es im Winter vor allem über großen Schneeflächen aufgrund der negativen Strahlungsbilanz zu Kälteperioden kommen. Im Sommer treten dagegen teils intensive Hitzewellen, verbunden mit großer Trockenheit auf. Im Juli 2010 sorgte ein persistentes kräftiges Hoch im Bereich des Urals für eine markante Hitzeperiode in Westrussland. Hohe Temperaturen und langanhaltende Trockenheit führten nicht nur zu zahlreichen Rekordtemperaturen, sondern auch zu verheerenden Waldbränden. Aber auch große Hitzewellen und ausgedehnte Trockenperioden aus der Vergangenheit in Deutschland sind häufig mit blockierenden Wetterlagen verbunden. So führten im Jahr 2018 wiederkehrende blockierende Hochdrucklagen in Deutschland nicht nur zu Hitzeperioden, sondern vor allem auch teils zu extremer Trockenheit.  

Blockierende Hochdrucklagen und extreme Wetterereignisse ueber Europa teil 2

Die Temperatur und Geopotenzialanomalie während der großen Hitzewelle im Juli 2010 in Westrussland und der Kältewelle über weiten Teilen von Europa im Februar 2012. (Quelle: https://wcd.copernicus.org/articles/3/305/2022/) 

Ob und in welchem Bereich sich bei blockierenden Hochdrucklagen extreme Wetterbedingungen abspielen, hängt somit neben der Position des blockierenden Hochs und der damit verbundenen großräumigen Druck- und Strömungskonfiguration auch von der entsprechenden Jahreszeit ab. Im Winterhalbjahr treten vor allem auf der Ost- und Südseite des blockierenden Druckgebildes Kältewellen und teils auch kräftige Schneefälle auf. Im Sommer kommt es dagegen im Bereich des Hochs sowie auf dessen Westseite zu Hitzeperioden, während große Trockenheit vorwiegend im direkten Einflussbereich auftritt.

Blockierende Hochdrucklagen und extreme Wetterereignisse ueber Europa teil 3

Die mit einer über Zentraleuropa befindlichen Omegalage verbundenen Wetterextreme im Winter (links) und im Sommer (rechts). Dargestellt ist außerdem der Zustrom warmer Luftmassen (WCB), sowie Gebiete mit erhöhtem integriertem Wasserdampftransport (IVP). (Quelle: https://wcd.copernicus.org/articles/3/305/2022/) 

Die aktuelle Wetterlage über Europa ist aber vergleichsweise mit relativ wenig Extremwetter verbunden. Da das Zentrum von Hoch ELVIRA über Westrussland und nicht über Skandinavien liegt, werden die kalten Luftmassen arktischen Ursprungs in Richtung Türkei und Griechenland geführt. Zudem liegt in weiten Teilen Osteuropa auch keine nennenswerte Schneedecke, welche einen Kaltluftausbruch verschärfen würde. Der Südwesten und Westen Deutschland wird außerdem vom schwach ausgeprägte Höhentiefs beeinflusst, die relativ milde Luftmassen heranführen. Somit führt die aktuelle blockierende Hochdrucklage in Europa bei uns in Deutschland zu keinen extremen Wetterbedingungen und auch im restlichen Europa stehen in den nächsten Tagen keine außergewöhnlichen Wetterverhältnisse an!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst