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Weihnachten 2023: Regen, Wind und mild

Das Weihnachtsfest ist nun fast vorbei, der Weihnachtsbaum nadelt noch nicht, die Geschenke sind alle verteilt und hoffentlich gut angekommen, der Festtagsbraten war ein voller Erfolg und der Weihnachtsspaziergang konnte auch genossen werden. Das alles natürlich idealerweise mit einer schneebedeckten Landschaft verbunden. So oder so ähnlich klischeebehaftet würde zumindest für die Autorin ein schönes Weihnachtsfest aussehen. Aber gut, meistens kommt es ja anders… In diesem Jahr kam es allerdings für relativ viele Mitmenschen anders als gewünscht: Viele Bewohner vor allem der nördlichen und mittleren Landesteile müssen mit den Folgen der andauernden Niederschläge, vor allem am Erzgebirge auch mit dem zusätzlichen Abschmelzen der Schneedecke, kämpfen und teilweise das eigene Heim verlassen. Viele Hilfs- und Rettungskräfte waren und sind noch im Einsatz – und nicht am heimischen Weihnachtsbaum, um die Hochwassersituation an den angeschwollenen und häufig über die Ufer getretenen Flüssen möglichst gut zu überstehen. Daher soll an dieser Stelle geschaut werden, welche Regenmengen in den vergangenen Tagen insgesamt und an den (bisherigen) Weihnachtstagen im Speziellen zu verzeichnen waren.

Der Einstieg in die Dauerregensituation fand bereits in der Vorweihnachtswoche am Mittwochabend (20.12.) bzw. in der Nacht zum Donnerstag (21.12.) statt. Erst am heutigen Mittag des 2. Weihnachtstages (26.12.), also knapp sechs Tage später, konnten die letzten Dauerregenwarnungen auslaufen. Damit findet zwar aus meteorologischer Sicht die Unwetterlage ein Ende, die vor allem im Nordwesten und Teilen der Mitte herrschende Hochwassersituation bleibt aber zunächst weiter bestehen und kann sich nur verzögert entspannten. Genaue Informationen zur Hochwasserlage findet man bei den Hochwasserzentralen der jeweiligen Bundesländer. Die folgende Abbildung zeigt die aus den Radarmessungen abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen Woche. Aufgrund der langen Andauer der Niederschläge zeigt die Wochensumme die Gesamtsituation recht eindrücklich.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild

Der Hauptfokus der Niederschläge liegt klar im Nordwesten des Landes mit flächig über 60 l/qm in sieben Tagen und Spitzenwerten von 150 bis 200 l/qm. Aufsummierte Stationswerte zeigen im Bereich des Teutoburger Waldes/Eggegebirges (NRW) und am Harz auch örtlich Werte um 260 l/qm in den vergangenen sieben Tagen. Auch in anderen Regionen fiel gebietsweise sehr viel Regen, im höheren Bergland bzw. in den östlichen Mittelgebirgen auch zeitweise Schnee. Darauf soll an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden. An Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag gab es gebietsweise erhebliche Regenmengen, die Top 3 der 24-stündigen Regenmengen sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 1

Dabei lässt sich festhalten, dass absolute Tagesrekorde nicht aufgestellt wurden. Der Rekordwert der 24-stündigen Regenmenge für Heiligabend stammt mit 66,2 l/qm aus dem Jahr 1995 und wurde in Dachsberg-Wolpadingen (Baden-Württemberg) gemessen. Der Rekord für den 1. Weihnachtsfeiertag stammt aus Braunlage (Niedersachsen) mit 55,4 l/qm in 24 Stunden aus dem Jahr 1974.

Neben dem Regen spielte auch der Wind seit Tagen und auch an den Weihnachtstagen eine signifikante Rolle, verbreitet wurden Windwarnungen fällig. Der Höhepunkt dieser Windentwicklung lag aber bereits in der Vorweihnachtswoche und wurde bereits in den Themen des Tages vom 20. und 22. Dezember  thematisiert.

Außerdem wird dieses Weihnachtsfest bezüglich der Temperaturen als ein relativ mildes in die Geschichtsbücher eingehen. Nachfolgend seien für den Heiligabend 2023 und den 1. Weihnachtsfeiertag die Top 3 der gemessenen Höchstwerte genannt:

Absolute bzw. deutschlandweite Rekorde für den 24./25. Dezember wurden damit nicht aufgestellt, diese stammen für den Heiligen Abend mit 18,9 Grad aus Freiburg (Baden-Württemberg, südliches Rheintal) im Jahr 2012 bzw. für den 1. Weihnachtsfeiertag aus Piding in Bayern (Berchtesgadener Land) mit 19,3 Grad im Jahr 2013. Dennoch wurden an einigen Stationen neue Tagesrekorde aufgestellt, vor allem im Südosten und Osten des Landes.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 2

Am heutigen 2. Weihnachtstag bleibt uns zumindest aktuell ein Blick auf Höchstwerte und 24-stündige Niederschlagsmengen noch verwehrt. Abgerechnet wird ja bekanntlich zum Schluss. Fest steht aber, dass es weiterhin relativ mild ist und gebietsweise erneut stürmisch. An den Küsten und im höheren Bergland treten teils auch Sturmböen auf. Hinsichtlich der Niederschläge kann allerdings eine deutliche Entspannung festgestellt werden. Heute tagsüber fallen vor allem in den zuvor stark betroffenen Regionen kaum noch Niederschläge. Und auch wenn gegen Mittwoch früh im Westen neuer Regen aufkommt, der sich im Tagesverlauf auf den Nordwesten bis Norden ausbreitet, werden im Vergleich zu den Vortagen deutlich geringere Regenmengen erwartet. Eine erneute Verschärfung der Hochwassersituation ist daher voraussichtlich nicht zu erwarten.

Abzuwarten bleibt allerdings die Wetterentwicklung im weiteren Wochenverlauf, in der sich ein Fortbestand der wechselhaften, teils windigen und überwiegend milden Witterung andeutet. Details dazu sind aber noch mit größeren Unsicherheiten behaftet. Sowohl markante Regenmengen als auch erneut recht flächige Wind- bzw. Sturmwarnungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

(Hinweis: Alle Abbildungen sind auf der Homepage des DWD unter zu finden.)

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sturm LINUS: Erst peitschender Regen, dann Flockenwirbel

Die Tiefdruckserie, die uns nun schon seit einiger Zeit sehr unbeständiges, nasses und teils stürmisches Wetter bringt, möchte einfach nicht abreißen. Am gestrigen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag sorgte Sturmtief LINUS, das international auf den Namen FREDERICO getauft wurde, für ordentlich Wirbel und Schweißtropfen auf den Stirnen der Warnmeteorologen.

Das kleine, aber intensive Randtief rauschte am gestrigen Donnerstag vom Nordatlantik heran und brachte zunächst der französischen Atlantikküste Böen bis Orkanstärke. Die Wetterstation Le Talut auf der Insel Belle-Île registrierte eine Orkanböe von 143 km/h. Im Tagesverlauf zog LINUS über den Norden Frankreichs ostwärts und erreichte am späten Abend Südwestdeutschland.

Schon im Vorfeld streckte LINUS seine Fühler in Form großflächiger Regengebiete zu uns aus. Vor allem in Südwest- und Süddeutschland regnete es langanhaltend und kräftig. Im Schwarzwald, auf der Alb und im Alpenvorland kamen zwischen Donnerstag- und Freitagmittag verbreitet 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Staulagen örtlich 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter (siehe Abbildung 1, links). Da die Böden von der nassen Witterung bereits gesättigt waren, floss das Wasser größtenteils in die Flüsse und ließ die Pegel dort erneut in die Höhe schnellen. Nicht nur kleine Flüsse und Bäche traten über die Ufer, sondern auch an größeren Flüssen wie Rhein, Donau und Co. werden infolge der Regenfälle teilweise Hochwasser-Meldehöhen überschritten. Aktuelle Hochwasser-Informationen und -Warnungen gibt es im Länderübergreifenden Hochwasser Portal(LHP / siehe: weitere Informationen zum Thema).

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel

An der Südflanke des Tiefs, das sich in der Nacht in etwa auf einer Linie von Offenburg nach Passau ostwärts verlagerte, frischte der Westwind stürmisch auf und peitschte den Regen durch die Luft. Zwischen Südschwarzwald und südlichem Alpenvorland wurden verbreitet Sturmböen bis 85 km/h, örtlich schwere Sturmböen um 100 km/h beobachtet (siehe Abbildung 1, rechts). Auf exponierten Gipfeln ging es natürlich noch heftiger zur Sache: Der Feldberg im Schwarzwald beispielsweise meldete eine extreme Orkanböe von 168 km/h. Insbesondere Bäume, die noch belaubt waren und in aufgeweichten Böen standen, hatten mit dem Sturm zu kämpfen und stürzten um.

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel 1

Am Freitagmorgen hat sich das Tief bereits nach Osten verabschiedet. Rückseitig drehte der Wind auf Nordwest, sodass kältere Luft bis zu den Alpen vorstoßen konnte. Die Niederschläge gingen folglich bis auf rund 600 m in Schnee über. In Lagen oberhalb von 800 m konnte sich eine dünne Schneedecke ausbilden. In Hochlagen ab 1000 m im Schwarzwald und in den Alpen wuchs die Schneedecke bis Freitagvormittag um 10 bis 20 cm (siehe Abbildung 2). An den Alpen schneit es noch bis in die Nacht zum Samstag hinein weiter, sodass nochmal ein paar Zentimeter zusammenkommen. Zumindest dort könnte man von einem „Hauch von Winter“ sprechen.

Auch in den kommenden Tagen will die Tiefdruckserie nicht abreißen, es bleibt sehr unbeständig und nass. Vor allem im Süden deutet sich bis Wochenbeginn wieder einiges an Regen an und zumindest in Lagen unterhalb von 2000 m schmilzt vieles vom Schnee dahin. An den Flüssen bedeutet das erneut ansteigende Hochwassergefahr!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst