Schlagwortarchiv für: Klimawandel

Wenn die Schafe frieren…

Seit einigen Tagen rückt polare Kaltluft immer näher an Deutschland heran und hält nun vollends Einzug in weite Landesteile. Dabei erstrecken sich die Hochs „Xenophilius“ und „Yogi“ vom Nordatlantik bis nach Mitteleuropa und ins Europäische Nordmeer. Die Tiefdruckgebiete „Swantje“ und „Uljana“ über Nordeuropa sorgen hingegen für eine nördliche Strömung, die die kalte Luft aus polaren Regionen über das Europäische Nordmeer und die Nordsee bis nach Deutschland führt.

DWD Wenn die Schafe frieren…

Auf ihrem Weg über das Wasser wird die Luft zwar etwas erwärmt, dennoch ist die Temperatur für die Jahreszeit etwas zu kalt. Derzeit liegt die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur im Flächenmittel in Deutschland etwa bei 16 Grad Celsius, wenn man von der klimatologischen Referenzperiode von 1991 bis 2020 ausgeht. Am gestrigen Dienstag, dem 11. Juni, betrug die deutschlandweite Mitteltemperatur hingegen unter 12 Grad Celsius. Am heutigen Mittwoch (12. Juni) kann die Tagesmitteltemperatur sogar noch etwas niedriger ausfallen.

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Die Abkühlung wird jedoch nicht nur durch den fehlenden Wärmeinhalt der zugeführten Luftmasse hervorgerufen. Besonders bei wie derzeit vorherrschendem ruhigem Wetter mit schwachen Luftdruckgegensätzen ergibt sich ein Teil aus der nächtlichen Ausstrahlung. So konnte beispielsweise in der vergangenen Nacht zum Mittwoch punktuell in sogenannten „Kältelöchern“ sogar leichter Frost in Bodennähe beobachtet werden.

Ein waschechter Bauer, aber auch der regelmäßige Thema-des-Tages-Leser vermutet nun wahrscheinlich schon, dass es sich bei der derzeitigen kühlen Witterung um die Schafskälte handeln muss, eine meteorologische Singularität oder auch Witterungsregelfall genannt. Darunter werden Wetterlagen zusammengefasst, die zu bestimmten Zeiten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Sie weisen eine deutliche Abweichung von einem glatten Verlauf von Temperatur und/oder Niederschlag auf, was sich auch im vieljährigen Mittel widerspiegelt. Eine dieser Witterungsregelfälle ist die Schafskälte.
Merkmal der Schafskälte ist, wie schon der Name suggeriert, ein kühler Witterungsabschnitt, der häufig Mitte Juni eintritt. Je nach genauer Definition dieser Singularität kann die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens des Ereignisses recht unterschiedlich sein. Definiert man für die Schafskälte den Zeitraum 10. bis 12. Juni, so liegt die Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Lufttemperatur bei etwa 80 Prozent, für eine überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität bei rund 55 Prozent. Aufgrund des Klimawandels nimmt allerdings die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Kaltluftperiode immer weiter ab.

Was haben aber nun Schafe mit der kühlen Witterung zu tun? Da die Hirten traditionell zum Ende des Frühjahrs ihre Schafe scheren, kann es den frisch „rasierten“ Schafen – je nach Intensität der Schafskälte – nun ziemlich kalt werden. Bei besonders kalten Temperaturen ist die Situation für die Tiere sogar durchaus gefährlich, weshalb Muttertiere und Lämmer erst nach dem Kälteeinbruch geschoren werden. Dies bescherte diesem Witterungsregelfall seinen Namen.

Lange hält die aktuelle Schafskälte jedoch nicht an. Zum Freitag fließt bereits wieder wärmere Luft aus südwestlicher Richtung ein. Zwar wird es im Laufe des bevorstehenden Wochenendes wieder wechselhafter mit zeitweiligen Niederschlägen, dennoch liegen die Höchstwerte bis Sonntag meist wieder zwischen 20 und 25 Grad. Nächtlicher Bodenfrost ist dann ebenfalls kein Thema mehr. Zu Beginn der neuen Woche werden insbesondere in der Südosthälfte auch wieder Sommertage mit Höchstwerten von deutlich über 25 Grad erwartet.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen

Seit 1973 wird die Eisausdehnung auf den Großen Seen an der Grenze zwischen Kanada und den USA per Satellit gemessen. Durchschnittlich frieren 53 Prozent der Fläche der Großen Seen im Winter zu. Das Maximum der Eisausdehnung wird üblicherweise Ende Februar bis Anfang März erreicht. Mitte Februar lag die Eisausdehnung auf allen fünf Seen allerdings bei gerade mal 2,7 Prozent und abgesehen von einem kurzen Peak zum Ende des Monats stieg die durchschnittliche Ausdehnung auch nicht mehr nachhaltig an (siehe Abb. 1). Auf dem Eriesee gab es zu diesem Zeitpunkt sogar so gut wie gar kein Eis. Eine solch geringe Ausdehnung wurde seit Beginn der Satellitenmessungen noch nie registriert.

 

DWD Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Grossen Seen

Den Grundstein für die Bildung von Eis auf den Großen Seen legen die Wetterlagen zu Beginn eines jeden Winters im Dezember. Die ersten Vorstöße arktischer Luftmassen nach Süden sorgen für eine nachhaltige Abkühlung des Wassers. Der Eisbildungsprozess beginnt in geschützten Buchten und entlang der Küstenlinien und setzt sich dann bei entsprechend kalter Witterung über den Winter fort. Bleiben die Kaltluftvorstöße in den frühen Wintermonaten aus, wird die Zeit knapp, bis zum Ende der Saison eine signifikant große Eisausdehnung zu erreichen. Bereits in den vergangenen Jahren wurden immer häufiger Dezember mit viel zu hohen Temperaturen beobachtet. Dieses Jahr lagen die Temperaturen im gesamten Winter signifikant über dem Durchschnitt. In der Abbildung zeigt sich eindrücklich, dass sich bis in den Januar hinein kaum Eis auf den Großen Seen gebildet hatte. Erst Mitte Januar stieß arktische Kaltluft bis in die Mitte der Vereinigten Staaten vor. Als nachhaltig konnte dieser Wintereinbruch jedoch nicht bezeichnet werden, was sich direkt in der zurückgehenden Eisausdehnung zeigte.

Insgesamt ist in den vergangenen 50 Jahren die Eisausdehnung auf den Großen Seen pro Dekade um etwa 5 Prozent zurückgegangen, im gesamten Zeitraum also um etwa 25 Prozent. Zudem ist die Periode mit Eis auf den Gewässern im Mittel fast einen Monat kürzer als noch in den 70er Jahren. Im zurückliegenden Winter 2023/2024 stand das Wetterphänomen El Niño im Verdacht, entfernt Einfluss auf die Eisausdehnung auf den Großen Seen zu haben. El Niño ist zwar ein Phänomen, das sich im äquatorialen Pazifik abspielt, die Fernwirkung ist jedoch beachtlich. Letztlich wird vermutet, dass nicht allein der El Niño die geringe Eisausdehnung verursacht hat. Auch Veränderungen anderer globaler Meeresströmungen wirken sich auf die Großwetterlagen über Nordamerika aus, welche wiederum die Klimatologie der Großen Seen beeinflussen. Im Grunde zeigen sich die steigenden Temperaturen in Verbindung mit der bis in den Herbst hinein andauernden Speicherung der sommerlichen Wärme in den Seen verantwortlich. In einem Artikel des Umweltforschungslabors der Großen Seen der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) wird der Klimawandel zwar nicht explizit erwähnt, dennoch wird darauf hingewiesen, dass der letzte starke El Niño die extrem geringe Eisausdehnung voraussichtlich „nur“ verschlimmert hat. Sowohl die ohnehin über die vergangenen Jahrzehnte gestiegenen Temperaturen – also häufiger werdenden milden Winter – als auch kürzere Perioden mit nach Süden vorstoßenden arktischen Luftmassen sind hauptverantwortlich für die geringe Eisausdehnung. Ähnlich wie in Europa ist in großen Teilen der kontinentalen USA in den Wintermonaten ein Erwärmungstrend zu beobachten. Rund um die Großen Seen (Bundesstaaten Iowa, Michigan, Minnesota, North Dakota, South Dakota and Wisconsin) ist der Trend jedoch am dramatischsten.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Internationaler Tag der Meteorologie 2024

Das Datum für den internationalen Tag der Meteorologie wurde nicht durch Zufall ausgewählt, sondern geht auf das Gründungsdatum der WMO (Weltorganisation für Meteorologie, engl.World Meteorological Organization) am 23.03.1950 zurück. Damals trat die Konvention zur Errichtung der WMO als Nachfolgeorganisation der zwischen 1873 und 1879 ins Leben gerufenen Internationalen Meteorologischen Organisation (IMO) in Kraft. Ein Jahr später wurde die WMO mit Sitz in Genf eine Teilorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Die gewählte Organisationsstruktur soll dabei die friedliche Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste ermöglichen.

Das Mandat der WMO bezieht sich auf die Bereiche Meteorologie (Wetter und Klima), angewandte Hydrologie und weitere verwandte geophysikalische Wissenschaften. Da Wetter, Klima und der Wasserkreislauf keine nationalen Grenzen kennen, ist eine internationale Zusammenarbeit auf globaler Ebene für die Entwicklung der Meteorologie und Hydrologie sowie für die Nutzung der Vorteile ihrer Anwendung unerlässlich. Die WMO bietet dabei den Rahmen für eine solche internationale Zusammenarbeit für ihre 193 Mitgliedstaaten und Territorien.

Die WMO leistet einen wichtigen Beitrag, indem sie die Zusammenarbeit zwischen den Nationalen Wetterdiensten und den Hydrologischen Diensten (NMHS) ihrer Mitglieder fördert und die Anwendung von Meteorologie und Hydrologie in vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen vorantreibt. Hervorzuheben sind dabei die Förderung und Regelung des freien und uneingeschränkten Austausches von Daten und Informationen, Produkten und Dienstleistungen in Echtzeit oder nahezu in Echtzeit. Die Organisation spielt außerdem eine führende Rolle bei den internationalen Bemühungen zur Überwachung und zum Schutz von Klima und Umwelt. In Zusammenarbeit mit anderen UN-Organisationen und NMHS unterstützt die WMO die Umsetzung des UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen) sowie einer Reihe von Umweltübereinkommen und ist maßgeblich an der Beratung von Regierungen beteiligt.

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Das Thema des Weltwettertages 2024 lautet im englischen Original „At the Frontline of Climate Action“ und kann übersetzt werden mit „An vorderster Front des Klimaschutzes“. Dieses Motto soll laut WMO darauf hinweisen, dass der Klimawandel eine reale Bedrohung für unsere gesamte Zivilisation ist. Die Auswirkungen seien bereits jetzt sichtbar und können katastrophal sein, wenn wir nicht handeln. Ziel 13 des beschlossenen Maßnahmenplans für nachhaltige Entwicklung verpflichte uns, „dringende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen zu ergreifen“. Dabei sei die Arbeit der WMO-Gemeinschaft für den Klimaschutz und für die Erreichung der allgemeinen Ziele für nachhaltige Entwicklung unverzichtbar. Dazu zähle die Verringerung von Hunger und Armut, die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden, die Gewährleistung von sauberem Wasser und bezahlbarer und sauberer Energie, der Schutz des Lebens unter Wasser und an Land sowie die Intention unsere Städte und Gemeinden widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.

Im Statement zum heutigen Tag schreibt die WMO weiter, dass Wetter- und Klimavorhersagen dazu beitragen die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln und dem Ziel „kein Hunger“ näher zu kommen. Die Verknüpfung von Epidemiologie und Klimainformationen helfe außerdem klimasensitive Krankheiten zu verstehen und auch zu bewältigen. Entsprechende Frühwarnsystem könnten nach Ansicht der WMO helfen, die Armut zu reduzieren, indem sie den Menschen die Möglichkeit geben, sich auf extreme Wetterereignisse vorzubereiten und damit die Auswirkungen zu begrenzen. Die WMO, ihre Mitglieder und Partner treiben dafür den gesamten Wertschöpfungszyklus, der von der Wissenschaft über Dienstleistungen bis hin zu Maßnahmen zum Wohl der Gesellschaft reicht, voran. Dabei wird das Wissen über unser Erdsystem erweitert, der Zustand des Klimas und der Wasserressourcen überwacht und wissenschaftliche Informationen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie Frühwarnungen zur Verfügung gestellt.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Eisstau – Überflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ende Dezember 2023 sowie Anfang des neuen Jahres war es bei uns in Mitteleuropa ungewöhnlich mild und es regnete länger andauernd. Im Thema des Tages vom 18. Januar 2024 wurde auf diese milde und feuchte Witterungsperiode näher eingegangen und der hydro-klimatologische Bericht vorgestellt (siehe ). Als sich die Witterung Anfang Januar umstellte und in Deutschland eisige Frostnächte vorhergesagt wurden, erreichten uns zahlreiche Anfragen, wie sich der Frost auf das Hochwasser in Teilen Deutschlands auswirken würde. Im Zuge dessen wurden Erinnerungen an lang zurückliegende Winter wach, in denen Eisstaus auf Flüssen bei uns in Deutschland mit Beginn einer milden Witterungsphase zu Überflutungen führten (siehe ).

Gefriert das Wasser eines Flusses im Winter und steht zum Ende der Jahreszeit die warme Witterung bevor, steigt die Gefahr für Eisstau und das Risiko für Überflutungen in der Umgebung. Eisstaus entstehen, wenn die Eismassen in einem Fluss dessen Transportkapazität übersteigen. Der Prozess beginnt, wenn ein Fluss in strengen Wintern komplett von einer dicken Eisschicht überzogen wird. Das von Ufer zu Ufer reichende Eis wächst weiter und kann Tage, Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Natürlich verändert es sich mit jeder Wetteränderung, dehnt sich aus oder schmilzt.

Durch folgende Prozesse bricht diese massive Eisschicht im Verlauf des Winters/Frühlings auf und die Eisschmelze setzt ein: Zum einen sorgen steigende Temperaturen und die zunehmende solare Einstrahlung dafür, dass das Eis zu tauen beginnt. Zum anderen lassen aufkommender Regen sowie Schneeschmelze den Wasserstand steigen, was wiederum Druck auf das Eis ausübt und zu einem Aufbrechen der Eisfläche führt.

Manchmal taut das Eis durch längere Wärmeperioden nur allmählich, bricht auf, fließt ab und stellt für das Flusssystem sowie die Infrastruktur keine größere Gefahr dar. Zuweilen kann es aber auch passieren, dass die Eisschmelze weniger organisiert erfolgt. Dann kann es zum sogenannten „Eisstau“ kommen. Eisschollen türmen sich im Fluss und an den Ufern auf und es kommt nicht selten zu Überflutungen in der näheren Umgebung.

Wie genau passiert diese unorganisierte Eisschmelze?

Wenn das Eis zu schmelzen beginnt, bricht es in große Schollen auf und bewegt sich mit dem fließenden Wasser flussabwärts. Es kann über die Ufer treten, wodurch sich die Eismenge im Fluss verringert. Gelangt es aber an Engstellen im Fluss, wie einer Flussbiegung, stößt es an Brückenpfeiler oder rutscht es über sehr flache Stellen des Gewässers mit geringem Gefälle, können die Eisschollen verkanten, dadurch ihre Geschwindigkeit verringern und letztlich sogar komplett stoppen. Das Wasser fließt hingegen weiter und transportiert weitere Eisschollen, die sich dann nach und nach zurückstauen. Findet das Wasser im Flussbett keinen Weg mehr unter dem Eis hindurch und an den Eisschollen vorbei, staut es sich flussaufwärts und ergießt sich über das angrenzende Land. Dies führt schlussendlich zu Hochwasser im Fluss und kann in schwerwiegenden Überschwemmungen in der Umgebung münden, da Wasser, Eis und Geröll aus dem Flussbett verdrängt werden.

DWD Eisstau Ueberflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ein Eisstau kann sich nur durch Abschmelzen oder durch genug Druck aufgrund steigender Wasserpegel auflösen. Bis das Eis nicht komplett abgeschmolzen ist, kann ein Eisstau jedoch immer wieder entstehen. Setzt sich das aufgestaute Eis beim Abtauen sehr plötzlich in Bewegung, ist die Gefahr einer aufkommenden Flutwelle recht groß. Dass es beim Auflösen eines Eisstaus nur kaum oder gar keine Auswirkungen gibt, ist aber ebenfalls durchaus möglich.

Eisstaus kommen bei uns in Deutschland selten vor. Die Winter sind oft zu mild. In Kanada oder den USA hingegen sind Eisstaus mit Überschwemmungen im Winter häufiger an der Tagesordnung, wie jüngst in kleinerem Umfang nahe Florence, Colorado/USA (siehe ).

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Farbe der Ozeane verändert sich

Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology und des nationalen Zentrums für Ozeanografie in England stellten fest, dass sich die Farbe der Ozeane in den vergangenen 20 Jahren signifikant verändert hat. Diese Veränderung lässt sich jedoch nicht mit den üblicherweise während eines Jahres auftretenden Schwankungen in Verbindung bringen, sondern ist vielmehr auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen.

In ihrer Studie fassten die Forschenden zusammen: Auf mehr als der Hälfte der Fläche der Weltmeere ist eine für das menschliche Auge nicht erfassbare Farbveränderung festzustellen. Diese Fläche ist größer als die gesamte Landfläche der Erde. Des Weiteren sind die Ozeane insbesondere in subtropischen und tropischen Regionen in der Nähe des Äquators im Laufe der Zeit immer grüner geworden.

Eine Veränderung der Ozeanfarbe weist auf eine Veränderung der Ökosysteme an der Meeresoberfläche hin. Denn die Farbe der Ozeane ist ein visuelles Produkt der Organismen und Materialien, die sich im Wasser befinden. Eine tiefblaue Farbe deutet auf sehr wenig Leben hin, grüne Gewässer hingegen zeigen das Vorhandensein von Ökosystemen und vor allem von Phytoplankton an. Plankton stellt nicht nur die Grundlage der marinen Nahrungskette dar, es spielt auch eine wichtige Rolle bei der Fähigkeit des Ozeans, Kohlendioxid zu binden und zu speichern. Durch Photosynthese wandelt Phytoplankton Kohlendioxid in Sauerstoff um.

DWD Die Farbe der Ozeane veraendert sich

Derzeit können die Wissenschaftler noch nicht sagen, in wie fern sich die marinen Ökosysteme verändern, um die Farbänderungen widerzugeben. In einem Punkt sind sie sich aber sicher: Der wahrscheinlichste Grund dafür ist der durch den Menschen verursachte Klimawandel. Doch wie fanden die Forscher dies heraus?

Hierzu wurden Messungen der Ozeanfarben der letzten 20 Jahre – vor allem in (sub-)tropischen Regionen – ausgewertet. Diese wurden mit dem Radiospektrometer MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) auf dem Aqua-Satelliten aufgenommen. Das Ergebnis ist eindeutig. Es ergibt sich ein klarer Trend der Farbveränderung, der über die typische jährliche Variabilität hinausgeht. Denn aufgrund der nicht vorhandenen Jahreszeiten in den Tropen und Subtropen variieren die Farben an sich nicht so sehr, wodurch Langzeitveränderungen eher sichtbar werden.

Um abzuschätzen, in wie fern der menschengemachte Klimawandel dazu beigetragen hat, wurde ein Modell verwendet, das die Farbveränderungen zum einen MIT und zum anderen OHNE den Einfluss von Treibhausgasen berechnet hat. Bei der Simulation inklusive Treibhausgasen ergab sich ein Trend innerhalb von 20 Jahren, der Veränderungen der Ozeanfarbe auf mindestens 50 Prozent der Ozeanoberfläche zeigt. Dies entspricht in etwa dem, was die Wissenschaftler der Studie bei der Auswertung der realen Daten herausfanden.

Die Forschenden kamen somit zu folgendem Ergebnis: Die Farbe der Ozeane hat sich verändert. Noch ist aber nicht bekannt, wie dies von statten geht. Allerdings spiegeln die Veränderungen der Farbe Veränderungen in den Planktongemeinschaften wider, welche wiederum alles beeinflussen, was sich von Plankton ernährt. Des Weiteren verändert sich die Fähigkeit des Ozeans, Kohlenstoff zu speichern, da unterschiedliche Arten von Plankton diesbezüglich unterschiedliche Fähigkeiten haben. Computermodelle simulierten schon seit Jahren Farbveränderungen der Ozeanoberfläche, nun zeigt sich in realen Daten, dass diese Prozesse tatsächlich stattfinden.

Diplom-Meteorologin Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Warum schmilzt das Schelfeis?

Der Eisschild der Antarktis ist die weltweit größte, permanent vereiste Fläche. Erwärmt sich das Meer um nur 0,5 Grad, schmilzt das Schelfeis von unten und bricht an den Kanten.

Der Eisschild der Antarktis ist die weltweit größte, permanent vereiste Fläche. Sie enthält genügend Wasser, um den Meeresspiegel um rund 58 Meter ansteigen zu lassen. Das Eis wandert nach außen bis hinein ins Meer, wird aber an Ankerpunkten festgehalten. Dieser Teil des Eispanzers, der ins Meer ragt, das Schelfeis hat die Funktion eines Damms. Erwärmt sich das Meer um nur 0,5 Grad, schmilzt das Schelfeis von unten und bricht an den Kanten. Die Ankerpunkte des Eisdammes brechen ab, und das gesamte Eis vom Kontinent kommt in Bewegung.

Ganze Doku zum CC-Clip: ZDFmediathek: Steigende Pegel – Wenn das Wasser kommt

cc.xlargeby.xlarge Urheberrechtlich geschütztes Werk unter Creative Commons-Lizenz („CC BY 4.0“) ©3sat/nano/mobyDOK/Alexander Lahl/Max Mönch/Jean Schablin/Robert Coellen/Mirko Tribanek/Mandy Blaurock,Susan Kreher/Jochen Schmidt

QUELLE:

https://www.awi.de/forschung/klimawissenschaften/physikalische-ozeanographie/schwerpunkte/ozean-schelfeis-wechselwirkung.html

Folgen der Erderwärmung

Seit rund 200 Jahren ist auch der Mensch ein Antriebsmotor des Klimawandels – durch fossile Brennstoffe befeuert er erderwärmende Prozesse. Die erhöhten Jahresdurchschnittstemperaturen führen schon heute weltweit zu einer Zunahme von Wetterextremen.

2020 – global und regional auf Rekordjagd!

Laut einer vorläufigen Mitteilung der World Meteorological Organization (WMO) ist das Jahr 2020 global gesehen auf dem Weg, zu den drei wärmsten überhaupt zu zählen. Im Folgenden Tagesthema soll eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten gegeben werden.

Wirbelsturm YASA trifft Fidschi hart!

Naturkatastrophe über dem Südpazifik: Zyklon YASA trifft als einer der stärksten jemals über dem Südpazifik beobachteten Wirbelstürme auf Fidschi.

November 2020 sehr trocken und im Bergland größtenteils sehr sonnig und mild

Die Winter wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz langfristig in allen Höhenlagen wärmer. Immer milder, in tiefen Lagen weniger Schnee, in Zukunft setzt sich dieser Trend mit großer Wahrscheinlichkeit fort…