Schlagwortarchiv für: Luftmassenwechsel

Erste Glatteislage der Saison 

Hach, so schön kann der Frühwinter sein, wenn zarte Sonnenaufgänge die frisch bereifte Landschaft preisgeben. Die Reifkristalle im Sonnenlicht glitzern. Sich in schattigen Nordlagen der Reif über mehrere Nächte in Folge zu immer bizarreren und gleichzeitig doch so filigranen Formen auswachsen kann. So traumhaft idyllisch und ruhig geht es aber leider in den kommenden Stunden nicht weiter, schade auch. 

Unser Frühwinterhoch ZULEIKA verabschiedet sich nun langsam ostwärts und von Westen greifen bereits die Ausläufer des Tiefs ULF mit Zentrum über den Britischen Inseln auf uns über. Dieses führt schubweise mildere Meeresluft heran und wie so häufig geht so ein Luftmassenwechsel dann nicht komplett geräuschlos vonstatten. Im Sommer sind häufig kräftige Gewitter die Folge. Im Winter dagegen geht ein zaghaftes Geflöckel in einen immer dichter werdenden Flockenwirbel und schließlich in teils gefrierende Regenfälle über. 

Erste Glatteislage der Saison

Satellitenbild und Drucksysteme vom Sonntag, den 23.11.2025 10 Uhr (Quelle:DWD) 

So auch in den kommenden Stunden, wenn im Laufe des heutigen Sonntagnachmittags aus Westen erste Schnee- und Regenfälle übergreifen, die in der Nacht zum Montag auch den Osten und Süden des Landes erreichen. Während die Milderung im Westen am zügigsten voranschreitet und der Schnee rasch wieder wegtaut, muss östlich einer Linie Bremen-Frankfurt(M) zum montäglichen Berufsverkehr doch gebietsweise mit Einschränkungen durch die dünne Schneedecke von 1-3 cm, im Bergland und in Ostbayern teils über 5 cm gerechnet werden. Auch in den westlichen Mittelgebirgen dürfte oberhalb von rund 400 Metern noch etwas an Schnee übrig sein. 

Erste Glatteislage der Saison 2

Prognostizierte Schneebedeckung vom ICON-D2 Modell für Montag, den 24.11.2025 um 08 Uhr (Quelle:DWD) 

Besonders kritisch dürfte es aber vom Saarland und der Pfalz über Schwaben bis nach Niederbayern werden, wo die Niederschläge recht rasch in Regen übergehen. Dort hat sich die Luft in Höhen, aus denen der Niederschlag fällt, sehr schnell auf über 0 °C erwärmt und entsprechend kurz fällt voraussichtlich die Schneephase aus. Nun sind aber gerade im Süden die Böden als Folge der jüngsten Nächte ohne vorhandene Schneedecke stark ausgekühlt. Immerhin sank das Thermometer südlich einer Linie von Südbrandenburg über Thüringen bis ins Saarland in der vergangenen Nacht vielfach in den strengen Frostbereich unter -10 °C ab. Spitzenreiter waren Oberstdorf (BY) mit -18.5 °C, Deutschneudorf-Brüderwiese (SN) mit -17.2 °C sowie Oy-Mittelberg-Petersthal (BY) mit -15.7 °C – so man denn die Zugspitze mit -17,4 °C einmal ausklammert. Aber auch -12.6 °C am Münchener Flughafen und in Bamberg sowie -10.2 °C in Stuttgart-Echterdingen können sich durchaus sehen lassen. Damit sind wir zwar bei langen Stationsreihen weit von Temperaturrekorden entfernt und dennoch kann man guten Gewissens von einer außergewöhnlich kalten Novembernacht sprechen – mit eine der kältesten in den letzten 30 Jahren im Süden und Südosten des Landes. Die Frosteindringtiefe liegt flächendeckend bei 10-15 cm. 

Erste Glatteislage der Saison 3

Prognostizierte Niederschlagsphase des ICON-D2 Modells für Sonntag, den 23.11.2025 18 Uhr, 00 Uhr und Montag, den 24.11.2025 06 Uhr (von oben nach unten) (Quelle:DWD) 

Daher sollte beim morgendlichen Weg zur Arbeit durchaus etwas mehr Zeit und Geduld eingeplant werden – sei es nun aufgrund Schneematsches, Schnees, Glatteis oder einem Mix aus allem. Entlang von Rhein und Ems sollte das alles schon entspannt ablaufen, dort hat sich Milderung frühzeitig durchgesetzt. Montag tagsüber entspannt sich die Glättesituation landesweit halbwegs, aber bereits in der Nacht zum Dienstag sind in Süddeutschland neue Regen- und Schneefälle bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu erwarten. In den übrigen Regionen bleibt es zwar oftmals trocken, dafür können selbst kurzzeitige Auflockerungen die Temperatur bodennah rasch wieder Richtung 0 °C-Grenze zurückkatapultieren, so dass Überfrieren von Nässe und Schneeresten gebietsweise ein Thema wird, voraussichtlich aber nicht mehr ganz so großflächig. 

So richtig durchgreifend und nachhaltig ist die Milderung, die ULF mitbringt, also nicht. In den frühen Morgenstunden bleiben uns die Themen Frost und Glätte in der kommenden Woche erhalten. Für die Alpen und das Erzgebirge winkt gar eine ordentliche Portion Neuschnee. 

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

Die zweite etwas länger andauernde Hitzewelle dieses Sommers ist bald vorbei. Hitzegeplagte Bundesbürger können in den kommenden Tagen also etwas aufatmen. Ursache für den Temperaturrückgang ist, dass sich unser Hoch JULIA nach Osteuropa verabschiedet und von einem neuen Hoch namens KYRA abgelöst wird. Während Hoch JULIA in den letzten Tagen über dem östlichen Mitteleuropa lag, befindet sich das neue Hoch KYRA mit seinem Schwerpunkt über dem Atlantik und Großbritannien (Abb. 1). Diese unterschiedliche Position macht den Unterschied. Deutschland liegt nämlich östlich von Hoch KYRA und da sich um ein Hoch die Strömung mit dem Uhrzeigersinn dreht, gelangen wir in eine nördliche Luftzufuhr. Damit wird trockenere und weniger warme Luft zu uns geführt, die die schwül-warme Luft aus Deutschland allmählich verdrängt. Die Grenze zwischen diesen beiden Luftmassen bildet eine Kaltfront, die vom heutigen Freitag bis zum morgigen Samstag von Nordwest nach Südost einmal quer über Deutschland zieht.

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle 1

Abb 1: DWD-Bodenwetterkarte mit Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete, vergeben von der Freien Universität Berlin.

Die Front kommt aber nur sehr gemächlich voran, wie man eindrucksvoll anhand der pseudopotentiellen Temperaturverteilung in 850 hPa (ca. 1500 m über Meeresniveau) erkennen kann. Dabei handelt es sich um ein Maß, das die Temperatur und Feuchte einer Luftmasse beschreibt. Je wärmer und feuchter eine Luftmasse ist, desto höher ist die pseudopotentielle Temperatur und umgekehrt. Daher ist dieses Maß bestens geeignet, um Luftmassen zu charakterisieren. Zudem kann man damit gut Fronten analysieren, indem man linienhafte Bereiche identifiziert, in denen sich die pseudopotentielle Temperatur auf engem Raum stark ändert.

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle 2

Abb 2: Pseudopotentielle Temperatur (°C) in 850 hPa für Freitag (15. August), 14 Uhr (MESZ), bis Sonntag (17. August), 14 Uhr (MESZ). Die blau gestrichelte Linie markiert die Kaltfront in dieser Höhe.

Am heutigen Freitagnachmittag liegt die Kaltfront etwa auf einer Linie Eifel – Hannover – Schwerin (Abb. 2, oben links). Südöstlich dieser Linie befindet sich weiterhin die schwül-heiße Luft mit pseudopotentiellen Temperaturwerten zwischen 50 und teils über 60 °C – für Mitteleuropa sehr hohe Werte. Durchquert man die Front Richtung Nordwest, geht die pseudopotentielle Temperatur innerhalb weniger Kilometer auf Werte von 35 bis 45 °C zurück. Dies zeigt eindrücklich, dass die Luftmasse nicht nur weniger warm ist, sondern auch weniger Feuchtigkeit besitzt und dadurch nicht mehr als schwül empfunden wird. Folglich hat der Nordwesten Deutschlands bereits am heutigen Freitag die größte Hitze hinter sich und kann bei Höchstwerten von 24 bis knapp 30 Grad etwas durchatmen (Abb. 3, oben links). Vor der Front wird es mit 30 bis 36 °C nochmals sehr heiß und zunehmend drückend schwül.

In der kommenden Nacht kommt die Front etwas süd(ost)wärts voran und liegt dann auf einer Linie Mosel – Mittelhessen – Südbrandenburg (Abb. 2, oben rechts). Südlich davon kühlt es nochmals nur sehr langsam ab und vor allem in Ballungsräumen und auf Anhöhen kann die Nacht erneut tropisch werden (d.h. Tiefsttemperaturen nicht unter 20 Grad). Bis zum morgigen Samstagnachmittag erreicht die Front etwa die Mainlinie (Abb. 2, unten links). Im Süden wird es ein letztes Mal dampfig, mit 26 bis 31 Grad aber zumindest nicht mehr ganz so heiß (Abb. 3, oben rechts). Deutlich angenehmere 20 bis 27 Grad erwarten uns hingegen rückseitig der Front im Norden und in der Mitte Deutschlands. Bei der pseudopotentiellen Temperatur ist zudem zu erkennen, dass im Norden Deutschlands ein zweiter Schwall trockenerer und kühlerer Luft einströmt, in der die Werte sogar unter 30 °C zurückgehen. Bis Sonntagmittag hat die Kaltfront Deutschland komplett überquert und die schwül-heiße Luftmasse endgültig verdrängt (Abb. 2, unten rechts). Der zweite Schwall Kaltluft, der Samstagnachmittag Schleswig-Holstein bereits erfasste, hat bis Sonntagnachmittag den Main erreicht. Bundesweit kann man sich über angenehme 21 bis 28 °C freuen (Abb. 3, unten links). Zu Beginn der neuen Woche kann die Sonne die Luft zwar wieder von Tag zu Tag etwas stärker erwärmen, sodass am Dienstag entlang von Rhein, Mosel und im Rhein-Main-Gebiet auch wieder die 30-Grad-Marke knapp überschritten wird. In den übrigen Regionen werden meist sommerliche 25 bis 30 Grad erreicht. Da uns die trockene Luftmasse aber erhalten bleibt, lassen sich die Temperaturen recht gut ertragen, zumal es auch in den Nächten ordentlich abkühlt. Bei Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad kann man wieder gut durchlüften.

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle 3

Abb 3: Vorhergesagte Höchstwerte für die Tage Freitag (15. August) bis Montag (18. August).

Und wie wird das Wetter in den nächsten Tagen? Am morgigen Samstag können sich in der dampfigen Luft im Süden und Südosten nochmals teils kräftige Gewitter bilden, wobei sich mit der südwärts vorankommenden Kaltfront die Gewittertätigkeit im Tagesverlauf auf die Gebiete südlich der Donau und den Schwarzwald zurückzieht. Da die Gewitter nur sehr langsam ziehen, geht die Hauptgefahr von Starkregen aus, der bei einem Volltreffer auch unwetterartig ausfallen kann. Vollgelaufene Keller und Unterführungen können die Folge sein. Die Tatsache, dass die Gewitter nur sehr langsam ziehen, hat aber auch zur Folge, dass nur wenige Orte von den heftigen Wettererscheinungen getroffen werden, während in einem Großteil der Gebiete nur wenig oder kein Regen fällt. Von der Nordsee breitet sich hochnebelartige Bewölkung bis in die Landesmitte aus. Daher startet der Tag in der Nordhälfte teils bedeckt. Im Tagesverlauf lösen sich die Wolken aber mehr und mehr auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche verwöhnt uns Hoch KYRA mit viel Sonnenschein. Nur Richtung Nordsee sind die Wolken weiterhin zeitweise etwas dichter. Mit neuen Schauern ist frühestens am kommenden Mittwoch wieder zu rechnen.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst