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Das Weltwetter im Fokus! Wo wird es extrem?

Hierzulande sorgt Tief Veit für einen kühlen, windigen und unbeständigen Witterungsabschnitt, der mehr an den April erinnert als an den Juni. Zwischen VEIT und dem Hoch über dem Atlantik stellt sich nämlich die Strömung auf West bis Nordwest, sodass die Luft aus dem Nordostatlantik nach Deutschland gelangt. Diese ist noch kühl, was sich schließlich bei den Temperaturen hierzulande bemerkbar macht. Zudem kann die Luft auf Ihrem Weg viel Wasser aufnehmen, welches sie anscheinend nur zu gerne über Deutschland wieder loswerden möchte. Als drittes Puzzleteil für typisches Aprilwetter im Juni kommt noch der Wind hinzu, der in Böen vor allem in Schauer- und Gewitternähe stark bis stürmisch daherkommt. Mehr zu dem Wetter in Deutschland sowie die heißen Aussichten können im gestrigen Thema des Tages nachgelesen werden. 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 1

Abbildung 1: Prognostizierte Wetterlage für Europa und den Ostatlantik für Sonntag, 8. Juni2025 um 14 Uhr mit Tief VEIT über der westlichen Ostsee. (Quelle: TKB/DWD) 

Hier soll nun das Weltwetter in den Fokus rücken. Besonders Wetterextreme, die für humanitäre Einrichtungen bzw. sensible Regionen interessant sind, werden bevorzugt gesichtet und bearbeitet. Hierzu stehen den Meteorologen verschiedene Modelle und Extremwettertools zur Verfügung, die dazu genutzt werden verschiedene schematische Grafiken für Endnutzer zu generieren. Weitere Informationen zu der Extremwettervorhersage können gerne im Thema des Tages vom 16.06.2024 nachgelesen werden.

Doch wo sind denn gerade extreme Wetterphänomene zu verzeichnen. Für eine rasche Analyse bietet sich der sogenannte EWI (ExtremWetterIndex) an. Der „EWI“ identifiziert homogen und konsistent Regionen, in denen Extremwetterereignisse sowohl auf Basis klimatologischer Informationen als auch unter Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten (Ensemble) simuliert werden. Das 90 %-Perzentil entspricht einem „reasonable worst case„. Das Endprodukt enthält absolute Werte für die Schwere der erwarteten Ereignisse im bewährten 3-Farben-Stil, wobei in den hervorgehobenen Regionen mindestens ein 20-jähriges Ereignis (für den Referenzzeitraum +/-14 Tage) erwartet wird. Demnach richtet sich der Blick derzeit zum einen auf den östlichen Pazifik, wo der Tropensturm BARBARA unter leichter Verstärkung entlang der mexikanischen Küste nordostwärts gezogen ist und nun unter Abschwächung auf den Pazifik flüchtet, im gleichen Atemzug rund um Mittelamerika aber neue tropische Tiefs in Entwicklung sind. Zum anderen rückt die Umgebung der Philippinen wo ebenfalls ein tropisches Tief ihr Unwesen treibt und sich durchaus zu einem tropischen Sturm entwickeln könnte in den Blickwinkel der Meteorologen.

Zunächst wollen wir mal die Entwicklungen in Mittelamerika genauer unter die Lupe nehmen. Der Tropensturm Barbara liegt komplex über See und wird auch im weiteren Verlauf nicht auf Land treffen. Dennoch sind die Auswirkungen am heutigen Sonntag und morgigen Montag voraussichtlich an der mexikanischen Westküste zu spüren, indem dort kräftiger Regen bis 50 l/m²/24h sowie eine größere Wellenhöhe zu verzeichnen sind. Im direkten Umfeld von BARBARA sollen dagegen innerhalb von 48 bis 72h 200 bis 400, lokal bis 600 l/m² niedergehen (siehe Grafik 2). Im weiteren Verlauf sorgen weitere tropische Tiefs sowie Höhenprozesse vor allem von Panama bis Guatemala für Starkregenfälle bis 150 l/m²/72h, gebietsweise bis 300 l/m²/72h. Diese sind ab Freitag (13. Juni) in Panama und Costa Rica teils klimatisch signifikant (siehe Grafik 3). 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 2

Abbildung 2: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für Mittelamerika mit den höchsten Mengen westlich von Mexiko sowie in Costa Rica und Nicaragua. (Quelle: DWD) 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 3

Abbildung 3: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Umfeld von Tropensturm BARBARA und bei Costa Rica. (Quelle: DWD) 

Beim Wind sind die Regionen meist nur rund um Tropensturm BARBARA betroffen. Im Umfeld von Barbara sind demnach Windspitzen zwischen 85 und 150 km/h zu erwarten. An der Westküste von Mexiko sollten aber nur noch Böen bis 80 km/h auftreten (siehe Grafik 4). Die höchsten Windgeschwindigkeiten bezüglich BARBARA sind am morgigen Montag auf der Tagesordnung (vgl. Grafik 5). Ab kommenden Freitag könnte sich das Szenario von BARBARA wiederholen, indem ein neues tropisches Tief vor der Südwestküste Mexikos entlangzieht und ähnliche Windspitzen produziert. 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 4

Abbildung 4: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA. (Quelle: DWD)  

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Abbildung 5: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA für Montag, 9. Juni. (Quelle: DWD) 

Der zweite Schwerpunkt potentieller Extremwetterereignisse liegt wie angesprochen bei den Philippinen und dem Südchinesischen Meer. Dort sieht es bezüglich der Regenmengen und räumlichen Verbreitung noch heftiger aus. Vor allem der Norden und Westen der Philippinen sticht heraus. Dort sollen von Montag bis einschließlich Mittwoch regional 100 bis 250 l/m²/72h fallen. Einige Modelle simulieren lokal sogar bis 400 l/m²/72h (vgl. Grafik 6). Die Niederschläge in den Regionen an der Westküste sowie dem angrenzenden Binnenland sind demnach auch klimatisch signifikant, indem diese mindestens ein 20-jähriges Ereignis abbilden (vgl. Grafik 7). Im weiteren Verlauf sollen die Starkniederschläge schließlich Richtung Hainan wandern. 

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Abbildung 6: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für die Philippinen und das Südchinesische Meer mit den höchsten Mengen im Norden und Westen der Philippinen. (Quelle: DWD) 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 7

Abbildung 7: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Küstenumfeld von Nord- und West Philippinen. (Quelle: DWD) 

Beim Wind sind auf den Philippinen voraussichtlich nur die Küstenregionen und die Hochlagen von Windspitzen zwischen 80 und 110 km/h betroffen. Diese Böenstärke ist aber durchaus klimatisch relevant. Über dem südchinesischen Meer schaukeln sich die Böen aber auf Spitzen bis 150 km/h hoch und treffen in dieser Stärke auch auf Hainan und später das chinesische Festland treffen, wo sich dies dann spürbar abschwächen. (vgl. Grafik 8). Den Sturmhöhepunkt auf den Philippinen wird dabei am Mittwoch und über Hainan und Südchina schließlich am Freitag erreicht (vgl. Grafik 9 I & II). 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 8

Abbildung 8: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten an den Küsten und den Hochlagen der Philippinen und über dem Meer. (Quelle: DWD) 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 9

Abbildung 9: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten über dem Südchinesischen Meer und den Philippinen für Mittwoch, 11. Juni und Freitag, 13. Juni. (Quelle: DWD) 

Die beschriebenen Wetterereignisse wurden schließlich auch schon letzten Donnerstag in dem sogenannten „Global Weekly Scan“ des „WMO Coordination Mechanism“ aufgenommen und sind weiter gültig (vgl. Grafik 10). 

Das Weltwetter im Fokus Wo wird es extrem teil 10

Abbildung 10: Global Weekly Scan des WMO Coordination Mechanism von Donnerstag, 5. Juni. (Quelle: WCM) 

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wildes (Vor-) Weihnachtswetter

Derzeit leuchtet die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes auf wie ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Von den Farben Grün, Gelb und Orange bis Rot sind nahezu alle Warnstufen vertreten.
Am gestrigen Donnerstag (21.12.2023) fegte Sturmtief „Zoltan“ an Deutschland vorbei und brachte neben milderer Meeresluft und kräftigen Niederschlägen, teils mit Gewittern, auch hohe Windgeschwindigkeiten. So traten verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen bis 85 km/h auf. Bei kräftigen Schauern und Gewittern konnten häufiger auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen zwischen 90 und 115 km/h beobachtet werden, so zum Beispiel auch in Haaren in Nordrhein-Westfalen. Dort wurden am Nachmittag satte 113 km/h gemessen. Auf dem Feldberg im Schwarzwald sowie auf Spiekeroog (Ostfriesland) konnten selbst Böen mit 140 km/h registriert werden. Neben Behinderungen im Bahnverkehr gab es aber auch für Hilfs- und Rettungskräfte zahlreiche Einsätze, besonders wegen umgestürzter Bäume sowie Schäden an Autos und Häusern.

DWD Wildes Vor Weihnachtswetter

Die Auswirkungen des Sturms sind jedoch noch nicht vorüber. Aufgrund der strammen nordwestlichen Anströmung der Deutschen Bucht warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (kurz: BSH) aktuell (Stand 22.12.23, 10 Uhr MESZ) vor einer Sturmflut im Bereich der Nordsee. Teilweise wird sogar um die Mittagszeit eine schwere Sturmflut erwartet, wie zum Beispiel in Hamburg an der Elbe. Weitere Informationen zur aktuellen Lage finden Sie unter www.bsh.de.
Aber auch an Regen hat es definitiv nicht gemangelt. So sind alleine in den vergangenen 24 Stunden insbesondere in den Staulagen der Mittelgebirge erhebliche Regenmengen zusammengekommen. Gebietsweise fielen 20 bis 35 Liter pro Quadratmeter in nur 24 Stunden. In einzelnen Regionen, wie dem Westerwald, dem Schwarzwald sowie dem Bayerwald kamen sogar unwetterartige Regenmengen über 50 Liter pro Quadratmeter zusammen.

Wind und Regen werden uns auch in den kommenden Tagen immer wieder begleiten. Zwar zieht das Sturmtief „Zoltan“ heute langsam in Richtung Baltikum und verliert an Einfluss auf Deutschland, dennoch verbleiben wir in einer strammen nordwestlichen Strömung. Darüber hinaus trennt eine Luftmassengrenze derzeit sehr milde Luft im Südwesten von kühlerer Luft im Nordosten. So kommt es noch bis Sonntag zu anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen, die in Staulagen der Mittelgebirge und der Alpen ergiebige Niederschlagsmengen bringen. Auf der kalten Seite der Luftmassengrenze kann es insbesondere in der Nacht zum Samstag und am Samstagvormittag auch für etwas Schnee bis in tiefe Lagen reichen. Im Stau des Erzgebirges wird vorübergehend sogar starker Schneefall vorhergesagt. In weniger als 12 Stunden könnten dort möglicherweise 25 cm zusammenkommen, in vereinzelten höher gelegenen Staulagen sind bis zu 40 cm Neuschnee nicht ausgeschlossen. Könnte es dort dann vielleicht sogar für weiße Weihnachten reichen? Was wäre es aber für ein Weihnachtsfest ohne ein „richtiges“ Weihnachtstauwetter …

DWD Wildes Vor Weihnachtswetter 1

 

Zum Sonntag (Heiligabend) überquert uns die Warmfront eines Atlantiktiefs, die mit einer zunehmend westlichen Strömung sehr milde Meeresluft im Gepäck hat. Somit setzt quasi „pünktlich“ zum Fest in der Nacht zu Heiligabend in diesen Regionen Tauwetter ein und der Schnee zieht sich allmählich wieder in höhere Berglagen zurück. Heiligabend selbst gestaltet sich dann meist stark bewölkt und sehr wechselhaft. Bei Höchstwerten von 8 bis 13 Grad hält der lebhafte Westwind mit starken bis stürmischen Böen weiter an.
Am Montag, dem 1. Weihnachtsfeiertag, liegt erneut ein Tiefausläufer quer über der Mitte Deutschlands, dort bleibt es also regnerisch und windig bis stürmisch. Immerhin kann sich im äußersten Norden sowie im Süden vorübergehend die Sonne zeigen. Bei weiterhin sehr milden 9 bis 15 Grad kann man also getrost mal wieder vielerorts von einem „grau-grünen“ Weihnachtsfest sprechen.
Und auch am Dienstag, dem 2. Weihnachtsfeiertag, bleibt es sehr mild und im Norden und der Mitte wechselhaft mit zeitweiligem Regen. Nur im Alpenvorland zeigt sich häufiger die Sonne. Dem Wind geht darüber hinaus allmählich die Puste aus. Dieser lässt im Tagesverlauf allmählich nach und tangiert im Folgenden nur noch die Küsten und das höhere Bergland.

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MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst