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Vater(Männer)tag in Regenjacke?

Es wird vielleicht den einen oder anderen überraschen, aber der Vatertag oder in manchen Regionen auch liebevoll „Männertag“ genannt ist streng genommen gar kein Feiertag. Trotzdem haben die meisten frei. Warum? Weil er jedes Jahr genau auf Christi Himmelfahrt fällt, und das ist ein gesetzlicher Feiertag. Und so nutzen viele Männer – und übrigens auch immer mehr Frauen – diesen Tag, um mit Freunden oder der Familie durch Wälder und Wiesen zu ziehen. Mit dabei: der Klassiker unter den Outdoor-Gefährten – der Bollerwagen. Beladen mit Snacks, Getränken und guter Laune geht es auf kleine oder große Tour. Dabei ist vor allem eines wichtig – trockenes Wetter. Doch das könnte dieses Jahr schwierig werden.

Nicht nur die vergangenen Wochen, sondern sogar Monate waren viel zu trocken. Es könnte deutschlandweit der trockenste Frühling seit Aufzeichnung werden. Doch in der kommenden Woche wird es nasser. Es stellt sich eine „typische Westlage“ ein, die aber angesichts der Witterung der letzten Wochen schon eher ungewöhnlich wirkt. Dabei gelangt mit westlicher Strömung mäßig warme Meeresluft nach Deutschland. Immer mal wieder zieht dann auch ein Tief über die Nordsee, wodurch der Druckgradient verstärkt wird und wir vorübergehend auffrischende Winde zu erwarten haben. Auch die Ausläufer der Tiefs werden wir zu spüren bekommen. Zwischen den Fronten sorgen Kurzwellentröge in der Höhe für vorübergehende Labilisierung der Luftmasse. Dadurch entstehen Schauer und auch einzelne Gewitter.

In der Nacht zum Donnerstag liegt ein Tiefdruckgebiet über der Ostsee. Hierdurch wird es vor allem im Nordosten windig, an der Küste auch nochmal stürmisch. Die Kaltfront des Tiefs erstreckt sich zu Beginn der Nacht einmal quer über Deutschland und soll bis zum Ende der Nacht zu den Alpen hin abziehen. Rückseitig der Kaltfront kommt es südlich der Donau bis zum Vormittag hinein zu Schauern.
 

VaterMaennertag in Regenjacke teil 1 

Vorhersage des Bodendrucks und prognostizierte Frontenanalyse für Donnerstag, den 29.05.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

VaterMaennertag in Regenjacke teil 2

Links: Temperatur und Geopotential in 500 hPa Rechts: Prognostizierte Windgeschwindigkeiten und Geopotential in 300 hPa jeweils für Donnerstag, den 29.05.2025 12 UTC [ICON-Modell: Lauf 25.05.2025 06 UTC] (Quelle: DWD) 

Am Donnerstag stellt sich die Wetterlage etwas um. Ein Hochdruckgebiet entsteht über Frankreich. Sein Einflussgebiet weitet sich im Tagesverlauf über Deutschland hinweg in Richtung Polen aus. Doch reicht das, um alle Wolken- und Regenfelder abzutrocknen? Die Antwort lautet: Nein. Obwohl sich am Boden der schwache Hochdruckeinfluss ausbreitet, bleibt in der Höhe der Zustrom feuchter Atlantikluft erhalten. Der Jetstream, ein Starkwindband in großer Höhe, erstreckt sich am Donnerstag antizyklonal gekrümmt wie ein Bogen von den Britischen Inseln über Deutschland hinweg bis zur Adria. Unter dem Jetmaximum bei den Britischen Inseln bildet sich entwicklungsgünstig ein Tiefdruckgebiet. Dessen Warmfront ist durch kräftige Warmluftadvektion stark ausgeprägt und erreicht im Laufe des Donnerstags schon den Westen Deutschlands.
 

VaterMaennertag in Regenjacke teil 3

Prognostizierte Höchstwerte für Donnerstag, den 29.05.2025 (Quelle: DWD) 

Und bevor man sich von Begriffen wie „Warmfront“ oder „Warmluftadvektion“ zu sommerlichen Tagträumen verleiten lässt: Die Temperaturen bleiben mit 15 bis 22 Grad eher verhalten. Die genaue zeitliche Abfolge der Wetterereignisse am Donnerstag ist noch mit Unsicherheiten behaftet. Der Blick auf die Prognosemodelle zeigt aber, dass es wohl nirgends ganz trocken bleibt. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit des EZMWF-Modell-Ensembles weist am Donnerstag kaum eine Region unter 50 Prozent Niederschlagswahrscheinlichkeit auf. Auch das ungewichtete Mittel der Niederschlagsmenge des ICON-Ensembles zeigt keine trockene Region am Donnerstag. Warnwürdige Niederschlagsmengen sind aber nicht zu erwarten. Am ehesten kann man im Nordosten auf eine Wanderung trockenen Fußes hoffen. Am Alpenrand sind wohl nur die wetterfesten Wanderer unterwegs. Im Stau der Alpen wird ganztags Regen simuliert, eine Regenpause ist dort unwahrscheinlich.
 

VaterMaennertag in Regenjacke teil 4 

Links: Wahrscheinlichkeit für Niederschlag für Donnerstag 00-24 UTC. [EZMWF-Ensemble: Lauf 25.05.2025 00 UTC] Rechts: Ungewichtetes Mittel der 24-Std. Niederschlagssumme [ICON_EU-Ensemble: Lauf 25.05.2025 06 UTC] (Quelle: DWD) 

Kurz gesagt: Wer sich auf den Weg macht, sollte sich vom Wetter nicht abschrecken lassen, aber vorbereitet sein und sich neben der Verpflegung auch eine Regenjacke oder Regenschirm mit einpacken. Denn: Ein echter Vatertag ist auch mit Wolken und ein paar Tropfen im Gesicht ein Erlebnis – besonders mit der richtigen Gesellschaft im Gepäck. 

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Auf der Suche nach dem Regen

Ziemlich kalt ist es geworden, oder? Am gestrigen Samstag hatte uns die Kaltfront von Tief ZION, das weit entfernt über dem Nordwesten Russlands seine Bahnen zog, von Nordost nach Südwest überquert. Diese Zugrichtung lässt sich wunderbar an den gestrigen Höchstwerten festmachen: Während man im Südwesten mit bis zu 24 Grad nur knapp an einem Sommertag (ab 25 Grad) vorbeischrappte, verblieb die Temperatur in Vorpommern mit gerade einmal 7 bis 9 Grad sogar im einstelligen Bereich. Damit lag sie dort rund 10 Kelvin unter den Höchstwerten vom Freitag. Das gilt am heutigen Sonntag mit rund eintägiger Verzögerung nun auch für den Südwesten, wo nur noch 10 bis 15 Grad zu erwarten sind. Im ostdeutschen Bergland wird man zum Teil sogar Schwierigkeiten haben, über die Null-Grad-Grenze hinauszukommen. 

Jetzt könnte man sich die Frage stellen, warum es denn bei einem so massiven Luftmassenwechsel nicht geknallt und gescheppert hat? Nun, einerseits war die Luft im Vorfeld der Front bereits ziemlich trocken und daher alles andere als energiegeladen. Andererseits schob Hoch OLIVIA mit Sitz westlich von Norwegen der benötigten Hebung der Luftmasse einen Riegel vor. Und so ging der Luftmassenwechsel abgesehen von ein paar harmlosen Wolken im wahrsten Sinne des Wortes geräuschlos und trocken über die Bühne. 

„Wieder nichts mit Regen…“ wird sich die Natur denken. Über die derzeit in Deutschland vorherrschende Trockenheit und die damit einhergehenden Folgen hat unser Kollege Markus Übel bereits im Thema des Tages vom gestrigen Samstag detailliert geschrieben. Im Folgenden wollen wir nun einmal den Fragen nachgehen, wo denn der Regen eigentlich steckt und wann (oder besser: ob) er endlich mal wieder bei uns aufzieht. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 1 

Prognose der Gesamtniederschlagsmenge verschiedener Wettermodelle bis Sonntag, 13.04.2025, 00 UTC. 

Die Frage nach dem „Wo?“ lässt sich mit Blick auf obige Abbildung recht eindrucksvoll beantworten. Sie zeigt die Prognose der Gesamtniederschlagsmenge bis einschließlich nächsten Samstag von vier verschiedenen Wettermodellen. Etwas überspitzt ausgedrückt, könnt man sagen, dass wir regelrecht von Niederschlägen umzingelt sind. Über der Iberischen Halbinsel, wo die letzten Wochen ohnehin schon sehr viel Regen fiel, werden im Zusammenhang mit einem atlantischen Tief vor allem ab Donnerstag neue kräftige Regenfälle erwartet. Auch von Nordost- bis Südosteuropa sorgt anhaltende Tiefdrucktätigkeit wiederholt für Niederschläge. Selbiges gilt für den Norden Europas, wo Tiefdruckgebiete mit Schnee- und Regenfällen die Oberhand beim Wetter behalten. Dort sticht klassischerweise besonders der Weststau des norwegischen Gebirges ins Auge. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 2

Prognose der Luftdruckverteilung und bodennahen Strömung für Sonntag, 06.04.2025, 18 UTC und Donnerstag, 10.04.2025, 00 UTC (ICON). 

Tja und bei so vielen Tiefdruckgebieten muss es irgendwo ja auch einen Vertreter oder besser eine Vertreterin des hohen Luftdrucks geben und diese befindet sich am heutigen Sonntag mit ihrem Zentrum knapp westlich von Südnorwegen. „Olivia“ ist der Name des Hochs, dem zwar in der ersten Hälfte der neuen Woche allmählich die Luft ausgeht, ab Wochenmitte aber bereits durch ein neues Hoch über den Britischen Inseln ersetzt wird. Zwar gelangen dadurch wieder ein paar mehr Wolken zu uns, der Hochdruckeinfluss reicht aber weiterhin aus, damit keine nennenswerte Niederschläge zu erwarten sind (wenn überhaupt). Ähnliches gilt auch für die Britischen Inseln, was letztlich das „Loch“ in der Niederschlagsabbildung erklärt. 

Auf der Suche nach dem Regen teil 3

Prognose der 24 stündigen Niederschlagsmenge für Sonntag, 13.04.2025 (IFS und GFS). 

Die Frage nach dem „Ob?“ lässt sich dagegen nicht so eindeutig beantworten. Es gibt allerdings Hinweise, dass ab Sonntag langsam der atlantische Tiefdruckeinfluss auf uns übergreift. Das zeigen derzeit zumindest das europäische IFS- und das amerikanische GFS-Modell in ihrer Prognose für die 24-stündige Niederschlagsmenge am Sonntag. Auch die sogenannten Ensembleprognosen (siehe DWD-Wetterlexikon) zeigen ab Sonntag besonders in den westlichen Landesteilen Niederschlagssignale und nähren die Hoffnung, dass es mit der Trockenheit bald zu Ende geht. Warten wir’s mal ab. 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Regnet es heute oder nicht – was sagt uns die Regenwahrscheinlichkeit

Aktuell herrscht herbstliches Wetter vor, immer wieder regnet es und jeden Morgen stellt sich die Frage: Braucht man heute einen Schirm oder geht es ohne? Es folgt ein schneller Blick in die App des Vertrauens, genauer auf die dort gezeigte Regenwahrscheinlichkeit. Je nach persönlicher Risikobereitschaft hinsichtlich Kleidung und Frisur wird der Regenschirm dann eingepackt bzw. die Wahl fällt auf die regenfeste Jacke oder man lässt entsprechende Utensilien daheim.

Doch was sagt uns die Regenwahrscheinlichkeit eigentlich?

Regenwahrscheinlichkeiten beziehen sich immer auf einen bestimmten Ort oder auch ein bestimmtes Gebiet und auf einen bestimmten Zeitraum. Und es ist wichtig zu erwähnen, dass im Prinzip nur eine Aussage darüber getroffen wird, ob Tropfen fallen oder nicht. Es wird also nur mit der Regenwahrscheinlichkeit allein keine Aussage darüber gemacht, wie viel Regen zu erwarten ist. Darüber hinaus kann auch keine Auskunft über die Art und Andauer des Niederschlags gegeben werden: Regnet es länger oder ist nur ein kurzer Schauer zu erwarten?

Wenn also z. B. für Berlin eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 Prozent angeben wird, sollte man sich zunächst einmal fragen, für welchen Zeitraum diese Angabe gilt. Häufig wird dies auf den Tag bezogen sein, mit entsprechend zeitlich aufgelösten Modellen können aber auch Wahrscheinlichkeiten für kürzere Abschnitte bis zu 1 Stunde angegeben werden. Die Aussage, die gemacht wird lautet: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent regnet es in Berlin irgendwann im Laufe des Tages. Wir gehen hier jetzt mal von einem Tag als betrachtete Zeitspanne aus. Es bedeutet nicht, dass es 30 Prozent der Zeit des Tages (also etwa 8 Stunden) regnet oder in 30 Prozent des Gebietes von Berlin, sondern nur dass es irgendwann, irgendwo in Berlin regnet. Die Aussagekraft ist also sehr stark begrenzt. Zudem kann weder auf die Menge, noch auf die Art des Niederschlages geschlossen werden. Vor allem auch bei sehr lokalen Ereignissen wie Schauer und Gewitter, deren genaues räumliches und zeitliches Auftreten immer noch schwierig vorherzusagen ist, kommen Parameter wie die Regenwahrscheinlichkeit an ihre Grenzen.

Man könnte also zu dem Schluss kommen, dass es besser sein kann, einen Wetterbericht zu lesen. Dort kann mit Worten ausgedrückt werden, wo und wann und vor allem mit wie viel Regen voraussichtlich zu rechnen ist.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst