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Heftige Regenfälle in Osteuropa

Der Wetterumschwung in Deutschland ist vollzogen und nachdem es letzte Woche um diese Zeit noch darum ging, ob in Deutschland die 40-Gradmarke geknackt wird, sind wir am heutigen Dienstag davon meilenweit entfernt. Man fragt sich eher, ob es für 20 Grad reicht. Verantwortlich für die wenig sommerlichen Temperaturen in Mitteleuropa sind Tiefdruckgebiete, die sich über Ost- und Nordosteuropa tummeln. In Verbindung mit einem Hochdruckgebiet, das vom Atlantik bis ins europäische Nordmeer reicht, wird dabei Meeresluft subpolaren Ursprungs herangeführt. 

Heftige Regenfaelle in Osteuropa 1

Karte mit Druckgebilden und Satellitenbild für Europa und den Nordatlantik am Dienstag, den 08.07.2025 um 11 Uhr MESZ (Quelle: DWD) 

Insbesondere ein ausgeprägter Tiefdruckkomplex (internationaler Name: Gabriel) über Osteuropa wird in den nächsten Tagen von Südost- bzw. Südpolen und der westlichen Ukraine bis ins Baltikum für ordentlich Furore sorgen. An der Ostflanke des Tiefs wird sehr warme und feuchte Luft vom Schwarzen Meer und dem östlichen Mittelmeerraum weit nach Norden geführt. An der Westflanke hingegen stößt Kaltluft aus Skandinavien weit nach Süden vor. 

Heftige Regenfaelle in Osteuropa 2

Vorhersagekarte mit Isobaren und Frontensystemen für Europa und den Nordatlantik am Donnerstag, den 10.07.2025 um 2 Uhr MESZ (Quelle: DWD) 

Dort, wo diese zwei Luftmassen aufeinandertreffen, kommt es regional zu intensiven Regenfällen, die teilweise mit kräftigen Gewittern einhergehen. Gebietsweise fallen von Litauen über das westliche Belarus und Ost- bzw. Südostpolen bis in die Westukraine ab dem heutigen Dienstag bis Freitagnachmittag 80 bis 150, örtlich um 200 l/qm. Die Modelle berechnen die Niederschlagsschwerpunkte noch sehr unterschiedlich und auch die Mengen unterscheiden sich. Am meisten Regen hat die deutsche Modellkette (ICON) auf der Agenda, während die Niederschlagsmengen nach den Simulationen des GFS Modells des US-Wetterdienstes deutlich geringer ausfallen. In deren Berechnungen sollen nur örtlich über 100 l/qm fallen. 

Heftige Regenfaelle in Osteuropa 3

Karte von Osteuropa mit den akkumulierten Niederschlagsmengen in l/qm auf Basis verschiedener Wettermodelle von Dienstagmorgen (08.07.2025) bis Freitagabend (11.07.2025) (Quelle: DWD) 

Treffen die Prognosen mit den größeren Niederschlagsmengen zu, dann muss mit Hochwasser, Überschwemmungen und mitunter erheblichen Problemen in der Infrastruktur gerechnet werden. Teilweise fällt auch ein großer Anteil des Niederschlags in wenigen Stunden, wodurch insbesondere kleinere Bäche und Flüsse innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Strömen werden können. 

Zum Wochenende hin verlagern sich die Regenfälle unter leichten Abschwächungstendenzen weiter west- bzw. nordwestwärts in Richtung Westpolen und der Ostsee. 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Friedemann

Dass sich das Wetter umstellt, haben Sie bereits im gestrigen Thema des Tages erfahren. Das zugrunde liegende Tiefdruckgebiet trägt den Namen FRIEDEMANN. Der Name lässt sich bis ins 14. Jahrhundert als Frithuman oder Fridman zurückverfolgen. Etymologisch setzt er sich aus den Bestandteilen „fridu“ und „man“ zusammen. Fridu ist altholdeutsch und steht für Schutz, Sicherheit und Friede, wobei es sich hier weniger um den „Frieden“ als mehr um das „Umfriedete“ handelt. Man steht für Mensch, Mann oder Krieger. Zusammengesetzt lässt sich Friedemann als der Friedliche oder Beschützende übersetzen. 

In unserem Fall beschützt Tief FRIEDEMANN die von Hitze und Trockenheit Geplagten. Denn er lenkt aus Nordwesten deutlich kältere und auch recht feuchte Luft zu uns. 

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Karte Europa und Nordatlantik mit der Vorhersage der Isobaren und Frontalzonen für Sonntag, 06.07.2025 14 MESZ (Quelle.DWD) 

Die Kaltfront zieht am Sonntagabend von Nordwesten herein und am Montag ostwärts über uns hinweg. An ihr regnet es verbreitet, auch eingelagerte Gewitter sind dabei. Im Nordwesten Deutschlands wird die Front von einer kleinräumigen Tiefentwicklung über den Niederlanden aufgehalten und quasi zurückgeholt. Dadurch besteht dort die Gefahr von mehrstündigem Starkregen mit Mengen zwischen 20 und 30 Litern pro Quadratmeter in 6 Stunden. Lokal lassen sich auch unwetterartige Mengen bis 50 Liter pro Quadratmeter nicht vollkommen ausschließen. 

Friedemann 2

Modellvergleich der 12-stündigen Niederschlagsvorhersage bis Montag, 07.05.2025 0 UTC; oben links: ICON 6, oben rechts: ICON D2, unten links: EZMW, unten rechts: GFS (Quelle:DWD) 

Im übrigen Bundesgebiet fallen die Regenmengen geringer aus, es sind aber bis Dienstagfrüh für jeden ein paar Liter dabei. 

Tief FRIEDEMANN sorgt nicht nur für Regen und Abkühlung, auch der Wind frischt spürbar auf. Dabei sind vor allem im Bergland und an den Küsten stürmische Böen zwischen 60 und 70 Kilometer pro Stunde wahrscheinlich. Auf dem Brocken können vorübergehend auch Sturmböen bis 80 km/h auftreten. In den Niederungen bleibt es meist bei starken oder steifen Böen bis 60 km/h. Die Windrichtung dreht von zunächst meist Südwest auf West bis Nordwest am Montag. 

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Vorhersage der Böen tagsüber (oben) und nachts (unten) aus dem MOS-Mix für Sonntag (06.07.2025, links), Montag (07.07.2025, mittig) und Dienstag (08.07.2025, rechts) (Quelle:DWD) 

Zum CSD am morgigen Sonntag in Köln ist es meist bedeckt und im Laufe des Vormittags auch zunehmend nass. Dabei sind um die Mittagszeit Gewitter mit Regen, kleinerem Hagel und steifen Böen möglich, später am Tag fällt schauerartiger Regen. Die Luft erwärmt sich von 16 Grad am Morgen auf rund 21 Grad am Nachmittag und Abend. 

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Rückblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende

Hoch XARA sorgte für das erste hochsommerliche Wochenende mit Höchsttemperaturen, die vor allem am Samstag verbreitet um oder über 30 Grad lagen. Spitzenreiter war dabei Kitzingen mit einem Höchstwert von 35,5 Grad. Doch bereits am Samstag nahm der Einfluss von XARA langsam ab. Das Hoch verlagerte sich mit seinem Schwerpunkt in Richtung Baltikum. Davor wurde aber nochmals ein Schwall heißer und vor allem auch feuchter Subtropikluft herangeführt. Gleichzeitig näherte sich Tief XHEVAT von Westen. Im Vorfeld der Kaltfront von XHEVAT bildete sich eine Tiefdruckrinne aus, an der es bereits am Vormittag von Nordfrankreich bis nach Belgien zu teils kräftigen Gewittern kam.

Da weite Teile des Bundesgebietes aber noch unter dem Höhenrücken lagen, kam es nur vereinzelt zur Auslöse von Schauern und Gewittern. Lediglich im Westen sorgte ein schwach ausgeprägter Kurzwellentrog für die nötigen Hebungsprozesse, um kräftigere Gewitter entstehen zu lassen. Aufgrund der sehr energiereichen Luftmasse, aber nur einer geringen vertikalen Windscherung, stand dabei der Starkregen im Fokus. Die pulsierenden Gewitterzellen sorgten lokal für unwetterartige Niederschlagsmengen. An der Station Wünnenberg-Eilern in Westfalen wurde sogar eine Stundenmenge von 59 Liter pro Quadratmeter verzeichnet. Dies entspricht dem Warnkriterium „extremes Unwetter“.

Rueckblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende 1

Analyse der Großwetterlage für Sonntag, den 15. Juni um 00 UTC. Im Vorfeld der Kaltfront ist eine schwache Tiefdruckrinne mit einer Konvergenzzone über Deutschland erkennbar. (Quelle: DWD) 

In der Nacht auf Sonntag kam die Kaltfront etwas weiter nach Osten voran. Am Morgen lag diese bereits im äußersten Westen Deutschlands. Zuvor bildeten sich über Nordfrankreich kräftige Gewitter aus. Aufgrund von etwas günstigeren Scherungsbedingungen konnten diese sich besser organisieren. Am frühen Morgen erreichten die Gewitter den Westen und Südwesten des Landes. Auch dort lag das Hauptaugenmerk in der sehr feuchten und energiereichen Luftmasse auf den Starkregen. Ein Cluster aus Multizellengewitter sorgte vor allem rund um die Eifel für teils unwetterartige Niederschlagsmengen. An der Grenze zu Luxemburg wurden örtlich um 40 Liter pro Quadratmeter innerhalb von wenigen Stunden registriert.

Am Vormittag entspannte sich die Situation vorübergehend etwas. Während im Nordwesten bereits die deutlich kühlere Meeresluft eingeflossen ist, wurde vor der herannahenden Kaltfront nochmals feuchtheiße Luft aus dem Mittelmeerraum herangeführt. Damit entwickelten sich ab dem Nachmittag im Osten und Süden vermehrt kräftige Gewitter. Die sehr feuchte und energiereiche Luftmasse brachte ein sehr hohes Starkregenpotential mit sich. Aufgrund der relativ geringen Windscherung war dagegen das Risiko für Orkanböen und sehr großen Hagel gering. 

Rueckblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende 2

Radarbild, sowie die einstündige Niederschlagssumme bis Sonntag 18 UTC. In Aue im Erzgebirge brachte der Gewitterkomplex 65 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur einer Stunde. (Quelle: DWD) 

Somit wurde bereits am Vormittag eine Vorabinformation für schwere Gewitter mit heftigem Starkregen und Hagel für den Süden und Südosten und für den Erzgebirgsraum ausgegeben. Gerade im Erzgebirgsraum sorgte ein sich nur sehr langsam bewegender Gewitterkomplex für extreme Niederschlagsmengen. So registrierte die Wetterstation in Aue im Erzgebirge eine Stundenmenge von 65 Liter pro Quadratmeter. Innerhalb von wenigen Stunden kamen dort insgesamt sogar 96 Liter pro Quadratmeter zusammen. Dies sorgte in der Region für großräumigere Überschwemmungen. Zudem traten örtlich größere Hagelansammlungen auf. Stellenweise kam es außerdem zu Sturmböen (Bft 9). Aber auch in Bayern entwickelten sich ab dem Nachmittag unwetterartige Gewitter. Dort wurde das Unwetterkriterium ebenfalls vor allem bezüglich Starkregens gebrochen. Teilweise kam es zudem zu größerem Hagel mit einem Korndurchmesser um 3 cm. Im Laufe des Abends entspannte sich die Unwettersituation im Osten deutlich. In Südostbayern gab es aber bis in die Nacht hinein noch weitere kräftige gewittrige Regenfälle.
 

Rueckblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende 3

24 Stunden Niederschlagsmenge für Samstag und Sonntag. Während am Samstag vor allem der Westen von kräftigen Gewittern mit Starkregen betroffen war, lag der Schwerpunkt am Sonntag im Süden und Osten. (Quelle: DWD) 

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Gewitternachlese

Ein Tief nordwestlich der Britischen Inseln mit einem Trog westlich der Biskaya lenkte mit einer südwestlichen Strömung feuchte und sehr warme Luft vom Südwesten Europas nach Deutschland. Sie verdrängte die zuvor liegende trockenere Luftmasse nach Nordosten. Während im Osten der Hochdruckeinfluss noch überwog, gab es nach Westen durch die Nähe zum Tief bzw. Trog ausreichende Hebungsimpulse, um die Luftmasse zum Aufsteigen zu bringen und Schauer sowie Gewitter zu produzieren. Förderlich waren zudem wie so häufig die Mittelgebirgszüge. Dort führten erzwungene Hebung durch die Orographie oder konvergente Windstrukturen zur Auslösung der „Zellen“. 

Vorgeplänkel

Neben den erwähnten grundlegenden Zutaten wie der Luftmasse oder die aus der Wetterlage entspringenden Hebungsimpulsen lieferten auch die Simulationen der hochauflösenden Wettermodelle starke Signale für eine brisante Gewitterlage. So zeigte das ICON-D2 Modell in seinen Simulationen deutliche Hinweise auf Superzellen im Westen und der Mitte Deutschlands. Aufgrund der zu erwarteten heftigen Gewitter gab die Vorhersage- und Beratungszentrale eine sogenannte Vorabinformation vor der potenziell gefährlichen Gewitterlage am Nachmittag des Vortags (Freitag, 30.05.2025) heraus. Am Samstagvormittag wurde diese Vorabinformation dann aufgrund der aktuellen Erkenntnisse angepasst. Die Vorabinformation umfasste Teile West- sowie Südwestdeutschlands und erstreckte sich von dort bis in die mittleren Landesteile. 

Gewitternachlese teil 1

24-stündige Niederschlagssumme bis zum 01.06.2025 08 MESZ. Messstationen (Zahlen) und aus Radarauswertungen (Flächendarstellung) 

Zählbares

Doch genug des Vorgeplänkels, was wurde denn in der Atmosphäre umgesetzt? Los ging es gegen 13 Uhr im äußersten Westen. In der Eifel entwickelten sich die ersten Gewitter, die sich rasch intensivierten und kurze Zeit später auch mit einer Unwetterwarnung versehen wurden. Exemplarisch sei hier eine Meldung der Station Lauperath-Scheidchen in der Südeifel genannt, die 20,3 Liter pro Quadratmeter (l/m²) in 29 Minuten registriert hat. Im Nachmittagsverlauf breiteten sich die Gewitter ostwärts über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach Hessen und am Abend auch nach Unterfranken und Thüringen aus. Über Baden-Württemberg gab es am Abend einige davon unabhängige Neubildungen. Besonders über der Schwäbischen Alb entstanden kräftige Gewitter, die unter allmählicher Abschwächung ostwärts zogen. In Merklingen wurden beispielsweise 25,2 l/m² Niederschlag innerhalb von 31 Minuten gemessen. Die Unwetterschwelle bezüglich Starkregen liegt bei mindestens 25 l/m² in einer Stunde. Werte in dem Bereich von 20-25 l/m² in 30 Minuten waren so die obere Grenze, die gestern gemessen wurden, dann war in aller Regel der Kern des Gewitters weitergezogen und nachfolgende Niederschläge deutlich schwächer. Deutschlandweiter Spitzenreiter in Sachen Niederschlag innerhalb einer Stunde war Tönisvorst im Westen von Nordrhein-Westfalen mit 31,0 l/m² zwischen 22 und 23 Uhr.

Moment mal, mag da der ein oder andere sagen, waren die Gewitter dort nicht bereits viel früher unterwegs. Ja, das waren sie, aber die Luftmasse war noch nicht ausgeräumt, die Kaltfront noch viel weiter westlich. Die Bedingungen blieben dort deswegen sehr gut für neue Gewitter. Bereits am frühen Abend entstanden im niederländisch-deutschen Grenzgebiet nahe der Städte Venlo bzw. Nettetal besonders intensive Gewitter. Diese produzierten nicht nur heftigen Starkregen, sondern auch sehr großen Hagel. Zum Teil fielen Hagelkörner von mehr als 5 cm Größe vom Himmel, wie Nutzer der WarnWetter-App mit dort hochgeladenen Fotos eindrucksvoll dokumentierten. Solche Fotos können uns Meteorologen gerade bei kleinräumigen Phänomenen wie Hagel sehr helfen. Insbesondere wenn eine Vergleichsgröße wie zum Beispiel eine Münze oder eine Hand abgelichtet wurde. 

Gewitternachlese teil 2

Mit Bildern belegte Hagelmeldungen von Nutzern der WarnWetter-App. 

Der Wind blieb wie erwartet unterhalb der Warnschwellen für Unwetter und erreichte Beaufort 8 oder 9. Tückisch war allerdings, dass die Böenfront dem eigentlichen Gewitter teils mehr als 20 km enteilt war und so Sturmböen deutlich vor dem eigentlichen Gewitter eintrafen.
In der Nacht zum Sonntag zogen die Gewitter weiter nach Nordosten und erreichten in den Frühstunden unter anderem den Großraum Hamburg und später die Ostsee. Dass die Gewitteraktivität so lange anhielt, zeigt, wie potent die Luftmasse und wie kräftig die Hebungsantriebe waren.

Aussichten 

Auch heute gab und gibt es wieder einige Gewitter. Diesmal im Fokus sind vor allem der Süden und der Osten des Landes. Neben Starkregen ist auch wieder Hagel, besonders im Süden auch größerer Hagel mit von der Partie. In den Folgetagen bleibt es unbeständig. Im Süden halten sich Reste der feuchten Warmluft, die am Mittwoch auch den Osten wieder erreicht. Nach Norden und Westen sorgt eine heute durchschwenkende Kaltfront dagegen nachhaltig für einen Luftmassenwechsel. Das heißt zwar nicht, dass es dort gewitterfrei bleibt, aber die Intensität der Gewitter ist deutlich geringer als im Osten und Süden. 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Starkregen, Hagel und einzelne Tornados: Ein Rückblick auf letzten Mittwoch

Gut zu tun hatten unsere Warnmeteorologen am vergangenen Mittwoch. Überraschend war das jedoch nicht, denn die von den Wettermodellen prognostizierten Gewitterzutaten, lieferten bereits einige Zeit im Vorfeld Hinweise darauf, dass es ordentlich krachen kann. 

Deutschland lag an jenem Tag auf der Südflanke von Tief OLE, das von Schleswig-Holstein ostwärts zur Ostsee zog und sehr feuchte und instabil geschichtete Luft (starke Temperaturabnahme mit der Höhe) aus der Biskaya im Gepäck hatte. Diese Luftmasse konnte sich vor allem auf den Süden und die Mitte ausbreiten, während auf den Norden bereits OLEs Kaltfront übergegriffen hatte, die dort kühlere und trockenere Luft einströmen ließ. 

Bereits in der Nacht zum Mittwoch zogen im Westen aus Belgien schauerartige Regenfälle auf, die sich ostwärts in die Mitte ausweiteten und neben dem ein oder anderen Liter Regen auf den Quadratmeter auch einzelne Böen bis Sturmstärke mit sich brachten. Zum Beispiel meldete Aachen um 2 Uhr eine Böe von 76 km/h, Wuppertal um 3 Uhr 74 km/h. Ursache dafür war der kräftige Höhenwind, der durch die schauerartigen Verstärkungen lokal bis zum Boden heruntergemischt werden konnte. 

Während sich diese Regenfälle zunehmend in den Süden verlagerten und so die Gewitterentstehung dort hemmten, konnten sich vor allem über der breiten Mitte und anfangs auch im Nordosten ab dem frühen Nachmittag zahlreiche Gewitter entwickeln. Hier und da gingen diese mit Starkregen (häufig etwa 10 bis 20 l/qm in kurzer Zeit), stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel einher. Lokal kamen aber auch deutlich höhere Regenmengen zusammen. 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 1

24 stündige Niederschlagsmenge vom 28. bis 29.05.2025, 8 Uhr MESZ, ab 10 mm. Zahlen zeigen Messwerte, die Flächendarstellung steht für aus Radardaten abgeleitete Mengen. 

Durch die vorherrschenden Strömungsverhältnisse kam es teilweise dazu, dass Gewitterzellen immer wieder über denselben Ort zogen oder sich rückseitig neugebildet haben. Dieses Schicksal traf beispielsweise Worms am Abend als dort 43,7 l/qm innerhalb einer Stunde beziehungsweise 53 l/qm in zwei Stunden zusammenkamen. Von derselben Gewitterlinie betroffen war auch die Station Wilhelmsfeld in Nordbaden wo innerhalb weniger Stunden rund 80 l/qm vom Himmel stürzten. Ein weiterer Korridor mit hohen Regenmengen spannte sich zwischen Ostthüringen und Westsachsen auf. 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 2

24 stündige Niederschlagsmenge vom 28. bis 29.05.2025, 8 Uhr MESZ, ab 10 mm. Zahlen zeigen Messwerte, die Flächendarstellung steht für aus Radardaten abgeleitete Mengen. 

Nun gab es einen Bereich, der etwa vom Westen bis in die zentrale und südliche Mitte reichte, in dem zur feuchten und instabilen Luftmasse auch noch eine erhöhte Windscherung dazukam, sprich eine kräftige Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe. Dadurch konnten sich die Gewitter dort organisieren, das heißt, ihr jeweiliger Auf- und Abwindbereich waren voneinander getrennt, wodurch die Zellen langlebiger und kräftiger wurden. Mit Hilfe der stark gegliederten Orographie im dortigen Mittelgebirgsraum war zudem auch ein gewisses Maß an Richtungsscherung vorhanden, das heißt die Windrichtung dreht mit der Höhe. Mehr zum Thema Windscherung finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 18.04.2025 (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/4/18.html). 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 3

Foto des Tornados in Biebergemünd am 28.05.2025 (Quelle: Jörg Müller DWD) 

Alles in allem waren dadurch ausreichend gute Bedingungen geschaffen, dass sich vereinzelt sogar Tornados entwickeln konnten. Einer wurde im südosthessischen Biebergemünd kurz nach 15 Uhr gesichtet, der dort zum Teil schwere Schäden hinterließ. Ein weiterer Tornado wirbelte nur wenig weiter nordöstlich nahe Steinau an der Straße. Dieselbe Zelle brachte etwas später bei Schweinfurt wohl nochmals einen Tornado hervor. Zumindest liefert das vorhandene Bildmaterial starke Hinweise dafür, dass sich dort erneut einer gebildet hat. 

Auch wenn der heutige Freitag in Sachen Wetter recht ruhig verläuft, bleiben kräftige Gewitter ein Thema! Am morgigen Samstag drohen im Westen, am Sonntag dann in der Südost- und Osthälfte kräftige Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial. 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Die Gewitterlage am Ostersonntag

Größtenteils freundlich und sehr mild gestaltete sich der Ostersonntag. Zumindest bis zum frühen Nachmittag. Ab dem Mittag näherte sich nämlich die Okklusionsfront von Tief FRITZ und sorgte für einen teils rapiden Wetterwechsel. FRITZ verlagerte sich am Ostersonntag unter leichter Abschwächung langsam von der Bretagne in Richtung Benelux. Auf der Vorderseite bildete sich eine Tiefdruckrinne aus. Diese lag am Nachmittag in einem Bereich von Bayern bis nach Nordrhein-Westfalen. In dieser Zone kam es ab dem Nachmittag zur Ausbildung hochreichender Quellwolken. Doch nicht überall – in Bayern bildeten sich trotz Vorhersage kaum Gewitterwolken aus.

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Analysekarte für Ostersonntag um 00 UTC. Tief FRITZ befindet sich in der Nacht noch über der Bretagne. In Deutschland herrscht schwacher Hochdruckeinfluss. (Quelle: DWD) 

Die Bedingungen für einzelne kräftige Gewitter mit Unwetterpotential waren im Voraus dort durchaus gegeben. Ein Hebungsantrieb durch eine bodennahe Konvergenz (Zusammenströmen von verschiedenen Luftmassen) sowie eine starke vertikale Windscherung können trotz des relativ geringen Feuchtegehalts in der unteren Troposphäre für vereinzelte, aber kräftige Gewitter mit Hagel und Sturmböen sorgen. Zudem wäre ein zusätzlicher Hebungsantrieb durch das süddeutsche Bergland gegeben. Warum kam es dort aber gestern dennoch nicht zur Auslöse von kräftigen Gewittern?

Dies lag zum einen an einer von Westen recht rasch heranschreitenden Druckwelle, die das Potenzial für kräftige Gewitter mit Unwettergefahr im Keim erstickte. Bereits am Mittag nahm der Wind im Südwesten deutlich zu. In exponierten Lagen traten recht verbreitet Windböen oder sogar stürmische Böen um 60 Kilometer pro Stunde (Bft 8) auf. Am frühen Nachmittag bildeten sich in Oberschwaben erste Quellungen aus, die sich aber nur zu Schauern entwickelten, da sich die atmosphärische Schichtung durch die voranschreitende Druckwelle stabilisierte. Zudem kam es im Süden innerhalb von kurzer Zeit zu einem markanten Temperatursturz. Auch im Vorfeld der Druckwelle über Bayern konnten sich keine hochreichenden Gewitterwolken entwickeln. Grund dafür war vermutlich, dass der Feuchtegehalt der unteren atmosphärischen Schichten dort noch etwas geringer, war als von den Modellen prognostiziert.

Die Gewitterlage am Ostersonntag teil 2 2

Die maximalen Windböen (km/h) und Niederschlagssummen (mm) für den Ostersonntag. Während im Süden in Verbindung mit der Druckwelle verbreitet Windböen auftraten, kam es vor allem vom Sauerland über Thüringen bis in den Süden Sachsen-Anhalts zu größeren Niederschlagssummen. Örtlich eng begrenzt bis in den Unwetterbereich. (Quelle: DWD) 

Weiter im Norden konnten sich dagegen in der feuchteren Luftmasse ab dem Nachmittag erste Gewitterzellen entwickeln. Dort lag aufgrund der langsamen Verlagerung und der Gefahr der Verclusterung von mehreren Gewitterzellen zu einem größeren Niederschlagsgebiet das Hauptaugenmerk auf dem Starkregen. Am frühen Abend sorgte eine kleinräumige Zelle im Sauerland örtlich und eng begrenzt für sehr hohe Niederschlagssummen über 25 l/qm innerhalb von kurzer Zeit. Am späten Abend erfassten die Gewitter auch Thüringen und den Süden von Sachsen-Anhalt. Auch dort kam es lokal zu kräftigem Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Spitzenreiter war die Station Artern im Norden von Thüringen. Dort wurden innerhalb von einer Stunde 25,8 l/qm registriert. Im Laufe des Abends und in der ersten Nachthälfte entstanden aus den vorher isolierten Zellen größere gewittrige Niederschlagsgebiete. Warnrelevante Mengen wurden dann aber nicht mehr erreicht.

Auch am heutigen Ostermontag bilden sich im Tagesverlauf zur Freude der Natur wieder vermehrt Schauer und einzelne Gewitter aus. Unwetterartige Entwicklungen sind aber nicht zu erwarten!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Erste Frühlingsgewitter samt lokalem Starkregen

Das vergangene vorletzte Märzwochenende war meteorologisch betrachtet deutlich ereignisreicher als die Woche zuvor, die vor allem durch das beständige Hochdruckgebiet „Konstantina“ geprägt war. Verantwortlich dafür war vor allem das Tiefdruckgebiet „Volker“, das sich vom Ostatlantik her auf den Weg nach Mitteleuropa gemacht hat und nun am heutigen Montagmorgen mit seinem Kern über Ostpolen lag. Auf der Vorderseite des Tiefs wurde sehr milde Mittelmeerluft herangeführt, sodass es am Freitag bei in weiten Landesteilen strahlendem Sonnenschein für Höchstwerte über 20 Grad gereicht hat. Spitzenreiter war Rheinstetten (Baden-Württemberg) mit frühlingshaft warmen 24,0 Grad. 

Erste Fruehlingsgewitter samt lokalem Starkregen teil 1

Höchstwerte in Deutschland von Freitag, den 21.03.2025 bis Sonntag, den 23.03.2025 (Quelle: DWD) 

Auch am Samstag und Sonntag war es noch sehr mild, wenngleich die Höchsttemperaturen nicht mehr an das Niveau vom Freitag heranreichten. Dies lag vor allem an der zunehmenden Bewölkung als auch daran, dass der Wind im Norden und Osten des Landes aus östlichen Richtungen wehte. Dieser war besonders am Samstag recht ruppig unterwegs und nordöstlich einer Linie Münsterland-Westerzgebirge reichte es verbreitet bis ins Flachland für steife Böen zwischen 50 und 60 km/h (Bft 7). 

Erste Fruehlingsgewitter samt lokalem Starkregen teil 2

Maximale Windböen in km/h am Samstag, den 22.03.2025 (Quelle.DWD) 

An den Küsten sowie auf den Bergen und vereinzelt auch im Binnenland traten stürmische Böen und Sturmböen zwischen 65 und 80 km/h (Bft 8-9) auf. In den Alpen gab es Föhn. 

Ein besonderes Augenmerk gilt nun noch dem Niederschlag. Besonders in der Südwesthälfte gab es am Samstag, aber insbesondere ab der Nacht zum Sonntag und am Sonntag selbst, schauerartige Regenfälle sowie einzelne Gewitter. Örtlich trat auch Starkregen auf. Von Samstagfrüh bis Sonntagfrüh fielen im Westen 3 bis 10, lokal um 15 l/m². Am Sonntag gab es dann vorrangig in einem Streifen vom Sauerland über Teile der Mitte bis in die Donauregion sowie vom Ammergebirge bis ins Chiemgau gebietsweise 5 bis 15, lokal auch über 20 l/m². Punktuell wurden mittels Radarauswertungen auch noch höhere Mengen von etwa 40 l/m² gemessen. Die höchste gemessene Niederschlagsmenge gab es in Sassendorf, Bad Beusingsen (NRW) mit 25,8 l/m² zwischen Sonntagmorgen und Montagmorgen. 

Erste Fruehlingsgewitter samt lokalem Starkregen teil 3

Aus Radardaten abgeleitete 24-stündige Niederschlagsmenge zwischen Samstagmorgen und Sonntagmorgen (linkes Bild) und zwischen Sonntagmorgen und Montagmorgen (rechtes Bild) (Quelle: DWD) 

Diese kräftigen Niederschläge traten teilweise in Verbindung mit Gewittern auf. Dabei handelte es sich um sogenannte Einzelzellen. Sie sind die kleinsten konvektiven Systeme mit einer relativ kurzen Lebensdauer von 30 bis 60 Minuten und entstehen häufig an Sommertagen durch bodennahe Aufheizung als sogenannte Wärmegewitter. Dabei muss die Auslösetemperatur erreicht werden, damit ein Luftpaket ungehindert aufsteigen kann und es somit zur Quellwolken- bzw. Gewitterbildung kommt. Die Auslösetemperatur ist die Temperatur, die man in Bodennähe benötigt, damit ein Luftteilchen aufgrund seiner geringeren Dichte, verglichen mit der Umgebungsluft, aufsteigen kann. Die vertikale Scherung des Horizontalwindes, die die Richtungsänderung und die Geschwindigkeitsänderung des Windes in unterschiedlichen Höhen beschreibt, ist bei Einzelzellen gering. Zuerst entsteht bei der Zellneubildung ein einzelner Aufwindbereich (der Updraft), in dem bodennahe feuchtwarme Luftmassen aufsteigen. Die Gewitterwolke durchläuft in ihrem Lebenszyklus dabei drei Entwicklungsstadien. Das erste Entwicklungsstadium wird „Cumulusstadium“ genannt. Hier bildet sich ein Cumulus Congestus (eine Wolkenart), in dem es zu starken Aufwinden kommt, was dazu führt, dass feuchtwarme Luftmassen in höhere Luftschichten gelangen. Danach folgt das „Reifestadium“, in dem sich starke Abwinde (der Downdraft), hervorgerufen durch ausfallenden und verdunstenden Niederschlag, entwickeln. Durch das rasche Herabfallen von kälterer Luft aus größeren Höhen, kommt es im Bereich des Downdrafts am Boden zu einem symmetrischen horizontalen Auseinanderströmen und kräftige Böen sind die Folge. Im letzten Stadium, dem „Dissipationsstadium“, stirbt die Gewitterwolke quasi ab. Anfangs ist die Niederschlagsintensität der Zelle zwar am stärksten, aber durch fehlende Windscherung dreht der Downdraft dem Updraft quasi „den Hahn zu“. Damit wird der Nachschub an feuchter und warmer Luft abgeschnitten und die Zelle stirbt. Einzelzellen bringen kurzzeitigen Starkregen und bei stärkeren Entwicklungen auch stürmische Böen oder kleinkörnigen Hagel hervor.

Auch heute und morgen treten vorrangig in der Südwesthälfte noch einzelne Schauer und Gewitter mit punktuellem Starkregen auf.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Extreme Wetterbedingungen in den USA

Ein Tief über den zentralen Teilen der USA zieht heute nordostwärts zu den großen Seen. Dies allein ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist der tiefe Luftdruck im Kern des Tiefs von unter 980 Hektopascal. Dieser ist für März nicht weit entfernt von den Rekordwerten für diese Jahreszeit und die Region in den USA, siehe Link 1.

Besonders im Frühling können in den USA sehr unterschiedliche Luftmassen aufeinandertreffen. So ist es auch dieses Mal. Von Süden werden feuchte und warme Luftmassen vom Golf von Mexiko herangeführt. Von Westen werden warme und trockene Luftmassen nach Osten gelenkt und von Norden fließt arktische Kaltluft über Kanada nach Süden. Gepaart mit diesem sehr kräftigen Tief waren und sind Wetterphänomene am „oberen Rand“ des Möglichen zu erwarten. 

Extreme Wetterbedingungen in den USA teil 1

Satellitenbild von Teilen der USA vom 14.03.2025 21:21 MEZ. 

Die Bandbreite der Wetterphänomene im Zusammenhang mit dieser Wetterlage sind selbst für nordamerikanische Verhältnisse ungewöhnlich und in Europa kaum vorstellbar. In der feucht-warmen Luftmasse kam es gestern zu kräftigen Gewittern, die teilweise neben Großhagel und Orkanböen auch Tornados entwickelten. In Missouri kamen durch Tornados drei Menschen ums Leben. Für den heutigen Samstag ergeben sich für den Südosten der USA besonders „gute“ Bedingungen für schwere Gewitter mit Tornados. Der US-amerikanische Wetterdienst hat deswegen zur höchsten Vorwarnung gegriffen. Ein „high risk“ (Stufe 5 von 5) gilt für Teile von Mississippi und Alabama, siehe Abbildung 2. Zudem kam und kommt es in dieser mit Feuchtigkeit angereicherten Luft zum Teil zu kräftigen Regenfällen und Überflutungen. 

Extreme Wetterbedingungen in den USA teil 2

Abbildung 2: Vorhersage des Storm Prediction Centers der NOAA für den 15.03.2025 https://www.spc.noaa.gov/products/outlook/ 

Weiter westlich waren es starker Wind und eine sehr trockene Luftmasse, die zu Problemen führten. In Amarillo im Norden von Texas erreichte der Sturm zum Beispiel 133 km/h. Für diese Station nicht nur ein Märzrekord, sondern auch ein Allzeitrekord für „nichttornadische“ Böen. Die genannten Bedingungen hatten zudem im Vorfeld den Wetterdienst zur höchsten Warnung vor „wildfires„, also Flächenbränden veranlasst. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich, als im gestrigen Tagesverlauf zahlreiche Brände in Texas und Oklahoma entstanden. Allein in Oklahoma waren es mehr als 130 Stück. Als Folge kam es zu Evakuierungen. Damit noch nicht genug kam es über den trockenen und staubigen Böden zu gewaltigen Staubstürmen. Bei nahezu null Sicht kam es zu zahlreichen Unfällen. 

Extreme Wetterbedingungen in den USA teil 3

Satellitenfilm vom 15.05.2025 nachmittags, abends US-amerikanischer Zeit. 

Damit noch nicht genug kam und kommt es im Norden der USA, vornehmlich im Bundesstaat Minnesota zu einem Blizzard. Sturm und heftige Schneefälle sorgen dort für Probleme. Am Sonntag verschiebt sich das Risiko für heftige Gewitter in den Osten der USA, wahrscheinlich aber nicht mit der Häufigkeit und Intensität wie heute. Ansonsten beruhigt sich in weiten Teilen der USA die Wetterlage. 

Extreme Wetterbedingungen in den USA teil 4

Warnkarte des US-amerikanischen Wetterdienstes vom 15.03.2025 https://www.weather.gov/ 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Hurrikan BERYL

Bereits vor einigen Wochen wurde eine ereignisreiche Hurrikan-Saison für dieses Jahr prognostiziert (siehe dazu Thema des Tages vom 25.06.2024). Nach Tropensturm ALBERTO, der am 20.06.2024 auf Mexiko traf, sind nun gleich zwei tropische Stürme gleichzeitig aktiv und ein dritter könnte weiter östlich im Nordatlantik in den nächsten Tagen entstehen. Der tropische Sturm CHRIS ist verhältnismäßig schwach ausgeprägt und sehr kurzlebig. Er befindet sich momentan an der Küste Mexikos und wird bereits in den nächsten Stunden zur tropischen Depression herabgestuft werden. Er bringt dem zentralamerikanischen Land vor allem viel Regen und an der Küste auch orkanartige Böen.

Anders verhält es sich mit dem Hurrikan BERYL, der schon einige Rekorde geknackt hat. Gestern wurde der extrem gefährliche Tropensturm auf der Saffir-Simpson Skala zu einem Kategorie 4 Hurrikan hochgestuft. Er gilt damit als der erste Kategorie 4 Hurrikan der jemals im Juni im Nordatlantik aufgetreten ist. Zudem ist die Entwicklung von BERYL ungewöhnlich, da er für die Jahreszeit untypisch, sehr weit im Osten entstanden ist (bei 49,3° westlicher Länge). Bis jetzt gab es vermutlich keinen Hurrikan der im Juni östlicher seinen Ursprung fand. Den aktuellen Rekord hielt bis jetzt der Trinidad Hurrikan aus dem Jahr 1933 inne. Dieser entstand etwa auf dem 59. Längengrad westlicher Länge.

DWD Hurrikan BERYL

Grund für die Entwicklung des Hurrikans waren die außergewöhnlich hohen Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik und der damit verbundenen sehr feuchten Atmosphäre. Durch geringe Windscherung konnten sich initiierte Gewitter gut organisieren und formierten eine tropische Depression. Diese entwickelte sich rapide innerhalb von nur wenigen Stunden zum Tropischen Sturm. Die rasante Entwicklung setzte sich weiter fort und führte schließlich zum stärksten Juni-Hurrikan im Nordatlantik. Damit wurde Hurrikan Audrey aus dem Jahr 1957 von ihrem Platz verdrängt.

DWD Hurrikan BERYL

Am heutigen Montag beeinflusst Hurrikan BERYL Barbados, die südlichen karibischen Inseln Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen. Dabei treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde auf. Der tiefste Druck im Zentrum des Sturms lag bis jetzt bei 958 Hektopascal. Es werden für die südliche Karibik Regenmengen zwischen 80 und 150 Litern erwartet. Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm mit etwa 30 Kilometern pro Stunde westwärts weiter über die Karibische See hinweg. Das Einflussgebiet umfasst einen Bereich mit Radius von 200 Kilometern um das Auge des Sturms. Dabei werden neben extremen Orkanböen, Sturmfluten, extrem heftigem Starkregen auch hoher Seegang erwartet.

Der Hurrikan befindet sich wahrscheinlich bereits auf seinem Höhepunkt. Bis Dienstagabend, soll er laut Prognosen „nur noch“ maximal Kategorie 2 auf der Saffir-Simpson Skala erreichen. Doch auch als nur noch mäßiger Hurrikan werden noch in Böen Windgeschwindigkeiten bis zu 170 Kilometern pro Stunde prognostiziert. Zum Wochenende erreicht der Sturm dann voraussichtlich die südliche Küste Mexikos oder die nördliche Küstenlinie Belizes.

DWD Hurrikan BERYL 1

Der Höhepunkt der Hurrikan-Saison liegt statistisch zwischen Mitte August und Ende September. In diesem Zeitraum traten am häufigsten Hurrikans der Kategorie 5 auf, was auch an den Wassertemperaturen liegt, die im Mittel vergleichbar mit den aktuellen Meeresoberflächentemperaturen sind. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die diesjährige Hurrikan-Saison weiterentwickelt.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.07.2024
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Eine turbulente Wetterwoche mit teils schweren Gewittern steht uns bevor!

Nach einer kurzen Verschnaufpause steht uns am morgigen Dienstag in einigen Teilen Deutschlands eine Schwergewitterlage bevor. Nachdem sich das Wochenende zumindest wettertechnisch recht ruhig und meist kühl gestaltetet hatte, stellt sich die Wetterlage zum Start in die neue Woche um. Das wetterbestimmende Tiefdruckgebiet VALESCA bei den Britischen Inseln verlagert sich unter weiterer Abschwächung nach Skandinavien. Gleichzeitig spaltet sich vor der Küste Nordspaniens ein Höhentief von der Höhenströmung ab und verlagert sich langsam in Richtung Iberische Halbinsel. Dabei werden auf der Vorderseite des Tiefs sehr warme bis heiße Luftmassen über den westlichen Mittelmeerraum nach Norden bis in die Südhälfte Deutschlands transportiert. Durch die Überströmung des Mittelmeeres kommt es zu einer signifikanten Anfeuchtung, sodass die vorherrschende Luftmasse am Dienstag in der Süd- und Osthälfte des Landes einen sehr hohen Feuchtegehalt aufweist. Gebietsweise liegen dort die  bei über 20 Grad.

DWD Eine turbulente Wetterwoche mit teils schweren Gewittern steht uns bevor

Zur selben Zeit strömt auf der Rückseite von VALESCA weiterhin kühle Meeresluft in den Nordwesten Deutschlands ein. Dadurch entsteht quer über Deutschland eine Luftmassengrenze, die sich nach aktuellem Stand in einem Bereich von Nordrhein-Westfalen bis nach Südbrandenburg erstreckt. Im Bereich der Luftmassengrenze kommt es zu kräftigen schauerartigen Niederschlägen und vor allem südlich davon auch zu schweren Gewittern. Da in dieser Zone sowohl eine stark ausgeprägte Windgeschwindigkeits- als auch Richtungsänderung mit der Höhe vorhanden ist, können sich stellenweise Superzellen ausbilden. Dabei handelt es sich um langlebige, gut organisierte Gewitter, die häufig ein hohes Gefahrenpotential aufweisen. Morgen liegt die größte Wahrscheinlichkeit für solche Gewitter in einem Bereich, der südlich an die Luftmassengrenze angrenzt. Dieses Gebiet erstreckt sich voraussichtlich von der Eifel über Nordhessen bis nach Südbrandenburg. Dort muss örtlich mit heftigem Starkregen, größerem Hagel von 3 bis 5 Zentimeter Korndurchmesser und Böen bis in den Orkanbereich gerechnet werden. Auch die Ausbildung einzelner Tornados ist nicht ganz ausgeschlossen.

DWD Eine turbulente Wetterwoche mit teils schweren Gewittern steht uns bevor 1

Südlich des Mains fehlt zur Auslösung von Gewittern der Hebungsantrieb. Dort sind zunächst lediglich im Bereich der Mittelgebirge einzelne heftige Gewitter möglich. Diese können aber durchaus auch mit ähnlichen Begleiterscheinungen einhergehen. Lediglich die Ausbildung von Tornados ist aufgrund einer zu hohen Wolkenbasis und schwächerer in der unteren Troposphäre unwahrscheinlich. Im Südwesten kommen voraussichtlich in der Nacht zu Mittwoch häufiger, teils kräftige Gewitter auf. Nur südlich der Donau werden unter anderem aufgrund des Föhns an den Alpen keine Niederschläge erwartet. Auch im äußersten Nordwesten bleibt es in der deutlich kühleren Meeresluft ruhig. Dort liegen die Höchsttemperaturen zudem nur bei etwa 20 Grad, während im Süden in der schwülwarmen Luftmasse bis zu 33 Grad erreicht werden.

In den darauffolgenden Tagen stehen hauptsächlich im Süden weiterhin stellenweise kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial an. Vor allem am Freitag deutet sich nach jetzigem Stand eine neue Unwetterlage durch schwere Gewitter an. Eine genauere Eingrenzung der Schwerpunkte ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht möglich. Aktualisierte Informationen zur Unwettersituation erhalten Sie jederzeit auf der oder in der Warn-Wetter-App.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.06.2024
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