Schlagwortarchiv für: Sturmtief

JOSHUA, die Bombogenese und der „Sting-Jet“

Das seit mehreren Wochen ruhige Herbstwetter ist mit Beginn dieser Woche bereits in wechselhaftes Wetter umgeschlagen. Sturmtief JOSHUA (international BENJAMIN) zündet am morgigen Donnerstag die nächste Stufe und hat zunehmend starken Wind im Gepäck, sodass ein erster stärkerer Herbststurm zu erwarten ist.

Die Entstehung von JOSHUA

Sturmtief JOSHUA entwickelte sich in den vergangenen Stunden aus einer Wellenstörung über dem nahen Ostatlantik und ist als Tiefdruckgebiet in der Bodenwetterkarte von Mittwoch, 00 UTC, bereits zu erkennen. Es liegt rund 800 km westlich der Britischen Inseln mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 Hektopascal (hPa). Bis zum Donnerstagmorgen zieht es über dem Ärmelkanal hinweg rasch in die Nordsee und vertieft sich dabei auf einen Kerndruck von unter 975 hPa.

Bodenwetterkarte von Mittwoch, 22.10.2025, 00 UTC (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese

„Bombogenese“

Der Druckfall beträgt also rund 25 hPa in etwa 24 Stunden. Bei einem Druckfall von 24 hPa oder mehr in 24 Stunden spricht der Meteorologe von einer „rapiden Zyklognese“, also von einer starken und schnellen Tiefdruckentwicklung. Zusammen mit dem 1980 von Sanders und Gyakum erschienenen Fachartikel „Synoptisch-dynamische Klimatologie der Bombe“ („Synoptic-Dynamic Climatology of the Bomb“) über rapide Zyklogenesen entstanden daraus die etwas martialisch anmutenden Wortprägungen der „Bombogenese“ und der „Bomben-Zyklone“ ( „Die „Bomben-Zyklone“ ).

Vorhersage der Wetterlage für Donnerstag, 23.10.2025 um 14 Uhr Sturmtief JOSHUA über der Nordsee (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese

Sturm am Donnerstag

Das auf Deutschland zukommende Sturmfeld erfasst in den Frühstunden des Donnerstags den Westen und Südwesten des Landes und breitet sich bis zum Abend bis in die Mitte aus. In den Vormittagsstunden treten erste stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8) aus Süd bis Südwest auf, am Nachmittag muss mit Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h (Bft 9), gebietsweise auch mit schweren Sturmböen zwischen 90 und 100 km/h (Bft 10) gerechnet werden. Einige Modelle zeigen sehr punktuell die Möglichkeit für orkanartige Böen um 105 km/h (Bft 11). Auf den Bergen gibt es wie immer noch stärkere Böen bis hin zu Orkanböen um 120 km/h (Bft 12) auf den höchsten Gipfeln (Brocken, Feldberg).

Windentwicklung des Sturmtiefs JOSHUA von Donnerstag 23.10.2025 3 Uhr MESZ bis Freitag, 24.10.2025 21 Uhr MESZ (Böen aus ICON6 (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese 3

„Shapiro-Keyser-Zyklone“, „Cold Jet“ und „Sting-Jet“

JOSHUA weist darüber hinaus am Donnerstagmorgen zeitweise Züge einer sogenannten „Shapiro-Keyser-Zyklone“ auf ( „Wenn der Skorpion zusticht“ ). Bei solchen Zyklonen tritt meist ein „Cold Jet“ ( “ Éowyn – eine erste Bilanz“ ) hinter der Kaltfront des Tiefs auf, in dessen Bereich es die stärksten Böen gibt. Seltener gibt es dagegen den noch gefährlicheren „Sting-Jet“ (auf deutsch „Stachel-Strahl“), der wie ein Schwanz eines Skorpions aussieht. Dabei würde die Windentwicklung noch stärker als derzeit berechnet ausfallen. Die Modelle sind sich aber recht einig, dass sich kein Sting-Jet ausbildet.

Auswirkungen des Sturms

Bei diesen Windgeschwindigkeiten können die zum Teil noch stark belaubten Bäume umkippen, auch wenn die Böden durch die lange trockene Phase zuvor nicht gut durchgeweicht sind. Darüber hinaus stellen abbrechende Äste eine Gefahr dar. Viele Bäume werden sicherlich auch Teile ihrer derzeit farbenfrohen Blätterpracht verlieren. Um Schäden zu vermeiden, sollten Garten und Balkone besser „windfest“ gemacht werden.

Sturm in der Nacht zum Freitag

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Sturmfeld in den Nordwesten, wobei sich der Wind ein wenig abschwächt. Weiterhin sind aber stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 90 km/h (Bft 8 bis 9) zu erwarten, an der Nordsee kommt es dann zu orkanartigen Böen oder Orkanböen zwischen 105 und 120 km/h (Bft 11 bis 12). Zudem ist es auch im äußersten Süden sehr windig mit stürmischen Böen um 65 km/h (Bft 8) bis ins Tiefland und Sturmböen um 90 km/h (Bft 9) in den Bergen.

Sturm auch am Freitag und am Wochenende

Am Freitag bewegt sich JOSHUA nur noch gemächlich in Richtung Skagerrak, sodass das Sturmfeld über der Nordhälfte zu finden ist. Die Modelle simulieren dabei stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 60 und 80 km/h (Bft 8 bis 9), an der Nordsee können noch schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) vorkommen.

Am Wochenende wandelt sich JOSHUA in ein mehrkernigen Tiefkomplex mit Schwerpunkt über Skandinavien um. An dessen Südwestflanke ist es insbesondere im Nordosten windig mit steifen bis stürmischen Böen zwischen 50 und 70 km/h (Bft 7 bis 8). Nach Südwesten hin schwächt sich der Wind dagegen etwas ab.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

„Ex-Gabrielle“ überquert die Azoren

Am frühen Morgen des heutigen Donnerstags zog der ehemalige Hurrikan und nun außertropische Sturmtief mit dem Namen „Ex-Gabrielle“ über bzw. knapp nördlich der Azoren ostwärts. An der Südflanke von „Ex-Gabrielle“ wurden auf der Inselgruppe Orkanböen bis 122 km/h gemessen. Die stärksten Regenfälle blieben an der Nordflanke von „Ex-Gabrielle“ knapp nördlich der Azoren. Am gestrigen Donnerstag war noch fraglich, ob Hurrikan „Gabrielle“ bis zum Erreichen der Azoren noch seine tropischen Eigenschaften beibehält. Am späten Abend wurde dann vom National Hurricane Center (NHC) entschieden, dass „Gabrielle“ eine Umwandlung zu einem außertropischen Sturmtief vollzogen hatte. Das NHC, eine Unterabteilung des US-amerikanischen Wetterdienstes, erstellt unter anderem für den Nordatlantik Vorhersagen für tropische Tiefs. Die Transformation hin zu einem außertropischen Tief ist typischerweise dann gegeben, wenn keine oder kaum noch Konvektion, sprich Gewitter am Tiefkern vorhanden ist und Luftmassengegensätze in Tiefnähe, sprich Fronten, vorhanden sind. Dafür verantwortlich können niedrigere Wassertemperaturen oder/und zunehmende Scherung (Windstärke- und richtungsänderung mit zunehmender Höhe) in Nähe der Frontalzone sein. Nichtsdestotrotz war „Ex-Gabrielle“ auch als mehr oder weniger gewöhnliches Sturmtief gefährlich. Denn die Schadenwirkung der Böen ist letztlich unabhängig von der Art des Tiefs.
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Satellitenbild, Isobaren des Bodendrucks und stündliche Messwerte der Windböen in Kilometer pro Stunde.

„Ex-Gabrielle“ wird in den nächsten Tagen den Ostkurs beibehalten und am Sonntag Südportugal erreichen. Das stärkste Windfeld wird aber auf See bleiben, sodass dort nicht mit einem außergewöhnlichen Sturm zu rechnen ist. Örtlich könnten allerdings kräftige Niederschläge mit Niederschlagssummen um 100 Liter pro Quadratmeter zum Problem werden. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt wahrscheinlich zwischen Lissabon und Porto.
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Prognostizierte Zugbahn von „Ex-Gabrielle“

Mit dem Ende von „Gabrielle“ kehrt jedoch bei weitem nicht Ruhe auf dem Atlantik ein. Mit „Humberto“ gibt es seit heute den dritten Hurrikan der Saison 2025 auf dem Nordatlantik. Momentan befindet sich „Humberto“ weit nordöstlich der Karibik und wird in den kommenden Tagen auf nordwestlichem Kurs in das Seegebiet westlich der Bermudas gesteuert. Währenddessen soll sich der Hurrikan bis auf Stufe 4 der fünfstufigen Skala intensivieren. Damit wären die ersten drei Hurrikane des Jahres zugleich besonders starke Hurrikane (mindestens Stufe 3) gewesen. Zuletzt war dies 1935 der Fall. „Humberto“ bedroht auf seiner Zugbahn zunächst aber sehr wahrscheinlich kein Land. Anders sieht dies bei einer weiteren tropischen Störung dicht südlich der Bahamas aus. Diese verstärkt sich wahrscheinlich zu einem tropischen Sturm und könnte dann die Bahamas und in der kommenden Woche auch die Südostküste der USA erreichen. Falls es zu einer Verstärkung zum Sturm kommt wird dieser den Namen „Imelda“ tragen.
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Übersichtskarte mit den aktiven tropischen Systemen auf dem Nordatlantik. In dem rot schraffierten Gebiet könnte „Imelda“ entstehen.

M.Sc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Der September – ein verkappter Sommermonat?

Nein, das hat er sich anders vorgestellt, der September. Der Monat, der von den Meteorologen kühl-wissenschaftlich zum ersten Herbstmonat degradiert wird. Dabei will der Liebe vielmehr ein Spätsommermonat sein, den Menschen vor der nahenden dunklen und kalten Jahreszeit noch einmal laue Sommerabende bescheren.

Aber genug des unwissenschaftlichen Plädoyers, nun zu den Fakten.

Aus astronomischer Sicht sieht es tatsächlich nicht gut aus für den „Möchtegern-Sommermonat“. Die Fakten: morgens wird es später hell, abends früher dunkel, der „lichte Tag“ wird schnell kürzer. Die Sonne steht zudem immer niedriger über dem Horizont, die direkte Sonnenstrahlung dringt also immer flacher in die Atmosphäre ein. Die Sonne liefert damit im Laufe des Monats sukzessive weniger wärmende Energie. Ein eindrückliches Beispiel: Die Tageslänge Anfang September entspricht in etwa der von Anfang April.

Also jetzt auch noch ein Vergleich zwischen September und April, der nicht weiß, was er will? Nun, die astronomische Wahrheit ist nur die halbe Wahrheit. Denn der Sonnenstand bestimmt nicht allein die Temperaturentwicklung über das Jahr hinweg. Nach der kalten Jahreszeit wird ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Sonnenenergie in die Erwärmung von Wasser- und Landmassen oder auch in das Abschmelzen von Eis investiert. Vor allem die Ozeane können sehr viel Wärme speichern, die im Herbst wieder an die Luft abgegeben wird. Die Landmassen, insbesondere aber die Ozeane, sind sozusagen die anspringende Heizung, wenn der Sonne im Herbst allmählich die Puste ausgeht. Als Resultat dessen ist das Maximum der Temperaturen – zumindest im vieljährigen Mittel – um etwa sechs Wochen gegenüber dem Maximum der Sonneneinstrahlung verschoben. Davon profitiert auch der September!

Der September ein verkappter Sommermonat 1

Monatsmittel des Sonnenstandes zur Mittagszeit und der Mitteltemperatur in Frankfurt/Main.

Natürlich spielen darüber hinaus auch noch weitere örtliche und regionale Klimafaktoren eine Rolle wie Meeresströmungen oder die für einen bestimmten Zeitraum typischen Großwetterlagen. Der September gilt in Mitteleuropa so z. B. als „klimatisch stabil“. Im Wesentlichen sind es die geringen Temperaturgegensätze zwischen den Europa umgebenden Meeren und dem Festland sowie zwischen den hohen und niederen Breiten, die weniger turbulente Tiefdruckaktivität als Hochdruckdominanz über Mitteleuropa begünstigen.

Das klingt doch eher nach Sommer als nach Herbst. Tatsächlich wartet der September z. B. in Frankfurt am Main mit einem mittleren Temperaturmaximum von 20,8 °C auf und liegt damit zwar hinter den Monaten Juli (26,1 °C), August (25,7 °C) und Juni (23,9 °C), aber noch vor Mai (20,4 °C) auf dem vierten Platz. Vor allem in der ersten Monatshälfte kann es noch einmal richtig heiß werden mit Temperaturen über 30 °C. In Jena (Sternwarte) ging es am 03.09.1911 bis auf hochsommerliche 36,5 °C rauf. Auch im vergangenen Jahr am 04.09. wurden Temperaturen über 35°C registriert (z. B. in Doberlug-Kirchhain in Brandenburg; 35,2 °C). Zugleich kühlt die Luft in den immer länger werdenden Nächten schon deutlich stärker aus als noch in den Vormonaten. Zum Ende des Monats steigt zudem das Potenzial erster kräftiger Kaltluftvorstöße aus Norden. In der Folge stellen sich im Septemberverlauf häufig die ersten Nachtfröste ein (z. B. Karlshuld in Oberbayern: -6,4 Grad am 23.09.1964).

Wie steht es nun um das Eingangsplädoyer, der September wäre zu Unrecht zum Herbstmonat degradiert worden? Im Hinblick auf die Ausführungen mag es zwar etwas hoch gegriffen gewesen sein, denn der September weist neben vielen sommerlichen immerhin auch einige herbstlich anmutende Facetten auf. Aber wie sagt man so schön: Im Zweifel für den Angeklagten – geben wir dem September also noch die Chance, sich sommerlich zu bewähren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Übergang in den Herbst?

Bei einem Blick auf die aktuelle Analysekarte ist ein umfangreiches Sturmtief mit seinem Zentrum bei Irland zu erkennen. Der herbstliche Charakter des Sturmtiefs ULRICH zeigt sich durch seinen tiefen Kerndruck von unter 970 Hektopascal. Zu Wochenbeginn verlagert sich ULRICH unter leichter Abschwächung nach Schottland und beeinflusst mit seinen Frontensystemen auch die Westhälfte Deutschlands. Damit kommen in der Nacht auf Montag im Westen teils kräftige schauerartige Niederschläge auf. Örtlich sind auch eingelagerte Gewitter nicht ausgeschlossen. Vor allem von der Eifel bis zum Emsland besteht die Gefahr durch mehrstündigen Starkregen.

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Analysekarte für Sonntag, den 31.08.2025. Auf der Vorderseite von Sturmtief ULRICH wird feuchtwarme Luft nach Deutschland geführt. (Quelle: DWD)

In der großen Südosthälfte gibt es davor am Sonntag aber nochmals angenehm warmes und sonniges Spätsommerwetter. Dort steigen die Temperaturen auf badetaugliche 24 bis 28 Grad. Am Montag kommen die Niederschläge aus der Nacht in abgeschwächter Form bis zur nördlichen Landesmitte voran. Dazu gehen auch die Temperaturen etwas zurück. Häufig werden nur noch um oder knapp über 20 Grad erwartet. Lediglich im äußersten Osten treten nochmals sommerliche Werte von über 25 Grad auf.

Auch in den Folgetagen ändert sich an der Großwetterlage nicht viel. Es bleibt bei einer zyklonal geprägten Südwestlage. Damit strömt zwar relativ warme Meeresluft ins Land, allerdings ist beständiges Spätsommerwetter mit mehreren niederschlagsfreien Tagen damit nicht in Sicht. Etwas bevorzugt dabei ist voraussichtlich der Osten und Südosten. Dort sind auch längere sonnige Abschnitte möglich. Jedoch sorgt dort am Dienstag ein kleinräumiges Tief für kräftige, teils gewittrige Niederschläge. Stellenweise ist auch mehrstündiger Starkregen möglich.

In der zweiten Wochenhälfte stellt sich wieder das altbekannte Muster ein. Während sich der Südosten vorübergehend unter schwachem Zwischenhocheinfluss befindet, sorgen Frontensysteme eines kräftigen Tiefdruckkomplexes mit Zentrum über Nordwesteuropa vor allem in der Nordwesthälfte für weitere Niederschläge. Dazu bleibt es aber spätsommerlich warm. Bei längerem Sonnenschein werden in den Niederungen durchaus Höchsttemperaturen um 25 Grad erreicht.

Uebergang in den Herbst 2

Temperaturvorhersage für kommende Woche für Deutschland. (Quelle: DWD)

Mittelfristig bleibt uns nach jetzigem Stand die Großwetterlage erhalten. Über Nordwesteuropa werden immer wieder kräftige Tiefdrucksysteme simuliert. Am kommenden Wochenende könnte sich allerdings auf der Vorderseite eine Hochdruckbrücke aufbauen. Diese würde dann im Zusammenspiel mit einer sehr warmen südwestlichen Strömung vorübergehend für lupenreines Spätsommerwetter sorgen. Gleichzeitig nimmt die Vorhersageunsicherheit ab dem Wochenende auch deutlich zu. Ein Großteil der Modelläufe deutet nur auf eine kurze, stabile und warme bis sehr warme Spätsommerperiode hin! Einen längeren Zeitraum mit beständigem Spätsommerwetter ist allerdings vorerst nicht in Sicht. Die wechselhafte und relativ warme Witterung setzt sich somit bis auf Weiteres fort. Erst in der zweiten Septemberdekade gibt es unter stark zunehmender Vorhersageunsicherheit Anzeichen für hochdruckgeprägte Wetterlagen über Zentraleuropa (siehe Grafik 3).

Uebergang in den Herbst 3

Hovmöller Diagramm der Wetterlagen über Europa bis Ende September. Bis zum Beginn der zweiten Septemberdekade ist tiefes Geopotential über West – und teilweise über Mitteleuropa vorherrschend. Danach gibt es bei stark zunehmenden Unsicherheiten Anzeichen für eine Umstellung mit hochdruckgeprägten Wetterlagen. (Quelle: ECMWF)

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.08.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurück

Deutschland wird aktuell von Sturmtief NING (int. Floris) mit Kern über Westnorwegen beeinflusst. Die dazugehörige Kaltfront liegt quer über der Mitte des Landes und erreicht Dienstagabend den Süden. Für die Jahreszeit ist ein recht intensives Sturmtief. Zum Glück zieht der Kern des Tiefs so weit nördlich, sodass nur die nördliche Nordsee, der Norden von Dänemark und Südnorwegen vom eigenen Sturmfeld betroffen werden und sich die Auswirkungen in Deutschland in Grenzen halten.

Somit startete der Dienstag entlang der Kaltfront in einem breiten Streifen über die Mitte und Teile des Nordens bedeckt. Von Rheinland-Pfalz über Thüringen bis nach Sachen und Südbrandenburg fällt schauerartiger Regen, der im weiteren Tagesverlauf nach Süddeutschland zieht. Zuvor scheint dort die Sonne und bevor die eigentliche Kaltfront eintrifft, können sich dort einzelne starke Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen entwickeln. Von Nordwesten lockern die Wolken zwar auf, aber von der Nordsee greifen Schauer und kurze Gewitter auf Norddeutschland über, dazu ist es dort sehr windig, an den Küsten auch stürmisch.

Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurueck

Wetter- und Temperaturkarte, Dienstag 05.08.2025

Am Mittwoch macht sich das Hoch INES über Deutschland bemerkbar. Dessen Einflussbereich erstreckt sich bis nach Mitteleuropa. Der Süden und die Mitte profitieren vom Hoch, der Norden hingegen liegt noch am Rande des Tiefs NING, sodass es dort noch leicht wechselhaft mit vereinzelten Schauern ist. Dazu weht noch ein kräftiger Westwind. Ansonsten zeigt sich überwiegend die Sonne.

Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurueck 2

Wetter- und Temperaturkarte, Mittwoch 06.08.2025

Hoch INES bringt die lang ersehnte Wetterberuhigung in Deutschland und sorgt für die Rückkehr des Hochsommers. Bereits am Donnerstag steigen die Temperaturen in den sommerlichen Bereich zwischen 25 und 30 Grad, dazu scheint im fast ganzen Land die Sonne. Am Freitag wird es noch heißer mit Höchstwerten südlich des Mains und der Mosel über 30 Grad. Lediglich im äußersten Norden ist es merklich kühler und wolkiger.

Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurueck 3

Wetterausichten von Donnerstag bis Samstag (07.08.2025 – 09.08.2025)

Wie lange hält das schöne und heiße Wetter an? Bis Sonntag bleibt es sehr wahrscheinlich sommerlich warm bis heiß, jedoch steigt das Gewitterrisiko vor allem im Westen und im Süden an. Es sind aber nur lokale Geschichten, der Gesamteindruck bleibt schön.

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Extremes Wetter in Teilen Europas

Am 12. Juli gab es in Finnland den ersten von 22 Hitzetagen in Folge. 22 Tage lang gab es mindestens eine Station in Finnland, an der mehr als 30 Grad gemessen wurden. Den landesweiten Höchstwert innerhalb dieses Zeitraums gab es am 31.07.2025 in Oulu am Bottnischen Meerbusen mit 32,6 Grad. Wie außergewöhnlich diese Hitzewelle war, zeigt der Vergleich mit dem bisherigen Rekord. Mit 13 Hitzetagen am Stück im Juni bzw. Juli 1972 lag der alte Rekord deutlich niedriger. Am heutigen Sonntag (03.08.2025) reicht es nicht mehr für 30 Grad. Ein Sommertag von 25 Grad wird gebietsweise aber nochmal erreicht.

Verantwortlich für diese lang anhaltende Hitze war ein stabiles Hochdruckgebiet über dem Nordosten Europas, das zum einen warme Luft aus dem Süden nach Skandinavien führte und zum anderen für viel Sonnenschein sorgte, sodass die Luft sich an den langen Tagen immer wieder deutlich erwärmen konnte. Abbildung 1 zeigt die Anomalien der Temperatur in den vergangenen 30 bzw. 7 Tagen gegenüber dem Mittel 1981-2010. Die höchsten positiven Anomalien in Europa gab es jeweils in Skandinavien. In den vergangenen 30 Tagen war die Abweichung besonders in Mittelnorwegen und Nordschweden groß, in den vergangenen 7 Tagen in Finnland und dem Nordwesten Russlands. In den „hot spots“ lagen die Temperaturen in den vergangenen 30 Tagen um etwa 6 Kelvin und in den vergangenen 7 Tagen etwa 10 Kelvin über dem Mittel. Bereits am 25.07.2025 wurde in einem Thema des Tages auf die ungewöhnliche Wärme im Norden Europas eingegangen: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/7/25.html

Extremes Wetter in Teilen Europas

Anomalien der 2m-Temperatur in den vergangenen 30 bzw. 7 Tagen über Europa. (Quelle:www.karstenhaustein.com/climate)

Nachdem die Wärme zuletzt also bereits etwas nach Osten abgedrängt wurde, findet in den kommenden Tagen eine weitere Ostverlagerung statt. Weniger Skandinavien, sondern der Nordwesten Russlands sind dann im Fokus der größten positiven Anomalien. Von Westen setzt sich dagegen Tiefdruckeinfluss in Skandinavien durch.

Womit wir beim nächsten Extrem wären. Ein für die Jahreszeit extrem starkes Sturmtief zieht am Montag über Schottland und den Nordteil der Nordsee nach Südnorwegen. Seinen Höhepunkt erreicht das Sturmtief FLORIS in der Nacht zum Donnerstag über dem Nordteil der Nordsee mit einem Kerndruck von wahrscheinlich etwas unter 980 Hektopascal. Das stärkste Windfeld befindet sich dabei an der Süd- und Südwestflanke des Sturms. Die Böen erreichen über dem offenen Meer und an exponierten Standorten in Schottland wahrscheinlich zum Teil mehr als 140 km/h. Entsprechend hat der Britische Wetterdienst Warnungen der zweithöchsten Stufe herausgegeben.

Extremes Wetter in Teilen Europas 2

Animation der Windgeschwindigkeiten (Böen) in 10 Meter Höhe und des Bodendrucks für Montag und die Nacht zum Dienstag (04./05.08.2025), Modell: ICON (Quelle.DWD)

Deutschland wird von dem Sturmfeld abgeschwächt ab Montagabend erfasst. Während der Süden nicht viel davon mitbekommen wird, frischt der Wind an den Küsten deutlich auf. Montagabend ist dies zunächst an der Nordsee der Fall, in der Nacht zum Dienstag auch an der Ostsee. Am Dienstag tagsüber frischt dann auch im Norddeutschen Binnenland der Wind auf. An den Küsten erreicht der westliche Wind in Böen Stärke 8 oder 9, im Binnenland Stärke 7 oder 8. Das heißt, dass es zwar auch an den deutschen Küsten für die Jahreszeit recht windig wird. Durch die recht große Entfernung zum Sturmtief wird das ganze aber dennoch gemäßigt ablaufen.
Das Hoch im hohen Norden weicht nach Osten, ein kräftiges Sturmtief wirbelt über dem Nordwesten Europas. Beides führt im Laufe der kommenden Woche auch zu einer Änderung der eingefahrenen Wetterlage über Mitteleuropa. Ab Wochenmitte kann sich von Süden zumindest vorübergehend Hochdruckeinfluss durchsetzen und mit Winddrehung auf Südwest wird wärmere Luft nach Deutschland geführt.

Extremes Wetter in Teilen Europas 3

Prognosekarte des Bodendrucks mit Fronten für kommenden Donnerstag, den 07.08.2025 (Quelle.DWD)

MSc.-Met.Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.08.2025
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Ungewöhnlich warmes erstes Aprilwochenende!

Am gestrigen Samstag wurde in der Mitte und im Süden Deutschlands verbreitet ein Sommertag mit Höchsttemperaturen von über 25 Grad verzeichnet. In Ohlsbach gab es sogar den ersten Hitzetag mit einem Spitzenwert von 30,1 Grad. Damit wurden dort sowie an vielen anderen Stationen Temperaturen erreicht, die bisher in der ersten Aprildekade noch nie auftraten. Zudem gab es noch nie so früh im Jahr einen Hitzetag mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 30 Grad.

Verantwortlich für diese bemerkenswerte warme Witterung ist ein langwelliger über Westeuropa in Verbindung mit einem kräftigen Sturmtief bei Irland. Auf der Vorderseite des Tiefs gelangt sehr warme bis heiße Luft von Nordafrika bis nach Mitteleuropa. So liegt die Temperatur in 850 Hektopascal (etwa 1500 Meter Höhe) im Süden Deutschlands bei bis zu 18 Grad. Da sich erst im Laufe des Samstags im Westen Saharastaub bemerkbar machte, konnte sich die Luftmasse durch überwiegend ungestörte Sonneneinstrahlung auch in Erdbodennähe noch ordentlich erwärmen. Denn Saharastaub hat einen dämpfenden Einfluss auf die Tageshöchsttemperaturen. Zum einen wird die von der Sonne ausgehende kurzwellige Strahlung an den Staubpartikeln reflektiert und zum anderen fördern die die Ausbildung von hohen Wolkenfeldern. Durch die fehlende Einstrahlung wird das volle Potenzial einer Luftmasse nicht ganz ausgenutzt.

DWD Ungewoehnlich warmes erstes Aprilwochenende

DWD Ungewoehnlich warmes erstes Aprilwochenende 1

Zuvor dominierte gestern um die Mittagszeit noch größtenteils ungetrübter Sonnenschein. Erst im Laufe des Nachmittags stieg die Saharastaubkonzentration im Westen deutlich an. Dies hatte aber nur noch einen geringen Einfluss auf die Temperaturentwicklung, wodurch rekordverdächtig hohe Werte erreicht wurden. In der Nacht auf Sonntag hatte der Saharastaub allerdings den gegenteiligen Effekt. Durch verstärkte Wolkenbildung zusammen mit einem teils böigen Südwind war die nächtliche Abkühlung nur schwach ausgeprägt. Vor allem an den Nordrändern der Mittelgebirge kamen zusätzlich noch Föhneffekte hinzu. Somit wurde im Umfeld des Harzes sogar örtlich eine Tropennacht mit einer Tiefsttemperatur von über 20 Grad verzeichnet.

Auch am heutigen Sonntag hält das frühsommerliche Wetter an. Von Nordwesten nimmt der Tiefdruckeinfluss allmählich zu. An einer wellenden Kaltfront kann in der Nordwesthälfte etwas Regen fallen. Nach Südosten überwiegt der Hochdruckeinfluss. Allerdings fördert dort die hohe Konzentration an Saharastaub die Wolkenbildung, sodass die Höchsttemperaturen im Vergleich zum Vortag etwas geringer ausfallen werden. Dennoch zeigt das Thermometer abgesehen vom äußersten Norden und Nordwesten in den Niederungen verbreitet Temperaturen um 25 Grad an. Im Süden und Osten sind stellenweise auch rekordverdächtige Werte bis 28 Grad möglich. Erst in der kommenden Woche machen sich von Nordwesten sukzessive deutliche kühlere Luftmassen bemerkbar. Bis dahin zeigt sich der April aber von seiner frühsommerlichen Seite.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.04.2024
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Eine Fahrt ins Ewige Eis: Alles ganz EAS(I)Y!

EASI-2 ist die Abkürzung des zweiten Teils eines internationalen Forschungsprojektes mit dem Namen „East Antarctic Ice Sheet Instability“. In dem Projekt wird die Veränderungen der Instabilität des Ostantarktischen Eisschildes sowie deren Wechselwirkungen mit der Zirkulation im Südozean untersucht. Auf der Expedition EASI-2 waren mehrere Forschungsteams unter anderem aus Deutschland, den Niederlanden und Australien an Bord von FS Polarstern. Der Schwerpunkt der Forschung lag dabei auf den aktuellen Prozessen der Wassersäule der Südpolarmeere mit Augenmerk auf die Nährstoffverfügbarkeit. Zudem wurden Sedimentproben von bis zu 25 Metern Tiefe aus dem Meeresboden gezogen, um Rückschlüsse auf Veränderungen der letzten 500 Tausend Jahre ziehen zu können. Es war eine sehr arbeitsintensive Forschungsreise mit 140 Forschungsstationen. Dass so viele Stationen erfolgreich stattfinden konnten, lag nicht nur an der guten Zusammenarbeit auf dem Schiff, sondern auch an den günstigen Wetterbedingungen, die uns auf dieser Reise begleiteten.

DWD Eine Fahrt ins Ewige Eis Alles ganz EASIY

Ende November stach FS Polarstern von Kapstadt aus in See. Knapp drei Wochen dauerte die Fahrt von Südafrika an den Prinz Edward Inseln vorbei bis zum antarktischen Festland in der Prydz-Bucht. Das Wetter war uns von Beginn an wohl gesonnen. Bei Windstärken um 6 Beaufort und einer signifikanten Wellenhöhe von 3 Metern erreichten wir ohne Probleme nach nur wenigen Tagen die erste Forschungsstation. Während des Transits stoppte FS Polarstern immer wieder für solche Stationen auf. Dann bleibt der Eisbrecher mitten im „Nichts“ für 10 bis 16 Stunden auf offener See stehen und wissenschaftliche Gerätschaften werden ins Wasser gelassen. Nur ein einziges Mal hat uns ein Sturmtief gezwungen, die Forschungsarbeit früher zu beenden. Am Dienstag, den 12. Dezember 2023 fand eine rapide Zyklogenese knapp südöstlich von Südafrika statt. Innerhalb von etwa 40 Stunden fiel der Druck im Zentrum des neu entstandenen Tiefs über 60 hPa. Gleichzeitig verlagerte sich das Sturmtief dabei mit 50 Knoten südostwärts, sodass FS Polarstern am Donnerstag, den 14. Dezember 2023 in dessen Einflussbereich geriet. Da wir aber bereits frühzeitig den Kurs gewechselt hatten, waren wir bereits in einem Bereich, indem die Forschungsarbeiten trotz Sturm weitergeführt werden konnten. Rückseitig des Tiefs weitete sich erneut ein Hochdruckkeil südwärts aus, was vorübergehend für schwachwindige und teils sonnige Wetterbedingungen sorgte.

Am 17. Dezember 2023 erreichten wir dann die Gewässer vor der Australischen Antarktisstation Davis in der Prydz-Bucht. Von dort aus wurde ein Team aus sechs Geologen auf das Festland ausgeflogen. Während die Geologen drei Wochen in ihren Zelten auskommen mussten, erforschte der Rest der Wissenschaft in der behaglichen Behausung des Eisbrechers die Prydz Bucht. Das Wetter zeigte auch innerhalb der nächsten Wochen in der Prydz-Bucht seine schöne Seite. Lokale Tiefs entwickelten sich immer wieder über dem „warmen“ Wasser der Bucht. Dadurch formierte sich wiederkehrend dichte Bewölkung, die von Nordosten in Richtung FS Polarstern strömte. Vor allem durch die sehr trockene Antarktische Festlandsluft mit Taupunkten weit unter -10 Grad wurden die Wolkenfelder jedoch meist abgetrocknet und lösten sich auf. Das Resultat war dann strahlender Sonnenschein. Dank des Polartages hielt dieser teils auch ununterbrochen für 48 Stunden an. Bei der Annäherung an die Schelfeiskante des Amery Eisschildes konnte man zudem andere, für die Region typische Wetterphänomene beobachten. Zum einen die katabatischen Winde, die als kalter, ablandiger Fallwind von den Gletschern der Antarktis in Richtung Meer hin wehten und manchmal als Verwirbelungen vom lockeren Schnee an der Eiskante erkennbar waren.

Durch die guten Sichten in der sehr trockenen Luft, konnte man die faszinierenden Eisstrukturen im vollen Umfang bestaunen. Die Eiswelten zeigten sich, trotz eines Minimums in der Meereisbedeckung, in all seinen Facetten. Besonders beeindruckend war das bläuliche Leuchten, das aus dem Inneren der Eisberge durchschimmert. Am Amery Eisschelf erinnerten Aushöhlungen, die an der Wasserkante ausgewaschen wurden, an italienische Arkaden und luden zu Erkundungen ein. Doch nicht nur die Süßwasser-Eis-Formationen lösten Bewunderungen aus, sondern auch die verschiedenen Stufen der Meereisbildung. Vom ersten Frazil-Eis, über Pfannkucheneis bis hin zu Presseishügeln wurde alles gesichtet und bestaunt. Wir hatten auch Glück, dass wir die gefrorene Landschaft nicht nur beobachten durften. An zwei Tagen hielt FS Polarstern für kurze Zeit an einer Eisscholle. Wer Zeit hatte, durfte dann seinen Fuß auf das gefrorene Wasser setzen.

Anfang Januar wurden die Landgeologen mit dem Hubschrauber zurück auf das Mutterschiff geholt. Wieder vollzählig fuhren wir weiter ostwärts um das Shackleton Schelfeis herum bis hin zum Denman Gletscher. Auf dieser Teilstrecke mussten wir das Wetter aufgrund seiner Windrichtung rügen. Durch beständigen Nordostwind wurde sehr viel Treibeis an das Shackleton Schelfeis hin verdriftet. Aufgrund der hohen Eiskonzentration verlangsamte sich das Vorankommen etwas. Nichtsdestotrotz hielten wir an der geplanten Route fest und wurden nicht nur durch eine Vielzahl an erfolgreichen Forschungsstationen am östlichen Rand des Denman Gletschers, sondern auch durch eine wunderschöne Kulisse belohnt. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte uns eine Orca-Schule die aus einer Eisbucht heraus und weiter am Schiff vorbei schwamm.

Nach diesem bezaubernden Tag verabschiedeten wir uns aus dem Eis und fuhren in Richtung Norden hinaus auf die offene See. Nach vier Wochen im ruhigen Eis, musste man sich erst wieder an die schaukelige See gewöhnen. Und schließlich warteten die berühmt, berüchtigten Furious Fifties und Roaring Forties auf uns. Doch auch hier blieben die Stürme aus und die Arbeiten an Bord konnten ohne meteorologische Störungen weitergehen. Ein kleines Manko beim Transit von der Antarktis bis nach Tasmanien stellte der fehlende Sonnenschein dar. Der typische maritime Stratocumulus begleitete uns fast durchgehend. Größere Wolkenlücken traten meist nur für wenige Stunden auf. Und es wurde auch plötzlich wieder Nacht. Mit der Fahrt in niedrigere Breiten konnten wir wieder Sonnenunter- und aufgänge beobachten. Da wir aber gleichzeitig ostwärts fuhren, waren wir nun gezwungen auch die Uhren an Bord allmählich den Zeitzonen anzupassen. Insgesamt musste neun Mal die Uhr jeweils eine Stunde vorgestellt werden. Das hieß, dass fast jeden zweiten Tag die Nacht um eine Stunde verkürzt wurde.
DWD Eine Fahrt ins Ewige Eis Alles ganz EASIY 1
Ende Januar kam dann endlich wieder Land in Sicht. FS Polarstern lief in Hobart/Tasmanien ein. Zur Begrüßung wartete der australische Forschungseisbrecher RV Nuyina im Hafen auf uns. Aktuell befindet sich FS Polarstern wieder in der Antarktis auf dem dritten Teil des Projektes EASI-3. Die aktuelle Position von FS Polarstern mit Infos zu den Expeditionen findet man hier.

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MSc Meteorologin Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.03.2024
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Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Zunächst einmal Ihnen allen ein frohes neues Jahr, liebe Leserinnen und Leser! Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Unsere Warnkarte startet auf jeden Fall gut gefüllt ins neue Jahr. Darin zu finden sind Warnungen vor zum Teil ergiebigem Dauerregen und Wind. Heute tagsüber steht dabei zunächst einmal der Wind im Fokus, der sich vor allem in der Mitte und dem Süden sehr lebhaft, im Bergland mitunter auch stürmisch präsentiert. Ansonsten zeigt sich das Neujahrswetter häufig von seiner unbeständigen und wolkenreichen Seite. Im Südosten laden dagegen weitgehend trockene Bedingungen und etwas Sonnenschein zu einem Neujahrsspaziergang ein.

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Verantwortlich für unser Wetter ist dabei Tiefdruckkomplex COSTA über den Britischen Inseln – noch! Denn über dem Atlantik nähert sich langsam aber sicher Tief DIETMAR, dessen Ausläufer in der kommenden Nacht zum Dienstag mit teils kräftigem Regen auf Deutschland übergreifen. Verstärkt werden diese Regenfälle durch ein kleinräumiges Sturmtief, das sich am Südrand von DIETMAR formiert und in der Nacht zum Mittwoch bereits über der Nordsee liegt.

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In der Folge kommt es ab der Nacht zum Dienstag bis in den Mittwoch hinein verbreitet zu teils kräftigem und vor allem in den Mittelgebirgen zu langanhaltendem und mitunter ergiebigem Regen. Mit Blick auf die aktuelle Hochwassersituation in Teilen Deutschlands sind das natürlich alles andere als gute Nachrichten. Aktuelle Infos dazu finden Sie übrigens unter. Kleiner Nebenschauplatz: In den östlichen Mittelgebirgen kann es zu Beginn der Niederschläge, also ab Dienstagfrüh, erst einmal ein paar Zentimeter Neuschnee geben, ehe sie beim Übergang in Regen wieder ruckzuck wegtauen.

Tja und das Sturmtief trägt den Wortteil „Sturm“ nicht umsonst im Namen, denn an seiner Südflanke wird es am Dienstag und Mittwoch in weiten Teilen des Landes sehr windig bis stürmisch, auf den Bergen und an der Nordsee droht schwerer Sturm. Aber nicht nur an der Südflanke, auch an der Nord- beziehungsweise Nordostflanke des Tiefs wird es stürmisch, was hauptsächlich die Ostsee betrifft. Über Skandinavien thront nämlich ein kräftiges Hochdruckgebiet, sodass sich zwischen den beiden Druckgebilden ein kräftiger Druckgradient aufbauen kann.

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Welchen Weg das Sturmtief danach einschlägt, ist noch sehr unsicher. Einig ist sich die Modellwelt dagegen, dass es sich im Laufe des Mittwochs langsam abschwächt. Von einer Wetterberuhigung kann man aber nicht wirklich sprechen, denn zum einen bleibt es auch am Mittwoch und Donnerstag weiterhin sehr unbeständig mit zum Teil kräftigen Schauern und zum anderen zum anderen wird es am Donnerstag im Süden noch einmal sehr windig.

Summiert man die Niederschlagsmengen von der kommenden Nacht zum Dienstag bis Donnerstag auf, so kommt man verbreitet auf 15 bis 30 l/qm, vom Südwesten bis in den Nordwesten und über Teilen der Mitte auf etwa 30 bis 50 l/qm und im Weststau mancher Mittelgebirge auf 50 bis 80 l/qm innerhalb von 48 bis 60 Stunden. Das muss allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn in der Nacht zum Freitag soll nach jetzigem Stand bereits das nächste Tief mit Niederschlägen von Westen auf Deutschland übergreifen. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist allerdings noch sehr unsicher, genauso wie die damit zusammenhängenden Niederschlagsschwerpunkte.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.01.2024
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Teils erneut ungewöhnliche Oktoberwärme, aber nicht überall

Tief Patrick verlagert sich am heutigen Freitag über die Nordsee nach Südschweden. Dabei nehmen an der Südseite des Sturmtiefs die Druckunterschiede deutlich zu, sodass gerade an den Küsten und auf den Bergen stürmischer Wind aufkommt. Rückseitig des Sturmtiefs fließen in den Nordosten zum Sonntag hin dann deutlich kühlere Luftmassen polaren Ursprungs ein. Gleichzeitig wölbt sich über West- und Mitteleuropa ein kräftiger und stabiler auf, welcher in der Höhe erneut ungewöhnlich warme Luftmassen über Südwesteuropa nach Norden führt.

Somit gestaltet sich das Wetter in der Südwesthälfte bei wieder steigenden Temperaturen häufig freundlich. Am Sonntag sind im äußersten Südwesten örtlich schon wieder sogenannte „Sommertage“ mit Tageshöchstwerten von 25 Grad oder mehr wahrscheinlich. Zudem bestimmt eine Wetterdreiteilung das Land. Während im äußersten Südwesten und Nordosten häufig die Sonne scheint, ist es über den mittleren Landesteilen teils wolkiger. Dort positioniert sich eine markante Luftmassengrenze mit zeitweiligen Regenfällen.

So zeigt sich zu Wochenbeginn ein signifikantes Temperaturgefälle zwischen dem Nordosten und dem Südwesten Deutschlands. Während entlang des Oberrheins häufig Tageshöchsttemperaturen von über 25 Grad gemessen werden (im Breisgau lokal bis 27 Grad), schaffen es die Temperaturen im äußersten Nordosten wie beispielsweise auf der Insel Rügen nur noch auf maximal 13 bis 15 Grad. Noch imposanter zeigen sich die Temperaturunterschiede in 1500 Meter Höhe. Dort baut sich am Sonntag zwischen Greifswald und dem Breisgau ein Temperaturgradient von annähernd 20 Kelvin auf.

Auch im weiteren Verlauf schwächen sich die

DWD Teils erneut ungewoehnliche Oktoberwaerme aber nicht ueberall

Temperaturunterschiede vorerst nur sehr langsam ab. Erst zur Wochenmitte werden die recht kühlen Luftmassen im Nordosten wieder verdrängt. Diese Luftmassengrenze ist allerdings nicht sehr wetterwirksam, da sie schnell unter Hochdruckeinfluss gerät. Damit schwächen sich die Niederschläge über den mittleren Landesteilen am Sonntag rasch ab, sodass keine warnwürdigen Mengen zusammenkommen.

Damit könnten entlang des Oberrheins bis zur Wochenmitte lokal nochmals bis zu vier Sommertage im Oktober dazukommen. Wodurch dort teils neue Oktoberrekorde aufgestellt werden können. Allerdings ist es noch fraglich, ob sich Nebelfelder die sich in den kommenden Nächten dort bilden auch rasch auflösen. Da vor allem zu Wochenanfang im Süden nur geringe Druckunterschiede vorhanden sind, könnte sich die Nebelauflösung örtlich als zäh gestalten, was einen spürbaren Einfluss auf die Tageshöchsttemperaturen hat. Betrachtet man das Flächenmittel, so liegt der Rekord bei rund 1 bis 2 Sommertagen aus dem Jahre 2018 (siehe Abbildung 2). Dieser Wert könnte in diesem Oktober durchaus eingestellt oder sogar überboten werden. Damit bleibt abzuwarten, ob auch der Oktober für zahlreiche neue Wärmerekorde sorgen wird.

DWD Teils erneut ungewoehnliche Oktoberwaerme aber nicht ueberall 3

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.10.2023

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