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Aufgaben der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 2

Mediendienst:
Der Medienmeteorologe tritt am Morgen seinen Dienst an und ist dann bis in die Mittagsstunden einem relativ straffen Programm ausgesetzt. Zuerst muss der Wetterbericht fürs Deutschlandradio überarbeitet werden. Im Anschluss folgt der allgemeine Wetterbericht für Deutschland und ein erstes Posting auf den Plattformen der sozialen Medien. Dieses Posting sollte mit einem schön gestalteten und aussagekräftigen Bild garniert werden. Im weiteren Verlauf wird der Pressetext verfasst, der an verschiedene Medienanstalten verschickt wird. Dabei geht es darum, das Wetter möglichst anschaulich für die Bevölkerung zu beschreiben. Danach folgt die Kernaufgabe des Mediendienstes, nämlich die Erstellung eines Wetterclips beziehungsweise eines Unwetter- oder Hitzeclips. Diese Clips werden bei entsprechenden Wetterlagen auf YouTube, in der WarnWetter-App und auf der Homepage hochgeladen. Dafür wird mit einer Software ein Wetterfilm erzeugt, der dann im betriebseigenen TV-Studio vorgetragen und aufgenommen wird. Am Mittag und Nachmittag wird der Deutschlandwetterbericht fortlaufend aktualisiert und ein Thema des Tages verfasst. Außerdem gibt es bei Unwetterlagen einen extra Bericht für Medienanstalten. Des Weiteren müssen weitere Postings erzeugt und Kundenmails beantwortet werden. Ebenso kann den ganzen Tag über das Telefon klingeln, weil beispielsweise ein Radiosender ein Interview will oder eine Zeitung Informationen für einen Artikel braucht. Gelegentlich kommt auch ein Fernsehteam vorbei, um Aufnahmen zu machen. Der Mediendienst ist also sehr vielfältig und der Kundenkontakt ziemlich ausgeprägt. 

Warnproduktion:
Dieser Dienst ist äußerst facettenreich und es werden viele unterschiedliche Aufgaben bearbeitet. Am frühen Morgen steht ein hydrologischer Bericht für ganz Deutschland und im Speziellen nochmals für das Rheineinzugsgebiet an. Danach erstellt man im Bedarfsfall Grafiken für das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) und die Deutsche Bahn (DB). Interessant für diese Kundengruppen sind vor allem großräumig zu erwartende Unwetterereignisse mit gewissem Schadenspotenzial. Daran anschließend nimmt der Meteorologe dann das weltweite Wetter in Betracht und dafür nutzt er zum Beispiel auch den Extreme Weather Index (EWI). Dieser Index dient zur Abschätzung von außergewöhnlichen Wetterereignissen weltweit und wird dazu genutzt, frühzeitig Unwetterereignisse zu erfassen. Diese Erkenntnisse werden dann entweder mündlich oder in Form eines Berichtes an das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum weitergeleitet, damit dort beispielsweise Hilfsaktionen koordiniert werden können. Im Warnproduktionsdienst werden weitere deutschlandinterne oder internationale Sonderaufgaben bearbeitet. Derzeit werden beispielsweise verschiedene Berichte zum aktuellen Wetter und die Windverhältnisse für die Ukraine erstellt. Auch für die international stationierte Bundeswehr wird Zuarbeit geleistet. Der Dienst ist somit sehr anspruchsvoll, da man sich in viele unterschiedliche Themenbereiche einarbeiten muss und sehr gute Geografiekenntnisse unbedingt erforderlich sind. 

Evaluierungs- und Analysedienst:
Dieser Dienst ist in zwei Blöcke aufgeteilt. Am Morgen und am frühen Nachmittag stehen die Bodenanalysekarten an. Es ist quasi eine Art „Malen nach Zahlen“ für den Bereich Europa und Nordatlantik. Neben der Positionierung von Hoch- und Tiefdruckgebieten werden auch Fronten sowie Isobaren in die Karte eingezeichnet. Nachdem dies früher alles noch mit Stift und Papier erfolgte, nutzt man mittlerweile ein grafisches Visualisierungstool.

Der zweite Part dieses Dienstes, der zwischen den Analysen und auch am Nachmittag gemacht wird, ist die Evaluierung. Dabei sollen Produkte auf Herz und Nieren geprüft und mögliche Fehler beziehungsweise Verbesserungsvorschläge dokumentiert werden. Das können Untersuchungen zu neu entwickelten Radarprodukten, neuen Wettermodellfeldern oder Weiterentwicklung von bestehenden Produkten sein. Des Weiteren dient dieser Dienst der Unterstützung des Guidancemeteorologen oder des Supervisors vor allem bei komplexen Warnlagen. Außerdem übernimmt der Meteorologe bei Ausfall der Außenstellen deren Arbeit, wie beispielsweise die Erstellung von Wetter- und Warnlageberichten sowie von akuten Warnungen. 

Nachtdienste:
Neben dem Supervisorennachtdienst gibt es noch zwei Nachtdienste, die nachts die Aufgaben der Außenstellen von Essen, Leipzig und Potsdam übernehmen. Neben der Erstellung der Guidance sind sie dann für akute Warnungen im Zuständigkeitsbereich der Außenstellen, für die Erstellung von Warnlage- und Wetterberichten, für die telefonische Beratung und für eine Reihe von Sonderaufgaben verantwortlich. 

Das heutige Thema des Tages und das Thema des Tages von vergangenem Samstag (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/5/10.html) boten einen Überblick über die verschiedenen Schichten in der VBZ. Nicht weiter aufgeführt wurden eine Reihe von Sonderaufgaben, wie beispielsweise die Erstellung von Ausbreitungsrechnungen im Bedarfsfall und die Übernahme von Projektarbeiten, die einen immer größeren Raum im Dienstplan einnehmen. Die Arbeit in der VBZ ist also sehr spannend, anspruchsvoll und nicht langweilig, da man sich immer wieder mit neuen Aufgaben befassen und sich in neue Themengebiete einarbeiten muss. 

 

Dipl. Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

Vor 10 Jahren: Zweiter Tornadoausbruch im „Unwetter-Mai“ von 2015

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle bereits über den Tornadoausbruch am 5. Mai 2015 im Nordosten Deutschlands berichtet, der sich in diesem Jahr zum zehnten Mal jährte. Diese Unwetterlage sollte aber erst der Startschuss eines denkwürdigen Unwetter-Monats sein. Nur eine Woche nach dem berüchtigten „Bützow-Tornado“ kam es am 12. und 13. Mai 2015 zur nächsten, folgenschweren Unwetterlage. Schwere Gewitter brachten neben schweren Sturmböen, Starkniederschlägen und großem Hagel auch wieder mehrere, starke Tornados, die für Verwüstungen sorgten. 

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Abbildung 1: DWD-Bodenanalyse vom 12. und 13. Mai 2015, 12 und 18 UTC. Quelle: DWD 

Wie schon bei der ersten Unwetterlage zu Beginn des Monats handelte es sich auch bei der zweiten am 12. und 13. Mai 2015 um eine hochenergiereiche und dynamische Gewitterlage. Den Gewittern stand nicht nur eine sehr warme, feuchte und instabile Luftmasse zur Verfügung, sondern auch viel Windscherung, also mit der Höhe rasch an Stärke gewinnende und in ihrer Richtung variierende Winde. Die DWD-Analyse vom 12. Mai (14 Uhr) verdeutlicht, wie Deutschland zwischen Tief BENEDIKT über dem Nordmeer und Hoch TINA über Südosteuropa in eine Südwestströmung gelangte, mit der feucht-warme Mittelmeerluft herangeführt werden konnte (Abb. 1, links). Zugleich griff aber auch die Kaltfront von BENEDIKT über, die einen markanten Luftmassenwechsel von Nordwesten her einleitete. Unmittelbar vor der Kaltfront konnte sich in der warmen Luft eine sog. Konvergenzlinie ausbilden, also ein schmaler Bereich zusammenströmender und folglich zum Aufsteigen gezwungener Luft. Die Konvergenzlinie konnte somit als Trigger für die Gewitterentstehung fungieren. Es bildete sich eine markante, mehrere 100 Kilometer lange Gewitterlinie aus (Abb. 2, rechts). Aufgrund der Windscherung konnten sich die Gewitter organisieren, was bedeutet, dass sie stärker und langlebiger wurden. Auch einige Superzellen, also stark rotierende Gewitterzellen, waren mit dabei. Diese brachten nicht nur großen Hagel bis 4 cm Durchmesser, sondern produzierten auch mindestens vier Tornados in Arfurt in Hessen, in Kirchgandern und Nohra in Thüringen sowie in Alten in Sachsen-Anhalt. Die Tornados wurden als IF0 bis IF1.5 mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 180 km/h klassifiziert. 

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Abbildung 2: Radarbilder vom 12. Mai 2015, 15 und 17 UTC, und beispielhafte DWD-Warnkarte während des Ereignisses. Unwetterwarnungen sind rot, die Warndreiecke markieren Bundesländer mit einer Unwettervorabinformation. Quelle: DWD 

Am 13. Mai flutete kühlere Meeresluft weite Teile Deutschlands, zudem brachte Hoch ULRIKE eine Wetterberuhigung. Im äußersten Süden allerdings hielt sich die feucht-warme und instabile Luft und wiederholt konnte sich auf der warmen Seite der Luftmassengrenze im Bereich einer Tiefdruckrinne eine Konvergenzlinie ausbilden (Abb. 1, rechts). Zudem war die Windscherung noch etwas stärker und die Bedingungen für Superzellen und Tornados noch etwas günstiger als am Vortag. Besonders herausragend war eine Superzelle, die am Abend vom Elsass her nach Südwestdeutschland und u. a. auch über Freiburg im Breisgau zog. Dort richtete Hagel bis zu 5 cm Durchmesser größere Schäden an. Sich weiter über den Schwarzwald südostwärts verlagernd produzierte die Zelle noch mindestens zwei Tornados der Stärke IF2 bis IF2.5 (220 bis 250 km/h) bei Lenzkirch und Bonndorf. Ein weiteres System über Bayrisch Schwaben wurde eingangs der Nacht „tornadisch“. Auf eine Strecke von 10 Kilometern zwischen Stettenhofen und Affing richtete der als IF3 (~290 km/h) eingestufte Tornado schwere Schäden an. Autos wurden versetzt, Wände und Mauern eingerissen und einige Gebäude unbewohnbar. 

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Alle Blitze und eine beispielhafte Warnkarte vom 13. Mai 2015. Unwetterwarnungen sind rot, extreme Unwetterwarnungen sind violett, die Warndreiecke markieren Bundesländer mit einer Unwettervorabinformation. Quelle: DWD 

Den Betroffenen wird diese Unwetterlage sicher noch in Erinnerung sein, aber vielleicht auch dem ein oder anderen „Wetterbegeisterten“ unter den Lesern. Allen anderen soll dieser Artikel vor Augen führen, welche Naturgewalten sich schon im Mai in Form von schweren Gewittern entfalten können. 

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Schäden nach dem Tornado in Affing am 13. Mai 2015. Quelle: DWD/Siemens 

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

10 Jahre Bützow – Ein Tornadoausbruch der in Erinnerung bleibt

Am 05.05.2015, also am Montag vor genau 10 Jahren, gab es im Nordosten Deutschlands ein Wettereignis, das die Kleinstadt Bützow in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit bekannt machte und viele Bützower:innen wohl nicht vergessen haben. Innerhalb von Minuten hat ein Tornado große Schäden angerichtet und eine Schneise der Verwüstung in der Kleinstadt hinterlassen. 

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Das Foto zeigt den Tornado am frühen Abend über einem Waldstück etwa 15 km von Bützow entfernt. 

Zehnter Jahrestag 

Anlässlich des zehnten Jahrestags des Ereignisses gibt es in Bützow heute eine Gedenkveranstaltung und eine Sonderausstellung zu dem Ereignis ist geplant (siehe: https://www.nordkurier.de/regional/guestrow/hier-wuetete-ein-verheerender-tornado-ich-erinnere-mich-an-ein-bild-der-zerstoerung-3505478 oder https://www.nordkurier.de/regional/guestrow/5-mai-2015-der-tag-an-dem-ein-tornado-buetzow-verwuestete-2839448).
Man muss von Glück sprechen, dass es an diesem Tag keine Todesopfer und „nur“ 40 Verletzte zu beklagen gab. Der Schaden wird nach damaligem Wert auf mehr als 40 Millionen Euro geschätzt. 

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Das Bild zeigt die von Dachziegeln der Stiftskirche übersäte Straße in Bützow 2015 kurz nach dem Ereignis (links) und ein weiteres Bild aus diesem Jahr 2025 im Vergleich. 

Tornado Outbreak 

Auch wir möchten nochmal zurückschauen auf das Ereignis. Auch wenn der 05.05.2015 mit dem Namen Bützow verbunden ist, gab es an diesem Tag nicht nur diesen einen Tornado, sondern ganze sieben Stück. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem sogenannten „Tornado Outbreak“ (deutsch: Tornadoausbruch).
Bei einem Outbreak kommt es, gekoppelt an eine Gewitterlage, zu mindestens fünf Tornados, wobei einer der Tornados die Stärke IF2 erreichen muss (Internationale Fujita Skala: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/4/11.html) und damit definitionsgemäß ein signifikanter Tornado ist. Solche Ereignisse mit multiplen Tornados sind eher selten. Zuletzt gab es dies am 20.05.2022 rund um den Tornado bei Paderborn, als acht Tornados registriert wurden (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/30.html). 

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Die Grafik zeigt alle Unwettermeldungen in der europäischen Unwetterdatenbank (eswd.eu) in Norddeutschland. Zu sehen sind auch die sieben Tornados. Zudem wurden alle Tornados am 5. Mai aufgelistet. 

Der Tornadomodus von Gewittern 

Am 05.05.2015 konzentrierte sich die Tornadoaktivität auf Mecklenburg und alle Tornados traten innerhalb einer einzigen Stunde zwischen 18 und 19 Uhr MESZ auf.
Interessant ist, dass alle Tornados von nur zwei Gewitterzellen verursacht wurden. Dies ist ein Phänomen, das man tatsächlich recht häufig bei ausgeprägten Tornadolagen beobachten kann. Während manche Gewitterzellen bei ähnlichen Bedingungen keinen Tornado hervorbringen, können andere wiederholt Wirbel erzeugen. Diese Zellen befinden sich in einem „Modus der Tornadoproduktion“. Warum das so ist, wird weiterhin erforscht (siehe dazu auch (https://www.schweizerbart.de/papers/metz/detail/31/102440/Analysis_of_significant_tornado_events_in_Central_Europe_synoptic_situation_and_convective_development). 

Ablauf der Tornados 

Den ersten Tornado gab es um 18:05 Uhr MESZ in Neu Kaliß, dieser hatte eine Stärke von IF0 (um 90 km/h). Der erste signifikante Tornado wurde in Groß Laasch (südlich der Bützow-Zelle) beobachtet. Dieser wies eine Stärke von IF2.5 (um 250 km/h) auf. Um 18:48 Uhr MESZ war es dann soweit, die nördliche der beiden Zellen hatte schon dreimal einen Tornado hervorgebracht, ehe genau über Bützow ein Tornado der Stärke IF3 (um 290 km/h) registriert wurde. Eben jene Gewitterzelle brachte um 19:05 MESZ nochmal einen fünften Tornado in Woland hervor, der eine Stärke von IF1.5 (um 180 km/h) hatte. 

Wetterlage 

Schauen wir nochmal auf die Wetterlage. Am Morgen des 5. Mai 2015 erinnerte noch nichts an die bevorstehende Katastrophe. Der Himmel über Bützow war bedeckt und es regnete. Und auch um die Mittagszeit zog nochmal ein Regengebiet über die Kleinstadt. Nachfolgend lichteten sich die Wolken am Nachmittag und es wurde doch noch ein sonniger Frühlingstag mit Höchstwerten um 16 Grad. Der Regen gehörte zur Warmfront eines Tiefs bei den Britischen Inseln. Wie üblich gibt es bei Tiefdrucksystemen auch eine Kaltfront. Diese erreichte den Nordwesten Deutschlands am frühen Nachmittag. Eine Gewitterlinie zog von der Nordsee landeinwärts und kam im Laufe des Nachmittags über dem Norden rasch ostwärts voran. Es dauerte gerade einmal vier Stunden, bis die Gewitterlinie vom Emsland Mecklenburg erreicht hatte und sich die Wolken schlagartig verdunkelten. 

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In der Grafik sieht man den zeitlichen Ablauf der Passage der Kaltfront und der Superzelle analysiert anhand von Radarbildern. 

Vorgelagerte Superzellen 

Nun kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Im Vorfeld der eigentlichen Kaltfront haben sich noch zwei vorgelagerte Gewitter gebildet, zwei sogenannte Superzellen. Diese beiden vorgelagerten Superzellen standen dabei in Wechselwirkung mit der sich nähernden Kaltfront. Diese beiden Hauptprotagonisten waren letztendlich für die sieben Tornados verantwortlich. Die Kaltfront holte schließlich die vorgelagerten Zellen ein und integrierte sie in die Gewitterlinie. Damit war die Tornadogefahr gebannt, aber durch die Wechselwirkung produzierte die Linie noch mehrere heftige Böen auf ihrem Weg nach Osten. Eine davon traf den kleinen Flughafen Laage, wo eine Geschwindigkeit von 126 km/h gemessen wurde. 

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Die vier Bilder zeigen wesentliche Zutaten de Gewittervorhersage sowie das Gewürz Scherung, das für Superzellen essentiell ist. 

Zutatenmethode 

Die Gewitterlage 2015 war sehr klassisch. Um Gewitter vorherzusagen schauen wir Vorhersagemeteorologen uns verschiedene Zutaten an: Feuchtigkeit, Labilität und Hebung (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/5/9.html). Damit ein einfaches Gewitter zu einer schadensträchtigen Superzelle heranwachsen kann, braucht es ein entscheidendes Gewürz – die Windscherung (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/22.html). Am Tag des Bützow-Tornados passten alle Zutaten perfekt zusammen. Für Tornados kommt es insbesondere auf die Scherung im unteren Troposphärenbereich zwischen 0 und 1 km an und auch diese Werte waren ausgesprochen hoch. Da gleichzeitig auch noch die Wolkenuntergrenze ziemlich niedrig war (geringer als 1000 m über Grund), war alles perfekt aufbereitet und das Potential für Tornados stark erhöht (mehr zur Tornadopotentialvorhersage: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/7/19.html). Die Tornados am 05 Mai 2015 kamen also nicht aus dem Nichts, sondern es war wie eine Lage aus dem Lehrbuch. 

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Die Grafik zeigt anhand von Radarbildern, wie die Superzelle in die Gewitterlinie (Kaltfront) eingebaut wurde. Im das sich daraus entwickelnde Bogenecho wurde nochmal Orkanböen in Laage gemessen. 

Zehn Jahre danach – der Fall bleibt in Erinnerung 

Mittlerweile erinnert kaum noch etwas an das Ereignis von vor zehn Jahren, vergessen wird diesen Tag aber wohl niemand. Auch unter Meteorologen fällt der Name Bützow regelmäßig, wenn es um das Thema „Starke Tornados in Deutschland“ geht. 

Dipl. Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst