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Start der Pollensaison

Die Phänologie im Deutschen Wetterdienst befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen. Es werden die Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien (Phasen) beobachtet und festgehalten. Das Wort Phänologie ist dem Griechischen entlehnt und bedeutet in wörtlicher Übersetzung Lehre von den Erscheinungen. 

Die erhobenen Daten werden vielfältig genutzt. Zum Beispiel werden sie innerhalb des Deutschen Wetterdienstes verarbeitet, um Verschiebungen der Phasen durch Klimaänderungen auf langen Zeitskalen zu erkennen. Andere Nutzer der Daten sind Universitäten, Forschungseinrichtungen, Behörden, Ministerien, die Landwirtschaft und Wirtschaft sowie die Medien. 

Anders als die meteorologischen oder kalendarischen Jahreszeiten definieren sich die phänologischen Jahreszeiten nicht an konkreten, vorher festgelegten Terminen, sondern am Eintritt bestimmter Phasen in der Pflanzenentwicklung. Doch genug der Vorworte. Wir blicken auf den aktuellen Entwicklungsstand der Natur. Im DWD werden das Ende des Winters und der Beginn des Vorfrühlings mit Blühbeginn der Hasel definiert. In diesem Jahr war dies am 04. Februar der Fall, fünf Tage früher als im langjährigen Mittel und zehn Tage später als 2024. Die von „Sofortmeldern“, etwa 400 Beobachtern, die täglich ihre phänologischen Beobachtungen an den DWD übermitteln, gesammelten Daten werden zum Beispiel in Form der phänologischen Uhr aufbereitet. Siehe dazu Abbildung 1. Als nächster Schritt auf der Uhr und der Beginn des Erstfrühlings steht der Blühbeginn der Forsythie an, im langjährigen Mittel war dies am 24. März der Fall. 

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Phänologische Jahreszeiten für 2025 und im langjährigen Mittel 

Es ist aber nicht nur der Beginn einer bestimmten Phase interessant, sondern auch, wie die zeitliche Entwicklung in Deutschland verläuft. Dies zeigt Abbildung 2 für den Blühbeginn der Hasel. Dieses Jahr blühte die Hasel zuerst im Westen und Nordwesten Deutschlands sowie an der Ostsee. Spätere Blühbeginne wurden im Süden und Osten und vor allem in den höheren Lagen gemeldet. 

Start der Pollensaison teil 2

Blühbeginn der Hasel 2025 

Der Blühbeginn der Hasel ist aber nicht nur für statistische Datenerhebungen interessant, sondern hat für manche Personenkreise auch konkrete Auswirkungen. Vor allem Allergiker, die auf Hasel- und Erlenpollen allergisch reagieren, werden am eigenen Körper den Eintritt in den Vorfrühling bemerkt haben. Sind die Blüten erst einmal geöffnet, ist aber nicht jederzeit die gleiche Menge Pollen in der Atmosphäre. Das Wetter in Form von Temperatur, Niederschlägen und Sonnenschein hat Auswirkungen auf die Pollenkonzentration in der Luft. Für die verschiedenen Pollen gibt es vom DWD Prognosen für die Belastungsintensität. Die Prognose für den 27.02.2025 zeigt eine geringe Belastung durch Haselpollen im Westen und eine mittlere Belastung in den östlichen und südöstlichen Landesteilen. Für die Erle wird vor allem im Südwesten eine mittlere Belastung prognostiziert. Im Rest des Landes ist die Belastung geringer. 

Start der Pollensaison teil 3 

Pollenflug-Gefahrenindex 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Pollenflug

Mehr als 15 % der Deutschen reagieren allergisch auf Pollen – Tendenz steigend. Vereinfacht ausgedrückt: Bei Pollenallergikern erkennt der Körper die eigentlich harmlosen Pollen als „Angreifer“ und sensibilisiert das Immunsystem gegen sie. Bei Kontakt mit den Pollen aktiviert das Immunsystem dann Abwehrmechanismen und schüttet Botenstoffe aus, die für die pollenbedingten Symptome wie Schnupfen und erkältungsähnliche Beschwerden verantwortlich sind. Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems.

Die Pollenkonzentration in der Luft hängt nicht nur vom Blühstadium der jeweiligen Pflanzen ab, sondern auch von der Witterung. So ist die Pollenkonzentration bei anhaltender Trockenheit höher, während Regen dazu führt, dass die Pollen aus der Luft „gewaschen“ werden.

Der Deutsche Wetterdienst erstellt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für verschiedene Blütenpollen. Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Schwere der Symptome bei Pollenallergikern, die von der jeweiligen Pollenart und deren Konzentration abhängt. Dabei werden nicht nur die Wettervorhersagen berücksichtigt, sondern auch die vom PDI gemessenen Pollenkonzentrationen. Eine wichtige Rolle spielen außerdem die phänologischen Daten zum Blühstatus, die von der Abteilung Agrarmeteorologie des DWD ermittelt werden. Der Pollen-Gefahrenindex ist für Interessierte unter www.dwd.de/pollenflug(siehe „Weitere Informationen zum Thema“) abrufbar.
Pollenflug teil 1

Pollenfluggefahrenindex für Haselpollen Vorhersage für Freitag, 21.02.2025 

Pollenflug teil 2

Pollenfluggefahrenindex für Haselpollen Vorhersage für Samstag, 22.02.2025 

Phänologisch befinden wir uns in den meisten Regionen im Vorfrühling. Vorfrühling ist, wenn die Hasel blüht. Aufgrund der relativ warmen Witterung Ende Januar war dies in diesem Jahr im Mittel etwa eine Woche früher der Fall. Die sehr milden Temperaturen der nächsten Tage geben der Vegetation einen zusätzlichen Schub, sodass die Belastung durch Hasel- und Erlenpollen in den nächsten Tagen wieder ansteigt.

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Blühender Haselstrauch am Waldrand  

Leichter Regen am heutigen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag bringt nur im Westen, Norden und Osten kurzzeitig etwas Entspannung. Morgen besteht in vielen Regionen eine mittlere bis hohe Belastung. Nur in den Mittelgebirgen oberhalb von etwa 600 m – 800 m ist die Belastung gering. Bis Anfang nächster Woche setzt sich das frühlingshafte Wetter fort. Es werden kaum nennenswerte Niederschläge erwartet. Ab dann stellt sich das Wetter um und Tiefausläufer bringen Regen und damit Entspannung für Pollenallergiker. Weitere Informationen zu Pollenallergien und Blütezeiten finden Sie auf der Website des PDI unter http://www.pollenstiftung.de(siehe „Weitere Informationen zum Thema“).  

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Aktuelle Winterbilanz

Der meteorologische Winter (1. Dezember bis 28./29. Februar) neigt sich so langsam seinem Ende zu und verkleidet sich derzeit auch eher als Vorfrühling – die Fastnachtsumzüge wird es freuen. Dass wir uns bereits mit großen Schritten in Richtung der Vegetationsperiode bewegen, kann man gut mit der Maßzahl der Grünlandtemperatur visualisieren. Für diese Maßzahl werden alle positiven Tagesmitteltemperaturen seit Jahresbeginn aufaddiert. Aufgrund des geringeren Sonnenstandes werden diese allerdings im Januar noch mit dem Faktor 0.5 und im Februar mit 0.75 multipliziert. Eine wichtige Schwelle ist die 200 K Marke, die allgemein als Vegetationsbeginn angesehen wird. In der Grafik sieht man die Verläufe der Grünlandtemperatursumme zwischen 1. Januar und 31. März für die Jahre 1988 bis 2023 an der Wetterstation Frankfurt. Dabei wurden einige interessante Jahre farblich hervorgehoben. Auch der bisherige Verlauf 2024 ist eingezeichnet. Wenig überraschend bewegt sich 2024 aktuell ganz weit oben, genau genommen sogar auf Platz zwei seit 1988 für einen 10.Februar.

DWD Aktuelle Winterbilanz

Die aktuelle Bilanz bei Frost- und Eistagen

Aber abgesehen von der aktuellen Mildphase, wie schaut der Winter 2023/24 so kurz vor Ende statistisch aus? Für die Bewertung des meteorologischen Winters bieten sich verschiedene Maßzahlen an. Das sind zum einen die Anzahl der Frosttage (Minimumtemperatur unter 0 Grad) und Eistage (Maximumtemperatur unter 0 Grad). Auch die mittlere Temperatur (Tagesmitteltemperatur über den gesamten Winter hinweg) und die Kältesumme (Aufsummierung aller negativen Tagesmitteltemperaturen) sind gute Maßzahlen.

Blicken wir zunächst auf die Zahl an Frost- und Eistagen. Zunächst einmal lässt sich ganz allgemein feststellen, dass die Anzahl der Frost- bzw. Eistage im Vergleich von der alten Klimareferenzperiode 1961-1990 zur neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 deutlich zurückgegangen ist. Schaut man auf den bisherigen Winter, so sieht man, dass die Werte nochmal unter den Werten der aktuell gültigen Referenzperiode liegen. Im Mittel fehlen noch 15 bis 20 Frosttage und 5 bis 10 Eistage. Mit Blick auf die weiteren Aussichten, kann man schon jetzt sagen, dass die Mittelwerte recht sicher nicht erreicht werden.

Schaut man ganz konkret auf Frankfurt, dann sieht man, dass die Anzahl der Frost- und Eistage in den letzten gut zehn Jahren im Vergleich zu 1991-2020 nochmals deutlich zurückgegangen sind. Den letzten richtig kalten Winter der aktuell gültigen Klimareferenzperiode gab es 1996/97. Da schaffte es Frankfurt auf 31 und Sylt auf 19 Eistage – also Tage, an denen die Temperatur nicht über den Gefrierpunkt gestiegen ist! Kann man sich das heutzutage noch vorstellen?

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Die aktuelle Mitteltemperatur und Kältesumme

Werfen wird noch einen Blick auf die bisherige Mitteltemperatur und Kältesumme. Gerade letztere eignet sich sehr gut für die Einordnung der Strenge des Winters, da sie auch die Absolutwerte der täglichen Temperatur mit einbezieht.

Die aktuelle Mitteltemperatur liegt in vielen Regionen knapp 2 K über den vieljährigen Mittelwerten von 1991 und 2020. Nimmt man die Periode von 1961 bis 1990 als Basis, betragen die Abweichungen sogar über 3 K. Dabei sind die positiven Anomalien am größten im Süden und Südosten des Landes. Zwar war der Rekordwinter 2006/07 nochmal ein 1 K wärmer, trotzdem bewegt sich auch der Winter 2023/24 auf ziemlich hohem Niveau.

Die Kältesumme liegt im Deutschlandmittel gerade einmal bei 56 K und damit weit entfernt von richtig kalten Wintern. Um von einem normalen Winter zu sprechen, sollte die Summe hingegen eher im dreistelligen Bereich zu finden sein. Blicken wir doch nochmal auf den Winter 1996/97. In Frankfurt gab es damals eine Kältesumme von 186 Kelvin (2023/24: 40 K), in Essen von 161 Kelvin (2023/24: 27 K). In kälteren Regionen wie beispielsweise in Erfurt, wurden 296 Kelvin erzielt (2023/24: 75 K).

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Die niedrigsten Minima und Maxima

Neben all den Temperturmaßen darf eines nicht fehlen: Die niedrigsten Minima und Maxima im Laufe eines Winters. Blickt man stellvertretend auf die Wetterstation Frankfurt Flughafen, so erkennt man, dass die winterliche Frosthärte in den letzten Jahrzehnten immer mehr zurückgegangen ist. Während es früher in aller Regelmäßigkeit strenge Nachtfröste gab, ist dies mittlerweile nicht mehr unbedingt ein winterliches Kennzeichen. Die gleiche Entwicklung ist auch bei den Maxima zu erkennen. Diese grundlegende Aussage lässt sich auch auf andere Wetterstationen in Deutschland übertragen.

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Epilog – Wie geht es weiter

Nachdem sich die sehr milden Maxima in den nächsten Tagen auf hohem Niveau etwas konsolidieren, greift der Vorfrühling in der zweiten Wochenhälfte erneut an. Noch unsicher, aber nicht ausgeschlossen, dass dann zum ersten Mal in diesem Jahr die 20 Grad in der Hitliste aufleuchtet. Damit wird es immer schwieriger, noch entscheidend an den aktuellen statistischen Zahlen zu drehen. Der Winter geht also wieder als ein sehr milder in die Geschichtsbücher ein. Bei der Mitteltemperatur im Flächenmittel über ganz Deutschland liegt er derzeit in den Top10 der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 1882.
Für alle Statistikfans nochmal eine ausführliche Tabelle mit allen Maßzahlen für ausgewählte Städte in Deutschland.

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Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst