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Noch mehr Schnee im Anmarsch

Winterliche Wetterverhältnisse haben bei uns Einzug gehalten. Davon kündigten bereits die Themen des Tages der letzten Tage. Und wie es manchmal so ist, lässt das Wetter im Moment auch keine Abwechslung zu. Deswegen geht es auch heute wieder um Schnee, Eis und Glätte. Dabei vor allem um Schnee, denn davon gibt es ab morgen früh bis in den Dienstag hinein in manchen Gegenden reichlich – der erste Höhepunkt des Winterwetters steht kurz bevor.

Tief „Oliver” übernimmt ab der kommenden Nacht bei uns die Verantwortung für die Wetterlage. Eigentlich schon ziemlich gealtert, taucht es bei Schottland in einen Jungbrunnen und regeneriert sich unter Zuhilfenahme eines Randtiefs vor Norwegen. Dieses Tief haucht dem ganzen Komplex neues Leben ein. Im Anschluss zieht das so wieder stärker gewordene Tief rasch südwärts und landet in der Nacht zum morgigen Montag an der niederländischen Nordseeküste. Danach führt sein Weg weiter über Belgien Richtung Eifel. In der Nacht zum Dienstag geht es anschließend über Hessen und Franken in Richtung Böhmisches Becken, wo „Oliver” in den Früh- oder Vormittagsstunden des Dienstags liegen soll. So jedenfalls prophezeien es die aktuellen Prognosen der verschiedenen Wettermodelle.

Doch was bedeutet das jetzt für unser Wetter? Nun, zum einen hat so ein Tief in der Regel einiges an Niederschlägen im Gepäck. In diesem Fall würde man so etwas ohnehin erwarten, da „Oliver” einen recht langen Weg über die Nordsee zurücklegt, bevor Deutschland erreicht wird. Zum anderen lohnt der Blick auf die Luftmasse, die mit „Oliver” interagiert. In etwa 1,5 km Höhe liegen die Temperaturen je nach Region zwischen -3°C und -6°C. Daraus lässt sich grob abschätzen, bis zu welchen Höhenlagen Niederschlag als Schnee fällt. Im Fall von „Oliver” wird das oberhalb von 400 bis 800 m der Fall sein. Auch hier kommt es darauf an, wohin man genau schaut. In den südlichen Mittelgebirgen wie zum Beispiel dem Schwarzwald liegt die Schneefallgrenze im Einflussbereich geringfügig milderer Luft etwas weiter oben Richtung 600 bis 800 m, während sie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen wie z.B. Westerwald, Taunus, Eifel und Harz eher um 400 m liegen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass sich mit Durchzug von „Oliver” die verschiedenen Luftmassen rasch die Klinke in die Hand geben. Das bedeutet, dass sich Regen und Schnee in relativ rascher Folge abwechseln können.

Los geht’s mit den Niederschlägen bereits nachts im äußersten Westen am Niederrhein, wo diese zunächst wohl als Regen fallen. In den Morgen- und frühen Vormittagsstunden greifen sie dann weiter auf große Teile von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz/Saarland aus und verstärken sich. Während es in den tiefsten Lagen an Ems und Niederrhein wohl weiter bei Regen, vielleicht auch Schneeregen bleibt, wird es in den höheren Lagen spätestens ab 400 m anfangen zu schneien. Und das zeitweise sogar ziemlich kräftig. Weiter südlich setzt der Schneefall wie bereits schon erwähnt erst in höheren Lagen ein. Bis zum Abend verlagert sich „Oliver” nur langsam ostwärts. Dabei kühlt die Luft durch die Niederschläge, aber auch durch die zunehmende Okklusion des Tiefs, langsam aber stetig ab. Damit sinkt auch die Schneefallgrenze wieder. Übersetzt bedeutet das, dass gegen Abend auch in tieferen Lagen die Niederschläge mehr und mehr in Schnee übergehen können und sich nach einer gewissen Zeit auch so etwas wie eine dünne Schneedecke ausbilden kann.

In der Nacht zum Dienstag zieht „Oliver” schließlich ostwärts Richtung Tschechien. Damit dreht auf dessen Rückseite der Wind mehr und mehr auf nördliche Richtungen. Der Weg ist somit frei für reichlich Nachschub an Polarluft, die über dem südlichen Skandinavien nur darauf wartet, zu uns nach Deutschland vordringen zu können. In 1,5 km Höhe sinken die Temperaturen also rasch auf Werte von -5 bis -8, ganz im Norden vielleicht sogar auf bis zu -10°C. Das ist auf jeden Fall ausreichend, um überall für Schneefall bis in tiefste Lagen zu sorgen. Da auch bodennah die Temperaturen in der Nacht in den Frostbereich zurückgehen (etwa 0°C bis -3°C in der Nordhälfte), wird es wenigstens in der Nordhälfte Deutschlands zumindest vorübergehend, dafür aber wohl nahezu flächendeckend für eine kleine Schneedecke reichen.

Der meiste Schnee aber fällt woanders – nämlich im westlichen und zentralen Bergland. Dort sorgt die Kombination aus reichlich Niederschlag und frostigen Temperaturen für außerordentlich raschen Neuschneezuwachs und damit tiefwinterliche Verhältnisse. Den Modellen zufolge ist von Eifel über Hunsrück und Taunus bis zum Spessart und Rhön/Thüringer Wald mit Neuschneemengen zwischen 10 und 20, in besonders stauexponierten Lagen im „worst case” bis zu 30 cm zu rechnen. Diese fallen dabei meist in einem Zeitraum von 12 bis 18 Stunden und würden damit stellenweise sogar das offizielle Unwetterkriterium von mehr als 15 cm innerhalb von zwölf Stunden erfüllen (siehe Abb. 1). Weiter unten sind die Mengen vor allem aufgrund der noch immer recht warmen Böden deutlich geringer, aber immerhin dürfte es wohl für den von den Meteorologen liebevoll so genannten „Stundenschnee” reichen, der rasch fällt und bald darauf auch schon wieder wegtaut.

DWD Noch mehr Schnee im Anmarsch

Zum Schluss noch der kurze Blick auf die kommenden Tage. Da bleibt es bei der nasskalten Wetterlage bei allmählich sinkenden Temperaturen. Im Nordosten Deutschlands stehen die Zeichen auf Dauerfrost, dort kann es nachts sogar in den mäßigen Frostbereich von unter -5°C gehen. Außerdem bringen weitere Tiefdruckgebiete zeitweise erneut etwas Schnee.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2023

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Oststurm und Dauerregen

Eine brisante Wetterlage steht an. Die zwei Protagonisten stellen dabei Tiefdruckkomplex WOLFGANG über Westeuropa und Hochdruckgebiet WIBKE über Nordeuropa dar. Zwischen diesen beiden Druckgebilden sind die Luftdruckgegensätze vor allem über der Nord- und Ostsee sehr stark ausgeprägt und es kommt eine veritable Oststurmlage samt einer schweren Sturmflut an der Ostsee sowie Niedrigwasser an der Nordsee in Gang. Darauf wurde im gestrigen Thema des Tages  bereits umfangreich eingegangen.

Doch nicht nur der Wind gewinnt an Stärke, sondern auch die Niederschlagsaktivität nimmt deutlich zu. Der Schwerpunkt liegt dabei über dem Norden des Landes im Bereich einer Luftmassengrenze, die arktische Polarluft von subtropischer Warmluft trennt. Durch kräftige und länger anhaltende Hebungsvorgänge kommt es ab heute Nachmittag und bis in die Nacht zum Samstag nördlich einer Linie Münsterland – Uckermark zu teils länger anhaltenden Regenfällen. Verbreitet fallen in diesem Bereich innerhalb von 36 Stunden meist zwischen 20 und 30 l/qm. In Schleswig-Holstein sind sogar Mengen zwischen 30 und 60 l/qm möglich, wobei der Großteil des Niederschlags Freitagnachmittag und eingangs der Nacht zum Samstag fallen wird.

DWD Oststurm und Dauerregen

Auch in den anderen Landesteilen regnet es immer wieder und mitunter schauerartig verstärkt. Allerdings sind die Regenpausen deutlich länger als im Norden. In der Fläche fallen bis Samstagmorgen akkumuliert 5 bis 15, im Südwesten und im Stau der südwestlichen und westlichen Mittelgebirge auch bis 30 l/qm. Nahezu trocken bleibt es mit Föhnunterstützung im äußersten Südosten.

Ein Rückblick auf die bisherigen Niederschlagsmengen im Oktober zeigt, dass es vor allem im Norden und Nordwesten des Landes bisher sehr nass war. Immer wieder kam es in diesen Gebieten zu kräftigen Regenfällen.

DWD Oststurm und Dauerregen 1

Aufsummiert fielen bis heute Morgen um 100, teils um 150 l/qm, was bereits der doppelten Monatssumme entspricht. Im krassen Gegensatz dazu fiel südlich der Donau und am Ostrand des Pfälzerwaldes bisher nur sehr wenig Niederschlag. Lokal kamen dort weniger als 5 l/qm zusammen.
Eines ist auf jeden Fall gewiss, das Niederschlagssoll im Norden und Nordwesten wird im diesjährigen Oktober deutlich überschritten. Ob die Niederschlagsbilanz im Süden noch maßgeblich aufgebessert wird, muss abgewartet werden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2023

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“Altweibersommer” mit seinen typischen Wetterphänomenen nimmt Fahrt auf!

Hoch ROSI dominiert die Wetterküche in weiten Teilen Europas! ROSI hat sich über Osteuropa eingenistet und spannt ein großräumiges Hochdruckgebiet von Nordwestrussland bis nach Griechenland sowie von Russland bis zur Iberischen Halbinsel auf. Die Tiefdruckgebiete um den ehemaligen Wirbelsturm NIGEL westlich von Norwegen müssen notgedrungen über Nordwesteuropa ihre Kreise ziehen. Neben NIGEL tummeln sich dort derzeit auch noch Tiefs südwestlich von Island und westlich von Irland. Auch deren Tiefausläufer können kaum in das Hoheitsgebiet von Hoch ROSI eindringen und streifen somit höchsten den Norden Frankreich, Benelux und den Nordwesten Deutschlands. Eine gewisse Tiefdrucktätigkeit ist ansonsten noch im östlichen Mittelmeerraum zu finden und sorgt so von Süditalien über Griechenland hinweg bis zur Türkei und Israel für einen eher unbeständigen Wettercharakter.

Deutschland liegt auf der Südwestflanke von ROSI. Allenfalls der Nordwesten gerät zeitweise in die sogenannte Frontalzone naher Tiefausläufer, sodass dort auch mal dichtere Wolken durchziehen können, die vereinzelt auch ein paar Regentropfen abladen.

DWD Altweibersommer mit seinen typischen Wetterphaenomenen nimmt Fahrt auf

Ansonsten sind bis Freitag in weiten Teilen des Landes die hochreichenden Strömungsbedingungen antizyklonal geprägt. Entsprechend dominiert Absinken, das heißt, die Luft sinkt aus größeren Höhen zum Boden ab und erwärmt sich dabei. Potentielle Wolkentröpfchen verdunsten und die Sonne kann scheinen. Wenn das Wörtchen “Wenn” nicht wäre.

Die seit dem 23. September länger Nächte als Tage zusammen mit Hochdruckeinfluss lassen nachts typische herbstliche Wetterphänomene wie Nebel oder Hochnebel sowie Tau und Bodenfrost auf dem Spielfeld zu, während tagsüber häufig warmes und sonniges Wetter herrscht.

Genau dies ist auch derzeit zu beobachten. In der Nacht auf den Montag gab es vor allem in einem Streifen vom Südschwarzwald über die Alb und dessen Vorland bis zur Oberpfalz, dem Erzgebirge und Thüringer Wald sowie teils bis in die Lausitz hinein tiefe einstellige Werte in Bodennähe, vereinzelt wurde sogar Bodenfrost gemessen. Dies war z.B. in Bad Lobenstein (-0,8 Grad), Geislingen (-0,8), Sigmaringen-Laiz (-0,8 Grad), Rottweil (-0,9 Grad), Hof (-1,0 Grad), Lenzkirch-Ruhbühl (-1,3 Grad) und Deutschneudorf-Brüderwiese (-2,0 Grad) sowie weitere der Fall. Dazu bildete sich vor allem in Teilen Brandenburgs und Sachsen örtlich Nebel. Diesen Phänomenen stehen die Höchstwerte von 16 und 22 Grad am Sonntag gegenüber.

In den kommenden Tagen wird Frost in Bodennähe weniger ein Thema sein. Dagegen kann sich der Nebel oder Hochnebel wohl etwas ausbreiten. Durch das nächtliche Auskühlen kondensiert die Feuchtigkeit zu Tau und/oder es bildet sich Bodennebel (Strahlungsnebel, vgl. Link). Ist nun wie derzeit kaum Wind vorhanden und die Luft sinkt aus der Höhe ab, kann sich eine kräftige Inversion ausbilden. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht (vgl. Link). Genau an dieser Schicht bildet sich in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit regional Hochnebel, der sich teilweise über den gesamten Tag hinweg halten kann. Ob nun viel Sonne oder Hochnebel, die Temperaturen steigen tagsüber stetig auf für die Jahreszeit deutlich überdurchschnittliche Werte an, die am Donnerstag und Freitag 19 bis 29 Grad erreichen. Insgesamt bleibt somit vielerorts ein großer Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht erhalten.

Die beschriebenen Witterungsbedingungen beschreiben somit in ganzer Fülle den sogenannten Altweibersommer.

Der Begriff “Altweibersommer” geht auf das altdeutsche Wort “weiben” zurück, was weben bedeutet und beschreibt beständige frühherbstliche Hochdrucklagen über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftreten und mit sommerlichen Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten (starke Taubildung, oft Strahlungsnebel) einhergehen (vgl. Link). Der Altweibersommer ist, wie die Schafskälte, eine im mittleren Jahresgang der Lufttemperatur ausgeprägte Singularität. Die Bezeichnung “Altweibersommer” erscheint dabei aus meteorologischer Sicht weder frauenfeindlich noch despektierlich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2023
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Typisches Herbstwetter

Im heutigen Thema des Tages wird die Wetterlage für die kommenden Tage erläutert.