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JOSHUA, die Bombogenese und der „Sting-Jet“

Das seit mehreren Wochen ruhige Herbstwetter ist mit Beginn dieser Woche bereits in wechselhaftes Wetter umgeschlagen. Sturmtief JOSHUA (international BENJAMIN) zündet am morgigen Donnerstag die nächste Stufe und hat zunehmend starken Wind im Gepäck, sodass ein erster stärkerer Herbststurm zu erwarten ist.

Die Entstehung von JOSHUA

Sturmtief JOSHUA entwickelte sich in den vergangenen Stunden aus einer Wellenstörung über dem nahen Ostatlantik und ist als Tiefdruckgebiet in der Bodenwetterkarte von Mittwoch, 00 UTC, bereits zu erkennen. Es liegt rund 800 km westlich der Britischen Inseln mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 Hektopascal (hPa). Bis zum Donnerstagmorgen zieht es über dem Ärmelkanal hinweg rasch in die Nordsee und vertieft sich dabei auf einen Kerndruck von unter 975 hPa.

Bodenwetterkarte von Mittwoch, 22.10.2025, 00 UTC (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese

„Bombogenese“

Der Druckfall beträgt also rund 25 hPa in etwa 24 Stunden. Bei einem Druckfall von 24 hPa oder mehr in 24 Stunden spricht der Meteorologe von einer „rapiden Zyklognese“, also von einer starken und schnellen Tiefdruckentwicklung. Zusammen mit dem 1980 von Sanders und Gyakum erschienenen Fachartikel „Synoptisch-dynamische Klimatologie der Bombe“ („Synoptic-Dynamic Climatology of the Bomb“) über rapide Zyklogenesen entstanden daraus die etwas martialisch anmutenden Wortprägungen der „Bombogenese“ und der „Bomben-Zyklone“ ( „Die „Bomben-Zyklone“ ).

Vorhersage der Wetterlage für Donnerstag, 23.10.2025 um 14 Uhr Sturmtief JOSHUA über der Nordsee (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese

Sturm am Donnerstag

Das auf Deutschland zukommende Sturmfeld erfasst in den Frühstunden des Donnerstags den Westen und Südwesten des Landes und breitet sich bis zum Abend bis in die Mitte aus. In den Vormittagsstunden treten erste stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8) aus Süd bis Südwest auf, am Nachmittag muss mit Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h (Bft 9), gebietsweise auch mit schweren Sturmböen zwischen 90 und 100 km/h (Bft 10) gerechnet werden. Einige Modelle zeigen sehr punktuell die Möglichkeit für orkanartige Böen um 105 km/h (Bft 11). Auf den Bergen gibt es wie immer noch stärkere Böen bis hin zu Orkanböen um 120 km/h (Bft 12) auf den höchsten Gipfeln (Brocken, Feldberg).

Windentwicklung des Sturmtiefs JOSHUA von Donnerstag 23.10.2025 3 Uhr MESZ bis Freitag, 24.10.2025 21 Uhr MESZ (Böen aus ICON6 (Quelle:DWD)

JOSHUA die Bombogenese 3

„Shapiro-Keyser-Zyklone“, „Cold Jet“ und „Sting-Jet“

JOSHUA weist darüber hinaus am Donnerstagmorgen zeitweise Züge einer sogenannten „Shapiro-Keyser-Zyklone“ auf ( „Wenn der Skorpion zusticht“ ). Bei solchen Zyklonen tritt meist ein „Cold Jet“ ( “ Éowyn – eine erste Bilanz“ ) hinter der Kaltfront des Tiefs auf, in dessen Bereich es die stärksten Böen gibt. Seltener gibt es dagegen den noch gefährlicheren „Sting-Jet“ (auf deutsch „Stachel-Strahl“), der wie ein Schwanz eines Skorpions aussieht. Dabei würde die Windentwicklung noch stärker als derzeit berechnet ausfallen. Die Modelle sind sich aber recht einig, dass sich kein Sting-Jet ausbildet.

Auswirkungen des Sturms

Bei diesen Windgeschwindigkeiten können die zum Teil noch stark belaubten Bäume umkippen, auch wenn die Böden durch die lange trockene Phase zuvor nicht gut durchgeweicht sind. Darüber hinaus stellen abbrechende Äste eine Gefahr dar. Viele Bäume werden sicherlich auch Teile ihrer derzeit farbenfrohen Blätterpracht verlieren. Um Schäden zu vermeiden, sollten Garten und Balkone besser „windfest“ gemacht werden.

Sturm in der Nacht zum Freitag

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Sturmfeld in den Nordwesten, wobei sich der Wind ein wenig abschwächt. Weiterhin sind aber stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 90 km/h (Bft 8 bis 9) zu erwarten, an der Nordsee kommt es dann zu orkanartigen Böen oder Orkanböen zwischen 105 und 120 km/h (Bft 11 bis 12). Zudem ist es auch im äußersten Süden sehr windig mit stürmischen Böen um 65 km/h (Bft 8) bis ins Tiefland und Sturmböen um 90 km/h (Bft 9) in den Bergen.

Sturm auch am Freitag und am Wochenende

Am Freitag bewegt sich JOSHUA nur noch gemächlich in Richtung Skagerrak, sodass das Sturmfeld über der Nordhälfte zu finden ist. Die Modelle simulieren dabei stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 60 und 80 km/h (Bft 8 bis 9), an der Nordsee können noch schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) vorkommen.

Am Wochenende wandelt sich JOSHUA in ein mehrkernigen Tiefkomplex mit Schwerpunkt über Skandinavien um. An dessen Südwestflanke ist es insbesondere im Nordosten windig mit steifen bis stürmischen Böen zwischen 50 und 70 km/h (Bft 7 bis 8). Nach Südwesten hin schwächt sich der Wind dagegen etwas ab.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

ISAAC hat noch nicht genug

Kräftige und im äußersten Osten auch gewittrige Niederschläge zogen ab dem gestrigen Nachmittag von Süden über Sachsen und Brandenburg sowie Berlin nordwärts. Am Abend erreichten sie auch Mecklenburg-Vorpommern und halten Stand Dienstagvormittag, mittlerweile etwas abgeschwächt, im äußersten Nordosten noch an. Die größten Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden fielen in einem Streifen von der Uckermark nordwestwärts Richtung Ostseeküste. Dort gab 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter (l/qm), örtlich auch etwas darüber. Spitzenreiter bis Dienstag 11 Uhr war die Station Kruckow-Schmarsow in Vorpommern mit 105 l/qm.

ISAAC 1

Abb. 1: 24-stündige Niederschlagssumme bis Dienstag 11 Uhr. Messstationen (Zahlenwerte) und Radarbasierte Abschätzung (Flächendarstellung) (Quelle: DWD)

Auf der Abbildung 1 erkennt man die räumliche Verteilung der Niederschläge. Auffällig ist der scharf begrenzte Bereich der Niederschläge nach Westen und Osten. In Berlin fielen beispielsweise im Westen der Stadt etwa 20 l/qm, im Nordosten dagegen über 40 l/qm (Berlin-Buch: 43 l/qm). Noch etwas weiter nach Nordosten stiegen die Niederschlagsmengen rasant an. In Heckelberg (Brandenburg) fielen 77 l/qm, wobei ein Großteil der Niederschläge in weniger als 12 Stunden zusammenkam. Dies trifft auf die meisten betroffenen Regionen zu. Zum Vergleich: Die Schwellwerte für ergiebigen Dauerregen (Unwetter) liegen bei mehr als 50 l/qm in 24 Stunden bzw. mehr als 80 l/qm in 24 Stunden für extrem ergiebigen Dauerregen (extremes Unwetter).
Auffällig ist auch der Bereich Rügen, dort setzten die Niederschläge erst im Laufe der Nacht zum Dienstag ein und waren zunächst eher leichter bis mäßiger Natur. Auch wenn im äußersten Nordosten noch Regen fällt, kann man schon bilanzieren, dass die Niederschlagsspitzen unter den prognostizierten Werten von bis zu 140 l/qm lagen.

ISAAC 2

Analyse des Bodendrucks vom 22.07.2025 08 Uhr. (Quelle: DWD)

Erweitert man den Blick auf die Gebiete nördlich der deutschen Grenzen, wird schnell klar, dass ISAAC längst noch nicht die Puste ausgeht. Über Dänemark ist ISAAC praktisch stationär geworden und lenkt dort feuchtwarme Luftmassen über Skandinavien (Norwegen erlebt derzeit eine ungewöhnlich lange und intensive Hitzewelle) und kühlere aber ebenfalls feuchte Meeresluft von der Nordsee aufeinander. Es kommt dort zu intensiven Hebungsprozessen der Luft und als Folge zu ergiebigen Niederschlägen. Die stärksten Niederschläge werden über dem Süden Seelands erwartet. Die Modelle zeigen dort von heute Vormittag bis Mittwochvormittag zum Teil Niederschlagsmengen von 100 bis 200 l/qm. Ob es am Ende ganz so viel wird, bleibt abzuwarten, denn auch in Mecklenburg-Vorpommern hatten die Modelle zum Teil über 150 l/qm, die dann nicht erreicht wurden. So oder so werden die Niederschlagsmengen enorm sein. Entsprechende Warnungen hat der Dänische Wetterdienst ausgegeben: https://www.dmi.dk/varsler

ISAAC 3

24-stündige Niederschlagsprognose verschiedener Wettermodelle bis Mittwoch. (Quelle: DWD)

Auch Deutschland wird noch mal von ISAACs Begleiterscheinungen erfasst. Der Südwestteil des Regengebiets schwenkt heute und in der Nacht zum Mittwoch nach Schleswig-Holstein herein und führt dort insbesondere im Norden des Bundeslandes zu anhaltendem Regen. Wahrscheinlich fallen dort in 6 bis 12 Stunden gebietsweise 25 bis 40 l/qm, auf Fehmarn oder an der Ostseeküste zwischen Kiel und Dänemark vielleicht auch etwas mehr. Das sind Mengen, die einer markanten Warnung entsprechen, lokal auch die Unwetterschwelle etwas überschreiten können.

ISAAC 4

Simulierte Windböen verschiedener Wettermodelle zwischen 02 und 05 Uhr in der Nacht zum Mittwoch. (Quelle: DWD)

Doch nicht nur Niederschlag bringt ISAAC mit sich. Auch der Wind frischt vor allem an der Südflanke und damit der für Deutschland relevanten Flanke des Tiefs auf. Der Höhepunkt der Entwicklung liegt in der zweiten Nachthälfte und Mittwochvormittag. An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sowie an der deutschen Ostseeküste kommt es dann zu Windböen und stürmischen Böen (Bft 7 und 8), auf Fehmarn kann es auch Sturmböen (Bft 9) geben. An der Nordsee kommt der Wind aus Nordwest bis West, an der Ostsee aus West bis Südwest.

M.Sc. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Unbeständige Witterungsphase

Eine unbeständige Witterungsphase steht uns vor der Tür. Tiefdruckgebiete haben endlich den Weg frei, um Deutschland mit Tiefausläufern zu beeinflussen und Regen zu bringen. 

Am heutigen Samstag erreicht uns die Warmfront von Tiefdruckkomplex NORMAN über dem Nordatlantik nahe den Britischen Inseln. Sie bringt ab Mittag von Westen her Regen, der sich abends bis zur Mitte ausbreitet. An der Ostsee gibt es noch einzelne Schauer. Der Rest des Landes liegt unter schwachem Hochdruckeinfluss, dabei zeigt sich neben einigen dichteren Wolken die Sonne und es bleibt meist trocken. Die Temperaturen liegen zwischen 14 und 19 Grad, damit es eher kühl für Ende Mai. Der Südwestwind frischt im Tagesverlauf auf, mit einzelnen starken bis stürmischen Böen im Nordwesten. 

Unbestaendige Witterungsphase teil 1

Bodenanalyse mit Fronten und Luftdruck, Samstag den 24.05.2025 12 UTC ( Quelle:DWD) 

In der Nacht zum Sonntag fällt zeit- und gebietsweise Regen, nur im äußersten Osten bleibt es bis in die Frühstunden trocken. Durch die dichten Wolken und den spürbaren Wind ist die Nacht mit 11 bis 5 Grad deutlich milder als die vergangene. 

Unbestaendige Witterungsphase teil 2

Wetter- und Temperaturkarte, Samstag 24.05.2025 (Quelle.DWD) 

Am Sonntag zieht der flächige Regen langsam nach Osten ab, jedoch folgen zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter. Dazwischen zeigt sich auch kurz die Sonne. Man denkt, dass man im April statt Ende Mai ist. Die Temperaturen bleiben mit 15 bis 20 Grad eher verhalten und es ist ziemlich windig mit starken bis stürmischen Böen vor allem in Schauernähe sowie im Westen und Nordwesten des Landes. 

In der Nacht zum Montag klingen die meisten Schauer von Nordwesten ab und bei Tiefwerten zwischen 11 und 6 Grad klart es gebietsweise auf. Der Wind lässt auch deutlich nach. 

Unbestaendige Witterungsphase teil 3 

Wetter- und Temperaturkarte, Sonntag 25.05.2025 (Quelle.DWD) 

Die neue Woche startet auch unbeständig, dabei ziehen immer wieder Tiefausläufer durch, die Regen bringen, gefolgt von kurzen trockenen Phasen. Dabei ist es weiterhin zeitweise sehr windig, im Norden auch stürmisch. Die Höchstwerte liegen meistens zwischen 17 und maximal 23 Grad. Die Nächte bleiben relativ mild. 

Unbestaendige Witterungsphase teil 4

Wetterausichten von Montag bis Mittwoch (26.– 28.05.2025) (Quelle:DWD) 

 

Die Details für das lange Himmelfahrts-Wochenende werden an dieser Stelle so bald wie möglich bekanntgegeben. 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Sturm im Paradies?

Schon seit ein paar Tagen beobachten wir im südwestlichen Indischen Ozean ein Tiefdruckgebiet, das sich zu einem kräftigen tropischen Tief entwickelt hat und den Namen ELEANOR trägt. Aktuellen Berechnungen zufolge soll das Tief in der Nacht zum Freitag vorübergehend den Hurrikan-Status erreichen. Dann wird eine Windgeschwindigkeit von mehr als 63 Knoten oder 117 Kilometern pro Stunde erwartet. Auf der Beaufortskala entspricht das Windstärke 11 und 12 (ab 118 Kilometern pro Stunde).

Bisher hielt sich ELEANOR über dem freien Ozean auf und beeinflusste kaum bewohntes Land. Nun aber verlagert es sich nach Süden und zieht am morgigen Donnerstag zwischen den Inseln Rodrigues und Mauritius durch.

DWD Sturm im Paradies

Die Zuggeschwindigkeit beträgt aktuell 7 Knoten (etwa 13 Kilometer pro Stunde). Aus Satellitenbildern wird eine Windgeschwindigkeit von 45 Knoten (83 km/h) mit Böen um 55 Knoten (102 km/h) abgeleitet. Am Donnerstag werden in verschiedenen globalen Wettermodellen Windgeschwindigkeiten rund um das Tief von 50 bis 60 Knoten (etwa 90 bis 110 km/h) simuliert. Dabei ist die Zugbahn leicht unterschiedlich.

Nach dem aktuellen Modelllauf des deterministischen IFS (vom europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage – EZMW) soll ELEANOR etwa 130 Kilometer östlich an Mauritius vorbeiziehen. Dabei können Windböen bis zu 35 Knoten (65 km/h) im östlichen Teil der Insel auftreten. Nach dem DWD-eigenen ICON-Modell zieht das Tief gut 200 km östlich an Mauritius vorbei. Entsprechend geringer ist der Wind, der die Insel am Donnerstagmorgen und -vormittag erreichen soll. Laut Berechnungen liegen die Windböen nur bei 22 Knoten, was in etwa 40 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Inseln Réunion (westlich von Mauritius) und Rodrigues (weit östlich von Mauritius) werden vom tropischen Tief nicht unmittelbar beeinflusst.

DWD Sturm im Paradies

Die beiden deterministischen Modelle ICON und IFS deuten aktuell keine gefährliche Sturmlage für Mauritius an. Betrachtet man die Probabilistik, so liegen die Wahrscheinlichkeiten für Böen Beaufort 9 (ab 75 km/h) beim IFS bei 50 bis 60 Prozent für die östliche Inselregion. Für Beaufort 10 erreicht die Wahrscheinlichkeit hingegen kaum noch 30 Prozent. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung des ICON fällt noch geringer aus. Eine ausgewachsene Sturmlage an Land lässt sich also auch in der Proabilistik nicht finden. Wenn man sich allerdings auf dem Meer aufhält, sollte man sich auf hohe Wellen und schweren Sturm einstellen.

DWD Sturm im Paradies 1

Neben Wind bringen tropische Tiefs auch immer recht viel Regen. Im Falle von ELEANOR ist das nicht anders. Allerdings hängt die an Land ankommende Regenmenge ebenfalls stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Beim IFS (Modell des EZMW) zieht das Tief im heutigen Modelllauf etwas weiter westlich als gestern noch. Das ICON lässt das Tief bekanntlich weiter östlich durchziehen. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Niederschlagsberechnung. Während beim IFS bis Donnerstagabend Regenmengen zwischen 80 und 120 Liter pro Quadratmeter in 36 Stunden fallen können, simuliert das ICON im gleichen Zeitraum nur 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Deutlich mehr Regen sieht das US-amerikanische GFS-Modell. Dort werden, bei ähnlicher Zugbahn wie im IFS, Regenmengen zwischen 150 und 200 Litern, im Süden der Insel sogar bis zu 250 Liter prognostiziert.

DWD Sturm im Paradies 2

Die Behörden auf Mauritius stellen sich auf einen Sturm mit kräftigen Regenfällen ein. Man geht derzeit davon aus, dass sowohl Flug- als auch Schiffsverkehr nur eingeschränkt möglich sein werden.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Starke Gewitter und Dauerregen

Die markante Kaltfront des Ex Hurrikans und nun außertropischen Tiefs LEE zog in der vergangenen Nacht sowie am heutigen Freitagmorgen über weite Teile Deutschlands hinweg. In Verbindung mit der Kaltfront gab es gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter. Außerdem wurde ein deutlicher Temperatursturz eingeläutet. Nachdem am gestrigen Donnerstag noch in vielen Teilen des Landes ein Sommertag registriert wurde, liegen die heutigen Höchstwerte deutlich tiefer.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 1

Der deutschlandweite Höchstwert wurde gestern mit 30,2 Grad in Langenlipsdorf (Brandenburg) gemessen. Heute zeigt das Thermometer dort aktuell (13 Uhr MESZ) nur 18 Grad an. In Starkenberg-Tegkwitz (Thüringen) und Baruth (Brandenburg) wurde mit 29,7 bzw. 29,5 Grad die Schwelle für einen heißen Tag nur knapp verfehlt. Aber auch dort wird es wie generell im Osten schwierig im Nachmittagsverlauf die 20 Grad-Marke zu knacken. Auch in den anderen Landesteilen bleibt es deutlich kühler als zuletzt.

Neben dem ausgeprägten Temperatursturz traten regional kräftige und schauerartig verstärkte sowie mit Gewittern durchsetzte Regenfälle auf. Insbesondere im Westen und Nordwesten des Landes kamen von Donnerstagmittag bis heute Mittag verbreitet 10 bis 20, lokal um 30 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Oftmals fielen diese Niederschlagsmengen innerhalb von wenigen Stunden. Im Süden setzten die Regenfälle erst im Laufe der Nacht ein und intensivierten sich am Morgen vom östlichen Bodensee bis ins Allgäu. Verbreitet wurden 10 bis 30, örtlich um 50 Liter pro Quadratmeter innert 12 Stunden registriert. Die Radaranalyse bietet hier etwas zu hohe Mengen an.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 2

Die Niederschläge halten am Alpenrand noch weiter an und klingen erst im Laufe des Samstags allmählich ab. Es werden bis Samstagvormittag weitere 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter erwartet. Insgesamt kommen somit während dem gesamten Niederschlagsevent 30 bis 60, örtlich um 70 l/qm vom Himmel. Weitere Schauer und Gewitter treten heute und morgen lokal auch noch am im Westen und Südwesten sowie an der Nordseeküste auf. Die Niederschlagsmengen wie am Alpenrand werden dort jedoch nicht erreicht.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 3

Neben den kräftigen Niederschlägen standen gestern Nachmittag und Abend im Zusammenhang mit den Schauern und Gewittern vor allem die Windböen im Fokus. Abgesehen vom Bergland gab es vor allem im Saarland, im südlichen Rheinland-Pfalz und in Westhessen einige stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9). Die stärkte Böe wurde in Berus (Saarland) mit 92 km/h registriert. Dies entspricht sogar einer schweren Sturmböe (Bft 10).

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 4

Noch deutlich stärker wehte der Wind in Nusbaum, etwa 14 km südwestlich von Bitburg in der Südeifel. Dort kam es am Nachmittag gegen 15:50 Uhr zu einem Tornado, der für zahlreiche und teils erhebliche Schäden gesorgt hat. Nach vorläufigen Schätzungen hat es sich dabei um einen Tornado der Stärke EF2 gehandelt. Erklärungen zu unterschiedlichen Tornado-Intensitätsskalen sind im TdT vom 21.08.2021 unter zu finden.

Am Wochenende beruhigt sich das Wetter deutlich und der Altweibersommer findet seine Fortsetzung. Tagsüber wird es dabei angenehm warm, aber nachts erinnern Tiefstwerte im einstelligen Bereich doch schon deutlich an den nahenden Herbst.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst