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Sturm im Paradies?

Schon seit ein paar Tagen beobachten wir im südwestlichen Indischen Ozean ein Tiefdruckgebiet, das sich zu einem kräftigen tropischen Tief entwickelt hat und den Namen ELEANOR trägt. Aktuellen Berechnungen zufolge soll das Tief in der Nacht zum Freitag vorübergehend den Hurrikan-Status erreichen. Dann wird eine Windgeschwindigkeit von mehr als 63 Knoten oder 117 Kilometern pro Stunde erwartet. Auf der Beaufortskala entspricht das Windstärke 11 und 12 (ab 118 Kilometern pro Stunde).

Bisher hielt sich ELEANOR über dem freien Ozean auf und beeinflusste kaum bewohntes Land. Nun aber verlagert es sich nach Süden und zieht am morgigen Donnerstag zwischen den Inseln Rodrigues und Mauritius durch.

DWD Sturm im Paradies

Die Zuggeschwindigkeit beträgt aktuell 7 Knoten (etwa 13 Kilometer pro Stunde). Aus Satellitenbildern wird eine Windgeschwindigkeit von 45 Knoten (83 km/h) mit Böen um 55 Knoten (102 km/h) abgeleitet. Am Donnerstag werden in verschiedenen globalen Wettermodellen Windgeschwindigkeiten rund um das Tief von 50 bis 60 Knoten (etwa 90 bis 110 km/h) simuliert. Dabei ist die Zugbahn leicht unterschiedlich.

Nach dem aktuellen Modelllauf des deterministischen IFS (vom europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage – EZMW) soll ELEANOR etwa 130 Kilometer östlich an Mauritius vorbeiziehen. Dabei können Windböen bis zu 35 Knoten (65 km/h) im östlichen Teil der Insel auftreten. Nach dem DWD-eigenen ICON-Modell zieht das Tief gut 200 km östlich an Mauritius vorbei. Entsprechend geringer ist der Wind, der die Insel am Donnerstagmorgen und -vormittag erreichen soll. Laut Berechnungen liegen die Windböen nur bei 22 Knoten, was in etwa 40 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Inseln Réunion (westlich von Mauritius) und Rodrigues (weit östlich von Mauritius) werden vom tropischen Tief nicht unmittelbar beeinflusst.

DWD Sturm im Paradies

Die beiden deterministischen Modelle ICON und IFS deuten aktuell keine gefährliche Sturmlage für Mauritius an. Betrachtet man die Probabilistik, so liegen die Wahrscheinlichkeiten für Böen Beaufort 9 (ab 75 km/h) beim IFS bei 50 bis 60 Prozent für die östliche Inselregion. Für Beaufort 10 erreicht die Wahrscheinlichkeit hingegen kaum noch 30 Prozent. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung des ICON fällt noch geringer aus. Eine ausgewachsene Sturmlage an Land lässt sich also auch in der Proabilistik nicht finden. Wenn man sich allerdings auf dem Meer aufhält, sollte man sich auf hohe Wellen und schweren Sturm einstellen.

DWD Sturm im Paradies 1

Neben Wind bringen tropische Tiefs auch immer recht viel Regen. Im Falle von ELEANOR ist das nicht anders. Allerdings hängt die an Land ankommende Regenmenge ebenfalls stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Beim IFS (Modell des EZMW) zieht das Tief im heutigen Modelllauf etwas weiter westlich als gestern noch. Das ICON lässt das Tief bekanntlich weiter östlich durchziehen. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Niederschlagsberechnung. Während beim IFS bis Donnerstagabend Regenmengen zwischen 80 und 120 Liter pro Quadratmeter in 36 Stunden fallen können, simuliert das ICON im gleichen Zeitraum nur 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Deutlich mehr Regen sieht das US-amerikanische GFS-Modell. Dort werden, bei ähnlicher Zugbahn wie im IFS, Regenmengen zwischen 150 und 200 Litern, im Süden der Insel sogar bis zu 250 Liter prognostiziert.

DWD Sturm im Paradies 2

Die Behörden auf Mauritius stellen sich auf einen Sturm mit kräftigen Regenfällen ein. Man geht derzeit davon aus, dass sowohl Flug- als auch Schiffsverkehr nur eingeschränkt möglich sein werden.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Starke Gewitter und Dauerregen

Die markante Kaltfront des Ex Hurrikans und nun außertropischen Tiefs LEE zog in der vergangenen Nacht sowie am heutigen Freitagmorgen über weite Teile Deutschlands hinweg. In Verbindung mit der Kaltfront gab es gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter. Außerdem wurde ein deutlicher Temperatursturz eingeläutet. Nachdem am gestrigen Donnerstag noch in vielen Teilen des Landes ein Sommertag registriert wurde, liegen die heutigen Höchstwerte deutlich tiefer.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 1

Der deutschlandweite Höchstwert wurde gestern mit 30,2 Grad in Langenlipsdorf (Brandenburg) gemessen. Heute zeigt das Thermometer dort aktuell (13 Uhr MESZ) nur 18 Grad an. In Starkenberg-Tegkwitz (Thüringen) und Baruth (Brandenburg) wurde mit 29,7 bzw. 29,5 Grad die Schwelle für einen heißen Tag nur knapp verfehlt. Aber auch dort wird es wie generell im Osten schwierig im Nachmittagsverlauf die 20 Grad-Marke zu knacken. Auch in den anderen Landesteilen bleibt es deutlich kühler als zuletzt.

Neben dem ausgeprägten Temperatursturz traten regional kräftige und schauerartig verstärkte sowie mit Gewittern durchsetzte Regenfälle auf. Insbesondere im Westen und Nordwesten des Landes kamen von Donnerstagmittag bis heute Mittag verbreitet 10 bis 20, lokal um 30 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Oftmals fielen diese Niederschlagsmengen innerhalb von wenigen Stunden. Im Süden setzten die Regenfälle erst im Laufe der Nacht ein und intensivierten sich am Morgen vom östlichen Bodensee bis ins Allgäu. Verbreitet wurden 10 bis 30, örtlich um 50 Liter pro Quadratmeter innert 12 Stunden registriert. Die Radaranalyse bietet hier etwas zu hohe Mengen an.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 2

Die Niederschläge halten am Alpenrand noch weiter an und klingen erst im Laufe des Samstags allmählich ab. Es werden bis Samstagvormittag weitere 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter erwartet. Insgesamt kommen somit während dem gesamten Niederschlagsevent 30 bis 60, örtlich um 70 l/qm vom Himmel. Weitere Schauer und Gewitter treten heute und morgen lokal auch noch am im Westen und Südwesten sowie an der Nordseeküste auf. Die Niederschlagsmengen wie am Alpenrand werden dort jedoch nicht erreicht.

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 3

Neben den kräftigen Niederschlägen standen gestern Nachmittag und Abend im Zusammenhang mit den Schauern und Gewittern vor allem die Windböen im Fokus. Abgesehen vom Bergland gab es vor allem im Saarland, im südlichen Rheinland-Pfalz und in Westhessen einige stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9). Die stärkte Böe wurde in Berus (Saarland) mit 92 km/h registriert. Dies entspricht sogar einer schweren Sturmböe (Bft 10).

DWD Starke Gewitter und Dauerregen 4

Noch deutlich stärker wehte der Wind in Nusbaum, etwa 14 km südwestlich von Bitburg in der Südeifel. Dort kam es am Nachmittag gegen 15:50 Uhr zu einem Tornado, der für zahlreiche und teils erhebliche Schäden gesorgt hat. Nach vorläufigen Schätzungen hat es sich dabei um einen Tornado der Stärke EF2 gehandelt. Erklärungen zu unterschiedlichen Tornado-Intensitätsskalen sind im TdT vom 21.08.2021 unter zu finden.

Am Wochenende beruhigt sich das Wetter deutlich und der Altweibersommer findet seine Fortsetzung. Tagsüber wird es dabei angenehm warm, aber nachts erinnern Tiefstwerte im einstelligen Bereich doch schon deutlich an den nahenden Herbst.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst