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Hoch RICCARDA

Aktuell bestimmt das umfangreiche Hoch RICCARDA (I) mit Schwerpunkt über Schottland bzw. über der Nordsee das Wetter in Deutschland. Sein Einflussbereich reicht von Irland bis nach Skandinavien bzw. bis zum Baltikum. Tiefdruckgebiete müssen daher ausweichen, so dass das Hoch auch in den kommenden Tagen bei uns wetterbestimmend bleibt. Die Position des Hochs sorgt allerdings dafür, dass die Grundströmung aus nördlichen bzw. nordöstlichen Richtungen kommt. Somit bleiben die Temperaturen zunächst gedämpft und aufgrund der feuchteren Grundschicht ziehen immer wieder kompaktere Wolkenfelder durch, die aber kaum Regen bringen.

Hoch RICCARDA teil 1 

Abb 1: Bodenanalyse mit Fronten und Luftdruck, Mittwoch den 07.05.2025 12 UTC 

Am heutigen Mittwoch zeigt sich der Himmel unterschiedlich bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Lediglich an den Alpen sind die Wolken kompakter und bringen dort etwas Regen in den höchsten Alpengipfeln auch etwas Schnee. Es liegt daran, dass der Einfluss von Tief JÜRGEN über Oberitalien über den Alpenhauptkamm hinweg bis nach Süddeutschland reicht. Die Höchstwerte liegen zwischen 12 Grad an den Alpen und 18 Grad im Westen. Der Wind weht schwach bis mäßig aus nordöstlichen Richtungen. 

In der Nacht zum Donnerstag klart der Himmel vor allem in der Mitte und in Teilen des Nordens auf. Im Süden halten sich dichtere Wolken und an den Alpen regnet es weiter, oberhalb 1800 m schneit es. Die Tiefstwerte liegen zwischen 8 und 0 Grad. Von Schleswig-Holstein bis nach Sachsen tritt örtlich leichter Frost bis -2 Grad auf. 

Hoch RICCARDA teil 2

Abb 2: Wetter- und Temperaturkarte, Mittwoch 07.05.2025 

Am Donnerstag profitierten die Mitte und der Norden des Landes von der Nähe des Hochs, so dass dort überwiegend die Sonne scheint. Im Süden hingegen fällt aus kompakten Wolkenfeldern etwas Regen. Dabei liegen die Tageshöchstwerte zwischen 11 Grad an den Alpen und knapp 20 Grad am Niederrhein. Der Wind weht weiterhin schwach bis mäßig aus Nordost. 

In der Nacht zum Freitag klingen die leichten Niederschläge an den Alpen weiter ab. An der Ostsee ziehen vereinzelte Schauer auf. Der Rest des Landes bekommt eine meist klare Nacht. Vor allem vom östlichen Niedersachsen bis nach Sachsen und Brandenburg muss bei Tiefstwerten zwischen +2 und -3 Grad häufiger mit leichtem Frost gerechnet werden. Ansonsten liegen die Tiefstwerte zwischen 8 und 2 Grad. 

Hoch RICCARDA teil 3

Abb 3: Wetter- und Temperaturkarte, Donnerstag 08.05.2025 

Am Wochenende verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Deutschland, so dass die sonnigen Anteile zunehmen werden. Lediglich am Freitag gibt es noch im Osten und an den Alpen vereinzelte Schauer, ab Samstag ist es überall niederschlagsfrei. Die Temperaturen steigen von Tag zu Tag an. Am Sonntag werden dann Höchstwerte von 17 bis 22, im Westen bis knapp 25 Grad erreicht. In der Nacht zum Samstag ist die Frostgefahr noch leicht erhöht, aber sie nimmt ab Samstag dann deutlich ab. 

Auch die neue Woche beginnt freundlich und mit Höchstwerten von 19 bis 24 Grad ist es auch mäßig warm. Regen wird nicht erwartet, so dass sich die Trockenheit in einigen Teilen Deutschlands weiter verschärft. 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Satellitenmeteorologie (Teil 2) – Bunte Bilder für die Wetteranalyse

Wettersatelliten sind in der heutigen modernen Meteorologie nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem Blick aus dem Weltall auf unsere Erde leisten sie unter anderem unschätzbare Dienste bei der Wetteranalyse. Im ersten Teil dieser Reihe (Thema des Tages vom 7. Mai 2024) haben wir die Funktionsweise des Radiometers erklärt, das Herzstück eines jeden Wettersatelliten. Es blickt mit 12 „Augen“, den sogenannten Kanälen, auf unsere Erde, wobei jeder dieser Kanäle einen gewissen Spektralbereich der von der Erde abgegebenen Strahlung „sieht“. Drei der Kanäle empfangen Strahlung im solaren (sichtbaren) und acht im infraroten (thermischen) Bereich. Der 12. Kanal (HRV), das Adlerauge unter den Kanälen, besitzt eine besonders hohe Auflösung. Jeder Kanal sieht für sich betrachtet zwar weniger als unser Auge, in der Kombination aller Kanäle erfasst ein Radiometer aber weitaus mehr Informationen von der Erde als wir Menschen sehen könnten.

Jeder Kanal liefert den Meteorologen ganz individuelle Informationen. Jedoch stoßen die Kanäle auch an ihre Grenzen und manchmal ist eine eindeutige Interpretation der Bilder schwierig. Die Kanäle im sichtbaren Bereich sind nur tagsüber hilfreich, da die Erde nachts keine kurzwellige Sonnenstrahlung reflektiert. Auch kann man manchmal schwer zwischen Wolkenfeldern und Schneeflächen unterscheiden, da beide weiß erscheinen, also ähnliche Reflexionseigenschaften besitzen. Die Zuordnung der erfassten Strahlungstemperaturen der infraroten Kanäle ist auch nicht immer eindeutig. So können niedrige Temperaturen entweder von Wolken in höheren Atmosphärenschichten oder von einer stark ausgekühlten Erdoberfläche emittiert werden.

Um eindeutige Interpretationen der Satellitenbilder zu bekommen, müssen Informationen verschiedener Kanäle kombiniert werden. Eine besonders komfortable Möglichkeit bietet die sogenannte „RGB-Bildauswertetechnik“. Dabei werden die Signale von drei verschiedenen Kanälen mit den Farben Rot (R), Grün (G) und Blau (B) eingefärbt. Fügt man die eingefärbten Bilder zu einem mehrfarbigen Bild zusammen, erhält man bunte Bilder – die sogenannten „RGB-Komposits“. Die hierbei entstandenen Mischfarben können nun vom Meteorologen interpretiert werden. Bei der Zusammenstellung eines RGB-Komposits kann man übrigens sowohl die reflektierte Darstellung (hohe Werte der reflektierten Strahlung entsprechen hellen Pixeln) als auch die invertierte Darstellung (geringe Werte emittierter Strahlung entsprechen hellen Pixeln) miteinander mischen.

DWD Satellitenmeteorologie Teil 2 Bunte Bilder fuer die Wetteranalyse 2

Einige RGB-Komposits haben sich besonders bewährt, von denen wir hier zwei näher erläutern. Abbildung 1 zeigt das Komposit „Luftmasse“. Hierbei handelt es sich um vielmehr als nur ein farbenprächtiges Kunstwerk. Neben den weißlich erscheinenden Wolkenbändern geben uns die unterschiedlichen Farben Auskunft über die Herkunft und die Eigenschaften verschiedener Luftmassen. Mit grünen Farben können warme Luftmassen mit einer hohen Tropopause (Oberrand der Troposphäre), also tropische oder subtropische Luftmassen detektiert werden. Polare oder arktische Kaltluft mit einer niedrigen Troposphäre erscheint hingegen bläulich. Sinkt trockene Stratosphärenluft in die Troposphäre (untere Atmosphäre) ab, erkennt man dies anhand von rötlichen Farben, oft in Form rötlicher Schlieren.

Im dargestellten Beispiel befindet sich über dem Nordatlantik ein kräftiges Tiefdruckgebiet mit seinen charakteristischen Wolkenbändern. Die grünen Farben über Nordafrika, Spanien und der Biskaya (I) zeigen den mit subtropischer Warmluft angereicherten Warmsektor des Tiefs zwischen der Warmfront (Wolkenband über England und Frankreich) und der Kaltfront (Wolkenband über dem Atlantik). Nordwestlich davon sowie über dem Nordpolarmeer befindet sich polare Kaltluft (II), zu sehen an den blauen Farben. An den rötlichen Schlieren (IIIa) erkennt man, dass sich trockene Stratosphärenluft in das Tief einkringelt, welche zu einer Verstärkung des Tiefs beiträgt. Ebenso ist trockene Stratosphärenluft (IIIb) dafür verantwortlich, dass sich über dem Norden Deutschlands Gewitter (Kreuze) bilden.

DWD Satellitenmeteorologie Teil 2 Bunte Bilder fuer die Wetteranalyse 1

Für uns Warnmeteorologen ist das Satellitenkomposit „Nacht“ (Abbildung 2) eine große Hilfe. Er liefert uns eine Fülle von Informationen über Wolken in unterschiedlichen Höhen und zur Beschaffenheit der Erdoberfläche. Neben den Sichtweitenmessungen der Wetterstationen zeigen uns rötliche Farben Regionen mit Nebel- und Hochnebelfeldern (also sehr tiefliegende Wolken) und helfen uns dabei, auch nachts so gut wie möglich vor dichtem Nebel zu warnen. Höhere kompakte Wolkenfelder erscheinen hingegen weißlich, während dünne Eiswolken (Cirren) cyan-farben aussehen. Zudem kann man sogar Schneeflächen erkennen, da diese heller erscheinen als schneefreie Landoberflächen.

Neben diesen beiden RGB-Komposits gibt es noch eine Reihe weiterer bunter Satellitenbilder für unterschiedlichste Anwendungsmöglichkeiten, die an dieser Stelle aber nicht näher erläutert werden. Zu nennen sind beispielsweise das „Echtfarben“-Komposit, der den Farben sehr nahekommt, die das menschliche Auge sehen würde. Das „Konvektion“-Komposit macht sich die unterschiedlichen Reflexionseigenschaften großer und kleiner Hydrometeore zu Hilfe, mit der man das Entwicklungsstadium von Gewitterwolken abschätzen kann. Wieder andere Komposits unterstützen uns bei der Detektion von Sandstürmen, Nebel oder Schnee. Aktuelle Satellitenbilder mit kurzen Erklärungen zu deren Interpretation erhalten Sie auf der Homepage der EUMETSAT .

Im dritten Teil wird der Unterschied zwischen geostationären und polarumlaufenden Satelliten erklärt.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst