GEORGINA – das ewige Tief

Heute herrscht in Deutschland Zwischenhocheinfluss. XILOTZIN sorgt zwar für ruhiges Wetter, durch Absinken der Luft lösen sich aber Nebel und Hochnebel oft nur zäh auf. Abseits des Nebels scheint oft die Sonne. Da die Luft im Uhrzeigersinn um das Hoch herumgeführt wird, strömt aus Norden recht kalte Luft in die Osthälfte Deutschlands. In den Westen fließt aus Südosten hingegen gemäßigte Luft. Für die Nachttemperatur heißt das im Osten örtlich Frost in der Luft und gebietsweise Frost am Boden. Im Westen geht das Thermometer nur selten unter +5 Grad.

DWD GEORGINA das ewige Tief

Bereits am morgigen Donnerstag verlagert sich das Hoch nach Osteuropa und wir gelangen auf die Vorderseite von Tief GEORGINA. Sie liegt über dem nahen Atlantik nordwestlich von Portugal und südwestlich der Britischen Inseln. Die Strömung dreht zusehends auf südliche Richtung und damit wird deutlich mildere Luft ins Land geführt. Ein Ausläufer des Tiefs zieht über die Britischen Inseln hinweg in die Nordsee. Das zugehörige Frontensystem erfasst uns im Laufe des Tages von Westen mit dichten Wolken, Schauern und auch einzelnen Gewittern. Nach Osten hin dominiert noch leichter Hochdruckeinfluss und es ist bis zum Abend trocken mit Sonnenschein.

DWD GEORGINA das ewige Tief 1

In der Nacht zum Freitag zieht die Warmfront (in der Grafik zu erkennen an der roten Linie mit den Halbkreisen) des Tiefausläufers über uns nordostwärts hinweg und die Schauer breiten sich auch auf die Osthälfte des Landes aus. Einzig der äußerste Südosten profitiert von Südwind und damit leichtem Föhn, der die Feuchtigkeit ein bisschen abtrocknet. Aber mit dem föhnigen Einschlag ist am Freitag Schluss und im Zustrom milder, aber feuchter Luftmassen gestaltet sich der Tag eher trüb mit Regen, teils schauerartig, teils sogar gewittrig. Das Hochdruckgebiet liegt dann über Südosteuropa, GEORGINA verlagert sich in Richtung Irland. Westlich von uns liegt nach wie vor die zum Tiefausläufer gehörige Frontalzone. Dazwischen gibt es eine sogenannte Konvergenz (orange Linie in der Grafik), die das Zusammenströmen von Luftmassen anzeigt. Gemeinhin lassen sich an solchen Luftmassengrenzen die stärksten konvektiven Ereignisse finden.

DWD GEORGINA das ewige Tief 2

Auch am Wochenende ist Tief GEORGINA der Hauptakteur auf der europäischen Wetterkarte. Sie liegt am Samstag wieder etwas weiter draußen auf dem Atlantik, verliert also ein bisschen an Einfluss. Der Tiefausläufer wurde von ihr wieder “absorbiert”. Die Frontenreste sind inzwischen okkludiert (zu erkennen in der Grafik an der Lila-Färbung), liegen über der Osthälfte Deutschlands und sorgen noch für etwas Regen. Aus Süden macht sich aber schon etwas höherer Luftdruck bemerkbar. Da die Strömung immer noch eine südwestliche Richtung aufweist, ist die Luft mild bis sehr mild. Tageshöchstwerte zwischen 16 und 21 Grad erinnern eher an Spätsommer.

DWD GEORGINA das ewige Tief 3

Am Sonntag pirscht sich GEORGINA wieder etwas näher an Mitteleuropa heran, in Deutschland bestimmt aber zunächst Zwischenhocheinfluss das Wetter. Im Tagesverlauf zieht eine Warmfront von Westen ins Land. Sie bringt den westlichen und mittleren Landesteilen erneut etwas Regen, nach Norden und Osten hin gestaltet sich der Sonntag aus heutiger Sicht trocken mit sonnigen Abschnitten. Da GEORGINA weiterhin milde Luft im Südwesten Europas anzapft und zu uns führt, ist es weiterhin sehr mild.

Dipl.Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2022
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Der Winter rückt näher…

Bereits im September haben wir uns etwas näher mit Jahreszeitenvorhersagen befasst, konkret wurde das Klimamodell des DWD kurz vorgestellt (siehe Thema des Tages vom 21.09.2022).

Im heutigen Tagesthema soll die aktuelle Jahreszeitenvorhersage (Stand 01.10.2022) beleuchtet werden, dabei wird nun das Klimamodell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) in Reading als Diskussionsgrundlage verwendet. Zur Einstimmung folgen nochmals allgemeine Bemerkungen zur Langfristvorhersage, die neben anderen Faktoren beim Klimamodell IFS (Integrated Forecast System) des ECMWF Berücksichtigung finden.

Langfristige Vorhersagen liefern Informationen über die zu erwartenden atmosphärischen und ozeanischen Bedingungen, gemittelt über Zeiträume von ein bis drei Monaten. Wie die Vorhersagen für die (erweiterte) Mittelfrist werden auch die Langfristvorhersagen mit dem gekoppelten Ozean-Atmosphären-Modell des IFS erstellt. Langfristige Vorhersagen stützen sich auf Aspekte der allgemeinen Variabilität des Erdsystems, die lange Zeiträume (Monate bis Jahre) umfassen und lediglich bis zu einem gewissen Grad vorhersagbar sind. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist der ENSO-Zyklus (El Nino Southern Oscillation). Obwohl ENSO ein gekoppeltes Ozean-Atmosphären-Phänomen darstellt, das sich auf den tropischen Pazifik konzentriert, erstreckt sich der Einfluss der Schwankungen dieser Zirkulation direkt oder indirekt nahezu über die ganze Welt.

Langfristige Vorhersagen orientieren sich oft an derartigen Telekonnektionen – wiederkehrende und länger anhaltende großräumige Muster von Druck- und Zirkulationsanomalien, die sich über große geografische Gebiete erstrecken und somit die Entwicklung allgemeiner Wettermuster beeinflussen. Ein Schlüsselwort, das häufig mit der Langfristprognose in Verbindung gebracht wird, ist “Anomalien”. Diese Triebkräfte langfristiger Wettermuster können zum Beispiel zu über- oder unterdurchschnittlichen Temperaturen und stärkeren Niederschlägen oder Trockenheit führen.

Eine der wichtigsten Triebkräfte für das Wetter auf der Nordhalbkugel im Winter ist der Stratosphärische Polarwirbel (SPV). Dieses sich schnell drehende umfassende Tiefdruckgebiet, das sich in den Wintermonaten entwickelt, wenn sich die arktische Polarregion bei Polarnacht stark abkühlt, kann mitunter Aufschluss darüber geben, ob West- und Mitteleuropa in den kommenden Wochen eine eher stürmische und nasse Periode erleben wird oder ob sich möglicherweise auch trockeneres, kälteres Wetter entwickeln könnte.

Der SPV steht ebenso in Verbindung mit diversen Telekonnektionen. Eine der wichtigsten Telekonnektionen für den Nordatlantik und die Britischen Inseln ist die NAO (Nordatlantische Oszillation), die in den Wintermonaten auch direkt mit dem Stratosphärischen Polarwirbel in Verbindung gebracht werden kann. Wenn der Polarwirbel gut organisiert und stark ausgeprägt ist, dann dominiert ein positives NAO-Muster. Dies führt in der Regel zu einer Langfristprognose, die von nassen und windigen, ja sogar zeitweise stürmischen Wetterperioden über dem Atlantik geprägt ist.

Wenn es jedoch Anzeichen dafür gibt, dass der SPV gestört oder schwächer als normal ausfällt, damit die NAO möglicherweise im Winter einen stärker negativen Trend einnimmt, erhöht sich das Risiko von insgesamt kälterem und möglicherweise trockenerem Winterwetter.

Die aktuelle Vorhersage für den Zustand des Stratosphärischen Polarwirbels (SPV), ausgedrückt über den zonal gemittelten zonalen Wind in 10 hPa (in über 30 km Höhe) und auf 60 Grad Nord gemittelt des IFS vom ECMWF sieht nun über die Wintermonate hinweg weiterhin einen weitgehend normal ausgeprägten SPV mit westlichen Winden in diesem Bereich (nähere Erläuterungen unter

DWD Der Winter rueckt naeher...

Nichtsdestotrotz sagt uns auch diese saisonale Vorhersage nach wie vor nicht viel über den kommenden Winter aus, von daher sollte sich der interessierte Leser noch etwas gedulden. Es schadet trotzdem nichts, gewisse Randbedingungen im Hinterkopf zu behalten.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.10.2022

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Internationales Unwetter

In Europa waren vor allem die sintflutartigen Regenfälle auf Kreta ein denkwürdiges Wetterereignis. Grund dafür war ein kleinräumiges Tief im Zusammenspiel mit einem hochreichenden Trog, die sich über Kreta ostwärts hinwegbewegten. Innerhalb von 24 Stunden ergossen sich am Samstag mehr als 290 Liter pro Quadratmeter rund um die Stadt Sitia. In Herkalion wurden im gleichen Zeitraum mehr als 140 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die Wassermassen führten zu zahlreichen Erdrutschen und massiven Überschwemmungen. Der Regionalgouverneur von Kreta spricht vom schlimmsten Unwetter der letzten 100 Jahre.

DWD Internationales Unwetter

In Zentralamerika zogen die Reste des Tropensturms KARL mit starken Regenfällen von Nordost nach Südwest über die Regionen Tabasco und Chiapas. Dabei wurden in Pichucalco mehr als 340 Liter Regen pro Quadratmeter, in Camoapa mehr als 380 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die extremen Regenfälle ließen Flüsse über die Ufer treten und verursachten Überschwemmungen und Sturzfluten.

DWD Internationales Unwetter 1

Auch in Australien gab es heftige Regenfälle, allerdings bereits Ende der letzten Woche. Im Südosten des Landes sowie auf der Insel Tasmanien fiel zeitweise der Strom aus. Niederschlagsmengen von verbreitet zwischen 80 und 160 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden lösten Überschwemmungen aus.

DWD Internationales Unwetter 2

Der Tropensturm SONACA traf am Samstag, den 15. Oktober auf die zentrale Provinz Quang Ngai in Vietnam und löste verheerende Überschwemmungen aus. Tausende Haushalte waren betroffen, etliche Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Örtlichen Behörden zufolge kamen innerhalb von 24 Stunden 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter zusammen. In Khe Tre sollen 549 Liter gefallen sein.
In den genannten Regionen ist wettertechnisch derzeit Ruhe eingekehrt. Die Aufräumarbeiten werden aber noch etwas andauern. Für Vietnam könnte es Ende der Woche erneut spannend werden. Derzeit wirbelt Taifun NESAT über der Philippinischen See. Laut aktuellen Berechnungen bewegt er sich westwärts und könnte am frühen Freitagmorgen unserer Zeit das Land am nördlichen Küstenstreifen treffen.

DWD Internationales Unwetter 3

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.10.2022

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Wie wird der Winter?

Wie wird der Winter?

Selten wurde dem bevorstehenden Winter und seiner Ausprägung so sehr mit Spannung oder gar Angst entgegen gesehen wie in diesem Jahr. Wüsste man, wie der Winter 2022/23 wird, könnte man sicherlich viel Geld verdienen. Und auch wenn es manch einer probiert: Niemand weiß, wie er wirklich werden wird. Nach den vielen Mildwintern der vergangenen Jahre, wäre es sicherlich mal wieder an der Zeit für einen richtigen Kaltwinter. Anderseits steht dem die Winterstatistik der zurückliegenden Jahre entgegen. Diese soll im Folgenden etwas näher betrachtet werden. Wenn nicht anders erwähnt, beziehen sich die Betrachtungen dabei auf die drei Wintermonate Dezember bis Februar.

Entwicklung der Frost- und Eistage

Um beurteilen zu können, wie sich die Winter in den zurückliegenden Jahren entwickelt haben, kann man beispielsweise auf die Durchschnittstemperatur schauen. Diese hat sich im Deutschlandmittel im Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 (0.2 Grad) zu 1991-2020 (1.4 Grad) um 1.2 Grad erhöht. Betrachtet man die zurückliegenden zehn Winter, liegt die Durchschnittstemperatur sogar bei 2.4 Grad und damit um 2.2 Grad über dem Mittel 1961-1990.

Nun kann man sich auch die Entwicklung der Frost- und Eistage betrachten. Frosttage definieren sich als Tage, an denen die Tiefsttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes lag. An allen Stationen lässt sich ein deutlicher Rückgang der Anzahl an Frosttagen zwischen 1961-1990 und 1991-2020 erkennen. Dies lässt sich gut in der Grafik am Beispiel ein paar ausgewählter Stationen sehen. Betrachtet man beispielhaft Frankfurt am Main, so lag die Anzahl der Frosttage 1961-1990 noch durchschnittlich bei 55, während sie 1991-2020 nur noch 44 betrug. Im Vergleich lag die Anzahl im Winter 2021/22 nochmal deutlich niedriger bei nur 35. Im letzten richtig kalten Winter 1996/97 wurden hingegen 49-mal negative Werte gemessen.

Nicht viel anders sieht es bei den Eistagen aus, also Tagen, an denen tagsüber nicht mehr als 0 Grad gemessen wurden. Schauen wir wieder auf Frankfurt, so lag die durchschnittliche Anzahl an Dauerfrosttagen 1961 bis 1990 noch bei 16, 1991 bis 2020 waren es nur noch zehn. Im vergangen Winter ist das Thermometer nicht ein einziges Mal unter 0 Grad Marke verblieben. Im Winter 1996/97 gab es in Frankfurt dagegen 25 Eistage.

DWD Wie wird der Winter

Tiefste Minima, Maxima und Kältesumme

Es gibt auch noch andere Maße um die Strenge eines Winters einzuordnen. Eine Möglichkeit ist, zu untersuchen, wie niedrig die kälteste Minimum- bzw. Maximumtemperatur war. Das Beispiel Frankfurt am Main zeigt, dass strenge Nachtfröste, also Minima unter -10 Grad immer seltener werden. Im Zeitraum 1961-1990 lag die kälteste Nacht noch im Schnitt bei -14.2 Grad. Das niedrigste Minimum wurde im Winter 1967/68 mit -21.6 Grad gemessen. 1990 bis 2020 wurde es durchschnittlich nur noch bis -10.9 Grad kalt, im Rückblick der letzten 10 Jahre gar nur -8.2 Grad (2021/22: -6.3 Grad).

Bei den niedrigsten Tagestemperaturen ergibt sich ein ähnliches Bild. 1961-1990 lag diese im Schnitt bei -5.6 Grad, 1991-2020 noch bei -3.8 Grad, in den letzten zehn Jahren gar nur noch bei -2 Grad. Das niedrigste Maximum stammt aus dem Winter 2009/2010 mit -11.1 Grad, am wärmsten war es im Winter 2013/14, als das niedrigste Maximum bei +2.3 Grad lag.

Die Kältesumme eignet sich ebenfalls gut, um die Strenge eines Winters einordnen zu können. Dafür addiert man alle Werte auf, bei denen die Mitteltemperatur (Mittel aus Minimum und Maximum) im negativen Bereich lag. In der Grafik kann man wieder eine Auswahl an Stationen finden. In Frankfurt/Main betrug die Kältesumme im 30-Jahre-Mittel 1961-1990 noch 119 Kelvin, während sie 1991-2020 nur noch bei 64 Kelvin lag. In den zurückliegenden zehn Jahren addierte sich die Kältesumme im Schnitt nur noch auf 30 Kelvin auf. Zum Vergleich, im letzten kalten Winter 1996/97 lag die Kältesumme bei 186 Kelvin, im Eiswinter 1962/63 bei 443 Kelvin (!). Solch einen Winter kann und will sich heute gar niemand mehr vorstellen. Der Winter 2021/22 brachte es in Frankfurt nur noch auf 7 Kelvin und war damit einer der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn.

DWD Wie wird der Winter 1

Frühester und spätester erster Frost im Winterhalbjahr

Zu guter Letzt noch ein Blick auf den ersten und letzten Frost des Jahres. Für ausgewählte Stationen kann man dies in der nachfolgenden Karte betrachten. Dort sind von links oben nach rechts unten jeweils eingetragen der mittlere erste Frost in der Periode 1961-1990, dasselbe für 1991- 2020, der früheste erste Frost und der späteste erste Frost. Für diese Statistik wurde natürlich zusätzlich auch der Herbst mit einbezogen. Beispielhaft sei erneut Frankfurt herausgegriffen. Der erste Frost hat sich im Mittel von 1961-1990 vom 24.10. auf den 27.10. um drei Tage nach hinten verlagert. Den frühesten ersten Frost gab es an einem 16.09.1979, den spätesten am 25.11.2014.

Es lässt sich feststellen, dass nicht an allen Stationen der früheste erste Frost weiter nach hinten verschoben wird. An manchen Stationen gibt es gar keine Veränderung oder das Mittel verschiebt sich sogar zu einem früheren Zeitpunkt. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Möglicherweise führen häufigere trockene Luftmassen in den Herbstmonaten dazu, dass es in den schon langen Nächten stärker abkühlt.

DWD Wie wird der Winter 2

Frühester und spätester erster Frost im Winterhalbjahr

 

Man darf gespannt sein, ob sich der Winter 2022/23 auch in den zunehmenden Erwärmungstrend einfügt, oder ob nach langer Zeit auch mal wieder ein kalter Winter droht. Die saisonalen Vorhersagen des DWD deuten eher auf einen leicht zu milden Winter, die Prognosen des europäischen ECMWF auf ein neutrales Temperaturniveau. Aber selbst ein durchschnittlicher Winter dürfte vielen angesichts der milden vergangenen zehn Winterjahreszeiten als zu kalt vorkommen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.10.2022
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Viel Regen – für alle?

Tief DANICA liegt derzeit über Westeuropa und ihre Frontensysteme ziehen über Deutschland hinweg. Vor allem in der Südhälfte fällt dabei bis Samstagnachmittag innerhalb von 24 Stunden gebietsweise einiges an Regen. Meist werden dort 5 bis 20 l/qm erwartet. Vor allem in den südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie am Alpenrand sind 20 bis 30, im Schwarzwald 30 bis 50, punktuell auch um 70 l/qm möglich. In der Nordhälfte regnet es am Abend und in der Nacht zwar auch gelegentlich etwas. Mehr als 1 bis 8 l/qm werden es meist nicht. In der zweiten Nachthälfte trocknet es im Westen, Nordwesten, Norden und Teilen der Mitte ab. Lediglich hier und da treten noch einzelne Schauer auf.

DWD Viel Regen fuer alle

In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag wird dann in einem Streifen quer über der Mitte des Landes, in etwa von Rheinland-Pfalz bis nach Sachsen, zeit- und gebietsweise weiterer Regen erwartet. Die Intensität und Häufigkeit nimmt allerdings im Laufe des Sonntags immer mehr ab. Insgesamt fallen dabei in diesem Streifen bis Sonntagnachmittag in 24 Stunden 2 bis 6, lokal um 10 l/qm. Ansonsten bleibt es abgesehen von einzelnen Schauern, insbesondere im Umfeld der Nordseeküste überwiegend trocken.

Betrachtet man die im diesjährigen Oktober bisher gefallenen Niederschläge (basierend auf Radarauswertungen), so fällt auf, dass es besonders an den Alpen häufig um 100 l/qm Niederschlag gab. Dieser fiel vor allem Anfang Oktober. Allgemein war es bisher in der Südhälfte relativ nass, mit verbreitet 20 bis 50 l/qm. Klimatologisch gesehen liegt das vieljährige Mittel beispielsweise für den Großraum Stuttgart bei etwa 40 bis 45 l/qm. Diese Niederschlagsmenge wurde bereits jetzt schon überschritten. Das heißt, der Oktober wird dort dieses Jahr auf jeden Fall zu nass ausfallen.

Ein anderes Bild zeichnet sich in der Nordhälfte ab, mit Ausnahme der Nordseeküste und Schleswig-Holstein. Mehr als 10 l/qm kamen dort bisher nur punktuell vom Himmel. In Berlin gab es beispielsweise gerade einmal 7 l/qm. Der mittlere Monatsniederschlag liegt dort bei rund 36 l/qm.

DWD Viel Regen fuer alle

In Abbildung 3 sind die bisher gemessenen Niederschläge zu den bis zum 14. Oktober (8 MESZ) im vieljährigen Mittel zu erwartenden Niederschlägen ins Verhältnis gesetzt. Das Ergebnis ist der prozentuale Anteil des aktuellen Niederschlags am vieljährigen Mittel. Auch dort kommt deutlich zum Vorschein, dass es im bisherigen Oktober in der Südhälfte häufig zu nass ist, während sich in weiten Teilen der Nordhälfte ein zu trockener Monat anbahnt.

DWD Viel Regen fuer alle 1

Ein kurzer Ausblick in die kommende Woche zeigt, dass es insbesondere am Dienstag gebietsweise recht feucht wird, ansonsten aber bis Donnerstag eher trockenes und ruhiges Hochdruckwetter zu erwarten ist.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Warme Grüße aus dem Süden

„Elke” und „Freya” heißen die beiden Protagonistinnen, jeweils in Form atlantischer Tiefdruckgebiete, die am heutigen Samstag (15.10.2022) und am Sonntag (16.10.2022) das Wettergeschehen im Griff haben. Dabei handelt es sich bei „Elke” um einen ausgeprägten Tiefdruckkomplex mit mehreren Randtiefs, dessen Zentrum sich über dem Nordmeer vor der Küste Norwegens befindet. Tief „Freya” ist dann deren Nachfolgerin in Form eines Sturmtiefs bei Irland.

DWD Warme Gruesse aus dem Sueden

Beiden Druckgebieten gemeinsam ist die Tatsache, dass sie aus Südwesten ausgesprochen milde Luftmassen zu uns nach Deutschland führen. Dies macht sich vor allem in Süddeutschland bemerkbar, wo die Temperatur auf dem 850 hPa-Niveau, das heißt in circa 1500 Metern Höhe, bis zu 15 Grad beträgt.

Dementsprechend hoch ist aktuell auch die Schneefallgrenze. Stellenweise liegt sie bei über 3000 Meter, was wiederum heißt: nicht einmal auf der Zugspitze reicht es im Moment für nennenswerten Schnee, und das Mitte Oktober.

Aber nicht nur auf den Bergen ist es so mild, wie es mitunter bei ausgeprägten Inversionslagen im Herbst der Fall sein kann. Auch im Flachland steigen die Temperaturen bis zu Beginn der neuen Woche nochmals auf spätsommerliche Werte. Während am morgigen Sonntag vor allem die Regionen südlich des Mains in den Genuss der Wärme kommen – in Oberbayern klettert das Thermometer bis auf 25 Grad – steigen die Temperaturen am Montag nahezu überall auf über 20 Grad. Einzige Ausnahme bilden dabei die Regionen nördlich der Elbe. Am wärmsten wird es dabei vom Oberrhein über Franken bis nach Mitteldeutschland mit bis zu 26 Grad. Stellenweise wird es also wohl nochmals für einen Sommertag im Oktober reichen.

Ist das rekordverdächtig? Vielleicht. Zeit also, mal einen Blick auf die Zahlen zu werfen. Den Oktoberrekord des höchsten Tagesmaximums hält die Station Müllheim (Baden-Württemberg) mit 30,9 Grad am 7.10.2009. Auf den Plätzen folgen Freiburg (Baden-Württemberg) mit 30,8 Grad am 3.10.1985 und Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg, Station bis 2002) mit 30,6 Grad am 4.10.1966. Es fällt auf, dass die deutschlandweiten Wärmerekorde allesamt im Südwesten der Republik aufgestellt werden. Dies erscheint vor dem Hintergrund, dass diese Temperaturen um diese Jahreszeit ausschließlich durch aus dieser Richtung herangeführte sehr warme Luftmassen erreicht werden, auch in gewisser Weise nachvollziehbar. Ebenfalls auffällig ist, dass diese Rekorde allesamt zeitig im Oktober aufgestellt wurden, während wir inzwischen die zweite Oktoberdekade schreiben.

Station Bundesland Temperatur Datum
Müllheim Baden-Württemberg 30,9°C 7.10.2009
Freiburg Baden-Württemberg 30,8°C 3.10.1985
Schwäbisch Gmünd-Strassdorf Baden-Württemberg 30,6°C 4.10.1966
Schallstadt-Mengen Baden-Württemberg 30,5°C 3.10.1985
Eimeldingen Baden-Württemberg 30,4°C 3.10.1985
Lahr Baden-Württemberg 30,1°C 3.10.1985
Stuttgart (Neckartal) Baden-Württemberg 30,0°C 3.10.1985
Wertheim-Eichel Baden-Württemberg 30,0°C 4.10.1985
Pforzheim-Eutingen Baden-Württemberg 30,0°C 3.10.1985
Kirchheim/Teck-Ötlingen Baden-Württemberg 30,0°C 4.10.1966

Tabelle 1: Deutschlandweite Oktoberrekorde der Tageshöchsttemperatur

Ein weiterer Blick gilt also speziell den Temperaturrekorden in der 2. Oktoberdekade. Hier führt Bad Reichenhall (Bayern) das Feld an. Am 15.10.2000 wurden hier 28,9 Grad gemessen, gefolgt von Tönisvorst (Nordrhein-Westfalen; 28,6 Grad am 13.10.2018) und Waltrop-Abdinghof (Nordrhein-Westfalen; 28,5 Grad am 13.10.2018).

Station Bundesland Temperatur Datum
Bad Reichenhall Bayern 28,9°C 15.10.2000
Tönisvorst Nordrhein-Westfalen 28,8°C 13.10.2018
Waltrop-Abdinghof Nordrhein-Westfalen 28,6°C 13.10.2018
Lüdinghausen-Brochtrup Nordrhein-Westfalen 28,5°C 13.10.2018
Huy-Pabstorf Sachsen-Anhalt 28,4°C 13.10.2018
Münster/Osnabrück Nordrhein-Westfalen 28,3°C 13.10.2018
Heinsberg-Schleiden Nordrhein-Westfalen 28,3°C 13.10.2018
Geldern-Walbeck Nordrhein-Westfalen 28,3°C 13.10.2018
Ennigerloh-Ostenfelde Nordrhein-Westfalen 28,2°C 13.10.2018
Quedlinburg Sachsen-Anhalt 28,1°C 19.10.2012

Tabelle 2: Deutschlandweite Rekordwerte der Tageshöchsttemperatur für die zweite Oktoberdekade

Ein letzter Blick richtet sich schlussendlich auf die Gebiete, in denen die höchsten Werte erreicht werden. Neben Bayern ist dies am Montag voraussichtlich Mitteldeutschland, und dort speziell die Leipziger Tieflandsbucht. Der Dekadenrekord für Sachsen liegt hier bei 26,9 Grad, gemessen in Klitzschen bei Torgau am 12.10.2018. An diesem Wert wird am Montag eventuell gekratzt werden, es ist also nicht ganz auszuschließen, dass es bundeslandspezifisch für einen Monatsdekadenrekord reichen könnte.

Insgesamt aber sind die bestehenden Temperaturrekorde für Oktober kaum in Gefahr. Von einem neuen deutschlandweiten Maximum ist man weit entfernt, und auch Monatsdekadenrekorde dürften – wenn überhaupt – nur an ganz einzelnen Stationen gebrochen werden. Was bleibt ist, nochmal die Chance auf milde Temperaturen im Freien zu nutzen. Zumindest dort, wo es möglich ist. Denn trocken bleibt es nur gebietsweise vor allem im Nordosten und anfangs im Süden. Bereits ab Montagabend und der Nacht zum Dienstag geht es dann mit einer hereinziehenden Kaltfront der warmen Luft schon wieder an den Kragen.

Master of Science Meteorologe Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.10.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Mild und zeitweise nass. Am Wochenende im Süden zunehmend trocken.

Hoch WIM ist inzwischen nach Osteuropa abgezogen und die Brücke mit dem Azorenhoch über Mitteleuropa schwächelt, sodass die Ausläufer von Tief CAITLYN über dem Nordmeer und später von Tief DANICA bei Irland in den kommenden Tagen freie Bahn über Deutschland haben.

Die dichteren Wolken von Tief CAITLYN haben am heutigen Donnerstag bereits die Westhälfte Deutschlands erreicht und sorgen schon im Nordwesten und Westen, später auch im Südwesten gebietsweise für Regen. Zwischen Oberrhein und dem Bayerischen Wald sind vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen. Nach Osten und Südosten hin zeigt sich noch gebietsweise die Sonne und es bleibt bis zum Abend trocken. Erst in der Nacht zum Freitag kommt der Regen auch im Osten an, während er im Westen wieder nachlässt beziehungsweise abklingt. Die dichten Wolken bleiben uns jedoch erhalten und verhindern, dass die Luft bis in den Frostbereich abkühlt.

Am Freitag zeigt der Herbst verbreitet seine graue Seite. Zunächst gibt es aber nur wenig Regen, vielerorts bleibt es trocken. Ab dem Nachmittag breitet sich von Frankreich her der Regen von Tief DANICA über die gesamte Südwesthälfte Deutschlands aus und erreicht in der Nacht zum Samstag auch den Osten. Während es im Süden längere Zeit regnet und es auch in der Nacht zum Samstag weiterhin regnerisch bleibt, gibt es im Norden immer mal trockene Phasen.

Am Wochenende bleibt es für viele unbeständig mit kompakten Wolkenfeldern und zeitweiligem Regen. Jedoch dreht die Strömung mehr auf südliche Richtungen. Dies hat zur Folge, dass es in der Alpenregion und im angrenzenden Vorland zunehmend föhnig wird und die Sonne sich immer mehr durchsetzt.

In punkto Temperatur steht uns eine milde bis sehr milde Witterungsphase mit frostfreien Nächten und Höchstwerten meist zwischen 14 und 20 Grad bevor. Am Sonntag wird im Süden oft die 20-Grad-Marke überschritten. Im Alpenvorland sind mit Sonnenunterstützung und föhnbedingt sogar 25 Grad möglich. Dies entspricht einem Sommertag.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.10.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Calima – Wüstenbesuch auf den Kanarischen Inseln

Die Kanarischen Inseln sind als „Inseln des ewigen Frühlings“ bekannt. Der stetig wehende Nordostpassat sorgt normalerweise für ganzjährig gemäßigte Temperaturen, was die Region zum beliebten Reiseziel macht. Doch hin und wieder macht sich die Nähe zur nur 300 km entfernten afrikanischen Küste bemerkbar. Dann tragen heiße Wüstenwinde riesige Staubwolken aufs Meer hinaus und treiben die angenehm warmen und frühlingshaften Temperaturen teils deutlich in die Höhe – die Einheimischen sprechen von einer „Calima“.

DWD0Die Calima – Wuestenbesuch auf den Kanarischen InselnVerkehrte Welt bei den Temperaturen

Normalerweise kann man sich recht zuverlässig darauf verlassen: Wer eine Abkühlung von hohen Temperaturen sucht, kann sich ins Bergland flüchten. Als grobe Faustregel gilt, dass pro 100 Meter zusätzlicher Höhe die Temperatur um 1°C zurückgeht. Nicht so bei einer Calima auf den Kanaren. Während es auf Meeresniveau bei Seewind oft vergleichsweise angenehm bleibt (der kühle Kanarenstrom sorgt dafür, dass die Wassertemperaturen selbst im Sommer meist unter 25 Grad bleiben), sind die mittleren Höhenlagen von der „Hitzeglocke“, die sich von der Sahara auf den Weg über den Atlantik macht, am stärksten betroffen.

Beispielhaft soll dies an der Temperaturverteilung auf der Insel Teneriffa während einer Calima am 15.08.2021 deutlich gemacht werden: Im beliebten Urlaubsort Puerto de la Cruz blieb es küstennah ganztägig angenehm mit einer Höchsttemperatur von 26,7°C. In der Inselhauptstadt Santa Cruz war es mit einer Maximaltemperatur von 31,0°C zwar heißer, doch konnte sich auch hier die Meeresnähe noch kühlend auswirken. Anders in der Universitätsstadt La Laguna in knapp 600 Metern Höhe. Abseits der Küste konnte die Calima hier voll durchbrechen und die Temperaturen deutlich in die Höhe treiben: Hier wurde an diesem Tag sogar die 40°C-Marke erreicht. Bei dem üblicherweise vorherrschenden Nordostpassat ist die Stadt sonst oft in Wolken gehüllt und auch im Sommer bleiben die Temperaturen dabei meist unter 25 Grad. Wer sich noch weiter in die Höhe wagt, wird übrigens wieder mit etwas kühleren Temperaturen „belohnt“. An meteorologischen Observatorium in Izana auf etwa 2300 Metern Höhe lag die Temperatur dann wieder bei 27 Grad – wie im Küstenort Puerto de la Cruz.

DWD Die Calima – Wuestenbesuch auf den Kanarischen Inseln

Saharastaub als Gesundheitsrisiko

Bei länger andauerndem Calima nimmt die Staubbelastung immer weiter zu. Die überall präsenten feinen Sandkörner können dabei zu Reizungen der Atemwege führen – ein besonderes Risiko stellt die Wetterlage für Asthmatiker und Allergiker dar. Deshalb gilt für die Risikogruppen die Empfehlung, sich bei einer starken Calima in Innenräumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auf Sport im Außenbereich sollte generell verzichtet werden.

Steht eine Calima bevor?

In den kommenden Tagen herrscht auf den Kanarischen Inseln “business as usual“: Zwischen einem Hochdruckgebiet über den Azoren und einem Hitzetief über dem nordafrikanischen Festland weht der Nordostpassat und sorgt vor allem auf den Nord- und Ostseiten der Inseln für dichtere Bewölkung und insbesondere im Bergland für leichte Regenfälle. Die sonnenhungrigen Urlauber kommen hingegen klassisch auf den Süd- und Westseiten der Inseln auf ihre Kosten und die Temperaturen erreichen durchschnittliche 23 bis 26 Grad.

Dipl.-Met. Marcel Schmid zusammen mit Praktikant Malte Eggers
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.10.2022

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Wasser – wichtig und spannend zugleich – Teil 2

Bereits im Thema des Tages vom 19.09.2022 wurden die Eigenschaften von Wasser beschrieben, die das Molekül so besonders und in mancherlei Hinsicht sogar einzigartig machen. Dabei wurde auch erwähnt, dass rund 70% unserer Erde mit Wasser bedeckt sind. Schätzungsweise handelt es sich dabei um 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser, wobei ein Kubikkilometer bereits eine Billion Litern entspricht. Insgesamt ergeben sich daraus also 1,4 Trilliarden Liter Wasser, eine Zahl mit 21 Nullen. Eine unvorstellbar große Menge an Wasser also!

Diese enorme Wassermenge ist dabei Teil eines geschlossenen Systems, bei dem kein Wasser verloren geht – dem sogenannten “Wasserkreislauf”. Bereits in der Schule wird das Wissen über diesen vermittelt. Laut Definition versteht man darunter “die Summe der weltweiten durch Niederschlag, Verdunstung und Abfluss bedingten Wassertransporte über Land und den Ozeanen”.

Kurze Auffrischung gefällig? Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die unmittelbar darüber liegende Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Boden, aber auch aus Ozeanen, Flüssen und Seen oder von der Vegetation und wird zu Wasserdampf. Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kältere, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Die Tröpfchen bzw. Eiskristalle können unter geeigneten Bedingungen weiter anwachsen und kollidieren, bis sie schließlich groß und schwer genug sind, um zu Boden zu fallen. Der Niederschlag in Form von Regen, Schnee, Graupel oder Hagel, der den Erdboden erreicht, versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse, Seen und die Meere ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Das Grundwasser gehört ebenfalls zum Wasserkreislauf. Regenwasser, das durch die Böden und Gesteinsschichten in den Untergrund sickert (Infiltration), füllt unsere Grundwasserbestände auf.

DWD Wasser wichtig und spannend zugleich Teil 2 1

Das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie im DWD kommt zu dem Schluss, dass jedes Jahr auf der Erde durch Niederschläge, Verdunstung und Abfluss mehr als 500.000 Kubikkilometer Wasser bewegt werden. Dies macht zwar nur einen kleinen Teil der weltweit vorhandenen Wassermassen aus, entspricht aber immerhin 10.000 Mal der gesamten Wassermenge des Bodensees, der rund 48 Billionen Liter umfasst. Im globalen Mittel kann man so von einer Niederschlagssumme von rund 1000 Liter pro Quadratmeter pro Jahr sprechen. Zum Vergleich: In Deutschland fallen im Schnitt rund 800 Liter pro Quadratmeter.

Eine riesige Menge an Wasser wird also Jahr für Jahr in diesem Kreislauf umgewälzt. Auch der Klimawandel wird zumindest an der Gesamtmenge an Wasser, die sich im Umlauf befindet, nichts ändern. Zu Veränderungen kommt es dennoch und diese machen sich bereits heute schon bemerkbar, beispielsweise in der Verteilung der Niederschläge. In einigen Regionen wird es weniger, in anderen Regionen dagegen mehr Niederschläge geben, die dort mitunter auch heftiger ausfallen können.

In Dürreperioden trocknen die Böden wiederrum stark aus und können dann bei plötzlich auftretenden Starkregenereignissen nur begrenzt Wasser aufnehmen. Statt zu versickern, fließt das Wasser oberflächlich ab und trägt dabei möglicherweise Erde und Gestein ab (Bodenerosion) oder sorgt für Überschwemmungen. Darüber hinaus können sich der fehlende Wassernachschub und hohe Verdunstungsraten bei Dürren, aber auch das auf den trockenen Böden meist nur oberflächlich abfließende Wasser sowie eine übermäßige Grundwasserentnahme negativ auf den Grundwasserspiegel auswirken. In der Folge kann zukünftig auch in Deutschland regional und vorübergehend die Gefahr von Engpässen bei der Wasserverfügbarkeit entstehen.

So macht es durchaus Sinn, auch die Nutzung unserer Wasserressourcen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies soll dann in einem weiteren Thema des Tages in den kommenden Wochen thematisiert werden.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.10.2022

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