Nasser Alpenrand

“Schon wieder Regen!”. Diesen Gedanken dürften einige von Ihnen sicherlich in den letzten Wochen öfters gehabt haben. Und tatsächlich ist der Mai in weiten, aber nicht allen Teilen des Landes durchaus recht feucht gewesen. Am gestrigen Dienstag und in der vergangenen Nacht war davon insbesondere der Süden des Landes betroffen. In der nachfolgenden Animation des Radarfilms erkennt man, wie sich die Niederschläge vor allem südlich der Donau seit gestern Nachmittag sowohl gebildet als auch verlagert haben. Anfangs waren noch einzelne Gewitter in das Niederschlagsgebiet eingelagert und es kam lokal zu Starkregen (rötliche Pixel).

Die Niederschlagsmengen lagen am Alpenrand zwischen Dienstagmorgen, 8 Uhr MESZ und Mittwochmorgen, 8 Uhr MESZ verbreitet bei 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter. Am meisten Regen kam mit 72 Liter pro Quadratmeter in Ettal (Bayern) vom Himmel. Aber auch in Berchtesgaden/Jenner (Bayern) und Ruhpolding (Bayern) schüttete es mit 68 bzw. 65 Liter pro Quadratmeter ordentlich. Im Alpenvorland wurden meist 10 bis 25 Liter pro Quadratmeter innert 24 Stunden registriert. Mit jedem Kilometer weiter nach Norden wurden die Niederschlagsmengen geringer, im Osten sowie weiten Teilen der Mitte und des Westens blieb es komplett trocken. Ganz im Norden und Nordwesten sowie im Südwesten traten gestern einzelne Schauer auf. Größere Niederschlagsmengen summierten sich jedoch nicht auf.

Ein Hinweis muss an dieser Stelle noch gegeben werden. Die Bestimmung der Niederschlagsmengen aus Radardaten ist im Alpenraum fehlerhaft, da das Radar beispielsweise aufgrund der topografischen Gegebenheiten, Niederschläge teilweise nicht so gut erfassen kann.

Blickt man auf den bisherigen Mai zurück, so lässt sich feststellen, dass im Westen bereits 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter gefallen sind, was in etwa dem langjährigen Mittelwert an Niederschlag entspricht, der sonst im ganzen Mai fällt. Auch am Alpenrand war es sehr feucht. Dort fielen akkumuliert meist zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, was dem gesamten Monatsniederschlag entspricht. Besonders niederschlagsarm zeigt sich der Mai bisher in einem Streifen vom Großraum Hamburg über die Altmark und Teile des Flämings bis zum Osterzgebirge sowie in Vorpommern. Dort fielen oftmals nur zwischen 1 und 10 Liter pro Quadratmeter.

Heute und in den kommenden Tagen wird sich an der Niederschlagsbilanz nicht viel ändern, denn ein Hochdruckgebiet übernimmt die Regie. Lediglich einzelne Schauer und Gewitter sind zum Wochenende im Alpenraum und im östlichen Bergland, am Sonntag auch im Nordwesten möglich.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.05.2023

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Pünktlich zu Christi Himmelfahrt können die Väter vielerorts mit Sonnenschein Ihren Feiertag begehen, aber…

Am heutigen Dienstag bleibt noch der wechselhafte Wettercharakter bestehen. Zwischen dem Hoch ULLA über Irland sowie dem Seegebiet westlich davon und Tief BENEDIKT über der Ostsee strömt zunächst noch kühle und feuchte Luft nach Deutschland. Zudem schickt Tief BENEDIKT auf der Südflanke auch noch eine Kaltfront über das Land hinweg. Entsprechend zieht ein Regenband von Westen und der Mitte in den Süden. Zudem können sich im Küstenumfeld Schauer entwickeln. Im Süden strömt die Luft zunehmend gegen die Alpen und sorgt dort für Dauerregen. Da die Luft aus nördlichen Gefilden kommt und entsprechend kühl temperiert ist, kann es in den Alpen oberhalb von 1000 bis 1500 Metern auch nochmals Schnee fallen.

Ab dem morgigen Mittwoch schickt das Hoch ULLA Ausläufer ostwärts, die schließlich eine Hochdruckbrücke zum Russlandhoch aufbauen. Somit setzt sich auch hierzulande von Westen zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Durch absinkende Luft werden die Wolken weniger und die Sonne kann vielerorts länger scheinen. Bis auf Schönwetterwolken, die zeitweise am Himmel auftauchen, aber voraussichtlich keinen Niederschlag bringen, bleibt nur der Süden noch benachteiligt. Durch eine Kombination des kräftigen Tiefdruckwirbels CHAPPU über Italien und der nördlichen bis nordöstlichen Anströmung ist vor allem südlich der Donau bis Samstag auch stärkere Bewölkung mit langsam nachlassendem Regen am Start.

Der Feiertag und auch der Brückentag sollten mit Ausnahme des Südens aber freundlich und vielfach sonnig werden. Doch gerade der Sonnenschein kann in der Frühlingsluft für den menschlichen Körper nicht nur förderlich, sondern durchaus auch schon gefährlich werden. Denn die Sonne hat im Mai richtig Kraft. Die biologisch wirksamen Spektren des Lichts reichen dabei vom infraroten über den sichtbaren bis zum ultravioletten Bereich (UV-Bereich). Das größte Wirkungsspektrum besitzt jedoch die UV-Strahlung. Als Maß für die UV-Strahlung dient der sogenannte UV-Index, der üblicherweise als Bestrahlungsstärke (Watt pro Quadratmeter) auf einem horizontal orientierten Empfänger angegeben wird. Die Haut unterliegt als Grenz- und Kontaktorgan in besonderem Maße dem Einfluss von Umweltfaktoren und somit auch der UV-Strahlung. Die bekannteste Folgeerscheinung bei einer Überdosis Maisonne ist wohl der Sonnenbrand, der einer Verbrennung ähnelt und nach einer vom Hauttyp abhängigen Bestrahlungszeit mit einer scharf begrenzten Rötung, Hitzegefühl, Juckreiz sowie gelegentlicher Blasenbildung und Ödemen einhergeht.

Mit der Sonne klettern auch die Temperaturen. Werden an Himmelfahrt noch verhältnismäßig kühle 13 bis 20 Grad erwartet, sollen es am kommenden Wochenende schon 19 bis 25 Grad sein. Lokal könnte sogar die Sommerschwelle von 25 Grad gerissen werden. Allerdings kommen die Nächte zumindest anfangs noch empfindlich kalt daher. Vor allem im Norden und der Mitte rauschen die Temperaturen bei Aufklaren in den Keller. In der Nacht zum Donnerstag (Himmelfahrt) müssen vor allem vom Westen bis zur Oder die Pflanzen wieder geschützt werden. Tiefstwerte dort von 3 bis -3 Grad sowie Bodenfrost von 0 bis -6 Grad können der Natur zusetzen. Auch in den Folgenächsten bleibt zumindest der Bodenfrost regional weiter im Fokus. Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling und somit auch für den Mai nichts Ungewöhnliches. Die Temperaturspanne von häufig 10 bis 15 Grad oder mehr sorgt aber für ein Problem bei der Bekleidungswahl. Insgesamt ist diese Kombination von “kalt” zu “sonnig und warm” bei falscher Wahl sogar förderlich für Erkältungskrankheiten. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte “Zwiebellook”, schaffen. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve sowie ein hochgeschlossener Cardigan oder Pullover folgen. Eine Jacke aus atmungsaktivem Material könnte den Zwiebellook abschließen. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Am Wochenende könnte in der Südhälfte auch eine Regenjacke wieder sinnvoll werden. Im Tagesverlauf sollen sich häufiger Quellwolken bilden, die regional auch mit kräftigen Schauern und Gewittern einhergehen können.

Zusammenfassend steht ein wilder Ritt durch die Jahreszeiten an. Dabei stehen Frost und Alpenschnee im Kontrast zu sommerlichen Temperaturen und Gewittern. Dazwischen kann aber auch die Sonne viele Bürger länger verwöhnen.

Dipl. Met Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2023

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Tropensturm MOCHA

Die Saison von tropischen Wirbelstürmen im nördlichen Teil des Indischen Ozeans dauert in der Regel von Mai bis November, wobei nur 4 Prozent der weltweit auftretenden Stürme auch in der Region um Indien entstehen. Der letzte tropische Zyklon der in Myanmar auf Land traf, wurde im April 2017 beobachtet. Damals traf MAARUTHA mit Windgeschwindigkeiten von etwa 90 bis 100 Kilometern pro Stunde die Küste.
Dieses Mal wird der tropische Zyklon weitaus schlimmere Folgen für das Land haben, da MOCHA signifikant intensiver ist, als das bei MAARUTHA der Fall war. Die Randbedingungen zur Entstehung eines tropischen Wirbelsturms waren zu Beginn letzter Woche im südlichen Golf von Bengalen alle vorhanden. Für die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

– Meeresoberflächtentemperatur von mindestens 26 Grad
bis zu einer Tiefe von rund 50 Metern
– Potentiell labil geschichtete Atmosphäre
– Hohe relative Feuchte in der mittleren Troposphäre (bei 5 km Höhe)
– Bereits bestehende Störung in den unteren Atmosphärenschichten, in dem organisierte Rotation und ein bodennahes Zusammenströmen der Luft erfolgt (bodennahe Konvergenz)
– Geringe vertikale Windscherung zwischen Boden und oberer Troposphäre (kleiner als 37 Kilometern pro Stunde)
– Eine gewisse Entfernung vom Äquator (ca. 500 Kilometer) wegen der Corioliskraft

Bereits am 02. Mai 2023 hat der Indische Wetterdienst (India Meteorological Department) eine mögliche Entwicklung eines tropischen Sturms im Golf von Bengalen vorhergesagt und dementsprechende Informationen veröffentlicht. Am 06. Mai konnte man dann einen ersten zyklonalen Wirbel in den Satellitenbildern erkennen. Die zunehmende Vorticity (Thema des Tages vom 11.09.2020) entlang einer Konvergenz mit steigenden Windgeschwindigkeiten führte im weiteren Verlauf zu einer Intensivierung des zyklonalen Wirbels. Das Joint Typhoon Warning Center (JWTC) verlieh am 07. Mai 2023 dem Wirbel offiziell Beobachtungsstatus.
Die folgende Entwicklung der klassifizierten tropischen Depression erfolgte dann Schlag auf Schlag. Innerhalb von drei Tagen wurden aus der tropischen Depression aufgrund der warmen Meerestemperaturen ein extrem gefährlicher Tropensturm (extremely severe cyclonic storm) der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Skala. Vor allem die extreme Hitzewelle im April in Südostasien hat zu erhöhten Meerestemperaturen geführt. Die Temperatur der Wasseroberfläche im Golf von Bengalen liegt aktuell zwischen 28 und 32 Grad. Durch das hohe Dargebot an warmen Wasser hat die tropische Zyklone enorm an Energie gewonnen.

Für die Seegebiete wurde bereits eine Warnung für außergewöhnlich schwere See mit signifikantem Seegang von über 14 Metern herausgegeben. Das ist nicht nur extrem gefährlich für kleine Fischerboote. Bei so einem Seegang sind auch große Containerschiffe gefährdet.
Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm nordostwärts und wird am morgigen Sonntag, den 14. Mai 2023 auf Land treffen. Besonders betroffen sind dabei die Regionen im Süden Bangladeschs sowie im Norden Myanmars. Beim Auftreffen auf Land werden immer noch Windgeschwindigkeiten von 100 bis 150 Kilometern pro Stunde erwartet, in Spitzen können Windgeschwindigkeiten von 180 bis 220 Kilometern pro Stunde auftreten.
Eine weitere Gefahr vor allem für die Küsten ist die sogenannte storm surge. Dabei wird der Meeresspiegel lokal angehoben. Es gibt zwei hauptsächliche Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels in Verbindung mit tropischen Zyklonen. Zum einen wird er durch anhaltende starke Winde in Richtung der Küsten hervorgerufen. Hier drückt der Wind das Wasser gegen das Festland wodurch sich das Wasser aufstaut. Zum anderen wird im Kern des Wirbelsturms das Wasser durch geringeren atmosphärischen Druck angehoben. Trifft der Sturm auf Land, sind beide Effekte am größten und es kann zu großflächigen Überschwemmungen an der Küste führen.
Doch nicht nur die Küste Myanmars ist durch den tropischen Zyklon MOCHA gefährdet, auch weiter im Landesinneren werden die extremen Niederschlagsmengen zu Hochwasser führen. Bei Niederschlagsmengen von 100 bis 150 Millimetern innerhalb von 24 Stunden muss mit großflächigen Überschwemmungen gerechnet werden. Örtlich werden durch eingelagerte Konvektion auch deutlich höhere Niederschlagsmengen von 200 bis 400 Millimetern von den Modellen simuliert. Aktuelle Information zur Entwicklung der tropischen Zyklone MOCHA gibt es hier: Joint Typhoon Warning Center (JTWC) (navy.mil).

M.Sc. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2023
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Tag des Wanderns

Am heutigen Tag des Wanderns finden deutschlandweit etwa 400 Veranstaltungen zum Thema statt. Egal ob Sie Informationen zu Wanderrouten suchen oder sich vielleicht ehrenamtlich an der Biotop-Pflege beteiligen wollen: Heute bieten die mehr als 3000 örtlichen Wandervereine Einblicke in ihre Arbeit und in die Vielfältigkeit des Wanderns. Keine Freizeitbeschäftigung vereint alle Altersgruppen so wie das Wandern.

Am 14. Mai 1883 wurde der Deutsche Wanderverband (DWV) in Fulda gegründet. Heute gibt es dort eine Zentralveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Rhönklub. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein ist Schirmherr des diesjährigen “Tag des Wanderns”.

Wie jede Sportart, die man draußen ausübt, ist auch das Wandern stark wetterabhängig. Wer war nicht schonmal unterwegs und ist in einen kräftigen Regenguss geraten oder wurde auf dem Berg vom Sturm überrascht. Wer sich auf Wanderschaft begibt, der muss sich besonders mit dem Wetter befassen. Glücklicherweise legt man beim Wandern keine allzu großen Strecken zurück, sodass ein Blick in die regionalen Wettervorhersagen meist eine gute Hilfe ist. Wer ins Hochgebirge geht, fragt am besten nochmal bei der Bergwacht oder bei Bergführern nach. Auch die meisten Hüttenwirte sind über das Wetter bestens informiert.

Wer durchs Flachland läuft, hat meist weniger mit Überraschungen zu kämpfen. Hier lohnt sich aber bei ungewisser Lage häufiger der Blick in die WarnWetter App. Sie bietet neben lokalen Wettervorhersagen auch Radar- und Satellitenbilder sowie Nutzermeldungen. Aus diesen lassen sich auch kurzfristige Wetteränderungen rasch erkennen.

Das Wetter ist in diesem Jahr zweigeteilt. Während man in der Nordhälfte bei mal mehr, mal weniger Sonne meist trocken durch den Tag kommt, bilden sich in der Südhälfte im Tagesverlauf vermehrt Schauer und auch Gewitter. An den Alpen gehen die Regengüsse gegen Abend in andauernden Regen über.

Wer also an einer der vielen gebotenen Veranstaltungen teilnehmen möchte, der informiert sich besser vorher über das kurzfristige Wetter. Und wie man so schön sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2023
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Das Schöne-Wetter-Hoch

Einen wechselhaften Start in die neue Woche beschert uns das Wetter. Verantwortlich dafür ist einerseits ein Ableger des Tiefs über Italien (Tief BENEBDIKT), der feuchte Mittelmeerluft zu uns bringt, und andererseits eine Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer, die kühle Luft im Gepäck hat. Das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland ist noch zu weit entfernt von Deutschland, damit wir vom diesem profitieren können.

Am heutigen Montag bleiben der Süden und der Osten des Landes unter tiefhängenden Wolken, die immer wieder Regen bringen. Auch im Nordwesten zeigt sich der Himmel grau in grau. Aber man braucht zumindest dort keinen Regenschirm. Ansonsten zeigt sich zwar die Sonne, jedoch bilden sich rasch Schauer und einzelne kräftige Gewitter. Mit 15 bis 22 Grad bleibt es noch verhältnismäßig warm.

Mit der o.e. Kaltfront gelangt zunehmend kühle Luft zu uns. Dies macht sich ab Dienstag bemerkbar: Nirgendswo wird dann die 20-Grad-Marke überschritten. An den Alpen werden unter dem Regen kaum 10 Grad erreicht und in Lagen oberhalb von 1500 m fällt Schnee. Aber auch sonst sorgen der frische, im Norden der starke Nordwestwind nicht gerade für Frühlings-, geschweige denn für Sommergefühle. Der Trost ist jedoch, dass es meist trocken bleibt und die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken. In der Nacht zum Mittwoch droht in der Mitte und im Norden, wo die Wolken sich auflösen werden, Frost in Bodennähe und in ungünstigen Lagen auch Luftfrost.

Die gute Nachricht für den Rest der Woche ist, dass das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland zunehmend das Wetter in Deutschland beeinflussen wird. Dies geschieht schon am Mittwoch in großen Teilen des Landes. Lediglich im Südosten bleiben die Wolken dicht und vor allem vormittags regnet es. Die Temperaturen bleiben mit 10 bis 18 Grad noch recht kühl und in der Nacht zum Donnerstag ist die Frostgefahr sogar größer als in der Nacht zuvor.

Ab Donnerstag bis voraussichtlich Sonntag übernimmt aber dann das Schone-Wetter-Hoch komplett die Hauptrolle beim Wettergeschehen. Dabei zeigt sich überwiegend die Sonne und auch die Temperaturen machen einen großen Satz nach oben. Spätestens ab Freitag wird dann verbreitet die 20-Grad-Marke überschritten. Örtlich wird an der 25 Grad-Marke gekratzt, die per Definition ein Sommertag ist. Zudem nimmt die Frostgefahr in den Nächten wieder ab. Der einzige Wermutstropfen könnte sein, dass ab Freitag die Schauerneigung zunimmt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2023
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Von “High-over-Low” zu Vb-artigem Tief

Die aktuelle Wetterlage über Europa lässt sich für das Wochenende in die Kategorie “High-over-Low” einsortieren. Dabei hat sich zwischen einem Hoch über dem Atlantik und einem sehr stationären Hoch über dem Baltikum eine ausgeprägte Hochdruckzone etabliert. Dem Hochdruckblock (“High“) gegenüber steht ein umfangreicher Tiefdruckkomplex (“Low“) über dem Mittelmeerraum, respektive Südwest- und Südeuropa. Die eher übliche Druckverteilung mit tiefem Luftdruck Richtung Island und Nordmeer ist damit quasi auf den Kopf gestellt (siehe Abbildung 1).

Deutschland liegt im Grunde genau zwischen diesen beiden Druckgebilden in einer östlichen Strömung, mit der vor allem in die Nordhälfte des Bundesgebietes recht trockene und mäßig warme Festlandsluft aus Osteuropa geführt wird. Abgesehen von ein paar flachen Schönwetter-Cumuli dürfte die Sonnenausbeute in den nördlichen Landesteilen über das Wochenende sehr hoch ausfallen. Angenehme Höchstwerte von 20 bis 23 Grad laden zu Aktivitäten an der frischen Luft oder zum abendlichen Grillen ein. Ein etwas anderes Bild ergibt sich für die Südhälfte. Die Nähe zum Tiefdruckkomplex über dem Mittelmeerraum hinterlässt seine Spuren, denn hier bleibt feuchte und leicht instabile Luft vorherrschend. Die vielen Wolken zeigen in den südlichen Regionen nur wenig Bereitschaft der Sonne ein bisschen Platz zu machen. Zudem können sich insbesondere ab den Nachmittagsstunden, etwa ab der Mittelgebirgsschwelle und südlich davon, örtliche Schauer oder auch mal kurze Gewitter entwickeln. Beim Freizeitausflug oder der Gartenarbeit sollte man sich auf den ein oder anderen Regenguss einrichten oder zumindest das Regenradar im Blick behalten werden. Auch das Quecksilber kommt in der Südhälfte nicht aus dem Quark und verbleibt zumeist unter der 20-Grad-Marke.

Spannend wird es dann im Verlauf des Sonntages. Initialgeber für die bevorstehende Lage ist ein elliptisches Höhentief, das sich etwa von der Iberischen Halbinsel bis zum westlichen Alpenraum orientiert. Zum Sonntag splittet sich der östliche Teil ab und initiiert zudem über Norditalien eine neuerliche stärkere Bodentiefentwicklung. Jenes begibt sich in der Folge dann auf eine sogenannte Vb (sprich: fünf-b) ähnliche Zugbahn. Die Einteilung der Tiefdruckwanderwege in 5 Klassen erfolgte durch den Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber in den 1890er Jahren. Der Reiseweg von unserem Vb-Tief führt über den östlichen Alpenraum weiter über Tschechien und Polen und später noch weiter nord-nordostwärts ins Baltikum (siehe animierte Abbildung 2). Tiefdruckgebiete mit solch einer Zugbahn rufen in meteorologischen Fachkreisen immer ein gewisses Alarmsignal hervor. Solche Wetterlagen sind prädestiniert, Hochwasser hervorzurufen. Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, führen die Vb-Tiefs auf ihrer Vorderseite sehr feuchte und warme Mittelmeerluft mit sich. Gleichzeitig strömen an der Westflanke der Tiefs kühlere Luftmassen weit über Westeuropa weiter nach Süden. Die feuchtwarmen, nordwärts geführten Luftmassen aus dem Mittelmeer werden daher gezwungen, über die kühleren aufzugleiten. Mit diesen Hebungsprozessen stehen dann zum Teil länger anhaltende und ergiebigere Niederschläge in Verbindung. Für die Intensität der Niederschläge ist auch die genaue Luftmassenkonfiguration entscheidend. Aufgrund der Jahreszeit ist das Potential für unwetterträchtige Regensummen noch etwas limitierter. Ein Indiz dafür liefert beispielsweise das Niederschlagbare Wasser in der Atmosphäre. Mit Werten von 20 bis 25, lokal vielleicht an die 30 l/m² niederschlagbarem Wasser ist die Luftmasse nicht außerordentlich feucht.

Vb-Tiefs bereiten den Modellen und auch den Meteorologen in aller Regel durchaus Kopfzerbrechen und können für die ein oder andere Überraschung sorgen. So ergeben sich oftmals Schwankungen in der präzisen Prognose der Zugbahn oder der Intensität des Tiefs und der damit verbundenen Niederschlagsfelder. Die aktuellsten Modellläufe haben sich hinsichtlich der Zugbahn etwas angeglichen. Dabei würde unser Vb-Tief Deutschland nun voraussichtlich “links” liegen lassen und über unsere östlichen Nachbarn via Tschechien und Polen ziehen. Das war in vorherigen, älteren Modellprognosen nicht immer so, denn da war noch eine weiter westlichere Spur über die Osthälfte Deutschlands vorgesehen. Die Änderung ist hinsichtlich der Niederschlagsprognosen nicht unerheblich. Waren zunächst für größere Landesteile teils ergiebigere Regensummen aufgrund der Aufgleitprozesse in den Modellvorhersagen enthalten, werden wohl nun nur noch die südlichen und östlichen Landesteile davon etwas abbekommen. Bis einschließlich Montag simuliert das ICON6 Modell daher keine besonders hohen Niederschlagssummen. Im Südosten deuten sich aufsummiert Mengen von 20 bis 30, an den Alpen bis 60 l/m² an (siehe Abbildung 4). Das letzte Wort (hinsichtlich der Niederschläge in Deutschland) ist bis Sonntag sicherlich noch nicht gesprochen. Das Tief muss sich “nur” wieder eine weiter westlichere Route suchen.

Den Regenschirm oder die Regenjacke sollte man aber auch in den anderen Landesteilen nicht so weit weglegen. An der Westflanke des Tiefs stellt sich im Westen und Südwesten Schauerwetter ein, inklusive dem ein oder anderen Gewitter. Wo es dann genau schütten wird, ist noch offen. Ganz im Norden bleibt man wohl am längsten im Genuss von längerem sonnigem und trockenem Wetter.

Etwas mehr zur Sache geht es insbesondere in den Regionen rund um die Adria, vorrangig an der Küste Dalmatiens und entlang des Dinarischen Gebirges. Hier brachte bereits in den vergangenen Tagen ein erstes kräftigeres Italientief teils unwetterartige Regenmengen. Bis Montag werden hier akkumulierte Mengen von 100 bis 200 l/m² berechnet. Lokal sind je nach Modell auch Summen bis oder um 300 l/m² möglich. Es besteht demnach eine größere Unwettergefahr mit Überschwemmungen, Hangrutschungen und Murenabgänge.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Neue Bilder aus dem All

Es ist Zeit für eine Wachablösung im All. Seit Anfang 2004 – und damit seit fast 20 Jahren – liefern uns die Satelliten der zweiten Generation von „Meteosat” Wetterbilder aus dem All. Dabei befinden sich diese Satelliten auf einer sogenannten geostationären Umlaufbahn. Das bedeutet im physikalischen Sinne nichts weiter, als dass diese Satelliten sich exakt mit der Drehgeschwindigkeit der Erde selbige umkreisen und damit jederzeit denselben Punkt der Erdoberfläche beobachten können. Damit sind sie auch ziemlich weit entfernt, denn die Umlaufbahn, auf der das möglich ist, befindet sich 36 000 km über der Erdoberfläche. Das entspricht ungefähr dem dreifachen des Erddurchmessers.

An Bord eines solchen Satelliten befindet sich ein entsprechendes Instrument, mit dem die Erdbeobachtung durchgeführt wird. Bei den alten Satelliten der zweiten Generation war dies das sogenannte „SEVIRI”. Dieses Akronym steht für „Spinning Enhanced Visible and Infrared Imager” und beschreibt damit schon ganz gut die Funktionsweise des Instrumentes. Mittels schneller Eigenrotation wurde der Satellit stabilisiert und dann bei jedem Überstreifen der Erdoberfläche Zeile für Zeile ein Bild über mehrere Spektralkanäle aufgenommen.

Mit der neuen dritten Generation ändert sich nun auch das Instrumentarium, mit dem die Bilder vom Satelliten aufgenommen werden. Bereits gestartet ist dabei der Satellit „MTG-I” mit einem „Flexible combined Imager” (FCI) sowie einem neuartigen Blitzdetektor an Bord, den es bei der zweiten Generation noch nicht gab. Der FCI ersetzt dabei das SEVIRI-Instrument der zweiten Generation und hat insgesamt 16 Spektralkanäle (vorher: 12), von denen 8 Stück im sichtbaren bzw. nahen Infrarot-Bereich arbeiten (vorher: 3) und am Äquator eine Auflösung von 1 km haben. Zwei spezielle Kanäle arbeiten dabei sogar mit der doppelten Auflösung von 500 m. Die restlichen Kanäle befinden sich im Infrarotbereich und haben eine Auflösung von 2 km am Äquator, wobei auch hier 2 Kanäle mit der doppelten Auflösung von 1 km „gesamplet” werden können, wie es in der Fachsprache heißt. Dabei arbeitet der FCI auch noch schneller als SEVIRI und kann alle zehn Minuten ein neues Bild liefern. Das SEVIRI-Instrument hat dafür noch 15 Minuten gebraucht.

Eines der ersten veröffentlichten Bilder wurde am 18. März dieses Jahres aufgenommen und zeigt im Vergleich zum MSG-Satelliten eine deutliche Zunahme an Detailreichtum, zum Beispiel bei bestimmten Wolkenarten oder dem sichtbaren Staub- und Sedimenttransport. Durch die vielen neuen Spektralkanäle besonders im sichtbaren Bereich ist so ein ganz neuer Informationsreichtum geschaffen worden, der sich unter anderem in einer ganz neuen Bildqualität äußert.

Die neuen Daten helfen den Meteorologen nicht nur bei der Kurzfristvorhersage wie z.B. von Gewittern oder bei der jetzt deutlich besser werdenden Nebelerkennung, sondern fließen auch in Wettermodelle ein. Durch die neue Menge und Qualität sollte dementsprechend bald auch ein wahrnehmbarer Sprung nach oben bezüglich der Vorhersagegüte wahrnehmbar sein. Mit Hilfe weiterer Satelliten und zusätzlichem, neuen Instrumentarium soll es in Zukunft auch noch neue Informationen über atmosphärische Parameter wie Wasserdampfgehalt, chemische Bestandteile, Aerosolgehalt, aber auch Vertikalprofile der Atmosphäre.

Auch wenn die MTG-Mission insgesamt 3,2 Mrd. € schwer ist – dabei handelt es sich um eine Investition, von der am Ende alle profitieren. Zum einen in Form besserer Wettervorhersagen, aber auch durch neue Forschungsergebnisse, die erst durch die neue Satellitengeneration ermöglicht werden. Übrigens: Auch der Deutsche Wetterdienst ist daran beteiligt. Ein Teil der etwa 140 Mio. € Etat, die für Beiträge an europäische und internationale Organisationen gedacht sind, fließt unter anderem nach Darmstadt zu EUMETSAT.

M.Sc. Meteorologe Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Regen, Regen und noch mehr Regen

Derzeit zeigt sich der Himmel vielerorts grau in grau, immer wieder fällt kühles Nass vom Himmel. Mancherorts regnet es kräftiger, es kübelt oder schüttet wie aus Eimern, anderenorts fällt hingegen weniger Regen, es tröpfelt, nieselt oder fieselt. Häufig bekommt man als Meteorologe dann die Frage gestellt, wann denn der Regen endlich aufhört und sich der Sommer einstellt. Wann wird der erste Freibadbesuch möglich sein? Vor allem an freien Tagen oder im Urlaub können die meisten Menschen Regen überhaupt nicht gebrauchen.

Dabei ist Regen doch eigentlich gar nicht so schlecht. Immerhin spendet er Leben, ohne Regen wäre kein Leben auf der Erde möglich. Und gerade in ihrer aktuellen Wachstumsphase benötigt die Natur viel davon, die Bäume bilden dichtes Blattwerk aus, überall blühen Pflanzen und die Wiesen erstrahlen in saftigem Grün. Henry David Thoreau wusste bereits: “Ein einziger sanfter Regen macht das Gras um viele Nuancen grüner”. Man nimmt auch wieder häufiger Petrichor wahr – den erdigen Duft des Regens. Dieser ruft bei der einen oder dem anderen schöne Momente aus der Kindheit ins Gedächtnis, was wiederum für ein positives Selbstwertgefühl sorgen kann. Allergiker schätzen einen schönen Guss ebenfalls, denn im Anschluss ist die Pollenkonzentration geringer und sie können wieder frei durchatmen. Außerdem wird dem Regen auch ein leistungssteigernder Effekt nachgesagt. Der Autor dieses Artikels kann dies übrigens bestätigen, joggt er doch viel lieber im Regen als bei sengender Hitze und brennender Sonne. Und spätestens wenn man Kinder voller Freude mit Anlauf in Pfützen springen sieht, kann man gar nicht anders… man muss den Regen einfach lieben!

Aber wie entsteht das kühle Nass denn eigentlich? Es kann ja schlecht aus dem “Nichts” in unserer Atmosphäre auftauchen. Bereits in der Schule wird das Wissen über den Wasserkreislauf vermittelt. An dessen Anfang steht die Verdunstung von Wasser. Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die bodennahe Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Erdboden, aber auch aus Meeren, Flüssen, Seen oder der Vegetation und wird zu Wasserdampf.
Der größte Teil des verdunsteten Wassers stammt übrigens aus den riesigen Ozeanen.
Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kalte, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur (siehe DWD-Lexikon) erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Häufig entstehen Niederschläge durch komplexe Vorgänge, bei denen auch die Eisphase eine Rolle spielt. Bleiben wir der Einfachheit halber aber bei den sogenannten Wasserwolken: Wann regnet es nun aus den Wolken?

Damit die winzigen Wassertröpfchen schließlich zu Regentropfen anwachsen, reicht die Kondensation von Wasserdampf alleine allerdings nicht aus. Wesentlich effektiver ist das Zusammenfließen (Koaleszenz) von Wolkentröpfchen. Beinhaltet die Wolke nun unterschiedlich große Tropfen, sinken die Größeren schneller ab als die Kleinen. Dabei kollidieren sie miteinander, was das Tropfenwachstum weiter beschleunigt. Erreicht der Tropfen schließlich eine kritische Masse, sodass seine Sinkgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der aufsteigenden Luftmasse, die ihn in der Schwebe hält, übersteigt, fällt der Tropfen zum Erdboden. Mangelt es allerdings an Feuchtigkeit, bilden sich keine ausreichend großen Tropfen, womit es unter den Wolken trocken bleibt.

Das gesamte Wasservolumen der Atmosphäre umfasst übrigens rund 12.900 Kubikkilometer, was sich viel anhört, aber lediglich 0,0009 Prozent des auf der Erde vorhandenen Wassers entspricht. Der Durchsatz an Wasser in der Atmosphäre ist mit rund 500.000 Kubikkilometern pro Jahr allerdings deutlich größer. In der Folge lässt sich leicht berechnen, dass das Wasser der Atmosphäre jedes Jahr rund 39-mal komplett ausgetauscht wird, also etwa alle 9 Tage.
Warum regnet es überhaupt unterschiedlich stark?
Dies liegt vor allem daran, dass warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnimmt als kalte. An einem schwülwarmen Sommertag liegt deshalb viel Wasserdampf in der Atmosphäre vor, sodass sich unter passenden Bedingungen große Wolken bilden können, die schwere Tropfen ausbilden. In tropischen Regenwäldern ist es dagegen ganzjährig feucht-warm, sodass dort fast täglich starke Schauer auftreten.

Und was passiert nun mit dem Regen, der auf den Erdboden fällt? Dieser versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse und Seen ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Vielleicht denken sie beim nächsten Regen einfach mal an seine positiven Eigenschaften. Falls Ihnen dies kein Trost spenden sollte, seien Sie einfach an die folgende Redewendung erinnert: “Nach dem Regen folgt Sonnenschein” oder wie die Norddeutschen sagen: “Regen ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe vorbeischwimmen.”

M.Sc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der nächste Sommer kommt bestimmt, oder?

Saisonale Klimavorhersagen geben eine Prognose darüber ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit die kommenden Monate wärmer/kälter oder auch trockener/feuchter als im langzeitlichen Mittel werden. Die Kombination von numerischen Vorhersagen für die zukünftige Periode mit zusätzlichen Vorhersagen aus der Vergangenheit erlaubt eine gewisse statistische Bewertung der Prognosen und die Ableitung von Trendaussagen auf Basis einer Klimatologie. Damit unterscheiden sich die saisonalen Klimavorhersagen grundlegend von der Wettervorhersage, welche Aussagen über detailliertes Wettergeschehen der nächsten Stunden bis Tage trifft (siehe auch ).

Bei einer Prognose über einen Zeitraum von mehreren Monaten sind zudem alle “Akteure” des Klimasystems zu berücksichtigen: nicht nur die untere Schicht der Atmosphäre (die Troposphäre, vom Boden bis circa 9-16 km Höhe), sondern auch höhere Luftschichten (v.a. im Winterhalbjahr die Stratosphäre, in etwa 15 bis 50 km Höhe), der Boden sowie der Ozean und das Meereis. Für die saisonale Klimavorhersage wird ein mit all diesen Komponenten gekoppeltes Klimamodell genutzt.

Eine prägnante Zusammenfassung der aktuellen saisonalen Wettervorhersage (so genannte Multimodellvorhersage, also unter Beteiligung einschlägiger globaler Wettermodelle) befindet sich auf folgender Seite.

Für Mitteleuropa wird demnach ein (leicht) zu warmer Sommer simuliert, mit normalen, nach Süden hin leicht erhöhten Niederschlagssignalen. Schaut man auf die prognostizierte mittlere Luftdruckverteilung in Meereshöhe über die drei Sommermonate, fällt – unabhängig von im Sommer oft schwächeren Luftdruckgegensätzen, doch ein gewisses Muster auf – die erhöhte Wahrscheinlichkeit für höheren Luftdruck über dem östlichen Nordatlantik und Teilen Skandinaviens, demgegenüber relativ deutliche Signale für tieferen Luftdruck über Süd- und Südwesteuropa (deutlich südlicher verlaufende Frontalzone mit häufig kombiniertem Subpolar- und Subtropen-Jet im Atlantiksektor). Diese Konstellation entspräche für den Index der Nordatlantischen Oszillation (kurz NAO-Index) wohl eine (leicht) negative Abweichung (siehe: ).

Letzteres erinnert nicht ganz zufällig an den überwiegend negativen NAO-Index im März 2023 als troposphärische Reaktion (schwächerer Nordatlantik-Jet) auf das Major-Warming in der mittleren und oberen arktischen Stratosphäre vom 16.02.2023 (zum NAO-Index ab 2023, Diagnostik und Prognose: )

Demzufolge könnte die Stratosphären-Troposphären-Kopplung im Frühjahr als Prädiktor Aufschlüsse geben zur sommerlichen Zirkulation, wie neue Studien nahelegen. Dabei wird zur Vorhersage der sommerlichen Nordatlantischen Oszillation (SNAO) mit der Erfahrung bzw. Statistik der letzten Jahrzehnte (Hindcast oder nachträgliche Vorhersage mit Klimadaten) agiert. Der primäre Prädiktor ist die Ausprägung des Nordatlantischen Jetstreams (vereinfacht über den NAO-Index ausgedrückt) im März, die mit dem Index der sommerlichen nordatlantischen Oszillation (SNAO) mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,66 über den Zeitraum 1979-2018 korreliert hat. Diese doch recht gute Korrelation könnte also die aktuelle Sommerprognose unterstützen.

Im Sommer 2022 gab es hingegen eine umgekehrte Korrelation, d.h. NAO positiv im März (stark ausgeprägter Nordatlantik-Jetstream, gestützt u.a. durch einen starken stratosphärischen Polarwirbel, SPV) führte zu SNAO positiv in den Sommermonaten, klassischerweise mit getrennt verlaufenden Subtropen- und Subpolar-Jets im Atlantiksektor (siehe hier, NAO-Index Archiv: ).

Die Überlegungen dazu sind in diesem Tagesthema näher erläutert: .

Somit könnte die Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre im Frühjahr (z. B. nach einer finalen oder späten Stratosphärenerwärmung im Spätwinter) eine wichtige Rolle bei der erweiterten Vorhersagbarkeit vom Frühjahr bis in den Sommer hinein spielen. Im Gegensatz dazu herrscht die allgemeine Erkenntnis, dass die Auswirkungen dieser dynamischen Kopplung außerhalb der Wintersaison relativ inaktiv sind.

Derartige Ergebnisse können die sommerliche saisonale Vorhersage des nordhemisphärischen Klimas unterstützen, was vor allem dem Energiesektor, aber auch der Land- und Wasserwirtschaft zugutekommt.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Regenreiche Tage – zumindest gebietsweise

Vor allem am vergangenen Freitag (05.05.23) und Sonntag (07.05.23) kam gebietsweise einiges an Wasser vom Himmel. Bei kräftigen Gewittern stach vor allem örtlicher Starkregen als Begleiterscheinung hervor. Beispielsweise konnten am Sonntag in Vöhrenbach (Baden-Württemberg) lokal eng begrenzt in nur 2 Stunden 62,5 Liter pro Quadratmeter beobachtet werden. Lokal kann es auch durchaus noch etwas mehr gewesen sein. Während also an einem Ort förmlich die Welt “unterging”, blieb es in den Nachbargemeinden teilweise sogar komplett trocken. Am Freitag gab es außerdem auch zahlreiche Hagelmeldungen mit Korngrößen von bis zu 3 cm oder flächigen Hagelansammlungen. Entsprechend wurden die örtlichen Feuerwehren und Katastrophenschützer ganz schön auf Trab gehalten. Zahlreiche Keller füllten sich mit Wasser, Straßen und Bahngleise wurden überflutet. Teilweise gab es auch Hangrutsche, die Fahrbahnen verschmutzen oder sogar unpassierbar machten.

Auch am heutigen Montag treten insbesondere vom Emsland bis zum Allgäu weitere Schauer und einzelne Gewitter auf, die lokal erneut mit Starkregen einhergehen können. Die Gefahr von Unwettern fällt im Vergleich zu den Vortagen jedoch geringer aus. Im Norden und Osten ist dagegen Hoch “Tina” mit Schwerpunkt nahe der Baltischen Staaten wetterwirksam und somit vom kühlen Nass überhaupt keine Spur. Dort sitzt man bei strahlendem Sonnenschein auf dem Trockenen – zumindest was den Niederschlag angeht.

Allerdings zieht heute bereits der Ausläufer des Nordostatlantik-Tiefs “Zoltan” über Frankreich und Großbritannien hinweg. Dieser erreicht am Dienstagmorgen den Westen Deutschlands. So regnet es am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch in der Westhälfte teils schauerartig verstärkt, ab Dienstagabend setzt dann auch an den Alpen länger anhaltender Regen ein. Da die Luftmassengrenze nur langsam ostwärts vorankommt, können sich die Niederschlagsmengen in der Westhälfte in 24 Stunden durchaus auf 10 bis 20, lokal auf 25 Liter pro Quadratmeter (l/qm) aufsummieren. Im Allgäu werden diese sogar noch etwas höher ausfallen.

Erst am Mittwoch ziehen die Regenfälle dann weiter in die Osthälfte des Landes. Dort sind ebenfalls strichweise 5 bis 10, lokal bis 20 l/qm möglich. Die Oder-Neiße-Region bleibt bis zur Nacht zum Donnerstag noch weitgehend trocken. In der Westhälfte bilden sich dann einzelne Schauer, auch Gewitter sind dort nicht ausgeschlossen.

Summiert man die Niederschläge auf, so zeigt sich insbesondere in der Westhälfte sowie im Südosten ein recht nasses Bild. Gebietsweise sind dort 15 bis 25 l/qm in 72 Stunden möglich, örtlich auch 30 bis 40 l/qm. An den Alpen können die Mengen noch etwas höher ausfallen.

Noch ein kurzes Wort zum Donnerstag und Freitag: Deutschland verbleibt weiterhin im Einflussbereich tiefen Luftdrucks. Die Luftmasse ist zwar nicht mehr ganz so feucht wie an den Vortagen, dennoch nimmt die Schauer- und Gewitterneigung gebietsweise wieder etwas zu. Der Norden und Osten geraten hingegen allmählich wieder unter leichten Hochdruckeinfluss, sodass sich dort zum Wochenende voraussichtlich wieder häufiger die Sonne zeigt und die Temperatur auch wieder auf Werte über 20 Grad steigen kann.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst