Das Wetter in Europa zum meteorologischen Frühlingsbeginn

Nach dem bisher mildesten Februar (siehe Thema des Tages vom 25.02.2024) seit 1880 mit hauptsächlich in der Nordhälfte und der Mitte Deutschlands reichlich Niederschlag und viel Wind, beruhigte sich das Wetter seit dem letzten Wochenende deutlich. Am heutigen Montag befinden wir uns unter schwachem Einfluss eines Höhentroges über Frankreich. Dieser ist für Deutschlands aber nur wenig wetterwirksam. Immerhin kam es in der vergangenen Nacht in der Südwesthälfte aber zu Niederschlägen, die im Hochschwarzwald und anfangs auch im Hochsauerland zeitweise sogar als Schnee fielen. Oberhalb etwa 1000 Metern gab es zum Teil wenige Zentimeter Neuschnee.

Auch in den kommenden Tagen setzt sich das überwiegend ruhige und weiterhin milde Wetter bei uns fort. Ganz anders sieht es dagegen im zentralen Mittelmeerraum aus. Über Westeuropa kommt es in den nächsten Tagen zu einem Abschnürungsvorgang eines Höhentiefs mit Zentrum über Frankreich von der Höhenströmung. Das zugehörige Bodentief YUE verlagert sich zusammen mit dem Höhentief im weiteren Verlauf von Südfrankreich nach Italien und sorgt im Mittelmeerraum für kräftige Niederschläge. Vor allem in Norditalien kommen teils unwetterartige Niederschlagsmengen zusammen, die in den Hochlagen als Schnee fallen. In Südtirol werden in Staulagen bis Freitag Niederschlagssummen von 200 bis 300 mm erwartet. Oberhalb etwa 1500 Meter können dabei um 150 cm Neuschnee fallen.

Auf der Rückseite des Tiefs gelangen zudem kühlere Luftmassen in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum. Dadurch werden im westlichen Mittelmeerraum nur noch an der Südküste Spaniens knapp 20 Grad erreicht. Ansonsten liegen die Temperaturen dort meist im Bereich des Mittels von 1991 bis 2020, oder leicht darunter. Zum meteorologischen Frühlingsbeginn verlagert sich das Bodentief voraussichtlich unter deutlicher Abschwächung in den östlichen Mittelmeerraum. Dadurch lassen auch die Niederschläge im Mittelmeerraum und vor allem in den Südalpen deutlich nach.

Gleichzeitig dehnt sich über Westeuropa erneut ein Höhentrog nach Süden aus (siehe Abbildung 1). Auf seiner Vorderseite werden milde Luftmassen über Osteuropa bis nach Skandinavien geführt. Somit zeigt das Thermometer zum kommenden Wochenende selbst in Nordskandinavien tagsüber deutliche Plusgrade an. Auch in den Nächten bleibt es bis nach Südskandinavien und zum Baltikum häufiger frostfrei. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Kälte bleibt somit in Europa Mangelware. Ganz im Gegenteil. In weiten Teilen von Zentral- und Osteuropa liegen die Höchstwerte um 15 Grad und damit teils deutlich über dem Klimamittel von 1991 bis 2020 (siehe Abbildung 2 und 3).

 

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn 1

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn

DWD Was erwartet uns zum kommenden Wochenende

Was erwartet uns zum kommenden Wochenende?

In Deutschland gestaltet sich das Wetter nach Osten überwiegend niederschlagsfrei und recht mild. Im Westen macht sich das Frontensystem eines kräftigen Tiefdruckgebietes über dem Nordmeer allmählich bemerkbar. Die Niederschlagsmengen halten sich allerdings voraussichtlich in Grenzen. Meist werden nur wenige Liter pro Quadratmeter erwartet. Ansonsten gibt es einen Wechsel von dichten Wolken und etwas Sonnenschein. Dazu liegen die Temperaturen mit 9 bis 15 Grad im vorfrühlingshaften Bereich. Dies wird sich nach dem ungewöhnlich milden Februar allerdings nicht nach großer Frühlingswärme anfühlen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Frühling steht vor der Tür

Frage: Wann beginnt der Frühling?

Der Februar neigt sich dem Ende zu und die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland der wärmste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 wird, ist sehr hoch. Rund ein Fünftel der Wetterstationen in Deutschland hatte bis zum gestrigen 24.02.2024 sogar noch keinen einzigen Tag mit Frost! Wenig winterlich sind auch die Aussichten für die restlichen Tage des meteorologischen Winters. Wenn der Winter schon eher auf Frühling macht, stellt sich die Frage: Wann beginnt der Frühling eigentlich? Darauf gibt es prinzipiell vier Antworten.

Antwort 1: Meteorologischer Frühlingsbeginn

Antwort 1 ist trivial und wird von den Meteorologen geliefert. Für diese beginnt die neue Jahreszeit am kommenden Freitag, also am 1. März 2024 um 0 Uhr UTC und dauert wie alle anderen Jahreszeiten genau drei Monate.

Antwort 2: Astronomischer Frühlingsbeginn

Antwort 2 kommt aus der Astronomie. Der astronomische (auch kalendarische) Frühlingsanfang ist der Bevölkerung am geläufigsten und richtet sich nach dem Sonnenstand. Da die Erde zur Sonne geneigt ist, “wandert” der Punkt, an dem die Sonne mittags senkrecht auf die Erde scheint, im Laufe des Jahres durch die Umrundung der Erde um die Sonne von Süden nach Norden und umgekehrt. Steht die Sonne nun genau über dem Äquator senkrecht (“Äquinox” oder “Tag- und Nachtgleiche”), dann ist entweder Frühlings- oder Herbstanfang. In diesem Jahr wird das am Mittwoch, dem 20. März 2023 um 04:06 Uhr MEZ sein.
Warum aber haben Meteorologen einen anderen Frühlingsbeginn festgelegt als den astronomischen? Diese Einteilung wurde vor Beginn des Computerzeitalters im 20. Jahrhundert getroffen, da sich ganze Monate statistisch einfacher auswerten lassen. Darüber hinaus stellte man im Laufe der Zeit aber auch fest, dass die meteorologischen Jahreszeiten die klimatische Situation der Jahreszeiten besser widerspiegeln als die astronomischen.

Antwort 3: Phänologischer Frühlingsbeginn

Antwort 3 wiederum ist in der Natur zu finden. In der Phänologie werden die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen betrachtet und in Phasen eingeteilt. Nach der phänologischen Uhr gibt es im Frühling drei Phasen: Vor-, Erst- und Vollfrühling. Ihren jeweiligen Beginn kann man durch sogenannte Leit- bzw. Ersatzphasen ermitteln. Als Leitphase für den Vorfrühling dient dabei der Blütenbeginn der Hasel, für den Erstfrühling der Blütenbeginn der Forsythie und für den Vollfrühling der Blütenbeginn der Apfelbäume. Für die jeweiligen Phasen konnte aus Beobachtungen in den letzten Jahren ein mittleres Eintrittsdatum gefunden werden. Demnach beginnt der Vorfrühling durchschnittlich am 10. Februar, der Erstfrühling am 25. März und der Vollfrühling am 26. April.

DWD Der Fruehling steht vor der Tuer

In diesem Jahr hat die Natur aufgrund des wieder einmal zu milden Winters erneut einen Vorsprung. So begann der Vorfrühling bereits am 27. Januar und damit 14 Tage vor dem vieljährigen Mittel. Diesen Vorsprung hat die Natur aufgrund der anhaltend milden Witterung seitdem vergrößert. So wird der Beginn der Forsythienblüte bei einem Meldeaufkommen von bisher 18 % aktuell etwa 20 Tage vor dem mittleren Eintrittsdatum erwartet. Hochgerechnet auf den Erstfrühling würde dieser bei vollem Meldeaufkommen also am 5. März beginnen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie unter).

Antwort 4: Selbst definierter statistischer Frühlingsbeginn

Antwort 4 auf die eingangs gestellte Frage lässt sich aus statistischen Betrachtungen finden. Dazu hat der Autor dieses Textes (recht willkürlich) einen „statistischen Frühlingsbeginn“ definiert, wobei an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens an zwei Tagen eine Höchsttemperatur von über 15 Grad erreicht werden soll und es dabei vorherrschend trocken und heiter sein soll. Schaut man sich die vergangenen 24 Jahre an, so begann der Frühling diesen Kriterien nach seit 2000 im Norden (repräsentiert durch Hamburg) durchschnittlich am 31. März und im Süden (vertreten durch München) am 14. März. Der Trend geht auch in dieser Statistik zu einem immer früheren Beginn (im Norden schneller als im Süden).

DWD Der Fruehling steht vor der Tuer

Von drei Tagen mit solch frühlingshaftem Geschehen sind wir noch ein kleines Stückchen entfernt. Die Modelle deuten für Anfang März zwar eine weitere Milderung an, der Hochdruckeinfluss kann aber voraussichtlich noch nicht überzeugen. Und möglicherweise schlägt im weiteren Verlauf sogar der “Märzwinter” zurück. Früher oder später aber wird auch das Wetter den Frühling einläuten.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.02.2024
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Ein bisschen Regen und etwas Sonne

Auch wenn das Sturmtief WENCKE längst Deutschland verlassen hat, es liegt nun über dem Nordmeer, überwiegt am heutigen Samstag weiterhin Tiefdruckeinfluss. Dabei ist ein Schwall kühlerer Meeresluft nach Deutschland eingeflossen und mit der hochreichenden Kaltluft treten vor allem in der Westhälfte des Landes Schauer auf. Vereinzelt ist sogar ein Graupelgewitter dabei und die Schneefallgrenze liegt zwischen 600 und 800 m. Im Osten und Nordosten scheint hingegen häufiger die Sonne bei geringer Schauerneigung. Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 13 Grad. Der südwestliche Wind ist vor allem in der Westhälfte spürbar unterwegs. Im Bergland sind stürmische Böen möglich.

In der Nacht zum Sonntag lässt die Schauertätigkeit nach und gebietsweise klart der Himmel auf. Dabei sinkt die Temperatur nah des Gefrierpunkts und bei längerem Aufklaren tritt leichter Frost auf. Dabei besteht Glättegefahr, vor allem wo vorher Schauer aufgetreten sind.

 

DWD Ein bisschen Regen und etwas Sonne

Am Sonntag mischt ein weiteres Tief YUE mit Kern vor der Bretagne im Wettergeschehen. Längerer Sonnenschein darf im Südosten und Osten erwartet werden, während im Westen zunächst einzelne Schauer auftreten, die aber nachmittags abklingen. Jedoch in der Nacht zum Montag erreicht das Regengebiet von Tief YUE den äußersten Südwesten Deutschlands. Im Rest des Landes bleibt es überwiegend trocken bei teils gering bewölktem Himmel. Dort tritt erneut leichter Frost auf, während es unter den Wolken im Westen meist frostfrei bleibt.

DWD Ein bisschen Regen und etwas Sonne 1

Am Montag zieht das Tief nach Südfrankreich und später in den westlichen Mittelmeerraum. Dabei sorgt es in der Südwesthälfte weiterhin für zeitweiligen Regen. In Südostbayern kommt zudem schwacher Föhn auf, der den einen oder anderen längeren sonnigen Abschnitt gewährleisten sollte. Sonst überwiegen meist dichtere Wolken, aber es bleibt meist trocken.

Im Laufe der Woche stellt sich über Deutschland schwacher Hochdruckeinfluss ein. Das Wetter ist allerdings nicht astrein. Die Wolken überwiegen, aber es dürfte meist trocken bleiben, bei Höchstwerten um 9 Grad. Frost tritt dann nur auf, wenn es nachts länger klar ist.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.02.2024
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Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtür

Wenn Wetterlagen über einen längeren, unüblichen Zeitraum anhalten, kommt es fast immer zu problematischen Auswirkungen. Andauernde oder sich häufig wiederholende Hitzewellen im Sommer können beispielsweise bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, unter langen niederschlagsarmen Phasen leidet häufig die Landwirtschaft. Doch ganz besonders beim Niederschlag wirken sich sogenannte „persistente“ oder regenerierende Wetterlagen häufig besonders nachteilig aus. Während sich der Naturraum und die Bevölkerung einer Region an die dort üblichen Wetterlagen und deren mittleren Schwankungsbreite im Laufe der Zeit angepasst hat und damit gut zurechtkommt, führen langanhaltende oder häufig wiederkehrende Regen- oder Schneefälle zu teils erheblichen Gefährdungen.

Auch in diesem Winter erlebten wir in Deutschlands bereits die Problematik von einer länger andauernden Großwetterlage. Im November und Dezember 2023 führten atlantische Tiefausläufer über mehreren Wochen hinweg beständig sehr feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa (Westwetterlage), die regional zu einem Hochwasser führten. Eine solche, niederschlagsreiche und sich immer wieder regenerierende Wetterlage gab es auch im Januar und Februar 1999 – allerdings bei einem deutlich tieferen Temperaturniveau. Ende Januar stellte sich damals über Mitteleuropa die erste von drei markanten Nordwestwetterlagen ein. Ein sogenannter „Höhentrog“  etabliert sich über der Mitte und dem Osten des Kontinents (Abbildung 1 links), wobei mit diesem zum einen kalte und zum anderen auch feuchte Luft von Norden und Nordwesten her an den Alpennordrand geführt wurde. Die Folge davon waren dort langanhaltende und kräftige Schneefälle. Wenngleich sich diese Nordwestlage zu Beginn des Februars auflöste und in eine Hochdruckrandlage überging, stellte sich ab dem 05. Februar 1999 wieder das Strömungsmuster von Ende Januar ein (Abbildung 1 rechts). Über den Zeitraum von einer Woche schneite es im Alpenraum erneut langanhaltend und ergiebig. Die Ähnlichkeit der beiden Großwetterlagen sticht dabei deutlich ins Auge (Abb. 1).

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer

Beiden Wetterlagen ist gemein, dass sich eine sogenannte „Staulage“ einstellte. Dies hat natürlich überhaupt nichts mit dem Verkehr zu tun, sondern ist eine Folge der Topographie. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, an ihren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen zu zwingen. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Ausfall und damit zu kräftigem Schneefall. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Bei beiden Wetterlagen wurden die Alpen von Norden und Nordwesten her angeströmt, sodass sich nördlich des Alpenhauptkammes dieser Staueffekt ergab. Außerdem muss man bei der Beurteilung der Lawinenbildung mindestens noch ein weiterer meteorologischer Parameter betrachtet werden: den Wind. Beide Wetterkarten in Abbildung 1 zeigen die Strömungsverhältnisse (hier Isohypsen) in 700 hPa (etwa 3000 m), aus denen kräftiger Windeinfluss (aus Nordwest bis Nord) abgeleitet werden kann. Dieser Wind führte zu erheblichen Verfrachtungen des lockeren Schnees von den Luv- in die Leelagen und veränderte zudem die Schneedeckenstruktur.

Nach einer vorübergehenden Umstellung der Wetterlage zum Ende der ersten Monatshälfte, stellte sich rasch wieder das altbekannte Strömungsmuster ein (Abbildung 2). Ein umfangreicher Höhentrog stieß von Nordwesten her zu den Alpen vor und ließ den kräftigen Schneefall inklusive Windeinfluss wieder aufleben. Der Schnee türmte sich weiter auf und erreichte entlang und nördlich des Alpenhauptkammes vielerorts Rekordwerte. Wenn sie dieses Thema des Tages zeitnah zum Ausgabezeitunkt in den Händen halten, kam es fast stundengenau vor 25 Jahren (23. Februar 1999, um 15:58 Uhr MEZ) zum Kollaps der mächtigen Schneedecke oberhalb von Galtür im hinteren Tiroler Paznauntal. Am nördlich des Ortes gelegenen Hang zwischen Grießkopf und Grieskogel löste sich auf etwa 2700 m Meereshöhe eine große, rauschte mit mehr als 200 km/h zu Tal und verschüttete Teile des Ortes. Die in Bewegung gerate Schneemasse wird bei nachfolgenden Analysen mit etwa 180.000 t abgeschätzt. 31 Menschen konnten nicht mehr rechtzeitig aus dem dicht gepressten und teils in die Häuser eingedrungenen Schnee geborgen werden. Einen Tag später kamen bei einer weiteren Lawine in der benachbarten Ortschaft Valzur weitere sieben Menschen ums Leben.

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer 1

Doch diese beiden Großlawinen waren nicht die einzigen Lawinenereignisse mit Personenschaden während dieser Zeit im Alpenraum. Sowohl in Frankreich, als auch in der Schweiz gab es bei entsprechenden Ereignissen mehrere Todesopfer zu beklagen. Die schlimmsten fanden in Chamonix (Frankreich) sowie in Evolene (Schweiz) statt. Aufgrund dieser weitreichenden Folgen ging der Winter 1999 auch als sogenannter „Lawinenwinter“ in die Historie ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2024

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Sturmtief mit Pokerface

Da braut sich etwas zusammen über dem Atlantik beziehungsweise über dem Süden der Britischen Inseln. Dass es sich dabei um ein Sturmtief handelt, das sich an der Südflanke des umfangreichen Tiefdruckkomplexes VIVIENNE mit Sitz bei Island entwickelt, ist klar. Auch dass dieses Sturmtief den Namen WENCKE (international LOUIS) trägt, im weiteren Verlauf ost- nordostwärts über die Nordsee hinweg zieht und ab dem heutigen Donnerstagabend mit seinem Sturmfeld auf Deutschland übergreift, ist klar. Fraglich ist aber weiterhin, wie die Windentwicklung im Detail ablaufen wird.

Normalerweise sind großräumige Sturmentwicklungen schon ein paar Tage im Voraus relativ gut vorherzusagen. WENCKE lässt sich dagegen nicht so richtig in die Karten schauen. Am gestrigen Mittwoch gab es noch zum Teil sehr große Unterschiede, sowohl zwischen den verschiedenen Modellen, als auch zwischen den einzelnen Vorhersageläufen eines Modells selbst.

Abbildung 1 zeigt bespielhaft zwei Vorhersageläufe des hochauflösenden Modells ICON-D2 von gestern 15 und 21 UTC für die Nacht zum Freitag um 00 UTC (was in etwa den Höhepunkt des Sturms darstellt). Im 15-UTC-Lauf hatte ICON-D2 im Nordwesten noch recht verbreitet schwere Sturm- bis zum Teil sogar Orkanböen ((dunkel-)rot) im Programm, um 21 UTC wollte es davon nichts mehr wissen und zeigte nur noch hier und da schwere Sturmböen und höchstens vereinzelt mal noch eine orkanartige Böe.

DWD Sturmtief mit Pokerface

Noch deutlichere Diskrepanzen zeigte der gestrige 12-UTC-Lauf zwischen den verschiedenen Modellen, wie man in Abbildung 2 sieht. Während ICON 6 im Nordwesten auf orkanartige Böen (Windstärke 11) getrimmt war, zeigte UK10 gerade einmal steife bis stürmische Böen (Windstärke 7 bis 8).

DWD Sturmtief mit Pokerface 1

Mittlerweile scheint man aber das ein oder andere Zucken im Pokerface von WENCKE erkennen zu können. Zumindest haben sich die Modelle etwas angeglichen. Demnach wird es in weiten Teilen des Landes stürmisch, wobei der Schwerpunkt nach aktuellem Stand in der kommenden Nacht zum Freitag im Nordseeumfeld und im Norden von Schleswig-Holstein zu finden sein wird. Böen bis Orkanstärke zwischen 105 und 125 km/h sind dort zu erwarten, wobei auf den Nordseeinseln selbst extreme Orkanböen über 140 km/h nicht ausgeschlossen sind. Südlich angrenzend – etwa vom Emsland und Nordrhein-Westfalen bis zur Ostsee sind vorübergehend schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich, vereinzelt sind auch orkanartige Böen um 110 km/h nicht ausgeschlossen. Im höheren Bergland sind ohnehin schwere Sturm- bis Orkanböen zu erwarten, ebenso wie lokal in der Nähe von Gewittern, die sich vor allem im Westen und Nordwesten entwickeln können.

DWD Sturmtief mit Pokerface 2

Bedenkt man, dass die Böden durch die vergangenen Regenfälle zum Teil recht aufgeweicht sind, können schon schwere Sturmböen ausreichen, um den ein oder anderen Baum zu entwurzeln. Das könnte also vor allem in der Nordwesthälfte der Fall sein.

Ansonsten lässt der Wind nach Durchgang der von West nach Ost durchschwenkenden Kaltfront von WENCKE rasch wieder nach, sodass das Ereignis in vielen Regionen meist nur wenige Stunden anhält. Am längsten dauert es im Nordwesten beziehungsweise im Nordseeumfeld, wo man sich relativ nah am Kernbereich des Sturmtiefs befindet. In den Frühstunden des Freitags lässt der Wind aber auch dort mehr und mehr nach.

Ganz in die Knie geht der Wind im Nordseeumfeld allerdings nicht, denn am Freitag bleibt es dort weiterhin stürmisch und auch in der Nordwesthälfte frischt der Wind stark böig auf. Alles aber kein Vergleich zu dem, was uns in der kommenden Nacht zum Freitag bevorsteht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.02.2024
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Sturm im Paradies?

Schon seit ein paar Tagen beobachten wir im südwestlichen Indischen Ozean ein Tiefdruckgebiet, das sich zu einem kräftigen tropischen Tief entwickelt hat und den Namen ELEANOR trägt. Aktuellen Berechnungen zufolge soll das Tief in der Nacht zum Freitag vorübergehend den Hurrikan-Status erreichen. Dann wird eine Windgeschwindigkeit von mehr als 63 Knoten oder 117 Kilometern pro Stunde erwartet. Auf der Beaufortskala entspricht das Windstärke 11 und 12 (ab 118 Kilometern pro Stunde).

Bisher hielt sich ELEANOR über dem freien Ozean auf und beeinflusste kaum bewohntes Land. Nun aber verlagert es sich nach Süden und zieht am morgigen Donnerstag zwischen den Inseln Rodrigues und Mauritius durch.

DWD Sturm im Paradies

Die Zuggeschwindigkeit beträgt aktuell 7 Knoten (etwa 13 Kilometer pro Stunde). Aus Satellitenbildern wird eine Windgeschwindigkeit von 45 Knoten (83 km/h) mit Böen um 55 Knoten (102 km/h) abgeleitet. Am Donnerstag werden in verschiedenen globalen Wettermodellen Windgeschwindigkeiten rund um das Tief von 50 bis 60 Knoten (etwa 90 bis 110 km/h) simuliert. Dabei ist die Zugbahn leicht unterschiedlich.

Nach dem aktuellen Modelllauf des deterministischen IFS (vom europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage – EZMW) soll ELEANOR etwa 130 Kilometer östlich an Mauritius vorbeiziehen. Dabei können Windböen bis zu 35 Knoten (65 km/h) im östlichen Teil der Insel auftreten. Nach dem DWD-eigenen ICON-Modell zieht das Tief gut 200 km östlich an Mauritius vorbei. Entsprechend geringer ist der Wind, der die Insel am Donnerstagmorgen und -vormittag erreichen soll. Laut Berechnungen liegen die Windböen nur bei 22 Knoten, was in etwa 40 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Inseln Réunion (westlich von Mauritius) und Rodrigues (weit östlich von Mauritius) werden vom tropischen Tief nicht unmittelbar beeinflusst.

DWD Sturm im Paradies

Die beiden deterministischen Modelle ICON und IFS deuten aktuell keine gefährliche Sturmlage für Mauritius an. Betrachtet man die Probabilistik, so liegen die Wahrscheinlichkeiten für Böen Beaufort 9 (ab 75 km/h) beim IFS bei 50 bis 60 Prozent für die östliche Inselregion. Für Beaufort 10 erreicht die Wahrscheinlichkeit hingegen kaum noch 30 Prozent. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung des ICON fällt noch geringer aus. Eine ausgewachsene Sturmlage an Land lässt sich also auch in der Proabilistik nicht finden. Wenn man sich allerdings auf dem Meer aufhält, sollte man sich auf hohe Wellen und schweren Sturm einstellen.

DWD Sturm im Paradies 1

Neben Wind bringen tropische Tiefs auch immer recht viel Regen. Im Falle von ELEANOR ist das nicht anders. Allerdings hängt die an Land ankommende Regenmenge ebenfalls stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Beim IFS (Modell des EZMW) zieht das Tief im heutigen Modelllauf etwas weiter westlich als gestern noch. Das ICON lässt das Tief bekanntlich weiter östlich durchziehen. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Niederschlagsberechnung. Während beim IFS bis Donnerstagabend Regenmengen zwischen 80 und 120 Liter pro Quadratmeter in 36 Stunden fallen können, simuliert das ICON im gleichen Zeitraum nur 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Deutlich mehr Regen sieht das US-amerikanische GFS-Modell. Dort werden, bei ähnlicher Zugbahn wie im IFS, Regenmengen zwischen 150 und 200 Litern, im Süden der Insel sogar bis zu 250 Liter prognostiziert.

DWD Sturm im Paradies 2

Die Behörden auf Mauritius stellen sich auf einen Sturm mit kräftigen Regenfällen ein. Man geht derzeit davon aus, dass sowohl Flug- als auch Schiffsverkehr nur eingeschränkt möglich sein werden.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2024
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Nasser Winter

Einleitung – Grauer und nasser Winter

In diesem Winter ist es nicht nur häufig grau gewesen, es ist auch einiges an Regen gefallen. Die Folge war wiederholt Hochwasser: Sicher ist den meisten auch noch das Hochwasser in vielen Landsteilen von Ende Dezember bis in den Januar in Erinnerung. Auch kürzlich sind die Pegel nach einer neuerlichen Dauerregenlage nochmal vielerorts über die Hochwassermarken geklettert.

Veränderung der Niederschläge in den vergangenen Jahrzehnten

Höchste Zeit mal einen kurzen Blick auf den aktuellen Stand des Niederschlags zu werfen. Seit Beginn des meteorologischen Winters hat es im Mittel über ganz Deutschland an 54 von 82 möglichen Tagen geregnet oder in anderen Worten: An zwei von drei Tagen gab es Niederschlag. Interessant sind aber besonders die Niederschlagsmengen.

In der folgenden Grafik sieht man die durchschnittlichen Niederschlagsmengen der Monate Dezember, Januar und Februar und den Gesamtwinter für die zwei Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Man erkennt, dass die Winterniederschläge im Zeitraum 1991 bis 2020 im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 zugenommen haben. Die Winter sind also im Mittel nasser geworden.

DWD Nasser Winter

Aktueller Winterniederschlag im Vergleich zu Rekorden und den Referenzperioden

Für den aktuellen Winter sind die Niederschläge in Form von roten Linien und die jeweilige Abweichung dazu in Prozent vom Mittel 1991-2020 eingetragen. Für Februar und den Gesamtwinter sind die Mengen nur vorläufig, den auch in den verbleibenden neun Tagen kann noch einiges an Niederschlag fallen.

Man erkennt, dass alle Wintermonate zum Teil deutlich nasser ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel. Das gilt ganz besonders für den Dezember 2023. Im Mittel über ganz Deutschland sind 72 % mehr Niederschlag gefallen als üblich. Dabei waren die Abweichungen im Norden und Osten am höchsten (hier nicht gezeigt). In Brandenburg fiel die doppelte Menge (+100 %), in Sachsen-Anhalt (+125 %) und Niedersachsen (+133 %) war es sogar mehr als die doppelte Monatsmenge im Vergleich zu 1961-1990.

Schaut man auf die Gesamtbilanz des Winters, dann sticht ganz klar das Jahr 1948 (Winter 1947/48) mit 304 l/qm als Flächenmittel über ganz Deutschland hervor. Das war direkt nach dem „Hungerwinter 1946/47“, einem der kältesten Winter in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn. Im Winter 1947/48 war es hingegen deutlich milder und vor allem niederschlagsreich. Ganze 66 % mehr Niederschlag gab es in jener Saison, wobei die größten positiven Anomalien im Süden und Südosten anzutreffen waren. Die Folge war häufiges Hochwasser. Das vor allem den Süden und Südwesten des Landes betraf. So liest man beispielsweise an der Saar von einer „Jahrhunderthochwasser“ zum Jahreswechsel 1947/48. Damals wurde zur Hilfe der Flutopfer sogar eine Briefmarkenserie aufgesetzt. Auch im Osten gab es im März als Folge des nassen Winters ein schweres Hochwasser, an der Oder war es eines der folgenreichsten der Neuzeit. Neben dem Niederschlag war aber auch Treibeis für das Hochwasser verantwortlich.

DWD Nasser Winter

In jedem Fall ist der Winter 1947/48 mit Abstand auf Platz 1, gefolgt von 1993/94 und 1994/95 mit jeweils 278.6 l/qm im Deutschlandmittel. Der derzeitige Winter 2023/24 ordnet sich derzeit auf Platz 6 ein. Es ist aber mit Blick auf die noch zu erwartenden Niederschläge gut möglich, dass er am Ende auf Platz 5 oder 4 ins Ziel läuft.

Räumliche Verteilung der Niederschläge

Schauen wir nun noch auf die räumliche Verteilung. In der Grafik wurde Deutschland dafür nach Bundesländern unterteilt. Es wurde jeweils das Rekordjahr mit der Rekordmenge sowie der aktuelle Stand eingetragen. Man sieht, dass in der Südosthälfte der Winter 1947/1948 das Maß aller Dinge war, während nach Westen und Nordwesten die Winter 1993/1994 bzw. 1994/95 zu Buche schlagen. Daneben tauchen noch die Winter 1986/87 (Sachsen-Anhalt) und 1959/50 (Mecklenburg-Vorpommern) auf.

DWD Nasser Winter 1

Setzt man den aktuellen Winter im Vergleich hinzu, so ist zu erkennen, dass dieser im Süden und Südwesten weit weg von den Rekordwerten entfernt ist. Je weiter man nach Norden und Osten kommt, desto näher rücken die Rekordwerte in Reichweite. In einigen Regionen sind schon jetzt neue Niederschlagsrekorde für den Winterniederschlag zu verzeichnen. In Brandenburg und Niedersachsen wurden die bisherigen Rekorde bereits im Flächenmittel übertroffen. Dort ist es also der nasseste Winter seit Aufzeichnungsbeginn. In Sachsen-Anhalt steht man kurz davor den Rekord zu knacken. In Mecklenburg-Vorpommern wird es knapp.

Entwicklung der Bodenfeuchte

Die großen Niederschlagsmengen haben natürlich dazu geführt, dass sich die Bodenfeuchte deutlich erholt hat. In einigen Regionen stehen aufgrund übersättigter Böden noch immer große Flächen unter Wasser. Auch in tieferen Schichten hat die Dürre in großen Landesteilen ein Ende. Kritisch sieht es allenfalls noch in der Mitte des Landes aus.

DWD Nasser Winter 2

Ausblick

Schauen wir noch kurz auf die Aussichten. Auch in den nächsten Tagen bleibt es unbeständig. Die Prognose der Niederschlagssumme bis Monatsende zeigt, dass in einigen Regionen noch so einige Liter pro Quadratmeter zu den bisherigen gezeigten Mengen noch hinzukommen. Die endgültigen Zahlen folgen dann zum Monatsende.

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Damit wird der Winter 2023/24 nicht nur als einer der mildesten Winter in die Geschichtsbücher eingehen, sondern in einigen Regionen auch als einer der nassesten. Er bestätigt damit den Trend hin zu größeren Niederschlagsmengen in den Wintermonaten.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2024
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Mild, nass, wenig Sonne – alles wie gehabt

Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Wetterlage ist eingefahren und bleibt es auch. Weiterhin dominiert mildes und feuchtes Wetter in Deutschland. Schuld daran ist eine rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik, die eine westliche Strömung induziert, mit der feuchtmilde Atlantikluft nach Mitteleuropa geführt wird. Während das Tief TALISA mit seinen Ausläufern vor allem am heutigen Montagnachmittag und in der kommenden Nacht zum Dienstag die erste Geige spielt, übernimmt in den Folgetagen Tief UTE die Regie. Ein Ableger eines Azorenhochs, schafft es nur im Süden am Dienstag und Mittwoch für eine vorübergehende Wetterberuhigung zu sorgen.

DWD Mild nass wenig Sonne alles wie gehabt

Am heutigen Montag sind Auflockerungen zwar eher selten, aber die Niederschlagsaktivität hält sich zunächst noch in Grenzen. Im Laufe des Nachmittags greifen von Westen und Nordwesten her neue schauerartige Regenfälle auf Deutschland über. Diese verlagern sich in der kommenden Nacht südostwärts. Am Alpenrand sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 1000 m ab. Oberhalb davon fallen bis Dienstag verbreitet 5 bis 10, in den Staulagen des Allgäus um 20 cm Neuschnee. Die derzeitige Schneelage ist jedoch im gesamten deutschen Alpenraum sehr dürftig. Lediglich in den Lagen oberhalb von etwa 1500 m liegt oftmals eine kompaktere Schneedecke. In der folgenden Tabelle sind einige Stationen mit den heute Morgen um 07 MESZ gemessenen Schneehöhen aufgelistet.

Station (Höhe über NN) Schneehöhe in cm
Zugspitzplatt (2420 m) 265
Koblat Schneestation (2070 m) 194
Osterfelder (1820 m) 178
Fellhorn (1610 m) 136
Reiteralpe Warsteinhütte (1615 m) 129
Brauneck (1485 m) 108
Wendelstein (1580 m) 108
Tegelberg (1710 m) 81
Möslarnalm (1450 m) 56

Am Dienstag werden die Niederschläge verbreitet schwächer oder klingen ganz ab. Sonnenanbeter kommen aber lediglich im Süden des Landes zumindest zeitweise auf ihre Kosten. Im Norden und in der Mitte bleibt die Wolkendecke hingegen meist dicht. Die dicke Winterjacke kann bei oftmals zweistelligen Höchstwerten jedoch getrost im Schrank gelassen werden.

DWD Mild nass wenig Sonne alles wie gehabt 1

Auch am Mittwoch schaut die Nordhälfte hinsichtlich des Sonnenscheins erneut in die Röhre; ein paar Auflockerungen sind allenfalls in Richtung Ostsee möglich. Anfangs regnet es dabei im Osten noch etwas, sonst sind Tropfen eher die Ausnahme. Südlich einer Linie Schwarzwald – Oberpfälzer Wald gibt es nach Auflösung örtlicher Nebelfelder längere sonnige Abschnitte. Am meisten Sonnenstunden kommen am Alpenrand zusammen. Zum Abend kündigt ein deutlich auflebender Süd- bis Südwestwind im Westen neues Ungemach an. Dann ziehen flächendeckende und schauerartig verstärkte Regenfälle auf.

Der Donnerstag fällt verbreitet ins Wasser. Insbesondere im Südwesten und Westen kann es länger andauernd und in Staulagen auch ergiebig regnen. In der Nacht zum Freitag sinkt die Schneefallgrenze bei nachlassender Niederschlagsaktivität bis in die höheren Mittelgebirgslagen ab. An den Alpen kann es im Verlauf der Nacht bis auf 700 m herab kräftig schneien. Genaue Niederschlagsprognosen müssen noch abgewartet werden. Von der Nacht zum Donnerstag bis zur Nacht zum Freitag werden in weiten Teilen der Südwesthälfte 15 bis 30, in Staulagen 40 bis 60 l/qm prognostiziert. In der Nordosthälfte sowie im äußersten Südosten stehen meist 5 bis 15 l/qm auf der Agenda.

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Interessant wird die Windentwicklung am Donnerstag und in der darauffolgenden Nacht. In der Westhälfte drohen verbreitet stürmische Böen, eventuell sogar Sturmböen. Ob es im Nordwesten zu schwerem Sturm kommt, muss in den weiteren Modellläufen noch abgewartet werden.

In den weiteren Tagen sickert zwar peu à peu kältere Luft ein und es droht außerdem wieder Nachtfrost, aber ein Wintereinbruch bis ins Tiefland zeichnet sich nicht ab.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schon reichlich Pollen unterwegs

Der bisherige Februar 2024 wurde seinem Charakter als eigentlicher „Wintermonat“ überhaupt nicht gerecht. Bereits seit Beginn des Monats entspricht die Witterung in Deutschland eher einem Frühlingsmonat mit Höchstwerten über den langjährigen Werten und Luftfrost war eine Seltenheit bzw. räumlich und zeitlich sehr begrenzt. Es ist daher keine Überraschung, wenn die Natur auf diese äußeren Umstände entsprechend reagiert. Wer mit aufmerksamem Blick durch die Natur wandert, sieht allerorts Krokusse, Schneeglöckchen und Winterlinge. Während diese primär Eiweißquelle für die Insekten sind, stammen die Pollen in der frühlinghaften Luft aber überwiegend von blühenden Bäumen oder Sträuchern wie beispielsweise Hasel, Erle und Pappel.

DWD Schon reichlich Pollen unterwegs

Wenngleich sich viele darüber freuen, wenn der Natur wieder Leben eingehaucht wird und damit das Grau des Winters verschwindet, beginnt für die Allergiker mit der zunehmenden Pollenbelastung eine etwas schwierigere Zeit. Schon im Januar sorgt üblicherweise die Hasel dafür, dass Allergiker die erhöhte Aktivität der Natur in der Nase spüren. Auch nach der diesjährigen Pollenflugstatistik waren in den meisten Bundesländern bereits in der ersten Januarwoche (bzw. in manchen Regionen schon in den letzten Wochen des vergangenen Jahres) erste Haselpollen unterwegs. Nach dem aktuell gültigen Wochenbericht der “Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst” überschreitet die Belastung an Haselpollen aber bereits ihr Maximum und klingt langsam ab. In höheren Lagen sowie klimatologisch kälteren Regionen kann diese aber durchaus noch sehr relevant sein. Diese erhöhte Haselpollenkonzentration geht jedoch nahtlos in das Maximum der Erlenpollenbelastung über. Nach den aktuellen Vorhersagen des Pollen-Gefahrenindex liegt die Belastung mit Erlenpollen mit Ausnahme des Nordens und Nordwestens heute auf der zweithöchsten Stufe, zum Wochenbeginn geht diese überall etwas zurück.

Nun stellen die Pollen aber nicht nur eine Beeinträchtigung für Allergiker dar, sondern sind in der Natur ein wichtiger Bestandteil verschiedenster Prozesse. Zum einen dienen sie natürlich der Bestäubung der Pflanzen, zum anderen profitieren davon aber auch viele Tiere – insbesondere die Insekten. Pollen bestehen nämlich aus einer Vielzahl an Vitaminen, Enzymen und Fettsäuren sowie besonders aus dem lebensnotwendigen Eiweiß. Wenn Insekten aufgrund der milden Witterung ebenfalls sehr früh aus der Winterruhe erwachen, sind sie auf genau diese Pollenversorgung angewiesen. Untrügliches Zeichen dafür sind die nun wieder vermehrt beobachtbaren Bienen mit Pollenhöschen an ihren Beinen, die mit viel Mühe das wertvolle Eiweiß zu ihrer Behausung tragen.

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Doch wie geht es nun weiter mit der Pollenbelastung? Zur Beantwortung dieser Frage muss natürlich in erster Linie die Meteorologie betrachtet werden. Die Witterung nimmt nun insgesamt einen wechselhafteren Charakter an. Die Kaltfront von Tief SIMONE II mit Kern über der nördlichen Nordsee überquert am heutigen Sonntag und in der Nacht zum Montag Deutschland von Nordwest nach Südost. Dabei regnet es im Nordwesten bereits am Vormittag und zu Mittag, am späteren Nachmittag zunehmend auch in den mittleren Regionen. Der leichte bis mäßige Regen führt zu einem Auswaschen der Pollen aus der Luft und damit zu einer Reduzierung der Konzentration. In der Südosthälfte kommt dieser Regen erst ab dem Abend sowie in der Nacht zum Montag an, sodass dort noch der erhöhte Pollenflug-Gefahrenindex resultiert. Der Montag verläuft wechselhaft mit einzelnen Schauern, am Dienstag wird es von Westen und Nordwesten her zunehmend trocken. Mit diesem wechselhaften Charakter geht es auch am Mittwoch weiter. Für die Jahreszeit bleibt es aber jedenfalls zu mild.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri ( Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Frühling im Februar – und dann?

Bereits in den letzten Themen des Tages (14.02.24, 12.02.24) wurde über die ungewöhnlich milde Witterung berichtet. An der dort beschriebenen Situation hat sich auch bis heute nichts verändert. Am heutigen Donnerstag (15.02.24) werden Temperaturen von bis zu 18 °C entlang des Rheins erreicht.

Verantwortlich dafür ist Tief „Rixa” vor Irland, das auf seiner Vorderseite sehr milde und feuchte Luft aus Südwesten zu uns schaufelt. In diesem Sinne ist es auch wichtig zu wissen, dass unter einem ausgedehnten Hochdruckgürtel über Südwesteuropa die Temperaturen in den letzten Tagen und gar Wochen sukzessive ansteigen konnten. Zwischenzeitlich führte dies auch in Spanien zu Temperaturrekorden, bei denen die Höchstwerte bei deutlich über 30 °C lagen. Diese dort immer noch vorhandene Luftmasse wird nun zu uns nach Deutschland geführt und sorgt auch hier für äußerst milde und frühlingshaft anmutende Verhältnisse.

Der Höhepunkt dieser „Wärmewelle” wird am morgigen Freitag (16.02.24) erreicht. Die höchsten Temperaturmaxima werden dabei in Mitteldeutschland erwartet. Vor allem mit leichter Föhnunterstützung entlang des Nordharzes sowie im Saaletal rund um Jena – durch die Tallage bedingt ein klassischer „Hotspot” – sind die höchsten Temperaturen zu erwarten. Diese liegen voraussichtlich bei etwa 18 °C bis 19 °C. Auch das Erreichen der Marke von 20 °C lässt sich nicht ganz ausschließen, aber dafür muss schon alles passen. Danach sieht es allerdings momentan nicht aus, denn voraussichtlich bleibt die Bewölkung dort relativ dicht, auch einzelne kurze Schauer sind möglich.

Apropos Regen: Im Westen reicht es schon nicht mehr für die ganz warmen Temperaturen. Hier kommt Tief „Rixa” erneut ins Spiel, deren Kaltfront bereits ab den Mittagsstunden hereinzieht und erneut für Regen sorgt. Mit Durchzug der Front erfolgt ein Luftmassenwechsel hin zu nicht mehr ganz so warmer, aber immer noch recht milder Atlantikluft. Bis in die Nacht zum Samstag hinein überquert die Kaltfront Deutschland und erreicht schließlich den äußersten Südosten und die Alpen. Insbesondere in letzteren regnet es dadurch länger anhaltend. Besonders das Allgäu bekommt erneut viel vom Nass von oben ab. Für Schnee reicht es wahrscheinlich trotzdem erst in Lagen oberhalb von 1000 bis 1500 Metern.

DWD Fruehling im Februar – und dann

Am Samstag selbst bleibt es zur Abwechslung mal relativ trocken. Allerdings hält sich weiterhin dichte, teils sogar trübe Bewölkung. Mit der eingeflossenen, etwas kühleren Luft steigen die Tagestemperaturen nun bei weitem nicht mehr so an wie an den Vortagen, aber mit 7 °C bis 14 °C bleibt es auch weiterhin relativ mild für die Jahreszeit. Am Sonntag erreicht anschließend bereits der nächste Tiefausläufer den Westen Deutschlands und zieht anschließend weiter ostwärts. Erneut regnet es verbreitet und teils über viele Stunden anhaltend.

Auch die neue Woche beginnt ziemlich unbeständig mit Schauern im Westen. Im Osten kann es dagegen zwischenzeitlich auflockern, bevor es auch dort wieder anfängt zu regnen. Diese Witterung setzt sich auch in den Tagen darauf fort, wobei die Temperaturen bis zur Wochenmitte langsam, aber beständig immer weiter zurückgehen. Dann werden nur noch in wenigen Regionen Werte von über 10 °C erreicht, meistens bleiben die Temperaturen im einstelligen Bereich.

DWD Fruehling im Februar – und dann 1

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst