Schluss mit der Monokultur

Wir stehen nach wie vor weitgehend unter Hochdruckeinfluss. Es fließt zwar feuchtere Luft ins Land, aber die führt aktuell nur zu Nebel oder hochnebelartiger Bewölkung. In weiten Teilen ist trockene und sehr milde Festlandsluft wetterbestimmend. Nennenswerter Niederschlag ist erst zur Mitte kommender Woche in Sicht. Dann verabschiedet sich der Hochdruckeinfluss und Tiefdruckgebiete übernehmen die Wetterregie. Das bedeutet deutlich weniger Sonne, mehr Wolken und endlich wieder der bereits erwähnte Regen.

Einen Haken hat die Sache allerdings, denn aktuell sieht es so aus, als würden die Mitte und der Süden Regen abbekommen, der Norden hingegen nur kurze Schauer. Grund dafür ist der Zustrom feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum, der vom Tief über Nordosteuropa gebremst wird und nicht bis in die nördlichen Landesteile vordringen kann. Daher muss sich der Norden (vorerst) mit ein paar Schauern in feucht-kalter Luft zufriedengeben. Dies lässt sich auch an der Grafik des akkumulierten (aufsummierten) Niederschlags erkennen. Der Modellvergleich der Niederschlagssumme bis Donnerstagnacht (120 Stunden) zwischen ICON (links), GFS (mittig) und EZMW (rechts) zeigt deutlich die ungleiche Verteilung. Während im Süden und über der Mitte teils mehr als 20 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt sind, liegt die Summe im Norden meist nur bei 2 bis 5 Litern pro Quadratmeter.

Temperaturtechnisch befinden wir uns in der kommenden Woche auf dem absteigenden Ast. Von Norden sickert nämlich Stück für Stück kalte Luft ein. Die erfasst in der zweiten Wochenhälfte auch den Süden und räumt die frühlingshafte Wärme aus. In den Nächten kommt es wieder häufiger zu Frost. Und zum Ende der Woche, wenn sich Feuchtigkeit und Kälte „paaren“, kann es im Bergland noch einmal Schnee geben. Vereinzelt kann man auch im Flachland Schneeregen beobachten, aber eine geschlossene Schneedecke wird sich dort voraussichtlich nicht bilden.

Die weiteren Aussichten sind alles andere als sicher. Zwischen Hochdruckeinfluss aus Westen und einer Tiefdruckzone von Skandinavien bis ins Mittelmeer ist alles möglich.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.03.2022

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DWD Schluss mit der Monokultur

H2O – Sprengstoff und Kleber zugleich

Bewegt man sich auf den Straßen in orographisch etwas gegliedertem Gelände (besonders in den Mittelgebirgen und alpinen Regionen), zählen Sicherungsarbeiten an Böschungen oder Felshängen zu den typischen Begleiterscheinungen des Frühlings. Nach einem mehr oder weniger harten Winter müssen die verschiedensten Verkehrswege vor den möglichen gravitativen Gefahren durch herabstürzendes loses Geröll oder gar Felsen geschützt werden. Immerhin können bei solchen Vorgängen im Extremfall auch Menschenleben gefährdet werden. Doch welche physikalischen Prozesse stecken hier dahinter?

Der „Hauptübeltäter“ kann dabei sehr schnell ausgemacht werden: Es ist, wie häufig bei atmosphärischen oder geowissenschaftlichen Vorgängen, maßgeblich das Molekül Wasser mit seinen teils atypischen Eigenschaften daran beteiligt. Im Gegensatz zu vielen anderen Stoffen hat Wasser seine höchste Dichte bzw. seine geringste Ausdehnung bei +4 Grad Celsius und vergrößert ab diesem Wert sein Volumen bei sinkender (und steigender) Temperatur („Dichteanomalie des Wassers“). Diese Eigenschaft spielt etwa auch eine große Rolle bei schwimmendem Eis, der thermischen Schichtung von Binnenseen und den thermohalinen Zirkulationen in den Weltmeeren. Doch heute beschäftigten wir uns mit der sogenannten „Frostsprengung“, auch als „Kryoklastik“ bezeichnet.

In Regionen mit teils festen Niederschlägen (Schnee) und/oder Temperaturen, die häufig zwischen positiven und negativen Werten wechseln, spielt diese Art der Gesteinsverwitterung eine bedeutende Rolle. Damit sind die polaren und die (kalt-) gemäßigten Klimazonen sowie das alpine Gelände prädestiniert für solche Vorgänge. Dringt in teils zerklüftetes Gestein flüssiges Wasser ein, kann dieses den Porenraum aufgrund seiner Eigenschaften sehr gut ausfüllen. Gefriert nun dieses Wasser, dehnt es sich aber aufgrund der vorhin geschilderten Eigenschaften um bis zu ca. 9 % aus. Mit dieser Volumenausdehnung in den Hohlräumen steigt damit natürlich auch der Druck innerhalb des Gesteins. Dabei sind Werte von bis zu 220 MPa (Mega-Pascal, Maximum bei ca. -22 Grad Celsius) möglich. Ist nun ein für das jeweilige Material kritischer Wert erreicht, entlädt sich dieser Druck mittels Sprengung des Gesteins. Minerale mit guter Spaltbarkeit, wie Glimmer, Feldspate oder Quarze, verwittern damit schneller als festere und weniger zerklüftete Gesteine. Im Gegensatz zur chemischen Verwitterung ändert das Material bei dieser physikalischen Verwitterung seine Stoffeigenschaften nicht – es wird nur zerkleinert.

Doch warum lösen sich die Gesteine nun besonders im Spätwinter und im Frühling von den etwas steileren Hängen? Dies ist relativ einfach erklärt, denn Eis wirkt nicht nur als „Sprengmittel“, sondern auch als sehr guter „Kleber“. Das Gestein wird während des Winters beim Gefrierprozess zwar bereits aufgebrochen, kann sich aber aufgrund der Bindekraft des Eises noch nicht vollständig vom Muttergestein lösen. Dies geschieht nun aber während der wieder milderen Jahreszeit mit deutlich höheren Bestrahlungsstärken der Sonne. Außerdem unterstützt der nun häufige Wechsel zwischen negativen und positiven Temperaturen und den damit verbundenen unterschiedlichen Aggregatzuständen des Wassers die Verwitterungsprozesse. Dabei gilt es aber bei der Gefahrenbeurteilung die teils deutlichen Unterschiede zwischen der Sonnenseite (der Sonne zugewandten Hangflanke) und der Schattenseite mit teils verzögerten Prozessen (u.a. länger anhaltende Schneedecke und unterschiedliche Temperaturverhältnisse) zu beachten.

Der „große Bruder“ dieser Verwitterung sind die auftauenden Permafrostbereiche des Hochgebirges. Dabei verliert das Gestein ebenfalls durch den Phasenwechsel des Wassers seine innere Bindung. Die in letzter Zeit häufiger dokumentierten massiven Felsstürze (bzw. Bergstürze) zeugen von diesem Phänomen. Doch dies ist mehr ein Thema des kurzen alpinen Hochsommers. Bei weiterem Interesse zum Permafrost werden Sie sicherlich in unserem umfassenden Thema-des-Tages-Archiv  fündig.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.03.2022

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Rekordnässe in Spanien

In weiten Teilen Mittel- und Osteuropas ist seit Wochen kein nennenswerter Regen mehr gefallen. Die Hochdruckgebiete über Zentraleuropa erwiesen sich als „Fels in der Brandung“ und wussten sich gegen jeden Störenfried erfolgreich zu wehren. Den Tiefdruckgebieten blieb daher keine andere Wahl, als immer wieder in andere Gefilde auszuweichen. Eine besonders beliebte Destination war Südwesteuropa und der westliche Mittelmeerraum. Fortwährender Tiefdruckeinfluss im Zusammenspiel mit feuchter und mit fortschreitender Jahreszeit auch zunehmend energiereicher Luft sorgten immer wieder für schauerartig verstärkte und gewittrige Starkregenfälle.

Insbesondere in Spanien und Portugal kamen so seit Wochenbeginn Niederschlagsmengen von regional 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter zusammen, örtlich sogar noch deutlich mehr. Teilweise fielen diese Mengen binnen eines Tages oder gar weniger Stunden. Weder die Kanalisation in den bewohnten Gebieten noch die bereits gesättigten Böden auf dem Land konnten mit den Wassermassen umgehen. Es kam zwangsläufig zu großflächigen Überflutungen und Hochwasser mit zum Teil dramatischen Folgen.

Regen ist im Frühjahr rund um das Mittelmeer nichts Ungewöhnliches. Ihm wird im Hinblick auf den klimatologischen Hang zur Sommerdürre eigentlich sogar mit Wohlwollen begegnet. Die Stabilität der Wetterlage mit deutlich überdurchschnittlicher Anzahl von Regentagen führte nun allerdings zu einem massiven Niederschlagsüberschuss. Nach Angaben des spanischen Wetterdienstes ist der März 2022 in einigen Regionen des Landes schon jetzt der nasseste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Valencianischen Land beispielsweise erreicht die gemittelte Niederschlagsmenge für den laufenden Monat bereits knapp 200 Liter pro Quadratmeter. Das sind knapp 50 Liter mehr als im bisherigen Rekordmärz des Jahres 2015. Im vieljährigen Durchschnitt sind nur 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter zu erwarten.

Auch am heutigen Freitag und am morgigen Samstag ist rund um die spanische Mittelmeerküste mit weiteren, teils heftigen Regenfällen zu rechnen. Vor allem von Andalusien bis zum Valencianischen Land simuliert das DWD-Wettermodell ICON teilweise nochmal 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter. Da die kleinräumigen Verstärkungen in Schauern und Gewittern durch das „Modellraster“ fallen, sind örtlich noch größere Mengen zu befürchten. Danach kehrt vorübergehend etwas Ruhe ein, bevor es dann zur Mitte der kommenden Woche erneut ziemlich nass werden dürfte.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.03.2022

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DWD Rekordnaesse in Spanien

 

 

Kaltlufteinbruch zum Monatswechsel?

Das Märzwetter war bisher von einer außergewöhnlich langen Hochdruckphase geprägt. Dabei lag ein sich immer wieder regenerierendes Hochdruckgebiet über Nord- oder Nordosteuropa, das zeitweise sogar Rekordluftdruckwerte für den März erreichte. Es blockierte die sonst übliche West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete, sodass ihre Ausläufer uns kaum erreichten und wir somit am Rand des Hochdruckgebietes eine ungewöhnlich lange trockne und sonnig Witterungsphase erlebten. Doch dieses Hoch beginnt bereits am Wochenende deutlich zu schwächeln und es deutet sich eine allmähliche Umstellung der Wetterlage in der neuen Woche an.

Bis zum Wochenende verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs nach Großbritannien, während der hohe Luftdruck über Nordeuropa und dem östlichen Mitteleuropa abgebaut wird und dort Platz für Tiefdruckgebiete macht. So erreichen bereits am Samstag die Ausläufer dieser Tiefdruckgebiete mit dichteren Wolkenfeldern den Nordosten. Diese Wolkenfelder breiten am Sonntag bis zur Mitte aus. Noch bleibt es dort mit Höchstwerten von 13 bis 17 Grad frühlingshaft warm. Ungetrübtes Hochdruckwetter gibt es nochmals im Süden bei Höchstwerten bis 21 Grad.

Die eigentliche Umstellung erfolgt dann zum Beginn der neuen Woche. Das Hoch über Großbritannien wird zunehmend abgebaut, während sich ein neues blockierendes Hochdruckgebiet über Grönland aufbaut. Über Skandinavien und Osteuropa verstärkt sich der Tiefdruckeinfluss. Zwischen dem Grönlandhoch und dem Osteuropatief stellt sich eine nördliche Strömung ein, mit der arktische Kaltluft über das Nordmeer Richtung Mitteleuropa gesteuert wird. Gestern zeigten einige Modelläufe, dass diese Kaltluft zu Beginn der neuen Woche nach Süden „durchrauscht“ und Deutschland dabei fluten würde, wobei Schnee bis in tiefe Lagen hätte fallen können. In den meisten neuen Läufen hält aber ein sogenanntes Cut-Off-Tief über der Iberischen Halbinsel dagegen. Ein Cut-Off-Tief ist vereinfacht dargestellt ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das sich von der Höhenströmung abgekoppelt hat. In diesem Fall lenkt es auf seiner Ostseite mildere Mittelmeerluft Richtung Mitteleuropa. Die Wetterlage ist nun geprägt von einem Grönlandhoch, einem Tiefdruckgebiet über Nordosteuropa, dem Cut-Off-Tief über der Iberischen Halbinsel und einen weiteren Hoch über dem östlichen Mittelmeer. In der Meteorologie nennt man so eine Druckkonstellation ein „Viererdruckfeld“. (Siehe Abbildung; Bodendruck über Mitteleuropa und Temperatur in etwa 1500 m Höhe). Da Mitteleuropa zwischen diesen Druckgebieten liegt und bei uns Ausläufer der arktischen Kaltluft auf die mildere Mittelmeerluft trifft, macht es die Sache für nächste Woche spannend. Denn über Deutschland bildet sich eine Luftmassengrenze, deren Lage noch unsicher ist. Wo genau diese Luftmassengrenze zum Liegen bekommt, bestimmt unser Wetter für die nächste Woche.

Die Unsicherheiten sind noch ziemlich groß. Nach derzeitigem Stand sieht es so aus, als ob die Luftmassengrenze zu Beginn der neuen Woche den Norden erfasst und sich dort kältere Meeresluft mit nur noch einstelligen Höchstwerten und etwas Regen breitmacht. Den Süden erwartet noch überwiegend freundlich und frühlingshaft warmes Wetter mit bis zu 18 Grad. Danach deuten die Modelle eine sukzessive Südwärtsverlagerung der Luftmassengrenze an. Wie schnell die Front südwärts vorankommt, bleibt aber noch äußerst unsicher. Der überwiegende Teil der Modelle zeigt jedoch in der zweiten Wochenhälfte auch im Süden einen deutlichen Temperaturrückgang. Dazu gibt es in Verbindung mit der Luftmassengrenze den lange benötigten Regen. In den Mittelgebirgen könnte es bei gelegentlichen Schneefällen sogar wieder winterlich werden.

Auch wenn die Unsicherheiten noch groß sind, feststeht, dass die Hochdruckwetterlage zu Ende geht und uns zum Monatswechsel ein wechselhafterer und zumindest tagsüber auch kühlerer Witterungsabschnitt ins Haus steht.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.03.2022

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Welttag der Meteorologie

Der Welttag der Meteorologie wurde im Jahre 1961 eingeführt. Zufällig ist die Wahl des Datums nicht, denn am 23. März 1950 trat die Konvention der WMO (Weltmeteorologische Organisation) in Kraft. Ziel der Konvention war es, mit weltumspannenden Messnetzen verlässliche Wetterinformationen zu sammeln und Prognosen zu entwickeln. Dies sollte vollständig unabhängig von der politischen Lage in den einzelnen Ländern geschehen. Seit 1954 ist auch Deutschland Mitglied der WMO.

Der diesjährige Welttag der Meteorologie steht unter dem Motto: Early warning and early action, was man frei übersetzen könnte mit: Frühzeitig gewarnt, rechtzeitig agiert. Denn noch immer sterben jährlich zu viele Menschen an den Folgen von Wetterkatastrophen. In einem Bericht aus dem Jahre 2021 hat die Weltmeteorologische Organisation festgehalten, dass etwa ein Drittel der Weltbevölkerung noch immer keinen ausreichenden Zugang zu Frühwarnsystemen hat. Und dabei werden Wetterkatastrophen, nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels immer häufiger.

Vergleicht man die Zeiträume 1970-1979 und 2000-2009, so hat sich die Anzahl der Wetterkatastrophen verfünffacht. Auch die Summe der materiellen Schäden hat sich in den letzten 50 Jahren stetig erhöht – nach Berechnungen der WMO um den Faktor 7. Immerhin hat sich die Anzahl der durch Wetterextreme ums Leben gekommene Menschen von 1970 bis 2019 mehr als halbiert.

Am meisten Schäden richten tropische Tiefdrucksysteme an. Sie waren in den letzten 50 Jahren sowohl für die meisten Toten als auch für die höchsten materiellen Schäden verantwortlich. Das Extremwetter mit den zweitmeisten Todesfällen weltweit ist die Dürre. Bei den materiellen Schäden belegen die Überschwemmungen an Flüssen und Bächen Platz zwei im Ranking.

Im Zeitraum von 1970 bis 2019 wurden in Europa 1.672 Wetterkatastrophen registriert. Diese führten zu 159.438 Toten und etwa 432 Milliarden Euro materiellem Schaden. Die meisten Menschen starben während Hitzewellen.

Während man den materiellen Schaden oft nicht verhindern kann, besteht großes Potenzial bei der Reduktion der Todesopfer. Durch frühzeitige Warnungen, die nicht nur sagen, wie sich das Wetter entwickelt, sondern auch was diese Entwicklung für Auswirkungen haben kann, lässt sich der Verlust von Menschen minimieren. Zeitgleich muss mehr dafür getan werden, dass die Menschen im Falle einer sich anbahnenden Katastrophe wissen, was zu tun ist.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.03.2022

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DWD Welttag der Meteorologie

 

 

Was ziehe ich bloß an?

Empfindlich kühl am Morgen und angenehm warm am Nachmittag, so präsentiert sich das Wetter heute und auch in den kommenden Tagen in weiten Teilen Deutschlands. Die nächtlichen Tiefstwerte erinnern einen an den (vergangenen) Winter, während die Höchstwerte am Nachmittag einen ersten frühlingshaften Eindruck vermitteln. Zwischen einer heißen Tasse Tee und Rührei mit Speck am Morgen und einem kühlen Kaltgetränk samt Steak vom Grill am Nachmittag liegen also nur wenige Stunden. Schuld daran ist der Tagesgang der Temperatur, der vor allem in den Übergangsjahreszeiten sehr ausgeprägt sein kann und einen häufig vor das Problem der richtigen Kleiderwahl stellt. Empfohlen werden kann hier besonders der Zwiebellook. Morgens ist bei Tiefstwerten um den Gefrierpunkt noch die dicke Jacke sowie eventuell Schal und Mütze gefragt, während nachmittags bei Höchstwerten um die 20 Gradmarke das neue T-Shirt oder Polo bereits getragen werden kann, denn die kräftige Märzsonne wärmt einen doch schon recht angenehm. Bei längeren Aufenthalten im Freien muss bei empfindlicher Haut allerdings an Sonnenschutz gedacht werden, da die Sonne bereits so viel Kraft wie etwa Mitte/Ende September hat.

Verantwortlich für den gut ausgebildeten Tagesgang der Temperatur ist die derzeitig herrschende Strahlungswetterlage. Das umfangreiche Hochdruckgebiet PETER, mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa sorgt nämlich für stabiles und störungsfreies Hochdruckwetter in Deutschland. Es fließt zwar in der Höhe eher kühle Luft aus Osteuropa ein, aber diese erwärmt sich im Tagesverlauf durch die kräftige Märzsonne auf frühlingshaft angenehme Werte zwischen 15 und 20 Grad. Nachts fehlt die schützende Wolkendecke und dazu ist es schwachwindig, wodurch sich die Luftmasse deutlich abkühlen kann. Die Tiefstwerte liegen, mit Ausnahme des Westens, Nordwestens und der Küstengebiete, häufig im Frostbereich. In Mühlacker (Baden-Württemberg) wurde gestern beispielsweise ein Höchstwert von 16,6 Grad erreicht, während der Tiefstwert heute Früh bei -4,0 Grad lag. Dies entspricht somit einer Temperaturdifferenz von über 20 Kelvin. Auch in Kaiserslautern lag die Spanne bei 19 Kelvin. Anders dagegen in manchen Küstenabschnitten, denn dort verhindert die kühle See bei auflandigem Wind einen ausgeprägten Tagesgang. Am Kap Arkona auf Rügen lag die Temperaturdifferenz beispielsweise nur bei knapp 3 Kelvin.

Noch deutlicher wird der Gegensatz zu einem ausgeprägten Temperaturverlauf innerhalb eines Tages beispielsweise bei Hochnebellagen im Winter. Dann schützt nachts die dichte Hochnebeldecke vor Auskühlung und tagsüber schafft es die tief stehende Sonne nicht, das Grau aufzulösen und für eine Erwärmung zu sorgen. Nicht selten bekommt man dann das Gefühl, das Thermometer versagt seinen Dienst, wenn es über Stunden hinweg aufs Zehntel genau die gleichen Werte zeigt.

Hochnebel und lang anhaltender Nebel werden jedoch in den nächsten Tagen nicht erwartet. Die Sonne lacht nämlich weiterhin von einem meist wolkenlosen Himmel und nachts funkeln die Sterne. Daher finden nach wie vor einige Klamotten Anwendung und die Frostbeulen können sich nachmittags in der Sonne wärmen, während die Kälteliebhaber nachts auf ihre Kosten kommen. Es wird also für jeden etwas geboten.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.03.2022

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Trockener März bisher

Die Aussichten lesen sich derzeit kurz und knapp: „Sonne von früh bis spät und frühlingshaft mild“. So oder so ähnlich klingen die Wetterberichte und auch in den vergangenen Wochen staubte der Regenmesser in manchen Regionen regelrecht ein. Schuld an den oftmals niederschlagsarmen Witterungsabschnitten waren ausgedehnte Hochdruckgebiete, die die Atlantiktiefs samt ihren Ausläufern einfach nicht auf Deutschland übergreifen lassen haben.

Tage, an denen in Deutschland regional nennenswerter Niederschlag fiel, lassen sich an einer Hand abzählen. Dies war um die Monatsmitte am 14./15./16.03. vor allem über dem Westen, Nordwesten, Teilen der Mitte sowie des Südostens der Fall. Regional fielen dabei 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Am meisten Niederschlag gab es im äußersten Südosten Bayerns in Marktschellenberg, wo allein in der Nacht zum Mittwoch, dem 16.03. genau 23 Liter Regen vom Himmel kamen. Am 17.03. regnete es dann im Norden und am 18.03. im Südwesten etwas. Mehr als 2 bis 5 Liter wurden jedoch nicht registriert. Anschließend war wieder Flaute angesagt. Ein Kaltlufttropfen (ein nur in höheren Luftschichten ausgeprägtes Tiefdruckgebiet) überquerte zwar am vergangenen Wochenende Deutschland von Ost nach West, viel Niederschlag brachte er jedoch nicht zustande. Einzig an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien summierte sich die Niederschlagsmenge auf gebietsweise 2 bis 8 Liter auf.

Wirft man nun einen Blick auf die Monatssumme im bisherigen März, dann stechen besonders der Nordosten und Norden sowie Teile des Südens ins Auge. Verbreitet gab es weniger als 5, im Nordosten verbreitet weniger als 1 Liter Regen. An einigen Stationen wie beispielsweise in Lindau am Bodensee (Bayern), Bergen auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Friedrichswalde östlich von Berlin (Brandenburg) oder Tribsees östlich von Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) blieb der Regenmesser komplett leer. Dagegen ist Marktschellenberg Spitzenreiter mit knapp 31 Liter. Dahinter folgen Anger-Stoißberg ebenfalls im äußersten Südosten Bayerns mit 26 Liter, Zernien im östlichen Niedersachsen mit 22 Liter und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) mit 20 Liter. Auf Basis von Radarmessungen liegen die Regionen mit dem meisten Niederschlag vor allem über der Westhälfte des Landes sowie über der südlichen Mitte und dem östlichen Mittelgebirgsraum. Mehrheitlich wurden zwischen 10 und 20 Liter erfasst.

Betrachtet man nun die relative Niederschlagsmenge, bei der die bisher gemessenen Niederschläge ins Verhältnis gesetzt werden zu den bis zum 21. März im vieljährigen Mittel zu erwartenden Niederschlägen, so stellt man fest, dass es verbreitet viel zu trocken ist. Neben dem Nordosten beziehungsweise Norden ist es vor allem am Alpenrand und im südlichen Baden-Württemberg quasi staubtrocken. Heraus sticht Rheinhessen, was sonst zu den trockensten Regionen des Landes gehört. Dort sind die bisher gefallenen 20 bis 25 Liter überdurchschnittlich und kleinräumig fiel fast das Anderthalbfache des Niederschlags, der bis zu diesem Zeitpunkt normalerweise üblich ist.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass bis Monatsende voraussichtlich das Niederschlagsdefizit nicht mehr ausgeglichen wird. Das sonnige Frühlingswetter hat daher trotz des Sonnenscheins auch seine Schattenseiten, denn die Natur braucht den Regen als Wachstumsschub und obendrein steigt zusätzlich noch die Waldbrandgefahr an.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.03.2022

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DWD Trockener Maerz bisher

 

 

Was bringt der Frühling?

Zunächst hat der Frühling in der Natur begonnen. In der Phänologie ist der Erstfrühling definiert mit der Blüte der Forsythie, die in Deutschland teils schon am 20. Februar beobachtet wurde. Danach folgte der meteorologische Frühlingsbeginn am 01. März. Der ist jedes Jahr am gleichen Datum und dient vor allem zur besseren Handhabung der klimatologischen Statistiken, da somit alle Jahreszeiten exakt drei Monate lang sind. Nun steht heute Nachmittag der letzte Frühlingsbeginn dieses Jahres an. Nach der Astronomie beginnt der Frühling heute um 16:32 Uhr.

Das Datum des astronomischen oder kalendarischen Frühlingsbeginns ist definiert nach der exakten Tagundnachtgleiche. Das heißt, heute ist es in Deutschland genau 12 Stunden lang Tag und 12 Stunden lang Nacht. Dieser Tag kann in unserem Kalendersystem zwischen dem 19. und 21. März variieren. Im 20. Jahrhundert fiel der Frühlingsbeginn oft auf den 21. März. Das passiert allerdings erst wieder im Jahre 2102. Bis zum Jahr 2047 bleibt uns der 20. März als Frühlingsbeginn, da im folgendem Jahr der Frühling schon einen Tag früher kommt (am 19. März um 23:23 Uhr).

Mit dem Frühling sind oft Gedanken des Neubeginns verbunden. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Viele Zugvögel haben in der letzten Woche die südlichen Winde genutzt und sind zusammen mit dem Saharastaub über Deutschland eingeflogen. Es zwitschert bereits frohlockend in den Wäldern. Doch die Wälder selbst sehen momentan nicht überall so grün und saftig aus. Die lange Trockenheit und der fehlende Niederschlag im März hat bereits an einigen Orten zu Waldbrandausbrüchen geführt. Auch die kommende Woche verspricht da kein Aufatmen. Durch die anhaltende Hochdrucklage bleibt es weiterhin verbreitet sonnig und trocken. Der Waldbrandgefahrenindex (siehe Link) zeigt auch für die kommenden Tage in Teilen die Stufe 4 auf (hohe Gefahr). Die erwachende Natur zieht da auch noch zusätzlich einiges an Wasser aus dem Boden.

Auf der anderen Seite des großen Teichs ist auch Frühlingsanfang. Allerdings hat Nordamerika kein ruhiges Hochdruckwetter zu erwarten. Dort ist im Frühling der Beginn der Tornado-Saison, sodass das Frühlingserwachen auch mal durch einen Donnerschlag erfolgt. Ein Tornado kann bei Gewitterentwicklung aus so genannten Superzellen entstehen. Das sind rotierende Gewitterzellen, die teilweise über mehrere Stunden hinweg über Land ziehen. Der Südosten der Vereinigten Staaten liefert von seiner geographischen Lage und seiner Topographie die besten Voraussetzungen für sehr kräftige Superzellen und auch Tornadoentwicklungen. Das Storm Prediction Center (SPC) des nationalen amerikanischen Wetterdienstes hat bereits für die nächsten Tage eine Warnung vor möglichen Tornados herausgegeben. (siehe Link zum SPC)

Bei den tropischen Stürmen ist etwas Ruhe eingekehrt. Momentan wird weltweit kein einziger beobachtet. Das wird vermutlich nicht lange so bleiben. Ein diese Woche veröffentlichter Rückblick der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) enthält einige interessante Fakten über tropische Stürme. In den betrachteten 40 Jahren von 1980 bis 2020 wurden im Schnitt pro Jahr weltweit 84 tropische Zyklonen benannt. Dabei kam es statistisch zu 43 Toten und Schäden von über 70 Mio EUR pro Tag. Durch die bessere Vorhersage und auch ein effektiveres Warnsystem konnte die Anzahl der Toten in den vergangenen Jahren jedoch signifikant verringert werden. Das entwickelte Frühwarnsystem der WMO hat da vermutlich den ein oder anderen aufgeweckt.

Von Zeit zu Zeit braucht vielleicht jeder mal einen Weckruf. Nachdem man den ganzen Saharastaub von Fenstern und Balkonen entfernt hat, lässt sich diese Woche aber auf jeden Fall der Frühling in vollen Zügen genießen. Egal ob man dann schon wach ist, oder noch mit schläfrigen Augen in die Sonne blinzelt.

MSc Met. Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.03.2022

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DWD Was bringt der Fruehling

 

 

 

 

Rekordhochkombi PETER/OLIVER und der lokale Spielverderber auf der Wetterkarte!

Wer derzeit auf die Bodenwetterkarte schaut, sieht ein kräftiges und großräumiges Hochdruckgebiet, das sich über Südskandinavien und der Ostsee eingenistet hat und sich von dort aus nahezu über ganz Europa erstreckt. Da dieses Hoch über zwei Zentren verfügt, geht es als Hochkombi PETER und OLIVER in die Wetterbücher ein. Dabei konnten sich die beiden Hochs sehr gut entwickeln. Wurde im gestrigen Thema des Tages noch der Konjunktiv verwendet, um das Potential für rekordverdächtige Luftdruckwerte zu beschreiben, können wir heute Morgen das Präsens benutzen um diese festzuhalten. Vor allem in Schleswig-Holstein und Dänemark gab es stationsbezogen zahlreiche Allzeitrekorde. Den höchsten Druckwert lieferte bisher aber die Station Blasjo in Norwegen mit 1053,2 hPa. Um 7 Uhr am Morgen wurde in Dänemark an der Station Tirstrup und in Schweden an der Station Hagshult ein Wert von 1051,2 hPa registriert und in Deutschland überragen bisher die Stationen Kiel Leuchtturm mit 1049,5 hPa (3 Uhr) und Leck mit 1049, 4 hPa (7 Uhr). Damit stellen die genannten Stationen aber nur die Spitze der kompletten Armada von neuen Allzeit- und Monatsrekorden dar. Eine kurze Einordnung der aktuellen Werte für Deutschland können sie im gestrigen Thema des Tages nachlesen.

Die genannte Hochkombi um PETER und OLIVER dominieren aber nicht nur das Wetter im Norden des Landes, sondern sind im ganzen Land, zumindest was das bodennahe Geschehen betrifft, wetterwirksam. Doch der Schein trügt etwas. Das starke Absinken aufgrund der bodennahen Luftdruckverhältnisse kann vor allem am Wochenende nicht überall Wolken und geringe Niederschläge verhindern. Denn in höheren Schichten ist derzeit ein Tief aktiv, welches von Südwestpolen über Westtschechien und Nordbayern hinweg bis ins nördliche Baden-Württemberg zieht. Einhergehend nehmen vertikale Umwälzungen Fahrt auf, die Wolken zur Folge haben. Zunächst fallen bevorzugt in Sachsen, im Verlauf auch in der Mitte Deutschlands kurze Regenschauer, im Bergland auch Schneeschauer aus den Wolken.

Da das Tief im Verlauf seinen Kurs ändert und vom nördlichen Baden-Württemberg nach Belgien wandert, bleibt der Westen und Nordwesten noch länger in dessen Einflussgebiet. Entsprechend können sich dort bis Montag dichtere Wolken am Himmel halten und etwas Regen bringen. Ansonsten ist rasch die Hochkombi wieder am Wetterdrücker und löst die Wolken schnell auf. Durch das Absinken haben Wolken kaum noch eine Chance, sodass die Sonne verbreitet vom wolkenlosen Himmel scheint. Einhergehend kann sich die Luft stetig erwärmen, sodass in den kommenden Tagen lokal sogar die 20-Grad-Marke ins Visier genommen wird. Nachts bleibt es durch Aufklaren und somit bodennahem Auskühlen noch empfindlich kalt. Vielerorts reicht es bis in den leichten Frostbereich, im Südosten ist örtlich sogar noch mäßiger Frost unter -5 Grad möglich.

Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling nichts Ungewöhnliches. Während die Sonne durch die höhere Bahn am Himmel mehr Kraft bekommt, somit eine größere Menge an Energie zur Erde schickt und die Luft schon ordentlich erwärmen kann, fehlt jedoch nachts diese wärmende Einstrahlung. Da am Himmel derzeit zudem auch keine Wolken schützen, wird ein großer Teil der Wärme wieder zurück ins All abgegeben. Insgesamt ist diese Kombination von „kalt“ zu „sonnig und warm“ bei falscher Wahl zudem förderlich für Erkältungskrankheiten. Aber alleine die Probleme bei der Kleidungswahl durch die großen Temperaturunterschiede über den Tag hinweg ist nicht so einfach zu lösen. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte „Zwiebellook“, schaffen.

Typischerweise empfiehlt es sich direkt auf der Haut, als unterste Schicht, keine Wolle oder Baumwolle zu tragen. Im Vergleich zu anderen Naturfasern, wie beispielweise Seide, nimmt die Baumwolle sehr viel Feuchtigkeit auf, ohne sie wieder abzugeben. Die Nässe bleibt schließlich auf der Haut und kühlt diese aus. Die Folge kann dann eine Erkältung sein. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve folgen. Ein hochgeschlossener Cardigan oder Rollkragenpullover verhindert als dritte Schicht, dass kalte Luft am Halsausschnitt eindringen kann. Den Zwiebellook abschließen sollte dann eine Jacke aus atmungsaktivem Material, die auch vor kaltem Wind Schutz bietet. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.03.2022

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DWD Rekordhochkombi PETEROLIVER und der lokale Spielverderber auf der Wetterkarte

 

 

 

Zurück zum Hochdruckwetter

Die vergangene Woche war verhältnismäßig ereignisreich, zumindest, wenn man den diversen Himmelsphänomenen nachgeht, die dabei aufgetreten sind. Zum einen hatten es mehrere Tiefausläufer geschafft, nach langer Trockenphase nach Deutschland vorzudringen und durchaus verbreitet für etwas Niederschlag zu sorgen. Dann wurden durch ein großräumiges Tief im Mittelmeerraum große Mengen Saharastaub nach Mitteleuropa verfrachtet. Dieser hat sich besonders in Süddeutschland in Form von rötlicher Himmelsfärbung und ausgewaschenem Mineralstaub deutlich bemerkbar gemacht. Im Norden Deutschlands konnten dazu Anfang der Woche Polarlichter gesichtet werden. Und zu guter Letzt gab es in der vergangenen Nacht vielerorts einen ausgeprägten Vollmond zu bestaunen.

Mit den Tiefausläufern ist es aber jetzt erst einmal grundsätzlich wieder vorbei, denn mit den beiden Hochs „Peter“ über Nordwesteuropa und „Oliver“ über dem Baltikum und Westrussland formiert sich aktuell ein mächtiger Hochdruckblock, der jeden Versuch, ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik nach Mitteleuropa zu schicken, verhindert. Seinen Höhepunkt erreicht „Peter“ bereits am morgigen Samstag. Dann befindet sich das Zentrum über Dänemark und der südlichen Ostsee. Dabei werden in den Modellen Bodendruckwerte von über 1050 Hektopascal (hPa) simuliert. Ein für die Region durchaus rekordverdächtiger Wert. Wirft man einen Blick auf die Statistik, so zeigt sich, dass Druckwerte von über 1040 hPa in Deutschland jedes Jahr auftreten, Werte von über 1050 hPa dagegen schon sehr selten vorkommen. Zuletzt war dies für die Station in Oberstdorf (Bayern) der Fall, wo am 20.01.2020 1051,3 hPa registriert wurden. Danach muss man schon bis ins Jahr 2006 zurückblättern, um ähnliche Werte zu finden. Damals betraf dies Stationen in Ostbrandenburg und Vorpommern, dies ebenfalls im Januar.

Ganz störungsfrei läuft die Hochdrucklage aber insgesamt nicht ab. Nicht ganz untypisch für derartige Lagen löst sich von der Ostsee her ein kleines, mit Kaltluft angereichertes Höhentief ab und läuft in den kommenden Tagen einmal im Uhrzeigersinn um das Hochdruckgebiet herum. Davon bekommt man im Bodendruckfeld zunächst nicht viel mit, aber solche kleinen Höhentiefs – gerne auch als Kaltlufttropfen bezeichnet – sind immer wieder für Überraschungen gut. In diesem Fall ist die Höhenkaltluft nicht kalt genug, um für größeres Ungemach wie z.B. kräftige Schauer und Gewitter zu sorgen, aber für dichtere Wolkenfelder und den ein oder anderen Regenguss bzw. Schneeschauer im Bergland wird es allemal reichen.

Angesichts der Mächtigkeit des Hochdruckblocks über Europa dauert es auch entsprechend lange, bis dieser wieder abgebaut wird. Mit anderen Worten: Die Wetterlage bleibt uns noch mindestens bis Mitte der kommenden Woche erhalten, wobei „Peter“ und Co. dabei zunehmend an Kraft verlieren werden. Ab der zweiten Wochenhälfte reicht es dann eventuell auch wieder für das erste durchziehende Frontensystem im Zuge eines Trogdurchgangs.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.03.2022

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DWD Zurueck zum Hochdruckwetter