El Niño steht wohl bevor…

Der Pazifische Ozean ist derzeit noch unter ENSO-neutralen Bedingungen (weder La Niña noch El Niño). Die Meeresoberflächentemperaturen sind im Westen und im Osten des tropischen Pazifiks jedoch bereits wärmer als im Durchschnitt. Während alle internationalen Klimamodelle darauf hindeuten, dass die Temperaturen im tropischen Pazifik während des Winters auf der Südhalbkugel sehr wahrscheinlich die Schwellenwerte für El Niño erreichen werden, ist für die Deklarierung eines El Niño-Ereignisses auch eine Reaktion der Atmosphäre erforderlich. Bislang ist bei den atmosphärischen ENSO-Indikatoren nur eine geringe Veränderung zu beobachten, wobei Passatwinde und Bewölkungsmuster im Pazifik weiterhin eher auf ENSO-neutrale Bedingungen hindeuten. Der 30-Tage-Index der Südlichen Oszillation (SOI) ist zwar mittlerweile unter den El-Niño-Schwellenwert gesunken, aber es sind dauerhafte Werte bzw. Abweichungen erforderlich, um als Teil einer El-Niño-Reaktion zu gelten.

Der SOI-Index ist ein standardisierter Index, der auf den gemessenen Unterschieden des Luftdrucks auf Meeresspiegelhöhe (SLP) zwischen Tahiti und Darwin (Australien) basiert. Der SOI ist ein Maß für die großräumigen Luftdruckschwankungen zwischen dem westlichen und dem östlichen tropischen Pazifik (d.h. dem Zustand der Südlichen Oszillation) während El-Niño- und La-Niña-Episoden. Die negative Phase des SOI steht für niedrigeren Luftdruck auf Tahiti gegenüber höherem Luftdruck in Darwin. Längere Perioden negativer (positiver) SOI-Werte fallen mit ungewöhnlich warmen (kalten) Meerestemperaturen im östlichen tropischen Pazifik zusammen, die typisch für El Niño (La Niña) – Episoden sind.
Weitere Informationen finden Sie hier, speziell zum SOI-Index: oder aber allgemeine Infos im Wetter- und Klimalexikon des DWD, unter El Niño und La Niña: .

Der ENSO-Ausblick bleibt aktuell bei El Niño WATCH (siehe hier: ). Letzteres bedeutet, dass ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines El Niño in diesem Jahr besteht, mindestens doppelt so hoch wie die übliche Wahrscheinlichkeit. Die Historie zeigt interessanterweise, dass sich in etwa der Hälfte der Jahre, in denen der ENSO-Ausblick das Niveau El Niño WATCH erreicht hat, auch ein El Niño entwickelt hat!

Ein ausgewachsener El Niño im tropischen Pazifik kann als gekoppeltes Ozean-Atmosphäre-Phänomen mitunter erhebliche Auswirkungen auf das Wetter bzw. die Witterung bis hin zu kurzfristigen Klimaschwankungen (auf der Skala von einigen Monaten bis zu einem Jahr) rund um den Globus haben.

Zu diesen Folgen gehören unter anderem verstärkte Niederschläge im Süden der USA und in Peru, die in der Vergangenheit zu zerstörerischen Überschwemmungen geführt haben, sowie anhaltende Trockenheit im Westpazifik, die mitunter mit verheerenden Buschfeuern in Australien einhergeht.
Letztere sind nur einige der unmittelbar möglichen Auswirkungen von El Niño.
Die kontinuierliche Beobachtung der Bedingungen (atmosphärische und ozeanische) im tropischen Pazifik gilt somit als essentiell für die Vorhersage von kurzfristigen Klimaschwankungen.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Lokale Unwetter mit Überschwemmungen

Eine Tiefdruckzone, getauft auf den Namen „David“, hat vor allem in der Westhälfte Deutschlands am gestrigen Montag für teils unwetterartige Gewitter gesorgt. Im Fokus lag dabei ganz klar der Starkregen, denn durch den schwachen Höhenwind haben sich die Gewitterzellen kaum oder nur sehr langsam von Ort und Stelle bewegt. Dadurch, dass die Luftmasse sehr feucht war, ergossen sich große Wassermassen an einzelnen Orten, während es im Nachbarort mitunter komplett trocken blieb. Die Bildung von Gewittern wurde durch eine Konvergenz begünstigt, die sich am Nachmittag vom Münsterland über Hessen bis zum Schwarzwald erstreckte.

 

DWD Lokale Unwetter mit Ueberschwemmungen

Über der Osthälfte waren die Bedingungen für hochreichende Konvektion deutlich schlechter und die Bildung von kräftigen Gewittern beschränkte sich dort aufs Bergland bei deutlich geringerer Unwettergefahr. In der Nacht verlagerte sich die Tiefdruckzone mitsamt der Gewitter langsam und unter Abschwächung ostwärts, kamen aber nicht gänzlich zum Erliegen.

In der nachfolgenden Tabelle sind einige Niederschlagsmengen aufgeführt.

UHRZEIT MESSUNG

IN MESZ

ORT BUNDESLAND MENGE IM ZEITRAUM VON
14:00 Driedorf Hessen 25 mm in 26 Minuten
15:00 Schmallenberg-Sellinghausen Nordrhein-Westfalen 44,8 mm in einer Stunde
17:00 Neuenrade-Blintrop Nordrhein-Westfalen 42 mm in einer Stunde
17:00 Weinbiet Rheinland-Pfalz 30 mm in einer Stunde
17:00 Rottweil Baden-Württemberg 25,7 mm in 38 Minuten
19:00 Steinweiler Rheinland-Pfalz 28 mm in einer Stunde
22:00 Scharnhorst-Marwede Niedersachsen 30 mm in einer Stunde

Lokal deuten Auswertungen von Radarbildern noch höhere Niederschlagsmengen an. In der folgenden Grafik erkennt man auch sehr schön, wie kleinräumig die Niederschlagsschwerpunkte waren.

DWD Lokale Unwetter mit Ueberschwemmungen

Auffällig ist das etwas größere, zusammenhängende Niederschlagsgebiet über dem Norden des Landes. Dort konnte nämlich vorderseitig eines Troges noch zusätzliche Hebung generiert werden, wodurch flächendeckende und teils gewittrig durchsetze Niederschläge hervorgerufen wurden. Dabei fielen in 6-9 Stunden meist zwischen 10 und 25 mm. In Scharnhost-Marwede (Niedersachsen) gab es sogar 50 mm in 6 Stunden, wobei davon allein zwischen 21 Uhr MESZ und 22 Uhr MESZ 30 mm gefallen sind. Auch in Wittingen-Vorhop (Niedersachsen) schüttete es mit 39 mm innerhalb von 6 Stunden kräftig. Wenn man bedenkt, dass im gesamten Mai durchschnittlich etwa 50 bis 70 mm in Niedersachsen fallen, dann wird deutlich, wie viel Regen das nun in kurzer Zeit war.

Doch nicht nur der Regen bzw. die Gewitter hatte gestern einen sommerlichen Charakter, sondern auch bei den Temperaturen lag man in vielen Regionen voll im sommerlichen Bereich.

DWD Lokale Unwetter mit Ueberschwemmungen 1

Am heutigen Dienstag drohen im Alpenraum nochmals teils unwetterartige Gewitter, wenngleich die Unwettergefahr deutlich geringer ist als gestern. Auch im Osten sind nochmals starke Gewitter möglich. Die Temperaturen zeigen zunächst einen Abwärtstrend und frühestens zum nächsten Wochenende wird die 25-Grad-Marke wieder geknackt werden können.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„VERA“ übernimmt das Zepter

Eines kann man gleich vorneweg sagen, nach den turbulenten letzten Tagen kehrt wieder Ruhe ein beim Wetter. Tief „DAVID“, das uns in den letzten zwei Tagen einige, teils heftige Schauer und Gewitter beschert hat, verabschiedet sich nämlich langsam aber sicher nach Osteuropa. Hoch „VERA“ mit Schwerpunkt über dem Ostatlantik steht jedoch schon bereit, das Zepter in die Hand zu nehmen. Es sorgt nicht nur für eine Stabilisierung der Wetterlage, sondern auch dafür, dass sich die Luftmasse langsam aber sicher wieder erwärmen kann. Zum Wochenende hin stehen dann wieder teils sommerliche Höchstwerte auf der Agenda.

Am heutigen Mittwochnachmittag überquert noch ein Kaltlufttropfen (ein mit Kaltluft angefülltes Höhentief) Deutschland von Nord nach Süd. Die Wetterauswirkungen halten sich aber sehr in Grenzen. Mehr als dichtere Wolkenfelder und ganz vereinzelt schwache Schauer in der Mitte stehen nicht auf dem Plan. Lediglich am Alpenrand regnet es schauerartig verstärkt. Es wird mit 12 bis 19 Grad der kühlste Tag der Woche. Kommende Nacht wird es vor allem in der Mitte des Landes bei klarem Himmel mit Tiefstwerten unter 5 Grad Celsius empfindlich frisch. In Bodennähe sinkt das Quecksilber mitunter auf Werte um 0 Grad Celsius.

Am Donnerstag zieht zwar eine schwache Kaltfront, die zum Tief „ENGELBERT“ mit Kern über der Barentssee gehört, in die nördliche Mitte des Landes, aber die Wetterwirksamkeit bleibt gering. In vielen Landesteilen kann sich die Sonne durchsetzen und auch am Alpenrand bleibt das Schauerrisiko sehr gering. Die Temperaturen steigen etwas an, jedoch weht der Nordwest- bis Nordostwind mitunter recht kräftig und unangenehm.

DWD VERA uebernimmt das Zepter

Am Freitag und Samstag kommen Freizeitsportler, Sonnenanbeter sowie Gastronomen mit Außenbewirtschaftung voll auf ihre Kosten, denn die Sonne lacht häufig vom Himmel. Ein paar lockere Quellwolken stören da kaum, nur am Samstag können im Norden und Osten auch mal etwas dichtere Wolkenfelder vorüberziehen. Abgesehen von kurzen Schauern und Gewittern am Alpenrand bleibt es trocken. Mit den Höchstwerten geht es weiter aufwärts und vor allem im Südwesten werden bereits wieder sommerliche Werte um 25 Grad erreicht. Allerdings kann der böige Nordostwind besonders im Süden den positiven Gesamteindruck etwas stören und Allergiker werden ihre Probleme bekommen. In den meist klaren oder gering bewölkten Nächten wird es mit Tiefstwerten oftmals unter der 10-Grad-Marke empfindlich frisch, sodass am Abend eine wärmende Jacke griffbereit liegen sollte.

DWD VERA uebernimmt das Zepter

Am Pfingstsonntag ziehen über den Norden dichtere Wolkenfelder hinweg und diese können hier und da ein paar Regentropfen bringen. Dabei wird es mit 16 bis 23 Grad nur mäßig warm. Im großen Rest des Landes behält ganz klar die Sonne die Oberhand. Lediglich in Alpennähe besteht ein geringes Risiko für einzelne Wärmegewitter. Die Höchstwerte erreichen in der Mitte und im Süden warme 23 bis 26 Grad.

Für den Pfingstmontag deutet sich ein Wechsel aus Sonne und kompakterer Quellbewölkung an. Im Süden und Südosten entwickeln sich daraus lokal Schauer und Gewitter, sonst bleibt es größtenteils trocken. Mit 16 bis 20 Grad im Norden und 22 bis 26 Grad im Rest des Landes bleibt es mäßig warm bis sommerlich warm.

Zur Eingangsfrage lässt sich also sagen, dass meist der Sonnenschirm benötigt wird und nur hier und da als Regenschirm umfunktioniert werden muss.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterwochenausblick

Wie bereits im gestrigen Thema des Tages(21.05.2023) beschrieben, treten im Bereich einer Tiefdruckrinne bzw. eines flachen Tiefs zunächst über dem Westen und Nordwesten des Landes ab den heutigen Mittagsstunden vermehrt Schauer und Gewitter auf. Insbesondere hinsichtlich des Starkregens können diese lokal auch unwetterartig ausfallen und zu lokalen Überflutungen führen. Neben der Hauptbegleiterscheinung Starkregen sind zumindest lokal auch Hagel oder Hagelansammlungen sowie vor allem in den nördlichen Landesteilen stellenweise auch Sturmböen zu erwarten. Im Süden und Osten treten tagsüber zunächst vor allem über dem Bergland einzelne, teils aber ebenfalls kräftige Gewitter auf. Die Schauer- und Gewittertätigkeit verlagert sich im Verlauf des Abends zunehmend in die Mitte und nachts dann auch in den Osten und Südosten Deutschlands. Dort konzentriert sich dann auch am morgigen Dienstag noch das Hauptwettergeschehen.

DWD Wetterwochenausblick

Rückseitig der Schauer- und Gewitterzone, die sich zum Dienstag ostwärts verlagert, fließt von Nordwesten deutlich kühlere Luft ein, so dass die sommerlichen Temperaturen auf den heutigen Montag beschränkt sind. Im Süden und Osten sind am Dienstag nochmal 20 bis 23 Grad zu erwarten, im Nordwesten „nur noch“ 15 bis 18 Grad. Das Temperaturniveau pendelt sich im weiteren Wochenverlauf insgesamt meist bei 15 bis 20 Grad ein, mit größeren Sonnenanteilen auch etwas über 20 Grad.

DWD Wetterwochenausblick 1

Wettertechnisch stehen die Zeichen ab Dienstag zunehmend auf Wetterberuhigung und Hochdruckeinfluss. Am Dienstag selbst sorgen Tiefdruckreste und Reste der feucht-warmen Luftmasse im Osten und Südosten noch für schauerartigen, teils gewittrigen, vor allem am Alpenrand auch nochmal lokal kräftigen Regen. Am Mittwoch sind im Osten und auch in Alpennähe ein paar Schauer zu erwarten, nachfolgend stellt sich aber allgemein weitgehend trockenes und auch häufig freundliches Wetter ein. Am längsten muss südlich der Donau auf allmähliche Auflockerungen gewartet werden.

DWD Wetterwochenausblick 2

Und wie sehen die aktuellen Trends zum langen Pfingstwochenende aus? Gar nicht so schlecht, könnte man sagen… Insgesamt überwiegt in Deutschland Hochdruckeinfluss und in einer relativ trockenen Luftmasse ist es meist gering bewölkt oder sonnig. Lediglich ganz im Süden lagert nach wie vor eine feucht-warme Luftmasse, in der es vor allem am Alpenrand und in den Alpen immer mal wieder zu Schauern oder auch einzelnen Gewittern kommen kann. Die Temperaturen steigen insbesondere durch die größeren Sonnenanteile langsam an, sommerliche Werte über 25 Grad sind jedoch die Ausnahme.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.05.2023
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Noch kein Sommer

Wer zur Wochenmitte auf die Prognose geschaut hat, hat sich unter Umständen gefragt, ob das alles noch normal ist. Mitte Mai und der DWD warnt örtlich vor Frost, regional verbreitet vor Frost in Bodennähe. Es war kein Scherz und ist auch normal. Kalte Luftmassen aus Norden trafen auf trockene Luft aus Osten. Im Ergebnis löste sich die Bewölkung nachts auf und die Erdoberfläche konnte teils bis auf den Gefrierpunkt auskühlen.

Inzwischen ist der Zustrom kalter Luftmassen versiegt und aus Südosten wurde sehr warme Luft (10 bis 12 Grad in 850 Hektopascal, ca. 1400 Meter Höhe über Meer) nach Mitteleuropa geführt. Mit schwachem Hochdruckeinfluss und viel Sonne kann sich die Luft am Boden am heutigen Sonntag verbreitet auf über 25 Grad erwärmen. Die 25 Grad markieren in der Meteorologie einen Sommertag. In diesem Jahr hatten wir davon noch nicht viele und schon gar nicht überregional, aber an diesem Sonntag sowie am morgigen Montag werden in weiten Teilen Deutschlands Sommertage erreicht.

DWD Noch kein Sommer

Mit der warmen Luft strömte auch feuchte Luft ins Land. Durch den Hochdruckeinfluss ist eine verbreitete Gewitterauslöse unwahrscheinlich. Allerdings liefern die Berge einen kleinen Antrieb für die Konvektion, sodass sich über den Mittelgebirgen und den Alpen einzelne Schauer und Gewitter bilden können. Im Nordwesten des Landes macht sich am späteren Nachmittag und Abend ein Höhentief über der westlichen Nordsee bemerkbar. Es sorgt für etwas Hebung und somit für leicht erhöhte Konvektion. Zwischen Weser und Ems ist die Gewitterneigung erhöht.

Da das Höhentief auch in der Nacht nicht verschwindet, kann es im Nordwesten die gesamte Nacht durch Schauer und Gewitter geben. Am Montag weitet sich der Einfluss des Höhentiefs auf die Westhälfte Deutschlands aus. Unterstützt wird es von einem Tief am Boden, an dem sich eine Luftmassengrenze bildet, an der sich die dynamischen Antriebe verstärken und im weiteren Tagesverlauf konzentrieren.

 

DWD Noch kein Sommer 1

Besonders gut sieht man dies an den Höhenkarten mit Geopotential und Vertikalbewegung auf 500 Hektopascal (ca. 5500 Meter über Meer).

DWD Noch kein Sommer 2

Da eine Verlagerung der Schauer- und Gewitterzellen kaum gegeben ist, können örtlich Unwetter durch Starkregen auftreten. Das potentiell niederschlagsfähige Wasser in der Luft beträgt zwischen 27 und 33 Litern pro Quadratmeter. Bei voller Potentialausschöpfung würde das dem Warnkriterium für heftigen Starkregen (25 bis 40 Liter pro Quadratmeter) also Unwetter entsprechen. Das ICON-Modell sieht derzeit die größten Regenmengen für den Nordwesten und Westen des Landes.

DWD Noch kein Sommer 3

Das Höhentief nimmt im Laufe des Montags Verbindung zu einem Tief über Island auf und bildet einen Trog in höheren Luftschichten. Zusammen mit dem Tief am Boden verlagert es sich in der Nacht zum Dienstag langsam ostwärts. Gleichermaßen breiten sich auch Schauer und Gewitter ostwärts aus. Da die Sonne nachts keinen zusätzlichen Antrieb liefern kann, gehen die Gewitter teils in Starkregen über.

DWD Noch kein Sommer 4

Am Dienstag selbst ziehen Schauer und Gewitter ost- und südostwärts ab. Nur an den Alpen regnet es längere Zeit, da sich die Konvergenz des Tiefs an die Alpen legt und dort immer wieder für Hebung und somit Konvektion sorgt.

DWD Noch kein Sommer 5

Im weiteren Wochenverlauf beruhigt sich das Wetter. Da aber aus Nordwesten deutlich kühlere Luft einfließt, geht die Temperatur zurück und tut sich etwas schwer. Einen Sommertag werden wir ab Mittwoch und bis zum nächsten Wochenende wahrscheinlich nicht mehr erleben. Es ist ja auch erst Mai.

Dipl. Met Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2023
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Italiens Fluten

Heftige Regenfälle haben in Norditalien zu schweren Überflutungen und Erdrutschen geführt. So heftig, dass mittlerweile leider sogar einige Todesopfer zu beklagen sind. Um die Frage zu beantworten, wie das passieren konnte, braucht es den Blick auf die herrschende Großwetterlage. Zum Zeitpunkt der Regenfälle lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet im Mittelmeerraum, dessen Zentrum sich in etwa über der am stärksten betroffenen Region befand. Gleichzeitig lag darüber das Zentrum eines Höhentiefs, sodass bis in große Höhen sehr warme und feuchte Luft aus Richtung Balkan herangeführt wurde, die sich über dem Mittelmeer zusätzlich noch mit jeder Menge Feuchtigkeit „aufladen” konnte. Diese Feuchtigkeit entlud sich dann über einen Zeitraum von teils mehreren Tagen vor allem über der nun am stärksten betroffenen Region Emilia-Romagna.

DWD Italiens FlutenInsgesamt wurde die Region bereits seit Tagen wiederholt von derartigen Regenfällen getroffen. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Regenmengen selbst auf kleinerem Raum erheblich. Festhalten kann man, dass Summen der Größenordnung zwischen 50 und 100 mm in einem Zeitraum von 12 bis 24 Stunden gefallen sind, und das teilweise sogar wiederholt. Das entspricht jeweils der Größenordnung eines Monatsniederschlages. Auch andere Regionen Norditaliens haben dabei viel Starkregen abbekommen, aber nirgends waren die Summen so hoch und die Folgen derart verheerend wie in der Emilia-Romagna.

Die gute Nachricht dabei ist, dass für die Hochwasserregion das schlimmste zunächst überstanden zu sein scheint. Die Vorhersagen für die kommenden Tage zeigen erstmal keine weiteren Starkniederschläge in der betroffenen Gegend. Die schlechte Nachricht dagegen ist, dass es dafür jetzt in anderen Teilen Italiens heftig regnen wird. Grund dafür ist ein neues, kräftiges Mittelmeertief mit dem internationalen Namen „Nino”. Dieses bildet sich aktuell im Lee des Atlas-Gebirges und zieht anschließend in Richtung des Tyrrhenischen Meeres. Mit der anhaltenden Einbindung sehr feucht-warmer Luftmassen sind erneut heftige Regenfälle die Folge. Vor allen in den bergigen Regionen entlang der Ostküsten Sardiniens und Korsikas. In Verbindung mit der Geländebeschaffenheit dürften also erneut heftige Überflutungen, Erdrutsche, Murenabgänge und weitere Begleiterscheinungen die Folge sein.

DWD Italiens Fluten 1

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2023
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Sie fliegen wieder…

Sie fliegen wieder… nein, gemeint sind nicht die DSV-Adler. Der Auftakt des sogenannten Sommer-Grand-Prix findet erst am letzten Juli-Wochenende in Hinterzarten (Schwarzwald) statt. Auch um irgendwelche Bienen, Drohnen oder Zugvögel soll es heute nicht gehen. Die Allergiker unter Ihnen wissen, was gemeint ist. Es sind die Pollen.

Das aus dem Lateinischen stammende Wort, was so viel wie „sehr feines Mehl“ oder „Mehlstaub“ bedeutet, bezeichnet den Blütenstaub von Samenpflanzen. Auf bestimmte Eiweißstoffe in den Pollen entwickeln die Immunsysteme von mehr als 15 % der Bevölkerung hierzulande eine Überreaktion. Es kommt zu einer allergischen Reaktion, die sich vor allem in laufenden (aber nicht verschleimten) Nasen, ständigem Niesreiz, juckenden und geröteten Augen, ab und an auch Halsschmerzen äußert. Auch wenn die Intensität der allergischen Reaktionen individuell sehr unterschiedlich ist, so gibt es nach Aussagen von Allergologen dennoch einen engen Zusammenhang zwischen der Stärke der Symptomatik und der Pollenkonzentration in der Atemluft. Damit lässt sich aus dem Pollenflug direkt die Belastung des Pollenallergikers ableiten.

DWD Sie fliegen wieder

Sie fliegen wieder… die Gräserpollen. Während Hasel und Erle bereits verblüht sind, waren es in den letzten Wochen vor allem Birke, Esche und Pappel, die Allergikern das Leben schwer machten. Auch wenn derartige Pollen weiterhin unterwegs sind, sollte deren Höhepunkt allmählich überschritten sein (siehe Bild 1 am Beispiel der Birkenpollen in NRW). Dafür legen nun die Gräser so richtig los. Dies können Sie für ihr jeweiliges Bundesland eindrucksvoll an den Grafiken zur Pollenflugstatistik auf unserer Homepage nachverfolgen. Die Messdaten dafür liefert die Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst. Pro Station und Tag liegen als Messergebnis das Tagesmittel der Pollenzahlen pro Kubikmeter Luft für die acht allergisch besonders wirksamsten Pollenarten für Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia vor.

DWD Sie fliegen wieder 1

Auf Basis der gemessenen Pollenkonzentrationen erstellt der Deutsche Wetterdienst täglich aktualisierte Vorhersagen (Pollenflug-Gefahrenindex), da der Pollenflug aufgrund regional unterschiedlicher Pflanzenentwicklungen sowie aufgrund des Wetters räumlich und zeitlich stark schwanken kann.

Sie fliegen wieder… Vereinfacht gesprochen, können sich die Pollen bei warmem, trockenem und windigem Wetter ideal ausbreiten. Nun ja, das Wochenendwetter verspricht einen Temperaturanstieg auf sommerliche warme 23 bis 28 Grad am Sonntag. Dazu gibt es nur vereinzelte Schauer oder Gewitter und der Wind frischt vor allem tagsüber zeitweise stak böig auf. Da verwundert es nicht, dass die Belastungsintensitäten weiter ansteigen.

Neben der Darstellung des Gefahrenindex bieten wir auf unserer Homepage auch direkte Ergebnisse von Ausbreitungsrechnungen von Modellen wie beispielsweise des ICON-ART an. Vorteil solcher Modelle ist, dass sie die für die Pollenfreisetzung und -ausbreitung relevanten Prozesse abbilden und differenziertere Vorhersagen über die Pollenkonzentration liefern können.

DWD Sie fliegen wieder 2

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Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.05.2023
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Bienchen, Bienchen, summ summ summ

Jetzt im Frühling hört man es überall in der Natur wieder summen. Die Bienen sind wieder unterwegs, um Blütenstaub und Nektar zu sammeln. Bei der „Weiterverarbeitung“ im Bienenstock entsteht nicht nur der von vielen geliebte Honig, bei der Nahrungsaufnahme tragen sie zudem Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen damit für die Bestäubung und Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen. Bienen gehören damit zu den wichtigsten Nutztieren des Menschen. Ohne sie würde nicht nur die Artenvielfalt stark in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern es käme auch zu massiven Engpässen in der Nahrungsmittelproduktion. Von Früchten und Gemüse bliebe nicht mehr viel übrig, der Gesamtschaden wird auf mindestens 150 Milliarden Euro geschätzt. Albert Einstein sagte einst, wenn die Biene von der Erde verschwindet würde, hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Das mag stark überspitzt ausgedrückt sein, hat aber durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt. Bedroht wird das Bienenvolk vor allem durch intensive Nutzung von Agrarlandschaften, Schädlingsbekämpfungsmittel, Parasiten und Blütenmangel.

DWD Bienchen Bienchen summ summ summ
Neben Umwelteinflüssen sind die Bienen, insbesondere ihre Fluggewohnheiten, aber auch stark abhängig von den meteorologischen Begebenheiten sowie dem Zustand und der Entwicklung des jeweiligen Bienenvolkes. Die wichtigsten Wetterelemente sind die Lufttemperatur, die Windgeschwindigkeit, die Niederschlagssumme sowie die Strahlungsintensität. Die hiesige Honigbiene startet ihre Flugtätigkeit ab etwa 8 Grad. Liegt die Temperatur tiefer, besteht die Gefahr, dass die Biene Schaden nimmt und nicht mehr zum Nest zurückkehren kann. Dann werden nur unbedingt notwendige „Kurzstreckenflüge“ getätigt, beispielsweise zur Kotentleerung nach der Winterruhe oder zum Wassertransport. Auch bei Temperaturen um 10 Grad entfernt sich die Biene aus Sicherheitsgründen nicht weit vom Nest, es könnte ja zu unerwarteten Wetter- und Temperaturstürzen kommen, die ihr das Leben kosten können. Steigt die Temperatur deutlich über 10 Grad, sind bereits einige mutige „Pollensammlerinnen“ unterwegs, die die für die Bruttätigkeit unbedingt notwendigen Pollen einsammeln. Erst ab der Marke von etwa 20 Grad kann man für die hiesige Honigbiene von optimalen Flugbedingungen sprechen. Darüber hinaus sind „Strahlungstage“, also Tage, an denen Sonnenschein dominiert, günstig für einen ausgeprägten Bienenflug, starker Wind und Regen wirken dagegen hemmend.

DWD Bienchen Bienchen summ summ summ

Mit diesen Erkenntnissen lassen sich Modelle rechnen, die die Bienenflugaktivität vorhersagen. Ein solches Modell hat auch der Deutsche Wetterdienst in seinem Portfolio (siehe Link unter dem Text). Von März bis Oktober wird der Bienenflug vorhergesagt, wobei eine Einteilung in 5 Intensitätsstufen (kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch) erfolgt. An der Station Offenbach-Wetterpark wird – wie an vielen anderen Orten auch – in den nächsten Tagen eine hohe bis sehr hohe Flugtätigkeit vorhergesagt, was an dem zumeist sonnenscheinreichen und zunehmend warmen Wetter liegt.

Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass das Modell im Wesentlichen nur die „externen“, meteorologischen Faktoren berücksichtigt, nicht aber die „internen“ Faktoren, die den Zustand des Bienenvolks selbst betreffen. Generell hat bei den Bienen die Brutpflege Vorrang. Erst wenn diese sichergestellt ist, werden „Arbeiterinnen“ zur Nahrungsaufnahme abgestellt. Je nach Entwicklung des Volkes und Bienenzahl im Frühjahr, kann ein vorübergehendes Ungleichgewicht zwischen pflegender Brut und den Arbeiterinnen trotz guter Flugbedingungen zu einer verminderten Flugtätigkeit führen. Im Gegensatz dazu treten „waghalsige“ Wasserträgerinnen bei Notsituationen zum Teil auch bei Temperaturen unter 8 Grad Flüge zur Wasserversorgung an. Unabhängig von der Entwicklung des Volkes und der Wetterbedingungen ist ein ausreichendes Blütenangebot essenziell: Ohne Blüten, kein potenziell gefährlicher Ausflug. Dahingehend ist die Biene ziemlich pragmatisch.

Im Übrigen gibt es viele Möglichkeiten, wie Sie die heimischen Bienen bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen können. Dazu zählt beispielswiese das Pflanzen blühender, bienenfreundlicher Gewächse, das Anbringen von Nistmöglichkeiten für Wildbienen und der Verzicht auf Pestizide. Darüber hinaus sollte man auf bienenfreundliche, saisonale Lebensmittel aus regionalem und ökologischem Anbau zurückgreifen und Honiggläser immer auswaschen, um Bienenkrankheiten vorzubeugen. Denn: Geht’s den Bienen gut, geht’s uns allen gut!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Nasser Alpenrand

„Schon wieder Regen!“. Diesen Gedanken dürften einige von Ihnen sicherlich in den letzten Wochen öfters gehabt haben. Und tatsächlich ist der Mai in weiten, aber nicht allen Teilen des Landes durchaus recht feucht gewesen. Am gestrigen Dienstag und in der vergangenen Nacht war davon insbesondere der Süden des Landes betroffen. In der nachfolgenden Animation des Radarfilms erkennt man, wie sich die Niederschläge vor allem südlich der Donau seit gestern Nachmittag sowohl gebildet als auch verlagert haben. Anfangs waren noch einzelne Gewitter in das Niederschlagsgebiet eingelagert und es kam lokal zu Starkregen (rötliche Pixel).

DWD Nasser Alpenrand

Die Niederschlagsmengen lagen am Alpenrand zwischen Dienstagmorgen, 8 Uhr MESZ und Mittwochmorgen, 8 Uhr MESZ verbreitet bei 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter. Am meisten Regen kam mit 72 Liter pro Quadratmeter in Ettal (Bayern) vom Himmel. Aber auch in Berchtesgaden/Jenner (Bayern) und Ruhpolding (Bayern) schüttete es mit 68 bzw. 65 Liter pro Quadratmeter ordentlich. Im Alpenvorland wurden meist 10 bis 25 Liter pro Quadratmeter innert 24 Stunden registriert. Mit jedem Kilometer weiter nach Norden wurden die Niederschlagsmengen geringer, im Osten sowie weiten Teilen der Mitte und des Westens blieb es komplett trocken. Ganz im Norden und Nordwesten sowie im Südwesten traten gestern einzelne Schauer auf. Größere Niederschlagsmengen summierten sich jedoch nicht auf.

DWD Nasser Alpenrand

Ein Hinweis muss an dieser Stelle noch gegeben werden. Die Bestimmung der Niederschlagsmengen aus Radardaten ist im Alpenraum fehlerhaft, da das Radar beispielsweise aufgrund der topografischen Gegebenheiten, Niederschläge teilweise nicht so gut erfassen kann.

Blickt man auf den bisherigen Mai zurück, so lässt sich feststellen, dass im Westen bereits 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter gefallen sind, was in etwa dem langjährigen Mittelwert an Niederschlag entspricht, der sonst im ganzen Mai fällt. Auch am Alpenrand war es sehr feucht. Dort fielen akkumuliert meist zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, was dem gesamten Monatsniederschlag entspricht. Besonders niederschlagsarm zeigt sich der Mai bisher in einem Streifen vom Großraum Hamburg über die Altmark und Teile des Flämings bis zum Osterzgebirge sowie in Vorpommern. Dort fielen oftmals nur zwischen 1 und 10 Liter pro Quadratmeter.

DWD Nasser Alpenrand 1

Heute und in den kommenden Tagen wird sich an der Niederschlagsbilanz nicht viel ändern, denn ein Hochdruckgebiet übernimmt die Regie. Lediglich einzelne Schauer und Gewitter sind zum Wochenende im Alpenraum und im östlichen Bergland, am Sonntag auch im Nordwesten möglich.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.05.2023

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Pünktlich zu Christi Himmelfahrt können die Väter vielerorts mit Sonnenschein Ihren Feiertag begehen, aber…

Am heutigen Dienstag bleibt noch der wechselhafte Wettercharakter bestehen. Zwischen dem Hoch ULLA über Irland sowie dem Seegebiet westlich davon und Tief BENEDIKT über der Ostsee strömt zunächst noch kühle und feuchte Luft nach Deutschland. Zudem schickt Tief BENEDIKT auf der Südflanke auch noch eine Kaltfront über das Land hinweg. Entsprechend zieht ein Regenband von Westen und der Mitte in den Süden. Zudem können sich im Küstenumfeld Schauer entwickeln. Im Süden strömt die Luft zunehmend gegen die Alpen und sorgt dort für Dauerregen. Da die Luft aus nördlichen Gefilden kommt und entsprechend kühl temperiert ist, kann es in den Alpen oberhalb von 1000 bis 1500 Metern auch nochmals Schnee fallen.

DWD Puenktlich zu Christi Himmelfahrt koennen die Vaeter vielerorts mit Sonnenschein Ihren Feiertag begehen aber…

Ab dem morgigen Mittwoch schickt das Hoch ULLA Ausläufer ostwärts, die schließlich eine Hochdruckbrücke zum Russlandhoch aufbauen. Somit setzt sich auch hierzulande von Westen zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Durch absinkende Luft werden die Wolken weniger und die Sonne kann vielerorts länger scheinen. Bis auf Schönwetterwolken, die zeitweise am Himmel auftauchen, aber voraussichtlich keinen Niederschlag bringen, bleibt nur der Süden noch benachteiligt. Durch eine Kombination des kräftigen Tiefdruckwirbels CHAPPU über Italien und der nördlichen bis nordöstlichen Anströmung ist vor allem südlich der Donau bis Samstag auch stärkere Bewölkung mit langsam nachlassendem Regen am Start.

Der Feiertag und auch der Brückentag sollten mit Ausnahme des Südens aber freundlich und vielfach sonnig werden. Doch gerade der Sonnenschein kann in der Frühlingsluft für den menschlichen Körper nicht nur förderlich, sondern durchaus auch schon gefährlich werden. Denn die Sonne hat im Mai richtig Kraft. Die biologisch wirksamen Spektren des Lichts reichen dabei vom infraroten über den sichtbaren bis zum ultravioletten Bereich (UV-Bereich). Das größte Wirkungsspektrum besitzt jedoch die UV-Strahlung. Als Maß für die UV-Strahlung dient der sogenannte UV-Index, der üblicherweise als Bestrahlungsstärke (Watt pro Quadratmeter) auf einem horizontal orientierten Empfänger angegeben wird. Die Haut unterliegt als Grenz- und Kontaktorgan in besonderem Maße dem Einfluss von Umweltfaktoren und somit auch der UV-Strahlung. Die bekannteste Folgeerscheinung bei einer Überdosis Maisonne ist wohl der Sonnenbrand, der einer Verbrennung ähnelt und nach einer vom Hauttyp abhängigen Bestrahlungszeit mit einer scharf begrenzten Rötung, Hitzegefühl, Juckreiz sowie gelegentlicher Blasenbildung und Ödemen einhergeht.

Mit der Sonne klettern auch die Temperaturen. Werden an Himmelfahrt noch verhältnismäßig kühle 13 bis 20 Grad erwartet, sollen es am kommenden Wochenende schon 19 bis 25 Grad sein. Lokal könnte sogar die Sommerschwelle von 25 Grad gerissen werden. Allerdings kommen die Nächte zumindest anfangs noch empfindlich kalt daher. Vor allem im Norden und der Mitte rauschen die Temperaturen bei Aufklaren in den Keller. In der Nacht zum Donnerstag (Himmelfahrt) müssen vor allem vom Westen bis zur Oder die Pflanzen wieder geschützt werden. Tiefstwerte dort von 3 bis -3 Grad sowie Bodenfrost von 0 bis -6 Grad können der Natur zusetzen. Auch in den Folgenächsten bleibt zumindest der Bodenfrost regional weiter im Fokus. Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling und somit auch für den Mai nichts Ungewöhnliches. Die Temperaturspanne von häufig 10 bis 15 Grad oder mehr sorgt aber für ein Problem bei der Bekleidungswahl. Insgesamt ist diese Kombination von „kalt“ zu „sonnig und warm“ bei falscher Wahl sogar förderlich für Erkältungskrankheiten. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte „Zwiebellook“, schaffen. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve sowie ein hochgeschlossener Cardigan oder Pullover folgen. Eine Jacke aus atmungsaktivem Material könnte den Zwiebellook abschließen. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Am Wochenende könnte in der Südhälfte auch eine Regenjacke wieder sinnvoll werden. Im Tagesverlauf sollen sich häufiger Quellwolken bilden, die regional auch mit kräftigen Schauern und Gewittern einhergehen können.

Zusammenfassend steht ein wilder Ritt durch die Jahreszeiten an. Dabei stehen Frost und Alpenschnee im Kontrast zu sommerlichen Temperaturen und Gewittern. Dazwischen kann aber auch die Sonne viele Bürger länger verwöhnen.

Dipl. Met Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2023

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