Tropensturm MOCHA

Die Saison von tropischen Wirbelstürmen im nördlichen Teil des Indischen Ozeans dauert in der Regel von Mai bis November, wobei nur 4 Prozent der weltweit auftretenden Stürme auch in der Region um Indien entstehen. Der letzte tropische Zyklon der in Myanmar auf Land traf, wurde im April 2017 beobachtet. Damals traf MAARUTHA mit Windgeschwindigkeiten von etwa 90 bis 100 Kilometern pro Stunde die Küste.
Dieses Mal wird der tropische Zyklon weitaus schlimmere Folgen für das Land haben, da MOCHA signifikant intensiver ist, als das bei MAARUTHA der Fall war. Die Randbedingungen zur Entstehung eines tropischen Wirbelsturms waren zu Beginn letzter Woche im südlichen Golf von Bengalen alle vorhanden. Für die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

DWD Tropensturm MOCHA

– Meeresoberflächtentemperatur von mindestens 26 Grad
bis zu einer Tiefe von rund 50 Metern
– Potentiell labil geschichtete Atmosphäre
– Hohe relative Feuchte in der mittleren Troposphäre (bei 5 km Höhe)
– Bereits bestehende Störung in den unteren Atmosphärenschichten, in dem organisierte Rotation und ein bodennahes Zusammenströmen der Luft erfolgt (bodennahe Konvergenz)
– Geringe vertikale Windscherung zwischen Boden und oberer Troposphäre (kleiner als 37 Kilometern pro Stunde)
– Eine gewisse Entfernung vom Äquator (ca. 500 Kilometer) wegen der Corioliskraft

Bereits am 02. Mai 2023 hat der Indische Wetterdienst (India Meteorological Department) eine mögliche Entwicklung eines tropischen Sturms im Golf von Bengalen vorhergesagt und dementsprechende Informationen veröffentlicht. Am 06. Mai konnte man dann einen ersten zyklonalen Wirbel in den Satellitenbildern erkennen. Die zunehmende Vorticity (Thema des Tages vom 11.09.2020) entlang einer Konvergenz mit steigenden Windgeschwindigkeiten führte im weiteren Verlauf zu einer Intensivierung des zyklonalen Wirbels. Das Joint Typhoon Warning Center (JWTC) verlieh am 07. Mai 2023 dem Wirbel offiziell Beobachtungsstatus.
Die folgende Entwicklung der klassifizierten tropischen Depression erfolgte dann Schlag auf Schlag. Innerhalb von drei Tagen wurden aus der tropischen Depression aufgrund der warmen Meerestemperaturen ein extrem gefährlicher Tropensturm (extremely severe cyclonic storm) der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Skala. Vor allem die extreme Hitzewelle im April in Südostasien hat zu erhöhten Meerestemperaturen geführt. Die Temperatur der Wasseroberfläche im Golf von Bengalen liegt aktuell zwischen 28 und 32 Grad. Durch das hohe Dargebot an warmen Wasser hat die tropische Zyklone enorm an Energie gewonnen.

DWD Tropensturm MOCHA

Für die Seegebiete wurde bereits eine Warnung für außergewöhnlich schwere See mit signifikantem Seegang von über 14 Metern herausgegeben. Das ist nicht nur extrem gefährlich für kleine Fischerboote. Bei so einem Seegang sind auch große Containerschiffe gefährdet.
Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm nordostwärts und wird am morgigen Sonntag, den 14. Mai 2023 auf Land treffen. Besonders betroffen sind dabei die Regionen im Süden Bangladeschs sowie im Norden Myanmars. Beim Auftreffen auf Land werden immer noch Windgeschwindigkeiten von 100 bis 150 Kilometern pro Stunde erwartet, in Spitzen können Windgeschwindigkeiten von 180 bis 220 Kilometern pro Stunde auftreten.
Eine weitere Gefahr vor allem für die Küsten ist die sogenannte storm surge. Dabei wird der Meeresspiegel lokal angehoben. Es gibt zwei hauptsächliche Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels in Verbindung mit tropischen Zyklonen. Zum einen wird er durch anhaltende starke Winde in Richtung der Küsten hervorgerufen. Hier drückt der Wind das Wasser gegen das Festland wodurch sich das Wasser aufstaut. Zum anderen wird im Kern des Wirbelsturms das Wasser durch geringeren atmosphärischen Druck angehoben. Trifft der Sturm auf Land, sind beide Effekte am größten und es kann zu großflächigen Überschwemmungen an der Küste führen.
Doch nicht nur die Küste Myanmars ist durch den tropischen Zyklon MOCHA gefährdet, auch weiter im Landesinneren werden die extremen Niederschlagsmengen zu Hochwasser führen. Bei Niederschlagsmengen von 100 bis 150 Millimetern innerhalb von 24 Stunden muss mit großflächigen Überschwemmungen gerechnet werden. Örtlich werden durch eingelagerte Konvektion auch deutlich höhere Niederschlagsmengen von 200 bis 400 Millimetern von den Modellen simuliert. Aktuelle Information zur Entwicklung der tropischen Zyklone MOCHA gibt es hier: Joint Typhoon Warning Center (JTWC) (navy.mil).

DWD Tropensturm MOCHA 1

M.Sc. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tag des Wanderns

Am heutigen Tag des Wanderns finden deutschlandweit etwa 400 Veranstaltungen zum Thema statt. Egal ob Sie Informationen zu Wanderrouten suchen oder sich vielleicht ehrenamtlich an der Biotop-Pflege beteiligen wollen: Heute bieten die mehr als 3000 örtlichen Wandervereine Einblicke in ihre Arbeit und in die Vielfältigkeit des Wanderns. Keine Freizeitbeschäftigung vereint alle Altersgruppen so wie das Wandern.

Am 14. Mai 1883 wurde der Deutsche Wanderverband (DWV) in Fulda gegründet. Heute gibt es dort eine Zentralveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Rhönklub. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein ist Schirmherr des diesjährigen „Tag des Wanderns“.

Wie jede Sportart, die man draußen ausübt, ist auch das Wandern stark wetterabhängig. Wer war nicht schonmal unterwegs und ist in einen kräftigen Regenguss geraten oder wurde auf dem Berg vom Sturm überrascht. Wer sich auf Wanderschaft begibt, der muss sich besonders mit dem Wetter befassen. Glücklicherweise legt man beim Wandern keine allzu großen Strecken zurück, sodass ein Blick in die regionalen Wettervorhersagen meist eine gute Hilfe ist. Wer ins Hochgebirge geht, fragt am besten nochmal bei der Bergwacht oder bei Bergführern nach. Auch die meisten Hüttenwirte sind über das Wetter bestens informiert.

DWD Tag des Wanderns

Wer durchs Flachland läuft, hat meist weniger mit Überraschungen zu kämpfen. Hier lohnt sich aber bei ungewisser Lage häufiger der Blick in die WarnWetter App. Sie bietet neben lokalen Wettervorhersagen auch Radar- und Satellitenbilder sowie Nutzermeldungen. Aus diesen lassen sich auch kurzfristige Wetteränderungen rasch erkennen.

Das Wetter ist in diesem Jahr zweigeteilt. Während man in der Nordhälfte bei mal mehr, mal weniger Sonne meist trocken durch den Tag kommt, bilden sich in der Südhälfte im Tagesverlauf vermehrt Schauer und auch Gewitter. An den Alpen gehen die Regengüsse gegen Abend in andauernden Regen über.

DWD Tag des Wanderns

DWD Tag des Wanderns 1

Wer also an einer der vielen gebotenen Veranstaltungen teilnehmen möchte, der informiert sich besser vorher über das kurzfristige Wetter. Und wie man so schön sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2023
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Das Schöne-Wetter-Hoch

Einen wechselhaften Start in die neue Woche beschert uns das Wetter. Verantwortlich dafür ist einerseits ein Ableger des Tiefs über Italien (Tief BENEBDIKT), der feuchte Mittelmeerluft zu uns bringt, und andererseits eine Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer, die kühle Luft im Gepäck hat. Das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland ist noch zu weit entfernt von Deutschland, damit wir vom diesem profitieren können.

DWD Das Schoene Wetter Hoch

Am heutigen Montag bleiben der Süden und der Osten des Landes unter tiefhängenden Wolken, die immer wieder Regen bringen. Auch im Nordwesten zeigt sich der Himmel grau in grau. Aber man braucht zumindest dort keinen Regenschirm. Ansonsten zeigt sich zwar die Sonne, jedoch bilden sich rasch Schauer und einzelne kräftige Gewitter. Mit 15 bis 22 Grad bleibt es noch verhältnismäßig warm.

Mit der o.e. Kaltfront gelangt zunehmend kühle Luft zu uns. Dies macht sich ab Dienstag bemerkbar: Nirgendswo wird dann die 20-Grad-Marke überschritten. An den Alpen werden unter dem Regen kaum 10 Grad erreicht und in Lagen oberhalb von 1500 m fällt Schnee. Aber auch sonst sorgen der frische, im Norden der starke Nordwestwind nicht gerade für Frühlings-, geschweige denn für Sommergefühle. Der Trost ist jedoch, dass es meist trocken bleibt und die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken. In der Nacht zum Mittwoch droht in der Mitte und im Norden, wo die Wolken sich auflösen werden, Frost in Bodennähe und in ungünstigen Lagen auch Luftfrost.

Die gute Nachricht für den Rest der Woche ist, dass das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland zunehmend das Wetter in Deutschland beeinflussen wird. Dies geschieht schon am Mittwoch in großen Teilen des Landes. Lediglich im Südosten bleiben die Wolken dicht und vor allem vormittags regnet es. Die Temperaturen bleiben mit 10 bis 18 Grad noch recht kühl und in der Nacht zum Donnerstag ist die Frostgefahr sogar größer als in der Nacht zuvor.

DWD Das Schoene Wetter Hoch 1

Ab Donnerstag bis voraussichtlich Sonntag übernimmt aber dann das Schone-Wetter-Hoch komplett die Hauptrolle beim Wettergeschehen. Dabei zeigt sich überwiegend die Sonne und auch die Temperaturen machen einen großen Satz nach oben. Spätestens ab Freitag wird dann verbreitet die 20-Grad-Marke überschritten. Örtlich wird an der 25 Grad-Marke gekratzt, die per Definition ein Sommertag ist. Zudem nimmt die Frostgefahr in den Nächten wieder ab. Der einzige Wermutstropfen könnte sein, dass ab Freitag die Schauerneigung zunimmt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2023
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Von „High-over-Low“ zu Vb-artigem Tief

Die aktuelle Wetterlage über Europa lässt sich für das Wochenende in die Kategorie „High-over-Low“ einsortieren. Dabei hat sich zwischen einem Hoch über dem Atlantik und einem sehr stationären Hoch über dem Baltikum eine ausgeprägte Hochdruckzone etabliert. Dem Hochdruckblock („High„) gegenüber steht ein umfangreicher Tiefdruckkomplex („Low„) über dem Mittelmeerraum, respektive Südwest- und Südeuropa. Die eher übliche Druckverteilung mit tiefem Luftdruck Richtung Island und Nordmeer ist damit quasi auf den Kopf gestellt (siehe Abbildung 1).

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief

Deutschland liegt im Grunde genau zwischen diesen beiden Druckgebilden in einer östlichen Strömung, mit der vor allem in die Nordhälfte des Bundesgebietes recht trockene und mäßig warme Festlandsluft aus Osteuropa geführt wird. Abgesehen von ein paar flachen Schönwetter-Cumuli dürfte die Sonnenausbeute in den nördlichen Landesteilen über das Wochenende sehr hoch ausfallen. Angenehme Höchstwerte von 20 bis 23 Grad laden zu Aktivitäten an der frischen Luft oder zum abendlichen Grillen ein. Ein etwas anderes Bild ergibt sich für die Südhälfte. Die Nähe zum Tiefdruckkomplex über dem Mittelmeerraum hinterlässt seine Spuren, denn hier bleibt feuchte und leicht instabile Luft vorherrschend. Die vielen Wolken zeigen in den südlichen Regionen nur wenig Bereitschaft der Sonne ein bisschen Platz zu machen. Zudem können sich insbesondere ab den Nachmittagsstunden, etwa ab der Mittelgebirgsschwelle und südlich davon, örtliche Schauer oder auch mal kurze Gewitter entwickeln. Beim Freizeitausflug oder der Gartenarbeit sollte man sich auf den ein oder anderen Regenguss einrichten oder zumindest das Regenradar im Blick behalten werden. Auch das Quecksilber kommt in der Südhälfte nicht aus dem Quark und verbleibt zumeist unter der 20-Grad-Marke.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief

Spannend wird es dann im Verlauf des Sonntages. Initialgeber für die bevorstehende Lage ist ein elliptisches Höhentief, das sich etwa von der Iberischen Halbinsel bis zum westlichen Alpenraum orientiert. Zum Sonntag splittet sich der östliche Teil ab und initiiert zudem über Norditalien eine neuerliche stärkere Bodentiefentwicklung. Jenes begibt sich in der Folge dann auf eine sogenannte Vb (sprich: fünf-b) ähnliche Zugbahn. Die Einteilung der Tiefdruckwanderwege in 5 Klassen erfolgte durch den Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber in den 1890er Jahren. Der Reiseweg von unserem Vb-Tief führt über den östlichen Alpenraum weiter über Tschechien und Polen und später noch weiter nord-nordostwärts ins Baltikum (siehe animierte Abbildung 2). Tiefdruckgebiete mit solch einer Zugbahn rufen in meteorologischen Fachkreisen immer ein gewisses Alarmsignal hervor. Solche Wetterlagen sind prädestiniert, Hochwasser hervorzurufen. Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, führen die Vb-Tiefs auf ihrer Vorderseite sehr feuchte und warme Mittelmeerluft mit sich. Gleichzeitig strömen an der Westflanke der Tiefs kühlere Luftmassen weit über Westeuropa weiter nach Süden. Die feuchtwarmen, nordwärts geführten Luftmassen aus dem Mittelmeer werden daher gezwungen, über die kühleren aufzugleiten. Mit diesen Hebungsprozessen stehen dann zum Teil länger anhaltende und ergiebigere Niederschläge in Verbindung. Für die Intensität der Niederschläge ist auch die genaue Luftmassenkonfiguration entscheidend. Aufgrund der Jahreszeit ist das Potential für unwetterträchtige Regensummen noch etwas limitierter. Ein Indiz dafür liefert beispielsweise das Niederschlagbare Wasser in der Atmosphäre. Mit Werten von 20 bis 25, lokal vielleicht an die 30 l/m² niederschlagbarem Wasser ist die Luftmasse nicht außerordentlich feucht.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief 1

Vb-Tiefs bereiten den Modellen und auch den Meteorologen in aller Regel durchaus Kopfzerbrechen und können für die ein oder andere Überraschung sorgen. So ergeben sich oftmals Schwankungen in der präzisen Prognose der Zugbahn oder der Intensität des Tiefs und der damit verbundenen Niederschlagsfelder. Die aktuellsten Modellläufe haben sich hinsichtlich der Zugbahn etwas angeglichen. Dabei würde unser Vb-Tief Deutschland nun voraussichtlich „links“ liegen lassen und über unsere östlichen Nachbarn via Tschechien und Polen ziehen. Das war in vorherigen, älteren Modellprognosen nicht immer so, denn da war noch eine weiter westlichere Spur über die Osthälfte Deutschlands vorgesehen. Die Änderung ist hinsichtlich der Niederschlagsprognosen nicht unerheblich. Waren zunächst für größere Landesteile teils ergiebigere Regensummen aufgrund der Aufgleitprozesse in den Modellvorhersagen enthalten, werden wohl nun nur noch die südlichen und östlichen Landesteile davon etwas abbekommen. Bis einschließlich Montag simuliert das ICON6 Modell daher keine besonders hohen Niederschlagssummen. Im Südosten deuten sich aufsummiert Mengen von 20 bis 30, an den Alpen bis 60 l/m² an (siehe Abbildung 4). Das letzte Wort (hinsichtlich der Niederschläge in Deutschland) ist bis Sonntag sicherlich noch nicht gesprochen. Das Tief muss sich „nur“ wieder eine weiter westlichere Route suchen.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief 2

Den Regenschirm oder die Regenjacke sollte man aber auch in den anderen Landesteilen nicht so weit weglegen. An der Westflanke des Tiefs stellt sich im Westen und Südwesten Schauerwetter ein, inklusive dem ein oder anderen Gewitter. Wo es dann genau schütten wird, ist noch offen. Ganz im Norden bleibt man wohl am längsten im Genuss von längerem sonnigem und trockenem Wetter.

Etwas mehr zur Sache geht es insbesondere in den Regionen rund um die Adria, vorrangig an der Küste Dalmatiens und entlang des Dinarischen Gebirges. Hier brachte bereits in den vergangenen Tagen ein erstes kräftigeres Italientief teils unwetterartige Regenmengen. Bis Montag werden hier akkumulierte Mengen von 100 bis 200 l/m² berechnet. Lokal sind je nach Modell auch Summen bis oder um 300 l/m² möglich. Es besteht demnach eine größere Unwettergefahr mit Überschwemmungen, Hangrutschungen und Murenabgänge.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Neue Bilder aus dem All

Es ist Zeit für eine Wachablösung im All. Seit Anfang 2004 – und damit seit fast 20 Jahren – liefern uns die Satelliten der zweiten Generation von „Meteosat” Wetterbilder aus dem All. Dabei befinden sich diese Satelliten auf einer sogenannten geostationären Umlaufbahn. Das bedeutet im physikalischen Sinne nichts weiter, als dass diese Satelliten sich exakt mit der Drehgeschwindigkeit der Erde selbige umkreisen und damit jederzeit denselben Punkt der Erdoberfläche beobachten können. Damit sind sie auch ziemlich weit entfernt, denn die Umlaufbahn, auf der das möglich ist, befindet sich 36 000 km über der Erdoberfläche. Das entspricht ungefähr dem dreifachen des Erddurchmessers.

An Bord eines solchen Satelliten befindet sich ein entsprechendes Instrument, mit dem die Erdbeobachtung durchgeführt wird. Bei den alten Satelliten der zweiten Generation war dies das sogenannte „SEVIRI”. Dieses Akronym steht für „Spinning Enhanced Visible and Infrared Imager” und beschreibt damit schon ganz gut die Funktionsweise des Instrumentes. Mittels schneller Eigenrotation wurde der Satellit stabilisiert und dann bei jedem Überstreifen der Erdoberfläche Zeile für Zeile ein Bild über mehrere Spektralkanäle aufgenommen.

DWD Neue Bilder aus dem All

Mit der neuen dritten Generation ändert sich nun auch das Instrumentarium, mit dem die Bilder vom Satelliten aufgenommen werden. Bereits gestartet ist dabei der Satellit „MTG-I” mit einem „Flexible combined Imager” (FCI) sowie einem neuartigen Blitzdetektor an Bord, den es bei der zweiten Generation noch nicht gab. Der FCI ersetzt dabei das SEVIRI-Instrument der zweiten Generation und hat insgesamt 16 Spektralkanäle (vorher: 12), von denen 8 Stück im sichtbaren bzw. nahen Infrarot-Bereich arbeiten (vorher: 3) und am Äquator eine Auflösung von 1 km haben. Zwei spezielle Kanäle arbeiten dabei sogar mit der doppelten Auflösung von 500 m. Die restlichen Kanäle befinden sich im Infrarotbereich und haben eine Auflösung von 2 km am Äquator, wobei auch hier 2 Kanäle mit der doppelten Auflösung von 1 km „gesamplet” werden können, wie es in der Fachsprache heißt. Dabei arbeitet der FCI auch noch schneller als SEVIRI und kann alle zehn Minuten ein neues Bild liefern. Das SEVIRI-Instrument hat dafür noch 15 Minuten gebraucht.

DWD Neue Bilder aus dem All

Eines der ersten veröffentlichten Bilder wurde am 18. März dieses Jahres aufgenommen und zeigt im Vergleich zum MSG-Satelliten eine deutliche Zunahme an Detailreichtum, zum Beispiel bei bestimmten Wolkenarten oder dem sichtbaren Staub- und Sedimenttransport. Durch die vielen neuen Spektralkanäle besonders im sichtbaren Bereich ist so ein ganz neuer Informationsreichtum geschaffen worden, der sich unter anderem in einer ganz neuen Bildqualität äußert.

DWD Neue Bilder aus dem All

DWD Neue Bilder aus dem All 1

Die neuen Daten helfen den Meteorologen nicht nur bei der Kurzfristvorhersage wie z.B. von Gewittern oder bei der jetzt deutlich besser werdenden Nebelerkennung, sondern fließen auch in Wettermodelle ein. Durch die neue Menge und Qualität sollte dementsprechend bald auch ein wahrnehmbarer Sprung nach oben bezüglich der Vorhersagegüte wahrnehmbar sein. Mit Hilfe weiterer Satelliten und zusätzlichem, neuen Instrumentarium soll es in Zukunft auch noch neue Informationen über atmosphärische Parameter wie Wasserdampfgehalt, chemische Bestandteile, Aerosolgehalt, aber auch Vertikalprofile der Atmosphäre.

Auch wenn die MTG-Mission insgesamt 3,2 Mrd. € schwer ist – dabei handelt es sich um eine Investition, von der am Ende alle profitieren. Zum einen in Form besserer Wettervorhersagen, aber auch durch neue Forschungsergebnisse, die erst durch die neue Satellitengeneration ermöglicht werden. Übrigens: Auch der Deutsche Wetterdienst ist daran beteiligt. Ein Teil der etwa 140 Mio. € Etat, die für Beiträge an europäische und internationale Organisationen gedacht sind, fließt unter anderem nach Darmstadt zu EUMETSAT.

M.Sc. Meteorologe Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Regen, Regen und noch mehr Regen

Derzeit zeigt sich der Himmel vielerorts grau in grau, immer wieder fällt kühles Nass vom Himmel. Mancherorts regnet es kräftiger, es kübelt oder schüttet wie aus Eimern, anderenorts fällt hingegen weniger Regen, es tröpfelt, nieselt oder fieselt. Häufig bekommt man als Meteorologe dann die Frage gestellt, wann denn der Regen endlich aufhört und sich der Sommer einstellt. Wann wird der erste Freibadbesuch möglich sein? Vor allem an freien Tagen oder im Urlaub können die meisten Menschen Regen überhaupt nicht gebrauchen.

Dabei ist Regen doch eigentlich gar nicht so schlecht. Immerhin spendet er Leben, ohne Regen wäre kein Leben auf der Erde möglich. Und gerade in ihrer aktuellen Wachstumsphase benötigt die Natur viel davon, die Bäume bilden dichtes Blattwerk aus, überall blühen Pflanzen und die Wiesen erstrahlen in saftigem Grün. Henry David Thoreau wusste bereits: „Ein einziger sanfter Regen macht das Gras um viele Nuancen grüner“. Man nimmt auch wieder häufiger Petrichor wahr – den erdigen Duft des Regens. Dieser ruft bei der einen oder dem anderen schöne Momente aus der Kindheit ins Gedächtnis, was wiederum für ein positives Selbstwertgefühl sorgen kann. Allergiker schätzen einen schönen Guss ebenfalls, denn im Anschluss ist die Pollenkonzentration geringer und sie können wieder frei durchatmen. Außerdem wird dem Regen auch ein leistungssteigernder Effekt nachgesagt. Der Autor dieses Artikels kann dies übrigens bestätigen, joggt er doch viel lieber im Regen als bei sengender Hitze und brennender Sonne. Und spätestens wenn man Kinder voller Freude mit Anlauf in Pfützen springen sieht, kann man gar nicht anders… man muss den Regen einfach lieben!

DWD Regen Regen und noch mehr Regen scaled

Aber wie entsteht das kühle Nass denn eigentlich? Es kann ja schlecht aus dem „Nichts“ in unserer Atmosphäre auftauchen. Bereits in der Schule wird das Wissen über den Wasserkreislauf vermittelt. An dessen Anfang steht die Verdunstung von Wasser. Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die bodennahe Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Erdboden, aber auch aus Meeren, Flüssen, Seen oder der Vegetation und wird zu Wasserdampf.
Der größte Teil des verdunsteten Wassers stammt übrigens aus den riesigen Ozeanen.
Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kalte, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur (siehe DWD-Lexikon) erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Häufig entstehen Niederschläge durch komplexe Vorgänge, bei denen auch die Eisphase eine Rolle spielt. Bleiben wir der Einfachheit halber aber bei den sogenannten Wasserwolken: Wann regnet es nun aus den Wolken?

Damit die winzigen Wassertröpfchen schließlich zu Regentropfen anwachsen, reicht die Kondensation von Wasserdampf alleine allerdings nicht aus. Wesentlich effektiver ist das Zusammenfließen (Koaleszenz) von Wolkentröpfchen. Beinhaltet die Wolke nun unterschiedlich große Tropfen, sinken die Größeren schneller ab als die Kleinen. Dabei kollidieren sie miteinander, was das Tropfenwachstum weiter beschleunigt. Erreicht der Tropfen schließlich eine kritische Masse, sodass seine Sinkgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der aufsteigenden Luftmasse, die ihn in der Schwebe hält, übersteigt, fällt der Tropfen zum Erdboden. Mangelt es allerdings an Feuchtigkeit, bilden sich keine ausreichend großen Tropfen, womit es unter den Wolken trocken bleibt.

Das gesamte Wasservolumen der Atmosphäre umfasst übrigens rund 12.900 Kubikkilometer, was sich viel anhört, aber lediglich 0,0009 Prozent des auf der Erde vorhandenen Wassers entspricht. Der Durchsatz an Wasser in der Atmosphäre ist mit rund 500.000 Kubikkilometern pro Jahr allerdings deutlich größer. In der Folge lässt sich leicht berechnen, dass das Wasser der Atmosphäre jedes Jahr rund 39-mal komplett ausgetauscht wird, also etwa alle 9 Tage.
Warum regnet es überhaupt unterschiedlich stark?
Dies liegt vor allem daran, dass warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnimmt als kalte. An einem schwülwarmen Sommertag liegt deshalb viel Wasserdampf in der Atmosphäre vor, sodass sich unter passenden Bedingungen große Wolken bilden können, die schwere Tropfen ausbilden. In tropischen Regenwäldern ist es dagegen ganzjährig feucht-warm, sodass dort fast täglich starke Schauer auftreten.

Und was passiert nun mit dem Regen, der auf den Erdboden fällt? Dieser versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse und Seen ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Vielleicht denken sie beim nächsten Regen einfach mal an seine positiven Eigenschaften. Falls Ihnen dies kein Trost spenden sollte, seien Sie einfach an die folgende Redewendung erinnert: „Nach dem Regen folgt Sonnenschein“ oder wie die Norddeutschen sagen: „Regen ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe vorbeischwimmen.“

M.Sc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
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Der nächste Sommer kommt bestimmt, oder?

Saisonale Klimavorhersagen geben eine Prognose darüber ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit die kommenden Monate wärmer/kälter oder auch trockener/feuchter als im langzeitlichen Mittel werden. Die Kombination von numerischen Vorhersagen für die zukünftige Periode mit zusätzlichen Vorhersagen aus der Vergangenheit erlaubt eine gewisse statistische Bewertung der Prognosen und die Ableitung von Trendaussagen auf Basis einer Klimatologie. Damit unterscheiden sich die saisonalen Klimavorhersagen grundlegend von der Wettervorhersage, welche Aussagen über detailliertes Wettergeschehen der nächsten Stunden bis Tage trifft (siehe auch ).

Bei einer Prognose über einen Zeitraum von mehreren Monaten sind zudem alle „Akteure“ des Klimasystems zu berücksichtigen: nicht nur die untere Schicht der Atmosphäre (die Troposphäre, vom Boden bis circa 9-16 km Höhe), sondern auch höhere Luftschichten (v.a. im Winterhalbjahr die Stratosphäre, in etwa 15 bis 50 km Höhe), der Boden sowie der Ozean und das Meereis. Für die saisonale Klimavorhersage wird ein mit all diesen Komponenten gekoppeltes Klimamodell genutzt.

Eine prägnante Zusammenfassung der aktuellen saisonalen Wettervorhersage (so genannte Multimodellvorhersage, also unter Beteiligung einschlägiger globaler Wettermodelle) befindet sich auf folgender Seite.

Für Mitteleuropa wird demnach ein (leicht) zu warmer Sommer simuliert, mit normalen, nach Süden hin leicht erhöhten Niederschlagssignalen. Schaut man auf die prognostizierte mittlere Luftdruckverteilung in Meereshöhe über die drei Sommermonate, fällt – unabhängig von im Sommer oft schwächeren Luftdruckgegensätzen, doch ein gewisses Muster auf – die erhöhte Wahrscheinlichkeit für höheren Luftdruck über dem östlichen Nordatlantik und Teilen Skandinaviens, demgegenüber relativ deutliche Signale für tieferen Luftdruck über Süd- und Südwesteuropa (deutlich südlicher verlaufende Frontalzone mit häufig kombiniertem Subpolar- und Subtropen-Jet im Atlantiksektor). Diese Konstellation entspräche für den Index der Nordatlantischen Oszillation (kurz NAO-Index) wohl eine (leicht) negative Abweichung (siehe: ).

DWD Der naechste Sommer kommt bestimmt oder

Letzteres erinnert nicht ganz zufällig an den überwiegend negativen NAO-Index im März 2023 als troposphärische Reaktion (schwächerer Nordatlantik-Jet) auf das Major-Warming in der mittleren und oberen arktischen Stratosphäre vom 16.02.2023 (zum NAO-Index ab 2023, Diagnostik und Prognose: )

Demzufolge könnte die Stratosphären-Troposphären-Kopplung im Frühjahr als Prädiktor Aufschlüsse geben zur sommerlichen Zirkulation, wie neue Studien nahelegen. Dabei wird zur Vorhersage der sommerlichen Nordatlantischen Oszillation (SNAO) mit der Erfahrung bzw. Statistik der letzten Jahrzehnte (Hindcast oder nachträgliche Vorhersage mit Klimadaten) agiert. Der primäre Prädiktor ist die Ausprägung des Nordatlantischen Jetstreams (vereinfacht über den NAO-Index ausgedrückt) im März, die mit dem Index der sommerlichen nordatlantischen Oszillation (SNAO) mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,66 über den Zeitraum 1979-2018 korreliert hat. Diese doch recht gute Korrelation könnte also die aktuelle Sommerprognose unterstützen.

Im Sommer 2022 gab es hingegen eine umgekehrte Korrelation, d.h. NAO positiv im März (stark ausgeprägter Nordatlantik-Jetstream, gestützt u.a. durch einen starken stratosphärischen Polarwirbel, SPV) führte zu SNAO positiv in den Sommermonaten, klassischerweise mit getrennt verlaufenden Subtropen- und Subpolar-Jets im Atlantiksektor (siehe hier, NAO-Index Archiv: ).

Die Überlegungen dazu sind in diesem Tagesthema näher erläutert: .

Somit könnte die Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre im Frühjahr (z. B. nach einer finalen oder späten Stratosphärenerwärmung im Spätwinter) eine wichtige Rolle bei der erweiterten Vorhersagbarkeit vom Frühjahr bis in den Sommer hinein spielen. Im Gegensatz dazu herrscht die allgemeine Erkenntnis, dass die Auswirkungen dieser dynamischen Kopplung außerhalb der Wintersaison relativ inaktiv sind.

Derartige Ergebnisse können die sommerliche saisonale Vorhersage des nordhemisphärischen Klimas unterstützen, was vor allem dem Energiesektor, aber auch der Land- und Wasserwirtschaft zugutekommt.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Regenreiche Tage – zumindest gebietsweise

Vor allem am vergangenen Freitag (05.05.23) und Sonntag (07.05.23) kam gebietsweise einiges an Wasser vom Himmel. Bei kräftigen Gewittern stach vor allem örtlicher Starkregen als Begleiterscheinung hervor. Beispielsweise konnten am Sonntag in Vöhrenbach (Baden-Württemberg) lokal eng begrenzt in nur 2 Stunden 62,5 Liter pro Quadratmeter beobachtet werden. Lokal kann es auch durchaus noch etwas mehr gewesen sein. Während also an einem Ort förmlich die Welt „unterging“, blieb es in den Nachbargemeinden teilweise sogar komplett trocken. Am Freitag gab es außerdem auch zahlreiche Hagelmeldungen mit Korngrößen von bis zu 3 cm oder flächigen Hagelansammlungen. Entsprechend wurden die örtlichen Feuerwehren und Katastrophenschützer ganz schön auf Trab gehalten. Zahlreiche Keller füllten sich mit Wasser, Straßen und Bahngleise wurden überflutet. Teilweise gab es auch Hangrutsche, die Fahrbahnen verschmutzen oder sogar unpassierbar machten.

DWD Regenreiche Tage zumindest gebietsweise 1

Auch am heutigen Montag treten insbesondere vom Emsland bis zum Allgäu weitere Schauer und einzelne Gewitter auf, die lokal erneut mit Starkregen einhergehen können. Die Gefahr von Unwettern fällt im Vergleich zu den Vortagen jedoch geringer aus. Im Norden und Osten ist dagegen Hoch „Tina“ mit Schwerpunkt nahe der Baltischen Staaten wetterwirksam und somit vom kühlen Nass überhaupt keine Spur. Dort sitzt man bei strahlendem Sonnenschein auf dem Trockenen – zumindest was den Niederschlag angeht.

Allerdings zieht heute bereits der Ausläufer des Nordostatlantik-Tiefs „Zoltan“ über Frankreich und Großbritannien hinweg. Dieser erreicht am Dienstagmorgen den Westen Deutschlands. So regnet es am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch in der Westhälfte teils schauerartig verstärkt, ab Dienstagabend setzt dann auch an den Alpen länger anhaltender Regen ein. Da die Luftmassengrenze nur langsam ostwärts vorankommt, können sich die Niederschlagsmengen in der Westhälfte in 24 Stunden durchaus auf 10 bis 20, lokal auf 25 Liter pro Quadratmeter (l/qm) aufsummieren. Im Allgäu werden diese sogar noch etwas höher ausfallen.

DWD Regenreiche Tage zumindest gebietsweise 2

Erst am Mittwoch ziehen die Regenfälle dann weiter in die Osthälfte des Landes. Dort sind ebenfalls strichweise 5 bis 10, lokal bis 20 l/qm möglich. Die Oder-Neiße-Region bleibt bis zur Nacht zum Donnerstag noch weitgehend trocken. In der Westhälfte bilden sich dann einzelne Schauer, auch Gewitter sind dort nicht ausgeschlossen.

Summiert man die Niederschläge auf, so zeigt sich insbesondere in der Westhälfte sowie im Südosten ein recht nasses Bild. Gebietsweise sind dort 15 bis 25 l/qm in 72 Stunden möglich, örtlich auch 30 bis 40 l/qm. An den Alpen können die Mengen noch etwas höher ausfallen.

DWD Regenreiche Tage zumindest gebietsweise

Noch ein kurzes Wort zum Donnerstag und Freitag: Deutschland verbleibt weiterhin im Einflussbereich tiefen Luftdrucks. Die Luftmasse ist zwar nicht mehr ganz so feucht wie an den Vortagen, dennoch nimmt die Schauer- und Gewitterneigung gebietsweise wieder etwas zu. Der Norden und Osten geraten hingegen allmählich wieder unter leichten Hochdruckeinfluss, sodass sich dort zum Wochenende voraussichtlich wieder häufiger die Sonne zeigt und die Temperatur auch wieder auf Werte über 20 Grad steigen kann.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2023
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Diagonale Zweiteilung

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern des Textes „Deutschlandwetter“ wird heute sowie an den vergangenen Tagen eventuell aufgefallen sein, dass die bei uns üblichen, meteorologisch sinnvollen Gebietszusammenfassungen nur dezenten Veränderungen unterworfen waren. Häufig orientierte sich der Verfasser an einer Unterscheidung zwischen den meteorologischen Vorgängen in der Südwest- bzw. der Nordosthälfte. Diese diagonale Zweiteilung des Wetters in Deutschland ist auch am heutigen Sonntag ziemlich passend und kann auch meteorologisch erklärt werden.

Blickt man auf die aktuelle Bodenwetterkarte fällt einem sofort das weiterhin umfangreiche Hoch mit Schwerpunkt über dem östlichen Ostseeraum und dem Baltikum ins Auge. Dieses wurde auf den Namen TINA getauft und beeinflusst zum Teil das Wetter in Deutschland. Allerdings kann TINA keinen direkten Kontakt zum Randbereich des Azorenhochs aufbauen, denn vom Vereinigten Königreich bis nach Italien erstreckt sich eine flache Tiefdruckzone. Damit kann schon mal festgehalten werden, dass Deutschland im Übergangsbereich dieser beider Druckgebilde liegt.

Doch nicht nur die Druckverteilung bestimmt das Wettergeschehen, sondern auch die vorhandene Luftmasse will ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Nun kann man diese zwar in erster Näherung allein durch die Lufttemperatur (2 m) klassifizieren, doch das ist in den meisten Fällen nur die halbe Miete und könnte einen auf den falschen Pfad führen. Denn neben der Temperatur definiert auch die Luftfeuchtigkeit den Charakter einer Luftmasse.

Zur Analyse der Luftfeuchtigkeit haben sich in der Historie eine relativ große Anzahl an Kenngrößen etabliert, deren umfassenden Erklärungen den Rahmen eines „Thema des Tages“ sprengen würden. Jedenfalls sollte aber der sogenannte „Taupunkt“ genannt werden. Dieser gehört zu den Luftfeuchteparametern und kann für allerhand Zwecke herangezogen werden. Er bezeichnet jene Temperatur, auf die ein ungesättigtes Luftpaket bei gleichbleibendem Druck über einer ebenen, chemisch reinen Wasserfläche (Eisfläche beim Reifpunkt) abgekühlt werden muss, um zur Sättigung zu gelangen. Im Sättigungszustand beträgt die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent. Bei weiterer Abkühlung tritt Kondensation ein. Der Taupunkt wird an den Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes im Gegensatz zur Lufttemperatur nicht direkt gemessen, sondern aus der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit mit Hilfe empirischer Formeln berechnet.

In Abbildung (b) ist sehr schön zu erkennen, dass in großen Teilen der Nordosthälfte Deutschlands am Sonntagnachmittag einstellige Taupunktstemperaturen vorherrschen, während diese entlang des Rheins sowie im Südwesten auf Werte von annähernd 15 Grad ansteigen. In Verbindung mit den vorhergesagten Lufttemperaturen (10 bis 15 Grad im Nordosten und über 20 Grad im Südwesten, siehe Abbildung(a)) kann daher abgeleitet werden, dass im Nordosten eine trockene und weniger warme, in der Südwesthälfte dagegen eine warmfeuchte Luftmasse wetterbestimmend ist.

DWD Diagonale Zweiteilung

In einem weiteren Schritt können noch diverse abgeleitete Temperaturen zur Diagnose und Prognose herangezogen werden. Eine davon ist die sogenannte äquivalentpotentielle Temperatur. Diese ist jene Temperatur, die feuchte Luft annähme, wenn der gesamte darin enthaltene Wasserdampf bei konstantem Druck vollständig kondensieren, die dabei freigesetzte Kondensationswärme ausschließlich dem Luftpaket zugeführt und es anschließend trockenadiabatisch auf 1000 hPa gebracht würde. Damit kann mit diesem Parameter der Energiegehalt der Luftmasse abgeschätzt werden und eignet sich daher gut als Basisfeld bei der Frontenbestimmung, der natürlich eine Luftmassenanalyse vorausgeht. In Abbildung (c) sieht man eindrücklich die geringeren Werte im Nordosten und die höheren in der Südwesthälfte mit einem Übergangsbereich zwischen der Nordsee und dem westlichen Erzgebirge.

In der energiereicheren Luftmasse und durch den schwachen Tiefdruckeinfluss im Südwesten entwickeln sich daher am heutigen Nachmittag dort vermehrt Schauer und Gewitter, die überwiegend stark mit Sturmböen, Starkregen und kleinem Hagel ausfallen können. Durch die geringe Zuggeschwindigkeit der Gewitter ist aber örtlich auch heftiger Starkregen möglich (Unwetter). In der Nacht klingen die Gewitter langsam ab und gehen teils in schauerartigen Regen über. Der in der energieärmeren Luftmasse befindliche Nordosten bekommt dagegen davon überhaupt nichts mit.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2023
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Die ersten Sommertage

Für die Wärmeliebhaber unter uns hat das lange Warten ein Ende! Am gestrigen Donnerstag (04.05.2023) war es endlich so weit: Zum ersten Mal in diesem Jahr überschritt das Thermometer die 25-Grad-Marke, für einige zugleich der kritische Wert für kurze Hosen, für uns Meteorologen ein „Sommertag“. Die Tabelle der Höchsttemperaturen von über 25 Grad (Abbildung 1) zeigt aber auch, es war ein räumlich eher eng begrenztes Ereignis entlang des Oberrheins und der Mosel. Der Zeitpunkt scheint etwas spät, oder trügt der Schein?

DWD Die ersten Sommertage

Wir ordnen klimatologisch ein und betrachten dafür die aktuell gültige Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020. Abbildung 2 zeigt die jeweiligen Zeitpunkte des ersten Auftretens einer Temperatur von 25 Grad Celsius für die Stationen Hamburg-Fuhlsbüttel, Berlin-Dahlem, Düsseldorf, München-Stadt und Freiburg. Es fällt auf, dass der Zeitpunkt durchaus sehr variabel ist und zwischen Anfang April und Mitte Juli liegt. Generell überschreitet das Thermometer die 25 Grad im Norden und Osten etwas später als im Süden und Westen. Berechnet man einen linearen Trend, ergeben sich für die jeweiligen Stationen durchaus unterschiedliche Entwicklungen innerhalb des Referenzzeitraumes. Während sich in Hamburg und Berlin, also im Norden und Osten des Landes, kaum ein Trend abzeichnet, verschiebt sich der Zeitpunkt des ersten Sommertages im Süden und Westen immer weiter nach vorne. Das wiederum führt dazu, dass die auf Grundlage des linearen Trends zu erwartenden Zeitpunkte immer weiter auseinander driften: Anfang der 90er Jahre waren die ersten „25“ im Mittel zwischen Anfang und Mitte Mai zu erwarten. Während sich daran im Norden und Osten im Verlauf der Jahre wenig geändert hat, liegt der Erwartungswert im Süden und Westen mittlerweile zwischen Mitte und Ende April. Vor allem in den Zeitreihen von Freiburg und Düsseldorf hat sich der Zeitpunkt um rund einen Monat nach vorne verschoben.

DWD Die ersten Sommertage 1

Setzt man also die Entwicklung der letzten Jahre als Maßstab an, war der Zeitpunkt des ersten Sommertages im Südwesten einen guten halben Monat verspätet. Bezogen auf die vieljährigen Mittelwerte bewegen wir uns allerdings auf nicht unüblichem zeitlichem Terrain.

Die Südwesthälfte Deutschlands verbleibt in den nächsten Tagen in der Warmluft, allerdings dämpfen Schauer und Gewitter die Temperaturentwicklung, sodass weitere Sommertage nur noch ganz vereinzelt zu erwarten sind. Nach Nordosten zu schafft es die Warmluft erst gar nicht, sodass man sich dort ohnehin weiter gedulden muss.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.05.2023
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