Neuer Temperaturrekord für Spanien erwartet

Vor einigen Tagen veröffentlichte Copernicus – das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union – neueste, detaillierte Daten über das Klima in Europa und wie es sich verändert. Unter anderem ging aus dem Bericht hervor, dass das Jahr 2022 für viele Regionen in Europa wieder ein Jahr der Extreme war. Der Sommer 2022 war mit 1,4 Grad im Mittel über dem Durchschnitt der heißeste, den es bisher gegeben hatte. Ferner führten fehlende Niederschläge im Frühjahr und Sommer zu einer weitverbreiteten Dürre.

Insbesondere der Südwesten Europas litt vergangenen Sommer unter Hitze und Trockenheit. Diese beherrschen jedoch auch derzeit das Geschehen in Spanien. Der Blick aus dem Weltall macht die Dürre eindrücklich. Die nebenstehende Abbildung (Quelle: ) zeigt die Iberische Halbinsel Ende April im Jahr 2016 und diesen Monat. Während 2016 Spanien und Portugal noch von grüner Landschaft geprägt waren, zeugen die braunen, ausgedörrten Flächen von ausgedehnter Trockenheit.

DWD Neuer Temperaturrekord fuer Spanien erwartet 1

Der Blick auf die Wettermodelle verspricht nichts Gutes. Eine neuerliche Hitzewelle steht Spanien bevor. Bereits Mittwoch dieser Woche könnte der Allzeittemperaturrekord für April in Spaniens Süden eingestellt und sogleich am Donnerstag erneut gebrochen werden. In Sevilla liegt der April-Rekord laut Spanischem Wetterdienst bei 35,4 Grad, in Murcia wurden am 09. April 2011 sogar 37,4 Grad gemessen.

Wie kommt es dazu?

Auf der Vorderseite eines Langwellentroges über dem Nordatlantik wird mit einer süd- bis südwestlichen Strömung heiße Sahara-Luft zur Iberischen Halbinsel geführt. Dieser Trog verharrt gewissermaßen an Ort und Stelle, sodass insbesondere Spanien in den kommenden fünf Tagen im Zustrom der heißen Saharaluft verbleibt. Bezüglich der Temperatur liegen alle(!) Modellberechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Vorhersage am Oberrand des Klimamittels. So etwas haben selbst Meteorologen mit langer Erfahrung selten gesehen. In Andalusien wird es voraussichtlich am heißesten werden. Vorhergesagt werden für Sevilla am Mittwoch Höchstwerte um 36 Grad. Am Donnerstag könnten sogar 38 Grad erreicht werden. Es ist sogar zu befürchten, dass aufgrund der trockenen Böden eine starke Überhitzung eintritt und Modellprognosen sogar übertroffen werden könnten. Höchsttemperaturen nahe 40 Grad sind lokal nicht ausgeschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Bevölkerung Spaniens auf diese neue Hitzewelle entsprechend vorbereitet hat!

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Kommt diese Hitze auch zu uns?

In Deutschland ist in den kommenden Tagen keinesfalls mit einer Hitzewelle zu rechnen. Am heutigen Dienstag liegt Deutschland in einer nordwestlichen Strömung und kalte Meeresluft polaren Ursprungs gelangt zu uns. Diese gerät ab Mittwoch unter Hochdruckeinfluss und wird sich nur langsam erwärmen können. Verbreitete Nachtfröste sind hierzulande wieder ein Thema. Gartenfreunde und Obstbauern müssen bangen, ob und wie viele Pflanzen der Frost in den kommenden Nächten zunichtemacht.

DWD Neuer Temperaturrekord fuer Spanien erwartet 3

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Hoch QUEENIE

Die eingeflossene maritime Polarluft ist unter Hochdruckeinfluss (Hoch QUEENIE) geraten und sie kam dann zur Ruhe. In der vergangenen Nacht konnte man dies spüren, in dem die Temperaturen vor allem in der Mitte Deutschlands verbreitet in den Frostbereich gesunken sind.

DWD Hoch QUEENIE

Die Aprilsonne ist aber schon stark genug, um die Luft kräftig zu erwärmen. Somit klettert das Quecksilber am heutigen Mittwoch auf Werte zwischen 9 und 15 Grad. Das Wetter zeigt sich vielerorts freundlich mit lockeren Wolken. Lediglich im Norden und an den Alpen bleiben die Wolken etwas kompakter und es kommt noch zu vereinzelten leichten Schauern. Der Wind weht im Norden in Böen noch frisch bis stark aus West bis Nordwest. In der Mitte und im Süden ist er noch schwach bis mäßig unterwegs. Im Windschatten kann man dann die Aprilsonne genießen. Aber Achtung, denken Sie an den Sonnenschutz, auch wenn man angesichts der relativ niedrigeren Temperatur nicht unbedingt darauf achtet.

In der kommenden Nacht zeigt sich der Himmel vielerorts klar oder gering bewölkt. Dadurch kommt es erneut zu leichtem Frost. Frostfrei bleibt es an den Küsten und teilweise im Süden unter den dichteren Wolken.

Der Donnerstag ist für viele dank QUEENIE erneut ein sonniger Tag. Ein paar Einschränkungen gibt es weiterhin im Norden, wo noch vereinzelte Schauer möglich sind. Der Wind weht nur schwach und dreht in der Südwesthälfte auf Ost bis Südost. Nur im Nordosten ist der Nordwestwind noch frisch bis stark unterwegs. Während es im Norden und Osten mit 9 bis maximal 14 Grad kühl bleibt, steigen die Temperaturen in der Südwesthälfte auf 15 bis 19 Grad an.

Hoch QUEENIE verliert im weiteren Verlauf zunehmend sein Einfluss auf das Wetter in Deutschland, denn ein Tief bei den Britischen Inseln steht vor der Tür und es hat ordentlich Feuchtigkeit im Gepäck. Mit den aufziehenden Wolken in der Nacht zum Freitag lässt dann von Westen her zwar die Frostgefahr wieder nach, aber mit der Sonne ist am Freitag Schluss und vorbei. Sie wird von kompakten Wolken und einigen Schauern mit Blitz und Donner ersetzt. Vom Schwarzwald über die Bodenseeregion bis zum bayerischen Alpenrand kann es dann sogar längere Zeit und zum Teil auch kräftig regnen. Trotz Regen und Wolken liegen die Höchstwerte zwischen 12 und 20 Grad, dann mit dem Tief gelangt mildere Luft zu uns. In der Nacht zum Samstag ist Frost kein Thema mehr.

DWD Hoch QUEENIE 1

Ein kurzer Ausblick auf das Wochenende: Das Wetter bessert sich etwas. In vielen Regionen bleibt es trocken und die Sonne zeigt sich zwischendurch bei Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad. In den Nächten wird Frost kaum mehr erwartet.

Dipl.-Met Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterrätsel

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Thema des Tages wollen wir ihnen mal auf den Zahn fühlen. Dabei geht es darum, ihr Wetterwissen zu testen. Wer beispielsweise aufmerksam die Themen des Tages gelesen hat, dürfte mit dem folgenden Wetterquiz keine Probleme haben. Der jeweilige Anfangsbuchstabe der richtigen Lösungen ergibt dann am Ende ein Wort, das den Wettercharakter bis weit in die kommende Woche hinein beschreibt.

Frage 1:
Beschreibt den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines kurzen Zeitraumes.

Wetter
Klima
Analyse

Frage 2:
Eine Art von Gewitterzelle, deren Lebensdauer meist nur zwischen 30 und 60 Minuten Bestand hat.

Multizelle
Einzelzelle
Mesoskaliger konvektiver Komplex

Frage 3:
Eine Wolkengattung, die in der Vertikalen ausschaut wie ein Turm oder eine Kuppel. Tritt isoliert auf und ist eine Wasserwolke sowie Haufenwolke.

Nimbostratus
Altocumulus
Cumulus

Frage 4:
Tritt häufiger im Sommer in Zusammenhang mit Gewittern auf und erreicht eine Größe von mitunter mehreren Zentimetern.

Graupel
Eisnadeln
Hagel

Frage 5:
Eine konvektive Erscheinung, die verheerende Schäden anrichten kann und nicht selten großen Hagel, unwetterartigen Starkregen, heftige Böen oder teilweise auch Tornados hervorbringt.

Einzelzelle
Superzelle
Wintergewitter

Frage 6:
Eine Singularität, die in der Regel Mitte Mai auftritt.

Schafskälte
Eisheilige
Hundstage

Frage 7:
Eine Niederschlagsform, die mehrere Stunden anhält.

Landregen
Schauer
Graupelgewitter

Frage 8:
Die Namen Oldenburgia, Nadine und Petra beschreiben

Hochdruckgebiete der vergangenen Wochen
Tiefdruckgebiete der vergangenen Wochen
Hurrikans der vergangenen Wochen

Frage 9:
Bezeichnung für ein Klimagebiet, in dem das vieljährige Mittel des Niederschlags geringer ist als die Verdunstung.

Humid
Arid
Semihumid

Frage 10:
Tag, an dem das Minimum der Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes liegt, aber das Thermometer im Tagesverlauf die 0 Grad-Marke auch mal überschreitet.

Eistag
Frosttag
Sommertag

Frage 11:
Kleinräumige Wirbelwinde, die bis zu 500 km/h erreichen können und sich im Umfeld von Gewittern entwickeln.

Hurrikans
Tornados
Orkane

Sollten Sie an der ein oder anderen Stelle nicht weiterwissen, dann schauen Sie doch mal im Wetterlexikon DWD unter  nach.
Dort gibt es sicherlich einige nützliche Hinweise. Ansonsten hofft der Verfasser, dass Sie Spaß am Quiz hatten und Sie das Lösungswort erraten konnten. Einen kleinen Hinweis zur Lösung gibt es noch. Man kann klassisches Aprilwetter auch mit diesem einen Wort umschreiben.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Nachhallen der Stratosphäre

Das Echo des Major-SSW vom 16.02.2023 mit kompletter Windumkehr des zonal gemittelten zonalen Windes auf 60 Grad Nord und in 10 hPa (ca.31 km Höhe) hallte lange Zeit in der Troposphäre nach und trug im Spätwinter/Frühjahr zur Aufrechterhaltung eines Blocking-Musters über den nördlichen Breiten der Nordhemisphäre bei.

Die troposphärischen Zirkulationsmuster ändern sich gerade erneut, bevorzugt in den mittleren und nördlichen Breiten der Nordhalbkugel. Einige der Veränderungen sind zumindest teilweise noch als Überbleibsel des MajorSSW von Mitte Februar und der damit einhergehenden nachhaltigen Störung der troposphärischen Zirkulation zu erklären (für zusätzliche Informationen siehe: Thema des Tages vom 23.02.2023).

Ein anderer Faktor ist die Finale Stratosphärenerwärmung (Final Warming des stratosphärischen Polarwirbels, SPV, um den 21.04.2023 herum) mit dauerhaftem Umschwenken der zonal gemittelten zonalen Winde auf 60 Grad Nord und in 10 hPa auf Ostwinde und damit im Verlauf auch die saisonal bedingte, aber etwas verspätete (überwiegend strahlunsgbedingte) Auflösung des Polarwirbels in der mittleren und oberen Stratosphäre. Das etwas verspätete Final Warming resultiert u.a. aus dem Major-SSW vom 16.02.2023 (hiernach insgesamt schwächere vertikale Wellenflüsse in die Stratosphäre) und führte bisher zu häufigere Lagen mit NAO bzw. AO negativ im Spätwinter und Frühjahr.

Die neuerliche Blockierung der hohen Breiten (Grönland-Blocking) in der kommenden Woche wird die Anomalien des Luftdrucks über Europa und Nordamerika verändern, wobei die Temperaturen in weiten Teilen der mittleren und östlichen Vereinigten Staaten sowie über Teilen Nord- und teilweise auch Mitteleuropas niedriger als normal ausfallen dürften.

Mehr noch, der Blockierungstrend könnte auch im Mai noch nachhallen, da das Timing der Finalen Stratosphärenerwärmung (mit der troposphärischen Antwort AO-Index stark negativ, z.B. Grönland-Blocking) zusammenfällt mit der Umstellung auf die troposphärische Frühjahrszirkulation in den mittleren sowie allmählich auch in den hohen Breiten. Verbunden ist letzteres mit eher meridionalen Strömungsmustern und ebenso erhöhter Erhaltungsneigung (durch lange planetare Wellen), die sich durch deren große Amplitude teils bis ins Arktisumfeld ausbreiten und dort quasi-stationär liegenbleiben.

So könnten die oben genannten Faktoren die Andauer der beschriebenen Blockierungslagen insgesamt deutlich verlängern. Dieser Umstand ist auch der erweiterten Prognose des EZWMF-Modells für die wöchentlichen Abweichungen der 2m – Temperatur für den Zeitraum 29.Mai bis 05. Juni zu entnehmen. Demnach wird eine negative Temperaturabweichung über Nordeuropa, teils auch über Ost- und Mitteleuropa simuliert. Positive Temperaturabweichungen sind dagegen über dem Nordatlantik und Teilen Grönlands zu verzeichnen.

DWD Das Nachhallen der Stratosphaere

Anhand der aktuell weiterhin gestörten troposphärischen Zirkulation wird die Bedeutung von übergeordneten Faktoren (wie z.B. Zustand des Stratosphärischen Polarwirbels, SPV) für längerfristige Vorhersagen sehr anschaulich deutlich, die bis in den saisonalen Vorhersagebereich reichen können.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Frühlingsintermezzo

Die vergangenen Tage haben uns in Deutschland bereits auf vielfältige Art und Weise in Atem gehalten. Bei teils kräftigem Nord- oder Nordostwind und vermeintlichem Hochdruck – so suggerierten es zumindest die Bodenanalysen – sorgte ein Kaltlufttropfen, also ein mit Kaltluft angereichertes Höhentief, für Ungemach. Dieses äußerte sich zum Beispiel am Morgen des gestrigen Donnerstags, an welchem man den ein oder anderen Mittelgebirgsort weiß angezuckert vorfinden konnte. Es hatte in der Nacht in den höheren Lagen trotz der bereits fortgeschrittenen Jahreszeit nochmals geschneit.

DWD Fruehlingsintermezzo

Aber nicht nur der Schnee spielte eine Rolle. Mit Abzug des Kaltlufttropfens gen Westen (was bei uns Meteorologen im Routinebetrieb übrigens gerne für Verwirrung sorgt, läuft doch der „Regelbetrieb” von West nach Ost) hat die Strömung jetzt allmählich auf südliche Richtungen gedreht und am vergangenen Abend bis in die Nacht für kräftige Regenfälle in einem Streifen ausgehend vom Allgäu über Hessen bis an den Niederrhein gesorgt. Ein weiteres Tüpfelchen auf die Niederschlagsmengen, womit die Gefahr eines neuerlichen Defizits desselbigen zumindest in den betroffenen Regionen erstmal weiterhin niedrig bleibt. Insgesamt fielen dabei meist Mengen zwischen 10 und 15 mm, im Bergland örtlich auch um 20 mm innerhalb weniger Stunden.

DWD Fruehlingsintermezzo 1

Am heutigen Freitag nun stellt sich das Wettergeschehen auf etwas Ähnliches wie „Sommermodus” um. Auch wenn man bezüglich der Temperaturen vielleicht noch nicht soweit ist – die heutigen Gewitter im Westen und Süden muten zumindest so an. Die vorhandene Luftmasse ist hinreichend labil, um für ordentlich Konvektion zu sorgen. Am Alpenrand werden dabei sogar schon CAPE-Werte von über 1000 J/kg erreicht. Dementsprechend sind diese Gewitter mit entsprechenden Begleiterscheinungen garniert. Insbesondere Starkregen und einzelne Sturmböen stehen hier auf dem Menü, am Alpenrand kann es dazu mit den hohen CAPE-Werten auch für größeren Hagel reichen.

Im Norden und Osten des Landes herrscht dagegen eitel Sonnenschein bei sonnigem und trockenem Wetter, dessen Bild höchstens durch ein paar Quellwolken gestört wird. Hier klettern die Temperaturen heute auch entsprechend schon in die Höhe und erreichen Werte um 20 Grad. Nur an den Küsten bleibt es bei vorherrschendem Nordost- bis Ostwind noch recht kühl.

Der morgige Samstag wird dann der bis dato wärmste Tag des Jahres. Dann klettern die Temperaturen fast überall auf Werte von 20 Grad und mehr. Genießen kann man diese Temperaturen vor allem im Norden und Osten des Landes, wo weiterhin Hochdruckeinfluss überwiegt und für weitgehend sonniges Wetter sorgt. Im Südwesten ist dieses Wärmeintermezzo dagegen von kürzerer Dauer. Bereits ab den Vormittagsstunden ziehen von Südwesten erneut schauerartig durchsetzte Regenfälle auf, die sich im weiteren Tagesverlauf ostwärts verlagern. Nach Durchzug dieser Regenfälle kühlt es bereits wieder ab. Aus den Alpen heraus kann sich dabei erneut das ein oder andere Gewitter bilden.

DWD Fruehlingsintermezzo 2

Ab Sonntag geht es dann wieder bergab. Sowohl mit der „Freundlichkeit” des Wetters als auch mit den Temperaturen selbst. Zwar kann gerade im Süden nochmals die Sonne hervorlugen, aber vielerorts wird es eher nass und gewittrig. In der neuen Woche stellt sich dann eine neuerliche tiefdruckdominierte Nordwestlage ein. Das bedeutet: Neuerliche Zufuhr von Kaltluft polaren Ursprungs, entsprechend niedrige Temperaturen, Wind und Regen. Am Dienstag kommt das Quecksilber wahrscheinlich kaum noch über die Marke von 10 Grad hinaus. In den Folgenächten droht gar erneuter Bodenfrost. April eben.

DWD Fruehlingsintermezzo 3

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Frühling geizt mit warmen Tagen

Es ist Mitte April und der Frühling feiert Bergfest. Gefühlt gab es aber bisher kaum Tage, an denen man abends schon mal länger draußen sitzen und den Grill anschmeißen konnte – und zwar ohne, dass man sich in eine dicke Jacke oder Regenmantel einpacken musste. Während sich der April tatsächlich anschickt, ein bezogen auf die vieljährigen Mittelwerte zu kühler Geselle zu werden, verlief der März sowie generell der Start in das Jahr 2023 eigentlich zu mild. Setzt man allerdings die „warmen Tage“ als Maß an, also Tage, an denen mindestens 20 °C erreicht wurden, dann sieht es in diesem Jahr tatsächlich äußerst mau aus.

Repräsentativ sollen an dieser Stelle die DWD-Stationen Hamburg-Fuhlsbüttel, Frankfurt/Main und München-Stadt betrachtet werden. Bis einschließlich Donnerstag, den 20. April, schaffte es das Quecksilber dieses Jahr an keiner der drei Stationen über die 20-Grad-Marke. Die Abbildung 1 zeigt die Statistik der Anzahl warmer Tage mit Temperaturen über 20 °C bis einschließlich 20. April seit 1961. Es fällt auf, dass es vor allem in Frankfurt/Main und München-Stadt, also in der Mitte und im Süden Deutschlands, durchaus selten ist, dass bis zum 20. April noch keine 20 °C erreicht wurden. In Frankfurt beispielsweise gab es seit 1961 nur 10 Jahre, in denen man vergeblich darauf wartete. Insbesondere in den letzten 20 Jahren stellte die 20-Grad-Marke keine echte Hürde mehr dar. In den Jahren 2009, 2014, 2018 und 2020 wurden in Frankfurt an mehr als 10 Tagen 20 °C und mehr gemessen

In Hamburg, also im Norden unseres Landes, sieht das Bild etwas anders aus. Dort gibt es häufiger Jahre, in denen man länger auf die ersten warmen Tage warten muss. Bezogen auf das neue Klimamittel 1991-2020 darf man aber selbst in Hamburg bis zum 20. April 1,5 warme Tage erwarten, in München 3,6 Tage und in Frankfurt sogar 4,7 Tage. Zumindest in den Zeitreihen für Frankfurt und München manifestiert sich die Klimaerwärmung in einem deutlichen Anstieg des Mittelwertes. Insofern ist die diesjährige Flaute an warmen Tagen zumindest in den Niederungen der Mitte und des Südens durchaus als eher ungewöhnlich anzusehen.

DWD Der Fruehling geizt mit warmen Tagen

Nun hat das Wetter aber ein Einsehen und beschert uns am Freitag und Samstag verbreitet – und damit auch an den drei betrachteten Stationen – Temperaturen von über 20 °C und damit die ersten warmen Tage (siehe Abbildung 2). „Besser spät, als nie“, ist man geneigt zu sagen. Noch passender wäre der Spruch allerdings in den Jahren 1954, 1958 und 1997 gewesen, als man in Frankfurt noch bis in den Mai hinein warten musste, bis die „20“ das erste Mal auf den Wetterkarten aufblitzte. Der späteste Termin an der Frankfurter Station war der 9. Mai 1954. Etwas getrübt wird das Frühlingswetter in der Westhälfte, wo Schauer und Gewitter gegebenenfalls Regenschutz notwendig machen.

DWD Der Fruehling geizt mit warmen Tagen 1

Schauer hin, Gewitter her: Spätestens am Samstag sollte es keine Ausreden mehr geben: Ab nach draußen und den Grill anfeuern. Auch wenn Sie kein Freund des „Grillsportes“ sind, sollten Sie die Frühlingswärme auf jeden Fall nutzen, denn sie ist äußerst flüchtig: Zur neuen Woche kündigt sich der nächste Temperatursturz an.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Potpourri des Wetters

Wer wie ich ständig einen Ohrwurm hat, der „hört“ zurzeit vielleicht auch häufiger Herbert Grönemeyers „Was soll das?“. Dass ein April eher unbeständig ist, mit Auf und Ab bei der Temperatur und mal Sonne, mal Regen, ist hinlänglich bekannt und auch mir nicht fremd. Aber dass wir permanent quasi vom mitteleuropäischen Winter in den Sommer und zurück wechseln, ist dann doch auf Dauer etwas viel.

In unserer täglichen Wetterbesprechung tauchen wieder die Worte „Glätte“ und „Schneefall“ auf, an einem 19. April. Die Straßenwinterwettersaison hat eigentlich schon geendet. Jetzt reden wir über Glätte in den mittleren und hohen Lagen der Mittelgebirge und ich meine nicht den Hochschwarzwald oder Bayerischen Wald, sondern Harz, Thüringer Wald, Spessart und Rothaargebirge. Regionen, in denen im Winter der Wintersport zu kurz kam und man sich ernsthaft Gedanken um die Zukunft macht.

Grund für den Kälteeinbruch ist ein Kaltlufttropfen, auch Höhentief genannt. Wie der Name schon sagt, ist es im Bodendruckfeld nicht zu finden, lässt sich aber zum Beispiel auf Temperatur- und Geopotentialkarten von 850 oder 500 Hektopascal gut erkennen.

DWD Potpourri des Wetters

Wir liegen aktuell am Südrand eines umfangreichen Hochdruckgebietes über Nordeuropa. Von diesem tropfte ein Gebiet kalter Luft ab, welches ab den Mittwochabendstunden in östlicher Strömung westwärts über uns hinwegziehen wird.

DWD Potpourri des Wetters 1

Dabei kommt es zu Regen- und in kalter Luft auch zu Schneefällen. Die Schneefallgrenze sinkt vorübergehend bis nahe 400 Meter. Da die Böden aber angewärmt sind, bleibt der Schnee in diesen Lagen voraussichtlich nicht liegen. Erst in den höheren Lagen ab etwa 600 bis 800 Metern kann sich je nach Niederschlagsintensität kurzzeitig eine dünne Schneedecke bilden. Auf Gras eher als auf Straßen und Wegen, aber Glätte ist möglich. Kalt wird es allemal und so muss man sich eine weitere Nacht Gedanken um die lieben Pflanzen im Garten machen. Wer kann, sollte abdecken oder reinholen. Vor allem im Bergland und gebietsweise auch im Süden gibt es Luftfrost, sonst über der Mitte und im Süden Frost in Bodennähe.

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Auch an den Alpen schneit es wieder, eine Schneedecke bildet sich dort voraussichtlich oberhalb von 1000 Metern und es können sich bis Donnerstagabend ein paar Zentimeter akkumulieren.

DWD Potpourri des Wetters

Am Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen weiter über Benelux und Nordfrankreich in den Ärmelkanal. Bei uns beruhigt sich also von Osten her das Wetter. Vor allem im Westen und Süden gibt es aber anfangs noch ein paar Regen-, im Bergland
Schnee- oder Schneeregenfälle. Wer früh raus muss und in höheren Lagen von Eifel, Hunsrück oder Rothaargebirge wohnt, der sollte ein Auge auf Glätte haben.

DWD Potpourri des Wetters 3

Temperaturmäßig machen wir am Donnerstag in der Südwesthälfte des Landes keine großen Sprünge, im Osten ist die Luft schon wieder milder und Tagesmaxima von über 10 Grad sind möglich.

Am Freitag liegt das Höhentief über Südengland und wird allmählich von einem Bodentief vereinnahmt. Bei uns fließt wieder deutlich mildere Luft ins Land, die Tageshöchstwerte erreichen deutlich über 15 Grad. Am Samstag sind gar verbreitet
um 20 Grad zu erwarten. Allerdings macht sich im Tagesverlauf von Westen her ein Tiefdruckgebiet mit dichteren Wolken und Schauern oder auch Gewittern bemerkbar.

Wir steuern also vom Winter in der Wochenmitte Richtung Sommer am Wochenende.
Der geschätzte Kollege aus der Mittelfrist (Synoptische Übersicht Mittelfrist vom 19.04.2023)
hat für die nächste Woche einen weiteren Schwall kalter Luft „gefunden“, der erneut für Schneefall und teils frostige Nächte sorgen kann.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tornados in Deutschland

Einleitung – Tornados 2023 bisher

Die ersten Tornados im Jahr 2023 sind bereits aufgetreten. Da waren zum einen die in den Medien doch recht präsenten Tornados in Mittelhessen am 26. März (Annerod und Wetzlar) der Stärke F1 sowie zwei Tornados am 01. Februar (Lashorst: F2, Hinte: F1). Die in Deutschland statistisch klassischen Tornadomonate stehen aber erst noch bevor. Eine gute Gelegenheit also ein wenig in die Statistikkiste zu schauen.

Datenbasis und gesammelte Tornadofälle

Fangen wir zunächst einmal mit der Datenbasis der folgenden Statistiken an. Gesammelt werden Tornados in der Europäischen Unwetterdatenbank (ESWD – European Severe Weather Database), die vom ESSL (European Severe Storms Laboratory – Europäisches Unwetterlabor) betrieben wird. Schaut man in diese Datenbank, so findet man dort aktuell insgesamt 2477 Einträge. Der erste dokumentierte Tornadofall stammt aus dem Jahr 689.

DWD Tornados in Deutschland

Bis etwa zum Jahr 2000 bleibt die Anzahl der dokumentierten Tornadofälle noch recht übersichtlich. Etwa zur Jahrtausendwende kamen dann mehrere Ereignisse zusammen, die eine deutlich bessere Dokumentation zuließen. Da war zum einen das Aufkommen der Digitalfotografie und zum anderen das Internet. Dadurch war ein Austausch von Tornadofällen auch mit Bildern deutlich einfacher. Unter anderem hat man sich in Wetterforen ausgetauscht. Mittlerweile ist quasi jeder mit einem Handy ein potentieller Tornadofotograf. Hinzu kam die Gründung von Skywarn Deutschland 2003, deren Mitglieder sich gezielt mit der Verfolgung und Dokumentation von Unwettern beschäftigen – auch bekannt als „Gewitterjäger“. Eine professionelle Aufarbeitung von Tornadofällen kam mit der Gründung der Tornadoarbeitsgruppe im Jahr 2007 in Gang. In den vergangenen Jahren leistete auch die Seite tornadomap.eu (Hendrik Sass) einen wichtigen Beitrag zur Kartierung und Analyse von deutschen Tornadofällen.

DWD Tornados in Deutschland 1

Wie viele Tornados gibt es im Jahr?

Berücksichtigt man diese Dinge, dann lässt sich festhalten, dass brauchbare Statistiken rund um Tornados in Deutschland etwa ab dem Jahr 2000 zur Verfügung stehen. Diese Daten sind damit auch die Grundlage für die folgenden Statistiken.
Im Mittel gibt es zwischen 2001 und 2022 jährlich etwa 47 Tornados in Deutschland, davon sind etwa 17 Wasserhosen (Tornados über Wasser). Tornados lassen sich nach Ihrer Stärke kategorisieren. Einteilen lassen sich Tornados zum Beispiel nach der Fujita Skala in Stärke F0 (64-116 km/h) bis F5 (419-512 km/h). F5 Tornados sind äußerst selten. In der Datenbank lassen sich gerade einmal zwei Fälle finden (29.6.1764 in Woldegk und 23.04.1800 in Dittersdorf), aber auch bei F4 Tornados sind nur elf Fälle dokumentiert, der letzte in Bad Liebenwerda in Thüringen (24.05.1979). Bei den F3 Tornados gibt etwa alle zwei Jahre einen Fall. Interessanter wird es bei den F2 Tornados. In der Statistik von 2001 bis 2022 finden sich durchschnittlich etwa fünf Ereignisse pro Jahr. Hinzu kommen im Schnitt elf F1 und knapp sieben F0 Tornados. Der größte Anteil der Fälle wird allerdings „unbekannt“ geführt. Das kann daran liegen, dass der Fall nicht näher untersucht wurde oder es keine Bilder zur genauen Beurteilung gab. Mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit kann aber angenommen werden, dass es sich um schwache Tornados gehandelt hat. Daher wurden diese in den folgenden Statistiken auch den schwachen Tornados (F0 und F1) zugeordnet.

DWD Tornados in Deutschland 2

Gibt es eine Zunahme der Tornadofälle in Deutschland?

Eine weitere Erkenntnis liefern die „Tornadostripes“ auch noch. Man sieht, dass es mal schwächere und mal stärkere Phasen gibt. In den vergangenen Jahren war das Aufkommen der Tornados in Deutschland tatsächlich eher unterdurchschnittlich. Im Jahr 2022 gab es beispielsweise 34 Fälle, wobei alleine sieben Fälle am Tag des „Paderborntornados“ auftraten . Damit lässt sich auch festhalten: Es gibt bisher keine Zunahme von Tornados in Deutschland infolge des Klimawandels, weder bei der Stärke, noch bei der Anzahl.
Auch zu erwähnen ist, dass es neben den dokumentierten Tornadofällen auch noch eine Dunkelziffer gibt. Um wie viele es sich tatsächlich handelt, ist schwierig zu sagen. Es dürften aber wenigstens ein Duzend sein. Jedes Jahr gibt es zahlreiche Verdachtsfälle (ein Vielfaches der offiziellen Zahlen). Bei diesen Fällen ist es nicht möglich das Auftreten eines Tornados nachzuweisen. Zum Beispiel, weil man nicht weiß, ob ein Wirbel Bodenkontakt hatte. Diese Fälle werden unter  gesammelt.

DWD Tornados in Deutschland 3

Wann treten Tornados im Jahresverlauf hauptsächlich auf?

Schaut man sich den Jahresverlauf der Tornadozahlen an, so sieht man, dass die meisten Tornados zwischen Mai und August auftreten. Dabei muss man allerdings unterscheiden. So treten „schwache“ Tornados (F0 und F1) schwerpunktmäßig im Juni und Juli auf, während starke Tornados (F2 und stärker) ihr Maximum im Monat Mai haben. Der August ist schließlich der Monat für Wasserhosen schlechthin. Fast die Hälfte aller seit 2001 dokumentierten Wasserhosen treten im August auf.

DWD Tornados in Deutschland 4

Zu welcher Tageszeit gibt es die meisten Tornados?

Nun noch ein Blick auf den Tagesgang. Nicht überraschend treten die meisten Tornados in den Nachmittags- und Abendstunden auf. Diese Zeit fällt auch mit dem Maximum der solaren Einstrahlung und (damit) dem Maximum der Gewitteraktivität zusammen. Auffällig ist dabei, dass starke Tornados tendenziell etwas später am Tag auftreten. Bei den Wasserhosen gibt es ein viel breiteres Spektrum an Zeiten, wann man diese beobachten kann. Herausarbeiten lässt sich neben einem Minimum um die Mittags- bzw. frühe Nachmittagszeit, ein Hauptmaximum am Vormittag. Dass nachts kaum Wasserhosen in der Datenbank zu finden sind, lässt sich recht einfach erklären: Man sieht sie einfach nicht. Es ist also davon auszugehen, dass daraus auch eine gewisse Dunkelziffer resultiert.

DWD Tornados in Deutschland 5

Nun aber genug zu Statistiken. Entscheidend für das Auftreten von Tornados ist vor allem, dass die passenden Zutaten zusammenkommen. Und da ist es egal, welcher Monat im Jahr gerade ist. Dies hat gerade das laufende Jahr wieder gezeigt. Obwohl im Februar statistisch gesehen nur 1 % aller starken Tornados im Jahresverlauf registriert werden, hat der starke Tornado von Lashorst zu größeren Schäden geführt.

Dipl.-Met Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.04.2023
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Bergwetter Teil 2: Interpretationshilfen für die Bergtour

Im ersten Teil zum Bergwetter (siehe Thema des Tages vom 14.04.2023) haben wir bereits festgehalten, dass eine gute Vorbereitung für eine Wandertour mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen beginnt, sodass von vornherein gefährliche Wettersituationen erkannt und vermieden werden können.

Generell ist es ratsam, Wanderungen nur bei trockenem Wetter zu unternehmen. Denn bereits leichter Regen kann für matschige und rutschige Wege sorgen, sodass die Gefahr steigt, zu stürzen. Wer bei leichtem Regen dennoch nicht auf seine Tour verzichten möchte, ist mit festem und wasserdichtem Schuhwerk sowie wasserfester Kleidung gut beraten. Dabei ist es sinnvoll, sich nur auf talnahen Wegen aufzuhalten und schwieriges Gelände zu umgehen. Auch die Temperaturentwicklung über den Tag und auch in der Höhe sollte bei der Auswahl der richtigen Kleidung berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist es auch ratsam sich über die Höhe der Nullgrad- und Schneefallgrenze zu informieren, sodass man beispielsweise bei einem Kaltfrontdurchgang nicht vom Schnee überrascht wird. Kommt dazu noch starker Wind ins Spiel, sollte der Windchill-Effekt nicht unterschätzt werden. Bereits bei -5 Grad können Erfrierungen an besonders exponierten Körperteilen auftreten.

Veränderungen des Luftdrucks sind ein untrügliches Zeichen für einen bevorstehenden Wetterumschwung. Das Problem dabei ist jedoch, dass man Luftdruck nicht sehen kann. Aber dafür gibt es ja Barometer, die mittlerweile so klein sind, dass man sie in der Hosentasche verstauen kann oder die in Armbanduhren oder als App auf dem Mobiltelefon integriert sind. Langsam sinkender Luftdruck ist ein untrügliches Zeichen, dass eine Schönwetterphase sich ihrem Ende zuneigt. Bei sehr rapide fallendem Luftdruck von durchaus 1 bis 2 hPa sollten insbesondere im Sommer die Alarmglocken läuten, denn dann könnte ein nahendes Gewitter im Anmarsch sein. Bei gleichbleibendem oder steigendem Luftdruck bleibt das Wetter zumindest beständig oder es tritt eine Wetterverbesserung ein.

Während der Wanderung lohnt es sich zudem immer, den Himmel im Blick zu behalten. Kenntnisse über die verschiedenen Wolkentypen geben Indizien über bevorstehenden Wetterveränderungen, sodass insgesamt das Wetter etwas besser eingeschätzt werden kann. Informationen zu den Wolkenarten und Gattungen und ihrer Interpretation finden Sie beispielsweise im Thema des Tages vom 06.03.2020 sowie in unserem Glossar zum Thema Wolken.

Gemeinsam mit den Wolken sollte auch die Windentwicklung berücksichtigt werden. In den Bergen weht der Wind vor allem nachts und frühmorgens als Bergwind von den Hängen ins Tal. Tagsüber kommt bei stabilem Hochdruckwetter Hang- und Talwind auf. Ebenso kann grade in den Nordalpen auch die Windrichtung etwas über die Wetterveränderung aussagen. Kommt der Wind etwa aus Nordost bis Ost verspricht das in vielen Fällen gutes Bergwetter. Wind aus West bis Süd hingegen lässt auf ein nahendes Tief schließen. Zumindest in den Nordalpen ist Südwind typisch für Föhn-Wetterlagen. Sicherheit gibt es aber erst, wenn der Wind über eine etwas längere Zeit beobachtet wird. Grundsätzlich deutet jede Änderung der Windrichtung auf einen Wetterwechsel hin.

Um das Risiko zu minimieren im Sommer in ein Gewitter zu geraten, ist es sinnvoll, die Tour möglichst früh am Morgen zu beginnen. Spätestens zum Mittag sollte man den Gipfel erreicht haben und den Rückweg antreten. In der Regel ist das Gewitterpotential zum Nachmittag und Abend am höchsten. Ziehen im Laufe des Tages Wolken auf, die schnell in die Höhe wachsen, sollte man die Lage im Blick behalten. Die Abbildung zeigt beispielhaft den Aufzug einer Gewitterfront an der Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein.

DWD Bergwetter Teil 2 Interpretationshilfen fuer die Bergtour scaled

Wer trotz aller Vorsorge in ein Gewitter gerät, sollte zum Eigenschutz bestimmte Verhaltensregeln vor Blitzschlag beachten. Zunächst ist es ratsam die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu zählen. Sind es weniger als 30 Sekunden, dann ist das Gewitter näher als zehn Kilometer. Rasch sollte man die nächste Schutzhütte finden und sich in Sicherheit bringen, denn es können auch mehrere Kilometer entfernt vom eigentlichen Gewitterzentrum Blitze einschlagen. Zelte bieten hingegen keinen Schutz. Die Metallstangen können ganz im Gegenteil sogar einen Blitzeinschlag wahrscheinlicher machen. Im Hochgebirge sind besonders blitzanfällige Geländeformen wie Gipfel, Grate, bewuchsfreie oder wasserführende Bereiche möglichst zu meiden. Wer es nicht mehr schafft, sich unverzüglich von diesen Gefahrenstellen zu entfernen, sollte eine Schutzhaltung einnehmen. Mit angezogenen Beinen und Armen ist es empfehlenswert sich auf die Fußspitzen zu kauern. Besser ist es sogar noch eine Isomatte oder Rucksack unter die Füße zu bringen. Insgesamt bietet so der Körper möglichst wenig Angriffsfläche und zwischen den Füßen entsteht keine lebensgefährliche Schrittspannung. Gegenstände die Metall enthalten (z.B. Wanderstöcke, Zelte, Regenschirme o.ä.) sollten möglichst weit vom Körper entfernt liegen.

Mit den Interpretationshilfen und dem richtigen Verhalten bei Gefahren durch Wetter im alpinen Gelände wird die nächste Bergtour gewiss zu einer sicheren und schönen Erfahrung.

M.Sc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der DWD im Deutschen Bundestag

Am 11. November 1952 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Errichtung des Deutschen Wetterdienstes. Der 70. Geburtstag gab nun den Anlass, genau dort, wo die Geschichte des DWD seinen Anfang nahm, eine Ausstellung ins Leben zu rufen: Im Deutschen Bundestag. Ziel ist es, der Bevölkerung unter dem Motto „70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ die Geschichte, die Aufgaben und die Leistungen des Deutschen Wetterdienstes zu präsentieren und einen Einblick in die tägliche Arbeit zu gewähren.

Fragen wie „Wie entsteht eine Wettervorhersage?“, „Welche Aufgaben haben Meteorologen am Flughafen oder an Bord eines Schiffes?“ oder „Wie wird sich das Klima in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verändern?“ bleiben garantiert nicht unbeantwortet.

Folgende sieben Stationen gibt es dabei zu entdecken:
– Station 1: Der DWD – im Dienst der Menschen
– Station 2: Meteorologische Informationen – eine Frage von Wissen und Technologie
– Station 3: Die frühe Forschung fängt den Sturm
– Station 4: Wettervorhersage für Land, Luft & See
– Station 5: Unwetterwarnungen retten Leben
– Station 6: Klima verstehen, Zukunft vorbereiten
– Station 7: Klimawandel erfordert Anpassung und Klimaschutz

Natürlich ist es möglich, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden – oder aber man nimmt an einer Führung (Montag bis Freitag um 10 und 14 Uhr; Di.+Do. zusätzlich um 12 Uhr) teil. Wer lieber einem der zahlreichen Vorträge lauschen möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten:

– „Vom Schamanen zum Supercomputer – Wie entsteht eine Wettervorhersage?“
– „Schneller, genauer, zuverlässiger – Die Entwicklung der Wettervorhersage in den letzten 20 Jahren“
– „Beobachtete und zu erwartende Klimaänderungen in Deutschland“
– „See- und Bordwetterdienst im DWD
– „Die Arbeit der Bordmeteorologinnen und -meteorologen auf der POLARSTERN während der MOSAiC-Expedition“
– „Agrarmeteorologische Leistungen und Produkte des DWD. Beitrag zur Sicherstellung einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion“
– „Das Montrealer Abkommen zum Schutz der Ozonschicht: Eine internationale Erfolgsgeschichte“
– „Vegetation im Umbruch. Massive Veränderungen der Pflanzenentwicklung durch den Klimawandel“
– „Das Wetter wird extremer – Stärkere Tornados auch in Deutschland?“
– „Sturm, Gewitter, Glatteis – so warnt der DWD
– „Haben wir es zukünftig häufiger mit Wetterextremen zu tun?“
– „Innovative Wetter- und Klimadienste für eine sichere Energieversorgung“
– „Flugsicherung im DWD – Nicht Alltägliches aus dem Alltag des Flugwetterdienstes“
– „Flugwetter & unbemannte Luftfahrt“
– „Zunehmende Austrocknung der Böden in Deutschland und mögliche Folgen für Land- und Forstwirtschaft“
– „Manchmal auf Leben und Tod – Die individuelle Flugwetterberatung“

Die Ausstellung findet im Paul-Löbe-Haus statt, ist kostenlos und montags bis freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zu den Stationen, zu Vortragszeiten und zur notwendigen Anmeldung finden sich unter .

Wenn Sie also in den nächsten vier Wochen in Berlin unterwegs sind, schon immer mal Freunde oder Familie in der Hauptstadt besuchen wollten oder einfach so Lust auf eine interessante Ausstellung mit spannenden Vorträgen haben, nutzen Sie doch die Gelegenheit und kommen vorbei! Wir freuen uns auf Sie!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst